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Bundesgesetz
über die Weiterbildung
(WeBiG)

vom 20. Juni 2014 (Stand am 1. Januar 2017)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 61a Absatz 2, 63a Absatz 5, 64aund 66 Absatz 2
der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 15. Mai 20132,

beschliesst:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Zweck und Gegenstand  

1 Mit die­sem Ge­setz soll die Wei­ter­bil­dung als Teil des le­bens­lan­gen Ler­nens im Bil­dungs­raum Schweiz ge­stärkt wer­den.

2 Die­ses Ge­setz:

a.
legt Grund­sät­ze über die Wei­ter­bil­dung fest;
b.
legt Vor­aus­set­zun­gen für die Aus­rich­tung von Fi­nanz­hil­fen durch den Bund fest;
c.
be­stimmt, wie der Bund die Er­for­schung und die Ent­wick­lung der Wei­ter­bil­dung för­dert;
d.
re­gelt die För­de­rung des Er­werbs und des Er­halts von Grund­kom­pe­ten­zen Er­wach­se­ner durch den Bund.

3 Im Üb­ri­gen re­gelt und för­dert der Bund die Wei­ter­bil­dung über die Spe­zi­al­ge­setz­ge­bung.

Art. 2 Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz gilt für den ge­sam­ten Be­reich der Wei­ter­bil­dung, so­weit die nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen kei­ne an­de­re Re­ge­lung vor­se­hen.

2 Die Um­set­zung der Grund­sät­ze die­ses Ge­set­zes im Hoch­schul­be­reich bleibt in der Zu­stän­dig­keit der ge­mein­sa­men hoch­schul­po­li­ti­schen Or­ga­ne nach dem Hoch­schul­för­de­rungs- und -ko­or­di­na­ti­ons­ge­setz vom 30. Sep­tem­ber 20113.

Art. 3 Begriffe  

In die­sem Ge­setz be­deu­ten:

a.
Wei­ter­bil­dung (nicht­for­ma­le Bil­dung):struk­tu­rier­te Bil­dung aus­ser­halb der for­ma­len Bil­dung;
b.
for­ma­le Bil­dung: staat­lich ge­re­gel­te Bil­dung, die:
1.
in der ob­li­ga­to­ri­schen Schu­le statt­fin­det, oder
2.
zu ei­nem der fol­gen­den Ab­schlüs­se führt:
zu ei­nem Ab­schluss der Se­kun­dar­stu­fe II, zu ei­nem Ab­schluss der hö­he­ren Be­rufs­bil­dung oder zu ei­nem aka­de­mi­schen Grad,
zu ei­nem Ab­schluss, der Vor­aus­set­zung für ei­ne staat­lich re­gle­men­tier­te be­ruf­li­che Tä­tig­keit bil­det;
c.
struk­tu­rier­te Bil­dung: Bil­dung na­ment­lich in or­ga­ni­sier­ten Kur­sen, mit Lern­pro­gram­men und ei­ner de­fi­nier­ten Lehr-Lern-Be­zie­hung;
d.
in­for­mel­le Bil­dung: Kom­pe­ten­zen, die aus­ser­halb struk­tu­rier­ter Bil­dung er­wor­ben wor­den sind.
Art. 4 Ziele  

Der Bund ver­folgt in der Wei­ter­bil­dung ge­mein­sam mit den Kan­to­nen die fol­gen­den Zie­le:

a.
die In­itia­ti­ve der Ein­zel­nen, sich wei­ter­zu­bil­den, un­ter­stüt­zen;
b.
Vor­aus­set­zun­gen schaf­fen, die al­len Per­so­nen die Teil­nah­me an Wei­ter­bil­dung er­mög­li­chen;
c.
die Ar­beits­markt­fä­hig­keit ge­ring qua­li­fi­zier­ter Per­so­nen ver­bes­sern;
d.
güns­ti­ge Rah­men­be­din­gun­gen für die öf­fent­lich-recht­li­chen und die pri­va­ten An­bie­te­rin­nen und An­bie­ter von Wei­ter­bil­dung schaf­fen;
e.
die Ko­or­di­na­ti­on der von Bund und Kan­to­nen ge­re­gel­ten und un­ter­stütz­ten Wei­ter­bil­dung si­cher­stel­len;
f.
die in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen der Wei­ter­bil­dung ver­fol­gen, die na­tio­na­len und in­ter­na­tio­na­len Ent­wick­lun­gen ver­glei­chen und mit Blick auf ih­re Wirk­sam­keit be­ur­tei­len.

2. Abschnitt: Grundsätze

Art. 5 Verantwortung  

1 Der ein­zel­ne Mensch trägt die Ver­ant­wor­tung für sei­ne Wei­ter­bil­dung.

2 Die öf­fent­li­chen und die pri­va­ten Ar­beit­ge­ber be­güns­ti­gen die Wei­ter­bil­dung ih­rer Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter.

3 Bund und Kan­to­ne tra­gen in Er­gän­zung zur in­di­vi­du­el­len Ver­ant­wor­tung und zum An­ge­bot Pri­va­ter da­zu bei, dass sich Per­so­nen ih­ren Fä­hig­kei­ten ent­spre­chend wei­ter­bil­den kön­nen.

4 Sie re­geln die Wei­ter­bil­dung, so­weit die Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben dies er­for­dert.

Art. 6 Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung  

1 Die An­bie­te­rin­nen und An­bie­ter von Wei­ter­bil­dung tra­gen die Ver­ant­wor­tung für Qua­li­täts­si­che­rung und Qua­li­täts­ent­wick­lung.

2 Bund und Kan­to­ne kön­nen Ver­fah­ren der Qua­li­täts­si­che­rung und der Qua­li­täts­ent­wick­lung un­ter­stüt­zen, um bei den Bil­dungs­gän­gen und Ab­schlüs­sen in der Wei­ter­bil­dung Trans­pa­renz und Ver­gleich­bar­keit zu schaf­fen.

3 Die Qua­li­täts­si­che­rung und die Qua­li­täts­ent­wick­lung in von Bund oder Kan­to­nen ge­re­gel­ter und un­ter­stütz­ter Wei­ter­bil­dung sind ins­be­son­de­re in den fol­gen­den Be­rei­chen si­cher­zu­stel­len:

a.
bei der In­for­ma­ti­on über die An­ge­bo­te;
b.
bei der Qua­li­fi­ka­ti­on der Aus­bild­ne­rin­nen und Aus­bild­ner;
c.
in den Lern­pro­gram­men;
d.
in den Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren.
Art. 7 Anrechnung von Bildungsleistungen an die formale Bildung  

1 Bund und Kan­to­ne sor­gen in Zu­sam­men­ar­beit mit den in­vol­vier­ten aus­bil­dungs- und prü­fungs­re­le­van­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen der Ar­beits­welt so­wie den hoch­schul­po­li­ti­schen Or­ga­nen im Sin­ne des Hoch­schul­för­de­rungs- und -ko­or­di­na­ti­ons­ge­set­zes vom 30. Sep­tem­ber 20114 für trans­pa­ren­te Ver­fah­ren zur An­re­chen­bar­keit von Wei­ter­bil­dung und in­for­mel­ler Bil­dung an die for­ma­le Bil­dung.

2 Bund und Kan­to­ne för­dern die Durch­läs­sig­keit und Mo­da­li­tä­ten zur Leis­tungs­va­li­die­rung.

3 Sie be­zeich­nen die Or­ga­ne, wel­che die Kri­te­ri­en für die An­re­chen­bar­keit fest­le­gen und für die Trans­pa­renz sor­gen.

Art. 8 Verbesserung der Chancengleichheit  

Bund und Kan­to­ne sind be­strebt, mit der von ih­nen ge­re­gel­ten oder un­ter­stütz­ten Wei­ter­bil­dung ins­be­son­de­re:

a.
die tat­säch­li­che Gleich­stel­lung von Frau­en und Män­nern zu ver­wirk­li­chen;
b.
den be­son­de­ren Be­dürf­nis­sen von Men­schen mit Be­hin­de­run­gen Rech­nung zu tra­gen;
c.
die In­te­gra­ti­on von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern zu er­leich­tern;
d.
den Wie­der­ein­stieg ins Be­rufs­le­ben zu er­leich­tern.
Art. 9 Wettbewerb  

1 Die staat­li­che Durch­füh­rung, För­de­rung oder Un­ter­stüt­zung von Wei­ter­bil­dung darf den Wett­be­werb nicht be­ein­träch­ti­gen.

2 Sie be­ein­träch­tigt den Wett­be­werb nicht, wenn die Wei­ter­bil­dung un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Qua­li­tät, Leis­tung und Spe­zia­li­tät:

a.
zu min­des­tens kos­ten­de­cken­den Prei­sen an­ge­bo­ten wird; oder
b.
nicht im Wett­be­werb mit pri­va­ten, nicht sub­ven­tio­nier­ten An­ge­bo­ten steht.

3 Be­ein­träch­ti­gun­gen des Wett­be­werbs sind zu­läs­sig, so­fern sie durch ein über­wie­gen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­se ge­recht­fer­tigt sind, ver­hält­nis­mäs­sig sind und auf ei­ner ge­setz­li­chen Grund­la­ge be­ru­hen.

3. Abschnitt: Voraussetzungen für die Ausrichtung von Finanzhilfen durch den Bund

Art. 10  

1 Der Bund kann im Rah­men der Spe­zi­al­ge­setz­ge­bung Fi­nanz­hil­fen für Wei­ter­bil­dun­gen leis­ten, wenn:

a.
für sie ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­steht;
b.
das An­ge­bot oh­ne die Fi­nanz­hil­fen des Bun­des nicht oder nicht aus­rei­chend zu­stan­de kommt;
c.
die Zie­le und die Kri­te­ri­en der staat­li­chen Un­ter­stüt­zung der Wei­ter­bil­dung fest­ge­legt sind;
d.
die Grund­sät­ze die­ses Ge­set­zes ein­ge­hal­ten sind; und
e.
die Wirk­sam­keit der Fi­nanz­hil­fe re­gel­mäs­sig über­prüft wird.

2 Er leis­tet Fi­nanz­hil­fen nach­fra­ge­ori­en­tiert. Die Spe­zi­al­ge­setz­ge­bung kann Aus­nah­men vor­se­hen.

4. Abschnitt: Erforschung und Entwicklung der Weiterbildung

Art. 11 Ressortforschung des Bundes  

Die Res­sort­for­schung des Bun­des in der Wei­ter­bil­dung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 16 Ab­satz 2 Buch­sta­ben b–d des Bun­des­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 20125 über die För­de­rung der For­schung und der In­no­va­ti­on.

Art. 12 Finanzhilfen an Organisationen der Weiterbildung  

1 Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on (SBFI) kann für In­for­ma­ti­ons- und Ko­or­di­na­ti­ons­auf­ga­ben, für die Qua­li­täts­si­che­rung und Qua­li­täts­ent­wick­lung so­wie für die Ent­wick­lung der Wei­ter­bil­dung im Rah­men der be­wil­lig­ten Kre­di­te Fi­nanz­hil­fen an Or­ga­ni­sa­tio­nen der Wei­ter­bil­dung ge­wäh­ren oder mit ih­nen Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen.

2 Fi­nanz­hil­fe an ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on der Wei­ter­bil­dung wird nur ge­währt, wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on:

a.
ge­samtschwei­ze­risch tä­tig ist; und
b.
nicht ge­win­n­ori­en­tiert ist.

3 Der Bun­des­rat legt wei­te­re Kri­te­ri­en für die Ge­wäh­rung der Fi­nanz­hil­fen fest.

5. Abschnitt: Erwerb und Erhalt von Grundkompetenzen Erwachsener

Art. 13 Grundkompetenzen Erwachsener  

1 Grund­kom­pe­ten­zen Er­wach­se­ner sind Vor­aus­set­zun­gen für das le­bens­lan­ge Ler­nen und um­fas­sen grund­le­gen­de Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten in den fol­gen­den Be­rei­chen:

a.
Le­sen, Schrei­ben und münd­li­che Aus­drucks­fä­hig­keit in ei­ner Lan­des­spra­che;
b.
Grund­kennt­nis­se der Ma­the­ma­tik;
c.
An­wen­dung von In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gi­en.

2 Die An­bie­te­rin­nen und An­bie­ter von Kur­sen zum Er­werb und zum Er­halt von Grund­kom­pe­ten­zen Er­wach­se­ner sor­gen für ei­ne pra­xis­na­he Aus­ge­stal­tung des An­ge­bots, in­dem sie im All­tag re­le­van­te ge­sell­schaft­li­che, wirt­schaft­li­che und recht­li­che The­men in die Ver­mitt­lung von Grund­kom­pe­ten­zen Er­wach­se­ner ein­be­zie­hen.

Art. 14 Ziel  

1 Der Bund setzt sich ge­mein­sam mit den Kan­to­nen da­für ein, Er­wach­se­nen den Er­werb und den Er­halt von Grund­kom­pe­ten­zen zu er­mög­li­chen.

2 Bund und Kan­to­ne be­zie­hen da­bei die Or­ga­ni­sa­tio­nen der Ar­beits­welt mit ein.

Art. 15 Zuständigkeit und Koordination  

1 Bund und Kan­to­ne för­dern den Er­werb und den Er­halt von Grund­kom­pe­ten­zen Er­wach­se­ner im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten.

2 Sie stel­len die in­ter­in­sti­tu­tio­nel­le Zu­sam­men­ar­beit bei der Ent­wick­lung und Durch­füh­rung von An­ge­bo­ten zum Er­werb und zum Er­halt von Grund­kom­pe­ten­zen Er­wach­se­ner si­cher und ko­or­di­nie­ren de­ren För­de­rung.

Art. 16 Finanzhilfen an die Kantone  

1 Das SBFI kann in Er­gän­zung zu Mass­nah­men nach der Spe­zi­al­ge­setz­ge­bung Fi­nanz­hil­fen an die Kan­to­ne für die För­de­rung des Er­werbs und des Er­halts von Grund­kom­pe­ten­zen Er­wach­se­ner leis­ten.

2 Der Bun­des­rat legt die Kri­te­ri­en für die Ge­wäh­rung der Fi­nanz­hil­fen fest.

6. Abschnitt: Finanzierung

Art. 17  

1 Der Bun­des­rat un­ter­brei­tet der Bun­des­ver­samm­lung im Rah­men der Bot­schaft zur För­de­rung von Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on die Schwer­punk­te der Wei­ter­bil­dungs­po­li­tik und be­an­tragt die not­wen­di­gen Mit­tel.

2 Die Bun­des­ver­samm­lung be­wil­ligt mit ein­fa­chem Bun­des­be­schluss den Zah­lungs­rah­men für ei­ne mehr­jäh­ri­ge Pe­ri­ode.

3 Der Bund leis­tet im Rah­men der be­wil­lig­ten Kre­di­te Fi­nanz­hil­fen nach den Ar­ti­keln 12 und 16.

7. Abschnitt: Statistik und Monitoring

Art. 18 Statistik  

Das Bun­des­amt für Sta­tis­tik er­hebt im Be­reich der Wei­ter­bil­dung die nö­ti­gen Da­ten ge­mä­ss dem Bun­des­sta­tis­tik­ge­setz vom 9. Ok­to­ber 19926.

Art. 19 Monitoring  

1 Das SBFI führt in Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen ein Mo­ni­to­ring über die Be­tei­li­gung der ver­schie­de­nen Be­völ­ke­rungs­grup­pen an der Wei­ter­bil­dung und über den Wei­ter­bil­dungs­markt.

2 Das SBFI führt zu die­sem Zweck den re­gel­mäs­si­gen Dia­log mit den mass­ge­blich be­trof­fe­nen Krei­sen der Wei­ter­bil­dung.

8. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 20 Vollzug  

Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

Art. 21 Änderung anderer Erlasse  

Die Än­de­rung an­de­rer Er­las­se ist im An­hang ge­re­gelt.

Art. 22 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ja­nu­ar 20177

7 BRB vom 24. Fe­br. 2016

Anhang

(Art. 21)

Änderung anderer Erlasse

Die nachstehenden Erlasse werden wie folgt geändert:

8

8 Die Änderungen können unter AS 2016 689konsultiert werden.

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