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Verordnung
über den Bevölkerungsschutz
(Bevölkerungsschutzverordnung, BevSV)

vom 11. November 2020 (Stand am 1. Januar 2021)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf das Bevölkerungs- und Zivilschutzgesetz vom 20. Dezember 20191 (BZG)
sowie auf die Artikel 17 Absatz 2, 19 Absatz 3 und 20 Absatz 2 des Strahlenschutzgesetzes vom 22. März 19912 (StSG),

verordnet:

1. Kapitel: Gegenstand

Art. 1  

1 Die­se Ver­ord­nung re­gelt die Zu­sam­men­ar­beit und die Ko­or­di­na­ti­on im Be­völ­ke­rungs­schutz, ins­be­son­de­re be­tref­fend:

a.
die be­hör­den­über­grei­fen­den Fach­gre­mi­en;
b.
die spe­zia­li­sier­ten Ein­satz­or­ga­ni­sa­tio­nen des Bun­des;
c.
die Na­tio­na­le Alarm­zen­tra­le (NAZ);
d.
die ge­mein­sa­men Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me von Bund, Kan­to­nen und Drit­ten;
e.
das In­ven­tar der Ob­jek­te kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren;
f.
die Aus­bil­dung.

2 Sie re­gelt zu­dem die Sys­te­me des Bun­des zur War­nung, Alar­mie­rung und In­for­ma­ti­on im Er­eig­nis­fall.

2. Kapitel: Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz

1. Abschnitt: Zusammenarbeit und Koordination

Art. 2 Einsatzorganisation bei Gefährdung durch erhöhte Radioaktivität  

1 Die Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on bei Ge­fähr­dung durch er­höh­te Ra­dio­ak­ti­vi­tät (Art. 19 StSG) um­fasst den Bun­des­stab Be­völ­ke­rungs­schutz und die NAZ.

2 Der Bun­des­stab Be­völ­ke­rungs­schutz be­an­tragt dem Bun­des­rat bei zu er­war­ten­der oder be­ste­hen­der er­höh­ter Ra­dio­ak­ti­vi­tät über das zu­stän­di­ge De­par­te­ment die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

3 Bis der Bun­des­stab Be­völ­ke­rungs­schutz ein­satz­be­reit ist, trifft die NAZ die er­for­der­li­chen So­fort­mass­nah­men (Art. 7 Abs. 2).

4 Die Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on kann die fol­gen­den Stel­len bei­zie­hen:

a.
das Bun­des­amt für Me­teo­ro­lo­gie und Kli­ma­to­lo­gie (Me­teoSchweiz) für die Aus­brei­tungs­rech­nun­gen, die ak­tu­el­len Wet­ter­da­ten und die me­teo­ro­lo­gi­schen Vor­her­sa­gen in ho­her Auf­lö­sung;
b.
die Pro­be­nah­me- und Mess­or­ga­ni­sa­ti­on nach An­hang 1;
c.
die spe­zia­li­sier­ten Ein­satz­or­ga­ni­sa­tio­nen des Bun­des (Art. 4).
Art. 3 Lenkungsausschuss Intervention Naturgefahren  

1 Der Len­kungs­aus­schuss In­ter­ven­ti­on Na­tur­ge­fah­ren ko­or­di­niert:

a.
die Tä­tig­kei­ten der zu­stän­di­gen Fach­stel­len ins­be­son­de­re für:
1.
den Fach­stab Na­tur­ge­fah­ren,
2.
die ge­mein­sa­me In­for­ma­ti­ons­platt­form Na­tur­ge­fah­ren (GIN) für Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten für Na­tur­ge­fah­ren,
3.
das Na­tur­ge­fah­ren­por­tal für die Be­völ­ke­rung;
b.
die Er­stel­lung der Fach­la­ge Na­tur­ge­fah­ren für den Bun­des­stab Be­völ­ke­rungs­schutz.

2 Er setzt sich zu­sam­men aus Ver­tre­tern und Ver­tre­te­rin­nen des Bun­des­amts für Um­welt (BA­FU), des Bun­des­amts für Lan­des­to­po­gra­fie, der Eid­ge­nös­si­schen For­schungs­an­stalt für Wald, Schnee und Land­schaft, des Schwei­ze­ri­schen Erd­be­ben­diensts (SED), der Me­teoSchweiz und des Bun­des­amts für Be­völ­ke­rungs­schutz (BABS). Bei Be­darf kön­nen Ver­tre­ter und Ver­tre­te­rin­nen wei­te­rer Stel­len bei­ge­zo­gen wer­den.

3 Der Len­kungs­aus­schuss be­steht aus ei­ner Di­rek­to­ren­kon­fe­renz, ei­nem ge­schäfts­füh­ren­den Aus­schuss und wei­te­ren Fach­gre­mi­en.

4Das BA­FU führt die Ge­schäfts­stel­le des Len­kungs­aus­schus­ses und be­treibt die GIN.

5Die Me­teoSchweiz be­treibt das Na­tur­ge­fah­ren­por­tal.

Art. 4 Spezialisierte Einsatzorganisationen des Bundes  

1 Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport (VBS) be­treibt spe­zia­li­sier­te Ein­satz­or­ga­ni­sa­tio­nen im Be­reich des Be­völ­ke­rungs­schut­zes und sorgt für de­ren stän­di­ge Ein­satz­be­reit­schaft.

2 Die Ein­satz­or­ga­ni­sa­tio­nen wer­den ins­be­son­de­re in fol­gen­den Be­rei­chen ein­ge­setzt:

a.
Schutz vor ato­ma­ren, bio­lo­gi­schen und che­mi­schen Ge­fähr­dun­gen;
b.
Mes­sung und Er­kun­dung;
c.
Füh­rungs­un­ter­stüt­zung;
d.
Kom­mu­ni­ka­ti­on.

3 Das VBS kann zum Be­trieb der spe­zia­li­sier­ten Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on mit wei­te­ren Stel­len des Bun­des, den Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen im Be­völ­ke­rungs­schutz und Drit­ten zu­sam­men­ar­bei­ten. Es kann mit den Kan­to­nen Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen.

Art. 5 Material für ABC-Einsatzorganisationen  

Das BABS er­lässt Vor­schrif­ten zur Si­cher­stel­lung der Ein­satz­be­reit­schaft des vom Bund für Ein­satz­or­ga­ni­sa­tio­nen für den Schutz vor ato­ma­ren, bio­lo­gi­schen und che­mi­schen Ge­fähr­dun­gen (ABC-Ein­satz­or­ga­ni­sa­tio­nen) be­schaff­ten Ein­satz­ma­te­ri­als.

2. Abschnitt: Nationale Alarmzentrale

Art. 6 Aufgaben  

1 Die NAZ nimmt im Zu­sam­men­hang mit be­völ­ke­rungs­schutz­re­le­van­ten Er­eig­nis­sen fol­gen­de Auf­ga­ben wahr:

a.
Sie ist die An­lauf­stel­le des Bun­des für Mel­dun­gen aus dem In- und Aus­land.
b.
Sie be­schafft Da­ten und In­for­ma­tio­nen und wer­tet die­se aus.
c.
Sie stellt die Da­ten und In­for­ma­tio­nen den zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des, der Kan­to­ne und des Fürs­ten­tums Liech­ten­stein so­wie den Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren zur Ver­fü­gung.
d.
Sie in­for­miert die La­ge­zen­tren der an­de­ren si­cher­heits­po­li­ti­schen Be­rei­che.
e.
Sie be­nach­rich­tigt und in­for­miert die in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen und die Nach­bar­staa­ten ge­mä­ss den im Be­reich des Be­völ­ke­rungs­schut­zes mass­ge­bli­chen Ab­kom­men.
f.
Sie stellt die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen al­len be­trof­fe­nen Stel­len, Stä­ben und Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren si­cher.
g.
Sie stellt den La­ge­ver­bund si­cher.
h.
Sie ver­folgt und be­ur­teilt in en­ger Zu­sam­men­ar­beit mit den be­trof­fe­nen Äm­tern lau­fend die La­ge.
i.
Sie stellt ei­ne elek­tro­ni­sche La­ge­dar­stel­lung zur Ver­fü­gung.
j.
Sie nimmt Res­sour­cen­be­geh­ren und Res­sour­cen­an­ge­bo­te ent­ge­gen, die auf­grund von Ar­ti­kel 4 Ab­satz 2 Buch­sta­be e der Ver­ord­nung vom 2. März 20183 über den Bun­des­stab Be­völ­ke­rungs­schutz zu­han­den des Bun­des­stabs Be­völ­ke­rungs­schutz ein­ge­reicht wer­den.

2 In an­de­ren si­cher­heits­po­li­ti­schen Be­rei­chen kann sie wei­te­re Bun­des­stel­len un­ter­stüt­zen.

Art. 7 Aufgaben bei Gefährdung durch erhöhte Radioaktivität  

1 Bei zu er­war­ten­der oder be­ste­hen­der er­höh­ter Ra­dio­ak­ti­vi­tät nimmt die NAZ fol­gen­de Auf­ga­ben wahr:

a.
Sie setzt die Pro­be­nah­me- und Mess­or­ga­ni­sa­ti­on nach An­hang 1 ein.
b.
Sie be­schafft die Da­ten und In­for­ma­tio­nen zur Er­stel­lung der ra­dio­lo­gi­schen La­ge und wer­tet die­se aus.
c.
Sie be­rech­net, bi­lan­ziert und über­prüft die Strah­len­do­sen der Be­völ­ke­rung in der Akut­pha­se.
d.
Sie stellt die Aus­wer­tung der ra­dio­lo­gi­schen La­ge für die An­ord­nung von Schutz­mass­nah­men in der Akut­pha­se si­cher.
e.
Sie sorgt für die zeit- und sach­ge­rech­te In­for­ma­ti­on der zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des, der Kan­to­ne und des Fürs­ten­tums Liech­ten­stein so­wie der Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren.
f.
Sie be­nach­rich­tigt und in­for­miert die In­ter­na­tio­na­le Atom­ener­gie-Or­ga­ni­sa­ti­on so­wie die Nach­bar­staa­ten ge­mä­ss den in die­sem Be­reich mass­ge­bli­chen Ab­kom­men.
g.
Sie for­dert die mi­li­tä­ri­schen Leis­tun­gen für die Ein­satz­or­ga­ni­sa­ti­on nach Ar­ti­kel 2 über das La­ge­ver­fol­gungs­zen­trum der Ar­mee an.

2 Bis die zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des ein­satz­be­reit sind, trifft die NAZ ge­stützt auf das Do­sis-Mass­nah­men­kon­zept (DMK) nach An­hang 2 die fol­gen­den So­fort­mass­nah­men:

a.
Bei dro­hen­der Ge­fahr warnt sie die Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und des Fürs­ten­tums Liech­ten­stein so­wie die Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren.
b.
Bei Be­darf warnt und in­for­miert sie die Be­völ­ke­rung und ver­brei­tet Ver­hal­tens­emp­feh­lun­gen.
c.
Im Er­eig­nis­fall ord­net sie die Alar­mie­rung der Be­völ­ke­rung der Schweiz und des Fürs­ten­tums Liech­ten­stein an, in­for­miert sie und er­teilt Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen.

3 Sie in­for­miert die zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des und des Fürs­ten­tums Liech­ten­stein über So­fort­mass­nah­men, die sie zur Be­wäl­ti­gung der La­ge ge­trof­fen hat, da­mit die­se die or­dent­li­chen Zu­stän­dig­kei­ten wie­der­her­stel­len kön­nen.

Art. 8 Aufgaben bei Gefährdung durch chemische Stoffe  

1 Bei ei­ner Ge­fähr­dung durch che­mi­sche Stof­fe nimmt die NAZ fol­gen­de Auf­ga­ben wahr:

a.
Sie sorgt für die zeit- und sach­ge­rech­te In­for­ma­ti­on der zu­stän­di­gen Bun­des­stel­len und der Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fras­truk­tu­ren.
b.
Sie be­nach­rich­tigt und in­for­miert bei grenz­über­schrei­ten­den Aus­wir­kun­gen die be­trof­fe­nen Staa­ten ge­mä­ss den in die­sem Be­reich mass­ge­bli­chen Ab­kom­men.

2 Bei Er­eig­nis­sen im Aus­land mit Aus­wir­kung auf die Schweiz trifft die NAZ die fol­gen­den So­fort­mass­nah­men:

a.
Bei dro­hen­den Ge­fah­ren warnt sie die Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und des Fürs­ten­tums Liech­ten­stein so­wie die Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren.
b.
Bei Be­darf warnt und in­for­miert sie die Be­völ­ke­rung und ver­brei­tet Ver­hal­tens­emp­feh­lun­gen.
Art. 9 Aufgaben bei Gefährdung aus dem Weltraum  

1 Bei ei­ner Ge­fähr­dung in­fol­ge ei­nes ab­stür­zen­den Sa­tel­li­ten oder ei­nes an­de­ren Welt­rau­m­ob­jekts, von Me­teo­ri­ten­ein­schlä­gen oder auf­grund der Welt­raum­wet­ter­la­ge nimmt die NAZ fol­gen­de Auf­ga­ben wahr:

a.
Sie stellt den Emp­fang der War­nun­gen der Eu­ro­päi­schen Welt­rau­m­or­ga­ni­sa­ti­on si­cher.
b.
Sie sorgt für die zeit- und sach­ge­rech­te In­for­ma­ti­on der zu­stän­di­gen Bun­des­stel­len, der Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren so­wie der Be­hör­den und Fach­stel­len der Kan­to­ne.

2 Bei Er­eig­nis­sen mit Aus­wir­kung auf die Schweiz kann die NAZ die fol­gen­den So­fort­mass­nah­men tref­fen:

a.
Bei dro­hen­den Ge­fah­ren warnt sie die Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und des Fürs­ten­tums Liech­ten­stein so­wie die Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren.
b.
Bei Be­darf warnt und in­for­miert sie die Be­völ­ke­rung und ver­brei­tet Ver­hal­tens­emp­feh­lun­gen.
c.
Im Er­eig­nis­fall ord­net sie die Alar­mie­rung der Be­völ­ke­rung an, in­for­miert sie und er­teilt Ver­hal­tensan­wei­sun­gen.
Art. 10 Aufgaben bei weiteren Gefährdungen  

Bei den fol­gen­den Er­eig­nis­sen nimmt die NAZ die in den nach­ste­hen­den Er­las­sen auf­ge­führ­ten Auf­ga­ben wahr:

a.
Über­flu­tung in­fol­ge ei­nes Bruchs oder Über­schwap­pens des Ab­sperr­bau­werks ei­ner Stau­an­la­ge: nach der Stau­an­la­gen­ver­ord­nung vom 17. Ok­to­ber 20124;
b.
Aus­fall von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gie: nach der Ver­ord­nung vom 9. März 20075 über die Fern­mel­de­diens­te;
c.
be­völ­ke­rungs­schutz­re­le­van­tes Er­eig­nis von na­tio­na­ler Trag­wei­te: nach der Ver­ord­nung vom 2. März 20186 über den Bun­des­stab Be­völ­ke­rungs­schutz.
Art. 11 Zuständigkeiten innerhalb der NAZ  

1 Die NAZ ver­fügt über:

a.
die Alarm­stel­le NAZ (AS­NAZ) als dau­ernd be­setz­te An­lauf­stel­le für Mel­dun­gen aus dem In- und Aus­land; die­se lei­tet die ein­ge­hen­den Mel­dun­gen zeit­ge­recht an das Pi­kett wei­ter;
b.
das Pi­kett als stän­dig er­reich­ba­re ope­ra­ti­ve Stel­le der NAZ; die­ses be­ur­teilt an­hand der ein­ge­gan­ge­nen Mel­dun­gen die La­ge und bie­tet bei Be­darf die NAZ auf;
c.
den Ein­satz­lei­ter oder die Ein­satz­lei­te­rin; die­ser oder die­se lei­tet den Ein­satz der NAZ nach ei­nem Auf­ge­bot und ver­an­lasst die er­for­der­li­chen So­fort­mass­nah­men.

2 Bei un­mit­tel­ba­rer dro­hen­der Ge­fahr und so­lan­ge der Ein­satz­lei­ter oder die Ein­satz­lei­te­rin nicht han­deln kann, trifft das Pi­kett die er­for­der­li­chen So­fort­mass­nah­men.

3 Die Me­teoSchweiz be­treibt die AS­NAZ für die NAZ.

Art. 12 Personelle Unterstützung  

1 Die NAZ kann im Er­eig­nis­fall oder zur Durch­füh­rung von Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen Mit­ar­bei­ten­de des BABS, des Stabs Bun­des­rat NAZ oder des Zi­vil­schut­zes bei­zie­hen.

2 Sie kann mit dem Ein­ver­ständ­nis der vor­ge­setz­ten Stel­len Fach­leu­te von Ver­wal­tungs­stel­len, Wis­sen­schaft und Wirt­schaft so­wie von eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­sio­nen bei­zie­hen.

Art. 13 Einsatzstandort und Kommunikationsmittel  

Der NAZ ste­hen zur Ver­fü­gung:

a.
ein Ein­satz­stand­ort und min­des­tens ein red­un­dan­ter ge­schütz­ter Ein­satz­stand­ort;
b.
die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel des Bun­des.
Art. 14 Zusammenarbeit mit der MeteoSchweiz  

1 Die Me­teoSchweiz stellt der NAZ die für die Be­ur­tei­lung der Ge­fähr­dung not­wen­di­gen Wet­ter- und Pro­gno­se­da­ten zur Ver­fü­gung, lie­fert spe­zi­fi­sche Vor­her­sa­gen und Aus­brei­tungs­rech­nun­gen für die kurz- und mit­tel­fris­ti­ge Ent­wick­lung der Wet­ter­la­ge und leis­tet fach­li­che Be­ra­tung.

2 Sie über­mit­telt die Da­ten der Son­den des Net­zes für die au­to­ma­ti­sche Do­sis­leis­tungs­a­lar­mie­rung und -mes­sung an die NAZ.

Art. 15 Kontakte mit anderen Stellen  

1 Zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben kann die NAZ mit an­de­ren Stel­len di­rekt in Ver­bin­dung tre­ten, ins­be­son­de­re mit:

a.
der Schwei­ze­ri­schen Ra­dio- und Fern­seh­ge­sell­schaft (SRG): für die Ver­brei­tung von Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen nach Ab­spra­che mit der Bun­des­kanz­lei;
b.
den zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des und der Kan­to­ne so­wie den Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren: für ope­ra­ti­ve Be­lan­ge;
c.
aus­län­di­schen Kon­takt­stel­len, ins­be­son­de­re der Nach­bar­staa­ten und in­ter­na­tio­na­ler Or­ga­ni­sa­tio­nen: für die Ent­ge­gen­nah­me, Ab­ga­be und Wei­ter­lei­tung von Mel­dun­gen und In­for­ma­tio­nen auf­grund in­ter­na­tio­na­ler Ab­kom­men.

2 Die Kan­to­ne ge­ben der NAZ ih­re Kon­takt­stel­le be­kannt.

Art. 16 Ausbildung  

1 Die NAZ führt zu Aus­bil­dungs­zwe­cken re­gel­mäs­sig Übun­gen durch.

2 Sie ar­bei­tet da­zu mit den Fach­stel­len des Bun­des so­wie der Kan­to­ne und Drit­ten zu­sam­men.

3. Kapitel: Warnung, Alarmierung und Information im Ereignisfall

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 17 Warnung der Behörden  

1 Die zu­stän­di­gen Stel­len war­nen die­je­ni­gen Stel­len des Bun­des, der Kan­to­ne und der Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren, die Auf­ga­ben zum Schutz der Be­völ­ke­rung und ih­rer Le­bens­grund­la­gen wahr­neh­men.

2 Sie war­nen bei Be­darf zu­sätz­lich die Be­völ­ke­rung und sor­gen für die Ver­brei­tung von Ver­hal­tens­emp­feh­lun­gen.

Art. 18 Alarmierung der Bevölkerung  

1 Die zu­stän­di­gen Stel­len ord­nen die Alar­mie­rung der Be­völ­ke­rung und die Ver­brei­tung der Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen an. Er­folgt die An­ord­nung der Alar­mie­rung durch ei­ne Bun­des­stel­le, so er­teilt die NAZ den Kan­to­nen den Auf­trag, die Alar­mie­rung aus­zu­lö­sen.

2 Die Kan­to­ne sind zu­stän­dig für die Aus­lö­sung der Si­re­nen.

3 Die Ver­brei­tung der Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen er­folgt über die SRG und die an­de­ren na­tio­na­len, re­gio­na­len und lo­ka­len Ra­dio­ver­an­stal­ter so­wie wei­te­re Kanä­le.

4 Die Kan­to­ne in­for­mie­ren die NAZ über die Aus­lö­sung der Alar­mie­rung und über den In­halt der ver­brei­te­ten Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen.

5 Kön­nen die Kan­to­ne die sta­tio­nären Si­re­nen nicht recht­zei­tig aus­lö­sen, so nimmt die NAZ die­se Auf­ga­be wahr.

6 Löst die NAZ die Alar­mie­rung di­rekt aus, so alar­mie­ren die Kan­to­ne die nicht über sta­tio­näre Si­re­nen er­reich­ba­ren Ge­bie­te nach Be­darf und Mög­lich­keit über mo­bi­le Si­re­nen und wei­te­re Kanä­le.

Art.19 Dauer  

1 Alar­mie­run­gen und War­nun­gen er­fol­gen be­fris­tet oder un­be­fris­tet.

2 Die un­be­fris­te­te Alar­mie­rung oder War­nung ist durch die zu­stän­di­ge Stel­le auf­zu­he­ben, so­bald die Ge­fahr vor­bei ist.

Art. 20 Alarmierung bei schnellem Störfall einer Kernanlage  

1 Ist die NAZ bei ei­nem schnel­len Stör­fall ei­ner Ker­n­an­la­ge noch nicht im Ein­satz, so ord­net die Be­trei­be­rin der Ker­n­an­la­ge die Alar­mie­rung und die Ver­brei­tung von Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen an und in­for­miert un­ver­züg­lich die zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des und der Kan­to­ne.

2 Ein schnel­ler Stör­fall liegt vor, wenn bei ei­ner Ker­n­an­la­ge in­ner­halb von we­ni­ger als ei­ner Stun­de ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe aus­tre­ten, so­dass vor­sorg­li­che Schutz­mass­nah­men für die Be­völ­ke­rung der Not­fall­schutz­zo­ne 1 nach Ar­ti­kel 3 der Not­fall­schutz­ver­ord­nung vom 14. No­vem­ber 20187 zu tref­fen sind.

Art. 21 Kennzeichnung  

Be­hörd­li­che War­nun­gen, Alar­mie­run­gen und In­for­ma­tio­nen im Er­eig­nis­fall sind als sol­che zu kenn­zeich­nen.

Art. 22 Regelungen des BABS  

Das BABS kann Re­ge­lun­gen zur Ver­brei­tung von In­for­ma­tio­nen und Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen er­las­sen.

2. Abschnitt: Warnungen bei Naturgefahren

Art. 23 Naturgefahrenfachstellen des Bundes  

1 Die fol­gen­den Na­tur­ge­fah­ren­fach­stel­len des Bun­des sind bei den nach­ste­hen­den Er­eig­nis­sen für die War­nung zu­stän­dig:

a.
die Me­teoSchweiz: bei ge­fähr­li­chen Wet­te­rer­eig­nis­sen;
b.
das BA­FU: bei Hoch­was­ser, Rut­schun­gen und Wald­brän­den;
c.
das In­sti­tut für Schnee- und La­wi­nen­for­schung: bei La­wi­nen­ge­fahr;
d.
der SED: bei Erd­be­ben.

2 Die Na­tur­ge­fah­ren­fach­stel­len des Bun­des le­gen in Ab­spra­che mit den zu­stän­di­gen Stel­len der Kan­to­ne Fol­gen­des fest:

a.
ih­re Zu­sam­men­ar­beit;
b.
den In­halt und die Häu­fig­keit der War­nun­gen;
c.
die For­mu­lie­rung der Ver­hal­tens­emp­feh­lun­gen.
Art. 24 Warnungen bei Naturgefahren  

1 Für die Ein­stu­fung von Na­tur­ge­fah­ren gilt fol­gen­de Ge­fah­rens­ka­la:

a.
Stu­fe 1: kei­ne oder ge­rin­ge Ge­fahr;
b.
Stu­fe 2: mäs­si­ge Ge­fahr;
c.
Stu­fe 3: er­heb­li­che Ge­fahr;
d.
Stu­fe 4: gros­se Ge­fahr;
e.
Stu­fe 5: sehr gros­se Ge­fahr.

2 Die Fach­stel­len des Bun­des de­fi­nie­ren die Ge­fah­renstu­fen in Ab­spra­che mit den zu­stän­di­gen Stel­len der Kan­to­ne.

3 Der SED stuft die Erd­be­ben­stär­ken für die Erd­be­ben­mel­dun­gen nach der Ska­la nach Ab­satz 1 ein.

4 Bei dro­hen­der gros­ser oder sehr gros­ser Ge­fahr kann die Be­völ­ke­rung mit ent­spre­chen­den ver­brei­tungs­pflich­ti­gen Be­kannt­ma­chun­gen ge­warnt wer­den.

5 Die NAZ lei­tet die War­nun­gen an die zur Ver­brei­tung ver­pflich­te­ten Ra­dio- und Fern­seh­ver­an­stal­ter so­wie an wei­te­re na­tio­na­le Kanä­le wei­ter. Sie in­for­miert die zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den so­weit mög­lich vor der Ver­brei­tung der Be­kannt­ma­chung dar­über.

3. Abschnitt: Systeme zur Alarmierung und Information im Ereignisfall

Art. 25 Systeme des BABS  

1 Das BABS ist zu­stän­dig für fol­gen­de Sys­te­me zur Alar­mie­rung und In­for­ma­ti­on im Er­eig­nis­fall:

a.
das zen­tra­le Sys­tem für die Er­ar­bei­tung und Ver­wal­tung von Be­hör­den­mel­dun­gen;
b.
die sta­tio­nären Si­re­nen mit dem Fer­naus­lö­sungs­sys­tem und die mo­bi­len Si­re­nen;
c.
die wei­te­ren Kanä­le des BABS zur Alar­mie­rung und In­for­ma­ti­on im Er­eig­nis­fall;
d.
das Sys­tem zur Ver­brei­tung von Be­hör­den­mel­dun­gen über öf­fent­lich-recht­li­che Ra­dio­sen­der;
e.
das Schnitt­stel­len­sys­tem zur Ver­brei­tung von Be­hör­den­mel­dun­gen über pri­vat­recht­li­che Ra­dio­sen­der und wei­te­re Me­di­en;
f.
das Schnitt­stel­len­sys­tem zur Ver­brei­tung von Be­hör­den­mel­dun­gen über wei­te­re Ver­brei­tungs­kanä­le;
g.
das Not­fall­ra­dio.

2 Es re­gelt die tech­ni­schen Aspek­te und die Nut­zung die­ser Sys­te­me und sorgt für de­ren stän­di­ge Be­triebs­be­reit­schaft.

Art. 26 Kantonale und regionale Systeme  

Die Kan­to­ne und Re­gio­nen kön­nen ih­re ei­ge­nen Sys­te­me in Ab­spra­che mit dem BABS und auf ei­ge­ne Kos­ten an die Sys­te­me des BABS an­sch­lies­sen.

4. Abschnitt: Stationäre und mobile Sirenen

Art. 27 Aufgaben des Bundes  

1 Der Bund be­schafft die sta­tio­nären Si­re­nen, das für die­se er­for­der­li­che Fer­naus­lö­sungs­sys­tem und die mo­bi­len Si­re­nen.

2 Das BABS legt die tech­ni­schen An­for­de­run­gen an die Si­re­nen und das Fer­naus­lö­sungs­sys­tem so­wie die In­stal­la­ti­ons­vor­schrif­ten fest.

3 Es er­stellt die Alar­mie­rungs­pla­nung und legt ge­stützt dar­auf die Stand­orte fest.

4 Es stellt die ei­gen­tums- und bau­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die In­stal­la­ti­on und den Be­trieb der Si­re­nen am je­wei­li­gen Stand­ort si­cher.

5 Es ist zu­stän­dig für die In­stal­la­ti­on, die Ab­nah­me, den Un­ter­halt, den Wert­er­halt und den Ab­bau der sta­tio­nären Si­re­nen mit dem Fer­naus­lö­sungs­sys­tem und sorgt für de­ren stän­di­ge Be­triebs­be­reit­schaft.

6 Es gibt die mo­bi­len Si­re­nen an die Kan­to­ne ab.

7 Es kann die Kan­to­ne ein­ver­nehm­lich mit der Vor­be­rei­tung von neu­en Si­re­nen­stand­orten be­auf­tra­gen. Es ent­schä­digt die Kan­to­ne da­für pau­schal mit 1000 Fran­ken pro Stand­ort.

8 Es kann die Kan­to­ne ein­ver­nehm­lich mit der Vor­be­rei­tung des Aus­tauschs von Si­re­nen am sel­ben Stand­ort be­auf­tra­gen. Es ent­schä­digt die Kan­to­ne da­für pau­schal mit 500 Fran­ken pro Stand­ort.

Art. 28 Aufgaben der Kantone  

1 Die Kan­to­ne kön­nen bei der Alar­mie­rungs­pla­nung und bei der Fest­le­gung der Stand­orte so­wie bei der Schaf­fung der ei­gen­tums- und bau­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die In­stal­la­ti­on und den Be­trieb der Si­re­nen mit­wir­ken.

2 Sie sor­gen für die stän­di­ge Be­triebs­be­reit­schaft der mo­bi­len Si­re­nen.

3 Sie stel­len den Ein­satz der mo­bi­len Si­re­nen si­cher.

Art. 29 Mobile Sirenen  

Mo­bi­le Si­re­nen wer­den ge­stützt auf die Alar­mie­rungs­pla­nung in Ge­bie­ten oh­ne sta­tio­näre Si­re­nen ein­ge­setzt. Sie kön­nen auch als tem­po­rä­rer Er­satz für nicht funk­ti­ons­fä­hi­ge sta­tio­näre Si­re­nen ein­ge­setzt wer­den.

Art. 30 Alarmierungszeichen  

1 Der all­ge­mei­ne Alarm ist ein re­gel­mäs­sig zwi­schen 250 und 400 Hertz auf- und ab­stei­gen­der Ton. Er er­tönt bei sta­tio­nären Si­re­nen ei­ne Mi­nu­te lang und wird spä­tes­tens nach fünf Mi­nu­ten ein­mal wie­der­holt.

2 Der Was­ser­alarm be­steht aus zwölf Tö­nen mit ei­ner fes­ten Fre­quenz von 200 Hertz, die je zwan­zig Se­kun­den dau­ern und in Ab­stän­den von zehn Se­kun­den auf­ein­an­der fol­gen. Er wird spä­tes­tens nach fünf Mi­nu­ten ein­mal wie­der­holt.

3 Das BABS de­fi­niert die tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen der akus­ti­schen Alar­mie­rungs­zei­chen.

Art. 31 Verwendung der Alarmierungszeichen  

1 Der all­ge­mei­ne Alarm und der Was­ser­alarm dür­fen aus­sch­liess­lich zur Alar­mie­rung der Be­völ­ke­rung und für den Si­renen­test ver­wen­det wer­den.

2 Er­tönt der all­ge­mei­ne Alarm, so ist die Be­völ­ke­rung auf­ge­for­dert, die Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen über Ra­dio oder wei­te­re of­fi­zi­el­le In­for­ma­ti­ons­kanä­le zur Kennt­nis zu neh­men und zu be­fol­gen.

3 Er­tönt der Was­ser­alarm, so muss die Be­völ­ke­rung das ge­fähr­de­te Ge­biet so­fort ver­las­sen.

5. Abschnitt: Durchführung von Tests der Systeme zur Alarmierung und Information im Ereignisfall

Art. 32 Sirenentest  

1 Der Si­renen­test dient der Über­prü­fung der Sys­te­me des BABS zur Alar­mie­rung und In­for­ma­ti­on im Er­eig­nis­fall. Er er­folgt mit­tels akus­ti­scher Alar­mie­rungs- und an­de­rer Mel­dungs­zei­chen.

2 Er wird jähr­lich in der gan­zen Schweiz am ers­ten Mitt­woch im Fe­bru­ar zwi­schen 13.30 und 16.30 Uhr durch­ge­führt. Ein Sys­tem­test zur Vor­be­rei­tung fin­det jähr­lich in der gan­zen Schweiz am letz­ten Mitt­woch im No­vem­ber zwi­schen 13.30 und 16.00 Uhr statt.

3 Das BABS legt die Vor­ga­ben für den Si­renen­test fest. Es ist zu­stän­dig für die Kon­trol­le und die Aus­wer­tung der Tes­t­er­geb­nis­se so­wie die Be­he­bung der Män­gel. Es in­for­miert die Kan­to­ne über den Voll­zug.

4 Die Kan­to­ne stel­len si­cher:

a.
die Pla­nung, die Ko­or­di­na­ti­on und die Durch­füh­rung des Si­renen­tests so­wie die Wei­ter­lei­tung der Tes­t­er­geb­nis­se an das BABS;
b.
die Ko­or­di­na­ti­on zwi­schen Kan­tons­po­li­zei, Ge­mein­den und Be­trei­be­rin­nen von Stau­an­la­gen;
c.
min­des­tens al­le drei Jah­re die Aus­lö­sung der Si­re­nen vor Ort;
d.
min­des­tens al­le drei Jah­re die akus­ti­sche Prü­fung vor Ort;
e.
die Be­stä­ti­gung der Tes­t­er­geb­nis­se nach den Buch­sta­ben c und d im Alar­mie­rungs­sys­tem spä­tes­tens einen Mo­nat nach dem Test.

5 Die Be­trei­be­rin­nen von Stau­an­la­gen un­ter­stüt­zen die Kan­to­ne bei der Durch­füh­rung des Si­renen­tests.

6 Das BABS kann den Kan­to­nen in be­grün­de­ten Fäl­len er­lau­ben, die Tests nach Ab­satz 4 Buch­sta­ben c und d in län­ge­ren Ab­stän­den durch­zu­füh­ren.

7 Schutz­dienst­pflich­ti­ge kön­nen nur im Rah­men von Wie­der­ho­lungs­kur­sen nach Ar­ti­kel 53 BZG zur Durch­füh­rung von Tests auf­ge­bo­ten wer­den.

Art. 33 Ausserordentliche Sirenentests  

1 Das BABS kann aus­ser­or­dent­li­che Si­renen­tests an­ord­nen.

2 Plant ein Kan­ton, einen aus­ser­or­dent­li­chen Si­renen­test durch­zu­füh­ren, so hat er dies dem BABS zu be­an­tra­gen.

Art. 34 Systemtests  

1 Sys­tem­tests die­nen der Über­prü­fung der Sys­te­me des BABS zur Alar­mie­rung und In­for­ma­ti­on im Er­eig­nis­fall. Sie er­fol­gen oh­ne akus­ti­sches Alar­mie­rungs- oder an­de­res Mel­dungs­zei­chen.

2 Das BABS ist zu­stän­dig für die Sys­tem­tests. Es sorgt da­für, dass sie ein­heit­lich durch­ge­führt wer­den.

3 Die Kan­to­ne füh­ren min­des­tens fol­gen­de Sys­tem­tests durch:

a.
mo­nat­li­che Alar­mie­rungs­mel­dung durch die Haupt­kom­man­do­stel­le;
b.
quar­tals­wei­se Alar­mie­rungs­mel­dung durch al­le an­de­ren Kom­man­do­stel­len;
c.
quar­tals­wei­se Tests der Kom­man­do­ge­rä­te;
d.
mo­nat­li­che Tests der sta­tio­nären Si­re­nen;
e.
jähr­li­che Tests von in­ter­kan­to­na­len Dis­po­si­ti­ven.
Art. 35 Überprüfung der Alarmierungssysteme durch die Betreiberinnen von Stauanlagen  

1 Die Be­trei­be­rin­nen von Stau­an­la­gen tes­ten ih­re Aus­lö­se­ge­rä­te min­des­tens ein­mal pro Jahr.

2 Bei Kom­bi­si­re­nen ist min­des­tens ein­mal pro Mo­nat ein Ent­rie­ge­lungs- und Ver­rie­ge­lungs­test für die Aus­lö­sung des Was­ser­alarms durch­zu­füh­ren.

3 Zu­sätz­lich ist bei Stau­an­la­gen jähr­lich ein Test des Was­ser­alarm­dis­po­si­tivs durch­zu­füh­ren. Die Er­geb­nis­se des Tests sind dem Bund und den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Stel­len zu­zu­stel­len.

4 Das BABS re­gelt die tech­ni­schen Aspek­te der Sys­tem­tests bei Stau­an­la­gen.

Art. 36 Überprüfung der übrigen Systeme zur Alarmierung  

1 Das BABS und die Kan­to­ne kön­nen Tests durch­füh­ren an den üb­ri­gen Sys­te­men zur Alar­mie­rung und In­for­ma­ti­on im Er­eig­nis­fall.

2 Die Kan­to­ne in­for­mie­ren vor­gän­gig das BABS.

3 Die Tests müs­sen ein­deu­tig als sol­che er­kenn­bar sein.

Art. 37 Information der Öffentlichkeit  

1 Das BABS sorgt für die In­for­ma­ti­on der Be­völ­ke­rung über die Si­renen­tests auf na­tio­na­ler Ebe­ne, die Kan­to­ne für die In­for­ma­ti­on auf kan­to­na­ler, re­gio­na­ler und lo­ka­ler Ebe­ne.

2 Die In­for­ma­ti­on er­folgt so­wohl vor als auch wäh­rend den Tests.

3 Die Kan­to­ne stel­len die In­for­ma­ti­on der Be­hör­den in den von den Si­renen­tests be­trof­fe­nen grenz­na­hen aus­län­di­schen Ge­bie­ten si­cher.

Art. 38 Behebung von Mängeln  

1 Das BABS be­hebt die Män­gel an sei­nen Sys­te­men zur Alar­mie­rung und In­for­ma­ti­on im Er­eig­nis­fall.

2 Es sorgt da­für, dass Män­gel an den sta­tio­nären Si­re­nen in­ner­halb von zwei Mo­na­ten, nach­dem die Stö­rung er­kannt wur­de, be­ho­ben wer­den.

3 Die Kan­to­ne stel­len die Alar­mie­rung der Be­völ­ke­rung mit­hil­fe al­ter­na­ti­ver Alar­mie­rungs­dis­po­si­ti­ve si­cher, bis der Man­gel be­ho­ben ist.

6. Abschnitt: Besondere Bestimmungen zum Wasseralarm

Art. 39 Zuständigkeiten  

1 Die Be­trei­be­rin­nen von Stau­an­la­gen sor­gen in Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen für die Alar­mie­rungs­pla­nung des Was­ser­alarms und stel­len die Um­set­zung der in ih­rer Zu­stän­dig­keit lie­gen­den Aus­lö­sungs­dis­po­si­ti­ve si­cher.

2 Sie sor­gen für die Ein­satz­be­reit­schaft der Alar­mie­rungs­or­ga­ne nach den Vor­ga­ben des Bun­des­amts für Ener­gie (BFE).

3 Die Kan­to­ne in­for­mie­ren die Be­völ­ke­rung im Über­flu­tungs­ge­biet von Stau­an­la­gen vor­sorg­lich über das Ver­hal­ten und die Eva­kua­ti­ons­vor­schrif­ten bei Ge­fahr.

Art. 40 Wasseralarmzentrale  

1 Je­de Stau­an­la­ge nach Ar­ti­kel 11 des Stau­an­la­gen­ge­set­zes vom 1. Ok­to­ber 20108 muss über ei­ne Was­ser­alarm­zen­tra­le ver­fü­gen.

2 Die Was­ser­alarm­zen­tra­le muss aus­ser­halb der Über­flu­tungs­zo­ne in der Nä­he der Stau­an­la­ge mit Sicht auf das Ab­sperr­bau­werk lie­gen.

3 Ist das Ab­sperr­bau­werk von der Was­ser­alarm­zen­tra­le aus nicht sicht­bar, so ist zu­sätz­lich ein ge­schütz­ter Be­ob­ach­tungs­pos­ten er­for­der­lich.

4 Ab An­ord­nung der Ge­fah­renstu­fe 3 (Art. 24 Abs. 1) ist die Was­ser­alarm­zen­tra­le be­zie­hungs­wei­se der Be­ob­ach­tungs­pos­ten mit Per­so­nal zu be­set­zen.

8 SR 721.101

Art. 41 Standorte für die Auslösung des Sirenenalarms  

1 Die Si­re­nen müs­sen von zwei geo­gra­fisch ge­trenn­ten und ge­si­cher­ten Stand­orten aus je­der­zeit aus­ge­löst wer­den kön­nen. Ei­ner der Stand­orte muss sich in der Was­ser­alarm­zen­tra­le be­fin­den.

2 Der Stand­ort aus­ser­halb der Was­ser­alarm­zen­tra­le kann von meh­re­ren Be­trei­be­rin­nen von Stau­an­la­gen ge­mein­sam ge­nutzt wer­den.

3 Die Be­trei­be­rin­nen von Stau­an­la­gen stel­len si­cher, dass zwi­schen den Stand­orten zur Aus­lö­sung der Si­re­nen und der Ein­satz­zen­tra­le der Kan­tons­po­li­zei min­des­tens zwei von­ein­an­der un­ab­hän­gi­ge Sprach­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­bin­dun­gen be­ste­hen.

4 Sie sor­gen da­für, dass die Not­strom­ver­sor­gung der Sys­te­me zur Aus­lö­sung der Si­re­nen, des Was­ser­alarm­sys­tems und der Sprach­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­bin­dun­gen zur Kan­tons­po­li­zei für min­des­tens fünf Ta­ge si­cher­ge­stellt ist.

5 Zu­sätz­lich zu den Be­trei­be­rin­nen von Stau­an­la­gen stel­len die Stand­ort­kan­to­ne die Aus­lö­sung des Was­ser­alarms si­cher.

Art. 42 Alarmierung und Information  

1 Die Be­trei­be­rin­nen von Stau­an­la­gen stu­fen die von ei­ner Stau­an­la­ge aus­ge­hen­den Ge­fah­ren nach der Ska­la nach Ar­ti­kel 24 Ab­satz 1 ein.

2 Bei Ge­fah­renstu­fe 3 war­nen sie die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le.

3 Bei Ge­fah­renstu­fe 4 ge­hen die zu­stän­di­gen Stel­len wie folgt vor:

a.
Die Be­trei­be­rin der Stau­an­la­ge warnt die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le.
b.
Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le löst den all­ge­mei­nen Alarm aus und er­teilt der Be­völ­ke­rung Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen.

4 Bei Ge­fah­renstu­fe 5 ge­hen die zu­stän­di­gen Stel­len wie folgt vor:

a.
Die Be­trei­be­rin der Stau­an­la­ge löst den Was­ser­alarm aus und warnt die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le.
b.
Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le löst bei Be­darf in der Fern­zo­ne den all­ge­mei­nen Alarm aus und er­teilt der Be­völ­ke­rung Ver­hal­tens­an­wei­sun­gen.
c.
Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le löst den Was­ser­alarm in der Nah­zo­ne aus, wenn die Be­trei­be­rin der Stau­an­la­ge dies nicht kann.

5 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Stel­le in­for­miert die NAZ ab Stu­fe 3 über die An­pas­sung der Ge­fah­renstu­fe; die NAZ in­for­miert das BFE.

Art. 43 Kostentragung  

Die Be­trei­be­rin­nen von Stau­an­la­gen tra­gen die Kos­ten für ih­re In­fra­struk­tur und ihr Per­so­nal so­wie die Kos­ten für den Be­trieb und den Un­ter­halt der Sys­te­me zur Alar­mie­rung und In­for­ma­ti­on im Er­eig­nis­fall.

Art. 44 Regelung der technischen Aspekte  

Das BABS re­gelt die tech­ni­schen Aspek­te im Zu­sam­men­hang mit dem Was­ser­alarm­sys­tem.

4. Kapitel: Gemeinsame Kommunikationssysteme von Bund, Kantonen und Dritten

Art. 45 Zusammenarbeit und Koordination  

1 Die Eid­ge­nös­si­sche Kom­mis­si­on für Te­le­ma­tik im Be­reich Ret­tung und Si­cher­heit ko­or­di­niert die Auf­ga­ben des Bun­des, der Kan­to­ne, des Fürs­ten­tums Liech­ten­stein und der Or­ga­ni­sa­tio­nen für Ret­tung und Si­cher­heit zur Si­cher­stel­lung der ge­mein­sa­men Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me im Be­reich Ret­tung und Si­cher­heit.

2 Das BABS führt die Ge­schäfts­stel­le.

Art. 46 Aufgaben des BABS  

1 Das BABS stellt die ein­wand­freie Funk­ti­on der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me auf na­tio­na­ler Ebe­ne un­ter Be­rück­sich­ti­gung der bun­des­wei­ten Vor­ga­ben für In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gi­en si­cher.

2 Es ko­or­di­niert und steu­ert die Pro­jek­te im Be­reich der ge­mein­sa­men Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me.

3 Es stellt die Pla­nung, den Be­trieb, die In­stand­hal­tung und den Wert­er­halt sei­ner Sys­te­me si­cher.

4 Es stellt den tech­ni­schen Be­trieb, den Un­ter­halt und den Wert­er­halt der zen­tra­len Kom­po­nen­ten und der in sei­ner Zu­stän­dig­keit lie­gen­den de­zen­tra­len Kom­po­nen­ten si­cher.

5 Es re­gelt die tech­ni­schen Aspek­te; ins­be­son­de­re legt es die Rah­men­be­din­gun­gen für die Pla­nung und die Rea­li­sie­rung, den Be­trieb, die In­stand­hal­tung so­wie den Wert­er­halt der Sys­te­me un­ter Ein­be­zug der Sys­tem­nut­zer fest.

6 Es legt die Zah­lungs­mo­da­li­tä­ten für die Ent­schä­di­gung der Be­triebs­leis­tun­gen in Ab­spra­che mit den Nut­zern fest und re­gelt das In­kas­so.

7 Es kann zur Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach die­sem Ar­ti­kel an­de­re Stel­len des Bun­des und der Kan­to­ne so­wie Drit­te bei­zie­hen.

8 Es kann zu­sam­men mit den Part­nern im Be­völ­ke­rungs­schutz Aus­schrei­bun­gen durch­füh­ren und sorgt für die Ko­or­di­na­ti­on.

9Es kann die Schweiz in in­ter­na­tio­na­len Gre­mi­en ver­tre­ten.

Art. 47 Aufgaben der Kantone und Dritter  

1 Die Kan­to­ne und Drit­te stel­len die Pla­nung, die Be­schaf­fung, den Be­trieb, die In­stand­hal­tung und den Wert­er­halt ih­rer Teil­net­ze so­wie ih­rer lo­ka­len Sys­te­me ge­mä­ss den vom BABS de­fi­nier­ten Stan­dards si­cher.

2 Sie sor­gen für die Be­schaf­fung, den Be­trieb, die In­stand­hal­tung und den Wert­er­halt ih­rer End­ge­rä­te.

3 Sie stel­len die Not­strom­ver­sor­gung und an­de­re Um­sys­te­me so­wie den Zu­tritt der ak­kre­di­tier­ten Part­ner­fir­men an den Stand­orten der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me si­cher.

4 Die Kan­to­ne stel­len bei Be­darf ih­re Netz­werk­ver­bin­dun­gen si­cher.

5 Für die Mit­be­nut­zung von Sen­de­stand­orten, An­ten­nen, Not­strom­ver­sor­gung und an­de­ren Um­sys­te­men so­wie Glas­fa­ser- und Richt­funk­ver­bin­dun­gen beim mo­bi­len Si­cher­heits­funk­sys­tem kann auf ei­ne Ver­rech­nung der Kos­ten ver­zich­tet wer­den, so­fern im Ge­gen­zug die Kan­to­ne und Drit­ten als Teil­netz­be­trei­ber für ih­re Netz­kom­po­nen­ten eben­falls ei­ne kos­ten­lo­se Mit­be­nut­zung ge­wäh­ren.

Art. 48 Mobiles Sicherheitsfunksystem  

1 Das BABS ist für die Über­füh­rung des ge­sam­ten mo­bi­len Si­cher­heits­funk­sys­tems auf neue Tech­no­lo­gi­en zu­stän­dig und stellt den Par­al­lel­be­trieb der zen­tra­len Kom­po­nen­ten wäh­rend der Um­stel­lungs­pha­se si­cher.

2 Der Bund, die Kan­to­ne und Drit­te stel­len ih­re Teil­net­ze auf die neu­en Tech­no­lo­gi­en um und stel­len de­ren Par­al­lel­be­trieb wäh­rend der Um­stel­lungs­pha­se si­cher.

Art. 49 Nationales sicheres Datenverbundsystem und nationales Lageverbundsystem  

1 Das BABS stellt für das na­tio­na­le si­che­re Da­ten­ver­bund­sys­tem und das na­tio­na­le La­ge­ver­bund­sys­tem dem Bun­des­stab Be­völ­ke­rungs­schutz die End­ge­rä­te zur Ver­fü­gung.

2 Es ent­schei­det über die Frei­ga­be von Stand­orten, die Bund und Drit­te an das si­che­re Da­ten­ver­bund­netz an­sch­lies­sen wol­len. Es ge­neh­migt die Frei­ga­be im Rah­men der tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten, so­fern die Netz­an­bin­dung dem Be­völ­ke­rungs­schutz dient.

3 Die Kan­to­ne müs­sen min­des­tens einen Stand­ort an­sch­lies­sen und be­trei­ben.

Art. 50 Mobiles breitbandiges Sicherheitskommunikationssystem  

Das BABS ko­or­di­niert im Be­reich des mo­bi­len breit­ban­di­gen Si­cher­heits­kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­tems die Zu­sam­men­ar­beit mit und un­ter den Kan­to­nen, an­de­ren Bun­des­stel­len, den Mo­bil­funkan­bie­tern, den Sys­tem­her­stel­lern und wei­te­ren Stel­len.

5. Kapitel: Ausbildung

Art. 51 Ausbildungsangebote zur Vorsorge und Bewältigung von bevölkerungsschutzrelevanten Ereignissen  

1 Das BABS bie­tet Aus­bil­dun­gen im Be­reich der Füh­rung, der Füh­rungs­un­ter­stüt­zung und des ABC-Schut­zes an; es kann Aus­bil­dun­gen zu wei­te­ren The­men zur Vor­sor­ge und Be­wäl­ti­gung von be­völ­ke­rungs­schutz­re­le­van­ten Er­eig­nis­sen an­bie­ten.

2 Das An­ge­bot im Be­reich der Füh­rung, der Füh­rungs­un­ter­stüt­zung und des ABC-Schut­zes um­fasst die Grund­aus­bil­dung und die Wei­ter­bil­dung von An­ge­hö­ri­gen von Füh­rungs­or­ga­nen so­wie Übun­gen zum Trai­ning der in­ter­dis­zi­pli­nären Zu­sam­men­ar­beit von Füh­rungs­or­ga­nen.

3 Aus­bil­dun­gen zu wei­te­ren The­men zur Vor­sor­ge und Be­wäl­ti­gung von be­völ­ke­rungs­schutz­re­le­van­ten Er­eig­nis­sen rich­ten sich ins­be­son­de­re an An­ge­hö­ri­ge der da­für zu­stän­di­gen Stel­len von Bund und Kan­to­nen.

Art. 52 Ausbildungsangebote zum Umgang mit Alarmierungs-, Warn- und Kommunikationssystemen des Bundes  

1 Das BABS bie­tet Aus­bil­dun­gen für den Um­gang mit Sys­te­men zur War­nung der Be­hör­den und Alar­mie­rung der Be­völ­ke­rung so­wie mit wei­te­ren Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­men des Bun­des im Be­völ­ke­rungs­schutz an.

2 Die Aus­bil­dun­gen um­fas­sen die tech­ni­schen Aspek­te der Kon­fi­gu­ra­ti­on, den Be­trieb, die Über­wa­chung der Sys­tem­kom­po­nen­ten und die Sys­tem­nut­zung für Aus­bil­der und Aus­bil­de­rin­nen so­wie für Sys­tem- und Netz­ver­ant­wort­li­che.

3 Die Kan­to­ne sind zu­stän­dig für die Aus­bil­dung der Sys­tem­nut­zer und Sys­tem­nut­ze­rin­nen.

Art. 53 Kostentragung  

1 Das Aus­bil­dungs­an­ge­bot des BABS ist kos­ten­pflich­tig.

2 Für die Aus­bil­dung der fol­gen­den Per­so­nen wer­den kei­ne Kos­ten er­ho­ben:

a.
An­ge­hö­ri­ge von kan­to­na­len Füh­rungs­or­ga­nen und kan­to­na­len Stel­len für den Be­völ­ke­rungs­schutz;
b.
Aus­bil­der und Aus­bil­de­rin­nen so­wie Sys­tem- und Netz­ver­ant­wort­li­che im Auf­trag der Be­hör­den und Or­ga­ni­sa­tio­nen für Ret­tung und Si­cher­heit für Aus­bil­dungs­an­ge­bo­te zum Um­gang mit Alar­mie­rungs-, Warn- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­men des Bun­des;
c.
An­ge­stell­te der Bun­des­ver­wal­tung.

3 Für die Un­ter­kunft und die Ver­pfle­gung von Per­so­nen nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben a und b, die im Aus­bil­dungs­zen­trum des BABS einen Kurs be­su­chen, wer­den kei­ne Kos­ten er­ho­ben.

4 Re­gio­na­len und kom­mu­na­len Füh­rungs­or­ga­nen, An­ge­hö­ri­gen von Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen des Be­völ­ke­rungs­schut­zes und von Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren so­wie Drit­ten steht das Aus­bil­dungs­an­ge­bot des BABS im Rah­men der vor­han­de­nen Ka­pa­zi­tä­ten kos­ten­pflich­tig zur Ver­fü­gung.

5 Das BABS kann ei­ne ab­wei­chen­de Kos­ten­tra­gung ver­ein­ba­ren.

Art. 54 Koordinationsorgan  

1 Das Ko­or­di­na­ti­ons­or­gan «Aus­bil­dung Be­völ­ke­rungs­schutz und Übun­gen» ko­or­di­niert die Aus­bil­dung und die gros­sen Übun­gen im Ver­bund­sys­tem Be­völ­ke­rungs­schutz.

2 Es setzt sich zu­sam­men aus Ver­tre­tern und Ver­tre­te­rin­nen fol­gen­der Stel­len:

a.
des BABS, der Ar­mee, des Bun­des­amts für Zi­vil­dienst und der Bun­des­kanz­lei;
b.
der Kan­to­ne;
c.
der Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen im Be­völ­ke­rungs­schutz.

3 Es kann Drit­te oder wei­te­re Stel­len bei­zie­hen.

4 Das Ko­or­di­na­ti­ons­or­gan kann Fach- und Pro­jekt­grup­pen für die Be­ar­bei­tung ge­mein­sa­mer Aus­bil­dungs­fra­gen ein­set­zen.

5 Das BABS hat den Vor­sitz. Es führt die Ge­schäfts­stel­le.

6. Kapitel: Datenschutz

1. Abschnitt: Informationssystem «elektronische Lagedarstellung Bevölkerungsschutz»

Art. 55  

1 Das BABS be­treibt für den La­ge­ver­bund «be­völ­ke­rungs­schutz­re­le­van­te La­ge» das In­for­ma­ti­ons­sys­tem «elek­tro­ni­sche La­ge­dar­stel­lung Be­völ­ke­rungs­schutz» (ELD).

2 Es wer­den fol­gen­de Da­ten er­fasst:

a.
Na­me der am La­ge­ver­bund teil­neh­men­den Or­ga­ni­sa­tio­nen;
b.
Na­men, Vor­na­men, Ge­schlecht, Ge­schäfts-E-Mail so­wie Ge­schäfts- und Mo­bil­te­le­fon­num­mer der Nut­zer und Nut­ze­rin­nen;
c.
Na­me und Zu­stand des Be­triebs, von dem ei­ne aku­te Ge­fahr für die Be­völ­ke­rung aus­geht;
d.
Zu­stand der In­fra­struk­tur bei ei­nem be­völ­ke­rungs­schutz­re­le­van­ten Er­eig­nis;
e.
wei­te­re für den Be­völ­ke­rungs­schutz re­le­van­te In­for­ma­tio­nen.

3 Das BABS be­schafft die Da­ten bei den am La­ge­ver­bund teil­neh­men­den Or­ga­ni­sa­tio­nen.

4 Es gibt die Da­ten den am La­ge­ver­bund teil­neh­men­den Or­ga­ni­sa­tio­nen im Ab­ruf­ver­fah­ren be­kannt.

5 Da­ten von na­tür­li­chen Per­so­nen wer­den min­des­tens so lan­ge auf­be­wahrt, wie die be­tref­fen­de Per­son Zu­gang zum ELD hat. Sie wer­den spä­tes­tens zwei Jah­re nach der Be­en­di­gung der Aus­übung der Funk­ti­on ge­löscht.

6 Da­ten von Er­eig­nis­sen wer­den min­des­tens so lan­ge auf­be­wahrt, wie die Aus­wer­tung des Er­eig­nis­ses dau­ert. Sie wer­den spä­tes­tens zehn Jah­re nach dem Ab­schluss des Er­eig­nis­ses ge­löscht.

2. Abschnitt: Informationssystem zur Führung des Inventars kritischer Infrastrukturen

Art. 56 Zuständigkeit  

1 Das BABS er­fasst in ei­nem In­ven­tar die Ob­jek­te kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren, die als stra­te­gisch wich­tig gel­ten; es legt da­zu die Kri­te­ri­en fest.

2 Es be­treibt ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem zur Füh­rung des In­ven­tars.

Art. 57 Im Inventar erfasste Daten  

Im In­for­ma­ti­ons­sys­tem nach Ar­ti­kel 56 Ab­satz 2 wer­den fol­gen­de Da­ten er­fasst:

a.
Be­zeich­nung und Stand­ort des kri­ti­schen Ob­jekts;
b.
Na­me, Ge­schäfts­adres­se, Ge­schäfts-E-Mail, Ge­schäfts­te­le­fon­num­mer und Pi­kett­stel­len­te­le­fon­num­mer der Ob­jekt­be­trei­be­rin;
c.
Na­me, Vor­na­me, Ar­beit­ge­ber, be­ruf­li­che Funk­ti­on, Ge­schäfts­adres­se, Ge­schäfts-E-Mail, Ge­schäfts­te­le­fon­num­mer, Ge­schäfts­mo­bil­te­le­fon­num­mer der für das Ob­jekt zu­stän­di­gen Kon­takt­per­son;
d.
Na­me, Ge­schäfts­adres­se, Ge­schäfts-E-Mail und Ge­schäfts­te­le­fon­num­mer des Ei­gen­tü­mers des Ob­jekts;
e.
Na­me, Vor­na­me, Ar­beit­ge­ber, be­ruf­li­che Funk­ti­on, Ge­schäfts­adres­se, Ge­schäfts-E-Mail, Ge­schäfts­te­le­fon­num­mer und Ge­schäfts­mo­bil­te­le­fon­num­mer der Kon­takt­per­son des Ex­per­ten­ko­mi­tees, das für die Ob­jek­ti­den­ti­fi­ka­ti­on zu­stän­dig war;
f.
Na­me, Vor­na­me, Ar­beit­ge­ber, be­ruf­li­che Funk­ti­on, Ge­schäfts­adres­se, Ge­schäfts-E-Mail, Ge­schäfts­te­le­fon­num­mer und Mo­bil­te­le­fon­num­mer der für das Ob­jekt­dos­sier ver­ant­wort­li­chen Per­son;
g.
Na­me und Vor­na­me der für Pla­nun­gen ver­ant­wort­li­chen Per­son bei der Ob­jekt­be­trei­be­rin oder an­de­ren Or­ga­ni­sa­tio­nen;
h.
Na­me, Vor­na­me, Ge­schäfts-E-Mail und Ge­schäfts­te­le­fon­num­mer der Kon­takt­per­son mi­li­tä­ri­scher Un­ter­künf­te.
Art. 58 Datenbeschaffung und -bekanntgabe  

1 Das BABS be­schafft die Da­ten für das In­for­ma­ti­ons­sys­tem nach Ar­ti­kel 56 Ab­satz 2 bei den Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren, den zu­stän­di­gen Ver­bän­den und den zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des und der Kan­to­ne.

2 Es gibt die Da­ten den Be­trei­be­rin­nen kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren, den zu­stän­di­gen Ver­bän­den und den für den Schutz kri­ti­scher In­fra­struk­tu­ren zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des und der Kan­to­ne be­kannt.

Art. 59 Datenaufbewahrung  

1 Die Da­ten na­tür­li­cher Per­so­nen wer­den min­des­tens so lan­ge im In­for­ma­ti­ons­sys­tem nach Ar­ti­kel 56 Ab­satz 2 auf­be­wahrt, wie die be­tref­fen­de Per­son ih­re Funk­ti­on im Zu­sam­men­hang mit dem Schutz der kri­ti­schen In­fra­struk­tur in­ne­hat. Sie wer­den spä­tes­tens zwei Jah­re nach der Be­en­di­gung der Aus­übung der Funk­ti­on aus dem In­for­ma­ti­ons­sys­tem ge­löscht.

2 Die Da­ten der Ob­jek­te wer­den min­des­tens so lan­ge im In­for­ma­ti­ons­sys­tem auf­be­wahrt, wie das be­tref­fen­de Ob­jekt als Ob­jekt ei­ner kri­ti­schen In­fra­struk­tur mit stra­te­gisch wich­ti­ger Be­deu­tung gilt. Sie wer­den spä­tes­tens vier Jah­re nach der Auf­he­bung der Be­zeich­nung aus dem In­for­ma­ti­ons­sys­tem ge­löscht.

7. Kapitel: Eigentumsbeschränkungen

Art. 60  

1 Ei­gen­tü­mer und Ei­gen­tü­me­rin­nen so­wie Mie­ter und Mie­te­rin­nen müs­sen auf ih­ren Grund­stücken Fol­gen­des dul­den:

a.
dem Be­völ­ke­rungs­schutz die­nen­de amt­li­che Hand­lun­gen;
b.
In­fra­struk­tu­ren zur War­nung und Alar­mie­rung;
c.
In­fra­struk­tu­ren für die ge­mein­sa­men Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­te­me des Bun­des, der Kan­to­ne und Drit­ter.

2 Der Bund leis­tet bei pri­va­ten Lie­gen­schaf­ten ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für die all­fäl­li­ge Wert­min­de­rung, die Nut­zung des Stand­orts und die Strom­kos­ten. Die Ent­schä­di­gung wird ein­ma­lig aus­be­zahlt und be­trägt höchs­tens 5000 Fran­ken für ei­ne Nut­zungs­dau­er von 25 Jah­ren. Die Nut­zung von Lie­gen­schaf­ten im Ei­gen­tum der Kan­to­ne und Ge­mein­den wird nicht ent­schä­digt.

3 Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen und Haf­tung für In­fra­struk­tu­ren des mo­bi­len Si­cher­heits­funk­sys­tems rich­ten sich nach dem Fern­mel­de­ge­setz vom 30. April 19979.

8. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 61 Vollzug  

1 Das BABS voll­zieht die­se Ver­ord­nung, so­weit der Voll­zug nicht Sa­che an­de­rer Bun­des­stel­len, der Kan­to­ne oder der Ge­mein­den ist.

2 Es übt die Auf­sicht ge­gen­über den Kan­to­nen und Ge­mein­den im Be­reich des Be­völ­ke­rungs­schut­zes aus.

Art. 62 Aufhebung und Änderung anderer Erlasse  

Die Auf­he­bung und die Än­de­rung an­de­rer Er­las­se sind in An­hang 3 ge­re­gelt.

Art. 63 Übergangsbestimmungen  

1 Das BABS ver­gü­tet den Kan­to­nen im Rah­men von Ar­ti­kel 99 Ab­satz 1 BZG höchs­tens die tat­säch­lich ent­stan­de­nen Auf­wen­dun­gen. Es kann die Ent­schä­di­gung pau­schal fest­le­gen und tech­ni­sche Vor­ga­ben er­las­sen.

2 Die Über­tra­gung des Ei­gen­tums an den Si­re­nen auf das BABS er­folgt spä­tes­tens vier Jah­re nach In­kraft­tre­ten die­ser Ver­ord­nung. Die Über­tra­gung ist mit dem BABS min­des­tens 18 Mo­na­te im Vor­aus ab­zu­spre­chen.

3 Die Kan­to­ne blei­ben bis zur Über­tra­gung des Ei­gen­tums an den Si­re­nen auf das BABS für die Be­reit­stel­lung und die tech­ni­sche Steue­rung zu­stän­dig.

4 Die Kan­to­ne und Ge­mein­den sind zu­stän­dig für die frist­ge­rech­te Auf­lö­sung der War­tungs­ver­trä­ge für ih­re Si­re­nen.

Art. 64 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 2021 in Kraft.

Anhang 1

(Art. 2 Abs. 4 Bst. b und 7 Abs. 1 Bst. a)

Probenahme- und Messorganisation

1. Die Probenahme- und Messorganisation besteht aus den Stellen des Bundes und der Kantone, die über Messmittel zur ständigen Überwachung der Radioaktivität, mobile Messmittel zur Abklärung der Radioaktivität oder über Messlaboratorien zur Analyse von Radioaktivität verfügen.

2. Zur ständigen Überwachung der Radioaktivität im Gelände, in der Luft sowie im Gewässer dienen insbesondere folgende Messnetze:

das Netz für die automatische Dosisleistungsalarmierung und -messung in der Schweiz, in der Zuständigkeit der NAZ;
das Messnetz für die automatische Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke, in der Zuständigkeit des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats;
das Messnetz zur kontinuierlichen Überwachung der Radioaktivität in der Luft, in der Zuständigkeit des Bundesamts für Gesundheit (BAG);
das Messnetz zur kontinuierlichen Überwachung der Radioaktivität in Gewässern, in der Zuständigkeit des BAG.

3. Zur Abklärung der Radioaktivität in der Umwelt sowie in Personen dienen insbesondere folgende mobile Messmittel:

die kantonalen Messunterstützungen zugunsten des BABS (KAMU NAZ);
mobile Probenahme- und Messequipen;
Messmittel zur Messung von Radioaktivität aus der Luft mit Armeehelikoptern und Drohnen;
militärische Messmittel und -equipen zur Messung von Radioaktivität am Boden und aus der Luft;
Mittel für Personenmessungen, Portalmonitoren und Ganzkörpermessstellen.

4. Zur Analyse der Radioaktivität in Umweltproben, Lebens- und Futtermitteln sowie im Trink- und Tränkewasser dienen insbesondere folgende Messlaboratorien:

das Labor Spiez;
die Sektion Umweltradioaktivität des BAG;
die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz;
das Paul-Scherrer-Institut;
die Messlaboratorien der Kantone.

5. Das BABS und das BAG sorgen in Zusammenarbeit mit den Kantonen für die Einsatzbereitschaft der kantonalen Probenahme- und Messorganisa­tionen.

6. Die Armee kann die Messequipen und Messlaboratorien des Bundes unterstützen.

7. Das BABS kann die Probenahme- und Messorganisation mit weiteren Stellen ergänzen. Es schliesst dazu Verträge ab.

8. Nimmt die Schweiz internationale Hilfe an, so lässt die NAZ diese Mittel der Probenahme- und Messorganisation zukommen.

9. Das BABS sorgt zusammen mit dem BAG für die Erarbeitung der technischen und operationellen Dokumentation für den Einsatz der Probenahme- und Messorganisation.

Anhang 2

(Art. 7 Abs. 2)

Dosis-Massnahmenkonzept

1. Das Dosis-Massnahmenkonzept (DMK) bildet für die NAZ die Grundlage für die Anordnung von Sofortmassnahmen bei einer unmittelbaren Gefährdung der Bevölkerung durch ein Ereignis mit erhöhter Radioaktivität. Das Ziel der Sofortmassnahmen ist es, das gesundheitliche Risiko der Bevölkerung zu minimieren.

2. Sofortmassnahmen sind zu treffen, wenn es bei einem Ereignis mit erhöhter Radioaktivität wahrscheinlich ist, dass die Referenzwerte für Notfall-Expositionssituationen für die Bevölkerung (Art. 133 der Strahlenschutzverordnung vom 26. April 201710) überschritten werden. Werden die Referenzwerte nicht überschritten, so ist die Strahlenexposition der Bevölkerung so weit als möglich und sinnvoll zu reduzieren (Art. 4 der Strahlenschutzverordnung).

3. Nach Eintritt des Ereignisses werden Sofortmassnahmen nach Tabelle 1 oder 2 angeordnet. Es werden zuerst einschneidende Massnahmen angeordnet; anschliessend können sie je nach Lage wieder gelockert werden. Die angeordneten Sofortmassnahmen werden im Sinne einer Erfolgskontrolle überprüft, mit den jeweils neusten Dosisbilanzen, Prognosen und Ereignisdaten im Rahmen des DMK korreliert und nötigenfalls den neuen Gegebenheiten angepasst.

4. Überschreitet die ohne Anordnung von Schutzmassnahmen erwartete Dosis der am meisten exponierten Personen der Bevölkerung (effektive Individualdosis bzw. Schilddrüsendosis) die Schwellenwerte nach Tabelle 1, so werden die entsprechenden Sofortmassnahmen angeordnet.

5. Die Bevölkerung wird informiert, wenn die Dosis von 1 mSv überschritten wird. Die Information wird mit Verhaltensempfehlungen verbunden, insbesondere zum Schutz der vulnerablen Bevölkerungsgruppen.

6. Ist aufgrund der Art des Ereignisses die dringliche Anordnung von Schutzmassnahmen erforderlich und kann die Tabelle 1 nicht angewendet werden, so sind Sofortmassnahmen nach Tabelle 2 anzuordnen.

7. Sofortmassnahmen nach Tabelle 1 oder 2 werden angeordnet, wenn sie geeignet und erforderlich sind, um das gesundheitliche Risiko der exponierten Bevölkerung zu verringern. Dabei werden berücksichtigt:

die Gesamtlage;
die möglichen Entwicklungen der radiologischen Lage;
die vermiedene und die verbleibende Dosis;
mögliche negative Auswirkungen der Massnahmen;
die Durchführbarkeit der Massnahmen;
die verfügbare Zeit zur Umsetzung der Massnahmen;
die Abstimmung mit den betroffenen Nachbarländern;
wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen.

8. Für diejenigen Gebiete, in denen Schutzmassnahmen für die Bevölkerung ergriffen wurden, sowie für Gebiete in Abwindrichtung kann ein Ernte- und Weideverbot angeordnet werden. Es werden zuerst einschneidende Massnahmen angeordnet; anschliessend können die Massnahmen je nach Lage wieder gelockert werden. Die übrigen Massnahmen richten sich nach der Landwirtschafts- und Lebensmittelgesetzgebung.

Tabelle 1: Dosisschwellen

Sofortmassnahmen

Dosis

Dosisschwelle

Integrationszeit

Geschützter Aufenthalt
(im Haus, Keller oder
Schutzraum)

E Ext + Inh

10 mSv

7 Tage

Einnahme von Jodtabletten

H Sch, Inh, Jod

50 mSv

7 Tage

Vorsorgliche Evakuierung oder geschützter Aufenthalt

E Ext + Inh

100 mSv

7 Tage

Dosis: Als Dosis gilt in allen Fällen die Dosis, die durch Exposition oder Inkorporation im Freien innerhalb von 7 Tagen nach dem Ereignis ohne die in Betracht gezogene Schutzmassnahme zu erwarten ist.

Integrationszeit: Angenommene Dauer der gefährdenden Freisetzung. Dauert diese länger als 7 Tage, so gilt die effektive Freisetzungsdauer als Integrationszeit.

mSv: Millisievert

E Ext + Inh: Effektive Dosis aus externer Bestrahlung und Inhalation im Freien.

H Sch, Inh, Jod: Schilddrüsendosis aus der Inhalation von radioaktivem Jod im Freien.

Tabelle 2: Sofortmassnahmen ohne Dosisschwellen

Ereignis

Kriterium*

Sofortmassnahmen

Terroranschlag

Explosion mit unklarer Situation

Absperrungen: mind. 100 m (Gefahrenzone) / 500 m (Sperrzone)
Geschützter Aufenthalt für Anwohner/innen / Bevölkerung innerhalb der Absperrungen

Ereignis mit hochradio­aktiver Quelle

Explosion, Grossbrand

Anschlag auf Transport

Explosion bei Transport mit hochradioaktiven Stoffen

Ereignis Kernanlage

Schneller Störfall

Zone 1: Geschützter Aufenthalt

Vermutete
Kernschmelze**

Zone 1: Vorsorgliche Evakuierung bzw. geschützter Aufenthalt und Einnahme von Jodtabletten

Zone 2: Geschützter Aufenthalt und Einnahme von Jodtabletten

A-Waffen-Explosion

Explosion grenznah oder in der Schweiz

Geschützter Aufenthalt in Abwindrichtung (ganze Schweiz)

*
Neben den hier aufgeführten Kriterien sind auch alle weiteren verfügbaren Informationen zu berücksichtigen, insbesondere Meteorologie und erste Messwerte. Sobald bessere Grundlagen vorliegen, werden die Sofortmassnahmen überprüft und bei Bedarf angepasst.
**
Die Zuständigkeiten für die Beurteilung richten sich nach der Notfallschutzverordnung vom 14. November 201811.

Anhang 3

(Art. 62)

Aufhebung und Änderung anderer Erlasse

I

Die folgenden Erlasse werden aufgehoben:

1.
Alarmierungs- und Sicherheitsfunkverordnung vom 18. August 201012;
2.
Verordnung des VBS vom 27. Januar 201713 über die Durchführung von Tests der Systeme zur Alarmierung der Bevölkerung;
3.
Verordnung vom 17. Oktober 200714 über die Nationale Alarmzentrale;
4.
Verordnung vom 9. November 201115 über die Koordination der Telematik der Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit;
5.
Verordnung vom 14. Dezember 199516 über den Einsatz militärischer Mittel im Rahmen des koordinierten AC Schutzes und zugunsten der Nationalen Alarmzentrale.

II

Die nachstehenden Erlasse werden wie folgt geändert:

...17

12 [AS 2010 51795191Art. 20 Ziff. 2, 2013 4475, 2017 605, 2018 4953Anhang 5 Ziff. II 1]

13 [AS 2017 609]

14 [AS 2007 4953, 2010 5395Anhang 2 Ziff. II 2, 2018 1093Anhang 2 Ziff. II 2 4953 Anhang 5 Ziff. II 2]

15 [AS 2011 5247]

16 [AS 1996 440]

17 Die Änderungen können unter AS 2020 5087konsultiert werden.

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