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Verordnung des BLV
über den Tierschutz beim Schlachten
(VTSchS)

vom 12. August 2010 (Stand am 1. März 2018)

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)1,

gestützt auf Artikel 209 Absatz 1 der Tierschutzverordnung vom 23. April 20082 (TSchV),

verordnet:

1 Die Bezeichnung der Verwaltungseinheit wurde in Anwendung von Art. 16 Abs. 3 der Publikations­verordnung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) auf den 1. Jan. 2014 angepasst. Die Anpassung wurde im ganzen Text vorgenommen.

2 SR 455.1

1. Abschnitt: Gegenstand und Geltungsbereich

Art. 1

Die­se Ver­ord­nung re­gelt den Tier­schutz beim Schlach­ten nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 3 Buch­sta­be n TSchV. Sie ent­hält Be­stim­mun­gen über:

a.
das Aus­la­den, Un­ter­brin­gen und Be­treu­en von Tie­ren in Schlacht­be­trie­ben3;
b.
die An­for­de­run­gen an Be­täu­bungs­an­la­gen und -ge­rä­te;
c.
das Trei­ben und Fi­xie­ren der Tie­re vor dem Be­täu­ben;
d.
die Be­täu­bung und die Ent­blu­tung der Tie­re;
e.
die Über­wa­chung.

3 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I der V des BLV vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 637). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

2. Abschnitt: Ausladen, Unterbringen und Betreuen von Tieren in Schlachtbetrieben

Art. 2 Verantwortlichkeiten

1 Die Be­trei­be­rin des Schlacht­be­triebs ist als Emp­fän­ge­rin der Tie­re nach Ar­ti­kel 153 TSchV ver­ant­wort­lich für:

a.
die Über­nah­me der Tie­re;
b.
das War­ten­las­sen oder Auf­stal­len der Tie­re im Schlacht­be­trieb (Un­ter­brin­gung); und
c.
die Pfle­ge der Tie­re.

2 Sie muss die Per­so­nen be­stim­men, wel­che die Tie­re über­neh­men, un­ter­brin­gen und pfle­gen.

Art. 3 Ausladen

1 Schlacht­be­trie­be müs­sen über ge­eig­ne­te Ein­rich­tun­gen zum Aus­la­den der Tie­re aus den Trans­port­mit­teln ver­fü­gen.

2 Aus­la­de­ein­rich­tun­gen wie Lauf­ste­ge oder Ram­pen müs­sen mit Schutz­vor­rich­tun­gen ver­se­hen sein, da­mit die Tie­re nicht stür­zen oder ent­wei­chen kön­nen.

3 Aus­la­de­ram­pen dür­fen höchs­tens ei­ne Nei­gung von 20 Grad ha­ben. Bei ei­nem Ge­fäl­le über 10 Grad müs­sen sie mit ei­ner Tritt­si­che­rung ver­se­hen sein.

Art. 4 Zeitpunkt der Schlachtung

1 An­de­re Tie­re als Rin­der, Scha­fe, Zie­gen und Schwei­ne sind spä­tes­tens vier Stun­den nach der An­kunft im Schlacht­be­trieb zu schlach­ten.

2 Tie­re, die bis zu ih­rer Schlach­tung in Trans­port­be­häl­tern ver­blei­ben, sind spä­tes­tens zwei Stun­den nach der An­kunft im Schlacht­be­trieb zu schlach­ten. Ist im War­te­be­reich ein ak­ti­ves Be­lüf­tungs­sys­tem vor­han­den, so kann die­se Zeit­dau­er auf ma­xi­mal vier Stun­den er­höht wer­den.

3 Milch­ab­hän­gi­ge Jung­tie­re müs­sen am Tag ih­rer An­kunft ge­schlach­tet wer­den.

Art. 5 Anforderungen an die Unterbringung

1 Treib­gän­ge dür­fen nicht zur Un­ter­brin­gung ge­nutzt wer­den.

2 Für Tie­re, die ma­xi­mal vier Stun­den nach der An­kunft ge­schlach­tet wer­den, müs­sen die Min­dest­an­for­de­run­gen nach An­hang 4 TSchV er­füllt sein. Tie­re, die mehr als vier Stun­den nach der An­kunft ge­schlach­tet wer­den, sind nach An­hang 1 TSchV un­ter­zu­brin­gen.

3 Stal­lun­gen so­wie War­te­be­rei­che für Tie­re in Trans­port­be­häl­tern müs­sen über ein wir­kungs­vol­les Lüf­tungs­sys­tem ver­fü­gen. Be­steht die­ses aus ei­ner ak­ti­ven Be­lüf­tung, so muss die Fri­schluft­zu­fuhr auch bei ei­nem Aus­fall der An­la­ge ge­si­chert sein.

4 In War­te­be­rei­chen im Frei­en ist für an­ge­mes­se­nen Wit­te­rungs­schutz zu sor­gen.

5 Schwei­ne müs­sen bei ho­hen Um­ge­bung­stem­pe­ra­tu­ren oder schwü­lem Wet­ter durch Be­sprü­hen mit Was­ser ab­ge­kühlt wer­den.

6 Kran­ke, ver­letz­te und ge­schwäch­te Tie­re sind ge­trennt von an­de­ren Tie­ren un­ter­zu­brin­gen und müs­sen so schnell als mög­lich nach der An­kunft im Schlacht­be­trieb ge­schlach­tet oder ge­tö­tet wer­den.

7 Tie­re mit hoch­a­ku­ten oder hoch­gra­dig schmerz­haf­ten Be­ein­träch­ti­gun­gen sind un­ver­züg­lich zu be­täu­ben und zu tö­ten.

Art. 6 Zusätzliche Anforderungen für das Aufstallen über Nacht

1 Für Tie­re nach Ar­ti­kel 3 Buch­sta­be b der Ver­ord­nung vom 23. No­vem­ber 20054 über das Schlach­ten und die Fleisch­kon­trol­le (Schlacht­vieh), die nicht am Tag der An­kunft ge­schlach­tet wer­den, gel­ten die Ar­ti­kel 3–14 TSchV so­wie An­hang 1 TSchV.

2 Die Über­wa­chung des Be­fin­dens nach Ar­ti­kel 181 Ab­satz 7 TSchV und die Ver­sor­gung der Tie­re müs­sen am Abend des An­lie­fe­rungs­ta­ges und da­nach re­gel­mäs­sig im Ab­stand von höchs­tens zwölf Stun­den er­fol­gen.

3 Die kon­trol­lie­ren­de Per­son muss Da­tum und Uhr­zeit der Kon­trol­le so­wie ih­ren Na­men fest­hal­ten. Die ent­spre­chen­den Do­ku­men­te sind der amt­li­chen Tierärz­tin oder dem amt­li­chen Tier­arzt auf Ver­lan­gen vor­zu­wei­sen.

Art. 7 Belegungsplan

1 Für Stal­lun­gen zur Un­ter­brin­gung der Tie­re im Schlacht­be­trieb muss ein Be­le­gungs­plan vor­lie­gen.

2 Der Be­le­gungs­plan muss die ma­xi­mal zu­läs­si­ge Be­leg­dich­te zur Un­ter­brin­gung bis vier Stun­den und zur Un­ter­brin­gung von mehr als vier Stun­den je Tier­art und Tier­ka­te­go­rie ent­hal­ten.

3. Abschnitt: Anforderungen an Betäubungsanlagen und -geräte

Art. 8 Pflichten der Betreiberin des Schlachtbetriebs

Die Be­trei­be­rin des Schlacht­be­triebs muss der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de nach­wei­sen kön­nen, dass:

a.
vor der In­be­trieb­nah­me von Be­täu­bungs­an­la­gen und -ge­rä­ten ei­ne tech­ni­sche Ab­nah­me durch den Her­stel­ler statt­ge­fun­den hat, die be­legt, dass sich die An­la­gen und Ge­rä­te in be­triebs­be­rei­tem Zu­stand be­fin­den so­wie ein­wand­frei und be­stim­mungs­ge­mä­ss funk­tio­nie­ren;
b.
sie über al­le zu den Be­täu­bungs­an­la­gen und -ge­rä­ten ge­hö­ren­den tech­ni­schen Do­ku­men­te ver­fügt.

Art. 9 Wartung der Betäubungsanlagen und -geräte

1 Bei der tech­ni­schen Ab­nah­me der Be­täu­bungs­an­la­gen und -ge­rä­te vor der In­be­trieb­nah­me muss der Her­stel­ler Um­fang und In­ter­vall der War­tung fest­le­gen. Die War­tung muss vom Her­stel­ler oder von ei­ner von ihm be­auf­trag­ten Per­son vor­ge­nom­men wer­den.

2 Das In­ter­vall zwi­schen zwei War­tun­gen darf höchs­tens zwei Jah­re be­tra­gen.

4. Abschnitt: Treiben und Fixieren vor dem Betäuben

Art. 10 Zutrieb und Eintrieb zur Betäubung

1 Die selbst­stän­di­ge Vor­wärts­be­we­gung der Tie­re ist un­ter Be­rück­sich­ti­gung ih­res art­ty­pi­schen Ver­hal­tens durch ge­eig­ne­te bau­li­che Ge­stal­tung der Treib­gän­ge und des Ein­triebs­be­rei­ches zu un­ter­stüt­zen.

2 Treib­gän­ge und Ein­triebs­be­reich müs­sen eben, tritt­si­cher, ver­let­zungs­si­cher, blend- und schat­ten­frei aus­ge­leuch­tet sein.

3 Treib­gän­ge und Ein­triebs­be­reich dür­fen nicht auf­wei­sen:

a.
keil­för­mi­ge Ver­en­gun­gen oder Treib­hin­der­nis­se;
b.
Eng­stel­len in Kur­ven;
c.
ab­len­ken­de Ein­flüs­se aus der Um­ge­bung, die die Tie­re am Vor­wärts­ge­hen hin­dern;
d.
Rich­tungs­wech­sel von we­ni­ger als 100 Grad;
e.
Kur­ven­ra­di­en von we­ni­ger als drei Me­tern.

4 Treib­gän­ge müs­sen an al­len Stel­len so zu­gäng­lich sein, dass ei­ne di­rek­te Ein­wir­kung auf die dar­in be­find­li­chen Tie­re je­der­zeit mög­lich ist.

5 Ein­zel­treib­gän­ge müs­sen so ein­ge­rich­tet sein, dass die Tie­re nicht auf­ein­an­der auf­sprin­gen kön­nen. Da­zu muss ei­ne Hö­hen­be­gren­zung oder ein Auf­sprungs­chutz durch Längs­roh­re an­ge­bracht sein.

6 In Ein­zel­treib­gän­gen für Rin­der muss die lich­te Hö­he min­des­tens 20 Zen­ti­me­ter mehr als die Wi­der­rist­hö­he be­tra­gen.

7 Der Ein­trieb in ei­ne für ei­ne Tier­brei­te aus­ge­leg­te Fi­xa­ti­ons­ein­rich­tung darf nicht gleich­zei­tig über meh­re­re par­al­le­le Ein­zel­gän­ge er­fol­gen.

Art. 11 Elektrische Treibhilfen

1 Als elek­tri­sche Treib­hil­fen dür­fen nur Elek­tro­t­rei­ber ver­wen­det wer­den, die die ein­zel­nen Strom­stös­se auf ma­xi­mal ei­ne Se­kun­de be­gren­zen.

2 Elek­tri­sche Treib­hil­fen dür­fen nur bei ge­sun­den, un­ver­letz­ten und geh­fä­hi­gen Schwei­nen und Rin­dern ein­ge­setzt und aus­sch­liess­lich an der Mus­ku­la­tur der Hin­ter­bei­ne an­ge­wen­det wer­den.

3 Sie dür­fen nur ein­ge­setzt wer­den, wenn die Tie­re im Be­reich der Ver­ein­ze­lung oder vor und wäh­rend des un­mit­tel­ba­ren Ein­triebs in ei­ne Fi­xa­ti­ons­ein­rich­tung je­de Fort­be­we­gung ver­wei­gern.

4 Die elek­tri­sche Treib­hil­fe darf nur wie­der­holt ein­ge­setzt wer­den, wenn das Tier rea­giert und dem Strom­sto­ss aus­wei­chen kann.

5 Die Elek­tro­den elek­tri­scher Be­täu­bungs­ge­rä­te dür­fen nicht als Treib­hil­fen ein­ge­setzt wer­den.

Art. 12 Lärmpegel im Zutriebsbereich

Der Grund­lärm­pe­gel im Zu­triebs­be­reich darf bei lau­fen­der An­la­ge und lau­fen­dem Tier­zu­trieb einen Schall­druck von 85 De­zi­bel nicht über­schrei­ten. Ein­zel­ne Lärm­spit­zen sind er­laubt.

Art.13 Fixieren

1 Fi­xa­ti­ons­ein­rich­tun­gen müs­sen ein ra­sches und wirk­sa­mes Be­täu­ben der Tie­re er­mög­li­chen und die un­mit­tel­ba­re Zu­füh­rung der Tie­re zur Ent­blu­tung ge­währ­leis­ten. Sie dür­fen nicht als War­te­raum be­nutzt wer­den.

2 Fi­xier­te Tie­re sind un­ver­züg­lich zu be­täu­ben.

3 Die Kon­struk­ti­on der Fi­xa­ti­ons­ein­rich­tung muss die so­for­ti­ge Nach­be­täu­bung ei­nes un­zu­rei­chend be­täub­ten Tie­res er­lau­ben.

4 Bei Rin­dern und Pfer­den muss die Fi­xa­ti­ons­ein­rich­tung die Kopf­be­we­gun­gen der Tie­re so ein­schrän­ken, dass das Be­täu­bungs­ge­rät si­cher plat­ziert wer­den kann.

5 Elek­tri­sche Be­täu­bungs­ge­rä­te dür­fen nicht da­zu ver­wen­det wer­den, Tie­re zu fi­xie­ren oder be­we­gungs­un­fä­hig zu ma­chen.

Art. 14 Aufhängen von Geflügel

1 Grös­se und Form der Schlacht­bü­gel zum Auf­hän­gen von le­ben­dem Ge­flü­gel vor der Schlach­tung müs­sen der Grös­se und Art des Ge­flü­gels an­ge­passt sein. Je­des Tier ist mit bei­den Bei­nen im Schlacht­bü­gel auf­zu­hän­gen.

2 Le­ben­de Tie­re, de­ren Kör­per­grös­se oder Ge­wicht ei­ne er­folg­rei­che Be­täu­bung ver­un­mög­li­chen, müs­sen ma­nu­ell be­täubt und ent­blu­tet wer­den. Sie dür­fen erst nach der Ent­blu­tung auf­ge­hängt wer­den.

3 Auf­ge­häng­tes Ge­flü­gel darf frü­he­s­tens 12 Se­kun­den und muss spä­tes­tens 60 Se­kun­den nach dem Auf­hän­gen be­täubt wer­den.

4 Im Be­reich der Hän­ge­stre­cke müs­sen Licht­ver­hält­nis­se herr­schen, die zur Be­ru­hi­gung der Tie­re ge­eig­net sind.

5. Abschnitt: Betäubung

Art. 15 Tierartspezifische Anforderungen an Betäubungsverfahren

Je nach Tier­art gel­ten für die Be­täu­bungs­ver­fah­ren spe­zi­el­le tech­ni­sche An­for­de­run­gen. Die­se sind in den An­hän­gen 1–6 ge­re­gelt.

Art.16 Betäubungserfolg

Die Wahr­neh­mungs- und Emp­fin­dungs­lo­sig­keit muss ein­tre­ten:

a.
so­fort bei Ver­wen­dung von me­cha­ni­schen Ver­fah­ren;
b.
in­ner­halb der ers­ten Se­kun­de bei Be­täu­bung durch elek­tri­schen Strom.

Art.17 Kontrolle des Betäubungserfolgs

1 Die Be­trei­be­rin des Schlacht­be­triebs muss ei­ne Per­son be­stim­men, die für die Kon­trol­le des Be­täu­bungs­er­folgs ver­ant­wort­lich ist.

2 Die ver­ant­wort­li­che Per­son muss re­gel­mäs­sig den Be­täu­bungs­er­folg über­prü­fen. Sie muss ins­be­son­de­re auf­ge­tre­te­ne Män­gel so­wie die an­sch­lies­send vor­ge­nom­me­nen Kor­rek­tu­ren bei der Be­täu­bung do­ku­men­tie­ren. Die Auf­zeich­nun­gen sind min­des­tens ein Jahr lang auf­zu­be­wah­ren und der zu­stän­di­gen Be­hör­de auf Ver­lan­gen vor­zu­wei­sen.

3 Die Kon­troll­me­tho­den sind nach Ver­fah­ren und Tier­art in An­hang 1 Zif­fer 3, An­hang 2 Zif­fern 7 und 8, An­hang 3 Zif­fer 3 so­wie An­hang 4 Zif­fer 5 ge­re­gelt.

Art.18 Sofortmassnahmen bei ungenügender Betäubung

1 Sind bei ei­nem Tier nach ab­ge­schlos­se­nem Be­täu­bungs­vor­gang An­zei­chen ei­nes wie­der­keh­ren­den Emp­fin­dungs- und Wahr­neh­mungs­ver­mö­gens zu er­ken­nen, so ist das Tier vor der Ein­lei­tung der Ent­blu­tung un­ver­züg­lich fach­ge­recht nach­zu­be­täu­ben. Bei Ge­flü­gel ist auch das un­ver­züg­li­che Tö­ten zu­läs­sig.

2 Es sind ge­eig­ne­te Er­satzaus­rüs­tun­gen für den so­for­ti­gen Ein­satz zur Nach­be­täu­bung be­zie­hungs­wei­se zur Tö­tung bei Ge­flü­gel an Ort und Stel­le be­reit zu hal­ten.

6. Abschnitt: Entblutung

Art. 19 Durchführung der Entblutung

1 Die Zeit­dau­er zwi­schen dem Ab­schluss des Be­täu­bungs­vor­gangs und dem Be­ginn des Ent­blu­tens ist so zu be­mes­sen, dass ei­ne Wie­der­kehr des Emp­fin­dungs- und Wahr­neh­mungs­ver­mö­gens bis zum Ein­tritt des To­des aus­ge­schlos­sen ist.

2 Wird bei Schlacht­vieh und Lauf­vö­geln ein Be­täu­bungs­ver­fah­ren an­ge­wen­det, das nur zu ei­nem vor­über­ge­hen­den Zu­stand der Emp­fin­dungs- und Wahr­neh­mungs­lo­sig­keit führt, so sind den Tie­ren zum Ent­blu­ten bei­de Hals­schlag­adern zu öff­nen oder es ist ein Brust­stich durch­zu­füh­ren.

3 Bei Schlacht­vieh muss zwi­schen dem Be­ginn des Ent­blu­tens und dem Aus­füh­ren wei­te­rer Schlacht­ar­bei­ten ei­ne Zeit­span­ne von min­des­tens drei Mi­nu­ten lie­gen.

Art. 20 Kontrolle der Entblutung und des Eintritts des Todes

1 Die Durch­füh­rung der Ent­blu­tung ist re­gel­mäs­sig zu über­prü­fen. Die Be­trei­be­rin des Schlacht­be­triebs muss ei­ne da­für ver­ant­wort­li­che Per­son be­stim­men.

2 Bei der Über­prü­fung ist der Ein­tritt des To­des stich­pro­ben­wei­se zu kon­trol­lie­ren. Da­zu ist mit ei­ner fo­kus­sier­ba­ren Licht­quel­le zu prü­fen, ob ei­ne ma­xi­ma­le Pu­pil­len­wei­tung vor­liegt.

3 Die ver­ant­wort­li­che Per­son muss An­zei­chen ei­nes wie­der­keh­ren­den Emp­fin­dungs- und Wahr­neh­mungs­ver­mö­gens oder An­zei­chen ei­nes ver­zö­ger­ten To­desein­tritts so­wie die vor­ge­nom­me­nen Kor­rek­tu­ren do­ku­men­tie­ren. Die Auf­zeich­nun­gen sind min­des­tens ein Jahr lang auf­zu­be­wah­ren und der zu­stän­di­gen Be­hör­de auf Ver­lan­gen vor­zu­wei­sen.

Art. 21 Sofortmassnahmen bei mangelhafter Entblutung

1 Sind bei ei­nem Tier we­gen man­gel­haf­ter Ent­blu­tung An­zei­chen ei­nes wie­der­keh­ren­den Emp­fin­dungs- und Wahr­neh­mungs­ver­mö­gens zu er­ken­nen, so ist das Tier un­ver­züg­lich fach­ge­recht nach­zu­be­täu­ben. Bei Ge­flü­gel ist auch das un­ver­züg­li­che Tö­ten zu­läs­sig.

2 Ist bei ei­nem Tier vor der Durch­füh­rung wei­te­rer Schlacht­ar­bei­ten nicht si­cher der Tod ein­ge­tre­ten, so ist die­ses un­ver­züg­lich kor­rekt zu ent­blu­ten oder zu tö­ten.

3 Wird Haus­ge­flü­gel durch Hals­schnit­t­au­to­ma­ten ent­blu­tet, so muss si­cher­ge­stellt wer­den, dass durch den Au­to­ma­ten nicht oder un­zu­rei­chend er­fass­te Tie­re un­ver­züg­lich von Hand ent­blu­tet wer­den.

7. Abschnitt: Überwachung

Art. 22

1 Die Be­trei­be­rin des Schlacht­be­triebs ist zu­stän­dig für die Kon­troll- und Do­ku­men­ta­ti­ons­auf­ga­ben nach den Ar­ti­keln 6 Ab­satz 3, 8, 17 Ab­satz 2 und 20 Ab­satz 3.

2 Die amt­li­che Tierärz­tin oder der amt­li­che Tier­arzt über­prüft die Do­ku­men­ta­tio­nen stich­pro­ben­wei­se.

8. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art.23 Übergangsbestimmungen für Bauten und technische Einrichtungen

1 Bei be­ste­hen­den Bau­ten in be­wil­lig­ten Schlacht­be­trie­ben gilt für die not­wen­di­gen An­pas­sun­gen nach Ar­ti­kel 10 ei­ne Über­gangs­frist von zehn Jah­ren nach In­kraft­tre­ten die­ser Ver­ord­nung.

2 Bei be­ste­hen­den tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen in be­wil­lig­ten Schlacht­be­trie­ben gilt für die not­wen­di­gen An­pas­sun­gen nach den Ar­ti­keln 13, 14 und 19, An­hang 2 Zif­fern 1.1, 1.3, 1.4 und 1.5, An­hang 3 Zif­fern 1.7–1.11 so­wie An­hang 4 Zif­fern 1.1, 2.4 und 2.5 ei­ne Über­gangs­frist von fünf Jah­ren nach In­kraft­tre­ten die­ser Ver­ord­nung.5

Art. 24 Übergangsbestimmungen für Betäubungsverfahren

1 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de kann, im Ein­ver­neh­men mit dem BLV, den Be­trieb ei­nes am 1. De­zem­ber 2010 be­ste­hen­den Schlacht­be­triebs, die die An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 15 nicht er­füllt, bis längs­tens am 30. No­vem­ber 2020 be­wil­li­gen. Ge­su­che sind der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de bis am 31. Mai 2011 ein­zu­rei­chen.

2 Das BLV stimmt nur zu, wenn die Be­trei­be­rin des Schlacht­be­triebs mit ei­nem Gut­ach­ten ei­ner un­ab­hän­gi­gen und an­er­kann­ten Fach­per­son nach­weist, dass der Zu­stand der Emp­fin­dungs- und Wahr­neh­mungs­lo­sig­keit der Tie­re mit dem im Schlacht­be­trieb ein­ge­setz­ten Ver­fah­ren bis zum Ab­schluss der Ent­blu­tung an­hält. Im Gut­ach­ten sind die da­für er­for­der­li­chen Mass­nah­men auf­zu­füh­ren. Das Gut­ach­ten ist dem BLV bis am 30. No­vem­ber 2011 ein­zu­rei­chen.

Art. 25 Inkrafttreten

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. De­zem­ber 2010 in Kraft.

Anhang 1 6

6 Bereinigt gemäss Ziff. II der V des BLV vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 637).

Betäubung durch Bolzenschuss

1 Anforderungen an Geräte und Munition

2 Ansatz des Bolzenschussgerätes

3 Leitsymptome zur Kontrolle einer erfolgreichen Bolzenschussbetäubung

4 Zeitdauer bis zur Entblutung

Anhang 2

Elektrobetäubung einzelner Tiere

1 Anforderungen an Anlagen und Geräte

2 Elektrodenansatz

3 Elektrische Durchströmung des Gehirns

4 Parameter für die elektrische Durchströmung des Gehirns bei Säugetieren

5 Parameter für die elektrische Durchströmung des Gehirns bei Geflügel

6 Auslösen eines funktionellen Herzstillstands durch Herzdurchströmung

7 Leitsymptome zur Kontrolle einer erfolgreichen Elektrobetäubung bei Kopfdurchströmung

8 Leitsymptome zur Kontrolle einer erfolgreichen Elektrobetäubung mit Auslösung eines funktionellen Herzstillstands

9 Dokumentation und Massnahmen

10 Zeitdauer bis zur Entblutung

Anhang 3

Elektrobetäubung von Geflügel im Wasserbad

1 Anforderungen an Anlagen und Geräte

2 Elektrische Durchströmung im Wasserbad

3 Kontrolle einer erfolgreichen Elektrobetäubung und Entblutung

Anhang 4

Kohlendioxid-Betäubung von Schweinen

1 Anforderungen an Anlagen und Geräte

2 Messgeräte und Aufzeichnungen

3 Verbringen der Schweine in die CO2-Atmosphäre 88

4 CO2-Exposition

5 Kontrolle einer erfolgreichen CO2-Betäubung

6 Nachbetäubung

7 Parameter für die Betäubung mit CO2

Anhang 5

Kopfschlagbetäubung von Kaninchen und Geflügel

1 Stumpfe Schuss-Schlag-Betäubung von Kaninchen und Geflügel

2 Kopfschlagbetäubung von Geflügel

Anhang 6 9

9 Bereinigt gemäss Ziff. II der V des BLV vom 10. Jan. 2018, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 637).

Betäubung durch Kugelschuss ins Gehirn

1 Bei Schlachtvieh

2 Bei Gehegewild