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Verordnung
über den Zugang zu genetischen Ressourcen und
die ausgewogene und gerechte Aufteilung
der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile
(Nagoya-Verordnung, NagV)

vom 11. Dezember 2015 (Stand am 1. Januar 2017)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 23n Absätze 5 und 6, 23o Absatz 3, 23q Absatz 1 und 26
des Bundesgesetzes vom 1. Juli 19661 über den Natur- und Heimatschutz (NHG),
in Ausführung des Protokolls von Nagoya vom 29. Oktober 20102 über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die ausgewogene und gerechte Aufteilung
der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile zum Übereinkommen
über die Biologische Vielfalt (Nagoya-Protokoll),

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand

Die­se Ver­ord­nung re­gelt den Zu­gang zu und die Nut­zung von ge­ne­ti­schen Res­sour­cen und sich dar­auf be­zie­hen­dem tra­di­tio­nel­lem Wis­sen so­wie die aus­ge­wo­ge­ne und ge­rech­te Auf­tei­lung der Vor­tei­le aus die­ser Nut­zung.

Art. 2 Begriffe

In die­ser Ver­ord­nung gel­ten als:

a.
Ge­ne­ti­sche Res­sour­cen: Ge­ne­ti­sches Ma­te­ri­al von tat­säch­li­chem oder po­ten­zi­el­lem Wert;
b.
Ge­ne­ti­sches Ma­te­ri­al: Je­des Ma­te­ri­al pflanz­li­chen, tie­ri­schen, mi­kro­bi­el­len oder sons­ti­gen Ur­sprungs, das funk­tio­na­le Erb­ein­hei­ten ent­hält;
c.
Nut­zung der ge­ne­ti­schen Res­sour­cen: Das Durch­füh­ren von For­schungs- und Ent­wick­lungs­tä­tig­kei­ten an der ge­ne­ti­schen oder bio­che­mi­schen Zu­sam­men­set­zung ge­ne­ti­scher Res­sour­cen, ein­sch­liess­lich durch die An­wen­dung der Bio­tech­no­lo­gie im Sin­ne des Ar­ti­kels 2 des Über­ein­kom­mens vom 5. Ju­ni 19923 über die Bio­lo­gi­sche Viel­falt;
d.
Nut­zen­de: Ju­ris­ti­sche oder na­tür­li­che Per­so­nen, die ge­mä­ss dem Na­go­ya-Pro­to­koll ei­ne ge­ne­ti­sche Res­sour­ce oder sich dar­auf be­zie­hen­des tra­di­tio­nel­les Wis­sen nut­zen oder un­mit­tel­bar Vor­tei­le aus die­ser Nut­zung er­zie­len;
e.
Ver­mark­tung: Das Ver­kau­fen von Pro­duk­ten, de­ren Ent­wick­lung auf ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen oder auf ge­nutz­tem sich auf ge­ne­ti­sche Res­sour­cen be­zie­hen­dem tra­di­tio­nel­lem Wis­sen ba­siert, so­wie an­de­re Rechts­ge­schäf­te im Zu­sam­men­hang mit ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen oder mit die­sem ge­nutz­ten Wis­sen, aus de­nen fi­nan­zi­el­le Vor­tei­le re­sul­tie­ren, ins­be­son­de­re Li­zen­zen, Pfand­ver­trä­ge oder ähn­li­che Rechts­ge­schäf­te;
f.
In­ter­na­tio­nal an­er­kann­tes Kon­for­mi­täts­zer­ti­fi­kat: Ei­ne Ge­neh­mi­gung oder ein gleich­wer­ti­ges Do­ku­ment, die oder das zum Zeit­punkt des Zu­gangs von ei­ner zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­mä­ss Ar­ti­kel 6 Ab­satz 3 Buch­sta­be e und Ar­ti­kel 13 Ab­satz 2 des Na­go­ya-Pro­to­kolls aus­ge­stellt und bei der in­ter­na­tio­na­len In­for­ma­ti­ons­stel­le für den Zu­gang und die Auf­tei­lung der Vor­tei­le (in­ter­na­tio­na­les Ac­cess and Be­ne­fit-sha­ring Clea­ring-Hou­se) re­gis­triert wur­de.

2. Abschnitt: Anforderungen an die Nutzung genetischer Ressourcen und des sich darauf beziehenden traditionellen Wissens aus anderen Vertragsparteien des Nagoya-Protokolls

Art. 3 Sorgfaltspflicht

1 Bei der Wahr­neh­mung der Sorg­faltsplicht nach Ar­ti­kel 23n NHG hat der oder die Nut­zen­de na­ment­lich fol­gen­de In­for­ma­tio­nen auf­zu­zeich­nen, auf­zu­be­wah­ren und an nach­fol­gen­de Nut­zen­de wei­ter­zu­ge­ben:

a.
das ge­mä­ss den Vor­schrif­ten des Na­go­ya-Pro­to­kolls aus­ge­stell­te in­ter­na­tio­nal an­er­kann­te Kon­for­mi­täts­zer­ti­fi­kat so­wie all­fäl­li­ge In­for­ma­tio­nen über die Nut­zungs- und Wei­ter­ga­be­rech­te;
b.
falls kein in­ter­na­tio­nal an­er­kann­tes Kon­for­mi­täts­zer­ti­fi­kat ver­füg­bar ist, die fol­gen­den In­for­ma­tio­nen:
1.
Na­me und Adres­se des oder der Nut­zen­den,
2.
Be­schrei­bung der ge­ne­ti­schen Res­sour­ce oder des Ge­gen­stan­des so­wie de­ren Nut­zung,
3.
Zeit­punkt des Zu­gangs zur ge­ne­ti­schen Res­sour­ce,
4.
Quel­le der ge­ne­ti­schen Res­sour­ce,
5.
Na­me und Adres­se der Per­son, von der die ge­ne­ti­sche Res­sour­ce un­mit­tel­bar er­wor­ben wor­den ist, Zeit­punkt des Er­werbs so­wie, so­fern vor­han­den, ei­ne Be­stä­ti­gung der Per­son, dass sie die ge­ne­ti­sche Res­sour­ce für die be­tref­fen­de Nut­zung recht­mäs­sig er­wor­ben hat und wei­ter­ge­ben darf,
6.
bei Wei­ter­ga­be der ge­ne­ti­schen Res­sour­ce Na­me und Adres­se des oder der nach­fol­gen­den Nut­zen­den und Zeit­punkt der Wei­ter­ga­be,
7.
so­weit er­for­der­lich die Ge­neh­mi­gung oder ein gleich­wer­ti­ges Do­ku­ment als Nach­weis für die auf Kennt­nis der Sach­la­ge ge­grün­de­te vor­he­ri­ge Zu­stim­mung der be­rech­tig­ten Ver­trags­par­tei des Na­go­ya-Pro­to­kolls so­wie In­for­ma­tio­nen über die Nut­zungs- und Wei­ter­ga­be­rech­te,
8.
so­weit er­for­der­lich der Nach­weis, dass ein­ver­nehm­lich fest­ge­leg­te Be­din­gun­gen zur aus­ge­wo­ge­nen und ge­rech­ten Auf­tei­lung der Vor­tei­le ver­ein­bart wor­den sind.

2 Falls be­stimm­te In­for­ma­tio­nen nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b nicht be­kannt sind und nicht in Er­fah­rung ge­bracht wer­den kön­nen, sind die Grün­de da­für auf­zu­zeich­nen, auf­zu­be­wah­ren und an nach­fol­gen­de Nut­zen­de wei­ter­zu­ge­ben.

3 Un­ter­lie­gen Na­me und Adres­se der Per­son nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b Zif­fer 5 dem Ge­schäfts­ge­heim­nis, so müs­sen die­se An­ga­ben nach­fol­gen­den Nut­zen­den nicht wei­ter­ge­ge­ben wer­den.

4 Liegt ei­ne in­ter­na­tio­nal oder na­tio­nal an­er­kann­te Not­stands­si­tua­ti­on vor, bei der die Ge­sund­heit von Men­schen, Tie­ren oder Pflan­zen oder die Um­welt ge­fähr­det ist, so ge­nügt es, dass die Sorg­falts­pflicht bei der Nut­zung von ge­ne­ti­schen Res­sour­cen, die pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men oder Schad­or­ga­nis­men sind, bis zum Zeit­punkt der Ver­mark­tung von Pro­duk­ten, de­ren Ent­wick­lung auf die­sen ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen ba­siert, voll­stän­dig er­füllt ist.

5 Sämt­li­che In­for­ma­tio­nen nach den Ab­sät­zen 1 und 2 sind wie folgt auf­zu­be­wah­ren und auf An­fra­ge den Voll­zugs­be­hör­den zur Ver­fü­gung zu stel­len:

a.
wäh­rend zehn Jah­ren nach En­de der Nut­zung oder des un­mit­tel­ba­ren Er­zie­lens von Vor­tei­len; und
b.
so­lan­ge die ge­ne­ti­sche Res­sour­ce oder das Pro­dukt, de­ren Ent­wick­lung auf ei­ner ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­ce ba­siert, auf­be­wahrt wird.

Art. 4 Meldepflicht

1 Die Mel­dung nach Ar­ti­kel 23o Ab­satz 1 NHG ist von dem oder der Nut­zen­den zu er­brin­gen. Sie muss die zum Zeit­punkt der Mel­dung vor­lie­gen­den In­for­ma­tio­nen nach Ar­ti­kel 3 Ab­sät­ze 1 und 2 ent­hal­ten.

2 Ei­ne Mel­dung kann auch frei­wil­lig er­fol­gen, na­ment­lich wenn kei­ne Ver­mark­tung vor­ge­se­hen ist.

3 Als Nach­weis der Mel­dung er­hält der oder die Nut­zen­de ei­ne Re­gis­ter­num­mer.

4 Ist die Ein­hal­tung der Sorg­falts­pflicht be­reits im Rah­men von Ar­ti­kel 7 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 511/20144 be­schei­nigt wor­den oder auf­grund von In­for­ma­tio­nen, die durch die in­ter­na­tio­na­le In­for­ma­ti­ons­stel­le nach Ar­ti­kel 14 des Na­go­ya-Pro­to­kolls pu­bli­ziert wor­den sind, er­sicht­lich, so kann der oder die Nut­zen­de an­stel­le der In­for­ma­tio­nen nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 die Re­gis­ter­num­mer der ent­spre­chen­den Be­schei­ni­gung oder Pu­bli­ka­ti­on dem Bun­des­amt für Um­welt (BA­FU) mel­den.

5 Der oder die Nut­zen­de hat an­läss­lich ei­nes Markt­zu­las­sungs­ver­fah­rens der zu­stän­di­gen Be­hör­de nach Ar­ti­kel 11 an­zu­ge­ben, ob die Ent­wick­lung des zu ver­mark­ten­den Pro­duk­tes auf ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen ba­siert, die der Sorg­falts- und Mel­de­pflicht un­ter­lie­gen, und ge­ge­be­nen­falls die Re­gis­ter­num­mer an­zu­ge­ben.

4 Ver­ord­nung (EU) Nr. 511/2014 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 16. April 2014 über Mass­nah­men für die Nut­zer zur Ein­hal­tung der Vor­schrif­ten des Pro­to­kolls von Na­go­ya über den Zu­gang zu ge­ne­ti­schen Res­sour­cen und die aus­ge­wo­ge­ne und ge­rech­te Auf­tei­lung der sich aus ih­rer Nut­zung er­ge­ben­den Vor­tei­le in der Uni­on, ABl. L 150 vom 20. Mai 2014, S. 59.

Art. 5 Traditionelles Wissen

Für die Nut­zen­den von sich auf ge­ne­ti­sche Res­sour­cen be­zie­hen­dem tra­di­tio­nel­lem Wis­sen nach Ar­ti­kel 23p NHG gel­ten die Auf­zeich­nungs-, Auf­be­wah­rungs-, Wei­ter­ga­be- und Mel­de­pflich­ten nach den Ar­ti­keln 3 und 4 sinn­ge­mä­ss.

Art. 6 Anerkennung von bewährten Verfahren

1 Das BA­FU führt ein öf­fent­li­ches Ver­zeich­nis von Ver­fah­ren, bei de­ren An­wen­dung Nut­zen­de da­von aus­ge­hen kön­nen, dass sie die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 3–5 und 8 er­fül­len.

2 Die Auf­nah­me ei­nes Ver­fah­rens in das Ver­zeich­nis er­folgt auf An­trag ei­ner Ver­ei­ni­gung von Nut­zen­den oder an­de­rer in­ter­es­sier­ter Krei­se, in dem dar­ge­legt wird, dass das Ver­fah­ren die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 3–5 und 8 er­füllt. Än­de­run­gen oder Ak­tua­li­sie­run­gen ei­nes an­er­kann­ten Ver­fah­rens sind dem BA­FU mit­zu­tei­len.

3 Das BA­FU kann ein Ver­fah­ren, das die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 3–5 und 8 er­füllt, auch von sich aus in das Ver­zeich­nis auf­neh­men.

4 Lie­gen Hin­wei­se vor, dass durch die An­wen­dung ei­nes an­er­kann­ten Ver­fah­rens die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 3–5 und 8 nicht mehr er­füllt sind, so setzt das BA­FU ei­ne Frist an, in­nert wel­cher die er­for­der­li­chen Mass­nah­men zu tref­fen sind. Sind die An­for­de­run­gen nach Fri­sta­blauf nicht er­füllt, so streicht das BA­FU das Ver­fah­ren vom Ver­zeich­nis.

Art. 7 Anerkennung von Sammlungen

1 Das BA­FU führt un­ter Be­rück­sich­ti­gung von Ar­ti­kel 5 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 511/20145 ein öf­fent­li­ches Ver­zeich­nis von an­er­kann­ten Samm­lun­gen, für die der In­ha­ber oder die In­ha­be­rin ge­währ­leis­tet, dass:

a.
beim Er­werb, der Auf­be­wah­rung und der Wei­ter­ga­be von ge­ne­ti­schen Res­sour­cen und mit ih­nen zu­sam­men­hän­gen­den In­for­ma­tio­nen die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 3–5 und 8 er­füllt sind; und
b.
beim Aus­tausch von ge­ne­ti­schen Res­sour­cen und mit ih­nen zu­sam­men­hän­gen­den In­for­ma­tio­nen mit an­de­ren Samm­lun­gen, wel­che die be­tref­fen­den ge­ne­ti­schen Res­sour­cen nicht nut­zen und nicht un­mit­tel­bar Vor­tei­le aus de­ren Nut­zung er­zie­len, stan­dar­di­sier­te Ver­fah­ren und In­stru­men­te zur An­wen­dung kom­men, wel­che die Rück­ver­fol­gung und Über­wa­chung des Aus­tau­sches si­cher­stel­len.

2 Die Auf­nah­me in das Ver­zeich­nis er­folgt auf An­trag des In­ha­bers oder der In­ha­be­rin, nach­dem das BA­FU die Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1 für die Samm­lung oder ei­nes be­stimm­ten Teils der­sel­ben über­prüft und be­stä­tigt hat. Das BA­FU kann Drit­te mit die­ser Über­prü­fung be­auf­tra­gen.

3 Lie­gen Hin­wei­se vor, dass ei­ne Samm­lung oder ein be­stimm­ter Teil der­sel­ben die An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1 nicht mehr er­füllt, so setzt das BA­FU ei­ne Frist an, in­nert wel­cher die er­for­der­li­chen Mass­nah­men zu tref­fen sind. Sind die An­for­de­run­gen nach Fri­sta­blauf nicht er­füllt, so streicht das BA­FU die Samm­lung oder den be­trof­fe­nen Teil der­sel­ben vom Ver­zeich­nis.

5 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 4 Abs. 4.

3. Abschnitt: Genetische Ressourcen im Inland

Art. 8 Zugang zu genetischen Ressourcen im Inland

1 Beim Zu­gang zu ge­ne­ti­schen Res­sour­cen im In­land hat der oder die Nut­zen­de fol­gen­de In­for­ma­ti­on auf­zu­zeich­nen, auf­zu­be­wah­ren und an nach­fol­gen­de Nut­zen­de wei­ter­zu­ge­ben:

a.
Na­me und Adres­se des oder der Nut­zen­den;
b.
Be­schrei­bung der ge­ne­ti­schen Res­sour­ce oder des Ge­gen­stan­des so­wie de­ren Nut­zung;
c.
Zeit­punkt und Ort des Zu­gangs zur ge­ne­ti­schen Res­sour­ce;
d.
beim un­mit­tel­ba­ren Er­werb der ge­ne­ti­schen Res­sour­ce von ei­ner drit­ten Per­son: Na­me und Adres­se die­ser Per­son so­wie Zeit­punkt des Er­werbs;
e.
bei Wei­ter­ga­be der ge­ne­ti­schen Res­sour­ce: Na­me und Adres­se des oder der nach­fol­gen­den Nut­zen­den und Zeit­punkt der Wei­ter­ga­be.

2 Un­ter­lie­gen Na­me und Adres­se der Per­son nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d dem Ge­schäfts­ge­heim­nis, so müs­sen die­se An­ga­ben nach­fol­gen­den Nut­zen­den nicht wei­ter­ge­ge­ben wer­den.

3 Der oder die Nut­zen­de hat vor der Markt­zu­las­sung oder, falls ei­ne sol­che nicht er­for­der­lich ist, vor der Ver­mark­tung von Pro­duk­ten, de­ren Ent­wick­lung auf ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen ba­siert, dem BA­FU die In­for­ma­tio­nen nach Ab­satz 1 zu mel­den.

4 Ei­ne Mel­dung kann auch frei­wil­lig er­fol­gen, na­ment­lich wenn kei­ne Ver­mark­tung vor­ge­se­hen ist.

5 Als Nach­weis der Mel­dung er­hält der oder die Nut­zen­de ei­ne Re­gis­ter­num­mer und, auf An­trag, ei­ne Be­schei­ni­gung, dass die schwei­ze­ri­schen Vor­schrif­ten be­tref­fend den Zu­gang und die Auf­tei­lung der Vor­tei­le ein­ge­hal­ten wor­den sind.

6 Die In­for­ma­tio­nen nach Ab­satz 1 sind nach den Vor­ga­ben von Ar­ti­kel 3 Ab­satz 5 auf­zu­be­wah­ren und auf An­fra­ge den Voll­zugs­be­hör­den zur Ver­fü­gung zu stel­len.

7Von der Mel­de­pflicht nach Ab­satz 3 aus­ge­nom­men sind ge­ne­ti­sche Res­sour­cen, für wel­che die In­for­ma­tio­nen nach Ab­satz 1 auf­grund ei­nes an­de­ren Ver­fah­rens be­reits auf­ge­zeich­net und dem BA­FU in glo­ba­ler Form zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den.

Art. 9 Erhaltung und nachhaltige Nutzung

1 Ge­su­che um Fi­nanz­hil­fen für die Er­hal­tung und die nach­hal­ti­ge Nut­zung der ge­ne­ti­schen Res­sour­cen nach Ar­ti­kel 23q Ab­satz 2 NHG sind beim BA­FU ein­zu­rei­chen.

2 Un­ter­stützt wer­den kön­nen ins­be­son­de­re Tä­tig­kei­ten von In­sti­tu­tio­nen oder Or­ga­ni­sa­tio­nen, die ge­ne­ti­sche Res­sour­cen in-si­tu oder ex-si­tu er­hal­ten, cha­rak­te­ri­sie­ren, nach­hal­tig nut­zen oder die Vor­tei­le aus de­ren Nut­zung für die Er­hal­tung der Biodi­ver­si­tät und die nach­hal­ti­ge Nut­zung ih­rer Be­stand­tei­le ein­set­zen.

3 In­for­ma­tio­nen über ge­ne­ti­sche Res­sour­cen, die im Zu­sam­men­hang mit un­ter­stütz­ten Tä­tig­kei­ten ste­hen, sind dem BA­FU auf An­fra­ge zur Ver­fü­gung zu stel­len.

4. Abschnitt: Aufgaben der Behörden

Art. 10 Aufgaben des BAFU

1 Das BA­FU ist die zu­stän­di­ge Be­hör­de und Kon­takt­stel­le für das Na­go­ya-Pro­to­koll. Es hat ins­be­son­de­re fol­gen­de Auf­ga­ben:

a.
Es führt ei­ne na­tio­na­le In­for­ma­ti­ons­stel­le (na­tio­na­les Ac­cess and Be­ne­fit-sha­ring Clea­ring-Hou­se).
b.
Es ge­währ­leis­tet die Ver­bin­dung mit dem Se­kre­ta­ri­at nach Ar­ti­kel 24 des Über­ein­kom­mens vom 5. Ju­ni 19926 über die Bio­lo­gi­sche Viel­falt und der in­ter­na­tio­na­len In­for­ma­ti­ons­stel­le (in­ter­na­tio­na­les Ac­cess and Be­ne­fit-sha­ring Clea­ring-Hou­se).
c.
Es er­füllt die Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 13 des Na­go­ya-Pro­to­kolls.
d.
Es ge­währ­leis­tet den In­for­ma­ti­ons­aus­tausch mit dem in­ter­na­tio­na­len Ac­cess and Be­ne­fit-sha­ring Clea­ring-Hou­se nach Ar­ti­kel 14 des Na­go­ya-Pro­to­kolls.
e.
Es stellt auf An­fra­ge an­de­ren Ver­trags­par­tei­en des Na­go­ya-Pro­to­kolls In­for­ma­tio­nen im Zu­sam­men­hang mit der Ein­hal­tung der Sorg­falts­pflicht zur Ver­fü­gung; ver­trau­li­che In­for­ma­tio­nen wer­den nur zur Ver­fü­gung ge­stellt, wenn ein dem schwei­ze­ri­schen Recht ent­spre­chen­des Amts­ge­heim­nis und ein an­ge­mes­se­ner Per­sön­lich­keits­schutz ge­währ­leis­tet sind.
f.
Es be­treibt ei­ne elek­tro­ni­sche Da­ten­bank, in wel­cher die In­for­ma­tio­nen im Zu­sam­men­hang mit den Pflich­ten nach den Ar­ti­keln 3–5 und 8 er­fasst wer­den.
g.
Es ver­öf­fent­licht die In­for­ma­tio­nen nach Ar­ti­kel 23o Ab­satz 2 zwei­ter Satz NHG und wei­te­re nicht ver­trau­li­chen In­for­ma­tio­nen im Zu­sam­men­hang mit den Pflich­ten nach Ar­ti­kel 3–5 und 8.
h.
Es führt ei­ne for­mel­le Über­prü­fung der Mel­dun­gen nach den Ar­ti­keln 4 und 8 durch.
i.
Es prüft die Ein­hal­tung der Pflich­ten nach den Ar­ti­keln 3–5 und 8, wenn kon­kre­te Hin­wei­se auf de­ren Ver­let­zung vor­lie­gen oder wenn es stich­pro­ben­wei­se Kon­trol­len durch­führt; es kann da­zu die Kan­to­ne bei­zie­hen.
j.
Es führt ein öf­fent­li­ches Ver­zeich­nis mit den be­währ­ten Ver­fah­ren, den an­er­kann­ten Samm­lun­gen und den an­de­ren Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 7.
k.
Es sorgt da­für, dass bei Be­darf Ver­an­stal­tun­gen im Zu­sam­men­hang mit der Aus­füh­rung des Na­go­ya-Pro­to­kolls durch­ge­führt wer­den.
l.
Es er­stat­tet Be­richt nach Ar­ti­kel 29 des Na­go­ya-Pro­to­kolls.

2 Das BA­FU er­mu­tigt die Nut­zen­den, Vor­tei­le, die sich aus der Nut­zung von ge­ne­ti­schen Res­sour­cen oder auf sich dar­auf be­zie­hen­dem tra­di­tio­nel­lem Wis­sen er­ge­ben, auch bei Feh­len ei­ner Rechts­pflicht frei­wil­lig in aus­ge­wo­ge­ner und ge­rech­ter Wei­se zu tei­len. Es setzt sich da­für ein, dass die Vor­tei­le für die Er­hal­tung der bio­lo­gi­schen Viel­falt und die nach­hal­ti­ge Nut­zung ih­rer Be­stand­tei­le ein­ge­setzt wer­den.

Art. 11 Aufgaben anderer Behörden

1 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den über­prü­fen an­läss­lich von Markt­zu­las­sungs­ver­fah­ren nach den nach­fol­gend auf­ge­führ­ten Ver­ord­nun­gen, ob bei Pro­duk­ten, de­ren Ent­wick­lung auf ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen oder auf sich dar­auf be­zie­hen­dem tra­di­tio­nel­lem Wis­sen ba­siert, der Nach­weis der Er­fül­lung der Mel­de­pflicht nach den Ar­ti­keln 4, 5 und 8 vor­liegt:

Pro­dukt

Zu­stän­di­ge Be­hör­de

Mass­ge­bli­che Ver­ord­nung

a.
Arz­nei­mit­tel (Hu­man- und Tier­arz­nei­mit­tel)

Schwei­ze­ri­sches Heil­mit­tel­in­sti­tut (Swiss­me­dic)

Arz­nei­mit­tel­ver­ord­nung vom 21. Sep­tem­ber 20187

b.
im­mu­no­lo­gi­sche Arz­nei­mit­tel für den tierärzt­li­chen Ge­brauch

Bun­des­amt für Le­bens­mit­tel­si­cher­heit und Ve­te­ri­när­we­sen (BLV)

Arz­nei­mit­tel­ver­ord­nung vom 21. Sep­tem­ber 20188

c.
Le­bens­mit­tel, Zu­satz­stof­fe, Ver­ar­bei­tungs­hilfss­tof­fe

BLV

Le­bens­mit­tel-und Ge­brauchs­ge­gen­stän­de­ver­ord­nung vom 23. No­vem­ber 20059

d.
Pflan­zen­schutz­mit­tel

Bun­des­amt für Land­wirt­schaft (BLW)

Pflan­zen­schutz­mit­tel­ver­ord­nung vom 12. Mai 201010

e.
Dün­ger

BLW

Dün­ger-Ver­ord­nung vom 10. Ja­nu­ar 200111

f.
Fut­ter­mit­tel

BLW

Fut­ter­mit­tel-Ver­ord­nung vom 26. Ok­to­ber 201112

g.
pflanz­li­ches Ver­meh­rungs­ma­te­ri­al für aus­sch­liess­lich forst­wirt­schaft­li­che Ver­wen­dun­gen

BA­FU

Frei­set­zungs­ver­ord­nung vom 10. Sep­tem­ber 200813

h.
pflanz­li­ches Ver­meh­rungs­ma­te­ri­al für al­le üb­ri­gen Ver­wen­dun­gen

BLW

Ver­meh­rungs­ma­te­ri­al-Ver­ord­nung vom 7. De­zem­ber 199814

i.
Bio­zid­pro­duk­te

Bun­des­amt für Ge­sund­heit (BAG)

Bio­zid­pro­duk­te­ver­ord­nung vom 18. Mai 200515

j.
Che­mi­ka­li­en

BAG

Che­mi­ka­li­en­ver­ord­nung vom 5. Ju­ni 201516

k.
üb­ri­ge Pro­duk­te

BA­FU

Frei­set­zungs­ver­ord­nung vom 10. Sep­tem­ber 2008

2 Liegt der Nach­weis der Er­fül­lung der Mel­de­pflicht beim Ver­fah­rens­be­ginn nicht vor, so for­dern die zu­stän­di­gen Be­hör­den den Nut­zen­den oder die Nut­zen­de auf, den Nach­weis bis zum Ab­schluss des Zu­las­sungs­ver­fah­rens nach­zu­rei­chen.

3 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den ver­wei­gern die Zu­las­sung, so­lan­ge der oder die Nut­zen­de den Nach­weis der Er­fül­lung der Mel­de­pflicht nicht er­bracht hat.

4 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den lei­ten dem BA­FU die An­ga­ben der Nut­zen­den über die Er­fül­lung der Mel­de­pflicht auf des­sen An­fra­ge wei­ter.

7 SR 812.212.21. Der Ver­weis wur­de in An­wen­dung von Art. 12 Abs. 2 des Pu­bli­ka­ti­ons­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004 (SR 170.512) auf den 1. Jan. 2019 an­ge­passt.

8 SR 812.212.21. Der Ver­weis wur­de in An­wen­dung von Art. 12 Abs. 2 des Pu­bli­ka­ti­ons­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004 (SR 170.512) auf den 1. Jan. 2019 an­ge­passt.

9 SR 817.02

10 SR 916.161

11 SR 916.171

12 SR 916.307

13 SR 814.911

14 SR 916.151

15 SR 813.12

16 SR 813.11

5. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 12 Änderung anderer Erlasse

Die Än­de­rung an­de­rer Er­las­se wird im An­hang ge­re­gelt.

Art. 13 Inkrafttreten

1 Die­se Ver­ord­nung tritt un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 2 am 1. Fe­bru­ar 2016 in Kraft.

2 Ar­ti­kel 8 tritt am 1. Ja­nu­ar 2017 in Kraft.

Anhang

Änderung anderer Erlasse