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Tierschutzverordnung
(TSchV)

vom 23. April 2008 (Stand am 14. Juli 2020)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf das Tierschutzgesetz vom 16. Dezember 20051 (TSchG)
und auf Artikel 19 Absatz 1 des Gentechnikgesetzes vom 21. März 20032,3

verordnet:

1 SR 455

2 SR 814.91

3 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand  

Die­se Ver­ord­nung re­gelt den Um­gang mit Wir­bel­tie­ren, Kopf­füs­sern (Ce­pha­lopoda) und Pan­zer­kreb­sen (Rep­tan­tia), ih­re Hal­tung und Nut­zung so­wie Ein­grif­fe an ih­nen.

Art. 2 Begriffe  

1 Es wer­den fol­gen­de Tier­ka­te­go­ri­en nach Do­mes­ti­ka­ti­ons­sta­tus un­ter­schie­den:

a.
Haus­tie­re: do­mes­ti­zier­te Tie­re der Equi­den-4, Rin­der-, Schwei­ne-, Schaf- und Zie­gen­gat­tung, aus­ge­nom­men der exo­ti­schen Ar­ten; do­mes­ti­zier­te Yaks und Was­ser­büf­fel; La­mas und Al­pa­kas; Haus­ka­nin­chen, Haus­hun­de und Haus­kat­zen; Haus­tau­ben so­wie Haus­ge­flü­gel wie Haus­hüh­ner, Trut­hüh­ner, Perl­hüh­ner, Haus­gän­se und Hau­sen­ten;
b.
Wild­tie­re: Wir­bel­tie­re, aus­ser den Haus­tie­ren, so­wie Kopf­füs­ser und Pan­zer­kreb­se.

2 Es wer­den fol­gen­de Tier­ka­te­go­ri­en nach Nut­zungs­art un­ter­schie­den:

a.
Nutz­tie­re: Tie­re von Ar­ten, die di­rekt oder in­di­rekt zur Pro­duk­ti­on von Le­bens­mit­teln oder für ei­ne be­stimm­te an­de­re Leis­tung ge­hal­ten wer­den oder da­für vor­ge­se­hen sind;
b.
Heim­tie­re: Tie­re, die aus In­ter­es­se am Tier oder als Ge­fähr­ten im Haus­halt ge­hal­ten wer­den oder die für ei­ne sol­che Ver­wen­dung vor­ge­se­hen sind;
c.
Ver­suchs­tie­re: Tie­re, die in Tier­ver­su­chen ein­ge­setzt wer­den oder zur Ver­wen­dung in Tier­ver­su­chen vor­ge­se­hen sind.

3 Im Sin­ne die­ser Ver­ord­nung gel­ten als:

a.
Ge­werbs­mäs­sig­keit: Han­deln mit und Hal­ten, Be­treu­en oder Züch­ten von Tie­ren mit der Ab­sicht, für sich oder für Drit­te ein Ein­kom­men oder einen Ge­winn zu er­zie­len oder die ei­ge­nen Un­kos­ten oder die Un­kos­ten Drit­ter zu de­cken; die Ge­gen­leis­tung muss da­bei nicht in Geld er­fol­gen;
b.
Nut­zungs­än­de­rung: Ein­rich­tung ei­nes Hal­tungs­sys­tems in be­ste­hen­den Ge­bäu­den, Ein­rich­tung ei­nes Hal­tungs­sys­tems für Tie­re ei­ner an­de­ren Tier­art oder ei­ner an­de­ren Ka­te­go­rie der­sel­ben Tier­art oder Ein­rich­tung ei­nes neu­en Hal­tungs­sys­tems für Tie­re der­sel­ben Ka­te­go­rie;
c.
Aus­lauf: freie Be­we­gung im Frei­en, bei der das Tier un­ge­hin­dert durch Fes­seln, Zü­gel, Lei­nen, Ge­schirr, Stri­cke, Ket­ten oder der­glei­chen über die Schrittart, die Rich­tung und die Ge­schwin­dig­keit sei­ner Fort­be­we­gung sel­ber be­stim­men kann;
d.
Bo­xe: Ge­he­ge in ei­nem Raum;
e.
Ge­he­ge: um­grenz­ter Be­reich, in dem Tie­re ge­hal­ten wer­den, ein­sch­liess­lich Aus­lauf­flä­chen, Kä­fi­gen, Vo­lie­ren, Ter­ra­ri­en, Aqua­ri­en, Auf­zucht­be­cken und Fisch­tei­chen;
f.
Aus­lauf­flä­che: Wei­de oder für den täg­li­chen Aus­lauf wet­ter­taug­lich ein­ge­rich­te­tes Ge­he­ge;
g.
Un­ter­kunft: über­dach­te Ein­rich­tun­gen wie Un­ter­stän­de, Stäl­le oder Hüt­ten, in de­nen Tie­re ge­hal­ten wer­den oder in die sich Tie­re zum Schutz vor der Wit­te­rung zu­rück­zie­hen kön­nen;
h.
Zwin­ger: Ge­he­ge im Frei­en mit ei­ner Un­ter­kunft oder ei­nem stets zu­gäng­li­chen zu­sätz­li­chen Be­reich in ei­nem Ge­bäu­de;
i.
Züch­ten: das ge­ziel­te Ver­paa­ren von Tie­ren im Hin­blick auf ein Zucht­ziel, das Ver­meh­ren oh­ne Zucht­ziel so­wie das Er­zeu­gen von Tie­ren mit­tels künst­li­cher Re­pro­duk­ti­ons­me­tho­den;
j.
Zucht­ziel: Aus­prä­gung al­ler durch Se­lek­ti­on an­ge­streb­ten in­ne­ren und äus­se­ren Merk­ma­le ei­nes Tie­res;
k.
be­las­te­te Mu­tan­te: Tier, das ge­ne­tisch be­dingt Schmer­zen oder Lei­den er­fährt, Schä­den auf­weist, in Angst lebt oder an­der­wei­tig einen tief­grei­fen­den Ein­griff in sei­ne Er­schei­nung oder sei­ne Fä­hig­kei­ten er­lei­det; die be­las­ten­de Mu­ta­ti­on kann spon­tan ent­stan­den, phy­si­ka­lisch oder che­misch in­du­ziert so­wie gen­tech­nisch ver­ur­sacht sein;
l.
be­las­te­te Li­nie oder be­las­te­ter Stamm: Zucht­li­ni­en oder Stäm­me, die be­las­te­te Mu­tan­ten um­fas­sen oder bei de­ren Zucht Tie­re über­mäs­sig in­stru­men­ta­li­siert wer­den;
m.
Ver­suchs­tier­hal­tung: Tier­hal­tung, die Ver­suchs­tie­re hält, züch­tet oder mit ih­nen han­delt;
n.
Schlach­ten: Tö­ten von Tie­ren zum Zwe­cke der Le­bens­mit­tel­ge­win­nung;
o.
Nut­zung:
1.
von Equi­den: die Ar­beit un­ter dem Sat­tel, an der Hand oder im Ge­schirr so­wie die Be­we­gung durch die Führ­ma­schi­ne,
2.
von Hun­den: der Ein­satz zu ei­nem an­de­ren Zweck als die Be­glei­tung von Per­so­nen,
3.
von an­de­ren Tie­ren: der ge­werbs­mäs­si­ge Ein­satz ei­nes Pro­dukts oder ei­ner Ver­hal­tens­ei­gen­schaft des Tie­res;
p.5
Equi­den: die do­mes­ti­zier­ten Tie­re der Pfer­de­gat­tung, das heisst Pfer­de, Po­nys, Esel, Maul­tie­re und Maulesel;
q.6
...
r.
Rin­der:do­mes­ti­zier­te Tie­re der Rin­der­gat­tung ein­sch­liess­lich Yaks und Was­ser­büf­fel;
s.
Tier­heim: Tier­hal­tung, in der Tie­re in Pen­si­on ge­nom­men wer­den oder Ver­zicht­tie­re und her­ren­lo­se Tie­re be­treut wer­den;
t.7
In­for­ma­ti­ons­sys­tem E-Tier­ver­su­che: In­for­ma­ti­ons­sys­tem nach der Ver­ord­nung vom 1. Sep­tem­ber 20108 über das elek­tro­ni­sche In­for­ma­ti­ons­sys­tem zur Ver­wal­tung der Tier­ver­su­che;
u.9
BLV: Bun­des­amt für Le­bens­mit­tel­si­cher­heit und Ve­te­ri­när­we­sen;
v.10
gen­tech­nisch ver­än­der­te Tie­re: Tie­re, de­ren ge­ne­ti­sches Ma­te­ri­al in den Keim­zel­len durch gen­tech­ni­sche Ver­fah­ren nach An­hang 1 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 201211 so ver­än­dert wor­den ist, wie dies un­ter na­tür­li­chen Be­din­gun­gen durch Kreu­zen oder na­tür­li­che Re­kom­bi­na­ti­on nicht vor­kommt;
w.12
Pan­zer­kreb­se: Krebstie­re der Un­ter­ord­nung Pleo­cye­ma­ta, aus­ge­nom­men der Teil­ord­nun­gen Ste­no­po­di­dea und Ca­ri­dea.

4 Die Be­grif­fe Söm­me­rungs­ge­biet, Berg­ge­bietundStan­dard­ar­beits­kraft sind im Sin­ne der Land­wirt­schafts­ge­setz­ge­bung zu ver­ste­hen.

5 Neu­bau­ten oder Ge­bäu­de, die ei­ne Nut­zungs­än­de­rung er­fah­ren ha­ben, so­wie An­bau­ten, die neu ge­baut oder er­wei­tert wer­den, gel­ten in die­ser Ver­ord­nung als neu ein­ge­rich­tet.

4 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

6 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, mit Wir­kung seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

8 SR 455.61

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

10 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

11 SR 814.912

12 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

2. Kapitel: Tierhaltung und Umgang mit Tieren

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen 1313

13 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 3 Grundsätze 14  

1 Tie­re sind so zu hal­ten und mit ih­nen ist so um­zu­ge­hen, dass ih­re Kör­per­funk­tio­nen und ihr Ver­hal­ten nicht ge­stört wer­den und ih­re An­pas­sungs­fä­hig­keit nicht über­for­dert wird.15

2 Un­ter­künf­te und Ge­he­ge müs­sen mit ge­eig­ne­ten Fut­ter-, Trän­ke-, Kot- und Harn­plät­zen, Ru­he- und Rück­zugs­or­ten mit De­ckung, Be­schäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten, Kör­per­pfle­ge­ein­rich­tun­gen und Kli­ma­be­rei­chen ver­se­hen sein.

3 Füt­te­rung und Pfle­ge sind an­ge­mes­sen, wenn sie nach dem Stand der Er­fah­rung und den Er­kennt­nis­sen der Phy­sio­lo­gie, Ver­hal­tens­kun­de und Hy­gie­ne den Be­dürf­nis­sen der Tie­re ent­spre­chen.

4 Tie­re dür­fen nicht dau­ernd an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den.

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 4 Fütterung  

1 Tie­re sind re­gel­mäs­sig und aus­rei­chend mit ge­eig­ne­tem Fut­ter und mit Was­ser zu ver­sor­gen. Wer­den Tie­re in Grup­pen ge­hal­ten, so muss die Tier­hal­te­rin oder der Tier­hal­ter da­für sor­gen, dass je­des Tier ge­nü­gend Fut­ter und Was­ser er­hält.

2 Den Tie­ren ist die mit der Nah­rungs­auf­nah­me ver­bun­de­ne art­ty­pi­sche Be­schäf­ti­gung zu er­mög­li­chen.

3 Le­ben­de Tie­re dür­fen nur für Wild­tie­re als Fut­ter ver­wen­det wer­den. Vor­aus­set­zung da­für ist, dass das Wild­tier nor­ma­les Fang‑ und Tö­tungs­ver­hal­ten zeigt und:

a.
die Er­näh­rung nicht mit to­ten Tie­ren oder an­de­rem Fut­ter si­cher­ge­stellt wer­den kann;
b.
ei­ne Aus­wil­de­rung vor­ge­se­hen ist; oder
c.
Wild­tier und Beu­te­tier in ei­nem ge­mein­sa­men Ge­he­ge ge­hal­ten wer­den, wo­bei das Ge­he­ge auch für das Beu­te­tier tier­ge­recht ein­ge­rich­tet sein muss.
Art. 5 Pflege  

1 Die Tier­hal­te­rin oder der Tier­hal­ter muss das Be­fin­den der Tie­re und den Zu­stand der Ein­rich­tun­gen so oft wie nö­tig über­prü­fen. Sie oder er muss Män­gel an den Ein­rich­tun­gen, die das Be­fin­den der Tie­re be­ein­träch­ti­gen, un­ver­züg­lich be­he­ben oder ge­eig­ne­te Mass­nah­men zum Schutz der Tie­re tref­fen.

2 Die Pfle­ge soll Krank­hei­ten und Ver­let­zun­gen vor­beu­gen. Die Tier­hal­te­rin oder der Tier­hal­ter ist da­für ver­ant­wort­lich, dass kran­ke oder ver­letz­te Tie­re un­ver­züg­lich ih­rem Zu­stand ent­spre­chend un­ter­ge­bracht, ge­pflegt und be­han­delt oder ge­tö­tet wer­den. Die da­für not­wen­di­gen Ein­rich­tun­gen müs­sen im Be­darfs­fall in­ner­halb nütz­li­cher Frist zur Ver­fü­gung ste­hen. Die Tie­re müs­sen für tier­ärzt­li­che oder sons­ti­ge Be­hand­lun­gen si­cher fi­xiert wer­den kön­nen.

3 Das art­ty­pi­sche Kör­per­pfle­ge­ver­hal­ten darf durch die Hal­tung nicht un­nö­tig ein­ge­schränkt wer­den. So­weit es ein­ge­schränkt wird, muss es durch Pfle­ge er­setzt wer­den.

4 Hu­fe, Klau­en, Nä­gel und Kral­len sind so­weit nö­tig re­gel­mäs­sig und fach­ge­recht zu pfle­gen und zu be­schnei­den. Hu­fe sind so­weit nö­tig fach­ge­recht zu be­schla­gen.

Art. 6 Schutz vor Witterung  

Die Tier­hal­te­rin oder der Tier­hal­ter sorgt für den not­wen­di­gen Schutz der Tie­re, die sich der Wit­te­rung nicht an­pas­sen kön­nen.

Art. 7 Unterkünfte, Gehege, Böden  

1 Un­ter­künf­te und Ge­he­ge müs­sen so ge­baut und ein­ge­rich­tet sein, dass:

a.
die Ver­let­zungs­ge­fahr für die Tie­re ge­ring ist;
b.
die Ge­sund­heit der Tie­re nicht be­ein­träch­tigt wird; und
c.
die Tie­re nicht ent­wei­chen kön­nen.

2 Un­ter­künf­te und Ge­he­ge müs­sen so ge­baut und ein­ge­rich­tet und so ge­räu­mig sein, dass sich die Tie­re dar­in art­ty­pisch ver­hal­ten kön­nen.

3 Bö­den müs­sen so be­schaf­fen sein, dass die Ge­sund­heit der Tie­re nicht be­ein­träch­tigt wird.

Art. 8 Standplätze, Boxen, Anbindevorrichtungen  

1 Stand­plät­ze, Bo­xen und An­bin­de­vor­rich­tun­gen müs­sen so ge­stal­tet sein, dass sie nicht zu Ver­let­zun­gen füh­ren und die Tie­re art­ty­pisch ste­hen, sich hin­le­gen, ru­hen und auf­ste­hen kön­nen.

2 Sei­le, Ket­ten, Hals­bän­der und ähn­li­che An­bin­de­vor­rich­tun­gen sind re­gel­mäs­sig zu über­prü­fen und den Kör­per­mas­sen der Tie­re an­zu­pas­sen.

Art. 9 Gruppenhaltung  

1 Als Grup­pen­hal­tung gilt die Hal­tung von meh­re­ren Tie­ren ei­ner oder meh­re­rer Ar­ten in ei­ner Un­ter­kunft oder in ei­nem Ge­he­ge, bei der sich je­des Tier frei be­we­gen kann.

2 Die Tier­hal­te­rin oder der Tier­hal­ter muss bei der Grup­pen­hal­tung:

a.
dem Ver­hal­ten der ein­zel­nen Ar­ten und der Grup­pe Rech­nung tra­gen;
b.
so­weit nö­tig für Aus­weich‑ und Rück­zugs­mög­lich­kei­ten sor­gen; und
c.
für Tie­re, die zeit­wei­lig ein­zeln le­ben, so­wie für un­ver­träg­li­che Tie­re se­pa­ra­te Un­ter­künf­te oder Ab­sperr­ge­he­ge be­reit­stel­len.
Art. 10 Mindestanforderungen  

1 Un­ter­künf­te und Ge­he­ge müs­sen den Min­dest­an­for­de­run­gen nach den An­hän­gen 1–3 ent­spre­chen.

2 Wer­den an Hal­tungs­sys­te­men In­stand­hal­tungs­mass­nah­men vor­ge­nom­men, die über den Er­satz ein­zel­ner Ele­men­te der Stal­lein­rich­tung hin­aus­ge­hen, so ist zu prü­fen, ob sich der Raum so auf­tei­len lässt, dass für Stand­plät­ze, Lie­ge­bo­xen, Lie­ge­be­rei­che, Lauf­gän­ge, Fress­plät­ze und Fress­platz­be­rei­che die in An­hang 1 ge­nann­ten Min­dest­an­for­de­run­gen für neu ein­ge­rich­te­te Stäl­le ein­ge­hal­ten wer­den.

3 Die kan­to­na­le Fach­stel­le kann in den in Ab­satz 2 ge­nann­ten Fäl­len Ab­wei­chun­gen von den Min­dest­an­for­de­run­gen be­wil­li­gen. Sie be­rück­sich­tigt da­bei den der Tier­hal­te­rin oder dem Tier­hal­ter ent­ste­hen­den Auf­wand und das Wohl­er­ge­hen der Tie­re.

Art. 11 Raumklima  

1 In Räu­men und In­nen­ge­he­gen muss ein den Tie­ren an­ge­pass­tes Kli­ma herr­schen.

2 Bei ge­schlos­se­nen Räu­men mit künst­li­cher Lüf­tung muss die Fri­schluft­zu­fuhr auch bei Aus­fall der An­la­ge ge­si­chert sein.

Art. 12 Lärm  

1 Tie­re dür­fen nicht über län­ge­re Zeit über­mäs­si­gem Lärm aus­ge­setzt sein.

2 Lärm gilt als über­mäs­sig, wenn er beim Tier Flucht-, Mei­de-, Ag­gres­si­ons­ver­hal­ten oder Er­star­ren her­vor­ruft und sich das Tier der Lärm­quel­le nicht ent­zie­hen kann.16

16 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 28. Okt. 2015, in Kraft seit 1. Dez. 2015 (AS 2015 4245).

Art. 13 Soziallebende Arten  

Tie­ren so­zi­al­le­ben­der Ar­ten sind an­ge­mes­se­ne So­zi­al­kon­tak­te mit Art­ge­nos­sen zu er­mög­li­chen.

Art. 14 Abweichungen von Vorschriften 17  

Ab­wei­chun­gen von Vor­schrif­ten zur Tier­hal­tung und zum Um­gang mit Tie­ren sind zu­läs­sig, so­weit sie aus me­di­zi­ni­schen Grün­den er­for­der­lich sind oder um die Ein­hal­tung seu­chen­po­li­zei­li­cher Vor­schrif­ten si­cher­zu­stel­len.

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

2. Abschnitt: Ausnahmen von der Pflicht zur Schmerzausschaltung nach Artikel 16 TSchG

Art. 15  

1 Ei­ne Schmer­zaus­schal­tung ist für Ein­grif­fe nicht er­for­der­lich, wenn sie nach tier­ärzt­li­chem Ur­teil un­zweck­mäs­sig oder aus me­di­zi­ni­schen Grün­den nicht durch­führ­bar er­scheint.

2 Fach­kun­di­ge Per­so­nen dür­fen fol­gen­de Ein­grif­fe oh­ne Schmer­zaus­schal­tung vor­neh­men:

a.
das Kür­zen des Schwan­zes bei Läm­mern bis zum Al­ter von sie­ben Ta­gen; der Schwanz­stum­mel muss Af­ter und Zucht be­de­cken;
b.
das Ab­set­zen der Af­ter­kral­len an den Hin­ter­läu­fen bei Wel­pen bis zum Al­ter von vier Ta­gen;
c.
das Tou­chie­ren der Schnä­bel beim Haus­ge­flü­gel;
d.
das Kür­zen der Ze­hen und Spo­ren bei männ­li­chen Kü­ken, die für die Zucht von Mast­pou­lets und Le­ge­hen­nen vor­ge­se­hen sind;
e.
das Mar­kie­ren von Tie­ren, aus­ge­nom­men das Tä­to­wie­ren von Hun­den und Kat­zen und das Mar­kie­ren von Fi­schen;
f.
das Ab­schlei­fen der Zahn­spit­zen bei Fer­keln.

3 Als fach­kun­dig gel­ten Per­so­nen, die sich un­ter kun­di­ger An­lei­tung und Auf­sicht die not­wen­di­gen Kennt­nis­se und die prak­ti­sche Er­fah­rung mit ei­nem Ein­griff an­eig­nen konn­ten und die­sen re­gel­mäs­sig vor­neh­men.

3. Abschnitt: Verbotene Handlungen

Art. 16 Verbotene Handlungen bei allen Tierarten  

1 Das Miss­han­deln, Ver­nach­läs­si­gen oder un­nö­ti­ge Über­an­stren­gen von Tie­ren ist ver­bo­ten.

2 Na­ment­lich sind ver­bo­ten:

a.
das Tö­ten von Tie­ren auf qual­vol­le Art;
b.
das Schla­gen von Tie­ren auf Au­gen oder Ge­schlechts­tei­le und das Bre­chen oder Quet­schen des Schwan­zes;
c.
das Tö­ten von Tie­ren aus Mut­wil­len, ins­be­son­de­re das Ab­hal­ten von Schies­sen auf zah­me oder ge­fan­gen ge­hal­te­ne Tie­re;
d.
das Ver­an­stal­ten von Kämp­fen zwi­schen oder mit Tie­ren, bei de­nen Tie­re ge­quält oder ge­tö­tet wer­den;
e.
das Ver­wen­den von Tie­ren zur Schau­stel­lung, zur Wer­bung, zu Film­auf­nah­men oder zu ähn­li­chen Zwe­cken, wenn da­mit für das Tier of­fen­sicht­lich Schmer­zen, Lei­den oder Schä­den ver­bun­den sind;
f.
das Aus­set­zen oder Zu­rück­las­sen ei­nes Tie­res in der Ab­sicht, sich sei­ner zu ent­le­di­gen;
g.
das Ver­ab­rei­chen von Stof­fen und Er­zeug­nis­sen zum Zweck der Leis­tungs­be­ein­flus­sung oder der Än­de­rung der äus­se­ren Er­schei­nung, wenn da­durch die Ge­sund­heit oder das Wohl­er­ge­hen der Tie­re be­ein­träch­tigt wer­den;
h.18
das Teil­neh­men an Wett­be­wer­ben und sport­li­chen An­läs­sen mit Tie­ren, bei de­nen Stof­fe oder Er­zeug­nis­se ein­ge­setzt wer­den, die nach den für die Sport­ver­bän­de mass­ge­ben­den Lis­ten oder nach der vom BLV in ei­ner Ver­ord­nung fest­ge­leg­ten Lis­te ver­bo­ten sind;
i.
das Vor­neh­men oder Un­ter­las­sen von Hand­lun­gen am Tier im Hin­blick auf Aus­stel­lun­gen, wenn da­durch dem Tier Schmer­zen oder Schä­den zu­ge­fügt wer­den oder sein Wohl­er­ge­hen auf an­de­re Wei­se be­ein­träch­tigt wird;
j.
se­xu­ell mo­ti­vier­te Hand­lun­gen mit Tie­ren;
k.
der Pa­ket­ver­sand von Tie­ren;
l.
die vor­über­ge­hen­de Aus­fuhr von Tie­ren zur Vor­nah­me von ver­bo­te­nen Hand­lun­gen und ih­re Wie­der­ein­fuhr;
m.19
das Ver­wen­den von Zaun­sys­te­men, die über ein Emp­fän­ger­ge­rät am Kör­per des Tie­res elek­tri­sie­rend wir­ken.

3 Die kan­to­na­le Be­hör­de kann die Ver­an­stal­te­rin­nen und Ver­an­stal­ter von Wett­be­wer­ben und sport­li­chen Wett­kämp­fen da­zu ver­pflich­ten, Do­ping­kon­trol­len bei den Tie­ren durch­zu­füh­ren, oder beim na­tio­na­len Sport­ver­band be­an­tra­gen, dass sol­che Kon­trol­len durch­ge­führt wer­den. Die Kos­ten ge­hen zu Las­ten der Ver­an­stal­te­rin­nen und Ver­an­stal­ter.

18 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

19 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 17 Verbotene Handlungen bei Rindern  

Bei Rin­dern sind zu­dem ver­bo­ten:

a.
das Cou­pie­ren des Schwan­zes;
b.
der Was­ser­ent­zug beim Tro­cken­stel­len;
c.
das Ver­wen­den von elas­ti­schen Rin­gen und ät­zen­den Sub­stan­zen zum Ent­fer­nen der Hör­ner oder des Horn­an­sat­zes;
d.
das Be­ein­flus­sen der Horn­stel­lung durch Ge­wich­te, die einen Zug auf die Hör­ner aus­üben;
e.20
in­va­si­ve Ein­grif­fe an der Zun­ge, am Zun­gen­bänd­chen, an der Na­sen­schei­de­wand oder am Flotz­maul zur Ver­hin­de­rung von Ver­hal­tens­ab­wei­chun­gen wie ge­gen­sei­ti­gem Be­sau­gen oder Zun­gen­rol­len;
f.21
das Kenn­zeich­nen mit Heiss- und Kalt­brand;
g.22
das Ver­ab­rei­chen von Stof­fen und Er­zeug­nis­sen, die das na­tür­li­che Tem­pe­ra­ment und das Ver­hal­ten des Tie­res än­dern;
h.23
me­cha­ni­sche, phy­si­ka­li­sche oder elek­tri­sche Ein­grif­fe am Eu­ter und lan­ge Zwi­schen­melk­zei­ten, wel­che die na­tür­li­che Form des Eu­ters ver­än­dern oder zu ei­nem un­na­tür­li­chen Fül­lungs­zu­stand füh­ren;
i.24
das Ein­set­zen von Fremd­kör­pern zu Prä­sen­ta­ti­ons­zwe­cken;
j.25
das en­ge Ein­bin­den der Sprung­ge­len­ke und der Ent­zug von Ge­we­be­flüs­sig­keit im Be­reich der Sprung­ge­len­ke zu Prä­sen­ta­ti­ons­zwe­cken;
k.26
das Ver­ab­rei­chen von Stof­fen und Er­zeug­nis­sen in den Pan­sen mit­tels Son­de zu Prä­sen­ta­ti­ons­zwe­cken;
kbis.27
das An­wen­den von elek­tri­sie­ren­den Ge­rä­ten, um das Tier vor­über­ge­hend ru­hig­zu­stel­len;
l.28
das An­bin­den von Stie­ren am Na­sen­ring;
m.29
Ein­grif­fe am Pe­nis von Such-Stie­ren;
n.30
das Enthor­nen von Was­ser­büf­feln und Yaks.

20 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

21 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

22 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

23 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

24 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

25 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

26 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

27 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

28 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

29 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

30 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 18 Verbotene Handlungen bei Schweinen  

Bei Schwei­nen sind zu­dem ver­bo­ten:

a.
das Cou­pie­ren des Schwan­zes;
b.
das Ab­klem­men der Zäh­ne bei Fer­keln;
c.
das Ein­set­zen von Na­sen­rin­gen so­wie Klam­mern und Dräh­ten in die Rüs­sel­schei­be.
Art. 19 Verbotene Handlungen bei Schafen und Ziegen  

Bei Scha­fen und Zie­gen sind zu­dem ver­bo­ten:

a.
das Ver­wen­den von elas­ti­schen Rin­gen und ät­zen­den Sub­stan­zen zum Ent­fer­nen der Hör­ner oder des Horn­an­sat­zes;
b.
Ein­grif­fe am Pe­nis von Such-Bö­cken.
Art. 20 Verbotene Handlungen beim Hausgeflügel  

Beim Haus­ge­flü­gel sind zu­dem ver­bo­ten:

a.
das Cou­pie­ren der Schnä­bel;
b.
das Cou­pie­ren der Kopf­an­hän­ge und der Flü­gel;
c.
das Ver­wen­den von Bril­len und Kon­takt­lin­sen so­wie das An­brin­gen von Hilfs­mit­teln, die das Schlies­sen des Schna­bels ver­hin­dern;
d.
das Ent­zie­hen von Was­ser zum Her­bei­füh­ren der Mau­ser;
e.
das Stop­fen;
f.
das Rup­fen am le­ben­den Tier;
g.31
das Ho­mo­ge­ni­sie­ren von le­ben­den Fö­ten in Brut­rück­stän­den und von le­ben­den Kü­ken.

31 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3355).

Art. 21 Verbotene Handlungen bei Equiden  

Bei Equi­den sind zu­dem ver­bo­ten:

a.
das Cou­pie­ren der Schwanz­rü­be;
b.
das Er­zeu­gen ei­ner un­na­tür­li­chen Huf­stel­lung, das Ver­wen­den schäd­li­cher Huf­be­schlä­ge und das An­brin­gen von Ge­wich­ten im Huf­be­reich;
c.
das An­trei­ben oder Be­stra­fen mit elek­tri­sie­ren­den Ge­rä­ten, wie strom­füh­ren­den Spo­ren, Ger­ten oder Vieh­trei­bern;
d.
der sport­li­che Ein­satz von Equi­den mit durch­trenn­ten oder un­emp­find­lich ge­mach­ten Bein­ner­ven, mit über­emp­find­lich ge­mach­ter Haut an den Glied­mas­sen oder mit an den Glied­mas­sen an­ge­brach­ten schmerz­ver­ur­sa­chen­den Hilfs­mit­teln;
e.
das Ent­fer­nen der Tast­haa­re;
f.
das An­bin­den der Zun­ge;
g.32
das Bar­ren;
h.33
Me­tho­den, mit de­nen ei­ne Über­deh­nung des Equi­den­hal­ses oder ‑rückens be­wirkt wird (Roll­kur).

32 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

33 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 22 Verbotene Handlungen bei Hunden und Meldepflicht bei Ausnahmen vom Verbot des Coupierens 34  

1 Bei Hun­den sind zu­dem ver­bo­ten:

a.
das Cou­pie­ren der Ru­te und der Oh­ren so­wie ope­ra­ti­ve Ein­grif­fe zur Er­zeu­gung von Kippoh­ren;
b.
die Ein­fuhr von Hun­den mit cou­pier­ten Oh­ren oder Ru­ten;
bbis.35
die Ein- und Durch­fuhr von Wel­pen, die we­ni­ger als 56 Ta­ge alt sind, oh­ne Be­glei­tung durch ih­re Mut­ter oder ei­ne Am­me;
c.36
das Zer­stö­ren der Stim­m­or­ga­ne;
d.37
das Ver­wen­den le­ben­der Tie­re, um Hun­de aus­zu­bil­den oder zu prü­fen, aus­ser für die Aus­bil­dung und Prü­fung von Jagd­hun­den nach Ar­ti­kel 75 Ab­satz 1 so­wie für die Aus­bil­dung von Her­den­schutz- und Treib­hun­den;
e.
das An­prei­sen, Ver­kau­fen, Ver­schen­ken oder Aus­stel­len von Hun­den mit cou­pier­ten Oh­ren oder Ru­ten, so­fern die­se den Ein­griff un­ter Ver­let­zung der schwei­ze­ri­schen Tier­schutz­be­stim­mun­gen er­lit­ten ha­ben.

2 Hun­de mit cou­pier­ten Oh­ren oder Ru­ten dür­fen von aus­län­di­schen Hal­te­rin­nen und Hal­tern für Fe­ri­en oder an­de­re Kurz­auf­ent­hal­te vor­über­ge­hend in die Schweiz ver­bracht so­wie als Über­sied­lungs­gut ein­ge­führt wer­den. Sol­che Hun­de dür­fen in der Schweiz nicht an­ge­prie­sen, ver­kauft, ver­schenkt oder an Aus­stel­lun­gen ge­zeigt wer­den.

3 Die Hun­de­hal­te­rin­nen und Hun­de­hal­ter müs­sen der kan­to­na­len Fach­stel­le die fol­gen­den Merk­ma­le von Hun­den mel­den:

a.
cou­pier­te Oh­ren oder Ru­ten bei Hun­den, die als Über­sied­lungs­gut ein­ge­führt wur­den;
b.
aus me­di­zi­ni­schen Grün­den cou­pier­te Oh­ren oder Ru­ten;
c.
von Ge­burt an ver­kürz­te Ru­ten.38

4 Die kan­to­na­le Fach­stel­le er­fasst die Merk­ma­le in der Da­ten­bank nach Ar­ti­kel 30 Ab­satz 2 des Tier­seu­chen­ge­set­zes vom 1. Ju­li 196639 (TSG).40

34 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

35 Ein­ge­fügt durch An­hang 6 Ziff. II 1 der V vom 28. Nov. 2014 über die Ein-, Durch- und Aus­fuhr von Heim­tie­ren, in Kraft seit 29. Dez. 2014 (AS 2014 4521).

36 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

37 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

38 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

39 SR 916.40

40 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 23 Verbotene Handlungen bei Fischen und Panzerkrebsen  

1 Bei Fi­schen und Pan­zer­kreb­sen sind zu­dem ver­bo­ten:

a.
das An­geln mit der Ab­sicht, die Fi­sche wie­der frei zu las­sen;
b.
die Ver­wen­dung von le­ben­den Kö­der­fi­schen;
c.
die Ver­wen­dung von An­geln mit Wi­der­ha­ken;
d.
der Le­bendtrans­port von Fi­schen auf Eis oder in Eis­was­ser;
e.
das Ein­set­zen von Hilfs­mit­teln, die die Weich­tei­le von Pan­zer­kreb­sen ver­let­zen;
f.41
der Le­bendtrans­port von Pan­zer­kreb­sen di­rekt auf Eis oder in Eis­was­ser;
g.42
die Hal­tung von aqua­ti­schen Pan­zer­kreb­sen aus­ser­halb des Was­sers.

2 Die Aus­nah­men vom Ver­bot der Ver­wen­dung le­ben­der Kö­der­fi­sche, der Ver­wen­dung von An­geln mit Wi­der­ha­ken und des Le­bendtrans­ports von Fi­schen auf Eis oder in Eis­was­ser sind in den Ar­ti­keln 3 und 5b der Ver­ord­nung vom 24. No­vem­ber 199343 zum Bun­des­ge­setz über die Fi­sche­rei ge­re­gelt.

41 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

42 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

43 SR 923.01

Art. 24 Weitere verbotene Handlungen  

Ver­bo­ten sind zu­dem:

a.
das Am­pu­tie­ren der Kral­len von Haus­kat­zen und an­de­ren Kat­zen­ar­ti­gen (Feli­dae);
b.
ope­ra­ti­ve Ein­grif­fe zur Er­leich­te­rung der Hal­tung von Heim­tie­ren, wie Zahn­re­sek­ti­on, Cou­pie­ren der Flü­gel oder Ent­fer­nen von Se­kret­drü­sen; aus­ge­nom­men sind Ein­grif­fe zur Ver­hü­tung der Fort­pflan­zung oder das Ent­fer­nen der Af­ter­kral­len;
c.
die Stän­der­hal­tung von Pa­pa­gei­en­ar­ti­gen und die Hal­tung von Ge­sangs­ka­na­ri­en in Har­zer­bau­ern;
d.
die Ver­wen­dung von Sand­hül­sen als Über­zug von Sitz­stan­gen für Vö­gel;
e.44
bei Lauf­vö­geln das Cou­pie­ren des Schna­bels und das An­brin­gen von Hilfs­mit­teln, die das Schlies­sen des Schna­bels ver­hin­dern, so­wie die Fe­der­ge­win­nung von le­ben­den Lauf­vö­geln;
f.45
das Ein­rich­ten und Be­trei­ben von für das Pu­bli­kum zu­gäng­li­chen Ge­he­gen mit Ka­nin­chen, Klein­na­gern und Kü­ken an Ver­an­stal­tun­gen.

44 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

45 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

4. Abschnitt: Züchten von Tieren

Art. 25 Grundsätze  

1 Das Züch­ten ist dar­auf aus­zu­rich­ten, ge­sun­de Tie­re zu er­hal­ten, die frei von Ei­gen­schaf­ten und Merk­ma­len sind, mit de­nen ih­re Wür­de miss­ach­tet wird.46

2 Zucht­zie­le, die ein­ge­schränk­te Or­gan- und Sin­nes­funk­tio­nen und Ab­wei­chun­gen vom art­ty­pi­schen Ver­hal­ten zur Fol­ge ha­ben, sind nur dann zu­läs­sig, wenn sie oh­ne das Tier be­las­ten­de Mass­nah­men bei Pfle­ge, Hal­tung oder Füt­te­rung, oh­ne Ein­grif­fe am Tier und oh­ne re­gel­mäs­si­ge me­di­zi­ni­sche Pfle­ge­mass­nah­men kom­pen­siert wer­den kön­nen.

3 Ver­bo­ten sind:

a.47
das Züch­ten von Tie­ren, bei de­nen da­mit ge­rech­net wer­den muss, dass erb­lich be­dingt Kör­per­tei­le oder Or­ga­ne für den art­ty­pi­schen Ge­brauch feh­len oder um­ge­stal­tet sind und dem Tier hier­durch Schmer­zen, Lei­den oder Schä­den ent­ste­hen;
b.
das Züch­ten von Tie­ren mit Ab­wei­chun­gen vom art­ty­pi­schen Ver­hal­ten, die das Zu­sam­men­le­ben mit Art­ge­nos­sen er­heb­lich er­schwe­ren oder ver­un­mög­li­chen.

4 Die Tier­hal­te­rin oder der Tier­hal­ter muss die zu­mut­ba­ren Mass­nah­men tref­fen, um zu ver­hin­dern, dass sich die Tie­re über­mäs­sig ver­meh­ren.

46 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

47 Die Be­rich­ti­gung vom 23. Sept. 2014 be­trifft nur den fran­zö­si­schen Text (AS 2014 3039). Die Be­rich­ti­gung vom 9. April 2015 be­trifft nur den ita­lie­ni­schen Text (AS 2015 1023).

Art. 26 Reproduktionsmethoden  

1 Re­pro­duk­ti­ons­me­tho­den dür­fen nicht da­zu an­ge­wandt wer­den, um einen Man­gel im na­tür­li­chen Fort­pflan­zungs­ver­hal­ten ei­ner Po­pu­la­ti­on zu über­brücken.

2 Ab­satz 1 gilt nicht für die Be­satz- und die Spei­se­fisch­zucht.48

48 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 27 Anwendung künstlicher Reproduktionsmethoden  

1 Wer künst­li­che Re­pro­duk­ti­ons­me­tho­den an­wen­det, muss über ein Di­plom als Tierärz­tin oder Tier­arzt oder über den Fä­hig­keits­aus­weis des BLV49 nach Ar­ti­kel 51 Ab­satz 1 Buch­sta­be c der Tier­seu­chen­ver­ord­nung vom 27. Ju­ni 199550 (TSV) als Be­sa­mungs­tech­ni­ke­rin oder Be­sa­mungs­tech­ni­ker ver­fü­gen.

2 Wer aus­sch­liess­lich im ei­ge­nen Be­stand be­samt, muss über einen Fä­hig­keits­aus­weis als Ei­gen­be­stands­be­sa­mer nach Ar­ti­kel 51 Ab­satz 1 Buch­sta­be a TSV ver­fü­gen.

3 In der Spei­se- und Be­satz­fisch­zucht müs­sen Per­so­nen, die künst­li­che Re­pro­duk­ti­ons­me­tho­den an­wen­den, ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 196 nach­wei­sen.

49 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709). Die Änd. wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

50 SR 916.401

Art. 28 Zucht von Hunden und Katzen  

1 Das ge­ziel­te Ver­paa­ren von Haus­hun­den und -kat­zen mit Wild­tie­ren ist ver­bo­ten.

2 Bei der Zucht von Hun­den ist die Se­lek­ti­on un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Ein­satz­zweckes dar­auf aus­zu­rich­ten, Hun­de mit aus­ge­gli­che­nem Cha­rak­ter, gu­ter So­zia­li­sier­bar­keit so­wie ge­rin­ger Ag­gres­si­ons­be­reit­schaft ge­gen­über Men­schen und Tie­ren zu er­hal­ten.

3 Zeigt ein Hund ein Über­mass an Ag­gres­si­ons­ver­hal­ten oder Ängst­lich­keit, so ist er von der Zucht aus­zu­sch­lies­sen.

Art. 29 Zuchtvorschriften  

Das BLV kann Vor­schrif­ten tech­ni­scher Art über die Zucht von Tier­ar­ten, Ras­sen, Stäm­men oder Zucht­li­ni­en mit be­stimm­ten Merk­ma­len er­las­sen.

Art. 30 Bestandeskontrolle bei gewerbsmässiger Zucht von Heimtieren, Nutzhunden und Wildtieren  

1 Wer ge­werbs­mäs­sig Heim­tie­re, Nutz­hun­de oder Wild­tie­re züch­tet, muss ei­ne Be­stan­des­kon­trol­le füh­ren.

2 Es sind an­zu­ge­ben:

a.
für Hun­de, Kat­zen und Gross­pa­pa­gei­en: Na­me, Iden­ti­fi­ka­ti­on und Ge­burts- oder Schlüpf­da­tum sämt­li­cher Zucht­tie­re und Nach­kom­men; Ab­gän­ge so­weit be­kannt mit Ur­sa­che;
b.
für die üb­ri­gen Tier­ar­ten: An­zahl und Her­kunft der Zucht­tie­re, Ge­burts- oder Schlüpf­da­tum und, so­weit be­kannt, An­zahl der Jung­tie­re; Ab­gän­ge so­weit be­kannt mit Ur­sa­che.

5. Abschnitt: Umgang mit Tieren an Veranstaltungen51

51 Eingefügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 30a Pflichten der beteiligten Personen  

1 Ver­an­stal­tun­gen müs­sen so ge­plant und durch­ge­führt wer­den, dass die be­trof­fe­nen Tie­re kei­nen Ri­si­ken aus­ge­setzt wer­den, die über die in der Na­tur der Ver­an­stal­tung lie­gen­den Ri­si­ken hin­aus­ge­hen, und dass Schmer­zen, Lei­den, Schä­den oder ei­ne Über­an­stren­gung ver­mie­den wer­den.

2 Die Ver­an­stal­te­rin muss ins­be­son­de­re da­für sor­gen, dass:

a.
ei­ne ak­tu­el­le Lis­te vor­han­den ist, in der für je­de teil­neh­men­de Per­son die Adres­se, die mit­ge­führ­ten Tier­ar­ten so­wie An­zahl und, wenn vor­han­den, Iden­ti­fi­ka­ti­on der Tie­re fest­ge­hal­ten sind;
b.
der Ab­lauf der Ver­an­stal­tung den Tie­ren an­ge­mes­se­ne Ru­he- und Er­ho­lungs­pha­sen er­mög­licht; und
c.
mit der Si­tua­ti­on über­for­der­te Tie­re ge­eig­net un­ter­ge­bracht und ent­spre­chend ver­sorgt wer­den.

3 Wer­den die Tie­re von der Ver­an­stal­te­rin be­treut, so muss sie ei­ne aus­rei­chend gros­se An­zahl von ge­eig­ne­ten Be­treu­ungs­per­so­nen und ei­ne für die Be­treu­ung der Tie­re ver­ant­wort­li­che Per­son be­zeich­nen. Die­se muss fach­kun­dig und wäh­rend der Dau­er der Ver­an­stal­tung je­der­zeit er­reich­bar sein.

4 Die teil­neh­men­den Per­so­nen müs­sen ins­be­son­de­re da­für sor­gen, dass:

a.
nur ge­sun­de Tie­re an der Ver­an­stal­tung teil­neh­men und de­ren Wohl­er­ge­hen si­cher­ge­stellt ist;
b.
kei­ne Tie­re an der Ver­an­stal­tung teil­neh­men, die auf­grund un­zu­läs­si­ger Zucht­zie­le (Art. 25 Abs. 2) ge­züch­tet wur­den; und
c.
Jung­tie­re, die noch ge­säugt wer­den, nur ge­mein­sam mit dem Mut­ter­tier aus­ge­stellt wer­den.

5 Er­fährt die Ver­an­stal­te­rin, dass Teil­neh­men­de den Pflich­ten nach Ab­satz 4 nicht nach­kom­men, so muss sie die er­for­der­li­chen Mass­nah­men er­grei­fen.

6 Die Lis­te nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a ist der zu­stän­di­gen Be­hör­de auf Ver­lan­gen vor­zu­wei­sen.

Art. 30b Unterschreitung der Mindestabmessungen für kurze Zeit  

1 An Ver­an­stal­tun­gen kön­nen Tie­re für die Dau­er von höchs­tens vier Ta­gen in Un­ter­künf­ten und Ge­he­gen ge­hal­ten wer­den, die ge­ring­fü­gig von den Min­de­stab­mes­sun­gen nach den An­hän­gen 1 und 2 ab­wei­chen. Wer­den die Tie­re täg­lich aus­rei­chend be­wegt oder trai­niert, so kön­nen sie für die Dau­er von höchs­tens acht Ta­gen in sol­chen Un­ter­künf­ten und Ge­he­gen ge­hal­ten wer­den.

2 Die An­for­de­run­gen an die Ein­rich­tung und die Be­leuch­tung der Un­ter­künf­te und Ge­he­ge müs­sen da­bei je­doch ein­ge­hal­ten wer­den und das Kli­ma muss den Tie­ren an­ge­passt sein.

3. Kapitel: Haustiere

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 31 Anforderungen an Personen, die Haustiere halten oder betreuen  

1 Wer für die Be­treu­ung von ins­ge­samt mehr als zehn Gross­viehein­hei­ten Nutz­tie­ren ver­ant­wort­lich ist, muss über ei­ne land­wirt­schaft­li­che Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 194 ver­fü­gen.

2 Tier­hal­te­rin­nen und Tier­hal­ter im Berg­ge­biet, die für die Be­treu­ung ih­rer Tie­re we­ni­ger als 0,5 Stan­dard­ar­beits­kräf­te be­nö­ti­gen, sind von der An­for­de­rung nach Ab­satz 1 be­freit. Sie müs­sen die An­for­de­run­gen nach Ab­satz 4 er­fül­len.

3 Ver­fügt die Per­son, wel­che Tie­re auf ei­nem Söm­me­rungs­be­trieb be­treut, über kei­ne Aus­bil­dung nach Ab­satz 1, so ist die Be­wirt­schaf­te­rin oder der Be­wirt­schaf­ter des Söm­me­rungs­be­trie­bes da­für ver­ant­wort­lich, dass das Be­treu­ungs­per­so­nal von ei­ner Per­son be­auf­sich­tigt wird, die über ei­ne Aus­bil­dung nach Ab­satz 1 ver­fügt.

4 In klei­ne­ren Tier­hal­tun­gen mit höchs­tens zehn Gross­viehein­hei­ten muss die für die Hal­tung und Be­treu­ung ver­ant­wort­li­che Per­son einen Sach­kun­denach­weis nach Ar­ti­kel 198 er­brin­gen für die Hal­tung von:52

a.
mehr als drei Schwei­nen oder mehr als zehn Scha­fen oder zehn Zie­gen, wo­bei vom Mut­ter­tier ab­hän­gi­ge Jung­tie­re nicht mit­zu­zäh­len sind;
b.
mehr als fünf Equi­den, wo­bei Saug­foh­len nicht mit­zu­zäh­len sind;
c.
Rin­dern so­wie Al­pa­kas oder La­mas;
d.
Ka­nin­chen, wenn mehr als 500 Jung­tie­re pro Jahr pro­du­ziert wer­den;
e.
Haus­ge­flü­gel, wenn mehr als 150 Le­ge­hen­nen ge­hal­ten oder 200 Jung­hen­nen bzw. 500 Mast­pou­lets pro Jahr pro­du­ziert wer­den.

5 Wer mehr als elf Equi­den ge­werbs­mäs­sig hält, muss ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 nach­wei­sen.

52 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 32 Enthornung und Kastration durch Tierhalterinnen und Tierhalter  

1 Tier­hal­te­rin­nen und Tier­hal­ter dür­fen ei­ne Enthor­nung nur in den ers­ten drei Le­bens­wo­chen und ei­ne Ka­stra­ti­on von männ­li­chen Jung­tie­ren nur in den ers­ten zwei Le­bens­wo­chen des be­tref­fen­den Tie­res und nur im ei­ge­nen Be­stand durch­füh­ren.

2 Die Tier­hal­te­rin­nen und Tier­hal­ter müs­sen einen vom Bun­des­amt für Land­wirt­schaft und vom BLV an­er­kann­ten Sach­kun­denach­weis er­brin­gen und die Ein­grif­fe un­ter der An­lei­tung und Auf­sicht der Be­stan­des­tierärz­tin oder des Be­stan­des­tier­arz­tes aus­üben. Kön­nen sie einen Ein­griff un­ter Schmer­zaus­schal­tung selbst­stän­dig durch­füh­ren, so mel­det sie die Be­stan­des­tierärz­tin oder der Be­stan­des­tier­arzt bei der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de zur Über­prü­fung der prak­ti­schen Fä­hig­kei­ten an. Ab dem Zeit­punkt der An­mel­dung dür­fen die Tier­hal­te­rin­nen und Tier­hal­ter den Ein­griff selbst­stän­dig durch­füh­ren.

Art. 33 Beleuchtung  

1 Haus­tie­re dür­fen nicht dau­ernd im Dun­keln ge­hal­ten wer­den.

2 Räu­me, in de­nen sich die Tie­re über­wie­gend auf­hal­ten, müs­sen durch Ta­ges­licht be­leuch­tet wer­den.

3 Die Be­leuch­tungs­stär­ke muss tags­über min­des­tens 15 Lux be­tra­gen, aus­ge­nom­men in Ru­he- und Rück­zugs­be­rei­chen so­wie in Nes­tern, so­fern die Tie­re per­ma­nent einen an­de­ren, aus­rei­chend hel­len Stand­ort auf­su­chen kön­nen; die Be­leuch­tungs­stär­ke für Haus­ge­flü­gel rich­tet sich nach Ar­ti­kel 67.

4 Wird mit Ta­ges­licht die Be­leuch­tungs­stär­ke in am 1. Sep­tem­ber 2008 be­ste­hen­den Räu­men mit zu­mut­ba­rem Auf­wand an Kos­ten oder Ar­beit für den Ein­bau von Fens­tern oder licht­durch­läs­si­gen Flä­chen nicht er­reicht, so sind zu­sätz­lich ge­eig­ne­te künst­li­che Licht­quel­len ein­zu­set­zen.

5 Die Licht­pha­se darf nicht künst­lich über 16 Stun­den pro Tag aus­ge­dehnt wer­den, aus­ge­nom­men bei Kü­ken wäh­rend der ers­ten drei Le­bens­ta­ge, in de­nen die Licht­pha­se auf 24 Stun­den ver­län­gert wer­den darf. Bei der Ver­wen­dung von Be­leuch­tungs­pro­gram­men kann die Licht­pha­se in der Le­ge­hen­nen­auf­zucht ver­kürzt wer­den.

6 Be­leuch­tungs­pro­gram­me mit mehr als ei­ner Dun­kel­pha­se pro 24 Stun­den sind ver­bo­ten.

Art. 34 Böden  

1 Be­fes­tig­te Bö­den müs­sen gleit­si­cher und aus­rei­chend sau­ber sein. Bö­den müs­sen im Lie­ge­be­reich aus­rei­chend tro­cken sein so­wie dem Wär­me­be­dürf­nis der Tie­re ge­nü­gen.

2 Per­fo­rier­te Bö­den müs­sen der Grös­se und dem Ge­wicht der Tie­re an­ge­passt sein. Sie müs­sen eben und die Ele­men­te müs­sen un­ver­schieb­bar ver­legt sein.

Art. 35 Steuervorrichtungen in Ställen und auf Auslaufflächen 53  

1 Scharf­kan­ti­ge, spit­ze oder elek­tri­sie­ren­de Vor­rich­tun­gen, die das Ver­hal­ten der Tie­re im Stall steu­ern, sind ver­bo­ten. Die Aus­nah­men sind in den nach­fol­gen­den Ab­sät­zen ge­re­gelt.

2 Bei Rin­dern sind für das Ver­rich­ten von Stall­ar­bei­ten vor­über­ge­hen­de, nicht trei­ben­de elek­tri­sche Ab­schran­kun­gen in Lauf­stäl­len zu­läs­sig.

3 Für Rin­der dür­fen kei­ne neu­en Stand­plät­ze mit Elek­tro­bü­geln ein­ge­rich­tet wer­den.54

4 Bei Ver­wen­dung von Elek­tro­bü­geln gel­ten fol­gen­de Be­stim­mun­gen:

a.
Es sind nur auf das ein­zel­ne Tier ein­stell­ba­re Elek­tro­bü­gel zu­läs­sig.
b.55
Die Elek­tro­bü­gel dür­fen nur bei Kü­hen so­wie bei über 18 Mo­na­te al­ten weib­li­chen Rin­dern ein­ge­setzt wer­den.
c.
Es dür­fen nur für Elek­tro­bü­gel ge­eig­ne­te und nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 2 TSchG be­wil­lig­te Netz­ge­rä­te ver­wen­det wer­den.
d.
Die Stand­platz­län­ge muss min­des­tens 175 cm be­tra­gen.
e.
Der Ab­stand zwi­schen Wi­der­rist und Elek­tro­bü­gel darf 5 cm nicht un­ter­schrei­ten.
f.
Die Netz­ge­rä­te dür­fen höchs­tens an zwei Ta­gen pro Wo­che ein­ge­schal­tet sein.
g.
Ei­ni­ge Ta­ge vor der Ge­burt bis sie­ben Ta­ge da­nach ist der Elek­tro­bü­gel bis zum obe­ren An­schlag zu ver­schie­ben.

5 Aus­lauf­flä­chen dür­fen mit strom­füh­ren­den Zäu­nen be­grenzt wer­den, wenn die Aus­lauf­flä­che aus­rei­chend gross und so ge­stal­tet ist, dass die Tie­re ge­nü­gend Di­stanz zum Zaun hal­ten und ein­an­der aus­wei­chen kön­nen.56

53 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

54 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

55 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

56 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 36 Dauernde Haltung im Freien  

1 Haus­tie­re dür­fen nicht über län­ge­re Zeit ex­tre­mer Wit­te­rung schutz­los aus­ge­setzt sein. Wer­den die Tie­re un­ter sol­chen Be­din­gun­gen nicht ein­ge­stallt, so muss ein ge­eig­ne­ter na­tür­li­cher oder künst­li­cher Schutz zur Ver­fü­gung ste­hen, der al­len Tie­ren gleich­zei­tig Platz und Schutz vor Näs­se und Wind so­wie star­ker Son­nen­ein­strah­lung bie­tet. Es muss ein aus­rei­chend tro­ckener Lie­ge­platz vor­han­den sein.

2 Ist im Söm­me­rungs­ge­biet bei ex­tre­mer Wit­te­rung kein ge­eig­ne­ter Schutz vor­han­den, so ist durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men si­cher­zu­stel­len, dass dem Ru­he- und Schutz­be­darf der Tie­re ent­spro­chen wird.

3 Das Fut­ter­an­ge­bot der Wei­de muss der Grup­pen­grös­se an­ge­passt sein oder es muss ge­eig­ne­tes zu­sätz­li­ches Fut­ter zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den.

2. Abschnitt: Rinder

Art. 37 Fütterung  

1 Käl­ber, die in Stäl­len oder Hüt­ten ge­hal­ten wer­den, müs­sen je­der­zeit Zu­gang zu Was­ser ha­ben.

2 Üb­ri­ge Rin­der müs­sen min­des­tens zwei­mal täg­lich Zu­gang zu Was­ser ha­ben. Kann dies im Söm­me­rungs­ge­biet nicht ge­währ­leis­tet wer­den, so ist durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men si­cher­zu­stel­len, dass der Was­ser­be­darf der Tie­re ge­deckt wird.

3 Käl­ber müs­sen so ge­füt­tert wer­den, dass sie mit ge­nü­gend Ei­sen ver­sorgt sind.

4 Käl­bern, die mehr als zwei Wo­chen alt sind, muss Heu, Mais oder an­de­res ge­eig­ne­tes Fut­ter, das die Roh­fa­ser­ver­sor­gung ge­währ­leis­tet, zur frei­en Auf­nah­me zur Ver­fü­gung ste­hen. Stroh al­lein gilt nicht als ge­eig­ne­tes Fut­ter.

5 Käl­bern dür­fen kei­ne Maul­kör­be an­ge­legt wer­den.

Art. 38 Haltung von Kälbern  

1 Käl­ber bis zum Al­ter von vier Mo­na­ten dür­fen nicht an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den.

2 Käl­ber dür­fen kurz­fris­tig an­ge­bun­den oder an­der­wei­tig fi­xiert wer­den.

3 Käl­ber im Al­ter von zwei Wo­chen bis vier Mo­na­ten müs­sen in Grup­pen ge­hal­ten wer­den, so­fern mehr als ein Kalb auf dem Be­trieb vor­han­den ist. Aus­ge­nom­men sind Käl­ber, die ein­zeln in Hüt­ten mit dau­ern­dem Zu­gang zu ei­nem Ge­he­ge im Frei­en ge­hal­ten wer­den.

4 Ein­zeln ge­hal­te­ne Käl­ber müs­sen Sicht­kon­takt zu Art­ge­nos­sen ha­ben.

Art. 39 Liegebereich  

1 Für Käl­ber bis vier Mo­na­te, für Kü­he, für hoch­träch­ti­ge Rin­der, für Zucht­s­tie­re so­wie für Was­ser­büf­fel und Yaks muss der Lie­ge­be­reich mit aus­rei­chend ge­eig­ne­ter Ein­streu ver­se­hen wer­den.

2 Für üb­ri­ge Rin­der muss ein Lie­ge­be­reich vor­han­den sein, der mit aus­rei­chend ge­eig­ne­ter Ein­streu oder mit ei­nem wei­chen, ver­form­ba­ren Ma­te­ri­al ver­se­hen ist.

3 Rin­der zur Gross­vieh­mast im Al­ter von über fünf Mo­na­ten dür­fen nicht aus­sch­liess­lich in Ein­flä­chen­buch­ten mit Tief­streu ge­hal­ten wer­den. Die Hal­tung muss den Klau­ena­brieb ge­währ­leis­ten.57

57 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 40 Anbindehaltung  

1 Rin­der, die an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den, müs­sen re­gel­mäs­sig, min­des­tens je­doch an 60 Ta­gen wäh­rend der Ve­ge­ta­ti­onspe­ri­ode und an 30 Ta­gen wäh­rend der Win­ter­füt­te­rungs­pe­ri­ode, Aus­lauf er­hal­ten. Sie dür­fen höchs­tens zwei Wo­chen oh­ne Aus­lauf blei­ben. Der Aus­lauf ist in ei­nem Aus­lauf­jour­nal ein­zu­tra­gen.

2 Für Zucht­s­tie­re kann das BLV Aus­nah­men beim Aus­lauf vor­se­hen.

3 Käl­ber von an­ge­bun­den ge­hal­te­nen Mut­ter- und Am­men­kü­hen dür­fen im Stall nur kurz­fris­tig zum Trän­ken Zu­gang zu ih­ren Müt­tern oder Am­men er­hal­ten.

4 Für Was­ser­büf­fel dür­fen kei­ne neu­en Stand­plät­ze ein­ge­rich­tet wer­den.

5 Yaks dür­fen nicht an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den.

Art. 41 Laufställe  

1 In Lauf­stäl­len für Rin­der müs­sen die Lauf­gän­ge so an­ge­legt und so breit sein, dass die Tie­re ein­an­der aus­wei­chen kön­nen.

2 In Lauf­stäl­len mit Lie­ge­bo­xen dür­fen nicht mehr Tie­re ein­ge­stallt wer­den, als Lie­ge­bo­xen vor­han­den sind. Lie­ge­bo­xen müs­sen mit ei­ner Bug­kan­te ver­se­hen sein.

3 Kal­ben­de Tie­re müs­sen in ei­nem ge­nü­gend gros­sen, be­son­de­ren Ab­teil un­ter­ge­bracht wer­den, in dem sie sich frei be­we­gen kön­nen. Aus­ge­nom­men sind Ge­bur­ten auf der Wei­de oder Ein­zel­fäl­le, bei de­nen die Ge­burt zu ei­nem nicht vor­her­seh­ba­ren Zeit­punkt statt­fin­det.

4 Für die Auf­nah­me des Grund­fut­ters muss pro Tier ein ge­nü­gend brei­ter Fress­platz vor­han­den sein, aus­ser bei ge­eig­ne­ten For­men der Vor­rats­füt­te­rung.

Art. 42 Abkühlungsmöglichkeiten für Wasserbüffel und Yaks  

Bei Hit­ze müs­sen Was­ser­büf­feln und Yaks Ab­küh­lungs­mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung ste­hen.

Art. 43 Haltung von Yaks  

1 Yaks müs­sen in Grup­pen ge­hal­ten wer­den.

2 Yaks müs­sen je­der­zeit Zu­gang zu ei­ner Wei­de oder ei­nem Lauf­hof ha­ben.

3 Für Yak­kü­he und hoch­träch­ti­ge Erst­kal­ben­de gel­ten min­des­tens die Ab­mes­sun­gen für Kü­he mit ei­ner Wi­der­rist­hö­he von 125 ± 5 cm nach An­hang 1 Ta­bel­le 1.

3. Abschnitt: Schweine

Art. 44 Beschäftigung  

Schwei­ne müs­sen sich je­der­zeit mit Stroh, Rau­fut­ter oder an­de­rem gleich­wer­ti­gem Ma­te­ri­al be­schäf­ti­gen kön­nen.

Art. 45 Fütterung  

1 Schwei­ne müs­sen je­der­zeit Zu­gang zu Was­ser ha­ben, aus­ge­nom­men bei Frei­land­hal­tung, wenn sie mehr­mals täg­lich mit Was­ser ge­tränkt wer­den.

2 Bei der Grup­pen­hal­tung muss bei Tro­cken­füt­te­rung pro zwölf Tie­re und bei Flüs­sig­füt­te­rung pro 24 Tie­re ei­ne Trän­ke­stel­le vor­han­den sein.

3 Ra­tio­niert ge­füt­ter­ten Zucht­sau­en, Zucht­re­mon­ten und Ebern muss in Er­gän­zung zum Kraft­fut­ter aus­rei­chend Fut­ter mit ho­hem Roh­fa­seran­teil zur Ver­fü­gung ste­hen.

Art. 46 Schutz vor Hitze  

In neu ein­ge­rich­te­ten Stäl­len müs­sen bei Hit­ze für Schwei­ne ab 25 kg in Grup­pen­hal­tung so­wie Eber Ab­küh­lungs­mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung ste­hen.

Art. 47 Stallböden und Liegeflächen  

1 Für Schwei­ne in Grup­pen­hal­tung und Zuchte­ber muss ein in grös­se­ren Flä­chen zu­sam­men­hän­gen­der Lie­ge­be­reich, der nur einen ge­rin­gen Per­fo­ra­ti­ons­an­teil zum Ab­flies­sen von Flüs­sig­kei­ten auf­wei­sen darf, vor­han­den sein.

2 Kas­ten­stän­de für Sau­en dür­fen im Deck­zen­trum nur zur Hälf­te und in Fress­lie­ge­buch­ten nur zu ei­nem Drit­tel mit per­fo­rier­tem Bo­den ver­se­hen sein.

Art. 48 Haltung  

1 Schwei­ne müs­sen in Grup­pen ge­hal­ten wer­den. Aus­ge­nom­men sind Sau­en wäh­rend der Säu­ge- und Deck­zeit so­wie Eber ab der Ge­schlechts­rei­fe.

2 Schwei­ne dür­fen nicht an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den.

3 Zuchte­ber und Mast­schwei­ne dür­fen nicht in Kas­ten­stän­den ge­hal­ten wer­den.

4 Kas­ten­stän­de für Sau­en dür­fen nur wäh­rend der Deck­zeit und höchs­tens wäh­rend zehn Ta­gen ver­wen­det wer­den.

Art. 49 Gruppenhaltung  

1 In Grup­pen ge­hal­te­ne Schwei­ne dür­fen nur wäh­rend der Füt­te­rung in Fress­stän­den oder Kas­ten­stän­den fi­xiert wer­den.

2 Bei ra­tio­nier­ter Füt­te­rung un­ter Ein­satz von Ab­ruf­füt­te­rungs­sys­te­men muss si­cher­ge­stellt sein, dass die Schwei­ne wäh­rend der Fut­ter­auf­nah­me nicht vom Fress­platz ver­trie­ben wer­den kön­nen.

3 In Fress­lie­ge­buch­ten müs­sen die Gän­ge so breit sein, dass die Tie­re sich un­ge­hin­dert dre­hen und ein­an­der aus­wei­chen kön­nen.

Art. 50 Abferkelbuchten  

1 Ab­fer­kel­buch­ten sind so zu ge­stal­ten, dass sich die Sau frei dre­hen kann. Wäh­rend der Ge­burts­pha­se kann die Sau im Ein­zel­fall, bei Bös­ar­tig­keit ge­gen­über den Fer­keln oder Glied­mas­sen­pro­ble­men, fi­xiert wer­den.

2 Ei­ni­ge Ta­ge vor dem Ab­fer­keln ist aus­rei­chend Langstroh oder an­de­res zum Nest­bau ge­eig­ne­tes Ma­te­ri­al und wäh­rend der Säu­ge­zeit aus­rei­chend Ein­streu in die Bucht zu ge­ben.

3 Der Lie­ge­be­reich der Fer­kel muss ein ih­ren Tem­pe­ra­tur­an­sprü­chen ent­spre­chen­des Mi­kro­kli­ma auf­wei­sen.

Art. 51 Ferkelkäfige  

Ab­ge­setz­te Fer­kel dür­fen nicht in mehr­stö­cki­gen Kä­fi­gen ge­hal­ten wer­den. Die Kä­fi­ge müs­sen oben of­fen sein.

4. Abschnitt: Schafe

Art. 52 Haltung  

1 Scha­fe dür­fen nicht an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den.

2 Scha­fe dür­fen kurz­fris­tig an­ge­bun­den oder an­der­wei­tig fi­xiert wer­den.

3 Für Scha­fe muss ein Lie­ge­be­reich vor­han­den sein, der mit aus­rei­chend ge­eig­ne­ter Ein­streu ver­se­hen ist.

4 Ein­zeln ge­hal­te­ne Scha­fe müs­sen Sicht­kon­takt zu Art­ge­nos­sen ha­ben.

Art. 53 Fütterung  

1 Scha­fe müs­sen min­des­tens zwei­mal täg­lich Zu­gang zu Was­ser ha­ben. Kann dies im Söm­me­rungs­ge­biet nicht ge­währ­leis­tet wer­den, so ist durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men si­cher­zu­stel­len, dass der Was­ser­be­darf der Tie­re ge­deckt wird.

2 Über zwei Wo­chen al­ten Läm­mern muss Heu oder an­de­res ge­eig­ne­tes Rau­fut­ter zur frei­en Auf­nah­me zur Ver­fü­gung ste­hen. Stroh darf nicht als al­lei­ni­ges Rau­fut­ter ver­wen­det wer­den.

Art. 54 Schur  

1 Woll­scha­fe müs­sen min­des­tens ein­mal pro Jahr ge­scho­ren wer­den.

2 Frisch ge­scho­re­ne Tie­re sind vor ex­tre­mer Wit­te­rung zu schüt­zen.

5. Abschnitt: Ziegen

Art. 55 Haltung  

1 Zie­gen, die an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den, müs­sen re­gel­mäs­sig, min­des­tens je­doch an 120 Ta­gen wäh­rend der Ve­ge­ta­ti­onspe­ri­ode und an 50 Ta­gen wäh­rend der Win­ter­füt­te­rungs­pe­ri­ode Aus­lauf ha­ben. Sie dür­fen höchs­tens zwei Wo­chen oh­ne Aus­lauf blei­ben. Der Aus­lauf ist in ei­nem Aus­lauf­jour­nal ein­zu­tra­gen. Das Tü­dern von Zie­gen gilt nicht als Aus­lauf.

2 Stand­plät­ze für Zie­gen dür­fen nicht mehr neu ein­ge­rich­tet wer­den. Aus­ge­nom­men sind Stand­plät­ze in Stäl­len, die im Söm­me­rungs­ge­biet nur sai­sonal ge­nutzt wer­den.

3 Für Zie­gen muss ein Lie­ge­be­reich vor­han­den sein, der mit aus­rei­chend ge­eig­ne­ter Ein­streu ver­se­hen ist. Er­höht an­ge­brach­te Lie­ge­ni­schen müs­sen nicht ein­ge­streut sein.

4 Ein­zeln ge­hal­te­ne Zie­gen müs­sen Sicht­kon­takt zu Art­ge­nos­sen ha­ben.

5 Zick­lein bis zum Al­ter von vier Mo­na­ten müs­sen in Grup­pen ge­hal­ten wer­den, so­fern mehr als ein Zick­lein auf dem Be­trieb vor­han­den ist.

Art. 56 Fütterung  

1 Zie­gen müs­sen min­des­tens zwei­mal täg­lich Zu­gang zu Was­ser ha­ben. Kann dies im Söm­me­rungs­ge­biet nicht ge­währ­leis­tet wer­den, so ist durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men si­cher­zu­stel­len, dass der Was­ser­be­darf der Tie­re ge­deckt wird.

2 Über zwei Wo­chen al­ten Zick­lein muss Heu oder an­de­res ge­eig­ne­tes Rau­fut­ter zur frei­en Auf­nah­me zur Ver­fü­gung ste­hen. Stroh darf nicht als al­lei­ni­ges Rau­fut­ter ver­wen­det wer­den.

6. Abschnitt: Lamas und Alpakas

Art. 57 Haltung  

1 La­mas und Al­pa­kas müs­sen in Grup­pen ge­hal­ten wer­den. Aus­ge­nom­men sind Hengs­te ab der Ge­schlechts­rei­fe. Ein­zeln ge­hal­te­ne Hengs­te müs­sen Sicht­kon­takt zu Art­ge­nos­sen ha­ben.58

2 La­mas und Al­pa­kas dür­fen nicht an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den.

3 Für La­mas und Al­pa­kas muss ein Lie­ge­be­reich vor­han­den sein, der mit aus­rei­chen­der und ge­eig­ne­ter Ein­streu ver­se­hen oder an­der­wei­tig aus­rei­chend ge­gen Käl­te iso­liert ist.

4 La­mas und Al­pa­kas müs­sen täg­lich für meh­re­re Stun­den Zu­gang zu ei­nem Ge­he­ge im Frei­en ha­ben. In die­sem muss ei­ne Scheu­er­mög­lich­keit oder ein Wälz­platz vor­han­den sein.

5 Ent­spricht die Flä­che des Ge­he­ges nur den Min­dest­vor­ga­ben nach An­hang 1 Ta­bel­le 6, so muss der Bo­den be­fes­tigt sein.59

6 Das Ver­wen­den von Sta­chel­draht für Zäu­ne von Ge­he­gen ist ver­bo­ten.

58 Die Be­rich­ti­gung vom 9. April 2015 be­trifft nur den fran­zö­si­schen Text (AS 2015 1023).

59 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 58 Fütterung  

1 La­mas und Al­pa­kas müs­sen je­der­zeit Zu­gang zu Was­ser ha­ben.

2 La­mas und Al­pa­kas müs­sen je­der­zeit Zu­gang zu Rau­fut­ter oder zu ei­ner Wei­de ha­ben.

7. Abschnitt: Equiden

Art. 59 Haltung  

1 Equi­den dür­fen nicht an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den. Das kurz­zei­ti­ge An­bin­den wäh­rend der Fut­ter­auf­nah­me, der Pfle­ge, dem Trans­port, der Über­nach­tung auf Wan­der­rit­ten, wäh­rend An­läs­sen oder in ver­gleich­ba­ren Si­tua­tio­nen fällt nicht un­ter die­ses Ver­bot. Equi­den, die neu in ei­nem Be­trieb ein­ge­stallt wer­den oder die sich im Mi­li­tär­ein­satz be­fin­den, dür­fen wäh­rend ma­xi­mal drei Wo­chen an­ge­bun­den ge­hal­ten wer­den.

2 Lie­ge­plät­ze in Un­ter­künf­ten müs­sen aus­rei­chend mit ge­eig­ne­ter, sau­be­rer und tro­ckener Ein­streu ver­se­hen sein.

3 Equi­den müs­sen Sicht-, Hör- und Ge­ruch­kon­takt zu ei­nem an­de­ren Equi­de ha­ben. Die kan­to­na­le Be­hör­de kann in be­grün­de­ten Fäl­len ei­ne be­fris­te­te Aus­nah­me­be­wil­li­gung für ein ein­zeln ge­hal­te­nes, al­tes Tier er­tei­len.

4 Equi­den müs­sen nach dem Ab­set­zen vom Mut­ter­tier bis zum Al­ter von 30 Mo­na­ten oder bis zum Be­ginn der re­gel­mäs­si­gen Nut­zung in Grup­pen ge­hal­ten wer­den.60

5 Wer­den Equi­den in Grup­pen ge­hal­ten, so müs­sen Aus­weich‑ und Rück­zugs­mög­lich­kei­ten vor­han­den sein; kei­ne Aus­weich- und Rück­zugs­mög­lich­kei­ten sind er­for­der­lich für ab­ge­setz­te Foh­len so­wie Jung­tie­re bis zum Be­ginn der re­gel­mäs­si­gen Nut­zung, längs­tens je­doch bis zum Al­ter von 30 Mo­na­ten. Es dür­fen kei­ne Sack­gas­sen vor­han­den sein.61

60 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

61 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 60 Futter und Pflege  

1 Equi­den muss zur art­ty­pi­schen Be­schäf­ti­gung aus­rei­chend Rau­fut­ter wie Fut­ter­stroh zur Ver­fü­gung ste­hen, aus­ge­nom­men wäh­rend des Wei­de­gangs.

2 Hu­fe sind so zu pfle­gen, dass die Equi­den ana­to­misch rich­tig ste­hen kön­nen, ih­re Be­we­gung nicht be­ein­träch­tigt ist und dem Auf­tre­ten von Huf­krank­hei­ten vor­ge­beugt wird.

Art. 61 Bewegung  

1 Equi­den ist täg­lich aus­rei­chend Be­we­gung zu ge­wäh­ren. Zur Be­we­gung zäh­len die Nut­zung und der Aus­lauf.

2 Die Aus­lauf­flä­che muss die Min­de­stab­mes­sun­gen nach An­hang 1 Ta­bel­le 7 Zif­fer 3 auf­wei­sen. Wenn mög­lich sind die Flä­chen nach An­hang 1 Ta­bel­le 7 Zif­fer 4 zur Ver­fü­gung zu stel­len.

3 Bei ex­tre­men Wit­te­rungs- und Bo­den­ver­hält­nis­sen kann der Aus­lauf aus­nahms­wei­se auf ei­ner über­dach­ten Flä­che ge­währt wer­den.

4 Equi­den, die nicht ge­nutzt wer­den, müs­sen täg­lich min­des­tens zwei Stun­den Aus­lauf er­hal­ten.62

5 Ge­nutz­te Equi­den müs­sen an min­des­tens zwei Ta­gen pro Wo­che je min­des­tens zwei Stun­den Aus­lauf er­hal­ten.

6 Auf den Aus­lauf kann in den fol­gen­den Si­tua­tio­nen wäh­rend ma­xi­mal vier Wo­chen ver­zich­tet wer­den, so­fern die Equi­den wäh­rend die­ser Zeit täg­lich ge­nutzt wer­den:

a.
für neu in ei­nem Be­trieb ein­ge­stall­te Equi­den;
b.
bei ex­tre­men Wit­te­rungs- und Bo­den­ver­hält­nis­sen zwi­schen dem 1. No­vem­ber und dem 30. April;
c.
wäh­rend dem Ein­satz im Mi­li­tär­dienst;
d.
auf Tour­nee zu Show- oder Sport­zwe­cken oder wäh­rend Aus­stel­lun­gen.

7 Der Aus­lauf ist in ei­nem Jour­nal ein­zu­tra­gen.

62 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 6263  

63 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 63 Stacheldrahtverbot 64  

1 Das Ver­wen­den von Sta­chel­draht für Zäu­ne von Ge­he­gen ist ver­bo­ten.

2 Die kan­to­na­le Be­hör­de kann für weit­läu­fi­ge Wei­den, die über ei­ne zu­sätz­li­che Be­gren­zung ver­fü­gen, be­fris­te­te Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen zur Ver­wen­dung von Sta­chel­draht er­tei­len.

64 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

8. Abschnitt: Hauskaninchen

Art. 64 Beschäftigung sowie Gruppenhaltung für Jungtiere  

1 Ka­nin­chen müs­sen täg­lich mit grob struk­tu­rier­tem Fut­ter wie Heu oder Stroh ver­sorgt wer­den so­wie stän­dig Ob­jek­te zum Be­na­gen zur Ver­fü­gung ha­ben.

2 Jung­tie­re dür­fen in den ers­ten acht Wo­chen nicht ein­zeln ge­hal­ten wer­den.

Art. 65 Gehege  

1 Ge­he­ge müs­sen:

a.65
ei­ne Grund­flä­che nach An­hang 1 Ta­bel­le 8 Zif­fer 1 auf­wei­sen oder, wenn die Grund­flä­che klei­ner ist, mit ei­ner um min­des­tens 20 cm er­höh­ten Flä­che aus­ge­stat­tet sein, auf der die Tie­re aus­ge­streckt lie­gen kön­nen;
b.
min­des­tens in ei­nem Teil­be­reich so hoch sein, dass die Tie­re auf­recht sit­zen kön­nen.

2 Ge­he­ge müs­sen mit ei­nem ab­ge­dun­kel­ten Be­reich aus­ge­stat­tet sein, in den sich die Tie­re zu­rück­zie­hen kön­nen.

3 Ge­he­ge oh­ne Ein­streu dür­fen nur in kli­ma­ti­sier­ten Räu­men ver­wen­det wer­den.

4 Ge­he­ge für hoch­träch­ti­ge Zib­ben müs­sen mit Nest­kam­mern aus­ge­stat­tet sein. Die Tie­re müs­sen die Nest­kam­mern mit Stroh oder an­de­rem ge­eig­ne­tem Nest­ma­te­ri­al aus­pols­tern kön­nen. Zib­ben müs­sen sich von ih­ren Jun­gen in ein an­de­res Ab­teil oder auf ei­ne er­höh­te Flä­che zu­rück­zie­hen kön­nen.

65 Be­rich­ti­gung vom 9. April 2015 (AS 20151023).

9. Abschnitt: Hausgeflügel und Haustauben

Art. 66 Einrichtungen  

1 Dem Haus­ge­flü­gel und den Haus­tau­ben müs­sen ge­nü­gend Füt­te­rungs- und Trän­ke­ein­rich­tun­gen zur Ver­fü­gung ste­hen.

2 Dem Haus­ge­flü­gel muss wäh­rend der gan­zen Licht­pha­se ei­ne Flä­che von min­des­tens 20 Pro­zent der be­geh­ba­ren Flä­che im Stall mit ge­eig­ne­ter Ein­streu zur Ver­fü­gung ste­hen, aus­ser in den ers­ten zwei Le­bens­wo­chen. Die Ein­streu muss auf dem Stall­bo­den an­ge­bo­ten wer­den.

3 Wei­ter müs­sen vor­han­den sein:

a.
für Le­ge­tie­re al­ler Haus­ge­flü­gel­ar­ten und für Haus­tau­ben: ge­eig­ne­te Nes­ter;
b.
für Haus­hüh­ner: ge­schütz­te und ge­eig­ne­te Ein­zel- oder Grup­pen­nes­ter mit Ein­streu oder wei­chen Ein­la­gen wie Kunst­stoffra­sen oder Gum­mi­nop­pen­mat­ten; für Ein­zel­nes­ter sind auch Kunst­stoff­scha­len er­laubt;
c.
für Auf­zucht-, Le­ge- und El­tern­tie­re der Haus­hüh­ner so­wie für Perl­hüh­ner und Haus­tau­ben: dem Al­ter und dem Ver­hal­ten der Tie­re an­ge­pass­te er­höh­te Sitz­ge­le­gen­hei­ten auf ver­schie­de­nen Hö­hen;
d.
für En­ten und Gän­se: ei­ne Schwimm­ge­le­gen­heit;
e.66
für Haus­tau­ben: wö­chent­lich min­des­tens ei­ne Ba­de­ge­le­gen­heit mit fri­schem Was­ser.

4 Die Ein­rich­tun­gen müs­sen für die Tie­re leicht er­reich­bar sein.

66 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 67 Beleuchtung  

1 In Räu­men für Haus­ge­flü­gel darf die Be­leuch­tungs­stär­ke tags­über 5 Lux nicht un­ter­schrei­ten, aus­ge­nom­men in Ru­he- und Rück­zugs­be­rei­chen so­wie in Le­ge­nes­tern.

2 Wäh­rend der Dun­kel­pha­se kann in der Mast- und Mas­t­el­tern­tier­hal­tung ei­ne Ori­en­tie­rungs­be­leuch­tung mit ei­ner Licht­stär­ke von we­ni­ger als 1 Lux ein­ge­setzt wer­den.

3 Bei Auf­tre­ten von Kan­ni­ba­lis­mus darf die Be­leuch­tungs­stär­ke vor­über­ge­hend un­ter 5 Lux ge­senkt und auf Ta­ges­licht ver­zich­tet wer­den. Die Re­duk­ti­on der Be­leuch­tungs­stär­ke so­wie der Ver­zicht auf Ta­ges­licht sind um­ge­hend der kan­to­na­len Be­hör­de zu mel­den.

10. Abschnitt: Haushunde

Art. 6867  

67 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 23. Nov. 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4871).

Art. 69 Einsatz von Hunden  

1 Ent­spre­chend dem Ein­satz­zweck wird un­ter­schie­den zwi­schen:

a.
Nutz­hun­den;
b.
Be­gleit­hun­den;
c.
Hun­den für Tier­ver­su­che.

2 Als Nutz­hun­de gel­ten:

a.
Dienst­hun­de;
b.
Blin­den­führ­hun­de;
c.
Be­hin­der­ten­hun­de;
d.
Ret­tungs­hun­de;
e.
Her­den­schutz­hun­de;
f.
Treib­hun­de;
g.
Jagd­hun­de.

3 Dienst­hun­de sind Hun­de, die in der Ar­mee, beim Grenzwacht­korps oder bei der Po­li­zei ein­ge­setzt wer­den oder da­für vor­ge­se­hen sind.

Art. 70 Sozialkontakt  

1 Hun­de müs­sen täg­lich aus­rei­chend Kon­takt mit Men­schen und, so­weit mög­lich, mit an­de­ren Hun­den ha­ben.

2 Wer­den Hun­de für mehr als drei Mo­na­te in Bo­xen oder Zwin­gern ge­hal­ten, so müs­sen sie Sicht-, Hör- und Ge­ruch­kon­takt zu ei­nem an­de­ren Hund in ei­nem an­gren­zen­den Ge­he­ge ha­ben. Da­von aus­ge­nom­men sind Hun­de, die tags­über wäh­rend min­des­tens fünf Stun­den aus­ser­halb des Ge­he­ges Kon­takt mit Men­schen oder mit an­de­ren Hun­den ha­ben.68

3 Für Nutz­hun­de sind die Kon­tak­te mit Men­schen und an­de­ren Hun­den dem Ein­satz­zweck an­zu­pas­sen.

4 Wel­pen dür­fen frü­he­s­tens im Al­ter von 56 Ta­gen von der Mut­ter oder der Am­me ge­trennt wer­den.

5 Mut­ter- oder Am­men­hün­din­nen müs­sen sich von ih­ren Wel­pen zu­rück­zie­hen kön­nen.

68 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 71 Bewegung  

1 Hun­de müs­sen täg­lich im Frei­en und ent­spre­chend ih­rem Be­dürf­nis aus­ge­führt wer­den. So­weit mög­lich sol­len sie sich da­bei auch un­an­ge­leint be­we­gen kön­nen.

2 Kön­nen sie nicht aus­ge­führt wer­den, so müs­sen sie täg­lich Aus­lauf ha­ben. Der Auf­ent­halt im Zwin­ger oder an der Lauf­ket­te gilt nicht als Aus­lauf.

3 An­ge­bun­den ge­hal­te­ne Hun­de müs­sen sich wäh­rend des Ta­ges min­des­tens fünf Stun­den frei be­we­gen kön­nen. In der üb­ri­gen Zeit müs­sen sie sich in ei­nem Be­reich von min­des­tens 20 m2 an ei­ner Lauf­ket­te be­we­gen kön­nen. Sie dür­fen nicht mit ei­nem Zug­hals­band an­ge­bun­den wer­den.

Art. 72 Unterkunft, Böden  

1 Für Hun­de, die im Frei­en ge­hal­ten wer­den, müs­sen ei­ne Un­ter­kunft und ein ge­eig­ne­ter Lie­ge­platz vor­han­den sein. Aus­ge­nom­men sind Her­den­schutz­hun­de, wäh­rend sie ei­ne Her­de be­wa­chen.

2 Hun­den muss ge­eig­ne­tes Lie­ge­ma­te­ri­al zur Ver­fü­gung ste­hen.

3 Hun­de dür­fen nicht auf per­fo­rier­ten Bö­den ge­hal­ten wer­den.

4 Bei Bo­xen­hal­tung und bei Zwin­ger­hal­tung müs­sen die Ge­he­ge den An­for­de­run­gen nach An­hang 1 Ta­bel­le 10 ent­spre­chen.69

4bis Bei Bo­xen­hal­tung und bei Zwin­ger­hal­tung müs­sen für je­den Hund ei­ne er­höh­te Lie­ge­flä­che und ei­ne Rück­zugs­mög­lich­keit vor­han­den sein. In be­grün­de­ten Fäl­len, na­ment­lich bei kran­ken oder al­ten Tie­ren, kann auf die Rück­zugs­mög­lich­keit ver­zich­tet wer­den.70

5 Ne­ben­ein­an­der lie­gen­de Zwin­ger oder Bo­xen müs­sen mit ge­eig­ne­ten Sicht­blen­den ver­se­hen sein.

69 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 28. Okt. 2015, in Kraft seit 1. Dez. 2015 (AS 2015 4245).

70 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 73 Umgang mit Hunden  

1 Auf­zucht und Er­zie­hung der Hun­de so­wie der Um­gang mit ih­nen müs­sen die So­zia­li­sie­rung ge­gen­über Art­ge­nos­sen und Men­schen so­wie die Ge­wöh­nung an die Um­welt ge­währ­leis­ten. Für Nutz­hun­de ist die So­zia­li­sie­rung dem Ein­satz­zweck an­zu­pas­sen.

2 Mass­nah­men zur Kor­rek­tur des Ver­hal­tens von Hun­den müs­sen der Si­tua­ti­on an­ge­passt er­fol­gen. Ver­bo­ten sind:

a.
Straf­schüs­se;
b.
das Ver­wen­den von:
1.
Zug­hals­bän­dern oh­ne Stopp,
2.
Sta­chel­hals­bän­dern,
3.
an­de­ren Führ­hil­fen mit nach in­nen vor­ste­hen­den Ele­men­ten;
c.
über­mäs­si­ge Här­te, wie das Schla­gen mit har­ten Ge­gen­stän­den.71

3 Zum Zie­hen dür­fen nur ge­eig­ne­te Hun­de ver­wen­det wer­den. Un­ge­eig­net sind ins­be­son­de­re kran­ke, hoch­träch­ti­ge oder säu­gen­de Tie­re. Die Hun­de sind in ge­eig­ne­te Ge­schir­re ein­zu­span­nen.

71 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 74 Ausbildung im Schutzdienst 72  

1 Die Schutz­dienst­aus­bil­dung ist ge­stat­tet mit:

a.
Dienst­hun­den;
b.
Hun­den, die für sport­li­che Schutz­dienst­wett­kämp­fe vor­ge­se­hen sind;
c.
Hun­den, die bei nach kan­to­na­lem Recht zu­ge­las­se­nen pri­va­ten Si­cher­heits­un­ter­neh­men ein­ge­setzt wer­den oder für einen sol­chen Ein­satz vor­ge­se­hen sind.

2 Die für die Schutz­dienst­aus­bil­dung ver­ant­wort­li­che Per­son muss je­der­zeit be­le­gen kön­nen, dass:

a.
die Hun­de kor­rekt ge­kenn­zeich­net und re­gis­triert sind;
b.
nur Hun­de mit ge­nü­gen­der Grund­aus­bil­dung zur Schutz­dienst­aus­bil­dung zu­ge­las­sen wer­den; und
c.
die Hun­de­füh­re­rin­nen und Hun­de­füh­rer über einen ein­wand­frei­en Leu­mund ver­fü­gen.

3 In der Schutz­dienst­aus­bil­dung von Hun­den kön­nen in be­grün­de­ten Fäl­len Soft­stö­cke ein­ge­setzt wer­den.

4 Die Schutz­dienst­aus­bil­dung von Spor­thun­den darf nur von Or­ga­ni­sa­tio­nen durch­ge­führt wer­den, die vom BLV da­für an­er­kannt sind. Die Aus­bil­dung darf nur un­ter Auf­sicht und im Bei­sein von aus­ge­bil­de­ten Hel­fe­rin­nen und Hel­fern er­fol­gen. Das Aus­bil­dungs- und Prü­fungs­re­gle­ment ist vom BLV zu ge­neh­mi­gen.

5 Die Hun­de­hal­te­rin oder der Hun­de­hal­ter muss der zu­stän­di­gen Stel­le nach Ar­ti­kel 16 Ab­satz 1 TSV73 den Be­ginn der Schutz­dienst­aus­bil­dung mel­den.74

6 Die zu­stän­di­ge Stel­le er­fasst den Be­ginn der Schutz­dienst­aus­bil­dung in der Da­ten­bank nach Ar­ti­kel 30 Ab­satz 2 TSG75.76

72 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

73 SR 916.401

74 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

75 SR 916.40

76 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 75 Ausbildung von Jagdhunden 77  

1 Das Ver­wen­den le­ben­der Tie­re ist zu­läs­sig für die Aus­bil­dung und Prü­fung von Jagd­hun­den:

a.
am Kunst­bau für den Ein­satz bei der Bau­jagd;
b.
in Schwar­z­wild­gat­tern für die Schwar­z­wild­jagd;
c.
im Be­reich des Ap­por­tie­rens.

2 Der di­rek­te Kon­takt zwi­schen Jagd­hund und Wild­tier ist ver­bo­ten, aus­ser wenn er zum Er­rei­chen des Aus­bil­dungs- oder Prü­fungs­ziels un­er­läss­lich ist. Das Wild­tier muss sich je­der­zeit in De­ckung zu­rück­zie­hen kön­nen.

3 An­la­gen zur Aus­bil­dung und Prü­fung von Jagd­hun­den am le­ben­den Wild­tier be­dür­fen ei­ner Be­wil­li­gung der kan­to­na­len Be­hör­de.

4 Ein Kunst­bau wird be­wil­ligt, wenn:

a.
die ho­ri­zon­ta­len Röh­ren und die Kes­sel an je­der Stel­le ab­deck­bar sind;
b.
die Be­we­gun­gen von Fuchs und Hund sich durch be­son­de­re Vor­rich­tun­gen über­wa­chen las­sen; und
c.
das Schie­ber­sys­tem so an­ge­legt ist, dass ein di­rek­ter Kon­takt zwi­schen Hund und Fuchs aus­ge­schlos­sen wer­den kann.

5 Ein Schwar­z­wild­gat­ter wird be­wil­ligt, wenn:

a.
es aus­rei­chend gross und so ge­stal­tet ist, dass sich das Schwar­z­wild so­wohl in na­tür­li­che De­ckung zu­rück­zie­hen kann als auch bei Be­darf ab­ge­son­dert ge­hal­ten wer­den kann;
b.
das Schwar­z­wild nur in Grup­pen ein­ge­setzt wird; und
c.
die Jagd­hun­de ein­zeln aus­ge­bil­det und ge­prüft wer­den.

6 Je­de Ver­an­stal­tung, bei der Jagd­hun­de am le­ben­den Wild­tier aus­ge­bil­det oder ge­prüft wer­den, ist der kan­to­na­len Be­hör­de zu mel­den. Die­se sorgt für die Über­wa­chung der Ver­an­stal­tung. Sie kann die Zahl der An­la­gen und der Ver­an­stal­tun­gen be­gren­zen.

77 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 76 Hilfsmittel und Geräte  

1 Hilfs­mit­tel dür­fen nicht der­art ver­wen­det wer­den, dass dem Tier Ver­let­zun­gen oder er­heb­li­che Schmer­zen zu­ge­fügt wer­den oder dass es stark ge­reizt oder in Angst ver­setzt wird.

2 Die Ver­wen­dung von Ge­rä­ten, die elek­tri­sie­ren, für den Hund sehr un­an­ge­neh­me akus­ti­sche Si­gna­le aus­sen­den oder mit­tels che­mi­scher Stof­fe wir­ken, ist ver­bo­ten.

3 Auf Ge­such hin kann die kan­to­na­le Be­hör­de Per­so­nen, die sich über die not­wen­di­gen Fä­hig­kei­ten aus­wei­sen, die Ver­wen­dung von Ge­rä­ten, die elek­tri­sie­ren oder für den Hund sehr un­an­ge­neh­me akus­ti­sche Si­gna­le aus­sen­den, aus­nahms­wei­se zu the­ra­peu­ti­schen Zwe­cken be­wil­li­gen. Die Be­fä­hi­gung ist durch die kan­to­na­le Be­hör­de zu prü­fen. Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment des In­nern (EDI) legt nach An­hö­rung der Kan­to­ne In­halt und Form der Aus­bil­dung und Prü­fung fest.78

4 Wer be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge Ge­rä­te ein­setzt, muss je­den Ge­rä­te­ein­satz do­ku­men­tie­ren und auf En­de Ka­len­der­jahr der kan­to­na­len Be­hör­de ei­ne Zu­sam­men­stel­lung al­ler Ein­sät­ze ein­rei­chen. An­zu­ge­ben sind:

a.
Da­tum je­des Ein­sat­zes;
b.
Grund des Ein­sat­zes;
c.
Auf­trag­ge­be­rin oder Auf­trag­ge­ber;
d.79
Si­gna­le­ment und Kenn­zeich­nung des Hun­des;
e.
Er­geb­nis des Ge­rä­te­ein­sat­zes.

5 Hilfs­mit­tel, die zur Ver­hin­de­rung von Bis­sen um den Fang des Hun­des plat­ziert sind, müs­sen ana­to­misch rich­tig ge­formt sein und aus­rei­chen­des He­cheln er­mög­li­chen.

6 Das An­wen­den von Mit­teln zur Ver­hin­de­rung von Laut- und Schmer­zen­säus­se­run­gen ist ver­bo­ten.80

78 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

79 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

80 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013(AS 20133709). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 76a Anbieten von Hunden 81  

1 Wer Hun­de öf­fent­lich an­bie­tet, muss fol­gen­de In­for­ma­tio­nen schrift­lich an­ge­ben:

a.
Vor­na­me, Na­me und Adres­se der An­bie­te­rin oder des An­bie­ters;
b.
Her­kunfts­land des Hun­des;
c.
Zucht­land.

2 Die Be­trei­be­rin­nen und Be­trei­ber der In­ter­net­platt­for­men und die Ver­le­ge­rin­nen und Ver­le­ger der Zeit­schrif­ten sor­gen für die Voll­stän­dig­keit der An­ga­ben.

81 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 77 Verantwortung der Personen, die Hunde halten oder ausbilden 82  

Wer einen Hund hält oder aus­bil­det, hat Vor­keh­run­gen zu tref­fen, da­mit der Hund Men­schen und Tie­re nicht ge­fähr­det. Bei der Be­ur­tei­lung der Ver­ant­wort­lich­keit für Her­den­schutz­hun­de nach Ar­ti­kel 10qua­ter der Jagd­ver­ord­nung vom 29. Fe­bru­ar 198883 wird de­ren Ein­satz­zweck zur Ab­wehr frem­der Tie­re be­rück­sich­tigt.

82 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

83 SR 922.01

Art. 78 Meldung von Vorfällen  

1 Tierärz­tin­nen und Tierärz­te, Ärz­tin­nen und Ärz­te, Tier­heim­ver­ant­wort­li­che, Hun­de­aus­bil­de­rin­nen und Hun­de­aus­bil­der so­wie Zoll­or­ga­ne sind ver­pflich­tet, der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Stel­le Vor­fäl­le zu mel­den, bei de­nen ein Hund:

a.
Men­schen oder Tie­re er­heb­lich ver­letzt hat; oder
b.
ein über­mäs­si­ges Ag­gres­si­ons­ver­hal­ten zeigt.

2 Die Kan­to­ne kön­nen die Mel­de­pflicht auf wei­te­re Per­so­nen­krei­se aus­deh­nen.

Art. 79 Überprüfung und Massnahmen  

1 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le über­prüft nach Ein­gang ei­ner Mel­dung den Sach­ver­halt. Da­zu kann sie Sach­ver­stän­di­ge bei­zie­hen.

2 ...84

3 Er­gibt die Über­prü­fung, dass ein Hund ei­ne Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­keit, ins­be­son­de­re ein über­mäs­si­ges Ag­gres­si­ons­ver­hal­ten, zeigt, so ord­net die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le die er­for­der­li­chen Mass­nah­men an.

4 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le er­fasst die Mel­dun­gen und die an­ge­ord­ne­ten Mass­nah­men im In­for­ma­ti­ons­sys­tem für Voll­zugs­da­ten des öf­fent­li­chen Ve­te­ri­när­diens­tes (ASAN) nach der Ver­ord­nung vom 6. Ju­ni 201485 über die In­for­ma­ti­ons­sys­te­me für den öf­fent­li­chen Ve­te­ri­när­dienst.86

84 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

85 SR 916.408

86 Ein­ge­fügt durch An­hang 3 Ziff. II 2 der V vom 6. Ju­ni 2014 über die In­for­ma­ti­ons­sys­te­me für den öf­fent­li­chen Ve­te­ri­när­dienst, in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 20141691).

11. Abschnitt: Hauskatzen

Art. 8087  

1 Ein­zeln ge­hal­te­ne Kat­zen müs­sen täg­lich Um­gang mit Men­schen oder Sicht­kon­takt mit Art­ge­nos­sen ha­ben.

2 Ge­he­ge müs­sen den An­for­de­run­gen von An­hang 1 Ta­bel­le 11 ent­spre­chen.

3 Kat­zen dür­fen wäh­rend ma­xi­mal drei Wo­chen in Kä­fi­gen zur Ein­zel­hal­tung nach An­hang 1 Ta­bel­le 11 Zif­fer 2 ge­hal­ten wer­den.

4 In sol­chen Kä­fi­gen ge­hal­te­ne Kat­zen müs­sen sich min­des­tens an fünf Ta­gen in der Wo­che zeit­wei­lig aus­ser­halb des Kä­figs be­we­gen kön­nen. Da­bei muss ih­nen min­des­tens ei­ne Hal­tungs­ein­heit nach An­hang 1 Ta­bel­le 11 Zif­fer 1 zur Ver­fü­gung ste­hen.

5 Zucht­ka­ter dür­fen zwi­schen den Deck­e­in­sät­zen nicht in Kä­fi­gen nach Ab­satz 3 ge­hal­ten wer­den.

87 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

12. Abschnitt: Bewilligung von Aufstallungssystemen und Stalleinrichtungen

Art. 81 Bewilligungspflicht  

1 Ei­ne Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 2 TSchG ist not­wen­dig für se­ri­en­mäs­sig her­ge­stell­te Auf­stal­lungs­sys­te­me und Stal­lein­rich­tun­gen für Rin­der, Scha­fe, Zie­gen, Schwei­ne, Haus­ka­nin­chen und Haus­ge­flü­gel.

2 Be­wil­ligt wer­den müs­sen fol­gen­de Stal­lein­rich­tun­gen:

a.
Füt­te­rungs‑ und Trän­ke­ein­rich­tun­gen;
b.
Bo­den­be­lä­ge und Ko­tros­te;
c.
Ab­schran­kun­gen und Steu­er­vor­rich­tun­gen;
d.
An­bin­de­vor­rich­tun­gen;
e.
Nes­ter;
f.
Sitz­ge­le­gen­hei­ten für Haus­ge­flü­gel;
g.
an­de­re Ein­rich­tun­gen, mit de­nen die Tie­re häu­fig in Be­rüh­rung kom­men.

3 Auf­stal­lungs­sys­te­me müs­sen als Gan­zes be­wil­ligt wer­den, auch wenn ih­re ein­zel­nen Be­stand­tei­le schon be­wil­ligt sind.

4 Im Aus­land ge­prüf­te und be­wil­lig­te Stal­lein­rich­tun­gen und Auf­stal­lungs­sys­te­me, wel­che die An­for­de­run­gen der schwei­ze­ri­schen Tier­schutz­ge­setz­ge­bung er­fül­len, wer­den be­wil­ligt.

Art. 82 Bewilligungsverfahren  

1 Die Her­stel­le­rin oder der Her­stel­ler, die Im­por­teu­rin oder der Im­por­teur, die Ver­käu­fe­rin oder der Ver­käu­fer rich­tet das Ge­such mit den zur Be­ur­tei­lung er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen an das BLV.

2 Ist ei­ne prak­ti­sche Prü­fung not­wen­dig, so wird sie durch das BLV oder durch ei­ne an­de­re ge­eig­ne­te Stel­le durch­ge­führt. Die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler be­tei­ligt sich an den Kos­ten. Das BLV un­ter­brei­tet ihr oder ihm einen Kos­ten­vor­an­schlag. Es kann einen Vor­schuss ver­lan­gen.

3 Die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler hat die Auf­stal­lungs­sys­te­me und Stal­lein­rich­tun­gen für die Prü­fung un­ent­gelt­lich zur Ver­fü­gung zu stel­len.

4 Das BLV er­teilt die Be­wil­li­gung. Es kann sie be­fris­ten und mit Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ver­bin­den.

5 Die Be­wil­li­gung kann Ab­wei­chun­gen von den in An­hang 1 auf­ge­führ­ten Min­dest­an­for­de­run­gen vor­se­hen, so­fern die Auf­stal­lungs­sys­te­me und Stal­lein­rich­tun­gen den An­for­de­run­gen an ei­ne tier­ge­rech­te Hal­tung ent­spre­chen.

6 Ei­ne Be­wil­li­gung kann ent­zo­gen wer­den, wenn auf­grund neu­er Er­kennt­nis­se die Tier­ge­recht­heit ver­neint wer­den muss oder wenn sich in der Pra­xis we­sent­li­che Män­gel zei­gen.

Art. 83 Kommission für Stalleinrichtungen  

1 Der Bun­des­rat wählt ei­ne be­ra­ten­de Kom­mis­si­on. Die­se zählt höchs­tens 15 Mit­glie­der und setzt sich na­ment­lich aus Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern des Bun­des und der Kan­to­ne so­wie aus Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern und Fach­leu­ten für Tier­schutz­fra­gen, Tier­hal­tung und Stall­bau zu­sam­men.88

2 Der Bun­des­rat be­stimmt die Prä­si­den­tin oder den Prä­si­den­ten. Im Üb­ri­gen kon­sti­tu­iert sich die Kom­mis­si­on selbst. Sie er­stellt ei­ne Ge­schäfts­ord­nung. Das BLV führt das Se­kre­ta­ri­at.89

3 Das BLV kann die Kom­mis­si­on in al­len mit der Be­wil­li­gung von Auf­stal­lungs­sys­te­men und Stal­lein­rich­tun­gen zu­sam­men­hän­gen­den Fra­gen bei­zie­hen. Die Kom­mis­si­on nimmt Stel­lung zu den Ge­su­chen und den Er­geb­nis­sen der prak­ti­schen Prü­fun­gen, die das BLV ihr vor­legt.

88 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 6.4der V vom 9. Nov. 2011 (Über­prü­fung der aus­ser­par­la­men­ta­ri­schen Kom­mis­sio­nen), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 5227).

89 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 6.4der V vom 9. Nov. 2011 (Über­prü­fung der aus­ser­par­la­men­ta­ri­schen Kom­mis­sio­nen), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 5227).

Art. 84 Bekanntgabe und Veröffentlichung  

1 Die Her­stel­le­rin oder der Her­stel­ler, die Im­por­teu­rin oder der Im­por­teur, die Ver­käu­fe­rin oder der Ver­käu­fer muss die mit der Be­wil­li­gung ver­bun­de­nen Be­din­gun­gen und Auf­la­gen der Tier­hal­te­rin oder dem Tier­hal­ter spä­tes­tens bei Auf­trags­an­nah­me schrift­lich be­kannt ge­ben.

2 Das BLV führt ei­ne Lis­te der hän­gi­gen Ge­su­che so­wie der er­teil­ten Be­wil­li­gun­gen und der da­mit ver­bun­de­nen Be­din­gun­gen und Auf­la­gen.

3 Das BLV kann Er­geb­nis­se von wis­sen­schaft­li­chen Un­ter­su­chun­gen, die im Rah­men des Be­wil­li­gungs­ver­fah­rens durch­ge­führt wur­den, ver­öf­fent­li­chen.

4. Kapitel: Wildtiere

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 85 Anforderungen an Personen, die Wildtiere halten oder betreuen  

1 In be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Wild­tier­hal­tun­gen müs­sen die Tie­re un­ter der Ver­ant­wor­tung ei­ner Tier­pfle­ge­rin oder ei­nes Tier­pfle­gers be­treut wer­den.

2 In Wild­tier­hal­tun­gen mit nur ei­ner Tier­grup­pe mit ähn­li­chen Hal­tungs­an­sprü­chen ge­nügt es, wenn die für die Tier­be­treu­ung ver­ant­wort­li­che Per­son über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 ver­fügt.

3 In pri­va­ten Wild­tier­hal­tun­gen, in de­nen aus­sch­liess­lich die Be­wil­li­gungs­in­ha­be­rin oder der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber die Tie­re be­treut, ge­nügt ein Sach­kun­denach­weis, wenn es sich um Tie­re fol­gen­der Ar­ten han­delt:

a.
Frett­chen, Na­sen­bär, Wasch­bär, Ben­net­walla­by, Par­ma­walla­by und Tie­re der Ord­nun­gen Fle­der­tie­re, In­sek­ten­fres­ser, Ten­rek­ar­ti­ge, Spitz­hörn­chen so­wie Na­ge­tie­re, so­weit sie der Be­wil­li­gungs­pflicht un­ter­ste­hen;
b.
sämt­li­che be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Vö­gel, aus­ser Lauf­vö­gel, Pin­gui­ne, Kra­nich­vö­gel und al­le Greif­vö­gel;
c.
sämt­li­che be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Rep­ti­li­en, aus­ser Rie­sen‑ und Mee­res­schild­krö­ten so­wie Kro­ko­di­le;
d.
Fi­sche, so­weit sie der Be­wil­li­gungs­pflicht un­ter­ste­hen.
Art. 86 Wildtierhybriden  

Den Wild­tie­ren gleich­ge­stellt sind:

a.
die Nach­kom­men aus der Ver­kreu­zung von Wild‑ und Haus­tie­ren so­wie de­ren Rück­kreu­zung an die Wild­form;
b.
die Nach­kom­men aus der wei­ter­füh­ren­den Zucht mit den Tie­ren nach Buch­sta­be a un­ter­ein­an­der;
c.
die Nach­kom­men aus der ers­ten Kreu­zungs­ge­ne­ra­ti­on zwi­schen Nach­kom­men nach Buch­sta­be a und Haus­tie­ren.
Art. 87 Fütterungsverbot  

In öf­fent­lich zu­gäng­li­chen Wild­tier­hal­tun­gen ist den Be­su­che­rin­nen und Be­su­chern das un­kon­trol­lier­te Füt­tern zu ver­bie­ten.

Art. 88 Einfangen und Einsetzen von Wildtieren  

1 Sub­stan­zen dür­fen zum Ein­fan­gen von Tie­ren nur nach tier­ärzt­li­cher An­wei­sung ver­wen­det wer­den.

2 Oh­ne tier­ärzt­li­che An­wei­sung ein­ge­setzt wer­den dür­fen, un­ter Vor­be­halt der heil­mit­tel­recht­li­chen Ge­setz­ge­bung, be­täu­ben­de Sub­stan­zen bei nicht un­mit­tel­bar zum Ver­zehr vor­ge­se­he­nen Fi­schen zur Ge­win­nung von Fort­pflan­zungs­pro­duk­ten und zur Mar­kie­rung oder an­der­wei­ti­gen Kenn­zeich­nung so­wie zur Be­täu­bung und Tö­tung von Aqua­ri­en­fi­schen. Die Tie­re sind bis zum En­de der Wir­kung zu be­ob­ach­ten.

3 Wer­den Tie­re, bei de­nen ein Flucht­ver­hal­ten zu er­war­ten ist, in ein neu­es Ge­he­ge ein­ge­setzt, so ist die Be­gren­zung für das Tier gut er­kenn­bar zu ma­chen. In ei­ne Grup­pe dür­fen wei­te­re Tie­re nur ein­ge­setzt wer­den, wenn sie zu­vor ein­ge­wöhnt und da­nach be­ob­ach­tet wer­den.

2. Abschnitt: Private und gewerbsmässige Wildtierhaltungen

Art. 89 Privates Halten von Wildtieren  

Das pri­va­te Hal­ten fol­gen­der Wild­tie­re ist be­wil­li­gungs­pflich­tig:

a.90
Säu­ge­tie­re, aus­ge­nom­men Klein­na­ger und ein­hei­mi­sche In­sek­ten­fres­ser;
b.
al­le Beu­tel­s­äu­ger;
c.
Schna­bel­tier, Schna­be­li­gel; Gür­tel­tie­re; Amei­sen­bä­ren; Sta­chel­schwei­ne; Faul­tie­re, Schup­pen­tie­re;
d.
Schuh­schna­bel, Ki­wis, Lauf­vö­gel, Pin­gui­ne, Pe­li­ka­ne, Kor­mo­ra­ne, Schlan­gen­hals­vö­gel, Stelz­vö­gel, Fla­min­gos, Kra­ni­che, Sumpf- und Strand­vö­gel; Gross­pa­pa­gei­en (Aras und Ka­ka­dus); al­le Grei­fe, Se­kre­tär; Nacht­schwal­ben, See­schwal­ben; Ko­li­bris, Tro­g­ons, Nas­horn­vö­gel, Nek­tar­vö­gel, Pa­ra­dies­vö­gel; Tro­pik­vö­gel; See­tau­cher, Lap­pen­tau­cher, Al­ken, Töl­pel, Fre­gatt­vö­gel; Gross­trap­pen; Seg­ler;
e.
Fi­sche, die in Frei­heit mehr als 1 m lang wer­den, aus­ge­nom­men ein­hei­mi­sche Ar­ten nach der Fi­sche­rei­ge­setz­ge­bung; Haie und Ro­chen;
f.91
Mee­res­schild­krö­ten (Che­lo­ni­i­dae, Der­mo­che­lyi­dae); Ga­la­pa­gos- und Sey­chel­len-Rie­sen­schild­krö­ten (Che­lo­noi­dis ni­gra, Dip­so­che­lysspp.); Sporn­schild­krö­te (Geo­che­lo­ne [Cen­tro­che­lys] sul­ca­ta); Al­li­ga­tor­schild­krö­ten (Che­ly­dri­dae), Schlan­gen­hals­schild­krö­ten(Che­li­dae), Pe­lo­me­du­sen­schild­krö­ten (Pe­lo­me­du­siae); gros­se Weich­schild­krö­ten (Amy­da car­ti­la­gi­nea, Aspi­de­re­tes ni­gri­cans, Chi­tra spp., Pe­lo­che­lys spp., Ra­fe­tus spp., Trionyx tri­un­guis); gros­se Schie­nen­schild­krö­ten (Po­doc­ne­mis ex­pan­sa); gros­se asia­ti­sche Fluss­schild­krö­ten (Ba­ta­gur bor­ne­en­sis, Or­li­tia bor­ne­en­sis); al­le Kro­ko­di­lar­ti­gen (Cro­co­dy­lia); Brückenech­sen (Sphe­no­don spp.); Dru­sen­köp­fe (Co­no­lo­phus spp.), Mee­rech­sen (Am­b­ly­rhyn­chus cri­sta­tus); Le­gua­ne, Te­jus und Wa­ra­ne, die er­wach­sen ei­ne Ge­samt­län­ge von mehr als 1 m er­rei­chen, Mit­chells Wa­ran (Va­ra­nus mit­chel­li), Rost­kopf­wa­ran (Va­ra­nus se­mi­re­mex); Krus­tenech­sen (He­lo­der­ma); al­le Cha­mä­le­ons (Cha­ma­e­leo­ni­dae); Se­ge­lech­sen (Hy­dro­sau­russpp.); Flug­dra­chen (Dra­co spp), Dorn­teu­fel (Mo­loch hor­ri­dus);Rie­sen­schlan­gen, die er­wach­sen mehr als 3 m lang wer­den, aus­ge­nom­men Kö­nigs­boa (Boa con­stric­tor);
g.
Go­lia­th­frosch; Rie­sen­sa­la­man­der;
h.92
Schlan­gen, die über einen Gift­ap­pa­rat ver­fü­gen und das Gift ein­set­zen kön­nen (Gift­schlan­gen), aus­ge­nom­men die vom BLV in ei­ner Ver­ord­nung fest­ge­leg­ten un­ge­fähr­li­chen Gift­schlan­gen.

90 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

91 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

92 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 90 Gewerbsmässige Wildtierhaltungen  

1 Ge­werbs­mäs­si­ge Wild­tier­hal­tun­gen sind be­wil­li­gungs­pflich­tig.

2 Als ge­werbs­mäs­si­ge Wild­tier­hal­tun­gen gel­ten:

a.
zoo­lo­gi­sche Gär­ten, Zir­kus­se, Durch­fahr­parks, Wild­parks, Klein­zoos, Del­fi­na­ri­en, Vo­lie­ren, Schau­aqua­ri­en, Schau­ter­ra­ri­en, Tier­schau­en mit fes­tem Stand­ort so­wie ähn­li­che Ein­rich­tun­gen, die ent­we­der ge­gen Ent­gelt be­sich­tigt wer­den kön­nen oder die oh­ne Ent­gelt be­sich­tigt wer­den kön­nen, je­doch in Ver­bin­dung mit ge­werb­li­chen Ein­rich­tun­gen wie Gast­stät­ten, La­den­ge­schäf­ten oder Frei­zei­tein­rich­tun­gen be­trie­ben wer­den;
b.
Be­trie­be, in de­nen Wild­tie­re für me­di­zi­ni­sche Be­hand­lun­gen, zur Ei­er‑, Fleisch‑ oder Pelz­ge­win­nung oder für ähn­li­che Zwe­cke ge­werbs­mäs­sig ge­hal­ten oder ge­nutzt wer­den;
c.
Be­trie­be, in de­nen Wild­tie­re für die Jagd oder die Fi­sche­rei ge­züch­tet wer­den.

3 Nicht als ge­werbs­mäs­si­ge Wild­tier­hal­tun­gen gel­ten:

a.93
Hal­tungs­be­cken für Süss­was­ser-Spei­se­fi­sche in der Ga­stro­no­mie;
b.
ein­zel­ne Aqua­ri­en zu Zier­zwe­cken, auch wenn sie in Ver­bin­dung mit ge­werb­li­chen Ein­rich­tun­gen ste­hen;
c.
Hal­tun­gen von Wach­teln der Art Co­tur­nix ja­po­ni­ca, so­fern höchs­tens 50 adul­te Tie­re ge­hal­ten wer­den.94

93 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

94 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 91 Beizug von Fachpersonen  

In ge­werbs­mäs­si­gen Wild­tier­hal­tun­gen, die öf­fent­lich zu­gäng­lich sind, muss:

a.
ei­ne Tierärz­tin oder ein Tier­arzt mit Fach­kennt­nis­sen über Wild­tie­rer­kran­kun­gen den Tier­be­stand re­gel­mäs­sig über­wa­chen und pro­phy­lak­ti­sche Mass­nah­men tref­fen;
b.
ei­ne Fach­per­son mit Kennt­nis­sen in Tier­gar­ten­bio­lo­gie die Be­triebs­lei­tung vor der An­schaf­fung neu­er Tier­ar­ten, bei der Tier­hal­tung, der Tier­pfle­ge, der Be­stan­des­pla­nung so­wie bei Bau und Ge­stal­tung von Ge­he­gen be­ra­ten.
Art. 92 Wildtiere mit besonderen Ansprüchen an Haltung und Pflege 95  

1 Für fol­gen­de Tier­ar­ten darf die kan­to­na­le Be­hör­de die Be­wil­li­gung nur er­tei­len, wenn das Gut­ach­ten ei­ner un­ab­hän­gi­gen und an­er­kann­ten Fach­per­son nach­weist, dass die vor­ge­se­he­nen Ge­he­ge und Ein­rich­tun­gen ei­ne tier­ge­rech­te Hal­tung er­mög­li­chen:

a.
al­le Wa­lar­ti­gen (Ce­ta­cea), See­kü­he, Seeot­ter, Hunds­rob­ben, Oh­ren­rob­ben und Wal­ros­se;
b.
al­le Pri­ma­ten mit Aus­nah­me der Mar­mo­set­ten;
c.
Wald­hund, Mäh­nen­wolf, Hyä­nen­hund, Erd­wolf, Hyä­nen; al­le Bä­ren mit Aus­nah­me der Wasch­bä­ren, Wi­ckel­bä­ren, Kat­zen­fret­te und Na­sen­bä­ren; Rie­se­not­ter; Tay­ra, Viel­frass und Skunk; Gross­kat­zen wie Ne­bel­par­der, Ja­gu­ar, Leo­pard, Schnee­leo­pard, Pu­ma, Lö­we, Ti­ger; Ge­pard; Erd­fer­kel; al­le Ele­fan­ten; al­le Wil­de­qui­den; Ta­pi­re; al­le Nas­hör­ner; al­le Wild­schwei­ne aus­ge­nom­men Sus scro­fa; Zwerg­fluss­pferd, Fluss­pferd; Hirsch­fer­kel; Oka­pi, Gi­raf­fen; al­le Horn­trä­ger der Fa­mi­lie Bo­vi­dae mit Aus­nah­me der Gämse (Ru­pi­ca­pra ru­pi­ca­pra), des Al­pen­stein­bocks (Ca­pra ibex), des Muff­lons, des Mäh­nen­sprin­gers und der an­de­ren Wild­scha­fe und Wild­zie­gen;
d.
al­le Beu­tel­s­äu­ger mit Aus­nah­me der Klein­kän­gu­rus, Rat­ten­kän­gu­rus, Walla­bies und Fi­lan­der;
e.
Schna­bel­tier, Schna­be­li­gel; Gür­tel­tie­re; Amei­sen­bä­ren; Faul­tie­re, Schup­pen­tie­re, Sta­chel­schwei­ne;
f.
Schuh­schna­bel, Ki­wis; al­le Pin­gui­ne; See­tau­cher, Lap­pen­tau­cher; Röh­ren­na­sen; Tro­pik­vö­gel, Töl­pel, Fre­gatt­vö­gel; Se­kre­tär, Gross­trap­pen; See­schwal­ben, aus­ge­nom­men In­ka­see­schwal­be und Nest­lin­ge ein­hei­mi­scher Ar­ten; Al­ken; Seg­ler, aus­ge­nom­men Nest­lin­ge ein­hei­mi­scher Ar­ten;
g.
al­le Haie und Ro­chen;
h.96
Mee­res­schild­krö­ten (Che­lo­ni­i­dae, Der­mo­che­lyi­dae); Ga­la­pa­gos- und Sey­chel­len-Rie­sen­schild­krö­ten (Che­lo­noi­dis ni­gra,Dip­so­che­lysspp.), Sporn­schild­krö­te (Geo­che­lo­ne [Cen­tro­che­lys] sul­ca­ta); al­le Kro­ko­di­lar­ti­gen (Cro­co­dy­lia); Brückenech­sen (Sphe­no­donspp.); Dru­sen­köp­fe (Co­no­lo­phusspp.), Mee­rech­sen (Am­b­ly­rhyn­chus cri­sta­tus), Wir­tel­schwanz­le­gua­ne (Cy­clu­raspp.); Cha­mä­le­ons, aus­ge­nom­men Cha­ma­e­leo ca­lyp­tra­tus; Flug­dra­chen(Dra­co spp.), Dorn­teu­fel (Mo­loch hor­ri­dus); See­schlan­gen (Hy­dro­phi­i­nae);
i.
Go­lia­th­frosch; Rie­sen­sa­la­man­der.

2 Die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler und die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de müs­sen die Fach­per­son ge­mein­sam be­stim­men. Kein Gut­ach­ten ist er­for­der­lich für die Be­wil­li­gung von Ge­he­gen nach Ar­ti­kel 95 Ab­satz 2.

95 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

96 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 93 Tierbestandeskontrolle  

1 Wild­tier­hal­tun­gen so­wie Fut­ter­tier­hal­tun­gen und -zuchten müs­sen ei­ne Tier­be­stan­des­kon­trol­le füh­ren, wenn sie be­wil­li­gungs­pflich­tig sind.97

2 Die Tier­be­stan­des­kon­trol­le muss, aus­ser für Fisch­hal­tungs­be­trie­be, nach Tier­ar­ten An­ga­ben ent­hal­ten über:

a.
den Zu­wachs (Da­tum, Ge­burt oder Her­kunft, An­zahl);
b.98
den Ab­gang (Da­tum, Na­me und Adres­se des Ab­neh­mers oder Tod, Ur­sa­che des To­des wenn be­kannt, Art der Tö­tung, An­zahl).

3 Die Tier­be­stan­des­kon­trol­le für Aqua­kul­tur­be­trie­be ist nach Ar­ti­kel 22 Ab­sät­ze 1 und 2 TSV99 zu füh­ren.100

97 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

98 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

99 SR 916.401

100 Be­rich­ti­gung vom 9. April 2015 (AS 20151023).

3. Abschnitt: Bewilligungen

Art. 94 Bewilligungsverfahren  

1 Für das Ge­such ist die For­mu­lar­vor­la­ge des BLV nach Ar­ti­kel 209a Ab­satz 2 zu ver­wen­den.101

2 Das Ge­such ist an die Be­hör­de des Kan­tons, in dem die Tie­re ge­hal­ten wer­den sol­len, zu rich­ten.

3 Für Zir­kus­se und fah­ren­de Tier­schau­en ist der Kan­ton zu­stän­dig, in dem sich das Win­ter­quar­tier oder die fes­ten Ein­rich­tun­gen für die Tie­re be­fin­den. Be­fin­den sie sich im Aus­land, so er­teilt der Kan­ton, in dem der Zir­kus oder die fah­ren­de Tier­schau erst­mals gas­tie­ren will, die Be­wil­li­gung, so­weit nö­tig un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ein­fuhr­be­wil­li­gung des BLV.

101 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 95 Bewilligungsvoraussetzungen  

1 Die Be­wil­li­gung darf nur er­teilt wer­den, wenn:

a.
Räu­me, Ge­he­ge und Ein­rich­tun­gen der Art und Zahl der Tie­re so­wie dem Zweck des Be­trie­bes ent­spre­chen und die Tie­re nicht ent­wei­chen kön­nen;
b.102
in Be­trie­ben nach Ar­ti­kel 90 Ab­satz 2 Buch­sta­be b die An­zahl Tie­re pro Flä­chen­ein­heit dem Fut­ter­an­ge­bot und der Be­an­spru­chung des Bo­dens an­ge­passt ist;
c.
die Tie­re, so­weit nö­tig, durch bau­li­che oder an­de­re Mass­nah­men ge­gen Wit­te­rung, Stö­rung durch Per­so­nen, über­mäs­si­gen Lärm und Ab­gase ge­schützt sind;
d.103
die per­so­nel­len An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 85 er­füllt sind;
e.
die re­gel­mäs­si­ge tier­ärzt­li­che Über­wa­chung nach­ge­wie­sen wer­den kann, aus­ge­nom­men bei nicht lang­fris­tig be­trie­be­nen Tier­schau­en oh­ne fest ein­ge­rich­te­ten Stand­ort, klei­nen pri­va­ten Tier­hal­tun­gen und der Be­satz­fisch­zucht;
f.
für be­fris­te­te Tier­schau­en und Aus­stel­lun­gen der Nach­weis vor­liegt, dass die Tie­re da­nach an­der­wei­tig ge­eig­net un­ter­ge­bracht wer­den kön­nen.

2 Von den Min­dest­an­for­de­run­gen nach An­hang 2 kann ge­ring­fü­gig ab­ge­wi­chen wer­den:

a.
wäh­rend ei­ner Tour­nee: bei Ge­he­gen für Tie­re, die häu­fig und re­gel­mäs­sig in der Ma­ne­ge aus­ge­bil­det, trai­niert oder vor­ge­führt wer­den, so­fern die räum­li­chen Ver­hält­nis­se an ein­zel­nen Gast­spielor­ten dies nicht zu­las­sen;
b.
bei Ge­he­gen, in de­nen Tie­re nur kur­ze Zeit ge­hal­ten wer­den.104

102 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 14. Jan. 2009, in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 565).

103 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

104 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 96 Bewilligung  

1 Die ma­xi­ma­le Dau­er der Be­wil­li­gung be­trägt:

a.
zwei Jah­re für pri­va­te Tier­hal­tun­gen;
b.
zehn Jah­re für ge­werbs­mäs­si­ge Tier­hal­tun­gen.

2 Die Be­wil­li­gung kann mit Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ver­bun­den wer­den.

4. Abschnitt: Fische und Panzerkrebse

Art. 97 Anforderungen an Personen im Umgang mit Fischen und Panzerkrebsen 105  

1 Wer die Be­rufs­fi­sche­rei be­treibt, muss über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 196 ver­fü­gen.

2 Wer ge­werbs­mäs­sig Spei­se­fi­sche, Be­satz­fi­sche oder Pan­zer­kreb­se züch­tet oder hält, muss über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 ver­fü­gen.

3 Wer nicht ge­werbs­mäs­sig Spei­se­fi­sche, Be­satz­fi­sche oder Pan­zer­kreb­se fängt, mar­kiert, hält, züch­tet oder tö­tet, muss einen Sach­kun­denach­weis nach Ar­ti­kel 5a der Ver­ord­nung vom 24. No­vem­ber 1993106 zum Bun­des­ge­setz über die Fi­sche­rei oder nach Ar­ti­kel 198 der vor­lie­gen­den Ver­ord­nung er­brin­gen. Das Fan­gen und Tö­ten ist oh­ne Sach­kun­denach­weis ge­stat­tet, wenn im be­tref­fen­den Kan­ton zum An­geln in öf­fent­li­chen Ge­wäs­sern kein Pa­tent oder ein Kurz­pa­tent bis zu ei­nem Mo­nat Dau­er er­for­der­lich ist.

105 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

106 SR 923.01

Art. 98 Haltung  

1 Ge­he­ge, in de­nen Fi­sche oder Pan­zer­kreb­se ge­hal­ten oder in die sie vor­über­ge­hend ein­ge­setzt wer­den, ein­sch­liess­lich Ge­he­ge der Be­rufs­fi­sche­rei, und Trans­port­be­häl­ter müs­sen ei­ne Was­ser­qua­li­tät auf­wei­sen, die den An­sprü­chen der je­wei­li­gen Tier­ar­ten ge­nügt.

2 Für die in An­hang 2 Ta­bel­le 7 auf­ge­führ­ten Fischar­ten muss die Was­ser­qua­li­tät bei ge­werbs­mäs­si­ger Hal­tung und Zucht den dort vor­ge­schrie­be­nen Min­dest­an­for­de­run­gen ent­spre­chen.

3 Bei der kurz­fris­ti­gen Häl­te­rung von ge­fan­ge­nen Fi­schen ist durch re­gel­mäs­si­gen Was­ser­wech­sel da­für zu sor­gen, dass die Was­ser­qua­li­tät der­je­ni­gen des Her­kunfts­ge­wäs­sers ent­spricht.

4 Fi­sche dür­fen nicht über län­ge­re Zeit über­mäs­si­gen Er­schüt­te­run­gen aus­ge­setzt wer­den.

Art. 99 Umgang  

1 Der Um­gang mit Fi­schen und Pan­zer­kreb­sen ist auf ein un­er­läss­li­ches Mass zu be­schrän­ken und darf die Tie­re nicht un­nö­tig be­las­ten.

2 Das Sor­tie­ren von Spei­se- oder Be­satz­fi­schen und Pan­zer­kreb­sen so­wie die Ge­win­nung von Fort­pflan­zungs­pro­duk­ten sind durch Per­so­nen mit den not­wen­di­gen Kennt­nis­sen und mit da­zu ge­eig­ne­ten Ein­rich­tun­gen und Me­tho­den durch­zu­füh­ren.

3 Fi­sche und Pan­zer­kreb­se müs­sen wäh­rend des Sor­tie­rens im­mer im Was­ser oder min­des­tens aus­rei­chend be­feuch­tet sein.

Art. 100 Fang  

1 Der Fang von Fi­schen und Pan­zer­kreb­sen hat scho­nend zu er­fol­gen. Die Fang­me­tho­den und -ge­rä­te dür­fen den Tie­ren kei­ne un­nö­ti­gen Schä­den zu­fü­gen.

2 Zum Ver­zehr be­stimm­te Fi­sche sind un­ver­züg­lich zu tö­ten. Die Ar­ti­kel 3 und 5b der Ver­ord­nung vom 24. No­vem­ber 1993107 zum Bun­des­ge­setz über die Fi­sche­rei re­geln die Aus­nah­men.

3 Wer An­la­gen be­treibt, in die fangrei­fe Fi­sche zum Zweck der An­gel­fi­sche­rei ein­ge­setzt wer­den, muss die Ang­le­rin­nen und Ang­ler be­treu­en und über die ein­schlä­gi­gen Tier­schutz­be­stim­mun­gen in­for­mie­ren.

4 Wer­den fangrei­fe Fi­sche ei­gens zum Zweck des Wie­der­fangs in ste­hen­de Ge­wäs­ser ein­ge­setzt, so darf die Be­fi­schung erst nach ei­ner Schon­frist von min­des­tens ei­nem Tag er­fol­gen.

5. Kapitel: Gewerbsmässiger Umgang mit Tieren108108

108 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

1. Abschnitt: Betreuung, Pflege, Zucht und Haltung von Tieren

Art. 101 Bewilligungspflicht  

Ei­ne kan­to­na­le Be­wil­li­gung be­nö­tigt, wer:109

a.
ein Tier­heim mit mehr als fünf Pfle­ge­plät­zen be­treibt;
b.
ge­werbs­mäs­sig Tier­be­treu­ungs­diens­te für mehr als fünf Tie­re an­bie­tet;
c.
mehr als fol­gen­de An­zahl Tie­re pro Jahr ab­gibt:
1.
zwan­zig Hun­de oder drei Wür­fe Hun­de­wel­pen,
2.
zwan­zig Kat­zen oder fünf Wür­fe Kat­zen­wel­pen,
3.
100 Ka­nin­chen, Zwerg­ka­nin­chen oder Meer­schwein­chen,
4.
300 Mäu­se, Rat­ten, Hams­ter oder Ger­bils,
5.
1000 Zier­fi­sche,
6.
100 Rep­ti­li­en,
7.
die Nach­zucht von mehr als fünf­und­zwan­zig Vo­gel­paa­ren bis zur Grös­se ei­nes Nym­phen­sit­tichs, von mehr als zehn Vo­gel­paa­ren, die grös­ser als Nym­phen­sit­ti­che sind, oder von mehr als fünf Ara- oder Ka­ka­du­paa­ren;
d.110
...
e.
ge­werbs­mäs­sig Klau­en­pfle­ge für Rin­der oder Huf­pfle­ge für Equi­den durch­führt, oh­ne über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 192 Ab­satz 1 Buch­sta­be a zu ver­fü­gen.

109 Die Be­rich­ti­gung vom 9. April 2015 be­trifft nur den fran­zö­si­schen Text (AS 2015 1023).

110 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, mit Wir­kung seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 101a Bewilligungsvoraussetzungen 111  

Die Be­wil­li­gung darf nur er­teilt wer­den, wenn:

a.
Räu­me, Ge­he­ge und Ein­rich­tun­gen der Art und Zahl der Tie­re so­wie dem Zweck der Tä­tig­keit ent­spre­chen und die Tie­re nicht ent­wei­chen kön­nen;
b.
die Tä­tig­keit zweck­mäs­sig or­ga­ni­siert ist und in ge­eig­ne­ter Wei­se do­ku­men­tiert wird;
c.
die per­so­nel­len An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 102 er­füllt sind.

111 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 101b Gesuch und Bewilligung  

1 Für das Ge­such ist die For­mu­lar­vor­la­ge des BLV nach Ar­ti­kel 209a Ab­satz 2 be­zie­hungs­wei­se Ab­satz 3 zu ver­wen­den.112

2 Die ma­xi­ma­le Dau­er der Be­wil­li­gung be­trägt zehn Jah­re.

3 Die Be­wil­li­gung kann mit Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ver­bun­den wer­den hin­sicht­lich:

a.
An­zahl Tie­re und Um­fang der Tä­tig­keit;
b.
Hal­tung, Füt­te­rung, Pfle­ge, Über­wa­chung und Trans­port der Tie­re;
c.
Um­gang mit den Tie­ren;
d.113
per­so­nel­ler An­for­de­run­gen und Ver­ant­wort­lich­kei­ten;
e.
Tier­be­stan­des­kon­trol­le und Do­ku­men­ta­ti­on der Tä­tig­keit.

112 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

113 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 101c Bewilligung für gewerbsmässige Klauen- oder Hufpflege 114  

1 Die Be­wil­li­gung für die ge­werbs­mäs­si­ge Klau­en­pfle­ge für Rin­der oder die ge­werbs­mäs­si­ge Huf­pfle­ge für Equi­den gilt für die gan­ze Schweiz.

2 Das Ge­such ist der Be­hör­de im Wohn­sitz­kan­ton der Ge­such­stel­le­rin oder des Ge­such­stel­lers ein­zu­rei­chen.

114 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 102 Personelle Anforderungen für die Betreuung, Pflege, Zucht und Haltung von Tieren  

1 In Tier­hei­men und bei an­de­rer ge­werbs­mäs­si­ger Be­treu­ung von Tie­ren müs­sen die Tie­re un­ter der Ver­ant­wor­tung ei­ner Tier­pfle­ge­rin oder ei­nes Tier­pfle­gers be­treut wer­den.115

2 In den fol­gen­den Fäl­len ge­nügt es, wenn die für die Tier­be­treu­ung ver­ant­wort­li­che Per­son über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 ver­fügt:

a.
in Tier­hei­men mit ma­xi­mal 19 Pfle­ge­plät­zen;
b.116
bei an­de­rer ge­werbs­mäs­si­ger Be­treu­ung von höchs­tens 19 Tie­ren;
c. und d.117
...

3 In Tier­hei­men mit ma­xi­mal 5 Pfle­ge­plät­zen oder bei an­de­rer ge­werbs­mäs­si­ger Be­treu­ung von höchs­tens 5 Tie­ren ge­nügt es, wenn die für die Tier­be­treu­ung ver­ant­wort­li­che Per­son über die für die Hal­tung der be­treu­ten Tier­ar­ten ver­lang­te Aus­bil­dung ver­fügt.

4 Wer Tie­re nach Ar­ti­kel 101 Buch­sta­be c ab­gibt, muss über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 ver­fü­gen.118

5 Wer ge­werbs­mäs­sig Klau­en­pfle­ge für Rin­der oder Huf­pfle­ge für Equi­den durch­führt, muss über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 192 Ab­satz 1 Buch­sta­be a oder b ver­fü­gen.

115 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

116 Die Be­rich­ti­gung vom 6. Fe­br. 2018 be­trifft nur den fran­zö­si­schen Text (AS 2018 547).

117 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, mit Wir­kung seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

118 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

2. Abschnitt: Handel und Werbung mit Tieren

Art. 103 Anforderungen an das Betreuungspersonal bei Handel und Werbung  

Bei Han­del und Wer­bung mit Tie­ren muss die für die Be­treu­ung der Tie­re ver­ant­wort­li­che Per­son:

a.
in Be­trie­ben, die ge­werbs­mäs­sig mit Tie­ren han­deln: Tier­pfle­ge­rin oder Tier­pfle­ger sein;
b.119
im Zoofach­han­del: Tier­pfle­ge­rin oder Tier­pfle­ger sein oder über ein eid­ge­nös­si­sches Fä­hig­keits­zeug­nis nach Ar­ti­kel 38 des Be­rufs­bil­dungs­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 2002120(BBG) als De­tail­han­dels­fach­frau oder De­tail­han­dels­fach­mann mit Fach­rich­tung Zoofach­han­del ver­fü­gen, er­gänzt durch ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197;
c.121
in Un­ter­neh­men, die Vieh­han­del nach Ar­ti­kel 20 Ab­satz 2 TSG122 be­trei­ben: über ein Vieh­han­del­spa­tent ver­fü­gen;
d.123
bei Han­dels­ver­an­stal­tun­gen und in der Wer­bung: einen Sach­kun­denach­weis er­brin­gen;
e.124
in Be­trie­ben, die aus­sch­liess­lich mit Spei­se-, Kö­der- oder Be­satz­fi­schen oder Pan­zer­kreb­sen han­deln: über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 ver­fü­gen.

119 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

120 SR 412.10

121 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

122 SR 916.40

123 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

124 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 104 Bewilligungspflicht  

1 Be­wil­li­gungs­ge­su­che für den Han­del oder die Wer­bung mit Tie­ren sind nach der For­mu­lar­vor­la­ge des BLV an die kan­to­na­le Be­hör­de zu rich­ten.

2 Für den Vieh­han­del gilt das Vieh­han­del­spa­tent (Art. 34 TSV125) als Be­wil­li­gung.126

3 Für Tier­bör­sen, Klein­tier­märk­te so­wie für Tieraus­stel­lun­gen, bei de­nen mit Tie­ren ge­han­delt wird, ist ei­ne Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 13 TSchG nö­tig. Die­se ist von der Ver­an­stal­te­rin oder vom Ver­an­stal­ter zu be­an­tra­gen.

4 Die kan­to­na­le Be­hör­de ent­schei­det, ob zu­sätz­li­che Un­ter­la­gen ein­ge­reicht wer­den müs­sen.

125 SR 916.401

126 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 105 Bewilligungsvoraussetzungen  

1 Die Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 13 TSchG darf nur er­teilt wer­den, wenn:

a.
Räu­me, Ge­he­ge und Ein­rich­tun­gen der Art und Zahl der Tie­re so­wie dem Zweck ent­spre­chen;
b.
die per­so­nel­len An­for­de­run­gen be­tref­fend Tier­pfle­ge ein­ge­hal­ten sind;
c.
beim Han­del die ver­ant­wort­li­che Per­son ih­ren Wohn‑ oder Ge­schäfts­sitz in der Schweiz hat;
d.127
bei der Wer­bung ge­si­chert ist, dass die Tie­re nicht lei­den, Scha­den neh­men oder ih­re Wür­de an­der­wei­tig miss­ach­tet wird so­wie die Trans­port­be­din­gun­gen er­füllt sind.

2 Die für die Be­treu­ung der Tie­re ver­ant­wort­li­che Per­son muss ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 103 nach­wei­sen.

127 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 106 Bewilligung  

1 Die Be­wil­li­gung wird auf die für den Han­del oder die Wer­bung ver­ant­wort­li­che Per­son aus­ge­stellt.

2 Sie wird für die vor­ge­se­he­ne Dau­er der Tä­tig­keit er­teilt, höchs­tens je­doch für zehn Jah­re.

3 Die Be­wil­li­gung kann mit Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ver­bun­den wer­den hin­sicht­lich:

a.
Tier­ar­ten, An­zahl Tie­re und Um­fang des Han­dels;
b.
Hal­tung, Füt­te­rung, Pfle­ge, Über­wa­chung, Schutz und Tö­tung der Tie­re, Um­gang mit ih­nen so­wie Ma­ni­pu­la­tio­nen an ih­nen;
c.
Wei­ter­ver­wen­dung der Tie­re nach Ab­lauf der Be­wil­li­gung;
d.
Vor­aus­set­zun­gen be­tref­fend Tier­pfle­ge und per­so­nel­ler Ver­ant­wort­lich­kei­ten;
e.
Tier­be­stan­des­kon­trol­le.

4 Die Be­wil­li­gung kann Ab­wei­chun­gen vor­se­hen hin­sicht­lich:

a.
An­for­de­run­gen an die Hal­tung;
b.
per­so­nel­ler An­for­de­run­gen be­tref­fend Tier­pfle­ge.

5 Bei Tier­bör­sen und Klein­tier­märk­ten so­wie an Tieraus­stel­lun­gen, an de­nen mit Tie­ren ge­han­delt wird, muss die ver­ant­wort­li­che Per­son ei­ne Lis­te füh­ren, in der für je­de aus­stel­len­de Per­son de­ren Adres­se, die mit­ge­führ­ten Tier­ar­ten und die An­zahl Tie­re fest­ge­hal­ten sind. Die Lis­te ist der Be­hör­de auf Ver­lan­gen vor­zu­wei­sen.

Art. 107 Meldung wesentlicher Änderungen  

We­sent­li­che Än­de­run­gen be­tref­fend die Zahl oder Art der Tie­re, die Art ih­res Ein­sat­zes, die Räu­me, Ge­he­ge oder Ein­rich­tun­gen oder die Vor­aus­set­zun­gen be­tref­fend Tier­pfle­ge sind im Vor­aus zu mel­den. Die kan­to­na­le Be­hör­de ent­schei­det, ob ei­ne neue Be­wil­li­gung not­wen­dig ist.

Art. 108 Tierbestandeskontrolle 128  

Be­trie­be, die mit Tie­ren han­deln, müs­sen für al­le Wild­tier­ar­ten nach den Ar­ti­keln 89 und 92 Ab­satz 1 so­wie für Haus­ka­nin­chen, Haus­hun­de und Haus­kat­zen ei­ne Tier­be­stan­des­kon­trol­le füh­ren, die nach Tier­ar­ten An­ga­ben ent­hält über Zu­gän­ge und Ab­gän­ge. An­zu­ge­ben sind Da­tum, An­zahl, Grund des Zu­gan­ges, Her­kunft und Grund des Ab­gan­ges.

128 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 109 Haltebewilligung der erwerbenden Person 129  

Tie­re, für de­ren Hal­tung ei­ne Be­wil­li­gung not­wen­dig ist, dür­fen nur an an­de­re Per­so­nen ab­ge­ge­ben wer­den, wenn die­se über ei­ne ent­spre­chen­de Be­wil­li­gung ver­fü­gen.

129 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 110 Altersgrenze für erwerbende Personen  

Tie­re dür­fen nicht oh­ne aus­drück­li­che Zu­stim­mung der In­ha­ber der el­ter­li­chen Ge­walt an Per­so­nen un­ter 16 Jah­ren ver­kauft wer­den.

Art. 111 Informationspflicht 130  

1 Wer Heim- und Wild­tie­re ge­werbs­mäs­sig ver­kauft, hat schrift­lich über die Be­dürf­nis­se, die an­ge­mes­se­ne Be­treu­ung und die tier­ge­rech­te Hal­tung der be­trof­fe­nen Tier­art so­wie über die ent­spre­chen­den recht­li­chen Grund­la­gen zu in­for­mie­ren. Nicht in­for­miert wer­den müs­sen Per­so­nen, die über ei­ne Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 13 TSchG oder nach Ar­ti­kel 89 oder 90 die­ser Ver­ord­nung ver­fü­gen.

2 Wer Ge­he­ge für Heim- oder Wild­tie­re ge­werbs­mäs­sig ver­kauft, hat schrift­lich über die tier­ge­rech­te Hal­tung der be­trof­fe­nen Tier­art so­wie über die ent­spre­chen­den recht­li­chen Grund­la­gen zu in­for­mie­ren.131

130 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

131 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

6. Kapitel: Tierversuche, gentechnisch veränderte Tiere und belastete Mutanten

1. Abschnitt: Geltungsbereich, zulässige Abweichungen

Art. 112 Geltungsbereich  

Die Vor­schrif­ten die­ses Ka­pi­tels gel­ten für:

a.
Wir­bel­tie­re;
b.
Pan­zer­kreb­se und Kopf­füs­ser;
c.
Säu­ge­tie­re, Vö­gel und Kriech­tie­re im letz­ten Drit­tel der Ent­wick­lungs­zeit vor der Ge­burt oder dem Schlüp­fen;
d.
Lar­ven­sta­di­en von Fi­schen und Lur­chen, die frei Fut­ter auf­neh­men.
Art. 113 Zulässige Abweichungen von den Bestimmungen dieser Verordnung  

Ab­wei­chun­gen von den Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung zu Tier­hal­tung, Um­gang, Zucht, Raum­an­for­de­run­gen, Trans­port, Her­kunft und Mar­kie­rung sind bei Ver­suchs­tie­ren zu­läs­sig, so­weit sie zum Er­rei­chen des Ver­suchs­ziels nö­tig und be­wil­ligt sind. Sie sind im Ein­zel­fall zu be­grün­den und sol­len so kurz wie mög­lich dau­ern.

2. Abschnitt: Haltung und Zucht von Versuchstieren und Handel mit ihnen

Art. 114 Leitung der Versuchstierhaltung  

1 Für je­de Ver­suchs­tier­hal­tung muss ei­ne Lei­te­rin oder ein Lei­ter be­zeich­net sein. Die Stell­ver­tre­tung ist zu re­geln.

2 Die Lei­te­rin oder der Lei­ter:

a.
ent­schei­det über die Zu­tei­lung von Per­so­nal, In­fra­struk­tur und an­de­ren Res­sour­cen;
b.
trägt in tier­schüt­ze­ri­scher Hin­sicht die Ver­ant­wor­tung für die Tier­hal­tung und die Zucht der Tie­re so­wie für den Han­del;
c.
ist zu­stän­dig für die Ar­beits­zu­tei­lung, die In­struk­ti­on der Tier­pfle­ge­rin­nen und Tier­pfle­ger und des wei­te­ren Per­so­nals, die Kon­trol­le der Ar­bei­ten, die Or­ga­ni­sa­ti­on der fach­ge­rech­ten Über­wa­chung und Be­treu­ung der Ver­suchs­tie­re so­wie der not­wen­di­gen Do­ku­men­ta­ti­ons­ar­bei­ten;
d.
ist für die Mel­dun­gen nach den Ar­ti­keln 126 und 145 Ab­satz 1 ver­ant­wort­lich;
e.
stellt si­cher, dass der ver­ant­wort­li­chen Ver­suchs­lei­te­rin oder dem ver­ant­wort­li­chen Ver­suchs­lei­ter im Rah­men der Tier­hal­tung fest­ge­stell­te Män­gel so­fort ge­mel­det wer­den.
Art. 115 Anforderungen an die Leiterinnen und Leiter von Versuchstierhaltungen  

1 Die Lei­te­rin oder der Lei­ter der Ver­suchs­tier­hal­tung muss über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 in Ver­suchs­tier­kun­de ver­fü­gen. Da­von aus­ge­nom­men sind:

a.
Per­so­nen mit ei­ner Aus­bil­dung als Ver­suchs­lei­te­rin oder -lei­ter;
b.132
in Ver­suchs­tier­hal­tun­gen oh­ne be­las­te­te Li­ni­en oder Stäm­me und oh­ne an­de­re Tie­re, die ei­ner spe­zi­el­len Be­treu­ung und Pfle­ge be­dür­fen: Tier­pfle­ge­rin­nen und Tier­pfle­ger so­wie Per­so­nen, die nach­weis­lich über die ver­lang­ten Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten zur fach­ge­rech­ten Be­treu­ung der Tie­re ver­fü­gen.

2 Die kan­to­na­le Be­hör­de ver­ord­net ei­ne zu­sätz­li­che Aus­bil­dung, wenn Um­fang der Tier­hal­tung, Tier­art, Tier­mo­dell oder an­de­re Grün­de be­son­de­re Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten vor­aus­set­zen.133

132 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

133 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 116 Anforderungen an Personen, die Versuchstiere betreuen  

1 In Ver­suchs­tier­hal­tun­gen muss die für die Be­treu­ung der Tie­re ver­ant­wort­li­che Per­son Tier­pfle­ge­rin oder Tier­pfle­ger sein.

2 Die Zahl der Tier­pfle­ge­rin­nen und Tier­pfle­ger muss ei­ne ge­re­gel­te Stell­ver­tre­tung er­lau­ben, ins­be­son­de­re bei der Über­wa­chung von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Tie­ren nach Ar­ti­kel 3 Buch­sta­be d der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012134 und be­las­te­ten Mu­tan­ten so­wie für die vor­ge­schrie­be­nen Do­ku­men­ta­ti­ons­ar­bei­ten.135

134 SR 814.912

135 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 5 Ziff. 2 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

Art. 117 Anforderungen an Räume und Gehege  

1 Räu­me und Ge­he­ge, in de­nen Ver­suchs­tie­re ge­hal­ten wer­den, müs­sen durch Ta­ges­licht oder künst­li­che Licht­quel­len mit ähn­li­chem Spek­trum er­hellt wer­den. Die Be­leuch­tungs­stär­ke im Be­reich der Tie­re, die Hell- und Dun­kel­pha­sen so­wie die Licht­wech­sel sind auf die Be­dürf­nis­se der Tie­re ab­zu­stim­men. Bei künst­li­chen Licht­quel­len darf kein stö­ren­des Flim­mern wahr­nehm­bar sein.

2 Die Tem­pe­ra­tur, die Luft­feuch­tig­keit, die Be­lüf­tung und die Was­ser­qua­li­tät müs­sen den Be­dürf­nis­sen der Tie­re an­ge­passt wer­den kön­nen.

3 Die Räu­me und Ge­he­ge müs­sen den An­for­de­run­gen in An­hang 3 ent­spre­chen und es er­lau­ben, das Be­fin­den al­ler Tie­re zu über­prü­fen, oh­ne sie er­heb­lich zu stö­ren. Für Tier­ar­ten, die nicht in An­hang 3 auf­ge­führt sind, gel­ten die Min­dest­an­for­de­run­gen nach den An­hän­gen 1 und 2.136

4 Ver­suchs­tier­hal­tun­gen müs­sen über aus­rei­chend Räu­me und Ein­rich­tun­gen ver­fü­gen oder sol­che nut­zen kön­nen, da­mit:

a.
kran­ke Tie­re und Tie­re mit un­kla­rem Hy­gie­ne­sta­tus ab­ge­son­dert wer­den kön­nen;
b.
die La­ge­rung von Fut­ter und an­de­ren Ma­te­ria­li­en wie Rei­ni­gungs- und Des­in­fek­ti­ons­mit­tel so­wie die Ent­sor­gung in ge­eig­ne­ter Wei­se von der Tier­hal­tung ge­trennt wer­den kön­nen.

136 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 118 Herkunft der Versuchstiere  

1 Tie­re, die für Tier­ver­su­che be­stimmt sind, müs­sen aus ei­ner be­wil­lig­ten Ver­suchs­tier­hal­tung oder ei­ner gleich­wer­ti­gen aus­län­di­schen Ver­suchs­tier­hal­tung stam­men.

2 Haus­tie­re dür­fen in Tier­ver­su­chen ein­ge­setzt wer­den, auch wenn sie nicht aus be­wil­lig­ten Ver­suchs­tier­hal­tun­gen oder gleich­wer­ti­gen aus­län­di­schen Ver­suchs­tier­hal­tun­gen stam­men. Aus­ge­nom­men sind Hun­de, Kat­zen und Ka­nin­chen.

3 Wild­tie­re dür­fen zur Ver­wen­dung in Tier­ver­su­chen nur ge­fan­gen wer­den, wenn sie ei­ner Art an­ge­hö­ren, die schwie­rig in ge­nü­gen­der Zahl zu züch­ten ist.

4 Pri­ma­ten dür­fen nur in Tier­ver­su­chen ein­ge­setzt wer­den, wenn sie ge­züch­tet wor­den sind.

Art. 119 Umgang mit den Versuchstieren  

1 Ver­suchs­tie­re müs­sen vor dem Be­ginn ei­nes Ver­suchs aus­rei­chend an die lo­ka­len Hal­tungs­be­din­gun­gen so­wie an den Kon­takt mit Men­schen, ins­be­son­de­re an die im Ver­such not­wen­di­ge Hand­ha­bung, ge­wöhnt wer­den.

2 Ver­suchs­tie­re so­zi­al­le­ben­der Ar­ten müs­sen in Grup­pen mit Art­ge­nos­sen ge­hal­ten wer­den. Die Ein­zel­hal­tung un­ver­träg­li­cher Tie­re ist in Aus­nah­me­fäl­len für ei­ne be­grenz­te Dau­er ge­stat­tet.

3 Ver­schie­de­ne Tier­ar­ten dür­fen nur im glei­chen Raum ge­hal­ten wer­den, wenn dies die Tie­re nicht be­las­tet.

4 Über­mäs­si­ger oder über­ra­schen­der Lärm ist im Um­gang mit den Ver­suchs­tie­ren zu ver­mei­den.

Art. 120 Markierung von Versuchstieren  

1 Bei der Mar­kie­rung von Ver­suchs­tie­ren ist die am we­nigs­ten be­las­ten­de Mar­kie­rungs­me­tho­de an­zu­wen­den.

2 Pri­ma­ten so­wie Kat­zen und Hun­de, die als Ver­suchs­tie­re vor­ge­se­hen sind, müs­sen vor dem Ab­set­zen von der Mut­ter dau­er­haft mar­kiert wer­den.

Art. 121 Gesundheitsüberwachung  

In Ver­suchs­tier­hal­tun­gen müs­sen die Ge­sund­heit, das Wohl­er­ge­hen und der Hy­gie­ne­sta­tus der Tie­re über­wacht wer­den.

Art. 122 Bewilligung für Versuchstierhaltungen  

1 Wer Ver­suchs­tie­re hält, züch­tet oder mit ih­nen han­delt, be­nö­tigt ei­ne kan­to­na­le Be­wil­li­gung.

2 Für das Ge­such ist die For­mu­lar­vor­la­ge des BLV nach Ar­ti­kel 209a Ab­satz 2 zu ver­wen­den.137

3 Ver­suchs­tier­hal­tun­gen wer­den be­wil­ligt, wenn die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind:

a.
die An­for­de­run­gen an die Hal­tung, den Um­gang, die Räum­lich­kei­ten und Ge­he­ge, die Her­kunft und die Mar­kie­rung;
b.
die An­for­de­run­gen an die Ge­sund­heits­über­wa­chung;
c.
die per­so­nel­len An­for­de­run­gen;
d.
die Füh­rung ei­ner ge­eig­ne­ten Tier­be­stan­des­kon­trol­le.

4 Die Be­wil­li­gung wird auf den Na­men der Lei­te­rin oder des Lei­ters der Ver­suchs­tier­hal­tung aus­ge­stellt. Sie wird auf höchs­tens zehn Jah­re be­fris­tet.

5 Sie kann mit Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ver­bun­den wer­den hin­sicht­lich:

a.
Tier­ar­ten, An­zahl Tie­re und Um­fang des Han­dels;
b.
Hal­tung, Füt­te­rung, Pfle­ge und Über­wa­chung der Tie­re;
c.
Her­kunft und Ge­sund­heits­über­wa­chung der Tie­re;
d.
per­so­nel­ler Vor­aus­set­zun­gen und per­so­nel­ler Ver­ant­wort­lich­kei­ten;
e.
Tier­be­stan­des­kon­trol­le;
f.
gen­tech­nisch ver­än­der­ter Tie­re so­wie Li­ni­en oder Stäm­men mit be­las­te­ten Mu­tan­ten.

6 Kei­ne Be­wil­li­gung als Ver­suchs­tier­hal­tung be­nö­ti­gen be­ste­hen­de Haus-, Wild- und Heim­tier­hal­tun­gen, in de­nen ver­ein­zelt oder vor­über­ge­hend Tie­re zu Ver­suchs­zwe­cken ge­hal­ten wer­den.

137 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

3. Abschnitt: Haltung und Zucht von gentechnisch veränderten Tieren und belasteten Mutanten sowie Handel mit ihnen

Art. 123 Gentechnisch veränderte Tiere 138  

1 Nach­kom­men aus Li­ni­en oder Stäm­men mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Tie­ren gel­ten als gen­tech­nisch ver­än­dert, bis nach­ge­wie­sen ist, dass sie die ge­ne­ti­sche Ver­än­de­rung des El­tern­tie­res nicht tra­gen.

2 Tie­re, de­ren ge­ne­ti­sches Ma­te­ri­al in den Keim­zel­len durch Nu­kle­in­säu­ren-Re­kom­bi­na­ti­ons­tech­ni­ken ver­än­dert wur­de, un­ter­ste­hen den­sel­ben Be­stim­mun­gen wie gen­tech­nisch ver­än­der­te Tie­re, auch wenn kei­ne aus­ser­halb der Zel­le er­zeug­ten Nu­kle­in­säu­re­se­quen­zen ein­ge­fügt wur­den.

138 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 124 Belastungserfassung  

1 Das Be­fin­den der gen­tech­nisch ver­än­der­ten Tie­re und der be­las­te­ten Mu­tan­ten ist re­gel­mäs­sig und so oft zu über­prü­fen, dass Be­las­tun­gen nach Ar­ti­kel 3 TSchG so­wie Stö­run­gen des All­ge­mein­be­fin­dens recht­zei­tig er­fasst und be­ur­teilt wer­den kön­nen (Be­las­tungs­er­fas­sung). Die Be­las­tungs­er­fas­sung ist zu do­ku­men­tie­ren; sie ist Teil der Be­stan­des­kon­trol­le.

2 Das BLV legt die An­for­de­run­gen an die Be­las­tungs­er­fas­sung von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Tie­ren und be­las­te­ten Mu­tan­ten fest. Die Be­las­tungs­er­fas­sung ist nach Tier­art, Al­ter der Tie­re, be­ste­hen­den Kennt­nis­sen zur Li­nie oder zum Stamm so­wie nach dem Um­fang der ge­plan­ten Ver­wen­dung zu dif­fe­ren­zie­ren.

3 Bei der Ab­ga­be von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Tie­ren oder be­las­te­ten Mu­tan­ten an Drit­te muss ei­ne Zu­sam­men­fas­sung der Do­ku­men­ta­ti­on zur Be­las­tungs­er­fas­sung mit­ge­lie­fert wer­den.

4 Be­ste­hen beim Be­zug von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Tie­ren oder be­las­te­ten Mu­tan­ten Lücken in der Be­las­tungs­er­fas­sung, so sind die­se un­ver­züg­lich zu schlies­sen.

Art. 125 Belastungsmindernde Massnahmen  

1 Durch An­pas­sung der Hal­tungs­be­din­gun­gen und Pfle­ge­mass­nah­men so­wie durch an­de­re ge­eig­ne­te Mass­nah­men, wie die Be­gren­zung der Le­bens­dau­er, ist die Be­ein­träch­ti­gung des Wohl­er­ge­hens be­las­te­ter Mu­tan­ten so ge­ring wie mög­lich zu hal­ten.

2 Bei be­las­te­ten Li­ni­en und Stäm­men muss die Zahl der ge­züch­te­ten oder ge­hal­te­nen Tie­re durch die An­zahl der in be­wil­lig­ten Tier­ver­su­chen be­nö­tig­ten Tie­re be­grün­det sein. Über­zäh­li­ge Tie­re sind zu tö­ten, wenn ihr Wohl­er­ge­hen be­ein­träch­tigt ist.

Art. 126 Meldepflicht für belastete Linien und Stämme  

1 Er­gibt die Be­las­tungs­er­fas­sung, dass ei­ne Li­nie oder ein Stamm be­las­te­te Mu­tan­ten her­vor­bringt, so ist dies der kan­to­na­len Be­hör­de zu mel­den.

2 Die Mel­dung muss An­ga­ben zu den fol­gen­den Aspek­ten ent­hal­ten:

a.
Cha­rak­te­ri­sie­rung der Li­nie oder des Stamms;
b.
Do­ku­men­ta­ti­on der Be­las­tungs­fas­sung;
c.
mög­li­che be­las­tungs­min­dern­de Mass­nah­men;
d.
Nut­zen der Li­nie oder des Stamms für die For­schung, die The­ra­pie oder die Dia­gno­s­tik an Men­schen oder Tie­ren.
Art. 127 Entscheid über die Zulässigkeit belasteter Linien und Stämme  

1 Bei der Be­ur­tei­lung der zu­läs­si­gen Be­las­tung ei­ner Li­nie oder ei­nes Stam­mes ist nach Ar­ti­kel 137 die Schwe­re der Be­las­tung ge­gen­über dem Nut­zen ab­zu­wä­gen. Da­bei ist ins­be­son­de­re zu be­rück­sich­ti­gen, ob die Tie­re zu­sätz­lich zur ge­ne­tisch be­ding­ten Be­ein­träch­ti­gung des Wohl­er­ge­hens künf­tig ver­suchs­be­dingt wei­te­re Be­ein­träch­ti­gun­gen er­fah­ren.

2 Die Be­hör­de über­weist die Mel­dung über be­las­te­te Li­ni­en oder Stäm­me an die kan­to­na­le Tier­ver­suchs­kom­mis­si­on und ent­schei­det auf Grund des An­trags der Kom­mis­si­on über die Zu­läs­sig­keit und den Um­fang des Fort­be­stands der Li­nie oder des Stamms.

3 Der Ent­scheid wird auf den Na­men der Lei­te­rin oder des Lei­ters der Ver­suchs­tier­hal­tung aus­ge­stellt und kann mit Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ver­bun­den wer­den.

4 Ver­füg­te Be­din­gun­gen und Auf­la­gen sind in die Be­las­tungs­do­ku­men­ta­ti­on zu in­te­grie­ren.

4. Abschnitt: Durchführung von Tierversuchen

Art. 128 Anforderungen an Institute und Laboratorien  

1 In­sti­tu­te und La­bo­ra­to­ri­en, die Tier­ver­su­che durch­füh­ren, müs­sen über aus­rei­chend Räu­me, Ein­rich­tun­gen und Ge­rä­te ver­fü­gen, die ei­ne dem Stand des Wis­sens und der Tech­nik ent­spre­chen­de fach­ge­rech­te Ver­suchs­durch­füh­rung er­lau­ben. Ge­eig­ne­te In­fra­struk­tu­ren sind ins­be­son­de­re nach­zu­wei­sen für:

a.
die Hal­tung der Tie­re;
b.
die Durch­füh­rung von An­äs­the­si­en und chir­ur­gi­schen Ein­grif­fen;
c.
die Ent­nah­me von Pro­ben und de­ren Aus­wer­tung;
d.
die be­son­de­re Be­treu­ung, Be­hand­lung und Über­wa­chung der Tie­re nach be­las­ten­den Ein­grif­fen;
e.
die gleich­zei­ti­ge Durch­füh­rung meh­re­rer Ver­su­che.

2 Wer­den die Tie­re nicht im In­sti­tut oder La­bo­ra­to­ri­um ge­hal­ten, so muss die Ver­suchs­tier­hal­tung ört­lich na­he ge­le­gen sein.

Art. 129 Bezeichnung der verantwortlichen Personen 139  

1 In je­dem In­sti­tut oder La­bo­ra­to­ri­um ist ei­ne Tier­schutz­be­auf­trag­te oder ein Tier­schutz­be­auf­trag­ter zu be­zeich­nen; die Stell­ver­tre­tung ist zu re­geln.

2 In je­dem In­sti­tut oder La­bo­ra­to­ri­um ist für den Tier­ver­suchs­be­reich ei­ne Be­reichs­lei­te­rin oder ein Be­reichs­lei­ter zu be­zeich­nen.

3 Für je­den Tier­ver­such ist ei­ne Ver­suchs­lei­te­rin oder ein Ver­suchs­lei­ter zu be­zeich­nen; die Stell­ver­tre­tung ist zu re­geln. Wer­den meh­re­re Ver­suchs­lei­te­rin­nen und Ver­suchs­lei­ter be­zeich­net, so muss ihr Ver­ant­wor­tungs­be­reich ein­deu­tig fest­ge­legt sein.

139 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 129a Zuständigkeit der oder des Tierschutzbeauftragten 140  

Die oder der Tier­schutz­be­auf­trag­te stellt si­cher, dass:

a.
die Be­wil­li­gungs­ge­su­che für Tier­ver­su­che voll­stän­dig sind;
b.
in den Be­wil­li­gungs­ge­su­chen ins­be­son­de­re die An­ga­ben für die Be­ur­tei­lung des un­er­läss­li­chen Mas­ses nach Ar­ti­kel 137 aus­ge­führt wer­den.

140 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 129b Anforderungen an Tierschutzbeauftragte 141  

1 Tier­schutz­be­auf­trag­te müs­sen über einen Hoch­schul­ab­schluss, der Grund­wis­sen in den Fä­chern Ana­to­mie, Phy­sio­lo­gie, Zoo­lo­gie und Ver­hal­tens­kun­de, Ge­ne­tik und Mo­le­ku­lar­bio­lo­gie so­wie Hy­gie­ne und Bio­sta­tis­tik um­fasst, und über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 in der Lei­tung von Tier­ver­su­chen ver­fü­gen.

2 Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung zur Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 sind die ab­sol­vier­te Aus­bil­dung als ver­suchs­durch­füh­ren­de Per­son so­wie ei­ne drei­jäh­ri­ge prak­ti­sche Er­fah­rung mit Tier­ver­su­chen.

141 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 130 Zuständigkeit der Bereichsleiterin oder des Bereichsleiters  

Die Be­reichs­lei­te­rin oder der Be­reichs­lei­ter ist ver­ant­wort­lich für:

a.
die Zu­tei­lung von Per­so­nal, In­fra­struk­tur und an­de­ren Res­sour­cen zu den ein­zel­nen Tier­ver­su­chen;
b.
das Ein­hal­ten der Vor­schrif­ten der Tier­schutz­ge­setz­ge­bung und der mit der Be­wil­li­gung ver­bun­de­nen Be­din­gun­gen und Auf­la­gen;
c.
die Mel­dun­gen nach Ar­ti­kel 145 Ab­satz 2;
d.
die För­de­rung der Aus- und Wei­ter­bil­dung des Per­so­nals im Tier­ver­suchs­be­reich.
Art. 131 Zuständigkeit der Versuchsleiterin oder des Versuchsleiters  

Die Ver­suchs­lei­te­rin oder der Ver­suchs­lei­ter:

a.
trägt für die Pla­nung und die fach­ge­rech­te Durch­füh­rung des Tier­ver­suchs in wis­sen­schaft­li­cher und tier­schüt­ze­ri­scher Hin­sicht die Ver­ant­wor­tung;
b.
ist zu­stän­dig für die Ar­beits­zu­tei­lung, die In­struk­ti­on der ver­suchs­durch­füh­ren­den Per­so­nen, die Kon­trol­le der Ar­bei­ten, die Or­ga­ni­sa­ti­on der fach­ge­rech­ten Be­treu­ung der Ver­suchs­tie­re und de­ren Über­wa­chung im Ver­such so­wie die Aus­füh­rung der not­wen­di­gen Do­ku­men­ta­ti­ons­ar­bei­ten;
c.
legt für die gan­ze Dau­er des Ver­suchs fest, wer die Ver­ant­wor­tung für die Tier­hal­tung über­nimmt und re­gelt dies in ei­ner Ver­ein­ba­rung mit der Lei­te­rin oder dem Lei­ter der Ver­suchs­tier­hal­tung.
Art. 132 Anforderungen an Versuchsleiterinnen und Versuchsleiter  

1 Ver­suchs­lei­te­rin­nen und Ver­suchs­lei­ter müs­sen die An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 129b er­fül­len.142

2 Für die Lei­tung von Tier­ver­su­chen mit we­nig ver­wen­de­ten Tier­ar­ten oder mit nicht stan­dard­mäs­si­gen ex­pe­ri­men­tel­len Me­tho­den ist zu­sätz­lich der Nach­weis der spe­zi­el­len Kennt­nis zu er­brin­gen.

142 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 133 Zuständigkeit der versuchsdurchführenden Person  

1 Die ver­suchs­durch­füh­ren­de Per­son führt im Rah­men des Tier­ver­suchs die ihr über­tra­ge­nen Ein­grif­fe und Mass­nah­men an den Ver­suchs­tie­ren durch.

2 Sie:

a.
über­nimmt wäh­rend der Ein­grif­fe und Mass­nah­men die Ver­ant­wor­tung für das Wohl­er­ge­hen der Tie­re;
b.
kennt die Tier­ver­suchs­be­wil­li­gung.
Art. 134 Anforderungen an die versuchsdurchführenden Personen  

1 Die ver­suchs­durch­füh­ren­den Per­so­nen müs­sen über ei­ne Aus­bil­dung nach Ar­ti­kel 197 in der Durch­füh­rung von Tier­ver­su­chen ver­fü­gen.143

2 Für die Durch­füh­rung von Tier­ver­su­chen mit we­nig ver­wen­de­ten Tier­ar­ten oder mit nicht stan­dard­mäs­si­gen ex­pe­ri­men­tel­len Me­tho­den ist zu­sätz­lich der Nach­weis der spe­zi­el­len Kennt­nis zu er­brin­gen.

3 Die Zahl der ver­suchs­durch­füh­ren­den Per­so­nen rich­tet sich nach der An­zahl und der Auf­wän­dig­keit der durch­zu­füh­ren­den Ein­grif­fe und Mass­nah­men; sie muss ei­ne ge­re­gel­te Stell­ver­tre­tung er­lau­ben, ins­be­son­de­re für die Über­wa­chung der Tie­re im Ver­such so­wie für die vor­ge­schrie­be­nen Do­ku­men­ta­ti­ons­ar­bei­ten.

143 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

Art. 135 Versuchsdurchführung  

1 Vor Ver­suchs­be­ginn sind die Er­eig­nis­se oder Sym­pto­me fest­zu­le­gen, bei de­ren Auf­tre­ten ein Tier aus dem Ver­such ge­nom­men und al­len­falls ge­tö­tet wer­den muss (Ab­bruch­kri­te­ri­en).

2 Die Tie­re sind sorg­fäl­tig an die Ver­suchs­be­din­gun­gen zu ge­wöh­nen. Ängs­tigt sich ein Tier durch den Ver­such, so sind ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu tref­fen, um die Angst und den da­mit ver­bun­de­nen Stress mög­lichst klein zu hal­ten.

3 Tie­re dür­fen nur in Ver­su­chen ein­ge­setzt wer­den, wenn ihr Ge­sund­heits­zu­stand so weit un­ter­sucht wur­de, dass kei­ne vom Ver­suchs­ziel un­ab­hän­gi­ge, zu­sätz­li­che Be­ein­träch­ti­gung ih­res Wohl­er­ge­hens zu er­war­ten ist.

4 Das Be­fin­den der Tie­re ist wäh­rend der Ver­suchs­dau­er re­gel­mäs­sig und so oft zu über­prü­fen, dass Schmer­zen, Lei­den, Schä­den und Angst so­wie Stö­run­gen des All­ge­mein­be­fin­dens recht­zei­tig er­fasst und ge­eig­net be­ur­teilt wer­den kön­nen. Tre­ten sol­che auf, so sind die Tie­re nach dem Stand der Kennt­nis­se zu pfle­gen und zu be­han­deln; so­bald es das Ver­suchs­ziel zu­lässt oder die Ab­bruch­kri­te­ri­en er­füllt sind, sind sie aus dem Ver­such zu neh­men und al­len­falls zu tö­ten.

5 Ver­ur­sa­chen Ein­grif­fe oder an­de­re Mass­nah­men dem Tier mehr als nur ge­ring­fü­gi­ge Schmer­zen, so dür­fen sie, so­weit es die Ziel­set­zung des Ver­su­ches zu­lässt, nur un­ter lo­ka­ler oder all­ge­mei­ner Schmer­zaus­schal­tung und mit an­sch­lies­sen­der aus­rei­chen­der Schmerz­be­kämp­fung vor­ge­nom­men wer­den.

6 Tech­nisch schwie­rig durch­zu­füh­ren­de Ein­grif­fe oder Mass­nah­men dür­fen nur von da­für aus­ge­bil­de­ten Per­so­nen vor­ge­nom­men wer­den.

7 Dau­ern bei ei­nem Tier nach ei­nem Ein­griff oder ei­ner Mass­nah­me die Schmer­zen, Lei­den, Schä­den oder die Angst an, so muss es ge­tö­tet wer­den, spä­tes­tens wenn die Ab­bruch­kri­te­ri­en er­füllt sind.

8 Hat­te ein Ver­such für ein Tier hoch­gra­di­ge oder mit­tel bis län­ger dau­ern­de mit­tel­gra­di­ge Schmer­zen, Lei­den, Schä­den oder Angst zur Fol­ge, so ist durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men si­cher­zu­stel­len, dass es nicht er­neut für sol­che Ver­su­che ver­wen­det wird.

9 Das Tö­ten von Tie­ren so­wie Mass­nah­men oder Ein­grif­fe, die Schmer­zen, Lei­den, Schä­den oder Angst zur Fol­ge ha­ben, dür­fen nicht in Räu­men durch­ge­führt wer­den, in de­nen Tie­re ge­hal­ten wer­den. Das BLV kann Aus­nah­men fest­le­gen für Mass­nah­men und Ein­grif­fe, die für die Tie­re im glei­chen Raum kei­ne über­mäs­si­ge Be­las­tung dar­stel­len, wie ins­be­son­de­re Mar­kie­ren, Ver­ab­rei­chun­gen und Pro­be­nah­men.144

144 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 136 Belastende Tierversuche  

1 Be­las­ten­de Tier­ver­su­che nach Ar­ti­kel 17 TSchG sind sol­che, in de­ren Rah­men:

a.
das Wohl­er­ge­hen der Tie­re be­ein­träch­tigt wird;
b.
an den Tie­ren chir­ur­gi­sche Ein­grif­fe vor­ge­nom­men wer­den;
c.
er­heb­li­che phy­si­ka­li­sche Ein­wir­kun­gen auf die Tie­re er­fol­gen;
d.
Stof­fe und Stoff­ge­mi­sche den Tie­ren ver­ab­reicht oder auf ih­nen auf­ge­tra­gen wer­den, bei de­nen die Wir­kung auf die Tie­re nicht be­kannt ist oder Schä­di­gun­gen nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kön­nen;
e.
pa­tho­lo­gi­sche Ef­fek­te an den Tie­ren er­zeugt wer­den;
f.
Tie­re im­mu­ni­siert oder mit Mi­kro­or­ga­nis­men oder Pa­ra­si­ten in­fi­ziert wer­den oder ih­nen Zell­ma­te­ri­al ver­ab­reicht wird;
g.
Tie­re ei­ner All­ge­mein­an­äs­the­sie un­ter­zo­gen wer­den;
h.
Tie­re wie­der­holt oder lan­gan­dau­ernd in ih­rer Be­we­gungs­frei­heit ein­ge­schränkt oder iso­liert ge­hal­ten wer­den;
i.
Tie­re ab­wei­chend von den Hal­tungs- und Um­gangs­vor­schrif­ten ge­hal­ten wer­den;
j.
mit Tie­ren von be­las­te­ten Li­ni­en oder Stäm­men ge­ar­bei­tet wird;
k.
Tie­re von Li­ni­en oder Stäm­men ein­ge­setzt wer­den, bei de­ren Zucht ein An­teil von über 80 Pro­zent der In­di­vi­du­en oh­ne die ge­wünsch­ten Ei­gen­schaf­ten ist oder bei de­nen die Zucht nur mit­tels In-vi­tro-Fer­ti­li­sa­ti­on mög­lich ist.

2 Das BLV legt für die Be­ur­tei­lung der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit ei­nes Ver­suchs Be­las­tungs­ka­te­go­ri­en nach der Schwe­re der Be­las­tung fest.

Art. 137 Kriterien für die Beurteilung des unerlässlichen Masses von belastenden Tierversuchen  

1 Die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler muss be­le­gen, dass das Ver­suchs­ziel:

a.
in Zu­sam­men­hang mit der Er­hal­tung oder dem Schutz des Le­bens und der Ge­sund­heit von Mensch und Tier steht;
b.
neue Kennt­nis­se über grund­le­gen­de Le­bens­vor­gän­ge er­war­ten lässt; oder
c.
dem Schutz der na­tür­li­chen Um­welt dient.

2 Sie oder er muss aus­ser­dem be­le­gen, dass das Ver­suchs­ziel mit Ver­fah­ren oh­ne Tier­ver­su­che, die nach dem Stand der Kennt­nis­se taug­lich sind, nicht er­reicht wer­den kann.

3 Die Me­tho­de muss un­ter Be­rück­sich­ti­gung des neus­ten Stan­des der Kennt­nis­se ge­eig­net sein, das Ver­suchs­ziel zu er­rei­chen.

4 Ein Tier­ver­such und des­sen ein­zel­ne Tei­le müs­sen so ge­plant wer­den, dass:

a.
die kleins­te not­wen­di­ge An­zahl Tie­re ein­ge­setzt und die ge­ringst­mög­li­che Be­las­tung der Tie­re an­ge­strebt wird;
b.
die zweck­mäs­sigs­ten Ver­fah­ren zur Aus­wer­tung der Ver­such­s­er­geb­nis­se so­wie dem ak­tu­el­len Stand des Wis­sens ent­spre­chen­de sta­tis­ti­sche Ver­fah­ren an­ge­wen­det wer­den; und
c.
die ein­zel­nen Tei­le zeit­lich ge­zielt gestaf­felt wer­den.
Art. 138 Unzulässige Versuchszwecke für belastende Tierversuche  

1 Un­zu­läs­sig sind be­las­ten­de Tier­ver­su­che:

a.
für die Zu­las­sung von Stof­fen und Er­zeug­nis­sen in ei­nem an­de­ren Staat, wenn die Zu­las­sungs­an­for­de­run­gen nicht in­ter­na­tio­na­len Re­ge­lun­gen ent­spre­chen oder, ge­mes­sen an je­nen der Schweiz, we­sent­lich mehr Tier­ver­su­che oder Tie­re für einen Ver­such be­din­gen oder wenn sie Tier­ver­su­che be­din­gen, wel­che die Ver­suchs­tie­re we­sent­lich mehr be­las­ten;
b.
für das Prü­fen von Er­zeug­nis­sen, wenn die an­ge­streb­te Kennt­nis durch Aus­wer­tung der Da­ten über de­ren Be­stand­tei­le ge­won­nen wer­den kann oder das Ge­fähr­dungs­po­ten­zi­al aus­rei­chend be­kannt ist;
c.
für die Leh­re an der Hoch­schu­le und die Aus­bil­dung von Fach­kräf­ten, wenn ei­ne an­de­re Mög­lich­keit be­steht, Le­ben­sphä­no­me­ne in ver­ständ­li­cher Wei­se zu er­klä­ren oder Fer­tig­kei­ten zu ver­mit­teln, die für die Be­rufs­aus­übung oder die Durch­füh­rung von Tier­ver­su­chen not­wen­dig sind;
d.
zu mi­li­tä­ri­schen Zwe­cken.

2 Die Er­zeu­gung von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Tie­ren ist nur zu­läs­sig für Zwe­cke nach Ar­ti­kel 9 des Gen­tech­nik­ge­set­zes vom 21. März 2003145.146

145 SR 814.91

146 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

5. Abschnitt: Bewilligung von Tierversuchen

Art. 139 Bewilligungsverfahren  

1 Das Ge­such um die Be­wil­li­gung ei­nes Tier­ver­suchs ist über das In­for­ma­ti­ons­sys­tem E-Tier­ver­su­che ein­zu­rei­chen. Die kan­to­na­le Be­hör­de kann in be­grün­de­ten Fäl­len Ge­su­che nach der For­mu­lar­vor­la­ge des BLV in Pa­pier­form zu­las­sen.

1bis Das Ge­such muss für je­den Tier­ver­such ent­hal­ten:

a.
den Ti­tel und die Fra­ge­stel­lung des Ver­suchs;
b.
das Fach­ge­biet;
c.
den Ver­suchs­zweck nach in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ter Ein­tei­lung;
d.
die ge­plan­te An­zahl Tie­re pro Tier­art; und
e.
den vor­aus­sicht­li­chen Schwe­re­grad der Be­las­tung.147

2 Be­trifft ein Tier­ver­such, durch Än­de­rung des Auf­ent­halts­orts der Tie­re wäh­rend des Ver­suchs oder bei Feld­stu­di­en, meh­re­re Kan­to­ne, so ist das Ge­such bei der Be­hör­de des Kan­tons ein­zu­rei­chen, in dem der Ver­such haupt­säch­lich statt­fin­det. Die­se in­for­miert al­le an­de­ren be­trof­fe­nen kan­to­na­len Be­hör­den und be­rück­sich­tigt de­ren Be­ur­tei­lung.

3 Die kan­to­na­le Be­hör­de prüft das Ge­such und ent­schei­det vor­weg, ob es sich um einen be­las­ten­den Tier­ver­such han­delt.

4 Die kan­to­na­le Be­hör­de über­weist Ge­su­che für be­las­ten­de Tier­ver­su­che an die kan­to­na­le Tier­ver­suchs­kom­mis­si­on und ent­schei­det auf Grund des An­trags der Kom­mis­si­on. Ent­schei­det die kan­to­na­le Be­hör­de ge­gen den An­trag, so be­grün­det sie dies ge­gen­über der Kom­mis­si­on.

147 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Mai 2014 (AS 20133709).

Art. 140 Bewilligungsvoraussetzungen für Tierversuche  

1 Ein be­las­ten­der Tier­ver­such wird be­wil­ligt, wenn:

a.
mit dem Ver­such das un­er­läss­li­che Mass nicht über­schrit­ten wird;
b.
sich aus der Gü­ter­ab­wä­gung nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 4 TSchG die Zu­läs­sig­keit des Ver­suchs er­gibt;
c.
kein un­zu­läs­si­ger Ver­suchs­zweck an­ge­strebt wird;
d.
ge­eig­ne­te Ab­bruch­kri­te­ri­en fest­ge­legt sind;
e.
bei der Ver­wen­dung von be­las­te­ten Mu­tan­ten die An­for­de­run­gen an die Zucht und das Er­zeu­gen ein­ge­hal­ten wer­den;
f.
die An­for­de­run­gen an die Hal­tung, den Um­gang, die Räum­lich­kei­ten und Ge­he­ge, die Her­kunft und die Mar­kie­rung er­füllt sind;
g.
die An­for­de­run­gen an die In­sti­tu­te und La­bo­ra­to­ri­en für das Durch­füh­ren der Ver­su­che ein­ge­hal­ten wer­den;
h.
die per­so­nel­len An­for­de­run­gen ein­ge­hal­ten wer­den;
i.
die Ver­ant­wort­lich­kei­ten für die Tier­hal­tung vor, wäh­rend und nach dem Ver­such ge­re­gelt sind.

2 Bei den nicht be­las­ten­den Tier­ver­su­chen bil­den die Buch­sta­ben e–i die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen.

Art. 141 Inhalt der Bewilligung für Tierversuche  

1 Die Be­wil­li­gung wird auf den Na­men der Be­reichs­lei­te­rin oder des Be­reichs­lei­ters aus­ge­stellt.

2 Die Be­wil­li­gung gilt je­weils für Ver­su­che oder Ver­suchs­rei­hen mit in sich ge­schlos­se­ner Fra­ge­stel­lung oder mit fest um­ris­se­ner Ziel­set­zung. Sie wird auf höchs­tens drei Jah­re be­fris­tet.

3 Not­wen­di­ge Ab­wei­chun­gen von fol­gen­den Be­stim­mun­gen sind in der Be­wil­li­gung fest­zu­hal­ten:

a.
An­for­de­run­gen an die Hal­tung, den Um­gang, die Räum­lich­kei­ten und Ge­he­ge, die Her­kunft und die Mar­kie­rung;
b.
An­for­de­run­gen an die In­sti­tu­te und La­bo­ra­to­ri­en zum Durch­füh­ren der Ver­su­che;
c.
Un­ter­brin­gung der Tie­re in ei­ner be­wil­lig­ten Ver­suchs­tier­hal­tung;
d.
per­so­nel­le An­for­de­run­gen.

4 Die Be­wil­li­gung kann mit Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ver­bun­den wer­den hin­sicht­lich:

a.
Tier­art, Li­nie oder Stamm und An­zahl Tie­re;
b.
Her­kunft und Ge­sund­heits­sta­tus der Tie­re;
c.
Hal­tung, Füt­te­rung, Pfle­ge und Über­wa­chung der Tie­re so­wie Um­gang mit ih­nen;
d.
Me­tho­dik, ins­be­son­de­re zur Be­gren­zung von Schmer­zen, Lei­den, Schä­den oder Angst oder an­de­ren Be­ein­träch­ti­gun­gen des Wohl­er­ge­hens beim ein­zel­nen Tier;
e.
Durch­füh­rung ei­nes Vor­ver­suchs;
f.
Wei­ter­ver­wen­dung der Tie­re nach dem Ver­such;
g.
per­so­nel­ler Vor­aus­set­zun­gen und per­so­nel­ler Ver­ant­wort­lich­kei­ten;
h.
Auf­zeich­nung der Ver­suchs­durch­füh­rung.
Art. 142 Vereinfachte Bewilligung zum Erzeugen gentechnisch veränderter Tiere mit anerkannten Methoden  

1 Be­wil­li­gun­gen zum Er­zeu­gen gen­tech­nisch ver­än­der­ter Tie­re mit an­er­kann­ten Me­tho­den wer­den er­teilt, wenn:

a.
nur an­er­kann­te gen­tech­ni­sche Me­tho­den ein­ge­setzt wer­den;
b.148
kei­ne un­zu­läs­si­gen Zwe­cke ver­folgt wer­den und die Wür­de des Tie­res ge­ach­tet wird;
c.
die Durch­füh­rungs­be­stim­mun­gen für Tier­ver­su­che ein­ge­hal­ten sind;
d.
die Vor­aus­set­zun­gen, die In­sti­tu­te und La­bo­ra­to­ri­en für Tier­ver­su­che er­fül­len müs­sen, ein­ge­hal­ten sind;
e.149
die An­for­de­run­gen an die Tier­schutz­be­auf­trag­te oder den Tier­schutz­be­auf­trag­ten, die Lei­te­rin oder den Lei­ter der Ver­suchs­tier­hal­tung, die Ver­suchs­lei­te­rin oder den Ver­suchs­lei­ter und die ver­suchs­durch­füh­ren­den Per­so­nen er­füllt sind; und
f.
Auf­zeich­nun­gen nach Ar­ti­kel 144 ge­führt wer­den.

2 Die Lauf­zeit der Be­wil­li­gung ist auf je­ne der Ver­suchs­tier­hal­tung zu be­fris­ten.

3 Die Ar­ti­kel 136, 137, 139 und 140 fin­den kei­ne An­wen­dung. Das Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren rich­tet sich nach Ar­ti­kel 122.

4 Das BLV be­stimmt nach An­hö­rung der in­ter­es­sier­ten Krei­se, wel­che gen­tech­ni­schen Me­tho­den als an­er­kannt gel­ten.

148 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

149 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 573).

6. Abschnitt: Dokumentation und Statistik

Art. 143 Tierbestandeskontrolle  

1 Ver­suchs­tier­hal­tun­gen müs­sen ei­ne Tier­be­stan­des­kon­trol­le füh­ren, die nach Tier­ar­ten An­ga­ben ent­hält über:

a.
den Zu­wachs (Da­tum, Ge­burt oder Her­kunft; An­zahl);
b.
den Ab­gang (Da­tum, Ab­neh­mer oder Tod, Ur­sa­che des To­des wenn be­kannt; An­zahl);
c.
die all­fäl­li­ge Mar­kie­rung.

2 Gen­tech­nisch ver­än­der­te Tie­re so­wie be­las­te­te Mu­tan­ten sind in der Tier­be­stan­des­kon­trol­le nach Li­nie oder Stamm ge­trennt zu er­fas­sen.

3 Die Auf­zeich­nun­gen sind leicht ver­ständ­lich zu ge­stal­ten und den Voll­zugs­be­hör­den zur Ver­fü­gung zu hal­ten. Sie müs­sen wäh­rend drei Jah­ren auf­be­wahrt wer­den.

Art. 144 Aufzeichnungen zum Tierversuch  

1 Bei der Durch­füh­rung ei­nes Tier­ver­suchs ist pro Tier oder Tier­grup­pe schrift­lich auf­zu­zeich­nen:

a.
Ver­suchs­be­ginn (Da­tum), Art, Zahl, Ge­schlecht, Her­kunft und Iden­ti­fi­ka­ti­on der Tie­re so­wie Be­zeich­nung der Ver­suchs­grup­pe;
b.
ver­suchs­be­ding­te Aspek­te wie Ein­grif­fe und Mass­nah­men an den Tie­ren (Da­ten, Art);
c.
tier­schutz­ori­en­tier­te Aspek­te wie Fre­quenz der Über­wa­chung der Tie­re und sys­te­ma­ti­sche Er­fas­sung der kli­ni­schen Sym­pto­ma­tik, An­äs­the­sie, An­al­ge­sie und vor­zei­ti­ger Ver­suchsab­bruch (Da­ten, Art);
d.
Ka­te­go­rie der Be­las­tung, der je­des Tier aus­ge­setzt war;
e.
un­er­wünsch­te Er­eig­nis­se;
f.
Aus­wer­tung der Ver­su­che und Ver­wert­bar­keit der Re­sul­ta­te;
g.
Ver­such­sen­de (Da­tum).

2 Die Auf­zeich­nun­gen müs­sen:

a.
an­hand der Kä­fig­be­schrif­tung oder der Mar­kie­rung der Tie­re nach­voll­zieh­bar sein;
b.
den Voll­zugs­be­hör­den je­der­zeit zur Ver­fü­gung ge­hal­ten wer­den;
c.
wäh­rend drei Jah­ren nach Ab­lauf der Be­wil­li­gung auf­be­wahrt wer­den.
Art. 145 Meldungen  

1 Die Lei­te­rin oder der Lei­ter ei­ner Ver­suchs­tier­hal­tung muss der kan­to­na­len Be­hör­de über das In­for­ma­ti­ons­sys­tem E-Tier­ver­su­che mel­den:

a.
Li­ni­en oder Stäm­me mit be­las­te­ten Mu­tan­ten nach Ar­ti­kel 126 in­ner­halb zwei­er Wo­chen nach Fest­stel­lung der Be­las­tung;
b.
pro Ka­len­der­jahr für je­de Tier­art so­wie für gen­tech­nisch ver­än­der­te und be­las­te­te Li­ni­en oder Stäm­me die Ge­samt­zahl der ge­züch­te­ten und er­zeug­ten Tie­re, je­weils bis En­de Fe­bru­ar des fol­gen­den Jah­res.

2 Die Be­reichs­lei­te­rin oder der Be­reichs­lei­ter muss der kan­to­na­len Be­hör­de über das In­for­ma­ti­ons­sys­tem E‑Tier­ver­su­che für je­den Tier­ver­such mel­den:

a.150
den Ab­schluss ei­nes Ver­suchs oder ei­ner Ver­suchs­rei­he, die An­ga­ben über die Ver­such­stä­tig­keit im lau­fen­den Ka­len­der­jahr, die end­gül­ti­gen An­ga­ben zur An­zahl Tie­re pro Tier­art und zum Schwe­re­grad der Be­las­tung so­wie die Be­stä­ti­gung der Rich­tig­keit der An­ga­ben nach Ar­ti­kel 139 Ab­satz 1bis Buch­sta­ben a–c: in­ner­halb von zwei Mo­na­ten nach Be­en­di­gung des Ver­suchs oder der Ver­suchs­rei­he, spä­tes­tens aber in­ner­halb von zwei Mo­na­ten nach Ab­lauf der Be­wil­li­gung;
b.
bei Ver­su­chen, die sich über meh­re­re Jah­re er­stre­cken, je­weils bis En­de Fe­bru­ar die An­ga­ben über die Ver­such­stä­tig­keit im ab­ge­lau­fe­nen Ka­len­der­jahr.

3 Die kan­to­na­le Be­hör­de kann in be­grün­de­ten Fäl­len Mel­dun­gen nach der For­mu­lar­vor­la­ge des BLV in Pa­pier­form zu­las­sen.

4 Die Kan­to­ne über­mit­teln dem BLV über das In­for­ma­ti­ons­sys­tem E-Tier­ver­su­che:

a.
fort­lau­fend:
1.
die Be­wil­li­gun­gen für Ver­suchs­tier­hal­tun­gen nach Ar­ti­kel 122 und die ver­ein­fach­ten Be­wil­li­gun­gen zum Er­zeu­gen gen­tech­nisch ver­än­der­ter Tie­re mit an­er­kann­ten Me­tho­den nach Ar­ti­kel 142 mit den ent­spre­chen­den Ge­suchs­un­ter­la­gen,
2.
die Ent­schei­de nach Ar­ti­kel 127 Ab­satz 3, die Be­wil­li­gun­gen für Tier­ver­su­che nach Ar­ti­kel 141 mit den ent­spre­chen­den voll­stän­di­gen Mel­de- oder Ge­suchs­un­ter­la­gen so­wie dem An­trag der kan­to­na­len Tier­ver­suchs­kom­mis­si­on nach Ar­ti­kel 127 Ab­satz 2 oder Ar­ti­kel 139 Ab­satz 4,
3.
die Mel­dun­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a,
4.
wei­te­re Ver­fü­gun­gen im Zu­sam­men­hang mit Tier­ver­su­chen und Ver­suchs­tier­hal­tun­gen;
b.
je­weils bis En­de April: die Mel­dun­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b und nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b.151

5 Das BLV kann nach An­hö­ren der kan­to­na­len Be­hör­den fest­le­gen, wel­che An­ga­ben in an­de­rer als der elek­tro­ni­schen Form über­mit­telt wer­den kön­nen.

150 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Mai 2014 (AS 20133709).

151 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014, Bst. a Ziff. 3 in Kraft seit 1. Mai 2014 (AS 20133709).

Art. 145a Information der Öffentlichkeit 152  

Nach Ab­schluss ei­nes Tier­ver­suchs ver­öf­fent­licht das BLV die An­ga­ben nach Ar­ti­kel 139 Ab­satz 1bis Buch­sta­ben a–c so­wie die end­gül­ti­gen An­ga­ben zur An­zahl Tie­re pro Tier­art und zum Schwe­re­grad der Be­las­tung.

152 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 23. Okt. 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20133709).

Art. 146 Register belasteter Linien und Stämme  

Das BLV führt zu­han­den der Be­wil­li­gungs­be­hör­den ein Re­gis­ter der Ent­schei­de zu den be­las­te­ten Li­ni­en und Stäm­men, ein­sch­liess­lich der ver­füg­ten Be­din­gun­gen und Auf­la­gen.

Art. 147 Statistik  

1 Das BLV führt die Sta­tis­tik nach Ar­ti­kel 36 TSchG. Die­se muss die not­wen­di­gen An­ga­ben ent­hal­ten, mit de­nen die An­wen­dung der Tier­schutz­ge­setz­ge­bung in den Be­rei­chen Tier­ver­su­che, Ver­suchs­tie­re und gen­tech­nisch ver­än­der­te Tie­re be­ur­teilt wer­den kann.

2 Das BLV be­rück­sich­tigt bei der Er­stel­lung und Ver­öf­fent­li­chung der Sta­tis­tik in­ter­na­tio­na­le Re­ge­lun­gen und Emp­feh­lun­gen.

3 Es ver­öf­fent­licht in Zu­sam­men­ar­beit mit der Eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Tier­ver­su­che pe­ri­odisch einen Be­richt, der über die Ent­wick­lung der Tier­schutz­be­stre­bun­gen bei Tier­ver­su­chen, Ver­suchs­tie­ren und gen­tech­nisch ver­än­der­ten Tie­ren Aus­kunft gibt.

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