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Verordnung
über die Errichtung des Nachlassinventars
für die direkte Bundessteuer
(InvV)

vom 16. November 1994 (Stand am 1. Januar 1995)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 199 des Bundesgesetzes vom 14. Dezember 19901
über die di­rekte Bundessteuer (DBG),

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Inventarpflicht  

1 Stirbt ei­ne steu­er­pflich­ti­ge Per­son und ist an­zu­neh­men, dass Ver­mö­gen vor­han­den ist, so nimmt die In­ventar­be­hör­de nach den Ar­ti­keln 154–159 DBG und den fol­gen­den Be­stim­mun­gen ein In­ven­tar auf.

2 Sie ist von der In­ven­tar­pflicht be­freit, wenn:

a.
in­ner­halb zwei­er Wo­chen nach dem Tod der steu­er­pflich­ti­gen Per­son ein amt­­li­ches In­ven­tar nach den kan­to­na­len Vor­schrif­ten auf­ge­nom­men wird; und
b.
die­ses In­ven­tar das gan­ze Ver­mö­gen der ver­stor­be­nen Per­son und das­je­ni­ge der in Ar­ti­kel 155 Ab­satz 1 DBG ge­nann­ten Per­so­nen um­fasst.
Art. 2 Zweck des Inventars  

Das In­ven­tar dient der Fest­stel­lung der zum Nach­lass ge­hö­ren­den Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de.

Art. 3 Dem Steuerinventar gleichgestellte Abrechnung  

1 Für steu­er­li­che Zwe­cke kön­nen dem In­ven­tar gleich­ge­stellt wer­den:

a.
die Schluss­rech­nung, die der Vor­mund nach dem Tod ei­ner be­vor­mun­de­ten Per­son er­stellt (Art. 451 ZGB2);
b.
das Si­che­rungs­in­ven­tar oder das öf­fent­li­che In­ven­tar, das nach dem Tod des Erb­las­sers auf­ge­nom­men wur­de (Art. 553 und 580 ff. ZGB).

2 Die In­ventar­be­hör­de er­gänzt nö­ti­gen­falls die­se Zu­sam­men­stel­lun­gen.

Art. 4 Inventarbehörde  

Je­der Kan­ton be­zeich­net die Amts­stel­len, die für die In­ven­tar­auf­nah­me zu­stän­dig sind.

Art. 5 Schweigepflicht  

Al­le Amts­per­so­nen, die bei der In­ven­tar­auf­nah­me und bei der Sie­ge­lung mit­wir­ken, un­ter­ste­hen der Ge­heim­hal­tungs­pflicht nach Ar­ti­kel 110 DBG.

Art. 6 Verwahrung der Akten  

1 Die In­ventar­be­hör­den ver­wah­ren die In­ven­ta­re mit sämt­li­chen In­ven­ta­ri­sa­ti­ons- und Sie­ge­lungs­ak­ten so, dass Un­be­fug­te sie nicht ein­se­hen kön­nen. Sie ge­wäh­ren nur den Er­bin­nen und Er­ben so­wie den Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und Ge­mein­den, die einen ge­setz­li­chen An­spruch auf Amts­hil­fe ha­ben, Ein­sicht in die In­ven­ta­re.

2 Sie le­gen über die ver­wahr­ten In­ven­ta­re ein voll­stän­di­ges und über­sicht­li­ches Ver­zeich­nis an.

2. Abschnitt: Verfahren

Art. 7 Meldung der Zivilstandsämter  

1 Das Zi­vil­stands­amt des letz­ten steu­er­recht­li­chen Wohn­sit­zes oder Auf­ent­hal­tes mel­det der In­ventar­be­hör­de je­den To­des­fall in­ner­halb von acht Ta­gen.

2 Stirbt ei­ne Per­son aus­ser­halb ih­res letz­ten steu­er­recht­li­chen Wohn­sit­zes oder Auf­ent­hal­tes, so mel­det dies das Zi­vil­stands­amt, das den Tod die­ser Per­son ver­ur­kun­det, nach Ar­ti­kel 120 Ab­satz 1 Zif­fer 2 der Zi­vil­stands­ver­ord­nung vom 1. Ju­ni 19533 in­ner­halb von acht Ta­gen dem Zi­vil­stands­amt des letz­ten steu­er­recht­li­chen Wohn­sit­zes oder Auf­ent­hal­tes.

3 Die In­ventar­be­hör­de legt die Mel­dung nach Ab­satz 1 mit ei­nem Ver­merk über den Tag des Ein­gangs den In­ven­ta­ri­sa­ti­ons­ak­ten bei.

Art. 8 Vorbereitung der Inventaraufnahme  

1 Un­ver­züg­lich nach Be­kannt­wer­den des To­des­fal­les teilt die In­ventar­be­hör­de al­len ge­setz­li­chen Er­bin­nen und Er­ben so­wie den Per­so­nen, die mit der Ver­wal­tung oder der Ver­wah­rung von Ver­mö­gen der ver­stor­be­nen Per­son be­traut wa­ren, durch ein­ge­schrie­be­nen Brief mit, dass oh­ne aus­drück­li­che Be­wil­li­gung der In­ventar­be­hör­de bis zum Ab­schluss der In­ven­tar­auf­nah­me kei­ne Ver­fü­gung über das Nach­lass­ver­mö­gen ge­trof­fen wer­den darf. Sie weist da­bei auf die in Ar­ti­kel 178 DBG vor­ge­se­he­nen Straf­fol­gen hin.

2 Nach Ein­gang der Mel­dung nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 setzt die In­ventar­be­hör­de den Zeit­punkt der In­ven­tar­auf­nah­me in­ner­halb der in Ar­ti­kel 154 Ab­satz 1 DBG ge­nann­ten Frist fest.

Art. 9 Fristerstreckung  

Fin­det vor der In­ven­tar­auf­nah­me ei­ne Sie­ge­lung nach den Be­stim­mun­gen des vier­ten Ab­schnit­tes statt, so kann die Frist nach Ar­ti­kel 154 Ab­satz 1 DBG an­ge­mes­sen er­streckt wer­den.

Art. 10 Pflichten der Erbinnen, Erben und Dritter  

1 Min­des­tens ei­ne oder ei­ner der hand­lungs­fä­hi­gen Er­bin­nen und Er­ben und die ge­setz­li­chen Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der min­der­jäh­ri­gen oder be­vor­mun­de­ten Erb­in­nen und Er­ben müs­sen der In­ven­tar­auf­nah­me bei­woh­nen.

2 Die In­ventar­be­hör­de macht die bei der In­ven­tar­auf­nah­me an­we­sen­den Per­so­nen auf­merk­sam auf:

a.
die Pflich­ten, die ih­nen nach Ar­ti­kel 157 DBG ob­lie­gen;
b.
die Straf­fol­gen, die ei­ne Ver­let­zung die­ser Pflich­ten nach sich zieht (Art. 178 DBG);
c.
die Aus­kunfts­pflicht, die Drit­te ih­nen ge­gen­über ha­ben (Art. 158 DBG).

3 Die bei der In­ven­tar­auf­nah­me an­we­sen­den Per­so­nen un­ter­schrei­ben das In­ven­tar­pro­to­koll und be­stä­ti­gen, dass die In­ventar­be­hör­de ih­re Pflicht nach Ab­satz 2 er­füllt hat. Ver­wei­gert ei­ne die­ser Per­so­nen ih­re Un­ter­schrift, so ist dies un­ter An­ga­be der Grün­de im In­ven­tar­pro­to­koll fest­zu­hal­ten.

Art. 11 Ermittlung der Vermögensgegenstände  

1 Die In­ventar­be­hör­de führt die Er­he­bun­gen durch, die zur Er­mitt­lung des be­weg­li­chen und des un­be­weg­li­chen Ver­mö­gens er­for­der­lich sind. Sie stellt ins­be­son­de­re fest, ob Wert­pa­pie­re ir­gend­wel­cher Art, Spar‑, Ein­la­ge‑, De­po­si­ten- oder Kon­to­kor­rent­hef­te, De­pot­schei­ne, Ban­k­aus­zü­ge, Faust­pfand­ver­schrei­bun­gen, Vor­emp­fangs­quit­tun­gen, Le­bens- oder Un­fall­ver­si­che­rungs­po­li­cen, Bar­geld, Wert­sa­chen, Haus- oder Ge­schäfts­bü­cher oder an­de­re Auf­zeich­nun­gen vor­han­den sind, die sich auf das Ver­mö­gen oder Ein­kom­men der ver­stor­be­nen Per­son und der in Ar­ti­kel 155 Ab­satz 1 DBG ge­nann­ten Per­so­nen be­zie­hen. Sol­che Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de wer­den ver­wahrt, so­weit dies für die In­ven­tar­auf­nah­me er­for­der­lich ist. Ar­ti­kel 29 bleibt vor­be­hal­ten.

2 Fin­det die In­ventar­be­hör­de Schlüs­sel zu im Ge­wahr­sam Drit­ter ste­hen­den Kas­sen­schrän­ken, Tre­sor­fä­chern und der­glei­chen oder stellt sie fest, dass zum Nach­lass oder zum Ver­mö­gen der in Ar­ti­kel 155 Ab­satz 1 DBG ge­nann­ten Per­so­nen gehö­ren­de Ge­gen­stän­de sich in der Ver­wah­rung Drit­ter be­fin­den, so teilt sie die­sen Drit­ten durch ein­ge­schrie­be­nen Brief oder Te­le­fax mit, dass sie bis zum Ab­schluss der In­ven­tar­auf­nah­me über die auf­be­wahr­ten Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de nicht ver­fü­gen dür­fen.

3 In glei­cher Wei­se sind all­fäl­li­ge Gut­ha­ben und De­pots der ver­stor­be­nen Per­son und der in Ar­ti­kel 155 Ab­satz 1 DBG ge­nann­ten Per­so­nen zu sper­ren, so­weit und so­lan­ge dies zur Si­che­rung der In­ven­tar­auf­nah­me er­for­der­lich ist.

Art. 12 Vermögensverzeichnis, ergänzende Erhebungen  

1 Die In­ventar­be­hör­de er­fasst die fest­ge­stell­ten Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de in ei­nem Ver­zeich­nis. Kann sie die­ses Ver­zeich­nis nicht so­fort ab­sch­lies­sen, so führt sie un­ver­züg­lich die er­for­der­li­chen Er­he­bun­gen und Nach­for­schun­gen durch. Nö­ti­gen­falls nimmt sie die so­for­ti­ge Sie­ge­lung vor (Art. 156 Abs. 2 DBG).

2 Sie fer­tigt un­mit­tel­bar nach der In­ven­tar­auf­nah­me die Rein­schrift des Ver­mö­gens­ver­zeich­nis­ses aus.

3 Sie legt dem Ver­mö­gens­ver­zeich­nis sämt­li­che für die Über­prü­fung des In­ven­tar­er­geb­nis­ses we­sent­li­chen Ak­ten (Wert­schrif­ten­ver­zeich­nis­se, Ge­schäfts­ab­schlüs­se, Grund­­­buch­aus­zü­ge usw.) so­wie ei­ne Lis­te die­ser Ak­ten bei.

Art. 13 Unterzeichnung des Vermögensverzeichnisses  

Die bei der In­ven­tar­auf­nah­me an­we­sen­den Per­so­nen un­ter­schrei­ben das Ver­mö­gens­ver­zeich­nis. Ar­ti­kel 10 Ab­satz 3 ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 14 Besondere Massnahmen  

1 Sind zur Fest­stel­lung ein­zel­ner Ver­mö­gens­be­stand­tei­le wie An­tei­le am Ver­mö­gen von Kol­lek­tiv‑, Kom­man­dit‑, ein­fa­chen Ge­sell­schaf­ten oder Ge­mein­der­schaf­ten be­son­de­re Mass­nah­men wie Bü­cher­un­ter­su­chun­gen not­wen­dig, so setzt die In­ven­tar­be­hör­de die kan­to­na­le Ver­wal­tung für die di­rek­te Bun­des­steu­er da­von in Kennt­nis. Die­se ord­net die er­for­der­li­chen Mass­nah­men an.

2 Ver­wei­gern Er­bin­nen und Er­ben oder Drit­te die Aus­kunft, so er­stat­tet die In­ven­tar­be­hör­de der für die Straf­ver­fol­gung zu­stän­di­gen Amts­stel­le (Art. 182 Abs. 4 DBG) so­fort Be­richt. Die­se trifft die nach Ar­ti­kel 174 DBG ge­bo­te­nen Straf­mass­nah­men.

Art. 15 Mitteilung des Inventars und Aufhebung der Verfügungssperre  

So­bald die In­ventar­be­hör­de das In­ven­tar auf­ge­nom­men hat:

a.
teilt sie dies der kan­to­na­len Ver­wal­tung für die di­rek­te Bun­des­steu­er un­ver­züg­­lich mit;
b.
hebt sie die nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 und Ar­ti­kel 11 Ab­satz 2 an­ge­ord­ne­te Ver­­fü­gungs­sper­re durch schrift­li­che Mit­tei­lung wie­der auf.

3. Abschnitt: Das Inventar

Art. 16 Inhalt und Form  

Das In­ven­tar ent­hält:

a.
die Per­so­na­li­en der ver­stor­be­nen Per­son, ein­sch­liess­lich Ge­burts­da­tum, Ster­­be‑, Wohn- und Hei­mat­ort;
b.
die Per­so­na­li­en des Ehe­gat­ten und der un­ter el­ter­li­cher Ge­walt ste­hen­den Kin­der (Art. 155 Abs. 1 DBG);
c.
das Da­tum der Ehe­schlies­sung;
d.
den Gü­ter­stand;
e.
das Da­tum des To­des­ta­ges;
f.
das Da­tum und den Ort der In­ven­tar­auf­nah­me;
g.
die Na­men der In­ven­ta­ri­sa­ti­ons­be­am­tin­nen und In­ven­ta­ri­sa­ti­ons­be­am­ten;
h.
die Per­so­na­li­en der Er­bin­nen und Er­ben und der üb­ri­gen Per­so­nen, die bei der In­ven­tar­auf­nah­me an­we­send sind;
i.
die Be­stä­ti­gung nach Ar­ti­kel 10 Ab­satz 3;
k.
An­ga­ben über sons­ti­ge Er­bin­nen und Er­ben, so­wie An­ga­ben über Ver­mächt­nis­neh­me­rin­nen und Ver­mächt­nis­neh­mer, über die vom Erb­las­ser aus­ge­rich­te­ten Vor­emp­fän­ge und Schen­kun­gen so­wie über vor­ge­fun­de­ne letzt­wil­li­ge Ver­­fü­gun­gen und Erb­ver­trä­ge;
l.
das Ver­mö­gens­ver­zeich­nis ein­sch­liess­lich der Schul­den und ge­ge­be­nen­falls der gü­ter­recht­li­chen An­sprü­che und Ver­pflich­tun­gen der ver­stor­be­nen Per­son.
Art. 17 Bewegliche Gegenstände  

1 Be­weg­li­che Ge­gen­stän­de wie Haus­rat, Be­triebs­mo­bi­li­en, land­wirt­schaft­li­che Ge­rät­schaf­ten ein­sch­liess­lich der Vieh­ha­be, sind sum­ma­risch auf­zu­füh­ren. Sind sie ver­si­chert, so ist der Ver­si­che­rungs­wert ge­mä­ss Ver­si­che­rungs­po­li­ce an­zu­ge­ben.

2 Schmuck, Kunst­ge­gen­stän­de, Samm­lun­gen und An­ti­qui­tä­ten sind mög­lichst ge­nau zu um­schrei­ben.

Art. 18 Wertpapiere und Guthaben  

1 Wert­pa­pie­re sind un­ter ge­nau­er An­ga­be der Art und An­zahl der Ti­tel, der Nenn­wer­te und der Num­mern auf­zu­füh­ren.

2 Aus­wei­se über Post­check- und Bank­gut­ha­ben, wie Spar‑, Ein­la­ge- und Kon­to­kor­rent­hef­te, De­po­si­ten­schei­ne und der­glei­chen, sind un­ter An­ga­be der Schuld­ne­rin­nen und Schuld­ner, der For­de­rungs­be­trä­ge und der Num­mern auf­zu­füh­ren.

3 An­de­re Gut­ha­ben sind nach ih­rem Stand am To­des­tag an­hand der Ge­schäfts­bü­cher so­wie der sons­ti­gen Auf­zeich­nun­gen und Pa­pie­re der ver­stor­be­nen Per­son oder, man­gels sol­cher, nach den An­ga­ben der Aus­kunfts­pflich­ti­gen fest­zu­stel­len, wo­bei nach Mög­lich­keit die Be­weis­mit­tel an­zu­ge­ben sind.

Art. 19 Versicherungsansprüche  

1 Po­li­cen über Le­bens‑, Ren­ten- und Un­fall­ver­si­che­run­gen sind un­ter An­ga­be der Hö­he der Ver­si­che­rungs­leis­tung, des Ab­schluss- und des Fäl­lig­keits­da­tums der Ver­si­che­rung, der Na­men der Ver­si­che­rer und des oder der Be­güns­tig­ten so­wie der Po­li­cen­num­mer im Ver­mö­gens­ver­zeich­nis auf­zu­füh­ren.

2 An­wart­schaft­li­che und lau­fen­de An­sprü­che auf Leis­tun­gen aus Al­ters‑, In­va­li­den- und Hin­ter­blie­be­nen­vor­sor­ge so­wie auf Leib­ren­ten und an­de­re wie­der­keh­ren­de Lei­s­tun­gen sind un­ter An­ga­be des oder der Leis­tungs­pflich­ti­gen auf­zu­füh­ren.

Art. 20 Grundeigentum  

Grund­ei­gen­tum ist un­ter An­ga­be des Steu­er­wer­tes zu in­ven­ta­ri­sie­ren.

Art. 21 Nutzniessung  

1 Die in Nutz­nies­sung des Erb­las­sers ste­hen­den Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de sind un­ter An­ga­be des Ei­gen­tü­mers oder der Ei­gen­tü­me­rin zu in­ven­ta­ri­sie­ren.

2 Die mit ei­ner Nutz­nies­sung be­las­te­ten Ver­mö­gens­be­stand­tei­le sind als sol­che im In­ven­tar zu kenn­zeich­nen.

Art. 22 Schulden  

Die Schul­den sind nach ih­rem Stand am To­des­tag auf­grund von Ge­schäfts­bü­chern, Grund­buchein­tra­gun­gen, Dar­le­hens­ver­trags­dop­peln, Gläu­bi­ger­be­stä­ti­gun­gen, Ka­pi­tal- und Dar­le­hens­quit­tun­gen usw. zu er­mit­teln. Gläu­bi­ge­rin oder Gläu­bi­ger, Schuld­­grund, Zins­satz und Fäl­lig­keit sind nach Mög­lich­keit un­ter An­ga­be der Be­weis­mit­tel auf­zu­füh­ren.

4. Abschnitt: Siegelung

Art. 23 Siegelungsfälle  

Be­steht Ge­fahr, dass Tei­le des Nach­las­ses oder des Ver­mö­gens der in Ar­ti­kel 155 Ab­satz 1 DBG ge­nann­ten Per­so­nen der In­ven­tar­auf­nah­me ent­zo­gen wer­den, so ord­net die In­ventar­be­hör­de un­ver­züg­lich nach Be­kannt­wer­den des To­des­fal­les und vor oder wäh­rend der In­ven­tar­auf­nah­me die so­for­ti­ge Sie­ge­lung an, so­fern nicht oh­ne­hin ei­ne Sie­ge­lung nach kan­to­na­lem Recht statt­fin­det.

Art. 24 Siegelungsbehörde  

1 Die Kan­to­ne be­stim­men die Sie­ge­lungs­be­hör­de.

2 Sie kön­nen die Sie­ge­lung der In­ventar­be­hör­de über­tra­gen.

Art. 25 Zeit der Siegelung  

Die Sie­ge­lung wird nicht vor 8 Uhr und nicht nach 20 Uhr und fer­ner nicht an Sonn- und all­ge­mei­nen Fei­er­ta­gen durch­ge­führt, aus­ge­nom­men:

a.
es be­steht ein An­lass zur An­nah­me, dass da­durch ihr Zweck ver­ei­telt wird; und
b.
die Er­bin­nen und Er­ben ha­ben aus­drück­lich zu­ge­stimmt.
Art. 26 Anwendbares Recht  

Für die Sie­ge­lung gel­ten die Ar­ti­kel 10 und 11 Ab­satz 1 sinn­ge­mä­ss.

Art. 27 Siegelungsverfahren  

1 Stellt die Sie­ge­lungs­be­hör­de Ge­gen­stän­de nach Ar­ti­kel 11 Ab­satz 1 fest, so bringt sie die­se in ei­nem ge­eig­ne­ten Be­hält­nis oder Raum un­ter und legt sie un­ter Sie­gel. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 29.

2 Fin­det sie Schlüs­sel zu im Ge­wahr­sam Drit­ter ste­hen­den Kas­sen­schrän­ken, Tre­sor­fä­chern und der­glei­chen, so legt sie auch die­se un­ter Sie­gel. Sie setzt die In­ven­tar­be­hör­de da­von un­ver­züg­lich in Kennt­nis.

3 So­bald die In­ventar­be­hör­de Kennt­nis von ei­ner Sie­ge­lung hat, er­lässt sie die Mit­tei­lung nach Ar­ti­kel 11 Ab­satz 2.

Art. 28 Siegelungsprotokoll  

1 Die Sie­ge­lungs­be­hör­de er­stellt ein Sie­ge­lungs­pro­to­koll.

2 Dar­in hält sie fest:

a.
die An­ga­ben nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 1;
b.
die vor­han­de­nen Bar­mit­tel;
c.
die be­ach­te­ten For­ma­li­tä­ten;
d.
den Auf­be­wah­rungs­ort der un­ter Sie­gel ge­leg­ten Ge­gen­stän­de;
e.
die Na­men der Per­so­nen, die der Sie­ge­lung bei­woh­nen.

3 Die Per­so­nen, die der Sie­ge­lung bei­woh­nen, un­ter­zeich­nen das Sie­ge­lungs­pro­to­koll.

4 Ar­ti­kel 10 Ab­sät­ze 2 und 3 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 29 Versicherungspolicen, Barmittel und Geschäftsbücher  

1 Po­li­cen über Le­bens‑, Ren­ten- und Un­fall­ver­si­che­run­gen sind den aus Erb­schaft, Ver­mächt­nis oder ver­si­che­rungs­ver­trag­li­cher Be­güns­ti­gung Be­rech­tig­ten zu über­las­sen.

2 Bar­mit­tel sind den Er­bin­nen und Er­ben, für de­ren Un­ter­halt die ver­stor­be­ne Per­son sorg­te, frei­zu­ge­ben.

3 Wür­de durch die Sie­ge­lung von Ge­schäfts­bü­chern die Wei­ter­füh­rung ei­nes Ge­wer­bes oder Ge­schäf­tes der ver­stor­be­nen Per­son er­schwert, so kann sie durch an­de­re zweck­mäs­si­ge Mass­nah­men, wie durch Auf­nah­me ei­nes ge­nau­en Pro­to­kolls über Ge­stalt, Um­fang und den wich­tigs­ten In­halt der Bü­cher, er­setzt wer­den.

4 Die In­ventar­be­hör­de kann Ein­sicht in die auf Bild- und Da­ten­trä­gern nie­der­ge­leg­ten Ge­schäfts­bü­cher in un­mit­tel­bar les­ba­rer Form und einen Aus­druck ver­lan­gen.

Art. 30 Besondere Vorkehrungen  

1 Bei der Aus­wahl des oder der un­ter Sie­gel zu le­gen­den Be­hält­nis­se oder Räu­me ist dem Wunsche der Er­bin­nen und Er­ben Rech­nung zu tra­gen, so­fern da­durch der Zweck der Sie­ge­lung nicht be­ein­träch­tigt wird.

2 Räum­lich­kei­ten und Be­hält­nis­se, de­ren Öff­nung ver­wei­gert wird, wer­den in je­dem Fall ver­sie­gelt.

Art. 31 Amtliches Siegel  

Für die Sie­ge­lung ist ein amt­li­ches Zei­chen oder Sie­gel zu ver­wen­den.

Art. 32 Übermittlung des Siegelungsprotokolls  

Die Sie­ge­lungs­be­hör­de reicht das Pro­to­koll in­ner­halb von 24 Stun­den nach der Sie­ge­lung der In­ventar­be­hör­de ein.

Art. 33 Kontrolle  

Die Sie­ge­lungs­be­hör­de führt ei­ne Kon­trol­le über die Sie­ge­lun­gen. Da­zu trägt sie die­se mit den Da­ten des To­des­ta­ges, der Sie­ge­lung und der Pro­to­koll­ver­sen­dung in ei­ne fort­lau­fen­de Lis­te ein.

Art. 34 Entsiegelung  

1 Die In­ventar­be­hör­de nimmt die Sie­gel un­mit­tel­bar vor der In­ven­tar­auf­nah­me ab.

2 In ei­ner Be­schei­ni­gung stellt sie fest, ob die Sie­gel im Zeit­punkt der Ent­sie­ge­lung un­be­schä­digt wa­ren oder nicht. Sie legt die Be­schei­ni­gung dem In­ven­tar bei.

3 Sind die Sie­gel im Zeit­punkt der Ent­sie­ge­lung be­schä­digt, so un­ter­sucht die In­ven­tar­be­hör­de un­ver­züg­lich, ob, durch wen und un­ter wel­chen Um­stän­den ein un­be­rech­tig­ter Zu­griff er­folg­te. Sie hält das Er­geb­nis der Un­ter­su­chung in ei­nem Pro­to­koll fest. Ge­ge­be­nen­falls er­stat­tet sie Straf­an­zei­ge we­gen Sie­gel­bruchs (Art. 290 StGB4).

Art. 35 Erneuerung oder Nachholung der Siegelung  

1 Kann die In­ventar­be­hör­de das In­ven­tar nicht in ei­nem Zu­ge auf­neh­men, so er­neu­ert sie die Sie­ge­lung.

2 Sie kann auch ei­ne Sie­ge­lung wäh­rend ei­ner In­ven­tar­auf­nah­me ver­an­las­sen, der kei­ne Sie­ge­lung vor­aus­ge­gan­gen ist.

5. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 36 Aufhebung bisherigen Rechts  

Die Ver­ord­nung des Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz- und Zoll­de­par­te­men­tes vom 7. De­zem­ber 19445 über die Er­rich­tung des Nach­las­sin­ven­tars für die di­rek­te Bun­des­steu­er wird auf­ge­ho­ben.

5[BS 6406; AS 19821587]

Art. 37 Übergangsbestimmung  

Die In­ven­ta­re über die Nach­läs­se in den bis zum 31. De­zem­ber 1994 er­öff­ne­ten Erb­gän­gen so­wie die am 1. Ja­nu­ar 1995 hän­gi­gen In­ven­tar­ver­fah­ren wer­den noch nach den al­ten Vor­schrif­ten auf­ge­nom­men und durch­ge­führt.

Art. 38 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 1995 in Kraft.

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