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Verordnung
über den internationalen Kulturgütertransfer
(Kulturgütertransferverordnung, KGTV)

vom 13. April 2005 (Stand am 1. Juli 2017)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 31 des Kulturgütertransfergesetzes (KGTG) vom 20. Juni 20031,

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Begriffe  

Die fol­gen­den Aus­drücke be­deu­ten:

a.
Be­schrei­bung ei­nes Kul­tur­guts:
1.
Ob­jekt­typ, Ma­te­ri­al, Mas­se bzw. Ge­wicht, Mo­tiv, In­schrift, Mar­kie­rung und be­son­de­re Merk­ma­le (na­ment­lich Schä­den und Re­pa­ra­tu­ren) ei­nes Kul­tur­guts,
2.
Epo­che oder Krea­ti­ons­da­tum, Ur­he­ber oder Ur­he­be­rin so­wie Ti­tel ei­nes Kul­tur­guts, so­weit die­se An­ga­ben be­kannt sind oder mit ver­tret­ba­rem Auf­wand fest­ge­stellt wer­den kön­nen;
b.
Ur­sprung be­zie­hungs­wei­se Her­kunft ei­nes Kul­tur­guts: Her­kunft ei­nes Kul­tur­guts so­wie Her­stel­lungs­ort oder, wenn es sich um ein Er­geb­nis ar­chäo­lo­gi­scher oder pa­lä­on­to­lo­gi­scher Aus­gra­bun­gen oder Ent­de­ckun­gen han­delt, Fund­ort ei­nes Kul­tur­guts;
c.2
In­sti­tu­tio­nen des Bun­des:
1.
Schwei­ze­ri­sches Na­tio­nal­mu­se­um mit dem Lan­des­mu­se­um Zü­rich, dem Schloss Prang­ins, dem Fo­rum der Schwei­zer Ge­schich­te Schwyz und dem Samm­lungs­zen­trum Af­fol­tern am Al­bis,
2.
Schwei­ze­ri­sche Na­tio­nal­bi­blio­thek mit dem Schwei­ze­ri­schen Li­te­ra­tu­rar­chiv, der Gra­phi­schen Samm­lung und dem Cen­tre Dür­ren­matt in Neu­en­burg,
3.
Mu­se­um der Samm­lung Os­kar Rein­hart «Am Rö­mer­holz» in Win­ter­thur,
4.
Mu­seo Ve­la in Li­gor­net­to,
5.
Mu­se­um für Mu­sik­au­to­ma­ten in See­wen,
6.
Eid­ge­nös­si­sche Tech­ni­sche Hoch­schu­le in Zü­rich und ih­re Samm­lun­gen,
7.
Kunst- und Kul­tur­gü­ter­samm­lung der Gott­fried-Kel­ler-Stif­tung,
8.
Bun­des­kunst­samm­lung;
d.
leih­ge­ben­de In­sti­tu­ti­on: so­wohl öf­fent­li­che oder pri­va­te In­sti­tu­ti­on, die Kul­tur­gü­ter aus­leiht, als auch pri­va­te Leih­ge­be­rin oder pri­va­ter Leih­ge­ber;
e.
im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­ge Per­so­nen:
1.
na­tür­li­che Per­so­nen mit Wohn­sitz in der Schweiz und Ge­sell­schaf­ten mit Sitz in der Schweiz, die zum Ein­trag in das Han­dels­re­gis­ter ver­pflich­tet sind und die ent­we­der Kul­tur­gü­ter zum Zwe­cke des Wie­der­ver­kaufs für ei­ge­ne Rech­nung er­wer­ben oder den Han­del mit Kul­tur­gü­tern für frem­de Rech­nung be­sor­gen,
2.
na­tür­li­che Per­so­nen mit Wohn­sitz im Aus­land und Ge­sell­schaf­ten mit Sitz im Aus­land, die in ei­nem Ka­len­der­jahr mehr als zehn Han­dels­ge­schäf­te mit Kul­tur­gü­tern tä­ti­gen und da­bei einen Um­satz von mehr als 100 000 Fran­ken er­zie­len und die ent­we­der Kul­tur­gü­ter zum Zwe­cke des Wie­der­ver­kaufs für ei­ge­ne Rech­nung er­wer­ben oder den Han­del mit Kul­tur­gü­tern für frem­de Rech­nung be­sor­gen;
f.
Über­tra­gung von Kul­tur­gut: ent­gelt­li­ches Rechts­ge­schäft im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen, das ei­ner Per­son das Ei­gen­tum an ei­nem Kul­tur­gut ver­schafft;
g.
Schätz­wert: Wert, der dem Markt­wert ei­nes Kul­tur­guts ent­spricht. Vor­be­hal­ten blei­ben die Usan­zen bei der Fest­set­zung des Schätz­wer­tes im Auk­ti­ons­we­sen;
h.
ein­lie­fern­de Per­son: Per­son, die ei­ne an­de­re, im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­ge, Per­son mit der Über­tra­gung ei­nes Kul­tur­guts be­auf­tragt;
i.
aus­ser­or­dent­li­che Er­eig­nis­se:
1.3
be­waff­ne­te Kon­flik­te,
2.
Na­tur­ka­ta­stro­phen,
3.
an­de­re aus­ser­or­dent­li­che Er­eig­nis­se, die das kul­tu­rel­le Er­be ei­nes Staa­tes ge­fähr­den.

2 Fas­sung ge­mä­ss Art. 10 der V vom 21. Mai 2014 über das Kul­tur­gü­ter­ver­zeich­nis des Bun­des, in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 20141451).

3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 1 der V vom 29. Okt. 2014 über den Schutz der Kul­tur­gü­ter bei be­waff­ne­ten Kon­flik­ten, bei Ka­ta­stro­phen und in Not­la­gen, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 3555).

2. Abschnitt: Kulturgüterverzeichnisse der Kantone

(Art. 4 KGTG)

Art. 2  

1 Der In­halt der kan­to­na­len Ver­zeich­nis­se wird nicht in das Bun­des­ver­zeich­nis in­te­griert. Die Ver­bin­dung mit dem Bun­des­ver­zeich­nis er­folgt durch einen Link. Das Bun­des­amt für Kul­tur (BAK) re­gelt die Mo­da­li­tä­ten der Ver­bin­dung im Ein­ver­neh­men mit den Kan­to­nen.

2 Der Bund stellt si­cher, dass die kan­to­na­len Ver­zeich­nis­se den Be­hör­den und der Öf­fent­lich­keit mit­tels elek­tro­ni­schem Ab­ruf­ver­fah­ren (In­ter­net) un­ein­ge­schränkt und un­ent­gelt­lich zu­gäng­lich sind.

3 Für den In­halt der Ver­zeich­nis­se sind die Kan­to­ne ver­ant­wort­lich.

3. Abschnitt: Ein- und Ausfuhr

Art. 3 Gesuch um Bewilligung der vorübergehenden Ausfuhr  

(Art. 5 KGTG)

1 Das Ge­such um Be­wil­li­gung der Aus­fuhr ei­nes im Bun­des­ver­zeich­nis ein­ge­tra­ge­nen Kul­tur­guts ist spä­tes­tens 30 Ta­ge vor der be­ab­sich­tig­ten Aus­fuhr aus der Schweiz bei der Fach­stel­le ein­zu­rei­chen.

2 Das Ge­such muss fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten:

a.
den Zweck der vor­über­ge­hen­den Aus­fuhr;
b.
das Aus­fuhr­da­tum des Kul­tur­guts;
c.
das Rück­füh­rungs­da­tum des Kul­tur­guts.

3 Dem Ge­such müs­sen bei­ge­legt sein:

a.
die Be­schrei­bung des Kul­tur­guts;
b.
die In­ven­tar­num­mer des Kul­tur­guts im Bun­des­ver­zeich­nis.
Art. 4 Mitteilung der Rückführung in die Schweiz  

(Art. 5 KGTG)

Die Rück­füh­rung in die Schweiz muss der Fach­stel­le in­nert 30 Ta­gen mit­ge­teilt wer­den.

Art. 5 Rückführungsansprüche der Schweiz  

(Art. 6 KGTG)

1 Die Fach­stel­le ist zu­stän­dig für die Gel­tend­ma­chung der Rück­füh­rungs­an­sprü­che ge­mä­ss Ar­ti­kel 6 KGTG.

2 Rück­füh­rungs­an­sprü­che für Kul­tur­gü­ter, die nach kan­to­na­lem Recht ge­gen Aus­fuhr ge­schützt sind, lei­tet sie im Ein­ver­neh­men mit den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den ein.

Art. 6 Befristete Massnahmen  

(Art. 8 KGTG)

Be­fris­te­te Mass­nah­men kön­nen auch Be­wil­li­gungs- und Mel­de­pflich­ten um­fas­sen.

4. Abschnitt: Rückgabegarantie

Art. 7  

1 Die leih­neh­men­de In­sti­tu­ti­on hat den An­trag um Er­tei­lung ei­ner Rück­ga­be­ga­ran­tie für ein oder meh­re­re Kul­tur­gü­ter spä­tes­tens drei Mo­na­te vor der be­ab­sich­ti­gen Ein­fuhr des Kul­tur­guts in die Schweiz bei der Fach­stel­le ein­zu­rei­chen.

2 Der An­trag muss fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten:

a.
den Na­men und die Adres­se der leih­ge­ben­den In­sti­tu­ti­on;
b.
die Be­schrei­bung des Kul­tur­guts;
c.
die mög­lichst ge­naue Her­kunft des Kul­tur­guts;
d.
den be­ab­sich­tig­ten Zeit­punkt der vor­über­ge­hen­den Ein­fuhr des Kul­tur­guts in die Schweiz;
e.
den be­ab­sich­tig­ten Zeit­punkt der Aus­fuhr des Kul­tur­guts aus der Schweiz;
f.
die Dau­er der Aus­stel­lung;
g.
die be­an­trag­te Dau­er der Rück­ga­be­ga­ran­tie.

3 Der An­trag ist in ei­ner Amtss­pra­che ein­zu­rei­chen. Die An­ga­ben nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben b und c sind in elek­tro­ni­scher Form ein­zu­rei­chen. Die­se An­ga­ben kön­nen auch in eng­li­scher Spra­che ein­ge­reicht wer­den.

4 Dem An­trag ist ein Aus­zug aus dem Leih­ver­trag mit der leih­ge­ben­den In­sti­tu­ti­on bei­zu­le­gen. Aus dem Aus­zug muss her­vor­ge­hen, dass das Kul­tur­gut nach Ab­schluss der Aus­stel­lung in der Schweiz oder nach Ab­schluss ei­ner Wan­deraus­stel­lung durch meh­re­re Län­der in den Ver­trags­staat zu­rück­kehrt, aus dem es ent­lie­hen wor­den ist.

5 Sind die An­ga­ben im An­trag lücken­haft oder fehlt der Aus­zug aus dem Leih­ver­trag, so räumt die Fach­stel­le der leih­neh­men­den In­sti­tu­ti­on ei­ne Frist von 10 Ta­gen zur Ver­bes­se­rung ein. Sie ver­bin­det die­se Frist mit der An­dro­hung, den An­trag ab­zu­wei­sen, oh­ne ihn zu ver­öf­fent­li­chen (Art. 11 Abs. 2 KGTG), so­fern die An­ga­ben im An­trag nicht in­nert Frist ver­voll­stän­digt wer­den oder der Aus­zug aus dem Leih­ver­trag nicht nach­ge­reicht wird.

5. Abschnitt: Finanzhilfen zu Gunsten der Erhaltung des kulturellen Erbes

Art. 8 Gesuche um Finanzhilfen  

(Art. 14 KGTG)

Ge­su­che um Fi­nanz­hil­fen zu Guns­ten der Er­hal­tung des kul­tu­rel­len Er­bes an­de­rer Staa­ten sind vor der Durch­füh­rung der be­ab­sich­tig­ten Vor­ha­ben bei der Fach­stel­le ein­zu­rei­chen.

Art. 9 Kompetenz zur Gewährung von Finanzhilfen  

(Art. 14 KGTG)

1 Über Ge­su­che um Fi­nanz­hil­fen für die treu­hän­de­ri­sche Auf­be­wah­rung und die kon­ser­va­to­ri­sche Be­treu­ung von Kul­tur­gü­tern nach Ar­ti­kel 14 Ab­satz 1 Buch­sta­be a KGTG ent­schei­det das BAK.

2 Über Ge­su­che um Fi­nanz­hil­fen für Pro­jek­te nach Ar­ti­kel 14 Ab­satz 1 Buch­sta­be b KGTG und zur Er­leich­te­rung der Wie­der­er­lan­gung des kul­tu­rel­len Er­bes nach Ar­ti­kel 14 Ab­satz 1 Buch­sta­be c KGTG ent­schei­det das BAK im Ein­ver­neh­men mit der Di­rek­ti­on für Ent­wick­lung und Zu­sam­men­ar­beit und der Po­li­ti­schen Di­rek­ti­on des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten.

Art. 10 Höchstansatz der Finanzhilfen  

(Art. 14 KGTG)

1 Fi­nanz­hil­fen be­tra­gen ma­xi­mal 50 Pro­zent der gel­tend ge­mach­ten Kos­ten.

2 Sie kön­nen nur im Rah­men der be­wil­lig­ten Kre­di­te zu­ge­spro­chen wer­den.

Art. 11 Finanzhilfen für treuhänderische Aufbewahrung  

(Art. 14 Abs. 1 Bst. a KGTG)

1 Fi­nanz­hil­fen für die treu­hän­de­ri­sche Auf­be­wah­rung und die kon­ser­va­to­ri­sche Be­treu­ung be­tra­gen ma­xi­mal 100 000 Fran­ken pro Jahr.

2 Fi­nanz­hil­fen wer­den nur Mu­se­en oder ähn­li­chen In­sti­tu­tio­nen ge­währt, die:

a.
in be­deu­ten­der und an­er­kann­ter Wei­se im ent­spre­chen­den Fach­ge­biet tä­tig sind; und
b.
ih­re Tä­tig­keit nach den deon­to­lo­gi­schen Re­geln der Mu­se­ums­fach­welt wie zum Bei­spiel dem ICOM4-Ko­dex der ethi­schen Richt­li­ni­en für Mu­se­en vom 4. No­vem­ber 1986 (er­gänzt am 6. Ju­li 2001 und über­ar­bei­tet im Okt. 2004)5 rich­ten, ins­be­son­de­re was ih­re An­kaufs- und Aus­stel­lungs­po­li­tik be­trifft.

4 In­ter­na­tio­na­ler Mu­se­ums­rat

5 Zu be­zie­hen beim BAK, Fach­stel­le Kul­tur­gü­ter­trans­fer, Hall­wyl­stras­se 15, 3003Bern.

Art. 12 Finanzhilfen an Projekte zur Erhaltung des kulturellen Erbes  

(Art. 14 Abs. 1 Bst. b KGTG)

1 Pro­jek­te zur Er­hal­tung des kul­tu­rel­len Er­bes in an­dern Ver­trags­staa­ten wer­den durch einen ein­ma­li­gen Pau­schal­bei­trag von ma­xi­mal 100 000 Fran­ken pro Pro­jekt un­ter­stützt. Der Bei­trag kann in Ra­ten aus­be­zahlt wer­den.

2 In Aus­nah­me­fäl­len kann der Bun­des­rat auf An­trag des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments des In­nern einen Be­trag von ma­xi­mal ei­ner Mil­li­on Fran­ken spre­chen.

Art. 13 Finanzhilfen zur Erleichterung der Wiedererlangung des kulturellen Erbes  

(Art. 14 Abs. 1 Bst. c KGTG)

1 Fi­nanz­hil­fen zur Er­leich­te­rung der Wie­der­er­lan­gung des kul­tu­rel­len Er­bes von Ver­trags­staa­ten wer­den aus­sch­liess­lich staat­li­chen Be­hör­den und in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen ge­währt.

2 Sie be­tra­gen ma­xi­mal 50 000 Fran­ken.

3 Sie wer­den nur aus­ge­rich­tet, wenn der Ver­trags­staat ei­ne sei­ner Fi­nanz­kraft ent­spre­chen­de ei­ge­ne Leis­tung er­bringt.

4 Sie die­nen zur De­ckung von:

a.
Ge­richts-, An­walts-, Ver­si­che­rungs-, Re­stau­rie­rungs- und Trans­port­kos­ten, so­weit sie zur Wie­der­er­lan­gung not­wen­dig und tat­säch­lich ent­stan­den sind;
b.
Ent­schä­di­gun­gen an Drit­te in Aus­nah­me­fäl­len.
Art. 14 Auflagen  

Die Ge­wäh­rung von Fi­nanz­hil­fen wird mit den Auf­la­gen ver­bun­den, dass:

a.
der Schutz des kul­tu­rel­len Er­bes nach al­len Re­geln der Fach­kun­de er­folgt;
b.
der Bei­trags­emp­fän­ger oder die Bei­trags­emp­fän­ge­rin der Fach­stel­le über die Ver­wen­dung der Fi­nanz­hil­fe Re­chen­schaft ab­legt;
c.
der Bei­trags­emp­fän­ger oder die Bei­trags­emp­fän­ge­rin die Un­ter­stüt­zung durch den Bund in ge­eig­ne­ter und an­ge­mes­se­ner Wei­se be­kannt macht;
d.
Kul­tur­gü­ter, die mit Hil­fe von Fi­nanz­hil­fen nach den Ar­ti­keln 12 und 13 er­hal­ten, re­stau­riert oder wie­der­er­langt wur­den, nicht ver­äus­sert wer­den dür­fen.
Art. 15 Prioritätenordnung  

Über­stei­gen die be­an­trag­ten Fi­nanz­hil­fen die ver­füg­ba­ren Mit­tel, so er­stellt das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment des In­nern in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten ei­ne Prio­ri­tä­ten­ord­nung, nach der die Ge­su­che be­ur­teilt wer­den.

6. Abschnitt: Übertragung von Kulturgut

Art. 16 Geltungsbereich der Artikel 15–17 KGTG  

1 Die Ar­ti­kel 15–17 KGTG fin­den An­wen­dung auf:

a.
die In­sti­tu­tio­nen des Bun­des;
b.
die im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen, so­weit sie Kul­tur­gü­ter in der Schweiz über­tra­gen.

2 Liegt der An­kaufs­preis oder, bei Ge­schäf­ten für frem­de Rech­nung, der Schätz­wert ei­nes Kul­tur­guts un­ter 5000 Fran­ken, so ent­fal­len die Pflich­ten nach den Ar­ti­keln 15–17 KGTG.

3 Die Aus­nah­me nach Ab­satz 2 gilt nicht für den Han­del mit Kul­tur­gü­tern fol­gen­der Ka­te­go­ri­en:

a.
Er­geb­nis­se ar­chäo­lo­gi­scher oder pa­lä­on­to­lo­gi­scher Aus­gra­bun­gen oder Ent­de­ckun­gen;
b.
Tei­le zer­stückel­ter künst­le­ri­scher oder ge­schicht­li­cher Denk­mä­ler oder von Aus­gra­bungs­stät­ten;
c.
eth­no­lo­gi­sche Ge­gen­stän­de, ins­be­son­de­re sol­che, die im Zu­sam­men­hang mit sa­kra­len oder pro­fa­nen Ri­ten in Ge­brauch sind.
Art. 17 Feststellung der Identität  

(Art. 15 Abs. 1 und Art. 16 Abs. 2 Bst. c KGTG)

1 Die In­sti­tu­tio­nen des Bun­des so­wie die im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen ha­ben die Iden­ti­tät des Ver­käu­fers oder der Ver­käu­fe­rin be­zie­hungs­wei­se der ein­lie­fern­den Per­son an­hand fol­gen­der An­ga­ben fest­zu­stel­len:

a.
bei na­tür­li­chen Per­so­nen und In­ha­bern oder In­ha­be­rin­nen von Ein­zel­un­ter­neh­men: Na­me, Vor­na­me, Ge­burts­da­tum, Wohn­sitz­adres­se und Staats­an­ge­hö­rig­keit;
b.
bei ju­ris­ti­schen Per­so­nen und Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten: Fir­ma und Do­mi­zil­adres­se.

2 Die An­ga­ben sind an­hand ei­nes be­weis­kräf­ti­gen Do­ku­ments zu über­prü­fen, so­fern An­halts­punk­te da­für be­ste­hen, dass die Rich­tig­keit der An­ga­ben oder das bei vor­aus­ge­gan­ge­nen Trans­ak­tio­nen auf­ge­bau­te Ver­trau­ens­ver­hält­nis in Fra­ge ge­stellt wer­den muss.

3 Auf die Fest­stel­lung der Iden­ti­tät kann ver­zich­tet wer­den, wenn die­se be­reits ein­mal fest­ge­stellt wor­den ist.

Art. 18 Verfügungsberechtigung  

(Art. 15 Abs. 1 und Art. 16 Abs. 2 Bst. a KGTG)

Der Ver­käu­fer oder die Ver­käu­fe­rin und ge­ge­be­nen­falls die ein­lie­fern­de Per­son ha­ben ei­ne Er­klä­rung zu un­ter­zeich­nen, die ih­re Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung über das Kul­tur­gut be­stä­tigt.

Art. 19 Buchführung  

(Art. 15 Abs. 1 und Art. 16 Abs. 2 Bst. c KGTG)

1 Die In­sti­tu­tio­nen des Bun­des so­wie die im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen ha­ben fol­gen­de An­ga­ben auf­zu­zeich­nen und die ent­spre­chen­den Do­ku­men­te auf­zu­be­wah­ren:

a.
die Be­schrei­bung des Kul­tur­guts;
b.
den Ur­sprung des Kul­tur­guts, so­weit er be­kannt ist;
c.
die An­ga­ben zur Iden­ti­tät nach Ar­ti­kel 17;
d.
die Er­klä­rung über die Ver­fü­gungs­be­rech­ti­gung nach Ar­ti­kel 18;
e.
das Da­tum der ak­tu­el­len Über­tra­gung des Kul­tur­guts;
f.
den An­kaufs­preis oder, bei Ge­schäf­ten für frem­de Rech­nung, den Schätz­wert des Kul­tur­guts.

2 Die Do­ku­men­te sind so auf­zu­be­wah­ren, dass sie bei all­fäl­li­gen Aus­kunfts- und Be­schlag­nah­me­be­geh­ren der Be­hör­den in­nert an­ge­mes­se­ner Frist vor­ge­legt wer­den kön­nen.

Art. 20 Kontrollen vor Ort  

(Art. 17 KGTG)

1 Die Fach­stel­le kün­digt Kon­trol­len vor Ort im Vor­aus an, es sei denn, es be­ste­he die Ge­fahr, dass das Kul­tur­gut oder die da­zu­ge­hö­ren­de Do­ku­men­ta­ti­on der Kon­trol­le ent­zo­gen wer­den.

2 Die Fach­stel­le kann bei Kon­trol­len vor Ort die Do­ku­men­te nach Ar­ti­kel 19 ein­se­hen.

3 Im Üb­ri­gen rich­ten sich die Kon­trol­len vor Ort nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. De­zem­ber 19686 über das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren.

Art. 21 Datenschutz  

(Art. 30 Abs. 2 KGTG)

1 Die Fach­stel­le kann zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 18 Buch­sta­be i KGTG Da­ten über die In­sti­tu­tio­nen des Bun­des und die im Kunst­han­del und im Auk­ti­ons­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen be­ar­bei­ten. Die Da­ten­be­ar­bei­tung rich­tet sich nach der Bun­des­ge­setz­ge­bung über den Da­ten­schutz.

2 Die Fach­stel­le gibt die Da­ten nach Ab­satz 1 nicht an Drit­te be­kannt. Vor­be­hal­ten bleibt die Wei­ter­ga­be der Da­ten im Rah­men der Amts- und Rechts­hil­fe nach Ar­ti­kel 21 und 22 KGTG und im Rah­men von Straf­an­zei­gen.

7. Abschnitt: Fachstelle

Art. 22  

1 Das BAK führt die Fach­stel­le.

27

7 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2017, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2017 (AS 20173475).

8. Abschnitt: Zollveranlagungsverfahren 8

8 Fassung gemäss Anhang 4 Ziff. 7 der Zollverordnung vom 1. Nov. 2006, in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1469).

Art. 23 Zollabfertigung 9  

Die Zoll­ver­an­la­gung rich­tet sich nach den Be­stim­mun­gen der Zoll­ge­setz­ge­bung.

9 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 4 Ziff. 7 der Zoll­ver­ord­nung vom 1. Nov. 2006, in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1469).

Art. 24 Bewilligungspflicht  

(Art. 5 und 7 KGTG)

1 Wer Kul­tur­gü­ter, die im Bun­des­ver­zeich­nis nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 KGTG ein­ge­tra­gen sind, aus der Schweiz aus­füh­ren will, braucht ei­ne Be­wil­li­gung der Fach­stel­le.

2 Wer Kul­tur­gü­ter, die in den kan­to­na­len Ver­zeich­nis­sen nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 1 KGTG ein­ge­tra­gen sind, aus der Schweiz aus­füh­ren will, braucht ei­ne Be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den, so­fern ei­ne sol­che nach den je­wei­li­gen kan­to­na­len Be­stim­mun­gen not­wen­dig ist.

3 Wer Kul­tur­gü­ter, die Ge­gen­stand ei­ner Ver­ein­ba­rung nach Ar­ti­kel 7 KGTG sind, in die Schweiz ein­führt oder durch sie durch­führt, hat den Zoll­be­hör­den nach­zu­wei­sen, dass die Aus­fuhr­be­stim­mun­gen des aus­län­di­schen Ver­trags­staa­tes er­füllt sind. Ver­langt der aus­län­di­sche Ver­trags­staat für die Aus­fuhr von sol­chen Kul­tur­gü­tern ei­ne Be­wil­li­gung, so ist die­se den Zoll­be­hör­den vor­zu­le­gen.

Art. 25 Zollanmeldung 10  

(Art. 19 KGTG)

1 Wer Kul­tur­gü­ter ein-, durch- oder aus­führt, hat in der Zollan­mel­dung an­zu­ge­ben:11

a.
den Ob­jekt­typ des Kul­tur­guts;
b.
mög­lichst ge­naue An­ga­ben zum Her­stel­lungs­ort oder, wenn es sich um ein Er­geb­nis ar­chäo­lo­gi­scher oder pa­lä­on­to­lo­gi­scher Aus­gra­bun­gen oder Ent­de­ckun­gen han­delt, zum Fund­ort des Kul­tur­guts.

2 Wer Kul­tur­gü­ter ein- oder durch­führt, hat in der Zollan­mel­dung an­zu­ge­ben, ob die Aus­fuhr des Kul­tur­guts aus ei­nem Ver­trags­staat ge­mä­ss der Ge­setz­ge­bung die­ses Staa­tes ei­ner Be­wil­li­gung un­ter­liegt.12

3 Falls für die Ein-, Durch- oder Aus­fuhr ei­nes Kul­tur­guts ei­ne Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 24 er­for­der­lich ist, so ist die­se den Zoll­be­hör­den vor­zu­le­gen.

10 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 4 Ziff. 7 der Zoll­ver­ord­nung vom 1. Nov. 2006, in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1469).

11 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 4 Ziff. 7 der Zoll­ver­ord­nung vom 1. Nov. 2006, in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1469).

12 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 4 Ziff. 7 der Zoll­ver­ord­nung vom 1. Nov. 2006, in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1469).

Art. 26 Zolllager und Zollfreilager 13  

(Art. 19 Abs. 3 KGTG)

1 Die an­mel­de­pflich­ti­ge Per­son mel­det der Zoll­stel­le die Ein­la­ge­rung von Kul­tur­gü­tern in ein of­fe­nes Zoll­la­ger, in ein La­ger für Mas­sen­gü­ter oder in ein Zoll­frei­la­ger schrift­lich an.14

2 Die An­mel­dung muss die nach Ar­ti­kel 25 ver­lang­ten Do­ku­men­te und An­ga­ben ent­hal­ten.

13 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 4 Ziff. 7 der Zoll­ver­ord­nung vom 1. Nov. 2006, in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1469).

14 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 4 Ziff. 7 der Zoll­ver­ord­nung vom 1. Nov. 2006, in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1469).

9. Abschnitt: Einziehung von Kulturgütern und Vermögenswerten

(Art. 28 KGTG)

Art. 27  

1 Ein­ge­zo­ge­ne Kul­tur­gü­ter sind in de­ren Ur­sprungs­staat zu über­füh­ren.

2 Das BAK ent­schei­det über die Über­füh­rung. Es kann den Voll­zug der Über­füh­rung aus­set­zen, bis das Kul­tur­gut bei ei­ner Über­füh­rung nicht mehr ge­fähr­det ist.

3 Bis zu ih­rer Über­füh­rung wer­den die ein­ge­zo­ge­nen Kul­tur­gü­ter im Schwei­ze­ri­schen Lan­des­mu­se­um oder ei­ner an­de­ren ge­eig­ne­ten In­sti­tu­ti­on auf­be­wahrt. Das BAK ent­schei­det über den Auf­be­wah­rungs­ort.

4 Ein­ge­zo­ge­ne Ver­mö­gens­wer­te sind vom BAK ein­zu­set­zen für:

a.
die Ge­wäh­rung von Fi­nanz­hil­fen nach Ar­ti­kel 14 KGTG;
b.
die Kos­ten der treu­hän­de­ri­schen Auf­be­wah­rung und der Über­füh­rung von Kul­tur­gü­tern.

10. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 28 Änderung bisherigen Rechts  

15

15 Die Än­de­rung kann un­ter AS 2005 1883kon­sul­tiert wer­den.

Art. 29 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ju­ni 2005 in Kraft.

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