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Bundesgesetz
über den Finanz- und Lastenausgleich
(FiLaG)

vom 3. Oktober 2003 (Stand am 1. Januar 2020)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 47, 48, 50 und 135 der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 14. November 20012,

beschliesst:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand  

Die­ses Ge­setz re­gelt:

a.
den Res­sour­cen­aus­gleich durch die res­sour­cen­star­ken Kan­to­ne und durch den Bund zu Guns­ten der res­sour­cen­schwa­chen Kan­to­ne;
b.
den geo­gra­fisch-to­po­gra­fi­schen und den so­zio­demo­gra­fi­schen Las­ten­aus­gleich durch den Bund;
c.
die in­ter­kan­to­na­le Zu­sam­men­ar­beit mit Las­ten­aus­gleich.
Art. 2 Ziele  

Der Fi­nanz­aus­gleich soll:

a.
die kan­to­na­le Fi­nan­z­au­to­no­mie stär­ken;
b.
die Un­ter­schie­de in der fi­nan­zi­el­len Leis­tungs­fä­hig­keit und in der Steu­er­be­las­tung zwi­schen den Kan­to­nen ver­rin­gern;
c.
die steu­er­li­che Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Kan­to­ne im na­tio­na­len und in­ter­na­tio­na­len Ver­hält­nis er­hal­ten;
d.
den Kan­to­nen ei­ne mi­ni­ma­le Aus­stat­tung mit fi­nan­zi­el­len Res­sour­cen ge­währ­leis­ten;
e.
über­mäs­si­ge fi­nan­zi­el­le Las­ten der Kan­to­ne auf Grund ih­rer geo­gra­fisch-to­po­gra­fi­schen oder so­zio­demo­gra­fi­schen Be­din­gun­gen aus­glei­chen;
f.
einen an­ge­mes­se­nen in­ter­kan­to­na­len Las­ten­aus­gleich ge­währ­leis­ten.

2. Abschnitt: Ressourcenausgleich durch Bund und Kantone

Art. 3 Ressourcenpotenzial  

1 Das Res­sour­cen­po­ten­zi­al ei­nes Kan­tons ist der Wert sei­ner fis­ka­lisch aus­schöpf­ba­ren Res­sour­cen.

2 Es wird be­rech­net auf der Grund­la­ge:

a.
der steu­er­ba­ren Ein­kom­men der na­tür­li­chen Per­so­nen nach dem Bun­des­ge­setz vom 14. De­zem­ber 19903 über die di­rek­te Bun­des­steu­er;
b.
der Ver­mö­gen der na­tür­li­chen Per­so­nen;
c.
der steu­er­ba­ren Ge­win­ne der ju­ris­ti­schen Per­so­nen nach dem Bun­des­ge­setz vom 14. De­zem­ber 1990 über die di­rek­te Bun­des­steu­er.

3 Der Bun­des­rat legt einen ein­heit­li­chen Ab­zug (Frei­be­trag) von den Ein­kom­men fest. Bei den Ver­mö­gen der na­tür­li­chen Per­so­nen be­rück­sich­tigt er die im Ver­gleich zu den Ein­kom­men un­ter­schied­li­che steu­er­li­che Aus­schöp­fung.4 Bei den Ge­win­nen der ju­ris­ti­schen Per­so­nen trägt er der im Ver­gleich zu den Ein­kom­men und Ver­mö­gen der na­tür­li­chen Per­so­nen un­ter­schied­li­chen steu­er­li­chen Aus­schöp­fung Rech­nung; da­bei un­ter­schei­det er ins­be­son­de­re zwi­schen den Ge­win­nen nach Ar­ti­kel 24bdes Bun­des­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 19905 über die Har­mo­ni­sie­rung der di­rek­ten Steu­ern der Kan­to­ne und Ge­mein­den (StHG) und den üb­ri­gen Ge­win­nen.6

4 Er er­mit­telt in Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen jähr­lich das Res­sour­cen­po­ten­zi­al je­des Kan­tons pro Kopf sei­ner Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner auf Grund der Zah­len der letz­ten drei ver­füg­ba­ren Jah­re.

5 Kan­to­ne, de­ren Res­sour­cen­po­ten­zi­al pro Kopf über dem schwei­ze­ri­schen Durch­schnitt liegt, gel­ten als res­sour­cen­stark. Kan­to­ne, de­ren Res­sour­cen­po­ten­zi­al pro Kopf un­ter dem schwei­ze­ri­schen Durch­schnitt liegt, gel­ten als res­sour­cen­schwach.

3 SR 642.11

4 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II Abs. 1 des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

5 SR 642.14

6 Drit­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Steu­er­re­form und die AHV-Fi­nan­zie­rung (AS 2019 23952413; BBl 2018 2527). Fas­sung des drit­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II Abs. 1 des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 3a Festlegung und Verteilung der Mittel des Ressourcenausgleichs 7  

1 Der Bun­des­rat legt die Aus­zah­lun­gen an die res­sour­cen­schwa­chen Kan­to­ne jähr­lich auf­grund ih­res Res­sour­cen­po­ten­zi­als pro Kopf fest.

2 Die Aus­zah­lun­gen be­rech­nen sich wie folgt:

a.
Kan­to­ne, de­ren Res­sour­cen­po­ten­zi­al pro Kopf un­ter 70 Pro­zent des schwei­ze­ri­schen Mit­tels liegt, er­hal­ten Leis­tun­gen aus dem Res­sour­cen­aus­gleich, so­dass ihr Res­sour­cen­po­ten­zi­al pro Kopf nach dem Aus­gleich 86,5 Pro­zent des schwei­ze­ri­schen Mit­tels er­reicht.
b.
Für die Kan­to­ne, de­ren Res­sour­cen­po­ten­zi­al pro Kopf zwi­schen 70 und 100 Pro­zent des schwei­ze­ri­schen Mit­tels liegt, wer­den die Leis­tun­gen aus dem Res­sour­cen­aus­gleich pro­gres­siv mit ab­neh­men­der Dif­fe­renz zwi­schen dem Res­sour­cen­po­ten­zi­al und dem schwei­ze­ri­schen Durch­schnitt re­du­ziert; er­zielt ein Kan­ton mit ei­nem Res­sour­cen­po­ten­zi­al von 70 Pro­zent ei­ne zu­sätz­li­che Ein­heit des stan­dar­di­sier­ten Steu­e­r­er­trags, so re­du­zie­ren sich die Leis­tun­gen um 90 Pro­zent die­ser Ein­heit.
c.
Die sich aus dem Res­sour­cen­po­ten­zi­al pro Kopf er­ge­ben­de Rang­fol­ge der Kan­to­ne darf durch den Res­sour­cen­aus­gleich nicht ver­än­dert wer­den.

3 Die Mit­tel wer­den den Kan­to­nen oh­ne Zweck­bin­dung aus­ge­rich­tet.

7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 4 Finanzierung des Ressourcenausgleichs  

1 Die res­sour­cen­star­ken Kan­to­ne und der Bund stel­len die Mit­tel für den Res­sour­cen­aus­gleich zur Ver­fü­gung.

2 Die jähr­li­che Ge­samt­leis­tung der res­sour­cen­star­ken Kan­to­ne an den Res­sour­cen­aus­gleich be­trägt zwei Drit­tel der Leis­tun­gen des Bun­des.8

3 Die res­sour­cen­star­ken Kan­to­ne ent­rich­ten pro Ein­woh­ne­rin oder Ein­woh­ner einen ein­heit­li­chen Pro­zent­satz der Dif­fe­renz zwi­schen ih­rem Res­sour­cen­po­ten­zi­al pro Kopf und dem schwei­ze­ri­schen Durch­schnitt.9

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 5 und 610  

10 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

3. Abschnitt: Lastenausgleich durch den Bund

Art. 7 Geografisch-topografischer Lastenausgleich  

1 Der Bund ge­währt den Kan­to­nen, die durch ih­re geo­gra­fisch-to­po­gra­fi­sche Si­tua­ti­on über­mäs­sig be­las­tet sind, einen Aus­gleich.

2 Kenn­zei­chen für ei­ne ho­he Be­las­tung sind ins­be­son­de­re:

a.
ein über­durch­schnitt­lich ho­her An­teil an hoch ge­le­ge­nen Sied­lungs­ge­bie­ten und pro­duk­ti­ven Flä­chen;
b.
di­sper­se Sied­lungs­struk­tu­ren und ei­ne ge­rin­ge Be­völ­ke­rungs­dich­te.
Art. 8 Soziodemografischer Lastenausgleich  

1 Der Bund ge­währt den Kan­to­nen, die durch ih­re so­zio­demo­gra­fi­sche Si­tua­ti­on über­mäs­sig be­las­tet sind, einen Aus­gleich.

2 Kenn­zei­chen für ei­ne ho­he Be­las­tung sind ins­be­son­de­re über­durch­schnitt­lich ho­he An­tei­le an:

a.
in Ar­mut le­ben­den Men­schen;
b.
Hoch­be­tag­ten;
c.–e.11
...
f.
Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, die zur In­te­gra­ti­on Un­ter­stüt­zung brau­chen.

3 Zu­sätz­lich ist der be­son­de­ren Be­las­tung der Kern­städ­te von gros­sen Ag­glo­me­ra­tio­nen Rech­nung zu tra­gen.

11 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 9 Festlegung und Verteilung der Mittel  

1 Der Bei­trag an den geo­gra­fisch-to­po­gra­fi­schen Las­ten­aus­gleich im Jahr 2020 ent­spricht dem Bei­trag für das Jahr 2019 von 361 806 484 Fran­ken an­ge­passt um die Teue­rung ge­gen­über dem Vor­jah­res­mo­nat im April 2019. Der Bun­des­rat passt die Bei­trä­ge für die nach­fol­gen­den Jah­re ent­spre­chend an die Teue­rung an.12

2 Der Bei­trag an den so­zio­demo­gra­fi­schen Las­ten­aus­gleich im Jahr 2020 ent­spricht dem Bei­trag für das Jahr 2019 von 361 806 484 Fran­ken, an­ge­passt um die Teue­rung ge­gen­über dem Vor­jah­res­mo­nat im April 2019. Der Bun­des­rat passt die Bei­trä­ge für die nach­fol­gen­den Jah­re ent­spre­chend an die Teue­rung an.13

2bis Die Bei­trä­ge an den so­zio­demo­gra­fi­schen Las­ten­aus­gleich er­hö­hen sich im Jahr 2021 um 80 Mil­lio­nen Fran­ken und ab 2022 dau­er­haft um 140 Mil­lio­nen Fran­ken. Die­se Er­hö­hung wird nicht an die Teue­rung an­ge­passt.14

3 Er legt die Kri­te­ri­en zur Ver­tei­lung der Mit­tel nach An­hö­rung der Kan­to­ne fest.

4 Die Mit­tel wer­den den Kan­to­nen oh­ne Zweck­bin­dung aus­ge­rich­tet.

12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

14 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

3a. Abschnitt: Nachträgliche Berichtigung von Ausgleichszahlungen15

15 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 17. Juni 2011, in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 5633; BBl 2010 8615).

Art. 9a  

1 Der Bun­des­rat be­rich­tigt feh­ler­haf­te Aus­gleichs­zah­lun­gen im Be­reich des Res­sour­cen- oder Las­ten­aus­gleichs nach­träg­lich, wenn der Feh­ler:

a.
auf ei­ner un­rich­ti­gen Er­fas­sung, Über­mitt­lung oder Ver­ar­bei­tung der Da­ten be­ruht; und
b.
für min­des­tens einen der Kan­to­ne mit er­heb­li­chen fi­nan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen ver­bun­den ist.

2 Er nimmt die Feh­ler­kor­rek­tur spä­tes­tens dann vor, wenn das vom Feh­ler be­trof­fe­ne Be­mes­sungs­jahr zum letz­ten Mal zur Be­rech­nung der Aus­gleichs­zah­lun­gen ver­wen­det wird.

3 Er legt jähr­lich die Gren­zen der fi­nan­zi­el­len Er­heb­lich­keit nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b fest. Er ori­en­tiert sich da­bei am durch­schnitt­li­chen Pro-Kopf-Res­sour­cen­po­ten­zi­al der Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner der Schweiz.

4 Sind die Vor­aus­set­zun­gen für die Be­rich­ti­gung er­füllt, so wer­den die Aus­gleichs­zah­lun­gen auf den nächst­mög­li­chen Zeit­punkt an­ge­passt. Nö­ti­gen­falls kann die An­pas­sung auf meh­re­re Jah­re er­streckt wer­den.

4. Abschnitt: Interkantonale Zusammenarbeit mit Lastenausgleich

Art. 10 Pflicht zur Zusammenarbeit  

1 Die Bun­des­ver­samm­lung kann die Kan­to­ne in den Auf­ga­ben­be­rei­chen ge­mä­ss Ar­ti­kel 48a Ab­satz 1 der Bun­des­ver­fas­sung zur Zu­sam­men­ar­beit mit Las­ten­aus­gleich ver­pflich­ten.

2 Die Ver­pflich­tung er­folgt in Form der All­ge­mein­ver­bind­lich­er­klä­rung (Art. 14) oder der Be­tei­li­gungs­pflicht (Art. 15).

3 Die Kan­to­ne re­geln ih­re Zu­sam­men­ar­beit in in­ter­kan­to­na­len Ver­trä­gen.

Art. 11 Ziele  

Mit der in­ter­kan­to­na­len Zu­sam­men­ar­beit mit Las­ten­aus­gleich wer­den fol­gen­de Zie­le an­ge­strebt:

a.
Si­cher­stel­lung ei­ner Min­dest­ver­sor­gung mit öf­fent­li­chen Leis­tun­gen;
b.
wirt­schaft­li­che Er­fül­lung kan­to­na­ler Auf­ga­ben im Ver­bund mit an­de­ren Kan­to­nen;
c.
ge­rech­ter Aus­gleich kan­tons­über­grei­fen­der Leis­tun­gen bei an­ge­mes­se­ner Mit­spra­che und Mit­wir­kung der be­trof­fe­nen Kan­to­ne.
Art. 12 Grundsätze für den Ausgleich  

Für den Aus­gleich kan­tons­über­grei­fen­der Leis­tun­gen sind ins­be­son­de­re die ef­fek­ti­ve Be­an­spru­chung die­ser Leis­tun­gen, der Um­fang der Mit­spra­che- und Mit­wir­kungs­rech­te so­wie da­mit ver­bun­de­ne er­heb­li­che Stand­ort­vor­tei­le und -nach­tei­le zu be­rück­sich­ti­gen.

Art. 13 Interkantonale Rahmenvereinbarung  

Die Kan­to­ne er­ar­bei­ten für die in­ter­kan­to­na­le Zu­sam­men­ar­beit mit Las­ten­aus­gleich ei­ne in­ter­kan­to­na­le Rah­men­ver­ein­ba­rung. Dar­in le­gen sie ins­be­son­de­re fest:

a.
die Grund­sät­ze der in­ter­kan­to­na­len Zu­sam­men­ar­beit;
b.
die Grund­sät­ze des Las­ten­aus­gleichs;
c.
die zu­stän­di­gen Or­ga­ne;
d.
die Mit­wir­kung der kan­to­na­len Par­la­men­te bei der Zu­sam­men­ar­beit mit Las­ten­aus­gleich;
e.
das Bei­tritts- und Aus­tritts­ver­fah­ren;
f.
das in­ter­kan­to­na­le Streit­bei­le­gungs­ver­fah­ren, das für al­le Strei­tig­kei­ten im Zu­sam­men­hang mit der in­ter­kan­to­na­len Zu­sam­men­ar­beit mit Las­ten­aus­gleich zur An­wen­dung kommt;
g.
wie weit die Grund­sät­ze der in­ter­kan­to­na­len Zu­sam­men­ar­beit und des Las­ten­aus­gleichs im in­ner­kan­to­na­len Ver­hält­nis zwi­schen den Kan­to­nen und ih­ren Ge­mein­den zu be­ach­ten sind.
Art. 14 Allgemeinverbindlicherklärung  

1 Die Bun­des­ver­samm­lung kann in Form ei­nes dem Re­fe­ren­dum un­ter­ste­hen­den Bun­des­be­schlus­ses für all­ge­mein ver­bind­lich er­klä­ren:

a.
auf An­trag von min­des­tens 21 Kan­to­nen: die in­ter­kan­to­na­le Rah­men­ver­ein­ba­rung;
b.
auf An­trag von min­des­tens 18 Kan­to­nen: einen in­ter­kan­to­na­len Ver­trag in den Be­rei­chen nach Ar­ti­kel 48a Ab­satz 1 der Bun­des­ver­fas­sung.

2 Die be­trof­fe­nen Kan­to­ne wer­den vor dem Ent­scheid an­ge­hört.

3 Die Kan­to­ne, die durch ei­ne All­ge­mein­ver­bind­lich­er­klä­rung zur Be­tei­li­gung an ei­nem Ver­trag ver­pflich­tet wer­den, über­neh­men die glei­chen Rech­te und Pflich­ten wie die üb­ri­gen Ver­trags­part­ner.

4 Die All­ge­mein­ver­bind­lich­keit kann für höchs­tens 25 Jah­re an­ge­ord­net wer­den.

5 Bun­des­be­schlüs­se über die All­ge­mein­ver­bind­lich­er­klä­rung kön­nen vor­se­hen, dass die Bun­des­ver­samm­lung die All­ge­mein­ver­bind­lich­keit mit ein­fa­chem Bun­des­be­schluss auf­he­ben kann, wenn ih­re Auf­rech­ter­hal­tung auf Grund der Um­stän­de nicht mehr ge­recht­fer­tigt ist, ins­be­son­de­re wenn:

a.
min­des­tens sechs Kan­to­ne die Auf­he­bung der All­ge­mein­ver­bind­lich­keit der Rah­men­ver­ein­ba­rung ver­lan­gen;
b.
min­des­tens neun Kan­to­ne die Auf­he­bung der All­ge­mein­ver­bind­lich­keit ei­nes in­ter­kan­to­na­len Ver­trags ver­lan­gen.

6 Die Kan­to­ne kön­nen frü­he­s­tens nach fünf Jah­ren einen An­trag auf Auf­he­bung der All­ge­mein­ver­bind­lich­er­klä­rung stel­len.

Art. 15 Beteiligungspflicht  

1 Die Bun­des­ver­samm­lung kann in Form des ein­fa­chen Bun­des­be­schlus­ses auf An­trag von min­des­tens der Hälf­te der Kan­to­ne, die an ei­nem in­ter­kan­to­na­len Ver­trag oder an ei­nem de­fi­ni­tiv aus­ge­han­del­ten Ver­trag­s­ent­wurf be­tei­ligt sind, einen oder meh­re­re Kan­to­ne zur Be­tei­li­gung ver­pflich­ten.

2 Die be­trof­fe­nen Kan­to­ne wer­den vor dem Ent­scheid an­ge­hört.

3 Die Kan­to­ne, die zur Be­tei­li­gung ver­pflich­tet wer­den, über­neh­men die glei­chen Rech­te und Pflich­ten wie die üb­ri­gen Ver­trags­part­ner.

4 Die Be­tei­li­gung kann für höchs­tens 25 Jah­re an­ge­ord­net wer­den.

5 Die Bun­des­ver­samm­lung kann in Form des ein­fa­chen Bun­des­be­schlus­ses die Be­tei­li­gungs­pflicht auf­he­ben, wenn ih­re Auf­recht­er­hal­tung auf Grund der Um­stän­de nicht mehr ge­recht­fer­tigt ist, ins­be­son­de­re wenn min­des­tens die Hälf­te der Kan­to­ne, die an ei­nem in­ter­kan­to­na­len Ver­trag be­tei­ligt sind, die Auf­he­bung ver­langt.

6 Die Kan­to­ne kön­nen frü­he­s­tens nach fünf Jah­ren einen An­trag auf Auf­he­bung der Be­tei­li­gungs­pflicht stel­len.

Art. 16 Rechtsmittel  

1 Die Kan­to­ne set­zen rich­ter­li­che Be­hör­den ein, die als letz­tin­stanz­li­che kan­to­na­le oder in­ter­kan­to­na­le Be­hör­den über Be­schwer­den ge­gen Ent­schei­de in­ter­kan­to­na­ler Or­ga­ne be­fin­den.

2 Ver­letzt ein Kan­ton einen Ver­trag oder ver­bind­li­che Be­schlüs­se ei­nes in­ter­kan­to­na­len Or­gans, so kann je­der Kan­ton oder das ent­spre­chen­de in­ter­kan­to­na­le Or­gan beim Bun­des­ge­richt Kla­ge er­he­ben, wenn das in­ter­kan­to­na­le Streit­bei­le­gungs­ver­fah­ren zu kei­ner Ei­ni­gung ge­führt hat.

Art. 17 Direkte Anwendbarkeit  

Setzt ein Kan­ton einen Ver­trag oder einen ver­bind­li­chen Be­schluss ei­nes in­ter­kan­to­na­len Or­gans nicht oder nicht recht­zei­tig um, so kön­nen die be­trof­fe­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger An­sprü­che aus die­sem Ver­trag oder die­sem Be­schluss gel­tend ma­chen, so­fern die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen in­halt­lich hin­rei­chend be­stimmt und klar sind.

5. Abschnitt: Wirksamkeitsbericht

Art. 18  

1 Der Bun­des­rat legt der Bun­des­ver­samm­lung al­le vier Jah­re einen Be­richt über den Voll­zug und die Wirk­sam­keit die­ses Ge­set­zes vor.

2 Der Be­richt gibt Auf­schluss über die Er­rei­chung der Zie­le des Fi­nanz­aus­gleichs in der ver­gan­ge­nen Pe­ri­ode und er­ör­tert die mög­li­chen Mass­nah­men für die kom­men­de Pe­ri­ode.

3 Die Wir­kun­gen der in­ter­kan­to­na­len Zu­sam­men­ar­beit mit Las­ten­aus­gleich wer­den ge­son­dert dar­ge­legt.

6. Abschnitt: Übergangsbestimmungen

Art. 19 Härteausgleich  

1 Der Bund und die Kan­to­ne stel­len die fi­nan­zi­el­len Mit­tel zur Ver­fü­gung, mit de­nen für res­sour­cen­schwa­che Kan­to­ne Här­ten auf­ge­fan­gen wer­den, die sich aus dem Über­gang vom bis­he­ri­gen zum neu­en Fi­nanz­aus­gleichs­sys­tem er­ge­ben. Der Las­ten­aus­gleich im Rah­men der in­ter­kan­to­na­len Zu­sam­men­ar­beit wird da­bei nicht be­rück­sich­tigt.

2 Der Bund fi­nan­ziert den Här­te­aus­gleich zu zwei Drit­teln, die Kan­to­ne zu ei­nem Drit­tel.

3 Die Bun­des­ver­samm­lung legt mit ei­nem dem Re­fe­ren­dum un­ter­ste­hen­den Bun­des­be­schluss die an­fäng­li­che Hö­he des Här­te­aus­glei­ches fest. Die­ser An­fangs­be­trag bleibt wäh­rend acht Jah­ren fest und ver­rin­gert sich an­sch­lies­send um je 5 Pro­zent pro Jahr. Der An­fangs­bei­trag je­des Kan­tons wird auf Grund der Zahl sei­ner Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner fest­ge­legt.

4 Die Bun­des­ver­samm­lung be­schliesst mit ei­nem dem Re­fe­ren­dum un­ter­ste­hen­den Bun­des­be­schluss über die gan­ze oder teil­wei­se Auf­he­bung des Här­te­aus­gleichs, wenn sich des­sen Wei­ter­füh­rung auf Grund der Er­geb­nis­se des Wirk­sam­keits­be­richts als nicht oder nicht mehr voll­um­fäng­lich not­wen­dig er­weist.

5 Der Bun­des­rat re­gelt die Ver­tei­lung der Mit­tel un­ter den Kan­to­nen nach Mass­ga­be ih­res Res­sour­cen­po­ten­zi­als und der Er­geb­nis­se der fi­nan­zi­el­len Bi­lanz aus dem Über­gang vom bis­he­ri­gen zum neu­en Fi­nanz­aus­gleichs­sys­tem. Er hört vor­gän­gig die Kan­to­ne an. Der Las­ten­aus­gleich im Rah­men der in­ter­kan­to­na­len Zu­sam­men­ar­beit wird da­bei nicht be­rück­sich­tigt.

6 Ein Kan­ton ver­liert sei­nen An­spruch auf den Här­te­aus­gleich, wenn sein Res­sour­cen­po­ten­zi­al über den schwei­ze­ri­schen Durch­schnitt steigt.

7 Die Mit­tel wer­den den Kan­to­nen oh­ne Zweck­bin­dung aus­ge­rich­tet.

8 ...16

16 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 19a Festlegung des Ausgleichs in den Jahren 2020 und 2021 17  

1 In Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 3a Ab­satz 2 Buch­sta­be a be­trägt im Jahr 2020 das Res­sour­cen­po­ten­zi­al pro Kopf der Kan­to­ne, die vor Aus­gleich we­ni­ger als 70 Pro­zent des schwei­ze­ri­schen Mit­tels er­rei­chen, nach Aus­gleich 87,7 Pro­zent des schwei­ze­ri­schen Mit­tels.

2 Im Jahr 2021 be­trägt die­ses 87,1 Pro­zent des schwei­ze­ri­schen Mit­tels.

17 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 19b Wirksamkeitsbericht 2020–2025 18  

In Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 18 Ab­satz 1 legt der Bun­des­rat der Bun­des­ver­samm­lung im Jahr 2024 einen Wirk­sam­keits­be­richt vor, der den Zeit­raum von 2020–2025 um­fasst.

18 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 19c Temporäre Abfederungsmassnahmen zugunsten der ressourcenschwachen Kantone 19  

1 Der Bund stellt die fi­nan­zi­el­len Mit­tel zur Ver­fü­gung, mit de­nen in den Jah­ren 2021–2025 für die res­sour­cen­schwa­chen Kan­to­ne Ver­än­de­run­gen der Aus­gleichs­zah­lun­gen ab­ge­fe­dert wer­den, die sich aus dem Über­gang vom bis­he­ri­gen zum neu­en Fi­nanz­aus­gleichs­sys­tem er­ge­ben.

2 Die Mit­tel nach Ab­satz 1 be­tra­gen für das Jahr:

a.
2021: 80 Mil­lio­nen Fran­ken;
b.
2022: 200 Mil­lio­nen Fran­ken;
c.
2023: 160 Mil­lio­nen Fran­ken;
d.
2024: 120 Mil­lio­nen Fran­ken;
e.
2025: 80 Mil­lio­nen Fran­ken.

3 Die Mit­tel nach Ab­satz 1 wer­den an die res­sour­cen­schwa­chen Kan­to­ne pro Kopf der Be­völ­ke­rung ver­teilt. Ein Kan­ton ver­liert sei­nen An­spruch, wenn sein Res­sour­cen­po­ten­zi­al über den schwei­ze­ri­schen Durch­schnitt steigt. Er er­langt den An­spruch nicht wie­der, wenn er res­sour­cen­schwach wird. Die ent­spre­chen­den Mit­tel wer­den un­ter den ver­blei­ben­den res­sour­cen­schwa­chen Kan­to­nen auf­ge­teilt.

19 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 2020  

20 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

7. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 21 Vollzug  

Der Bun­des­rat er­lässt die Voll­zugs­be­stim­mun­gen. Er hört vor­gän­gig die Kan­to­ne an.

Art. 2221  

21 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 23 Aufhebung bisherigen Rechts  

Das Bun­des­ge­setz vom 19. Ju­ni 195922 über den Fi­nanz­aus­gleich un­ter den Kan­to­nen wird auf­ge­ho­ben.

22 [AS 1959 961, 1967 1569, 1974 139, 1980 1791, 1985 1945, 1991 857An­hang Ziff. 12]

Art. 23a Übergangsbestimmungen zur Änderung vom
28. September 2018
23  

1 Für die ers­ten fünf Jah­re nach der In­kraft­set­zung der Än­de­rung vom 28. Sep­tem­ber 2018 be­rück­sich­tigt der Bun­des­rat wei­ter­hin den be­son­de­ren Steu­er­sta­tus von ju­ris­ti­schen Per­so­nen nach Ar­ti­kel 28 Ab­sät­ze 2–424 StHG25 bis­he­ri­gen Rechts. In die­ser Zeit be­rech­net sich der mass­ge­ben­de Ge­winn nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 3 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes in der bis zur In­kraft­set­zung die­ser Än­de­rung gel­ten­den Fas­sung. Es wer­den die Fak­to­ren Be­ta des Re­fe­renz­jah­res 2020 an­ge­wen­det. Die mit den Fak­to­ren Be­ta ge­wich­te­ten Ge­win­ne flies­sen in die Be­rech­nung des Res­sour­cen­po­ten­zi­als der ent­spre­chen­den Re­fe­renz­jah­re ein; ab dem zwei­ten Jahr nach der In­kraft­set­zung wird das Vo­lu­men die­ser Ge­win­ne jähr­lich um einen Fünf­tel re­du­ziert.

2 Die­se Be­rech­nungs­wei­se wird auch an­ge­wen­det, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son nach dem 31. De­zem­ber 2016 frei­wil­lig auf ih­ren be­son­de­ren Steu­er­sta­tus ver­zich­tet hat.

3 Vom fünf­ten bis zum elf­ten Re­fe­renz­jahr nach der In­kraft­set­zung die­ser Än­de­rung kann der Bun­des­rat Un­ter­gren­zen und Ober­gren­zen für die Fak­to­ren ein­füh­ren, mit de­nen bei der Be­rech­nung des Res­sour­cen­po­ten­zi­als nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 3 die Ge­win­ne der ju­ris­ti­schen Per­so­nen be­rück­sich­tigt wer­den.

4 In den Jah­ren nach Ab­satz 3 rich­tet sich die Min­destaus­stat­tung nach Ar­ti­kel 3aAb­satz 2 Buch­sta­be a nach den mass­ge­ben­den Res­sour­cen im vier­ten Jahr nach In­kraft­tre­ten der Än­de­rung. Der Bund leis­tet den be­trof­fe­nen Kan­to­nen Er­gän­zungs­bei­trä­ge von jähr­lich 180 Mil­lio­nen Fran­ken. Die­se wer­den bei der Be­rech­nung der Min­destaus­stat­tung nicht be­rück­sich­tigt.26

23 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Steu­er­re­form und die AHV-Fi­nan­zie­rung, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 23952413; BBl 2018 2527).

24 AS 1991 1256, 1998 669

25 SR 642.14

26 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Abs. 2 des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3817; BBl 2018 6577).

Art. 24 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Es wird nach An­nah­me des Bun­des­be­schlus­ses vom 3. Ok­to­ber 200327 zur Neu­ge­stal­tung des Fi­nanz­aus­gleichs und der Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen Bund und Kan­to­nen durch Volk und Stän­de im Bun­des­blatt ver­öf­fent­licht.

3 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten. Er be­rück­sich­tigt da­bei den Stand der in­ter­kan­to­na­len Zu­sam­men­ar­beit mit Las­ten­aus­gleich.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ja­nu­ar 200828
Art. 20: 1. April 200529

27 BBl 20022560

28 V vom 7. Nov. 2007 (AS 2007 6821)

29 BRB vom 3. März 2005 (AS 2005 1637)

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