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Verordnung
über das Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz
(VIVS)

vom 14. April 2010 (Stand am 1. Juni 2017)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 5 Absatz 1 und 26 des Bundesgesetzes vom 1. Juli 19661 über den Natur- und Heimatschutz (NHG),

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand  

Die­se Ver­ord­nung re­gelt:

a.
den Schutz der his­to­ri­schen Ver­kehrs­we­ge von na­tio­na­ler Be­deu­tung;
b.
die Leis­tun­gen des Bun­des zum Schutz der his­to­ri­schen Ver­kehrs­we­ge der Schweiz.
Art. 2 Begriffe  

1 In die­ser Ver­ord­nung gel­ten als:

a.
his­to­ri­sche Ver­kehrs­wege: We­ge, Stras­sen und Was­ser­we­ge aus frü­he­ren Epo­chen, de­ren Sub­stanz min­des­tens ab­schnitts­wei­se er­hal­ten ist und die durch his­to­ri­sche Do­ku­men­te be­legt sind;
b.
Ob­jek­te: gan­ze Stre­cken so­wie ein­zel­ne Li­ni­en­füh­run­gen und Ab­schnit­te von his­to­ri­schen Ver­kehrs­we­gen;
c.
Sub­stanz his­to­ri­scher Ver­kehrs­we­ge na­ment­lich:
1.
der Ver­lauf der We­ge, Stras­sen und Was­ser­we­ge im Ge­län­de,
2.
We­g­ele­men­te, ins­be­son­de­re Weg­for­men und -ober­flä­chen so­wie Weg­be­gren­zun­gen wie Bö­schun­gen, Mau­ern, Zäu­ne und Al­leen,
3.
Kunst­bau­ten,
4.
Bau­tech­ni­ken und be­son­de­res tra­di­tio­nel­les Bau­ma­te­ri­al,
5.
Weg­be­glei­ter wie Weg­kreu­ze, Di­stanz- und Grenz­stei­ne, Ka­pel­len und an­de­re mit dem Weg in ei­nem funk­tio­na­len Zu­sam­men­hang ste­hen­de Bau­ten.

2 His­to­ri­sche Ver­kehrs­we­ge sind von na­tio­na­ler Be­deu­tung, wenn ih­re his­to­ri­sche Be­deu­tung oder Sub­stanz her­aus­ra­gend ist.

2. Abschnitt: Schutz der historischen Verkehrswege von nationaler Bedeutung

Art. 3 Bundesinventar  

1 Die his­to­ri­schen Ver­kehrs­we­ge von na­tio­na­ler Be­deu­tung wer­den in ei­nem Bun­desin­ven­tar auf­ge­nom­men.

2 Das Bun­desin­ven­tar wird vom Bun­des­amt für Stras­sen (ASTRA) ge­führt.

3 Es ent­hält die Lis­te der Ob­jek­te von na­tio­na­ler Be­deu­tung, ih­re La­ge, Sub­stanz und his­to­ri­sche Be­deu­tung so­wie die üb­ri­gen An­ga­ben nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 NHG.

4 Die Ob­jek­te wer­den in zwei Ka­te­go­ri­en ein­ge­teilt:

a.
Ob­jek­te mit der Klas­sie­rung «his­to­ri­scher Ver­lauf mit viel Sub­stanz»;
b.
Ob­jek­te mit der Klas­sie­rung «his­to­ri­scher Ver­lauf mit Sub­stanz».
Art. 4 Veröffentlichung  

1 Das Bun­desin­ven­tar wird nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 des Pu­bli­ka­ti­ons­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 20042 nicht in der Amt­li­chen Samm­lung des Bun­des­rechts ver­öf­fent­licht. Es ist in elek­tro­ni­scher Form3 zu­gäng­lich.

2 Es kann un­ent­gelt­lich beim ASTRA und bei den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Stel­len ein­ge­se­hen wer­den.

2 SR 170.512

3 Sie­he In­ter­netsei­ten un­ter http://ivs-gis.ad­min.ch

Art. 5 Nachführung und Änderung  

1 Das Bun­desin­ven­tar wird re­gel­mäs­sig, ins­be­son­de­re bei Vor­lie­gen neu­er Er­kennt­nis­se und Tat­sa­chen, über­prüft und be­rei­nigt. Die voll­stän­di­ge Über­prü­fung und Be­rei­ni­gung er­folgt in­nert 25 Jah­ren.

2 Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on kann die Um­schrei­bung der Ob­jek­te ge­ring­fü­gig än­dern. Als ge­ring­fü­gig gel­ten Än­de­run­gen, die sich we­der auf den Be­stand der Ob­jek­te noch we­sent­lich auf de­ren Sub­stanz aus­wir­ken.

3 Bei der Über­prü­fung und Be­rei­ni­gung des Bun­desin­ven­tars im Sin­ne von Ar­ti­kel 5 Ab­satz 2 NHG so­wie der ge­ring­fü­gi­gen Än­de­rung von Ob­jek­tum­schrei­bun­gen nach Ab­satz 2 sind die zu­stän­di­gen kan­to­na­len Fach­stel­len mög­lichst früh­zei­tig ein­zu­be­zie­hen. Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass auch die Öf­fent­lich­keit in ge­eig­ne­ter Art und Wei­se ein­be­zo­gen wird.4

4 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 2 der V vom 29. März 2017 über das Bun­desin­ven­tar der Land­schaf­ten und Na­tur­denk­mä­ler, in Kraft seit 1. Ju­ni 2017 (AS 2017 2815).

Art. 6 Schutzziele  

1 Ob­jek­te mit der Klas­sie­rung «his­to­ri­scher Ver­lauf mit viel Sub­stanz» sol­len mit ih­rer gan­zen Sub­stanz un­ge­schmä­lert er­hal­ten wer­den.

2 Ob­jek­te mit der Klas­sie­rung «his­to­ri­scher Ver­lauf mit Sub­stanz» sol­len mit ih­ren we­sent­li­chen Sub­stan­z­ele­men­ten un­ge­schmä­lert er­hal­ten wer­den.

3 Weg­be­glei­ter sind un­ab­hän­gig von der Klas­sie­rung der Ob­jek­te in ih­rem funk­tio­na­len Zu­sam­men­hang mit dem Ob­jekt zu er­hal­ten.

Art. 7 Eingriffe  

1 Ein­grif­fe in Ob­jek­te sind bei Er­fül­lung ei­ner Bun­des­auf­ga­be zu­läs­sig, so­weit sie die Schutz­zie­le nicht be­ein­träch­ti­gen.

2 Ge­ring­fü­gi­ge Be­ein­träch­ti­gun­gen der Schutz­zie­le sind bei Er­fül­lung ei­ner Bun­des­auf­ga­be nur zu­läs­sig, wenn sie sich durch ein In­ter­es­se recht­fer­ti­gen las­sen, das ge­wich­ti­ger ist als das In­ter­es­se am Schutz des Ob­jekts.

3 Schwer­wie­gen­de Be­ein­träch­ti­gun­gen sind bei Er­fül­lung ei­ner Bun­des­auf­ga­be nur zu­läs­sig, wenn der Schutz­wür­dig­keit des Ob­jek­tes be­stimm­te gleich- oder hö­her­wer­ti­ge In­ter­es­sen von eben­falls na­tio­na­ler Be­deu­tung ent­ge­gen­ste­hen.

4 Zum Aus­gleich von Be­ein­träch­ti­gun­gen nach Ab­satz 2 oder 3 sind Wie­der­hers­tel­lungs­mass­nah­men oder zu­min­dest an­ge­mes­se­ne Er­satz­mass­nah­men am glei­chen his­to­ri­schen Ver­kehrs­weg zu tref­fen. Ist dies nicht zweck­mäs­sig, so kön­nen an­ge­mes­se­ne Er­satz­mass­nah­men an ei­nem an­de­ren his­to­ri­schen Ver­kehrs­weg, nach Mög­lich­keit in der glei­chen Re­gi­on, ge­leis­tet wer­den.

5 Sind Ein­grif­fe un­ter Ab­wä­gung al­ler In­ter­es­sen un­ver­meid­lich, so müs­sen sie sich auf ein Min­dest­mass be­schrän­ken.

Art. 7a Behebung von Beeinträchtigungen 5  

1 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den prü­fen bei je­der sich bie­ten­den Ge­le­gen­heit, in­wie­weit be­ste­hen­de Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­min­dert oder be­ho­ben wer­den kön­nen.

2 Da­bei blei­ben der Be­stand und die Nut­zung von recht­mäs­sig er­stell­ten Bau­ten und An­la­gen ge­währ­leis­tet.

5 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 2 der V vom 29. März 2017 über das Bun­desin­ven­tar der Land­schaf­ten und Na­tur­denk­mä­ler, in Kraft seit 1. Ju­ni 2017 (AS 2017 2815).

Art. 8 Dokumentations- und Mitteilungspflicht  

1 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne sor­gen da­für, dass je­der Ein­griff in einen his­to­ri­schen Ver­kehrs­weg von na­tio­na­ler Be­deu­tung so­wie die da­bei ge­won­ne­nen Er­kennt­nis­se, ins­be­son­de­re über das Ob­jekt, sei­ne Bau­ge­schich­te und sei­ne Ein­ord­nung ins Ge­län­de, do­ku­men­tiert wer­den und dass die­se Do­ku­men­ta­tio­nen zu­min­dest bis zur ers­ten Nach­füh­rung nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 ar­chi­viert wer­den.

2 Sie tei­len dem ASTRA sämt­li­che Ein­grif­fe, wel­che die Schutz­zie­le be­ein­träch­ti­gen, mit und le­gen ihm die Do­ku­men­ta­tio­nen nach Ab­satz 1 vor.

Art. 9 Berücksichtigung durch die Kantone 6  

1 Die Kan­to­ne be­rück­sich­ti­gen das Bun­desin­ven­tar bei ih­ren Pla­nun­gen, ins­be­son­de­re in der Richt­pla­nung nach den Ar­ti­keln 6–12 des Raum­pla­nungs­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 19797 (RPG).

2 Sie sor­gen da­für, dass das Bun­desin­ven­tar auf der Grund­la­ge der kan­to­na­len Richt­plä­ne be­rück­sich­tigt wird, ins­be­son­de­re bei der Nut­zungs­pla­nung nach den Ar­ti­keln 14–20 RPG.

6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. 2 der V vom 29. März 2017 über das Bun­desin­ven­tar der Land­schaf­ten und Na­tur­denk­mä­ler, in Kraft seit 1. Ju­ni 2017 (AS 2017 2815).

7 SR 700

3. Abschnitt: Leistungen des Bundes

Art. 10 Information und Beratung über das Bundesinventar  

Das ASTRA sorgt für die In­for­ma­ti­on und Be­ra­tung der Be­hör­den und der Öf­fent­lich­keit über die Be­deu­tung, den Zu­stand und die Schutz­wür­dig­keit der his­to­ri­schen Ver­kehrs­we­ge von na­tio­na­ler Be­deu­tung.

Art. 11 Informationen über historische Verkehrswege von regionaler oder lokaler Bedeutung  

1 Die Kan­to­ne kön­nen In­for­ma­tio­nen über his­to­ri­sche Ver­kehrs­we­ge, die sie als re­gio­nal oder lo­kal be­deu­tend be­zeich­net ha­ben, in elek­tro­ni­scher Form mit dem Bun­desin­ven­tar ver­knüp­fen.

2 Das ASTRA er­lässt zu die­sem Zweck Richt­li­ni­en, ins­be­son­de­re über die Struk­tur der In­for­ma­tio­nen so­wie über de­ren Auf­be­rei­tung, Mel­dung und Nach­füh­rung.

3 Der Schutz die­ser Ver­ord­nung um­fasst aus­sch­liess­lich die his­to­ri­schen Ver­kehrs­we­ge von na­tio­na­ler Be­deu­tung nach Ar­ti­kel 3.

Art. 12 Finanzhilfen  

1 Fi­nanz­hil­fen des Bun­des für Mass­nah­men zur Er­hal­tung von his­to­ri­schen Ver­kehrs­we­gen rich­ten sich nach dem 2. Ab­schnitt der Ver­ord­nung vom 16. Ja­nu­ar 19918 über den Na­tur- und Hei­mat­schutz.

2 Das ASTRA kann die Zu­si­che­rung ei­ner Fi­nanz­hil­fe für einen his­to­ri­schen Ver­kehrs­weg ins­be­son­de­re mit der Auf­la­ge oder Be­din­gung ver­knüp­fen, dass die­ser dem Lang­sam­ver­kehr dient und dass dies im Grund­buch an­ge­merkt wird.

3 Für die Er­hal­tung von Ge­bäu­den si­chert das ASTRA kei­ne Fi­nanz­hil­fen zu.

4. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 13 Änderung bisherigen Rechts  

Die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wird im An­hang ge­re­gelt.

Art. 14 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ju­li 2010 in Kraft.

Anhang

(Art. 13)

Änderung bisherigen Rechts

Die nachstehenden Verordnungen werden wie folgt geändert:

9

9 Die Änderungen können unter AS 2010 1593nachverfolgt werden.

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