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Zolltarifgesetz

vom 9. Oktober 1986 (Stand am 1. Januar 2021)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 101 und 133 der Bundesverfassung1,2 nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 22. Oktober 19853,

beschliesst:

1. Abschnitt: Grundsätze

Art. 1 Allgemeine Zollpflicht  

1Al­le Wa­ren, die ins Zoll­ge­biet oder aus dem Zoll­ge­biet ver­bracht wer­den, müs­sen nach dem Ge­ne­ral­ta­rif in den An­hän­gen 1 und 2 ver­an­lagt wer­den.1

2Vor­be­hal­ten blei­ben Ab­wei­chun­gen, die sich er­ge­ben aus Staats­ver­trä­gen, be­son­de­ren Be­stim­mun­gen von Ge­set­zen so­wie Ver­ord­nun­gen des Bun­des­ra­tes, die sich auf die­ses Ge­setz ab­stüt­zen.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Aug. 2016 (AS 2016 2429; BBl 2015 2883).

Art. 2 Zollbemessung  

1Wa­ren, für de­ren Ver­an­la­gung kei­ne an­de­re Be­mes­sungs­grund­la­ge fest­ge­setzt ist, sind nach dem Brut­to­ge­wicht zu ver­an­la­gen.

2Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten zur Ge­währ­leis­tung der Brut­to­ver­an­la­gung so­wie zur Ver­mei­dung von Miss­bräu­chen und Un­bil­lig­kei­ten, die sich aus die­ser Ver­an­la­gungs­art er­ge­ben kön­nen.

3Ist der Zol­lan­satz auf je 100 kg fest­ge­legt, so wird das für die Ver­an­la­gung mass­ge­ben­de Ge­wicht je­weils auf die nächs­ten 100 g auf­ge­run­det.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Aug. 2016 (AS 2016 2429; BBl 2015 2883).

2. Abschnitt: Zolltarife

Art. 3 Generaltarif  

Der Bun­des­rat kann ein­zel­ne An­sät­ze des Ge­ne­ral­ta­rifs von sich aus er­hö­hen, wenn dies zur Ge­währ­leis­tung des mit der Ta­rif­er­hö­hung ver­folg­ten Zwecks un­er­läss­lich ist.

Art. 4 Gebrauchstarif  

1Wenn es die In­ter­es­sen der schwei­ze­ri­schen Volks­wirt­schaft er­for­dern, kann der Bun­des­rat Ab­kom­men über Zol­lan­sät­ze vor­läu­fig an­wen­den und die sich dar­aus er­ge­ben­den Zol­lan­sät­ze vor­läu­fig in Kraft set­zen. Eben­so kann er Zol­lan­sät­ze vor­läu­fig in Kraft set­zen, die sich aus Ab­kom­men er­ge­ben, die der Bun­des­rat nach Ar­ti­kel 2 des Bun­des­ge­set­zes vom 25. Ju­ni 19821 über aus­sen­wirt­schaft­li­che Mass­nah­men vor­läu­fig an­wen­den kann.

2Der Bun­des­rat kann Zol­lan­sät­ze, die sich im Ver­hält­nis zu den in Zoll­ver­trä­gen ge­senk­ten An­sät­zen als über­höht er­wei­sen, ent­spre­chend her­ab­set­zen.

3Wenn es die In­ter­es­sen der schwei­ze­ri­schen Volks­wirt­schaft er­for­dern, kann der Bun­des­rat auch un­ab­hän­gig von Zoll­ver­trä­gen nach An­hö­ren der Zoll­ex­per­ten­kom­mis­si­on:

a.
Zol­lan­sät­ze an­ge­mes­sen her­ab­set­zen;
b.
an­ord­nen, dass auf die Er­he­bung von Zöl­len auf be­stimm­ten Wa­ren vor­über­ge­hend ganz oder teil­wei­se ver­zich­tet wird;
c.2
Zoll­kon­tin­gen­te fest­le­gen.3

1 SR 946.201
2 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Land­wirt­schafts­ge­set­zes vom 29. April 1998, in Kraft seit 1. Jan. 1999 (AS 1998 3033; BBl 1996 IV 1).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Fe­br. 1992 (AS 1992 217; BBl 1991 I 1140).

Art. 5 Ausfuhrtarif  

1Auf Wa­ren, die im Aus­fuhr­ta­rif nicht auf­ge­führt sind, wird bei der Aus­fuhr kein Zoll er­ho­ben.

2So­fern sich in­fol­ge aus­ser­or­dent­li­cher Ver­hält­nis­se im Aus­land die Zol­lan­sät­ze des Aus­fuhr­ta­rifs als un­ge­nü­gend er­wei­sen, um den Ab­fluss der dar­in auf­ge­führ­ten Wa­ren nach dem Aus­land zu ver­hin­dern, kann der Bun­des­rat für so­lan­ge, als es die Um­stän­de er­for­dern, die Zol­lan­sät­ze er­hö­hen und dort, wo Wa­ren oh­ne Zol­lan­satz in den Zoll­ta­rif ein­ge­reiht sind, sol­che An­sät­ze fest­set­zen.

3Der Bun­des­rat hat die Zol­lan­sät­ze des Aus­fuhr­ta­rifs zu er­mäs­si­gen oder auf­zu­he­ben, so­weit sie für die Ge­währ­leis­tung der In­lands­ver­sor­gung nicht mehr nö­tig sind.

4Der Bun­des­rat kann die zoll­freie Aus­fuhr der im Aus­fuhr­ta­rif auf­ge­führ­ten Wa­ren von Be­din­gun­gen ab­hän­gig ma­chen oder mit Auf­la­gen ver­se­hen.

3. Abschnitt: Ausserordentliche Massnahmen

Art. 6 Notlage  

Der Bun­des­rat kann bei aus­ser­or­dent­li­chen Um­stän­den, na­ment­lich bei ver­hee­ren­den Ele­men­ta­rer­eig­nis­sen und bei Ver­knap­pung oder Ver­teue­rung von Le­bens­mit­teln und un­ent­behr­li­chen Wa­ren, vor­über­ge­hend Zol­ler­leich­te­run­gen und aus­nahms­wei­se Zoll­be­frei­ung an­ord­nen.

Art. 7 Ausserordentliche Verhältnisse in den Beziehungen zum Ausland  

Wer­den durch aus­län­di­sche Mass­nah­men oder aus­ser­or­dent­li­che Ver­hält­nis­se im Aus­land die Aus­sen­han­dels­be­zie­hun­gen der Schweiz der­art be­ein­flusst, dass we­sent­li­che schwei­ze­ri­sche Wirt­schafts­in­ter­es­sen be­ein­träch­tigt wer­den, kann der Bun­des­rat, für so­lan­ge als es die Um­stän­de er­for­dern, die in Be­tracht kom­men­den Zol­lan­sät­ze ab­än­dern oder, so­weit Zoll­frei­heit be­steht, Zöl­le ein­füh­ren so­wie an­de­re ge­eig­ne­te Mass­nah­men tref­fen.

4. Abschnitt: Aussenhandelsstatistik

Art. 8  

Über die Ein-, Aus- und Durch­fuhr von Wa­ren über die schwei­ze­ri­sche Zoll­gren­ze wird ei­ne Sta­tis­tik (Aus­sen­han­dels­sta­tis­tik) ge­führt.


1 Ur­sprüng­lich Art. 10.

5. Abschnitt: Änderungen des Generaltarifs durch den Bundesrat aufgrund internationaler Vereinbarungen

Art. 9 Änderungen im Rahmen des Harmonisierten Systems  

1Der Bun­des­rat ist er­mäch­tigt, die vom Rat über die Zu­sam­men­ar­beit auf dem Ge­bie­te des Zoll­we­sens nach Ar­ti­kel 16 des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens vom 14. Ju­ni 19833 über das Har­mo­ni­sier­te Sys­tem zur Be­zeich­nung und Co­die­rung der Wa­ren emp­foh­le­nen Än­de­run­gen an­zu­neh­men und den Ge­ne­ral­ta­rif an­zu­pas­sen.

2Er kann ge­mä­ss Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 Buch­sta­be c die­ses Über­ein­kom­mens Ta­rif­li­ni­en des Ge­ne­ral­ta­rifs im Ge­brauch­s­ta­rif als sta­tis­ti­sche Li­ni­en füh­ren, so­weit da­durch kei­ne Än­de­rung der Zoll­be­las­tung ein­tritt.


1 Ur­sprüng­lich Art. 11.
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 30. April 1997, in Kraft seit 1. Okt. 1997 (AS 1997 2236; BBl 1997 II 1).
3 SR 0.632.11

Art. 9a Änderungen im Rahmen der WTO  

Der Bun­des­rat ist er­mäch­tigt, den Ge­ne­ral­ta­rif vor­läu­fig zu än­dern, wenn ei­ne Än­de­rung der Lis­te LIX-Schweiz-Liech­ten­stein2 pro­vi­so­risch an­ge­wen­det wird.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 30. April 1997, in Kraft seit 1. Okt. 1997 (AS 1997 2236; BBl 1997 II 1).
2 Die Lis­te LIX-Schweiz-Liech­ten­stein wird we­der in der AS, noch in der SR ver­öf­fent­licht. Sie kann bei der Ober­zoll­di­rek­ti­on, Ab­tei­lung Zoll­ta­rif, 3003 Bern ein­ge­se­hen oder be­zo­gen wer­den.

6. Abschnitt: Anwendung internationaler Abkommen im Agrarbereich

Art. 10 Festsetzung der Zollansätze  

1Um die Zie­le der Land­wirt­schafts­ge­setz­ge­bung zu er­rei­chen, kann der Bun­des­rat die Zol­lan­sät­ze für land­wirt­schaft­li­che Er­zeug­nis­se im Rah­men des Ge­ne­ral­ta­rifs fest­set­zen; er nimmt da­bei Rück­sicht auf die an­de­ren Wirt­schafts­zwei­ge.

2Die Voll­zugs­be­hör­den er­he­ben in den er­for­der­li­chen Zeitab­stän­den die als Ent­schei­dungs­grund­la­ge für die Fest­set­zung der Zol­lan­sät­ze not­wen­di­gen Da­ten be­züg­lich Im­port­men­gen und -prei­se land­wirt­schaft­li­cher Er­zeug­nis­se.

3Er­for­dern die Markt­ver­hält­nis­se häu­fi­ge An­pas­sun­gen, so kann der Bun­des­rat die Kom­pe­tenz nach Ab­satz 1 dem De­par­te­ment für Wirt­schaft, Bil­dung und For­schung (WBF) oder dem Bun­des­amt für Land­wirt­schaft über­tra­gen. Er kann die Kom­pe­tenz dem Bun­des­amt für Land­wirt­schaft nur über­tra­gen, wenn er die­sem für die Fest­le­gung der Zoll­ta­rifan­sät­ze nur ge­rin­gen Hand­lungs­spiel­raum ge­währt.1

4Un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 13 Ab­satz 1 Buch­sta­ben c und d die­ses Ge­set­zes wer­den in den Ar­ti­keln 20–22 des Land­wirt­schafts­ge­set­zes vom 29. April 19982 fol­gen­de Grund­sät­ze und Zu­stän­dig­kei­ten ge­re­gelt:

a.
die Fest­le­gung von Schwel­len­prei­sen;
b.
die Fest­le­gung, Än­de­rung und Ver­tei­lung der in An­hang 2 auf­ge­führ­ten Zoll­kon­tin­gen­te;
c.
die Fest­le­gung, Än­de­rung und Ver­tei­lung von Zoll­kon­tin­gen­ten nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 3 Buch­sta­be c für land­wirt­schaft­li­che Er­zeug­nis­se.3

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 22. März 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 3463 3863; BBl 2012 2075).
2 SR 910.1
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des Land­wirt­schafts­ge­set­zes vom 29. April 1998, in Kraft seit 1. Jan. 1999 (AS 1998 3033; BBl 1996 IV 1).

Art. 11 Schutzklauseln  

1Nach Mass­ga­be von Schutz­klau­seln in in­ter­na­tio­na­len Ab­kom­men im Agrar­be­reich kann der Bun­des­rat die An­sät­ze des Ge­ne­ral­ta­rifs für land­wirt­schaft­li­che Er­zeug­nis­se vor­über­ge­hend er­hö­hen.

2In drin­gen­den Fäl­len ent­schei­det das WBF1.

3Das WBF kann für die An­wen­dung der preis­li­chen und men­gen­mäs­si­gen Schutz­klau­seln ei­ne be­ra­ten­de Kom­mis­si­on ein­set­zen.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I 16 der V vom 15. Ju­ni 2012 (Neu­glie­de­rung der De­par­te­men­te), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 3655). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

7. Abschnitt: Berichterstattung, Genehmigung und Änderung des Zolltarifs

Art. 12 Änderung des Generaltarifs  

1Er­höht der Bun­des­rat ge­mä­ss Ar­ti­kel 3 ein­zel­ne An­sät­ze des Ge­ne­ral­ta­rifs, so stellt er gleich­zei­tig An­trag auf ent­spre­chen­de Än­de­rung des Ge­set­zes.

2Die ent­spre­chen­den Ver­ord­nun­gen gel­ten längs­tens bis zum In­kraft­tre­ten der sie ab­lö­sen­den Ge­set­zes­än­de­rung oder bis zum Ta­ge, an dem die Vor­la­ge von der Bun­des­ver­samm­lung oder vom Volk ab­ge­lehnt wird.

Art. 13 Vorläufige Anwendung von Abkommen und übrige Massnahmen  

1Der Bun­des­rat er­stat­tet der Bun­des­ver­samm­lung jähr­lich Be­richt, wenn:3

a.
er Ab­kom­men vor­läu­fig an­wen­det (Art. 4 Abs. 1);
b.4
Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 4–7 und 9a oder nach dem 6. Ab­schnitt ge­trof­fen wer­den;
c.
Schwel­len­prei­se neu fest­ge­setzt wer­den;
d.
Zoll­kon­tin­gents­men­gen oder die zeit­li­chen Auf­tei­lun­gen neu fest­ge­setzt wer­den.

2Die Bun­des­ver­samm­lung ge­neh­migt die Ab­kom­men und ent­schei­det, ob die Mass­nah­men, so­weit die­se nicht be­reits auf­ge­ho­ben wor­den sind, in Kraft blei­ben, er­gänzt oder ge­än­dert wer­den sol­len.


1 Ur­sprüng­lich Art. 9.
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Ju­li 1995 (AS 1995 1826; BBl 1994 IV 950).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 24. März 2006 über die Neu­re­ge­lung der Be­richt­er­stat­tung auf dem Ge­biet der Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4097; BBl 2006 1831).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. April 1997, in Kraft seit 1. Okt. 1997 (AS 1997 2236; BBl 1997 II 1).

8. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 14 Zollexpertenkommission  

Der Bun­des­rat be­stellt ei­ne Zoll­ex­per­ten­kom­mis­si­on als be­ra­ten­des Or­gan.

Art. 15 Vollzug  

1Der Bun­des­rat wird mit dem Voll­zug be­auf­tragt. Er er­lässt die nö­ti­gen Über­gangs­be­stim­mun­gen.

2Die Zoll­ver­wal­tung ver­öf­fent­licht den Ge­brauch­s­ta­rif.

Art. 16 Änderung und Aufhebung bisherigen Rechts  

1Der Bun­des­rat passt die Be­stim­mun­gen der Bun­des­ge­setz­ge­bung, die Zoll­ta­rif­num­mern nen­nen, dem Ge­ne­ral­ta­rif die­ses Ge­set­zes an und setzt die ge­än­der­ten Be­stim­mun­gen gleich­zei­tig mit die­sem Ge­setz in Kraft.

2Das Zoll­ta­rif­ge­setz vom 19. Ju­ni 19591 wird auf­ge­ho­ben.


1 [AS 1959 1343]

Art. 17 Referendum und Inkrafttreten  

1Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Schlussbestimmung

Anhänge 1 und 2

Generaltarif

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