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Bundesgesetz
über Fuss- und Wanderwege
(FWG)

vom 4. Oktober 1985 (Stand am 1. Februar 1996)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 37quater der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 26. September 19832,

beschliesst:

1. Abschnitt: Zweck und Begriffe

Art. 1 Zweck  

Die­ses Ge­setz bezweckt die Pla­nung, die An­la­ge und die Er­hal­tung zu­sam­men­hän­gen­der Fuss- und Wan­der­weg­net­ze.

Art. 2 Fusswegnetze  

1 Fuss­weg­net­ze sind Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen für die Fuss­gän­ger und lie­gen in der Re­gel im Sied­lungs­ge­biet.

2 Sie um­fas­sen un­ter­ein­an­der zweck­mäs­sig ver­bun­de­ne Fuss­we­ge, Fuss­gän­ger­zo­nen, Wohn­stras­sen und ähn­li­che An­la­gen. Trot­toirs und Fuss­gän­ger­strei­fen kön­nen als Ver­bin­dungs­stücke die­nen.

3 Fuss­weg­net­ze er­schlies­sen und ver­bin­den ins­be­son­de­re Wohn­ge­bie­te, Ar­beits­plät­ze, Kin­der­gär­ten und Schu­len, Hal­te­stel­len des öf­fent­li­chen Ver­kehrs, öf­fent­li­che Ein­rich­tun­gen, Er­ho­lungs­an­la­gen so­wie Ein­kaufs­lä­den.

Art. 3 Wanderwegnetze  

1 Wan­der­weg­net­ze die­nen vor­wie­gend der Er­ho­lung und lie­gen in der Re­gel aus­ser­halb des Sied­lungs­ge­bie­tes.

2 Sie um­fas­sen un­ter­ein­an­der zweck­mäs­sig ver­bun­de­ne Wan­der­we­ge. An­de­re We­ge, Tei­le von Fuss­weg­net­zen und schwach be­fah­re­ne Stras­sen kön­nen als Ver­bin­dungs­stücke die­nen. His­to­ri­sche Weg­stre­cken sind nach Mög­lich­keit ein­zu­be­zie­hen.

3 Wan­der­weg­net­ze er­schlies­sen ins­be­son­de­re für die Er­ho­lung ge­eig­ne­te Ge­bie­te, schö­ne Land­schaf­ten (Aus­sichts­la­gen, Ufer usw.), kul­tu­rel­le Se­hens­wür­dig­kei­ten, Hal­te­stel­len des öf­fent­li­chen Ver­kehrs so­wie tou­ris­ti­sche Ein­rich­tun­gen.

2. Abschnitt: Planung, Anlage und Erhaltung

Art. 4 Planung  

1 Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass:

a.
be­ste­hen­de und vor­ge­se­he­ne Fuss- und Wan­der­weg­net­ze in Plä­nen fest­gehal­ten wer­den;
b.
die Plä­ne pe­ri­odisch über­prüft und nö­ti­gen­falls an­ge­passt wer­den.

2 Sie le­gen die Rechts­wir­kun­gen der Plä­ne fest und ord­nen das Ver­fah­ren für de­ren Er­lass und Än­de­rung.

3 Die Be­trof­fe­nen so­wie die in­ter­es­sier­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen und Bun­des­stel­len sind an der Pla­nung zu be­tei­li­gen.

Art. 5 Koordination  

Die Kan­to­ne ko­or­di­nie­ren ih­re Fuss- und Wan­der­weg­net­ze mit den­je­ni­gen der Nach­bar­kan­to­ne so­wie mit den raum­wirk­sa­men Tä­tig­kei­ten der Kan­to­ne und des Bun­des.

Art. 6 Anlage und Erhaltung  

1 Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass:

a.
Fuss- und Wan­der­we­ge an­ge­legt, un­ter­hal­ten und ge­kenn­zeich­net wer­den;
b.
die­se We­ge frei und mög­lichst ge­fahr­los be­gan­gen wer­den kön­nen;
c.
der öf­fent­li­che Zu­gang recht­lich ge­si­chert ist.

2 Bei der Er­fül­lung ih­rer üb­ri­gen Auf­ga­ben neh­men sie auf die Fuss- und Wan­der­we­ge Rück­sicht.

Art. 7 Ersatz  

1 Müs­sen die in den Plä­nen ent­hal­te­nen Fuss- und Wan­der­weg­net­ze oder Tei­le da­von auf­ge­ho­ben wer­den, so ist, un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ört­li­chen Ver­hält­nis­se, für an­ge­mes­se­nen Er­satz durch vor­han­de­ne oder neu zu schaf­fen­de We­ge zu sor­gen.

2 Fuss- und Wan­der­we­ge sind ins­be­son­de­re zu er­set­zen, wenn sie:

a.
nicht mehr frei be­geh­bar sind;
b.
ab­ge­gra­ben, zu­ge­deckt oder sonst­wie un­ter­bro­chen wer­den;
c.
auf ei­ner grös­se­ren Weg­stre­cke stark be­fah­ren oder für den all­ge­mei­nen Fahr­ver­kehr ge­öff­net wer­den;
d.
auf ei­ner grös­se­ren Weg­stre­cke mit Be­lä­gen ver­se­hen wer­den, die für die Fuss­gän­ger un­ge­eig­net sind.

3 Die Kan­to­ne re­geln in ih­rem Be­reich das Ver­fah­ren für die Auf­he­bung von We­gen und be­stim­men, wer zum Er­satz ver­pflich­tet ist.

Art. 8 Mitwirkung privater Fachorganisationen  

1 Bund und Kan­to­ne zie­hen für die Pla­nung, die An­la­ge und die Er­hal­tung der Fuss- und Wan­der­weg­net­ze pri­va­te Or­ga­ni­sa­tio­nen bei, wel­che vor al­lem die Fuss- und Wan­der­weg­net­ze för­dern (pri­va­te Fa­ch­or­ga­ni­sa­tio­nen).

2 Sie kön­nen den pri­va­ten Fa­ch­or­ga­ni­sa­tio­nen ein­zel­ne Auf­ga­ben über­tra­gen.

Art. 9 Rücksichtnahme auf andere Anliegen  

Bund und Kan­to­ne be­rück­sich­ti­gen auch die An­lie­gen der Land- und Forst­wirt­schaft, des Na­tur- und Hei­mat­schut­zes so­wie der Lan­des­ver­tei­di­gung.

3. Abschnitt: Besondere Aufgaben des Bundes

Art. 10 Im eigenen Bereich  

1 Die Bun­des­stel­len be­rück­sich­ti­gen bei der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben die in den Plä­nen nach Ar­ti­kel 4 ent­hal­te­nen Fuss- und Wan­der­weg­net­ze oder sor­gen für an­ge­mes­se­nen Er­satz, in­dem sie:

a.
ei­ge­ne Bau­ten und An­la­gen ent­spre­chend pla­nen und er­stel­len;
b.
Kon­zes­sio­nen und Be­wil­li­gun­gen nur un­ter Be­din­gun­gen und Auf­la­gen er­tei­len oder aber ver­wei­gern;
c.
Bei­trä­ge nur be­dingt ge­wäh­ren oder ab­leh­nen.

2 Ent­ste­hen Kos­ten, weil Fuss- oder Wan­der­weg­net­ze be­rück­sich­tigt oder Tei­le da­von er­setzt wer­den müs­sen, so wer­den sie dem be­tref­fen­den Ob­jekt­kre­dit be­las­tet oder zum glei­chen Bei­trags­satz wie die üb­ri­gen Ob­jekt­kos­ten sub­ven­tio­niert.

Art. 11 Beratung der Kantone  

Der Bund kann die Tä­tig­kei­ten der Kan­to­ne bei der Pla­nung, der An­la­ge und der Er­hal­tung so­wie beim Er­satz von Fuss- und Wan­der­weg­net­zen durch fach­li­che Be­ra­tung und Be­schaf­fung von Grund­la­gen un­ter­stüt­zen.

Art. 12 Unterstützung der privaten Fachorganisationen  

Der Bund kann pri­va­ten Fa­ch­or­ga­ni­sa­tio­nen von ge­samtschwei­ze­ri­scher Be­deu­tung für ih­re Tä­tig­kei­ten nach Ar­ti­kel 8 Bei­trä­ge aus­rich­ten.

4. Abschnitt: Organisation und Rechtsschutz

Art. 13 Fachstellen  

Die Kan­to­ne be­zeich­nen ih­re Fach­stel­len für Fuss- und Wan­der­we­ge.

Art. 14 Beschwerdelegitimation  

1 In eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Ver­fah­ren sind un­ab­hän­gig von den üb­ri­gen ver­fah­rens­recht­li­chen Be­stim­mun­gen zur Be­schwer­de auch be­rech­tigt:

a.
die Ge­mein­den, wenn ihr Ge­biet be­trof­fen ist;
b.
die vom Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on3 an­er­kann­ten Fa­ch­or­ga­ni­sa­tio­nen von ge­samtschwei­ze­ri­scher Be­deu­tung4.

2 Zur Be­schwer­de ge­gen Ver­fü­gun­gen von Bun­des­be­hör­den sind auch die Kan­to­ne be­rech­tigt.

3 Be­steht in ei­nem Ver­fah­ren ein Be­schwer­de­recht nach Ab­satz 1, so er­öff­net die Be­hör­de ih­re Ver­fü­gung den Ge­mein­den und Fa­ch­or­ga­ni­sa­tio­nen durch schrift­li­che Mit­tei­lung oder durch Ver­öf­fent­li­chung im Bun­des­blatt oder im kan­to­na­len Pu­bli­ka­ti­ons­or­gan. Ge­mein­den und Or­ga­ni­sa­tio­nen, die kein Rechts­mit­tel er­grif­fen ha­ben, kön­nen sich am wei­te­ren Ver­fah­ren nur noch als Par­tei be­tei­li­gen, wenn die Ver­fü­gung zu­guns­ten ei­ner an­de­ren Par­tei ge­än­dert wird und sie da­durch be­schwert wer­den.5

4 Sieht das Bun­des­recht oder das kan­to­na­le Recht vor, dass vor dem Er­lass der Ver­fü­gung ein Ein­spra­che­ver­fah­ren durch­ge­führt wird, so sind Ge­mein­den und Or­ga­ni­sa­tio­nen nur be­schwer­de­be­fugt, wenn sie sich an die­sem Ein­spra­che­ver­fah­ren als Par­tei be­tei­ligt ha­ben. In die­sem Fall ist das Ge­such nach den Vor­schrif­ten von Ab­satz 3 zu ver­öf­fent­li­chen.6

5 Wird über das Vor­ha­ben im Ver­fah­ren nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. Ju­ni 19307 über die Enteig­nung ent­schie­den, so ist Ab­satz 3 nicht an­wend­bar.8

3 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de ge­mä­ss Art. 4a der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 15. Ju­ni 1998 (SR 170.512.1) an­ge­passt.

4Sie­he Art. 1 der V des UVEK vom 16. April 1993 (SR 704.5).

5Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 24. März 1995, in Kraft seit 1. Fe­br. 1996 (AS 1996 214223; BBl 1991 III 1121).

6Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 24. März 1995, in Kraft seit 1. Fe­br. 1996 (AS 1996 214223; BBl 1991 III 1121).

7SR 711

8Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 24. März 1995, in Kraft seit 1. Fe­br. 1996 (AS 1996 214223; BBl 1991 III 1121).

5. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 15 Frist für die Erstellung der Pläne  

1 Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass die Plä­ne nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 1 in­nert drei­er Jah­re nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes er­stellt wer­den.

2 Der Bun­des­rat kann die­se Frist aus­nahms­wei­se für ein­zel­ne Ge­bie­te ver­län­gern.

Art. 16 Übergangsbestimmungen  

1 Die Kan­tons­re­gie­run­gen be­zeich­nen die Fuss- und Wan­der­weg­net­ze, auf die die­ses Ge­setz bis zum In­kraft­tre­ten der Plä­ne nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 1 an­zu­wen­den ist. Die Be­zeich­nung ist für al­le Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne ver­bind­lich.

2 So­lan­ge das kan­to­na­le Recht kei­ne an­de­ren Be­hör­den be­zeich­net, kön­nen die Kan­tons­re­gie­run­gen wei­te­re vor­läu­fi­ge Re­ge­lun­gen tref­fen.

Art. 17 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ja­nu­ar 19879

9BRB vom 26. Nov. 1986 (AS 1986 2510)

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