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Verordnung
über den Schutz der Trockenwiesen und -weiden
von nationaler Bedeutung
(Trockenwiesenverordnung, TwwV)

vom 13. Januar 2010 (Stand am 1. Januar 2021)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 18a Absätze 1 und 3 des Bundesgesetzes vom 1. Juli 19661
über den Natur- und Heimatschutz,

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Zweck

Mit die­ser Ver­ord­nung sol­len Tro­cken­wie­sen und ‑wei­den (Tro­cken­wie­sen) von na­tio­na­ler Be­deu­tung un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner nach­hal­ti­gen Land- und Wald­wirt­schaft ge­schützt und ge­för­dert wer­den.

Art. 2 Bundesinventar

1 Das Bun­desin­ven­tar der Tro­cken­wie­sen und -wei­den von na­tio­na­ler Be­deu­tung (Tro­cken­wie­se­nin­ven­tar) um­fasst die in An­hang 1 auf­ge­zähl­ten Ob­jek­te.

2 Die Um­schrei­bung der Ob­jek­te ist Be­stand­teil die­ser Ver­ord­nung, je­doch Ge­gen­stand ei­ner se­pa­ra­ten Ver­öf­fent­li­chung.2

2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 29. Sept. 2017, in Kraft seit 1. Nov. 2017 (AS 2017 5409).

Art. 3 Veröffentlichung 3

1 Die Um­schrei­bung der Ob­jek­te wird in der Amt­li­chen Samm­lung des Bun­des­rechts (AS) durch Ver­weis ver­öf­fent­licht (Art. 5 Abs. 1 Bst. c des Pu­bli­ka­ti­ons­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 20044). Sie ist in elek­tro­ni­scher Form5 zu­gäng­lich.

2 Das Tro­cken­wie­se­nin­ven­tar kann un­ent­gelt­lich beim Bun­des­amt für Um­welt (BA­FU) und bei den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Stel­len ein­ge­se­hen wer­den.

3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Sept. 2017, in Kraft seit 1. Nov. 2017 (AS 2017 5409).

4 SR 170.512

5 www.ba­fu.ad­min.ch > The­men > Biodi­ver­si­tät > Fach­in­for­ma­tio­nen > Mass­nah­men > Öko­lo­gi­sche In­fra­struk­tur > Bio­to­pe von na­tio­na­ler Be­deu­tung > Tro­cken­wie­sen und -wei­den

Art. 4 Abgrenzung der Objekte

1 Die Kan­to­ne le­gen den ge­nau­en Grenz­ver­lauf der Ob­jek­te fest. Sie hö­ren da­bei die Grund­ei­gen­tü­me­rin­nen und Grund­ei­gen­tü­mer so­wie die Nut­zungs­be­rech­tig­ten, ins­be­son­de­re die Be­wirt­schaf­te­rin­nen und Be­wirt­schaf­ter, an.

2 Wei­sen Ob­jek­te einen räum­li­chen Be­zug zu Kon­zep­ten und Sach­plä­nen des Bun­des auf, so hö­ren die Kan­to­ne auch die zu­stän­di­gen Bun­des­stel­len an.

3 Ist der ge­naue Grenz­ver­lauf noch nicht fest­ge­legt, so trifft die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de auf An­trag ei­ne Fest­stel­lungs­ver­fü­gung über die Zu­ge­hö­rig­keit ei­nes Grund­stücks zu ei­nem Ob­jekt. Einen An­trag stel­len kann, wer ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an der Fest­stel­lung nach­weist.

Art. 5 Vorranggebiete

1 Die Kan­to­ne kön­nen nach An­hö­ren des BA­FU Vor­rang­ge­bie­te be­zeich­nen.6 Die­se um­fas­sen ein Ob­jekt oder meh­re­re na­he bei­ein­an­der lie­gen­de Ob­jek­te so­wie an­gren­zen­de na­tür­li­che oder na­tur­na­he Le­bens­räu­me und Struk­tu­r­ele­men­te. Die Vor­rang­ge­bie­te stel­len Le­bens­räu­me von ho­hem öko­lo­gi­schem Wert für Pflan­zen- und Tier­ar­ten von Tro­cken­wie­sen dar.

2 Wei­sen Vor­rang­ge­bie­te einen räum­li­chen Be­zug zu Kon­zep­ten und Sach­plä­nen des Bun­des auf, so hö­ren die Kan­to­ne auch die zu­stän­di­gen Bun­des­stel­len an.

3 Die Vor­rang­ge­bie­te wer­den in Plä­nen und Vor­schrif­ten, wel­che die zu­läs­si­ge Nut­zung des Bo­dens nach der Raum­pla­nungs­ge­setz­ge­bung re­geln, in ge­eig­ne­ter Wei­se be­rück­sich­tigt.

4 Die Kan­to­ne mel­den die Vor­rang­ge­bie­te dem BA­FU; die­ses ver­öf­fent­licht ei­ne Lis­te der Vor­rang­ge­bie­te.

6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Sept. 2017, in Kraft seit 1. Nov. 2017 (AS 2017 5409).

2. Abschnitt: Schutz der Trockenwiesen von nationaler Bedeutung

Art. 6 Schutzziel

1 Die Ob­jek­te sind un­ge­schmä­lert zu er­hal­ten. Das Schutz­ziel um­fasst ins­be­son­de­re:

a.
die Er­hal­tung und För­de­rung der spe­zi­fi­schen Pflan­zen- und Tier­welt so­wie ih­rer öko­lo­gi­schen Grund­la­gen;
b.
die Er­hal­tung der für die Tro­cken­wie­sen ty­pi­schen Ei­gen­art, Struk­tur und Dy­na­mik;
c.
ei­ne nach­hal­tig be­trie­be­ne Land- und Wald­wirt­schaft.

2 In Vor­rang­ge­bie­ten sind die öko­lo­gi­sche Qua­li­tät der an die Ob­jek­te an­gren­zen­den na­tür­li­chen und na­tur­na­hen Le­bens­räu­me und Struk­tu­r­ele­men­te so­wie de­ren Ver­net­zung zu för­dern, da­mit die spe­zi­fi­sche Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Ob­jek­te ver­bes­sert wer­den kann.

3 Die ob­jekt­s­pe­zi­fi­schen Schutz­zie­le sind in der Um­schrei­bung der Ob­jek­te nach Ar­ti­kel 3 fest­ge­hal­ten.

Art. 7 Abweichungen vom Schutzziel

1 Ein Ab­wei­chen vom Schutz­ziel ist nur zu­läs­sig für un­mit­tel­bar stand­ort­ge­bun­de­ne Vor­ha­ben, die dem Schutz des Men­schen vor Na­tur­ge­fah­ren oder ei­nem an­dern über­wie­gen­den öf­fent­li­chen In­ter­es­se von na­tio­na­ler Be­deu­tung die­nen. Ver­ur­sa­che­rin­nen und Ver­ur­sa­cher sind zu best­mög­li­chen Schutz-, Wie­der­her­stel­lungs- oder an­sonst an­ge­mes­se­nen Er­satz­mass­nah­men zu ver­pflich­ten.

2 In Vor­rang­ge­bie­ten darf zu­dem vom Schutz­ziel ab­ge­wi­chen wer­den, wenn das Vor­ha­ben die Vor­aus­set­zun­gen nach der Raum­pla­nungs­ge­setz­ge­bung er­füllt und die Flä­che und die Qua­li­tät der Tro­cken­wie­sen ins­ge­samt wie­der­her­ge­stellt oder ge­stei­gert wer­den.

Art. 8 Schutz- und Unterhaltsmassnahmen

1 Die Kan­to­ne tref­fen nach An­hö­ren der be­trof­fe­nen Grund­ei­gen­tü­me­rin­nen und Grund­ei­gen­tü­mer so­wie der Nut­zungs­be­rech­tig­ten die zur Er­rei­chung des Schutz­ziels ge­eig­ne­ten Schutz- und Un­ter­halts­mass­nah­men. Da­bei ach­ten sie auf die Er­hal­tung und För­de­rung ei­ner an­ge­pass­ten, nach­hal­ti­gen land- und wald­wirt­schaft­li­chen Nut­zung.

2 Die Mass­nah­men sind Ge­gen­stand von Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen der kan­to­nal zu­stän­di­gen Be­hör­de und den Be­trof­fe­nen. Ist der Ab­schluss ei­ner Ver­ein­ba­rung nicht mög­lich, so wer­den die Mass­nah­men an­ge­ord­net.

3 Die Kan­to­ne sor­gen ins­be­son­de­re da­für, dass:

a.
Plä­ne und Vor­schrif­ten, wel­che die zu­läs­si­ge Nut­zung des Bo­dens nach der Raum­pla­nungs­ge­setz­ge­bung re­geln, die­se Ver­ord­nung in ge­eig­ne­ter Wei­se be­rück­sich­ti­gen;
b.
nur Bau­ten und An­la­gen er­rich­tet und Bo­den­ver­än­de­run­gen vor­ge­nom­men wer­den, die dem Schutz­ziel nicht wi­der­spre­chen;
c.
be­ste­hen­de und neue Nut­zun­gen, ins­be­son­de­re die Nut­zung durch die Land- und Wald­wirt­schaft und durch den Tou­ris­mus so­wie die Nut­zung zur Er­ho­lung, mit dem Schutz­ziel in Ein­klang ste­hen;
d.
Struk­tu­r­ele­men­te der Ob­jek­te er­hal­ten und, so­weit es dem Schutz­ziel dient, ver­bes­sert oder neu ge­schaf­fen wer­den;
e.
sel­te­ne und ge­fähr­de­te Pflan­zen- und Tier­ar­ten so­wie ih­re Le­bens­ge­mein­schaf­ten ge­för­dert wer­den.

3. Abschnitt: Umsetzung und Finanzierung

Art. 9 Fristen

Die Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 4 Ab­satz 1 und 8 müs­sen in­nert zehn Jah­ren nach Auf­nah­me der Ob­jek­te in An­hang 1 ge­trof­fen wer­den.

Art. 10 Vorsorglicher Schutz

So­lan­ge die Kan­to­ne kei­ne Schutz- und Un­ter­halts­mass­nah­men ge­trof­fen ha­ben, sor­gen sie mit ge­eig­ne­ten So­fort­mass­nah­men da­für, dass sich der Zu­stand der Ob­jek­te nicht ver­schlech­tert.

Art. 11 Beseitigung von Beeinträchtigungen

Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass be­ste­hen­de Be­ein­träch­ti­gun­gen von Ob­jek­ten bei je­der sich bie­ten­den Ge­le­gen­heit so­weit mög­lich be­sei­tigt wer­den.

Art. 12 Pflichten des Bundes

1 Die Be­hör­den und Amts­stel­len des Bun­des so­wie sei­ner An­stal­ten und Be­trie­be sind bei ih­rer Tä­tig­keit zur schutz­ziel­ge­rech­ten Er­hal­tung der Ob­jek­te ver­pflich­tet.

2 Sie tref­fen die Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 8, 10 und 11 in Be­rei­chen, in de­nen sie nach der Spe­zi­al­ge­setz­ge­bung zu­stän­dig sind.

Art. 13 Berichterstattung

So­lan­ge die Kan­to­ne die nach den Ar­ti­keln 4 Ab­satz 1 und 8 er­for­der­li­chen Mass­nah­men nicht ge­trof­fen ha­ben, er­stat­ten sie dem BA­FU al­le zwei Jah­re am Jah­res­en­de Be­richt über den Stand des Schut­zes der Ob­jek­te.

Art. 14 Leistungen des Bundes

1 Das BA­FU berät und un­ter­stützt die Kan­to­ne bei der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben nach die­ser Ver­ord­nung.

2 Die Ab­gel­tun­gen des Bun­des für die Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 4, 8, 10 und 11 rich­ten sich nach den Ar­ti­keln 18 und 19 der Ver­ord­nung vom 16. Ja­nu­ar 19917 über den Na­tur- und Hei­mat­schutz (NHV).

3 Um­fas­sen Ob­jek­te nach die­ser Ver­ord­nung Flä­chen, die nach den Ar­ti­keln 55–62 der Di­rekt­zah­lungs­ver­ord­nung vom 23. Ok­to­ber 20138 zu Bei­trä­gen be­rech­ti­gen sind, so wer­den für die­se Flä­chen an­stel­le der Bei­trä­ge für die re­gel­mäs­si­ge Pfle­ge nach den Ar­ti­keln 18 und 19 NHV Bei­trä­ge nach der Di­rekt­zah­lungs­ver­ord­nung ge­währt.9

7 SR 451.1

8 SR 910.13

9 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 9 Ziff. 6 der Di­rekt­zah­lungs­ver­ord­nung vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4145).

Art. 15 Zusammenarbeit mit der Land- und Waldwirtschaft

Die zu­stän­di­gen Stel­len ar­bei­ten bei der Fest­le­gung der Schutz-, Un­ter­halts- und Auf­wer­tungs­mass­nah­men eng mit den Fach­stel­len für Land- und Wald­wirt­schaft zu­sam­men.

Art. 16 Vollzugshilfe

Das BA­FU er­lässt im Ein­ver­neh­men mit dem Bun­des­amt für Land­wirt­schaft ei­ne Voll­zugs­hil­fe zu den Schutz- und Un­ter­halts­mass­nah­men nach die­ser Ver­ord­nung.

Art. 17 Entlassung von Objekten

1 Ein Ob­jekt ist aus dem Tro­cken­wie­se­nin­ven­tar zu ent­las­sen, wenn die Er­fül­lung des Schutz­ziels auf­grund fort­ge­schrit­te­ner Ver­gan­dung nicht mehr ge­währ­leis­tet wer­den kann.

2 Vor der Ent­las­sung ei­nes Ob­jekts sind die be­trof­fe­nen Kan­to­ne an­zu­hö­ren; die­se hö­ren die Be­trof­fe­nen nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 1 an.

4. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 18 Änderung bisherigen Rechts

...10

10 Die Än­de­run­gen kön­nen un­ter AS 2010 283kon­sul­tiert wer­den.

Art. 19 Übergangsbestimmungen

1 Der Schutz der in An­hang 2 auf­ge­zähl­ten Ob­jek­te rich­tet sich bis zum Ent­scheid über ih­re Auf­nah­me in An­hang 1 nach Ar­ti­kel 29 Ab­satz 1 Buch­sta­be a NHV11 so­wie nach Ar­ti­kel 10 der vor­lie­gen­den Ver­ord­nung.

2 Die Um­schrei­bung die­ser Ob­jek­te ist in elek­tro­ni­scher Form12 und un­ent­gelt­lich zu­gäng­lich.

11 SR 451.1

12 www.ba­fu.ad­min.ch/tww

Art. 20 Inkrafttreten

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Fe­bru­ar 2010 in Kraft.

Anhang 1 13

13 Fassung gemäss Ziff. II der V vom 29. Sept. 2017 (AS 2017 5409). Bereinigt gemäss Ziff. I der V vom 21. Okt. 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4775).

Liste der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung

Anhang 2 15

15 Fassung gemäss Ziff. II der V vom 29. Sept. 2017 (AS 2017 5409). Bereinigt gemäss Ziff. I der V vom 21. Okt. 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4775).

Liste der nicht definitiv bereinigten Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung