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Verordnung
über vorrangige Transporte in Ausnahmesituationen
(VVTA)

vom 28. August 2019 (Stand am 1. November 2019)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 97 des Eisenbahngesetzes vom 20. Dezember 19571 (EBG),
Artikel 6 Absatz 2 des Gütertransportgesetzes vom 25. September 20152,
Artikel 41 des Personenbeförderungsgesetzes vom 20. März 20093 (PBG),
Artikel 150 Absatz 1 des Militärgesetzes vom 3. Februar 19954
sowie die Artikel 27 und 57 Absatz 1 des Landesversorgungsgesetzes
vom 17. Juni 20165,

verordnet:

1

Art. 1 Gegenstand  

Die­se Ver­ord­nung re­gelt die An­ord­nung vor­ran­gi­ger Trans­por­te in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen so­wie die Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung sol­cher Trans­por­te.

Art. 2 Ausnahmesituationen  

Als Aus­nah­me­si­tua­tio­nen gel­ten:

a.
Si­tua­tio­nen, in de­nen ge­wis­se Staats­auf­ga­ben mit den nor­ma­len Ver­wal­tungs­ab­läu­fen nicht mehr be­wäl­tigt wer­den kön­nen (be­son­de­re La­gen);
b.
Si­tua­tio­nen, in de­nen in zahl­rei­chen Be­rei­chen und Sek­to­ren nor­ma­le Ver­wal­tungs­ab­läu­fe nicht ge­nü­gen, um die Pro­ble­me und Her­aus­for­de­run­gen der Re­gie­rungs­tä­tig­keit zu be­wäl­ti­gen (aus­ser­or­dent­li­che La­gen);
c.
er­heb­li­che Ge­fähr­dun­gen der wirt­schaft­li­chen Lan­des­ver­sor­gung mit un­mit­tel­bar dro­hen­den, gros­sen volks­wirt­schaft­li­chen Schä­den oder er­heb­li­che Stö­run­gen der wirt­schaft­li­chen Lan­des­ver­sor­gung (schwe­re Man­gel­la­gen);
d.
na­tur-, tech­nik- oder ge­sell­schafts­be­ding­te Er­eig­nis­se mit kan­to­na­len, in­ter­kan­to­na­len, lan­des­wei­ten oder in­ter­na­tio­na­len Aus­wir­kun­gen auf die Be­völ­ke­rung, de­ren Le­bens­grund­la­gen oder de­ren Ver­sor­gung mit le­bens­wich­ti­gen Gü­tern und Dienst­leis­tun­gen;
e.
si­cher­heits­po­li­ti­sche Be­dro­hun­gen und Ge­fah­ren in der Schweiz und im grenz­na­hen Aus­land;
f.
Ver­tei­di­gung des Lan­des und sei­ner Be­völ­ke­rung oder Un­ter­stüt­zung zi­vi­ler Be­hör­den, wenn de­ren Mit­tel nicht mehr aus­rei­chen.
Art. 3 Geltungsbereich  

1 Die­se Ver­ord­nung gilt für Un­ter­neh­men mit:

a.
ei­ner Per­so­nen­be­för­de­rungs­kon­zes­si­on nach Ar­ti­kel 6 PBG;
b.
ei­ner In­fra­struk­tur­kon­zes­si­on und Si­cher­heits­ge­neh­mi­gung nach Ar­ti­kel 5 EBG;
c.
ei­ner Netz­zu­gangs­be­wil­li­gung und Si­cher­heits­be­schei­ni­gung nach Ar­ti­kel 8c EBG.

2 Sie gilt nicht für Trans­por­te auf Stre­cken oh­ne Er­schlies­sungs­funk­ti­on nach Ar­ti­kel 3 PBG und Ar­ti­kel 5 der Ver­ord­nung vom 4. No­vem­ber 20096 über die Per­so­nen­be­för­de­rung.

Art. 4 Befreiung von der Pflicht zur Durchführung vorrangiger Transporte  

Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on kann ein Un­ter­neh­men auf An­trag von der Pflicht zur Durch­füh­rung vor­ran­gi­ger Trans­por­te be­frei­en, wenn dem Un­ter­neh­men für die Be­wäl­ti­gung von Aus­nah­me­si­tua­tio­nen nach­weis­lich kei­ne Be­deu­tung zu­kommt.

Art. 5 Anordnung  

Die Durch­füh­rung vor­ran­gi­ger Trans­por­te an­ord­nen kön­nen:

a.
die mit Auf­ga­ben des Be­völ­ke­rungs­schut­zes be­trau­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen von Bund und Kan­to­nen: zum Schutz der Be­völ­ke­rung oder der Le­bens­grund­la­gen;
b.
die mit Auf­ga­ben der wirt­schaft­li­chen Lan­des­ver­sor­gung be­trau­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen und Un­ter­neh­men: zur Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung und der Wirt­schaft mit le­bens­wich­ti­gen Gü­tern und Dienst­leis­tun­gen;
c.
die Ar­mee: zur Un­ter­stüt­zung der zi­vi­len Be­hör­den oder zur Ver­tei­di­gung des Lan­des und sei­ner Be­völ­ke­rung.
Art. 6 Koordination der Transporte  

1 Die Schwei­ze­ri­schen Bun­des­bah­nen (SBB) ko­or­di­nie­ren in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen die Durch­füh­rung der vor­ran­gi­gen Trans­por­te mit den an­de­ren In­fra­struk­tur­be­trei­be­rin­nen und den Ei­sen­bahn­ver­kehrs­un­ter­neh­men dis­kri­mi­nie­rungs­frei, ins­be­son­de­re be­züg­lich der Ver­kehrs­füh­rung und der Fahr­plä­ne.

2 Die Post­Au­to AG ko­or­di­niert in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen die Durch­füh­rung der vor­ran­gi­gen Trans­por­te zwi­schen den kon­zes­sio­nier­ten Trans­port­un­ter­neh­men für den re­gio­na­len öf­fent­li­chen Per­so­nen­ver­kehr und den öf­fent­li­chen Orts­ver­kehr auf der Stras­se dis­kri­mi­nie­rungs­frei, ins­be­son­de­re be­züg­lich der ver­füg­ba­ren Trans­port­ka­pa­zi­tä­ten und der Fahr­plä­ne.

Art. 7 Entscheid über Transportprioritäten  

1 Rei­chen in ei­ner Aus­nah­me­si­tua­ti­on die Tras­sen oder die Trans­port­mit­tel der Un­ter­neh­men für die Durch­füh­rung der vor­ran­gi­gen Trans­por­te nach­weis­lich nicht mehr aus, so ent­schei­det das Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) nach Rück­spra­che mit al­len Be­tei­lig­ten über die Trans­port­prio­ri­tä­ten.

2 Vor­be­hal­ten bleibt die Ent­schei­dungs­be­fug­nis der Ar­mee im Fall der Ver­tei­di­gung des Lan­des und sei­ner Be­völ­ke­rung.

Art. 8 Vorbereitungsmassnahmen  

1 Die Un­ter­neh­men müs­sen für die Aus­nah­me­si­tua­tio­nen Vor­be­rei­tungs­mass­nah­men tref­fen, da­mit sie mit den vor­han­de­nen Mit­teln vor­ran­gi­ge Trans­por­te durch­füh­ren und die üb­ri­gen Trans­port­dienst­leis­tun­gen so weit wie mög­lich auf­recht­er­hal­ten kön­nen.

2 Die Vor­be­rei­tungs­mass­nah­men müs­sen ge­eig­net sein, je nach Aus­nah­me­si­tua­ti­on den not­wen­di­gen Per­so­nen- und Gü­ter­ver­kehr rund um die Uhr si­cher­stel­len zu kön­nen.

3 Sie sind ins­be­son­de­re in den Be­rei­chen Si­cher­stel­lung des be­triebs­not­wen­di­gen Per­so­nals und Be­reit­stel­lung der be­triebs­not­wen­di­gen Mit­tel zu tref­fen. Da­bei sind die Er­for­der­nis­se der Ver­kehrs- und Be­triebs­si­cher­heit so­wie des Ar­beit­neh­mer­schut­zes an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen.

4 Die Un­ter­neh­men müs­sen die Vor­be­rei­tungs­mass­nah­men zu­sam­men mit den auf ih­rem Stre­cken­netz zu­stän­di­gen Be­hör­den und Or­ga­ni­sa­tio­nen für Be­völ­ke­rungs­schutz, in­ne­re Si­cher­heit und Volks­wirt­schaft pla­nen und tref­fen. Da­bei müs­sen sie auch die Un­ter­neh­men, die An­schlüs­se an­bie­ten, so­wie die SBB und die Post­Au­to AG ein­be­zie­hen.

5 Sie müs­sen die ge­plan­ten und ge­trof­fe­nen Vor­be­rei­tungs­mass­nah­men do­ku­men­tie­ren.

Art. 9 Aufsicht über die Vorbereitungsmassnahmen  

Das BAV be­auf­sich­tigt die Vor­be­rei­tungs­mass­nah­men.

Art. 10 Vergütung besonderer Leistungen  

1 Die an­ord­nen­de Stel­le ver­gü­tet den Un­ter­neh­men be­son­de­re Leis­tun­gen in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen nach den im kauf­män­ni­schen Ver­kehr gel­ten­den Grund­sät­zen.

2 Vor­be­hal­ten bleibt die Kos­ten­tra­gung durch den Bund im Fall der Lan­des­ver­tei­di­gung und bei Mi­li­tär­trans­por­ten.

Art. 11 Aufhebung eines anderen Erlasses  

Die Ver­ord­nung vom 4. No­vem­ber 20097 über den Ein­satz und die Auf­ga­ben kon­zes­sio­nier­ter Trans­port­un­ter­neh­men in be­son­de­ren und aus­ser­or­dent­li­chen La­gen wird auf­ge­ho­ben.

7 [AS 2009 5937, 2016 1859An­hang Ziff. II 1, 2017 3179Ziff. I 3]

Art. 12 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. No­vem­ber 2019 in Kraft.

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