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Bundesgesetz
über den internationalen Kulturgütertransfer
(Kulturgütertransfergesetz, KGTG)

vom 20. Juni 2003 (Stand am 1. Februar 2021)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 69 Absatz 2 und 95 Absatz 1 der Bundesverfassung1,
in Ausführung des Übereinkommens vom 14. November 19702 über Massnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut (UNESCO-Konvention 1970)
und des Übereinkommens vom 2. November 20013 über den Schutz des Unterwasser-Kulturerbes (UNESCO-Übereinkommen 2001),4

beschliesst:

1 SR 101

2 SR 0.444.1

3 SR 0.444.2

4 Fassung gemäss Anhang Ziff. 1 des BB vom 21. Juni 2019 über die Genehmigung des Übereinkommens über den Schutz des Unterwasser-Kulturerbes und über seine Umsetzung, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3793; BBl 2019 467).

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand und Zweck  

1 Die­ses Ge­setz re­gelt die Ein­fuhr von Kul­tur­gut in die Schweiz, sei­ne Durch- und Aus­fuhr so­wie sei­ne Rück­füh­rung aus der Schweiz.

2 Mit die­sem Ge­setz will der Bund einen Bei­trag zur Er­hal­tung des kul­tu­rel­len Er­bes der Mensch­heit leis­ten und Dieb­stahl, Plün­de­rung und il­le­ga­le Ein- und Aus­fuhr von Kul­tur­gut ver­hin­dern.

Art. 2 Begriffe  

1 Als Kul­tur­gut gilt ein aus re­li­gi­ösen oder welt­li­chen Grün­den für Ar­chäo­lo­gie, Vor­ge­schich­te, Ge­schich­te, Li­te­ra­tur, Kunst oder Wis­sen­schaft be­deu­tungs­vol­les Gut, das ei­ner der Ka­te­go­ri­en nach Ar­ti­kel 1 der UN­ES­CO-Kon­ven­ti­on 1970 oder nach Ar­ti­kel 1 Ab­satz 1 Buch­sta­be a des UN­ES­CO-Über­ein­kom­mens 2001 an­ge­hört.5

2 Als kul­tu­rel­les Er­be gilt die Ge­samt­heit der Kul­tur­gü­ter, die ei­ner der Ka­te­go­ri­en nach Ar­ti­kel 4 der UN­ES­CO-Kon­ven­ti­on 1970 an­ge­hö­ren.

3 Als Ver­trags­staa­ten gel­ten Staa­ten, wel­che die UN­ES­CO-Kon­ven­ti­on 1970 ra­ti­fi­ziert ha­ben.

4 Als Fach­stel­le gilt die Ver­wal­tungs­stel­le, die für den Voll­zug der in Ar­ti­kel 18 be­zeich­ne­ten Auf­ga­ben zu­stän­dig ist.

5 Als rechts­wid­ri­ge Ein-, Durch- oder Aus­fuhrgilt ei­ne Ein-, Durch- oder Aus­fuhr, die ei­ne Ver­ein­ba­rung im Sin­ne von Ar­ti­kel 7 oder ei­ne Mass­nah­me im Sin­ne von Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 Buch­sta­be a ver­letzt.6

5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 21. Ju­ni 2019 über die Ge­neh­mi­gung des Über­ein­kom­mens über den Schutz des Un­ter­was­ser-Kul­tur­er­bes und über sei­ne Um­set­zung, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3793; BBl 2019 467).

6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

2. Abschnitt: Kulturgüterverzeichnisse

Art. 3 Bundesverzeichnis  

1 Kul­tur­gü­ter im Ei­gen­tum des Bun­des, die von we­sent­li­cher Be­deu­tung für das kul­tu­rel­le Er­be sind, wer­den im Bun­des­ver­zeich­nis ein­ge­tra­gen.

2 Die Ein­tra­gung be­wirkt, dass:

a.
das Kul­tur­gut we­der er­ses­sen noch gut­gläu­big er­wor­ben wer­den kann;
b.
der Her­aus­ga­be­an­spruch nicht ver­jährt;
c.
die de­fi­ni­ti­ve Aus­fuhr des Kul­tur­guts aus der Schweiz ver­bo­ten ist.

3 Der Ein­trag ei­nes Kul­tur­gu­tes im Bun­des­ver­zeich­nis kann ge­stri­chen wer­den, so­fern:

a.
das Kul­tur­gut sei­ne we­sent­li­che Be­deu­tung für das kul­tu­rel­le Er­be ein­ge­büsst hat;
b.
die Zu­sam­men­füh­rung zu Guns­ten ei­nes En­sem­bles da­für spricht;
c.
der Bund sein Ei­gen­tum am Kul­tur­gut ver­liert oder dar­auf ver­zich­tet.

4 Die Fach­stel­le führt das Bun­des­ver­zeich­nis in Form ei­ner elek­tro­ni­schen Da­ten­bank und ver­öf­fent­licht es.

Art. 4 Verzeichnisse der Kantone  
1 Zur Ver­ein­fa­chung der Kon­trol­le an der Gren­ze kön­nen die Kan­to­ne, wel­che die Aus­fuhr von Kul­tur­gü­tern auf ih­rem Ge­biet re­geln, mit der Da­ten­bank des Bun­des ver­bin­den:
a.
Ver­zeich­nis­se ih­rer Kul­tur­gü­ter;
b.
Ver­zeich­nis­se der Kul­tur­gü­ter von Pri­vat­per­so­nen, wenn die­se ih­re Ein­wil­li­gung da­zu ge­ge­ben ha­ben.

2 Die Kan­to­ne kön­nen er­klä­ren, dass Kul­tur­gü­ter in ih­ren Ver­zeich­nis­sen we­der er­ses­sen noch gut­gläu­big er­wor­ben wer­den kön­nen und dass der Her­aus­ga­be­an­spruch nicht ver­jährt.

3. Abschnitt: Ein-, Durch- und Ausfuhr 7

7 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Febr. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

Art. 4a Zollanmeldung 8  

Wer Kul­tur­gut nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 ein-, durch- oder aus­führt, hat dies beim Zoll an­zu­mel­den.

8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

Art. 5 Ausfuhrbewilligung für im Bundesverzeichnis eingetragenes Kulturgut  

1 Wer Kul­tur­gut, das im Bun­des­ver­zeich­nis ein­ge­tra­gen ist, aus der Schweiz aus­füh­ren will, braucht ei­ne Be­wil­li­gung der Fach­stel­le.

2 Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn:

a.
das Kul­tur­gut vor­über­ge­hend aus­ge­führt wird; und
b.
die Aus­fuhr zum Zweck der For­schung, Kon­ser­vie­rung, Aus­stel­lung oder aus ähn­li­chen Grün­den er­folgt.
Art. 6 Rückführungsansprüche der Schweiz  

1 Wur­de Kul­tur­gut, das im Bun­des­ver­zeich­nis ein­ge­tra­gen ist, rechts­wid­rig aus der Schweiz aus­ge­führt, so macht der Bun­des­rat ge­gen­über an­de­ren Ver­trags­staa­ten Rück­füh­rungs­an­sprü­che gel­tend. An­fal­len­de Ent­schä­di­gun­gen und Kos­ten ge­hen zu Las­ten des Bun­des.

2 Wur­de Kul­tur­gut, das in ei­nem kan­to­na­len Ver­zeich­nis er­fasst ist, rechts­wid­rig aus der Schweiz aus­ge­führt, so macht der Bun­des­rat auf An­trag des Kan­tons ge­gen­über an­de­ren Ver­trags­staa­ten Rück­füh­rungs­an­sprü­che gel­tend. An­fal­len­de Ent­schä­di­gun­gen und Kos­ten ge­hen zu Las­ten des er­su­chen­den Kan­tons.

Art. 7 Vereinbarungen  

1 Zur Wah­rung kul­tur- und aus­sen­po­li­ti­scher In­ter­es­sen und zur Si­che­rung des kul­tu­rel­len Er­bes kann der Bun­des­rat mit Ver­trags­staa­ten Staats­ver­trä­ge über die Ein­fuhr und die Rück­füh­rung von Kul­tur­gut ab­sch­lies­sen (Ver­ein­ba­run­gen).

2 Fol­gen­de Be­din­gun­gen müs­sen er­füllt sein:

a.
Ge­gen­stand der Ver­ein­ba­rung muss ein Kul­tur­gut von we­sent­li­cher Be­deu­tung für das kul­tu­rel­le Er­be des je­wei­li­gen Ver­trags­staa­tes sein;
b.
das Kul­tur­gut muss im je­wei­li­gen Ver­trags­staat Aus­fuhr­be­stim­mun­gen un­ter­lie­gen, die den Schutz des kul­tu­rel­len Er­bes bezwe­cken; und
c.
der Ver­trags­staat muss Ge­gen­recht ge­wäh­ren.
Art. 8 Befristete Massnahmen  

1 Um das kul­tu­rel­le Er­be ei­nes Staa­tes, das we­gen aus­ser­or­dent­li­cher Er­eig­nis­se ge­fähr­det ist, vor Scha­den zu be­wah­ren, kann der Bun­des­rat:

a.
die Ein-, Durch- und Aus­fuhr von Kul­tur­gut er­mög­li­chen, an Be­din­gun­gen knüp­fen, ein­schrän­ken oder ver­bie­ten;
b.
sich an ge­mein­sa­men in­ter­na­tio­na­len Ak­tio­nen im Sin­ne von Ar­ti­kel 9 der UN­ES­CO-Kon­ven­ti­on 1970 be­tei­li­gen.

2 Die Mass­nah­men sind zu be­fris­ten.

Art. 9 Rückführungsklagen auf Grund von Vereinbarungen  

1 Wer ein Kul­tur­gut be­sitzt, das rechts­wid­rig in die Schweiz ein­ge­führt wor­den ist, kann vom Staat, aus dem das Kul­tur­gut rechts­wid­rig aus­ge­führt wor­den ist, auf Rück­füh­rung ver­klagt wer­den. Der kla­gen­de Staat hat ins­be­son­de­re nach­zu­wei­sen, dass das Kul­tur­gut von we­sent­li­cher Be­deu­tung für sein kul­tu­rel­les Er­be ist und rechts­wid­rig ein­ge­führt wur­de.

2 Das Ge­richt kann den Voll­zug der Rück­füh­rung aus­set­zen, bis das Kul­tur­gut bei ei­ner Rück­füh­rung nicht mehr ge­fähr­det ist.

3 Die Kos­ten der er­for­der­li­chen Mass­nah­men für die Si­che­rung, Er­hal­tung und Rück­füh­rung des Kul­tur­guts trägt der kla­gen­de Staat.

4 Die Rück­füh­rungs­kla­ge des Staats ver­jährt ein Jahr nach­dem sei­ne Be­hör­den Kennt­nis er­langt ha­ben wo und bei wem sich das Kul­tur­gut be­fin­det, spä­tes­tens je­doch 30 Jah­re nach­dem das Kul­tur­gut rechts­wid­rig aus­ge­führt wor­den ist.

5 Wer das Kul­tur­gut in gu­tem Glau­ben er­wor­ben hat und es zu­rück­ge­ben muss, hat im Zeit­punkt der Rück­füh­rung An­spruch auf ei­ne Ent­schä­di­gung, die sich am Kauf­preis und an den not­wen­di­gen und nütz­li­chen Auf­wen­dun­gen zur Be­wah­rung und Er­hal­tung des Kul­tur­guts ori­en­tiert.

6 Die Ent­schä­di­gung ist vom kla­gen­den Staat zu ent­rich­ten. Bis zur Be­zah­lung der Ent­schä­di­gung hat die Per­son, die das Kul­tur­gut zu­rück­ge­ben muss, ein Re­ten­ti­ons­recht an die­sem.

4. Abschnitt: Rückgabegarantie

Art. 10 Antrag  

Wird ein Kul­tur­gut aus ei­nem Ver­trags­staat für ei­ne Aus­stel­lung an ein Mu­se­um oder ei­ne an­de­re kul­tu­rel­le Ein­rich­tung in der Schweiz vor­über­ge­hend aus­ge­lie­hen, so kann die leih­neh­men­de In­sti­tu­ti­on bei der Fach­stel­le be­an­tra­gen, dass die­se der leih­ge­ben­den In­sti­tu­ti­on ei­ne Rück­ga­be­ga­ran­tie für die im Leih­ver­trag ver­ein­bar­te Aus­stel­lungs­dau­er er­teilt.

Art. 11 Veröffentlichung und Einspracheverfahren  

1 Der An­trag wird im Bun­des­blatt ver­öf­fent­licht. Die Ver­öf­fent­li­chung ent­hält ei­ne ge­naue Be­schrei­bung des Kul­tur­guts und sei­ner Her­kunft.

2 Er­füllt der An­trag die Be­din­gun­gen für die Er­tei­lung ei­ner Rück­ga­be­ga­ran­tie of­fen­sicht­lich nicht, so wird er ab­ge­lehnt und nicht ver­öf­fent­licht.

3 Wer nach den Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 19689 über das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren Par­tei ist, kann in­nert 30 Ta­gen bei der Fach­stel­le schrift­lich Ein­spra­che er­he­ben. Die Frist be­ginnt mit der Ver­öf­fent­li­chung.

4 Wer kei­ne Ein­spra­che er­ho­ben hat, ist vom wei­te­ren Ver­fah­ren aus­ge­schlos­sen.

Art. 12 Erteilung  

1 Die Fach­stel­le ent­schei­det über den An­trag auf Er­tei­lung ei­ner Rück­ga­be­ga­ran­tie.

2 Die Rück­ga­be­ga­ran­tie kann er­teilt wer­den, wenn:

a.
nie­mand mit Ein­spra­che einen Ei­gen­tums­ti­tel am Kul­tur­gut gel­tend ge­macht hat;
b.
die Ein­fuhr des Kul­tur­guts nicht rechts­wid­rig ist;
c.
im Leih­ver­trag ver­ein­bart ist, dass das Kul­tur­gut nach Ab­schluss der Aus­stel­lung in den Ver­trags­staat zu­rück­kehrt, aus dem es ent­lie­hen wor­den ist.

3 Der Bun­des­rat kann zu­sätz­li­che Vor­aus­set­zun­gen fest­le­gen.

Art. 13 Wirkung  

Die Rück­ga­be­ga­ran­tie be­wirkt, dass Pri­va­te und Be­hör­den kei­ne Rechts­an­sprü­che auf das Kul­tur­gut gel­tend ma­chen kön­nen, so­lan­ge sich das Kul­tur­gut in der Schweiz be­fin­det.

5. Abschnitt: Finanzhilfen zu Gunsten der Erhaltung des kulturellen Erbes

Art. 14 Finanzhilfen 10  

1 Der Bund kann Fi­nanz­hil­fen ge­wäh­ren:

a.
Mu­se­en oder ähn­li­chen In­sti­tu­tio­nen in der Schweiz für die vor­über­ge­hen­de treu­hän­de­ri­sche Auf­be­wah­rung und kon­ser­va­to­ri­sche Be­treu­ung von Kul­tur­gü­tern, die Teil des kul­tu­rel­len Er­bes an­de­rer Staa­ten sind und die dort we­gen aus­ser­or­dent­li­cher Er­eig­nis­se ge­fähr­det sind;
b.
für Pro­jek­te zur Er­hal­tung des kul­tu­rel­len Er­bes in an­dern Ver­trags­staa­ten;
c.
in Aus­nah­me­fäl­len, um die Wie­der­er­lan­gung des kul­tu­rel­len Er­bes von Ver­trags­staa­ten zu er­leich­tern.

2 Fi­nanz­hil­fen nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a kön­nen nur aus­ge­rich­tet wer­den, wenn die treu­hän­de­ri­sche Auf­be­wah­rung:

a.
im Ein­ver­neh­men mit den Be­hör­den des an­de­ren Staa­tes statt­fin­det; oder
b.
un­ter der Schirm­herr­schaft der UN­ES­CO oder ei­ner an­de­ren in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­ti­on zum Schutz von Kul­tur­gut steht.

10 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 4 des Kul­tur­för­de­rungs­ge­set­zes vom 11. Dez. 2009, in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 6127; BBl 2007 48194857).

Art. 14a Finanzierung 11  

Die Fi­nan­zie­rung der Fi­nanz­hil­fen nach Ar­ti­kel 14 rich­tet sich nach Ar­ti­kel 27 des Kul­tur­för­de­rungs­ge­set­zes vom 11. De­zem­ber 200912.

11 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 4 des Kul­tur­för­de­rungs­ge­set­zes vom 11. Dez. 2009, in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 6127; BBl 2007 48194857).

12 SR 442.1

6. Abschnitt: Übertragung von Kulturgut

Art. 15 Übertragung an Institutionen des Bundes  

1 In­sti­tu­tio­nen des Bun­des dür­fen kei­ne Kul­tur­gü­ter er­wer­ben oder aus­stel­len, die:

a.
ge­stoh­len wor­den sind, ge­gen den Wil­len der Ei­gen­tü­me­rin oder des Ei­gen­tü­mers ab­han­den ge­kom­men sind oder rechts­wid­rig aus­ge­gra­ben wor­den sind;
b.
Teil des kul­tu­rel­len Er­bes ei­nes Staa­tes sind und rechts­wid­rig aus die­sem aus­ge­führt wor­den sind.

2 Die In­sti­tu­tio­nen des Bun­des, de­nen sol­che Gü­ter an­ge­bo­ten wer­den, be­nach­rich­ti­gen un­ver­züg­lich die Fach­stel­le.

Art. 16 Sorgfaltspflichten  

1 Im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen darf Kul­tur­gut nur über­tra­gen wer­den, wenn die über­tra­gen­de Per­son nach den Um­stän­den an­neh­men darf, dass das Kul­tur­gut:

a.
nicht ge­stoh­len wor­den ist, nicht ge­gen den Wil­len der Ei­gen­tü­me­rin oder des Ei­gen­tü­mers ab­han­den ge­kom­men ist und nicht rechts­wid­rig aus­ge­gra­ben wor­den ist;
b.
nicht rechts­wid­rig ein­ge­führt wor­den ist.

2 Die im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen sind ver­pflich­tet:

a.
die Iden­ti­tät der ein­lie­fern­den Per­so­nen oder der Ver­käu­fe­rin oder des Ver­käu­fers fest­zu­stel­len und von die­sen ei­ne schrift­li­che Er­klä­rung über de­ren Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung über das Kul­tur­gut zu ver­lan­gen;
b.
ih­re Kund­schaft über be­ste­hen­de Ein- und Aus­fuhr­re­ge­lun­gen von Ver­trags­staa­ten zu un­ter­rich­ten;
c.
über die Be­schaf­fung von Kul­tur­gut Buch zu füh­ren und na­ment­lich den Ur­sprung des Kul­tur­gu­tes, so­weit er be­kannt ist, und den Na­men und die Adres­se der ein­lie­fern­den Per­son oder der Ver­käu­fe­rin oder des Ver­käu­fers, die Be­schrei­bung so­wie den An­kaufs­preis des Kul­tur­guts auf­zu­zeich­nen;
d.
der Fach­stel­le al­le nö­ti­gen Aus­künf­te über die Er­fül­lung die­ser Sorg­falts­pflich­ten zu er­tei­len.

3 Die Auf­zeich­nun­gen und Be­le­ge sind wäh­rend 30 Jah­ren auf­zu­be­wah­ren. Ar­ti­kel 962 Ab­satz 2 des Ob­li­ga­tio­nen­rechts13 gilt sinn­ge­mä­ss.

Art. 17 Kontrolle  

1 Um die Ein­hal­tung der Sorg­falts­pflich­ten zu kon­trol­lie­ren, hat die Fach­stel­le Zu­tritt zu den Ge­schäfts­räu­men und La­ger der im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen.

2 Wenn sie be­grün­de­ten Ver­dacht hat, dass ei­ne straf­ba­re Hand­lung nach die­sem Ge­setz vor­liegt, er­stat­tet die Fach­stel­le der zu­stän­di­gen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de An­zei­ge.

7. Abschnitt: Behörden

Art. 18 Fachstelle  

Für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes be­zeich­net der Bund ei­ne Fach­stel­le, die na­ment­lich fol­gen­de Auf­ga­ben über­nimmt:

a.
sie berät und un­ter­stützt die Bun­des­be­hör­den in Fra­gen des Kul­tur­gü­ter­trans­fers und ko­or­di­niert die Ar­bei­ten;
b.
sie berät die kan­to­na­len Be­hör­den in Fra­gen des Kul­tur­gü­ter­trans­fers und ar­bei­tet mit ih­nen zu­sam­men;
c.
sie ver­tritt die Schweiz ge­gen­über aus­län­di­schen Be­hör­den in Fra­gen des Kul­tur­gü­ter­trans­fers;
d.
sie ar­bei­tet mit den Be­hör­den an­de­rer Staa­ten zu­sam­men, um de­ren kul­tu­rel­les Er­be zu si­chern;
e.
sie er­teilt den im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen so­wie wei­te­ren in­ter­es­sier­ten Krei­sen Aus­künf­te in Fra­gen des Kul­tur­gü­ter­trans­fers;
f.
sie führt ei­ne Lis­te der Aus­kunfts­stel­len über ge­stoh­len ge­mel­de­te Kul­tur­gü­ter;
g.
sie führt das Bun­des­ver­zeich­nis in Form ei­ner elek­tro­ni­schen Da­ten­bank und ver­öf­fent­licht es (Art. 3);
h.
sie er­teilt Rück­ga­be­ga­ran­ti­en (Art. 10–13);
i.
sie kon­trol­liert die Ein­hal­tung der Sorg­falts­pflich­ten der im Kunst­han­del und Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen (Art. 16 und 17).
Art. 19 Zoll  

1 Die Zoll­be­hör­den kon­trol­lie­ren den Kul­tur­gü­ter­trans­fer an der Gren­ze.

2 Sie sind er­mäch­tigt, ver­däch­ti­ge Kul­tur­gü­ter bei der Ein-, Durch- und Aus­fuhr zu­rück­zu­be­hal­ten und den Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den An­zei­ge zu er­stat­ten.

3 Die Ein­la­ge­rung von Kul­tur­gut in Zoll­la­gern gilt als Ein­fuhr im Sin­ne die­ses Ge­set­zes.

Art. 20 Strafverfolgungsbehörden  

1 Be­steht der Ver­dacht, dass Kul­tur­gut ge­stoh­len wor­den ist, ge­gen den Wil­len der Ei­gen­tü­me­rin oder des Ei­gen­tü­mers ab­han­den ge­kom­men ist oder rechts­wid­rig in die Schweiz ein­ge­führt wor­den ist, so ord­nen die zu­stän­di­gen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den sei­ne Be­schlag­nah­me an.

2 Je­de Be­schlag­nah­me muss un­ver­züg­lich der Fach­stel­le ge­mel­det wer­den.

8. Abschnitt: Amts- und Rechtshilfe

Art. 21 Amtshilfe in der Schweiz  

Die zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den ge­ben ein­an­der und den je­wei­li­gen Auf­sichts­be­hör­den al­le Da­ten be­kannt, die für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes not­wen­dig sind.

Art. 22 Internationale Amts- und Rechtshilfe  

1 Die für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes zu­stän­di­gen Bun­des­be­hör­den kön­nen mit den zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Be­hör­den so­wie mit in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen oder Gre­mi­en zu­sam­men­ar­bei­ten und die Er­he­bun­gen ko­or­di­nie­ren, so­fern:

a.
dies zum Voll­zug die­ses Ge­set­zes er­for­der­lich ist; und
b.
die aus­län­di­schen Be­hör­den, in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen oder Gre­mi­en an das Amts­ge­heim­nis ge­bun­den sind oder ei­ner ent­spre­chen­den Ver­schwie­gen­heits­pflicht un­ter­lie­gen.

2 Sie kön­nen aus­län­di­sche Be­hör­den um Her­aus­ga­be der er­for­der­li­chen Da­ten er­su­chen. Zu de­ren Er­lan­gung kön­nen sie ih­nen Da­ten be­kannt ge­ben, na­ment­lich über:

a.
Be­schaf­fen­heit, Men­ge, Be­stim­mungs- und Ver­wen­dungs­ort, Ver­wen­dungs­zweck so­wie Emp­fän­ge­rin­nen und Emp­fän­ger von Kul­tur­gü­tern;
b.
Per­so­nen, die an der Lie­fe­rung oder Ver­mitt­lung von Kul­tur­gü­tern be­tei­ligt sind;
c.
die fi­nan­zi­el­le Ab­wick­lung der Trans­ak­tio­nen.

3 Die Bun­des­be­hör­den kön­nen die Da­ten nach Ab­satz 2 von sich aus oder auf Er­su­chen des aus­län­di­schen Staa­tes be­kannt ge­ben, wenn der be­tref­fen­de Staat:

a.
Ge­gen­recht hält;
b.
zu­si­chert, dass die Da­ten nur für Zwe­cke nach die­sem Ge­setz be­ar­bei­tet wer­den; und
c.
zu­si­chert, dass die Da­ten nur dann in ei­nem Straf­ver­fah­ren ver­wen­det wer­den, wenn die Rechts­hil­fe in Strafsa­chen we­gen der Art der Tat nicht aus­ge­schlos­sen wä­re; in die­sem Fall ent­schei­det vor­gän­gig die zu­stän­di­ge Ver­wal­tung des Bun­des nach Rück­spra­che mit dem Bun­des­amt für Jus­tiz, ob die Rechts­hil­fe in Strafsa­chen mög­lich ist.
Art. 23 Verhältnis zum Rechtshilfegesetz  

Bei Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die­ses Ge­setz kann den zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Be­hör­den Rechts­hil­fe ge­leis­tet wer­den. Sol­che Wi­der­hand­lun­gen gel­ten nicht als wäh­rungs-, han­dels- oder wirt­schafts­po­li­ti­sche De­lik­te im Sin­ne von Ar­ti­kel 3 Ab­satz 3 des Rechts­hil­fe­ge­set­zes vom 20. März 198114; des­sen Ver­fah­rens­be­stim­mun­gen blei­ben an­wend­bar.

14 SR 351.1

9. Abschnitt: Strafbestimmungen 15

15 Ab 1. Jan. 2007 sind die angedrohten Strafen und die Verjährungsfristen in Anwendung von Art. 333 Abs. 2­–6 des Strafgesetzbuches (SR 311.0) in der Fassung des BG vom 13. Dez. 2002 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979) zu interpretieren beziehungsweise umzurechnen.

Art. 24 Vergehen  

1 So­fern die Tat nicht nach ei­ner an­de­ren Be­stim­mung mit hö­he­rer Stra­fe be­droht ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft, wer vor­sätz­lich:16

a.
ge­stoh­le­ne oder ge­gen den Wil­len der Ei­gen­tü­me­rin oder des Ei­gen­tü­mers ab­han­den ge­kom­me­ne Kul­tur­gü­ter ein­führt, ver­kauft, ver­treibt, ver­mit­telt, er­wirbt oder aus­führt;
b.
sich Gra­bungs­fun­de im Sin­ne von Ar­ti­kel 724 des Zi­vil­ge­setz­bu­ches17 an­eig­net;
c.18
Kul­tur­gut rechts­wid­rig ein-, durch- oder aus­führt;
cbis.19
bei der Ein-, Durch- oder Aus­fuhr von Kul­tur­gut in der Zollan­mel­dung kei­ne oder falsche An­ga­ben dar­über macht;
d.20
im Bun­des­ver­zeich­nis er­fass­te Kul­tur­gü­ter oh­ne Be­wil­li­gung aus­führt.

2 Han­delt die Tä­te­rin oder der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken.

3 Han­delt der Tä­ter oder die Tä­te­rin ge­werbs­mäs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu zwei Jah­ren oder Geld­stra­fe.21

16 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

17 SR 210

18 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

19 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

20 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

21 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

Art. 25 Übertretungen  

1 So­fern die Tat nicht nach ei­ner an­de­ren Be­stim­mung mit hö­he­rer Stra­fe be­droht ist, wird mit Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken be­straft, wer im Kunst­han­del oder Auk­ti­ons­we­sen:

a.
die Sorg­falts­pflich­ten miss­ach­tet (Art. 16);
b.
die Kon­trol­le ver­ei­telt (Art. 17).

2 Ver­such und Ge­hil­fen­schaft sind straf­bar.

3 ...22

22 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

Art. 26 Widerhandlung in Geschäftsbetrieben  

Für Wi­der­hand­lun­gen in Ge­schäfts­be­trie­ben gel­ten die Ar­ti­kel 6 und 7 des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 197423 über das Ver­wal­tungs­straf­recht.

Art. 27 Strafverfolgung  

Für die Ver­fol­gung und die Be­ur­tei­lung der straf­ba­ren Hand­lun­gen nach die­sem Ge­setz sind die Kan­to­ne zu­stän­dig.

Art. 28 Einziehung von Kulturgütern und Vermögenswerten  

Die nach den Ar­ti­keln 69–72 des Straf­ge­setz­buchs24 ein­ge­zo­ge­nen Kul­tur­gü­ter und Ver­mö­gens­wer­te fal­len an den Bund.25 Er be­rück­sich­tigt da­bei die Zie­le die­ses Ge­set­zes.

24 SR 311.0

25 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 50; BBl 2020 3131).

Art. 29 Mitteilungspflicht  

Die Zoll­be­hör­den und die zu­stän­di­gen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den sind ver­pflich­tet, Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die­ses Ge­setz der Fach­stel­le mit­zu­tei­len.

10. Abschnitt: Rechtsmittel und Datenschutz

Art. 30  

1 Das Ver­fah­ren für Be­schwer­den ge­gen Ver­fü­gun­gen nach die­sem Ge­setz rich­tet sich nach den all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­rechts­pfle­ge.

2 Die Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten rich­tet sich nach der Ge­setz­ge­bung über den Da­ten­schutz.

11. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 31 Vollzug  

Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

Art. 32 Änderung bisherigen Rechts  

Die nach­ste­hen­den Er­las­se wer­den wie folgt ge­än­dert:

...26

26 Die Än­de­run­gen kön­nen un­ter AS 2005 1869kon­sul­tiert wer­den.

Art. 33 Verbot der Rückwirkung  

Die­ses Ge­setz ist nicht rück­wir­kend an­wend­bar. Ins­be­son­de­re fin­det es kei­ne An­wen­dung auf Er­werbs­vor­gän­ge, die vor des­sen In­kraft­tre­ten statt­ge­fun­den ha­ben.

Art. 34 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ju­ni 200527

27 BRB vom 13. April 2005

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