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Kernenergieverordnung
(KEV)

vom 10. Dezember 2004 (Stand am 1. Februar 2019)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 101 Absatz 1 des Kernenergiegesetzes vom
21. März 20031 (KEG),

verordnet:

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Geltungsbereich für Kernmaterialien 2  

1 Als Kern­ma­te­ria­li­en gel­ten:

a.
die Aus­gangs­ma­te­ria­li­en:
1.
Na­tur­uran, d.h. Uran mit der in der Na­tur auf­tre­ten­den Iso­to­pen­mi­schung,
2.
ab­ge­rei­cher­tes Uran, d.h. Uran, das einen ge­rin­ge­ren An­teil an Uran‑235 hat als Na­tur­uran,
3.
Tho­ri­um,
4.
die Stof­fe nach den Zif­fern 1–3 in Form von Me­tall, Le­gie­run­gen, che­mi­schen Ver­bin­dun­gen oder Kon­zen­tra­ten so­wie an­de­re Ma­te­ria­li­en, wel­che einen oder meh­re­re der oben ge­nann­ten Stof­fe in ei­ner von der In­ter­na­tio­na­len Atom­ener­gie-Or­ga­ni­sa­ti­on be­zeich­ne­ten Kon­zen­tra­ti­on oder hö­her ent­hal­ten;
b.
die be­son­de­ren spalt­ba­ren Ma­te­ria­li­en:
1.
Plu­to­ni­um239,
2.
Uran‑233,
3.
Uran‑235,
4.
an­ge­rei­cher­tes Uran, d.h. Uran, in dem der An­teil an Uran‑233, Uran‑235 oder bei­den Iso­to­pen zu­sam­men hö­her als in Na­tur­uran ist,
5.
die Stof­fe nach den Zif­fern 1–4 in Form von Me­tall, Le­gie­run­gen, che­mi­schen Ver­bin­dun­gen oder Kon­zen­tra­ten so­wie an­de­re Ma­te­ria­li­en, wel­che einen oder meh­re­re der oben ge­nann­ten Stof­fe in ei­ner von der In­ter­na­tio­na­len Atom­ener­gie-Or­ga­ni­sa­ti­on be­zeich­ne­ten Kon­zen­tra­ti­on oder hö­her ent­hal­ten.

2 Nicht als Kern­ma­te­ria­li­en gel­ten:

a.
Uran- und Tho­ri­u­mer­ze;
b.
Aus­gangs­ma­te­ria­li­en so­wie Er­zeug­nis­se aus Aus­gangs­ma­te­ria­li­en, die nicht zur Ener­gie­ge­win­nung mit­tels Kern­spal­tungs­pro­zes­sen ver­wen­det wer­den, ins­be­son­de­re Ab­schir­mun­gen, Füh­ler in Mess­in­stru­men­ten, Ke­ra­mik­ver­bin­dun­gen und Le­gie­run­gen;
c.
be­son­de­re spalt­ba­re Ma­te­ria­li­en bis zu ei­ner Men­ge von 15 g so­wie Er­zeug­nis­se aus be­son­de­ren spalt­ba­ren Ma­te­ria­li­en, die nicht zur Ener­gie­ge­win­nung mit­tels Kern­spal­tungs­pro­zes­sen be­nutzt wer­den, ins­be­son­de­re Füh­ler in Mess­in­stru­men­ten und sons­ti­ge Fer­tiger­zeug­nis­se, aus de­nen nur mit ei­nem tech­nisch oder wirt­schaft­lich un­ver­hält­nis­mäs­si­gem Auf­wand be­son­de­re spalt­ba­re Ma­te­ria­li­en rück­ge­winn­bar sind.

2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 6 Ziff. II 2 der Sa­fe­guards­ver­ord­nung vom 21. März 2012, in Kraft seit 1. Mai 2012 (AS 2012 1703).

Art. 2 Geltungsbereich für Kernanlagen  

1 Nicht als Ker­n­an­la­gen gel­ten An­la­gen, in de­nen fol­gen­de Kern­ma­te­ria­li­en ge­won­nen, her­ge­stellt, ver­wen­det, be­ar­bei­tet oder ge­la­gert wer­den:

a.
Stof­fe, die ins­ge­samt höchs­tens 1000 kg Na­tur­uran, ab­ge­rei­cher­tes Uran oder Tho­ri­um ent­hal­ten;
b.
Aus­gangs­ma­te­ria­li­en, für die nach­ge­wie­sen wer­den kann, dass auf­grund des che­misch-phy­si­ka­li­schen Zu­stan­des der Ma­te­ria­li­en und auf­grund der be­trieb­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten ei­ne sich selbst er­hal­ten­de Ket­ten­re­ak­ti­on un­mög­lich ist;
c.
be­son­de­re spalt­ba­re Ma­te­ria­li­en, die ge­samt­haft höchs­tens 150 g Plu­to­ni­um 239, Uran 233 oder Uran 235 ent­hal­ten.

1bis Eben­falls nicht als Ker­n­an­la­gen gel­ten An­la­gen aus­ser­halb von Ker­n­an­la­gen, in de­nen ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le zum Ab­klin­gen nach Ar­ti­kel 117 der Strah­len­schutz­ver­ord­nung vom 26. April 20173 (StSV) ge­la­gert wer­den.4

2 Das Bun­des­amt für Ener­gie (Bun­des­amt) stellt fest, ob Aus­gangs­ma­te­ria­li­en die An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b er­fül­len.

3 SR 814.501

4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

Art. 3 Geltungsbereich für Vermittlung  

Nicht als Ver­mitt­lung gel­ten Tä­tig­kei­ten mit nu­klea­ren Gü­tern im Sin­ne von Ar­ti­kel 3 Buch­sta­be k KEG, wenn die nu­klea­ren Gü­ter dem Ei­gen­be­darf in der Schweiz die­nen.

Art. 4 Begriffe  

Es gel­ten die Be­griffs­be­stim­mun­gen nach An­hang 1.

Art. 5 Sachplan geologische Tiefenlager  

Der Bund legt in ei­nem Sach­plan die Zie­le und Vor­ga­ben für die La­ge­rung der ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le in geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gern für die Be­hör­den ver­bind­lich fest.

Art. 6 Aufsichtsbehörden 5  

Auf­sichts­be­hör­den sind:

a.
in Be­zug auf nu­klea­re Si­cher­heit und Si­che­rung das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat (EN­SI);
b.
das Bun­des­amt für die üb­ri­gen Be­rei­che beim Voll­zug des KEG.

5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

2. Kapitel: Grundsätze der nuklearen Sicherheit und der Sicherung

Art. 7 Anforderungen an die nukleare Sicherheit  

Zur Ge­währ­leis­tung der nu­klea­ren Si­cher­heit müs­sen fol­gen­de Schutz­mass­nah­men ge­trof­fen wer­den:

a.
Bei der Aus­le­gung, beim Bau, bei der In­be­trieb­nah­me und beim Be­trieb von Ker­n­an­la­gen sind be­währ­te oder nach­weis­lich hoch­qua­li­ta­ti­ve Ver­fah­ren, Werk­stof­fe, Tech­ni­ken so­wie Or­ga­ni­sa­ti­onss­truk­tu­ren und ‑ab­läu­fe ein­zu­set­zen; dies gilt ins­be­son­de­re für die Be­rei­che Pla­nung, Fer­ti­gung, Prü­fung, Be­triebs­füh­rung, Über­wa­chung, In­stand­hal­tung, Qua­li­täts­si­che­rung, Er­fah­rungs­aus­wer­tung, er­go­no­mi­sche Ge­stal­tung so­wie Aus- und Wei­ter­bil­dung.
b.
Ab­wei­chun­gen vom Nor­mal­be­trieb sol­len so­weit mög­lich durch ein selbst­re­gu­lie­ren­des, feh­ler­to­le­ran­tes An­la­ge­ver­hal­ten auf­ge­fan­gen wer­den; es ist so­weit mög­lich ein in­hä­rent si­che­res An­la­ge­ver­hal­ten vor­zu­se­hen; als in­hä­ren­te Si­cher­heit gilt der Zu­stand, in dem ein tech­ni­sches Sys­tem aus sich selbst her­aus, al­so oh­ne wei­te­re Hilfs­sys­te­me, si­cher ar­bei­tet.
c.
Zur Be­herr­schung von Stör­fäl­len ist die An­la­ge der­art aus­zu­le­gen, dass kei­ne un­zu­läs­si­gen ra­dio­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen in der Um­ge­bung der An­la­ge ent­ste­hen; da­zu sind pas­si­ve und ak­ti­ve Si­cher­heits­sys­te­me vor­zu­se­hen.
d.
Ge­gen Stör­fäl­le, bei de­nen ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe in ge­fähr­den­dem Um­fang frei­ge­setzt wer­den kön­nen, sind zu­sätz­lich vor­beu­gen­de und lin­dern­de Vor­keh­ren im tech­ni­schen, or­ga­ni­sa­to­ri­schen und ad­mi­nis­tra­ti­ven Be­reich zu tref­fen.
Art. 8 Anforderungen an den Schutz gegen Störfälle  

1 Bei Ker­n­an­la­gen sind ge­gen Stör­fäl­le mit Ur­sprung in­ner­halb oder aus­ser­halb der An­la­ge Schutz­mass­nah­men zu tref­fen.

2 Als Stör­fäl­le mit Ur­sprung in­ner­halb der An­la­ge gel­ten ins­be­son­de­re Re­ak­ti­vi­täts­stö­rung, Kühl­mit­tel­ver­lust, Ver­lust der Wär­me­sen­ke, Brand, Über­flu­tung, me­cha­ni­sche Ein­wir­kun­gen in­fol­ge Kom­po­nen­ten­ver­sa­gen, Be­schä­di­gung von Hüll­roh­ren bei der Hand­ha­bung von Brenn­ele­men­ten, Ver­sa­gen von Be­triebs­sys­te­men, un­er­wünsch­tes An­spre­chen oder feh­ler­haf­tes Funk­tio­nie­ren von Si­cher­heits­sys­te­men und Feh­ler des Per­so­nals.

3 Als Stör­fäl­le mit Ur­sprung aus­ser­halb der An­la­ge gel­ten ins­be­son­de­re Stör­fäl­le, die aus­ge­löst wer­den kön­nen durch Erd­be­ben, Über­flu­tung, un­fall­be­ding­ten Ab­sturz von zi­vi­len und mi­li­tä­ri­schen Flug­zeu­gen auf die An­la­ge, Sturm­böe, Blitz­schlag, Druck­wel­le, Brand, Ver­lust der ex­ter­nen Strom­ver­sor­gung und Be­ein­träch­ti­gung oder Un­ter­bruch der ex­ter­nen Kühl­was­ser­zu­fuhr.

4 Für die Aus­le­gung ei­ner Ker­n­an­la­ge nach Ar­ti­kel 7 Buch­sta­be c sind die Stör­fäl­le nach Ab­satz 2 und die nicht durch Na­tur­er­eig­nis­se aus­ge­lös­ten Stör­fäl­le nach Ab­satz 3 nach den in Ar­ti­kel 123 Ab­satz 2 StSV6 be­stimm­ten Häu­fig­kei­ten ein­zu­tei­len. Da­bei ist zu­sätz­lich zum aus­lö­sen­den Er­eig­nis ein un­ab­hän­gi­ger Ein­zel­feh­ler an­zu­neh­men. Es ist nach­zu­wei­sen, dass die Do­sen nach Ar­ti­kel 123 Ab­satz 2 StSV ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen.7

4bis Für die Aus­le­gung ei­ner Ker­n­an­la­ge nach Ar­ti­kel 7 Buch­sta­be c ist bei den durch Na­tur­er­eig­nis­se aus­ge­lös­ten Stör­fäl­len nach Ab­satz 3 je­weils von ei­nem Na­tur­er­eig­nis mit ei­ner Häu­fig­keit von 10‑3 pro Jahr so­wie ei­nem Na­tur­er­eig­nis mit ei­ner Häu­fig­keit von 10‑4 pro Jahr aus­zu­ge­hen. Zu­sätz­lich zum aus­lö­sen­den Na­tur­er­eig­nis ist ein un­ab­hän­gi­ger Ein­zel­feh­ler an­zu­neh­men. Es ist nach­zu­wei­sen, dass die aus ei­nem ein­zel­nen sol­chen Stör­fall re­sul­tie­ren­de Do­sis für Per­so­nen aus der Be­völ­ke­rung:

a.
bei ei­ner Er­eig­nis­häu­fig­keit von 10-3 pro Jahr höchs­tens 1 mSv be­trägt;
b.
bei ei­ner Er­eig­nis­häu­fig­keit von 10-4 pro Jahr höchs­tens 100 mSv be­trägt.8

5 Mit­tels pro­ba­bi­lis­ti­scher Nach­wei­se ist zu zei­gen, dass auch ein aus­rei­chen­der Schutz ge­gen aus­le­gungs­über­schrei­ten­de Stör­fäl­le be­steht. Die vor­beu­gen­den und lin­dern­den Vor­keh­ren nach Ar­ti­kel 7 Buch­sta­be d kön­nen da­bei be­rück­sich­tigt wer­den.9

6 Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on (De­par­te­ment) legt die spe­zi­fi­schen Ge­fähr­dungs­an­nah­men und die Be­wer­tungs­kri­te­ri­en in ei­ner Ver­ord­nung fest.

6 SR 814.501

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

Art. 9 Anforderungen an die Sicherung  

1 Der Schutz von Ker­n­an­la­gen und Kern­ma­te­ria­li­en vor Sa­bo­ta­ge, ge­walt­sa­men Ein­wir­kun­gen oder Ent­wen­dung muss auf ei­ner in die Tie­fe gestaf­fel­ten Ab­wehr be­ru­hen, wel­che bau­li­che, tech­ni­sche, or­ga­ni­sa­to­ri­sche, per­so­nel­le und ad­mi­nis­tra­ti­ve Mass­nah­men bein­hal­tet.

2 Die Grund­sät­ze für die Si­che­rungs­zo­nen und -schran­ken so­wie für den Schutz der Ker­n­an­la­gen, Kern­ma­te­ria­li­en und ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le sind im An­hang 2 fest­ge­legt.

3 Das De­par­te­ment legt die Grund­sät­ze für die Ge­fähr­dungs­an­nah­men und für die bau­li­chen, tech­ni­schen, or­ga­ni­sa­to­ri­schen und ad­mi­nis­tra­ti­ven An­for­de­run­gen an Si­che­rungs­mass­nah­men in ei­ner Ver­ord­nung fest.

Art. 10 Grundsätze für die Auslegung von Kernkraftwerken  

1 Für Kern­kraft­wer­ke gel­ten ins­be­son­de­re fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Si­cher­heits­funk­tio­nen müs­sen auch bei Ein­tre­ten ei­nes be­lie­bi­gen vom aus­lö­sen­den Er­eig­nis un­ab­hän­gi­gen Ein­zel­feh­lers wirk­sam blei­ben, und zwar auch dann, wenn ei­ne Kom­po­nen­te we­gen In­stand­hal­tung nicht ver­füg­bar ist; alsEin­zel­feh­ler gilt das zu­fäl­li­ge Ver­sa­gen ei­ner Kom­po­nen­te, das zum Ver­lust ih­rer Fä­hig­keit führt, die vor­ge­se­he­ne Si­cher­heits­funk­ti­on zu er­fül­len; Fol­ge­feh­ler aus die­sem zu­fäl­li­gen Ver­sa­gen wer­den als Teil des Ein­zel­feh­lers be­trach­tet.
b.
Si­cher­heits­funk­tio­nen sind so­weit mög­lich nach den Grund­sät­zen der Red­un­danz und der Di­ver­si­tät aus­zu­füh­ren; als Red­un­danz gilt das Vor­han­den­sein von mehr funk­ti­ons­be­rei­ten Aus­rüs­tun­gen als zur Er­fül­lung der vor­ge­se­he­nen Si­cher­heits­funk­ti­on not­wen­dig ist; als Di­ver­si­tät gilt die An­wen­dung phy­si­ka­lisch oder tech­nisch ver­schie­den­ar­ti­ger Prin­zi­pi­en.
c.
Die zur Er­fül­lung ei­ner Si­cher­heits­funk­ti­on ein­ge­setz­ten red­un­dan­ten Strän­ge müs­sen von­ein­an­der so­weit mög­lich funk­tio­nal un­ab­hän­gig sein, und zwar so­wohl be­züg­lich der ma­schi­nen­tech­ni­schen als auch der un­ter­stüt­zen­den Sys­te­me wie der Leit­tech­nik und der Ver­sor­gung mit Ener­gie, Küh­lung und Lüf­tung.
d.
Die zur Er­fül­lung ei­ner Si­cher­heits­funk­ti­on ein­ge­setz­ten red­un­dan­ten Strän­ge müs­sen so­weit mög­lich von den an­de­ren räum­lich ge­trennt sein.
e.
Die zur Er­fül­lung ei­ner Si­cher­heits­funk­ti­on ein­ge­setz­ten red­un­dan­ten Strän­ge müs­sen so­weit mög­lich in­te­gral oder sonst in mög­lichst um­fas­sen­den Ab­schnit­ten so­wohl mit Hand­steue­rung als auch mit si­mu­lier­ter au­to­ma­ti­scher An­re­gung, dar­un­ter auch bei Not­strom­bedin­gun­gen, ge­prüft wer­den kön­nen.
f.
Si­cher­heits­funk­tio­nen müs­sen der­art au­to­ma­ti­siert wer­den, dass bei Stör­fäl­len nach Ar­ti­kel 8 kei­ne si­cher­heits­re­le­van­ten Ein­grif­fe des Per­so­nals in­ner­halb der ers­ten 30 Mi­nu­ten nach dem aus­lö­sen­den Er­eig­nis er­for­der­lich wer­den.
g.
Bei der Aus­le­gung der Sys­te­me und Kom­po­nen­ten sind aus­rei­chen­de Si­cher­heits­zu­schlä­ge zu be­rück­sich­ti­gen.
h.
Nach Mög­lich­keit ist ein si­cher­heits­ge­rich­te­tes Sys­tem­ver­hal­ten bei Fehl­funk­tio­nen von Aus­rüs­tun­gen zu ge­währ­leis­ten.
i.
Pas­si­ve sind ge­gen­über ak­ti­ven Si­cher­heits­funk­tio­nen zu be­vor­zu­gen.
j.
Ar­beitsplät­ze und Ar­beits­ab­läu­fe für Be­die­nung und In­stand­hal­tung der An­la­ge sind so zu ge­stal­ten, dass die mensch­li­chen Fä­hig­kei­ten und de­ren Gren­zen be­rück­sich­tigt wer­den.
k.
Bei glei­chem Si­cher­heits­ge­winn sind Mass­nah­men zur Ver­hin­de­rung von Stör­fäl­len nach Ar­ti­kel 7 Buch­sta­be d den­je­ni­gen zur Lin­de­rung der Kon­se­quen­zen von Stör­fäl­len vor­zu­zie­hen.

2 Das EN­SI wird be­auf­tragt, spe­zi­fi­sche Aus­le­gungs­grund­sät­ze für Leicht­was­ser­re­ak­to­ren in Richt­li­ni­en zu re­geln.10

10 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 11 Grundsätze für die Auslegung von geologischen Tiefenlagern  

1 Der Stand­ort für ein geo­lo­gi­sches Tie­fen­la­ger muss zur Ge­währ­leis­tung der Lang­zeit­si­cher­heit fol­gen­de Ei­gen­schaf­ten auf­wei­sen:

a.
aus­rei­chen­de Aus­deh­nung von ge­eig­ne­tem Wirt­ge­stein;
b.
güns­ti­ge hy­dro­geo­lo­gi­sche Ver­hält­nis­se;
c.
geo­lo­gi­sche Lang­zeit­sta­bi­li­tät.

2 Ein geo­lo­gi­sches Tie­fen­la­ger ist so aus­zu­le­gen, dass:

a.
die Grund­sät­ze von Ar­ti­kel 10 Ab­satz 1 sinn­ge­mä­ss er­füllt wer­den;
b.
die Lang­zeit­si­cher­heit durch gestaf­fel­te pas­si­ve Si­cher­heits­bar­rie­ren ge­währ­leis­tet wird;
c.
Vor­keh­run­gen zur Er­leich­te­rung von Über­wa­chung und Re­pa­ra­tu­ren des La­gers oder zur Rück­ho­lung der Ab­fäl­le die pas­si­ven Si­cher­heits­bar­rie­ren nach dem Ver­schluss des La­gers nicht be­ein­träch­ti­gen;
d.
das La­ger in­nert ei­ni­ger Jah­re ver­schlos­sen wer­den kann.

3 Das EN­SI wird be­auf­tragt, spe­zi­fi­sche Aus­le­gungs­grund­sät­ze für geo­lo­gi­sche Tie­fen­la­ger in Richt­li­ni­en zu re­geln.11

11 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 12 Grundsätze für die Auslegung anderer Kernanlagen  

1 Für die Aus­le­gung an­de­rer Ker­n­an­la­gen als Kern­kraft­wer­ke und geo­lo­gi­sche Tie­fen­la­ger gilt Ar­ti­kel 10 Ab­satz 1 sinn­ge­mä­ss.

2 Ein Zwi­schen­la­ger für ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le ist zu­dem so aus­zu­le­gen, dass:

a.
die End­la­ger­fä­hig­keit der Ab­fall­ge­bin­de nicht be­ein­träch­tigt wird;
b.
ei­ne ge­nü­gen­de La­ger­ka­pa­zi­tät für den ab­seh­ba­ren Be­darf vor­liegt.

3 Das EN­SI wird be­auf­tragt, bei Be­darf spe­zi­fi­sche Aus­le­gungs­grund­sät­ze für ein­zel­ne Ar­ten von Ker­n­an­la­gen in Richt­li­ni­en zu re­geln.12

12 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

3. Kapitel: Nukleare Güter

Art. 13 Zuständigkeit  

Das Bun­des­amt ist zu­stän­dig für die Er­tei­lung:

a.
von Be­wil­li­gun­gen für den Um­gang mit Kern­ma­te­ria­li­en;
abis.13
von Be­wil­li­gun­gen für die Aus­fuhr und Ver­mitt­lung von Tech­no­lo­gie, die Kern­ma­te­ria­li­en be­trifft;
b.14
der Zu­stim­mung zur Ver­ein­ba­rung über die Rück­nah­me ra­dio­ak­ti­ver Ab­fäl­le.

13 Ein­ge­fügt durch An­hang 8 Ziff. 1 der Gü­ter­kon­troll­ver­ord­nung vom 3. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 2195).

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 1. Nov. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 7107).

Art. 14 Bewilligungsverfahren bei Ausfuhr und Vermittlung von Kernmaterialien sowie von Technologie, die Kernmaterialien betrifft 15  

1 Das Bun­des­amt be­wil­ligt Ge­su­che um Be­wil­li­gun­gen für die Aus­fuhr und Ver­mitt­lung von Kern­ma­te­ria­li­en so­wie von Tech­no­lo­gie, die Kern­ma­te­ria­li­en be­trifft, wenn kein Hin­weis auf feh­len­de Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 7 KEG vor­liegt.

2 Es lehnt die Ge­su­che ab, wenn ei­ne er­for­der­li­che Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zung nach Ar­ti­kel 7 KEG fehlt.

3 In den üb­ri­gen Fäl­len ent­schei­det es im Ein­ver­neh­men mit den zu­stän­di­gen Stel­len des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten, des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für Wirt­schaft, Bil­dung und For­schung und des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport so­wie nach An­hö­rung des Nach­rich­ten­diens­tes des Bun­des. Kommt kei­ne Ei­ni­gung zu­stan­de, so ent­schei­det der Bun­des­rat auf An­trag des De­part­ments.

15 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 8 Ziff. 1 der Gü­ter­kon­troll­ver­ord­nung vom 3. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 2195).

Art. 15 Gesuch und Gesuchsunterlagen  

1 Das Ge­such um ei­ne Be­wil­li­gung für den Trans­port oder die Ein-, Aus- oder Durch­fuhr von Kern­ma­te­ria­li­en ha­ben ge­mein­sam der Ver­sen­der, der Emp­fän­ger, der Be­för­de­rer und der Trans­por­t­or­ga­ni­sa­tor zu stel­len.

2 Die Un­ter­la­gen müs­sen al­le zur Be­ur­tei­lung des Ge­suchs er­for­der­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten, ins­be­son­de­re über:

a.
die Zu­sam­men­set­zung und die Ei­gen­schaf­ten des Ma­te­ri­als;
b.
die tech­ni­schen Ein­zel­hei­ten der Aus­rüs­tung;
c.
den Ort der Her­stel­lung;
d.
den Be­stim­mungs­ort und den Ab­neh­mer;
e.
den Ver­wen­dungs­zweck;
f.
die Kaufs- oder Ver­kaufs­be­din­gun­gen;
g.
den Trans­port, ins­be­son­de­re den Nach­weis über die Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen an die Be­för­de­rung ge­fähr­li­cher Gü­ter.

3 Die Un­ter­la­gen für das Ge­such um ei­ne Be­wil­li­gung für die Ver­mitt­lung von Kern­ma­te­ria­li­en oder die Aus­fuhr oder Ver­mitt­lung von Tech­no­lo­gie, die Kern­ma­te­ria­li­en be­trifft, müs­sen ent­hal­ten:

a.
bei Kern­ma­te­ria­li­en ins­be­son­de­re An­ga­ben über:
1.
die Zu­sam­men­set­zung des Ma­te­ri­als,
2.
die Men­ge,
3.
den Ur­sprungs- und den Be­stim­mungs­ort oder, falls die­ser zur­zeit der Ge­such­stel­lung nicht be­kannt ist, den Er­fül­lungs­ort;
b.
bei Tech­no­lo­gie sinn­ge­mä­ss die An­ga­ben nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben c–f so­wie über Form und In­halt der Tech­no­lo­gie.

4 Auf Ver­lan­gen hat der In­ha­ber ei­ner Be­wil­li­gung für die Ver­mitt­lung von Kern­ma­te­ria­li­en dem Bun­des­amt pe­ri­odisch Be­richt mit fol­gen­den An­ga­ben zu er­stat­ten:

a.
die Zu­sam­men­set­zung des Ma­te­ri­als;
b.
die Men­gen;
c.
der Ur­sprungs- und der Be­stim­mungs­ort oder, falls dies zum Zeit­punkt der Ge­such­stel­lung nicht be­kannt ist, der Er­fül­lungs­ort;
d.
die Art und der Zeit­punkt der Er­fül­lung des Grund­ge­schäfts;
e.
die Ver­trags­part­ner.

5 Das Bun­des­amt kann bei Be­darf zu­sätz­li­che Un­ter­la­gen an­for­dern.

Art. 16 Vorabklärungen  

1 Auf An­trag des Ge­such­stel­lers führt das Bun­des­amt Vor­ab­klä­run­gen durch, ob und un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­ne Be­wil­li­gung nach die­sem Ka­pi­tel er­teilt wer­den könn­te.

2 Vor­ab­klä­run­gen ge­ben kei­nen Rechts­an­spruch auf die Be­wil­li­gung.

3 Be­reits über­prüf­te Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen wer­den für den Be­wil­li­gungs­ent­scheid nur dann an­ders be­ur­teilt, wenn die tat­säch­li­chen oder recht­li­chen Ver­hält­nis­se sich seit der Vor­ab­klä­rung ver­än­dert ha­ben oder neue Tat­sa­chen be­kannt ge­wor­den sind.

Art. 17 Diplomatische oder konsularische Vertretungen, internationale Organisationen, Zolllager, Zollfreilager und Zollausschlussgebiete 16  

Den Ein- und Aus­fuh­ren gleich­ge­stellt sind Lie­fe­run­gen:

a.
von und an di­plo­ma­ti­sche oder kon­su­la­ri­sche Ver­tre­tun­gen;
b.
von und an in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen;
c.
in oder aus of­fe­nen Zoll­la­gern, La­gern für Mas­sen­gü­ter, Zoll­frei­la­gern oder Zollaus­schluss­ge­bie­ten.

16 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 4 Ziff. 31 der Zoll­ver­ord­nung vom 1. Nov. 2006, in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1469).

Art. 18 Gültigkeitsdauer  

Be­wil­li­gun­gen sind höchs­tens 12 Mo­na­te gül­tig und kön­nen um höchs­tens 6 Mo­na­te ver­län­gert wer­den.

Art. 1917  

17 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 8 Ziff. 1 der Gü­ter­kon­troll­ver­ord­nung vom 3. Ju­ni 2016, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 2195).

Art. 20 Aufbewahrung von Unterlagen  

Al­le für die Be­wil­li­gung we­sent­li­chen Un­ter­la­gen sind nach Er­tei­lung der Be­wil­li­gung wäh­rend 5 Jah­ren auf­zu­be­wah­ren und den zu­stän­di­gen Be­hör­den auf Ver­lan­gen aus­zu­hän­di­gen.

Art. 21 Meldepflicht  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber hat dem EN­SI ins­be­son­de­re die fol­gen­den Er­eig­nis­se und Be­fun­de aus dem Si­cher­heits­be­reich beim Trans­port von Kern­ma­te­ria­li­en zu mel­den:18

a.
Über­schrei­tung der Do­sis­leis­tungs-, Ak­ti­vi­täts- oder Kon­ta­mi­na­ti­ons­grenz­wer­te;
b.
tech­ni­sche Män­gel an zu­las­sungs­pflich­ti­gen Trans­port­be­häl­tern;
c.
sons­ti­ge Er­eig­nis­se und Be­fun­de, die die Si­cher­heit be­ein­träch­ti­gen oder be­ein­träch­ti­gen kön­nen.

2 Er hat dem EN­SI die fol­gen­den Er­eig­nis­se und Be­fun­de aus dem Si­che­rungs­be­reich un­ver­züg­lich zu mel­den:19

a.
Sa­bo­ta­ge und Sa­bo­ta­ge­ver­such;
b.
Bom­ben­dro­hung;
c.
Er­pres­sung und Gei­sel­nah­me;
d.
Funk­ti­ons­stö­run­gen, Schä­den oder Aus­fäl­le von Si­che­rungs­ein­rich­tun­gen und –sys­te­men, die län­ger als 24 Stun­den an­dau­ern;
e.
sons­ti­ge Er­eig­nis­se und Be­fun­de, die die Si­che­rung be­ein­träch­ti­gen oder be­ein­träch­ti­gen kön­nen.

3 Zu je­dem Er­eig­nis oder Be­fund hat er dem EN­SI einen Be­richt ein­zu­rei­chen. Der Be­richt über Er­eig­nis­se und Be­fun­de zum Si­cher­heits­be­reich ist nach An­hang 6 zu er­stat­ten. Der Be­richt zum Si­che­rungs­be­reich ist in­nert 30 Ta­gen ein­zu­rei­chen und zu klas­si­fi­zie­ren.20

18 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

19 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

20 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

4. Kapitel: Kernanlagen

1. Abschnitt: Rahmenbewilligung

Art. 22 Kernanlagen mit geringem Gefährdungspotential  

1 Ker­n­an­la­gen be­dür­fen kei­ner Rah­men­be­wil­li­gung, wenn die Häu­fig­keit al­ler Stör­fäl­le nach Ar­ti­kel 8 Ab­sät­ze 2 und 3 mit ei­ner re­sul­tie­ren­den Do­sis von über 1 mSv für Per­so­nen aus der Be­völ­ke­rung höchs­tens 10-6 pro Jahr be­trägt; bei Zwi­schen­la­gern und geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gern darf zu­dem die Sum­me der Ak­ti­vi­tä­ten al­ler ein­zu­la­gern­den Nu­k­li­de 1016 g LL nach An­hang 3 Spal­te 9 StSV21 nicht über­schrei­ten.22

2 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die Me­tho­dik und die Rand­be­din­gun­gen für die nach Ab­satz 1 er­for­der­li­che Stör­fall­ana­ly­se in Richt­li­ni­en zu re­geln.23

21 SR 814.501

22 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 11 Ziff. 4 der Strah­len­schutz­ver­ord­nung vom 26. April 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 4261).

23 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 23 Gesuchsunterlagen  

Der Ge­such­stel­ler für ei­ne Rah­men­be­wil­li­gung hat fol­gen­de Ge­suchs­un­ter­la­gen ein­zu­rei­chen:

a.
den Si­cher­heits- und den Si­che­rungs­be­richt, aus de­nen her­vor­ge­hen:
1.
die Stand­ort­ei­gen­schaf­ten,
2.
der Zweck und die Grund­zü­ge des Pro­jek­tes,
3.
die vor­aus­sicht­li­che Strah­len­ex­po­si­ti­on in der Um­ge­bung der An­la­ge,
4.
die wich­ti­gen per­so­nel­len und or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­ga­ben,
5.
bei geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gern zu­dem die Lang­zeit­si­cher­heit;
b.
den Um­welt­ver­träg­lich­keits­be­richt;
c.
den Be­richt über die Ab­stim­mung mit der Raum­pla­nung;
d.
das Kon­zept für die Still­le­gung oder für die Be­ob­ach­tungs­pha­se und den Ver­schluss;
e.
den Nach­weis für die Ent­sor­gung der an­fal­len­den ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le.

2. Abschnitt: Baubewilligung und Bauausführung

Art. 24 Gesuch  

1 Der Ge­such­stel­ler für ei­ne Bau­be­wil­li­gung hat zu zei­gen, dass:

a.
die Grund­sät­ze nach den Ar­ti­keln 7–12 ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen;
b.24
c.
für Ker­n­an­la­gen mit ge­rin­gem Ge­fähr­dungs­po­ten­ti­al die An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 22 er­füllt sind.

2 Da­zu hat er fol­gen­de Un­ter­la­gen ein­zu­rei­chen:

a.
die Un­ter­la­gen für die Bau­be­wil­li­gung nach An­hang 4;
b.
den Um­welt­ver­träg­lich­keits­be­richt;
c.
den Be­richt über die Ab­stim­mung mit der Raum­pla­nung;
d.
das Qua­li­täts­ma­na­ge­ment­pro­gramm für die Pro­jek­tie­rungs- und die Bau­pha­se;
e.
das Not­fall­schutz­kon­zept;
f.
den Plan für die Still­le­gung oder das Pro­jekt für die Be­ob­ach­tungs­pha­se und den Plan für den Ver­schluss;
g.
den Be­richt zur Über­ein­stim­mung des Pro­jek­tes mit der Rah­men­be­wil­li­gung.

3 Das EN­SI wird be­auf­tragt, Art, In­halt, Dar­stel­lung und An­zahl der Ge­suchs­un­ter­la­gen in Richt­li­ni­en zu re­geln.25

24 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 1. Nov. 2017, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 7107).

25 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 25 Qualitätsmanagementprogramm  

1 Der Ge­such­stel­ler hat im Qua­li­täts­ma­na­ge­ment­pro­gramm für die Pro­jek­tie­rungs- und die Bau­pha­se die Or­ga­ni­sa­ti­on und die Ab­läu­fe, ein­sch­liess­lich der Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Ge­such­stel­ler und be­auf­trag­ten Fir­men so­wie zwi­schen Ge­such­stel­ler und Be­wil­li­gungs- und Auf­sichts­be­hör­den, dar­zu­stel­len.

2 Das Qua­li­täts­ma­na­ge­ment­pro­gramm muss den Stand der nu­klea­ren Si­cher­heits- und der Si­che­rungs­tech­nik be­rück­sich­ti­gen.

3 Der Ge­such­stel­ler hat das Qua­li­täts­ma­na­ge­ment­pro­gramm ge­mä­ss ak­tu­el­len In­dus­trie­stan­dards von ex­ter­nen Stel­len pe­ri­odisch über­prü­fen zu las­sen und wenn not­wen­dig an­zu­pas­sen.

4 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die de­tail­lier­ten An­for­de­run­gen an das Qua­li­täts­ma­na­ge­ment­pro­gramm in Richt­li­ni­en zu re­geln.26

26 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 26 Freigaben  

1 Bei den in der Bau­be­wil­li­gung fest­ge­leg­ten frei­ga­be­pflich­ti­gen Bau­ten und An­la­ge­tei­len er­teilt das EN­SI Frei­ga­ben für:27

a.
die Er­stel­lung von Bau­tei­len ein­sch­liess­lich ein­be­to­nier­ter Be­fes­ti­gungs­ele­men­te und Ver­le­gen der Ar­mie­rung oder Mon­ta­ge von Stahl­bau­tei­len so­wie die Me­tho­dik bei Ein­grif­fen in den Roh­bau und bei nach­träg­lich an­ge­brach­ten Be­fes­ti­gun­gen;
b.
die Her­stel­lung me­cha­ni­scher Haupt­kom­po­nen­ten;
c.
die Mon­ta­ge von me­cha­ni­schen und elek­tri­schen Sys­te­men ein­sch­liess­lich ih­rer Leit­tech­nik so­wie für Si­che­rungs­aus­rüs­tun­gen.

2 Für ei­ne Frei­ga­be hat der An­trag­stel­ler die für die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen nach An­hang 4 ein­zu­rei­chen.

3 Das EN­SI wird be­auf­tragt, Art, In­halt, Dar­stel­lung und An­zahl der Ge­suchs­un­ter­la­gen in Richt­li­ni­en zu re­geln.28

27 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

28 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 27 Baudokumentation  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber hat die Er­stel­lung der Bau­ten so­wie die Her­stel­lung und die Mon­ta­ge der tech­ni­schen Aus­rüs­tun­gen so­wie die durch­ge­führ­ten Kon­trol­len und Prü­fun­gen je­der­zeit nach­voll­zieh­bar zu do­ku­men­tie­ren.

2 Er hat die Do­ku­men­ta­ti­on bis zum Ab­schluss der Still­le­gung bzw. bis zum Ver­schluss oder bis nach Ab­lauf der Über­wa­chungs­frist si­cher auf­zu­be­wah­ren.

3 Än­de­run­gen an der An­la­ge ein­sch­liess­lich Still­le­gung oder Ver­schluss sind in der Do­ku­men­ta­ti­on nach­zu­füh­ren.

4 Nach Ab­schluss der Still­le­gung hat der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber die Do­ku­men­ta­ti­on dem EN­SI zu über­ge­ben, nach dem Ver­schluss oder nach Ab­lauf der Über­wa­chungs­frist dem De­par­te­ment.29

5 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die de­tail­lier­ten An­for­de­run­gen an die Do­ku­men­ta­ti­on und de­ren Auf­be­wah­rung in Richt­li­ni­en zu re­geln.30

29 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

30 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

3. Abschnitt: Betriebsbewilligung

Art. 28 Gesuchsunterlagen  

1 Der Ge­such­stel­ler für ei­ne Be­triebs­be­wil­li­gung hat fol­gen­de Un­ter­la­gen ein­zu­rei­chen:

a.
die ent­spre­chen­den or­ga­ni­sa­to­ri­schen und tech­ni­schen Do­ku­men­te nach An­hang 3;
b.
die Un­ter­la­gen für die Be­triebs­be­wil­li­gung nach An­hang 4;
c.
den Nach­weis für den Ver­si­che­rungs­schutz;
d.
den Be­richt zur Über­ein­stim­mung der An­la­ge mit der Rah­men- und der Bau­be­wil­li­gung.

2 Das EN­SI wird be­auf­tragt, Art, In­halt, Dar­stel­lung und An­zahl der Ge­suchs­un­ter­la­gen in Richt­li­ni­en zu re­geln.31

31 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 29 Freigaben  

1 Die Be­triebs­be­wil­li­gung sieht ins­be­son­de­re für fol­gen­de Stu­fen der In­be­trieb­nah­me ei­ne Frei­ga­be­pflicht vor:

a.
die ers­te Ein­la­ge­rung des nu­klea­ren Brenn­stoffs;
b.
das ers­te Brenn­stoff­la­den;
c.
die ers­te Kri­ti­ka­li­tät;
d.
die wei­te­ren Stu­fen ge­mä­ss In­be­trieb­nah­me­pro­gramm;
e.
der Dau­er­be­trieb im ers­ten Be­triebs­zy­klus;
f.
die ers­te Ein­la­ge­rung von Ab­fall­ge­bin­den ei­nes Typs;
g.
die Ein­la­ge­rung von Trans­port- und La­ger­be­häl­tern mit ab­ge­brann­ten Brenn­ele­men­ten oder hoch­ak­ti­ven Ab­fäl­len.

2 Für ei­ne Frei­ga­be hat der An­trag­stel­ler die für die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen nach An­hang 4 ein­zu­rei­chen.

3 Das EN­SI wird be­auf­tragt, Art, In­halt, Dar­stel­lung und An­zahl der Ge­suchs­un­ter­la­gen in Richt­li­ni­en zu re­geln.32

32 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 30 Anforderungen an die Organisation  

1 Die Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on der Ker­n­an­la­ge ist so zu ge­stal­ten, dass die Ver­ant­wor­tung für min­des­tens fol­gen­de Tä­tig­keits- und Sach­be­rei­che durch die Or­ga­ni­sa­ti­on sel­ber wahr­ge­nom­men wer­den kann:

a.
Be­trieb der An­la­ge in al­len Be­triebs­zu­stän­den;
b.
In­stand­hal­tung, Ma­te­ri­al- und Prüf­tech­nik so­wie tech­ni­sche Un­ter­stüt­zung;
c.
Aus­le­gung und Über­wa­chung des Re­ak­tor­kerns;
d.
Strah­len­schutz und ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le;
e.
Was­ser­che­mie und Ein­satz che­mi­scher Hilfss­tof­fe;
f.
Not­fall­pla­nung und Not­fall­be­reit­schaft;
g.
Über­wa­chung und Be­wer­tung der nu­klea­ren Si­cher­heit;
h.
Si­che­rung;
i.
Si­cher­stel­len der Qua­li­tät der durch Auf­trag­neh­mer er­brach­ten Leis­tun­gen;
j.
Aus- und Wei­ter­bil­dung des Per­so­nals;
k.
För­de­rung des Si­cher­heits­be­wusst­seins.

2 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber hat das Per­so­nal in ei­ne über­blick­ba­re, nicht zu gros­se An­zahl Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten ein­zu­tei­len, die je­weils von ei­ner lei­ten­den Per­son ge­führt wer­den. Für die lei­ten­den Po­si­tio­nen ist die Stell­ver­tre­tung zu re­geln.

3 Er hat ein Gre­mi­um ein­zu­set­zen, das Er­eig­nis­se und Be­fun­de mit Ur­sa­chen im Be­reich mensch­li­che Fak­to­ren ana­ly­siert, Mass­nah­men vor­schlägt und de­ren Um­set­zung über­wacht.

4 Er hat ei­ne Stel­le für den tech­ni­schen Be­trieb der Ker­n­an­la­ge zu be­zeich­nen, die mit den er­for­der­li­chen Kom­pe­ten­zen und Mit­teln aus­ge­stat­tet ist und für die Ent­schei­de in Be­zug auf Si­cher­heit und Si­che­rung ver­ant­wort­lich ist.

5 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die de­tail­lier­ten An­for­de­run­gen an die Or­ga­ni­sa­ti­on in Richt­li­ni­en zu re­geln.33

33 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 31 Qualitätsmanagement-System für den Betrieb  

Das Qua­li­täts­ma­na­ge­ment-Sys­tem für den Be­trieb muss ins­be­son­de­re fol­gen­de An­for­de­run­gen er­fül­len:

a.
Für die Ab­läu­fe in der Or­ga­ni­sa­ti­on sind ein­deu­ti­ge Zu­ord­nun­gen der Ver­ant­wort­lich­kei­ten und der Kom­pe­ten­zen zu be­schrei­ben.
b.
Die si­cher­heits- und si­che­rungs­re­le­van­ten Auf­ga­ben sind in ei­nem Ma­na­ge­ment-Kreis­lauf zu er­fas­sen und sys­te­ma­tisch zu pla­nen, durch­zu­füh­ren, zu kon­trol­lie­ren, zu do­ku­men­tie­ren, in­tern und ex­tern pe­ri­odisch zu über­prü­fen und an­zu­pas­sen.
c.
Es muss dem Stand der nu­klea­ren Si­cher­heits- und der Si­che­rungs­tech­nik ent­spre­chen.

4. Abschnitt: Betrieb

Art. 32 Instandhaltung  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber hat sys­te­ma­ti­sche Pro­gram­me für die In­stand­hal­tung der si­cher­heits- und si­che­rungs­re­le­van­ten Aus­rüs­tun­gen zu er­stel­len und die fest­ge­leg­ten Mass­nah­men durch­zu­füh­ren, ins­be­son­de­re für:

a.
die War­tung;
b.
die wie­der­keh­ren­den zer­stö­rungs­frei­en Prü­fun­gen;
c.
die wie­der­keh­ren­den Funk­ti­ons­prü­fun­gen.

2 Er hat bei fest­ge­stell­ten Ab­wei­chun­gen vom Soll­zu­stand ent­spre­chen­de In­stand­set­zungs­ar­bei­ten durch­zu­füh­ren.

3 Für die In­stand­hal­tung sind qua­li­fi­zier­te Ver­fah­ren, Aus­rüs­tun­gen und qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal ein­zu­set­zen.

4 Er hat die Er­geb­nis­se der In­stand­hal­tung zu do­ku­men­tie­ren und pe­ri­odisch zu be­wer­ten. Nö­ti­gen­falls hat er die Pro­gram­me zu er­gän­zen.

Art. 33 Systematische Sicherheits- und Sicherungsbewertungen  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber hat sys­te­ma­ti­sche Si­cher­heits­be­wer­tun­gen für die fol­gen­den Ge­bie­te zu er­stel­len:

a.
Aus­wir­kun­gen von An­la­ge­än­de­run­gen, von Er­eig­nis­sen und von Be­fun­den auf die Si­cher­heit der An­la­ge und ins­be­son­de­re auf das Ri­si­ko; die Ri­si­ko­be­wer­tung er­folgt un­ter an­de­rem mit ei­ner ak­tu­el­len, kraft­werk­s­pe­zi­fi­schen Pro­ba­bi­lis­ti­schen Si­cher­heits­ana­ly­se (PSA);
b.
Be­triebser­fah­rung mit si­cher­heits­re­le­van­ten elek­tri­schen und me­cha­ni­schen Aus­rüs­tun­gen, Brenn­ele­men­ten, si­cher­heits­re­le­van­ten Bau­wer­ken und Was­ser­che­mie;
c.
Strah­len­schutz und ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le;
d.
Or­ga­ni­sa­ti­on und Per­so­nal;
e.
Not­fall­pla­nung;
f.
Kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 44 Ab­satz 1.

2 Er hat sys­te­ma­ti­sche Si­che­rungs­be­wer­tun­gen für die fol­gen­den Ge­bie­te zu er­stel­len:

a.
Si­che­rungs­kon­zept;
b.
Si­che­rungs­mass­nah­men.

3 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die de­tail­lier­ten An­for­de­run­gen an die sys­te­ma­ti­schen Si­cher­heits- und Si­che­rungs­be­wer­tun­gen in Richt­li­ni­en zu re­geln.34

34 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 34 Umfassende Sicherheitsüberprüfung für Kernkraftwerke 35  

1 Der In­ha­ber ei­ner Be­triebs­be­wil­li­gung für ein Kern­kraft­werk hat al­le zehn Jah­re ei­ne um­fas­sen­de Si­cher­heits­über­prü­fung (pe­ri­odi­sche Si­cher­heits­über­prü­fung, PSÜ) durch­zu­füh­ren.

2 Er hat zu die­sem Zweck:

a.
das Si­cher­heits­kon­zept so­wie die Be­triebs­füh­rung und das Be­triebs­ver­hal­ten dar­zu­stel­len und zu be­wer­ten;
b.
ei­ne de­ter­mi­nis­ti­sche Si­cher­heits­sta­tu­s­ana­ly­se und ei­ne PSA durch­zu­füh­ren;
c.
den Si­cher­heits­sta­tus ins­ge­samt dar­zu­stel­len und zu be­wer­ten;
d.
dar­zu­stel­len und zu be­wer­ten, ob die Or­ga­ni­sa­ti­on und das Per­so­nal den An­for­de­run­gen an die Si­cher­heit ge­nü­gen.

3 Die Do­ku­men­te zur PSÜ sind spä­tes­tens zwei Jah­re vor Ab­lauf ei­nes Be­triebs­jahr­zehnts beim EN­SI ein­zu­rei­chen.

4 Für die Zeit nach dem vier­ten Be­triebs­jahr­zehnt ist als Be­stand­teil der PSÜ zu­sätz­lich ein Si­cher­heits­nach­weis für den Lang­zeit­be­trieb nach Ar­ti­kel 34a ein­zu­rei­chen.

5 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die de­tail­lier­ten An­for­de­run­gen an die PSÜ in Richt­li­ni­en zu re­geln. Es kann für Kern­kraft­wer­ke für die Zeit nach der end­gül­ti­gen Aus­ser­be­trieb­nah­me Er­leich­te­run­gen vor­se­hen oder sie ganz von der Pflicht, ei­ne PSÜ ein­zu­rei­chen, be­frei­en.

35 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 26. April 2017, in Kraft seit 1. Ju­ni 2017 (AS 2017 2829).

Art. 34a Sicherheitsnachweis für den Langzeitbetrieb 36  

1 Der Si­cher­heits­nach­weis für den Lang­zeit­be­trieb ent­hält na­ment­lich fol­gen­de An­ga­ben:

a.
die zu­grun­de ge­leg­te Be­triebs­dau­er;
b.
den Nach­weis, dass die Aus­le­gungs­gren­zen der si­cher­heits­tech­nisch re­le­van­ten An­la­ge­tei­le wäh­rend der ge­plan­ten Be­triebs­dau­er nicht er­reicht wer­den;
c.
die für das nach­fol­gen­de Be­triebs­jahr­zehnt vor­ge­se­he­nen Nach­rüs­tun­gen und tech­ni­schen oder or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ver­bes­se­rungs­mass­nah­men;
d.
die für die ge­plan­te Be­triebs­dau­er vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men zur Si­cher­stel­lung ei­nes aus­rei­chen­den Per­so­nal­be­stan­des und des be­nö­tig­ten Fach­wis­sens.

2 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die de­tail­lier­ten An­for­de­run­gen an den Si­cher­heits­nach­weis für den Lang­zeit­be­trieb in Richt­li­ni­en zu re­geln.

36 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 26. April 2017, in Kraft seit 1. Ju­ni 2017 (AS 2017 2829).

Art. 35 Alterungsüberwachung  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber hat an­hand des Al­te­rungs­über­wa­chungs­pro­gramms ei­ne sys­te­ma­ti­sche Al­te­rungs­über­wa­chung für al­le Aus­rüs­tun­gen und Bau­wer­ke durch­zu­füh­ren, de­ren Funk­ti­on und In­te­gri­tät für die Si­cher­heit und die Si­che­rung von Be­deu­tung sind.

2 Er hat die Er­geb­nis­se aus­zu­wer­ten, Mass­nah­men ab­zu­lei­ten und die­se um­zu­set­zen.

3 Er hat an­hand des Al­te­rungs­über­wa­chungs­pro­gramms die Über­prü­fung der An­la­ge auf Al­te­rungs­ein­flüs­se zu do­ku­men­tie­ren und das Pro­gramm ent­spre­chend dem ak­tu­el­len Stand der An­la­ge pe­ri­odisch nach­zu­füh­ren.

4 Das EN­SI wird be­auf­tragt, Me­tho­den und Um­fang der Al­te­rungs­über­wa­chung in Richt­li­ni­en zu re­geln.37

37 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 36 Verfolgen des Standes von Wissenschaft und Technik sowie der Betriebserfahrungen in vergleichbaren Anlagen  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber hat die Ent­wick­lung der fach­be­zo­ge­nen Wis­sen­schaft, ins­be­son­de­re Er­kennt­nis­se aus der For­schung, zu ver­fol­gen und zu prü­fen, in­wie­weit dar­aus Er­kennt­nis­se für die Si­cher­heit sei­ner An­la­ge ab­ge­lei­tet wer­den kön­nen.

2 Er hat die Ent­wick­lung der Tech­nik, ein­sch­liess­lich Or­ga­ni­sa­ti­on und Per­so­nal, zu ver­fol­gen und zu prü­fen, in­wie­weit dar­aus Er­kennt­nis­se für die Si­cher­heit und die Si­che­rung der ei­ge­nen An­la­ge ab­ge­lei­tet wer­den kön­nen. Mass­ge­bend sind da­für ins­be­son­de­re:

a.
die an­er­kann­ten tech­ni­schen in- und aus­län­di­schen Nor­men;
b.
die kern­tech­ni­schen Re­gel­wer­ke des Lie­fer­lan­des der Ker­n­an­la­ge und an­de­rer Län­der;
c.
die Emp­feh­lun­gen in­ter­na­tio­na­ler Gre­mi­en;
d.
der Stand der Tech­nik in ver­gleich­ba­ren Ker­n­an­la­gen und in an­de­ren re­le­van­ten tech­ni­schen An­la­gen.

3 Er hat die Be­triebser­fah­run­gen ver­gleich­ba­rer An­la­gen zu ver­fol­gen und die Be­deu­tung für die ei­ge­ne An­la­ge zu be­ur­tei­len.

Art. 37 Periodische Berichterstattung  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber hat dem EN­SI die Be­rich­te zur Be­ur­tei­lung des Zu­stan­des und des Be­triebs der An­la­ge nach An­hang 5 ein­zu­rei­chen.38

2 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die An­for­de­run­gen an Art, In­halt, Dar­stel­lung und An­zahl der Be­rich­te in Richt­li­ni­en zu re­geln.39

38 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

39 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 38 Meldepflichten im Sicherheitsbereich 40  

1 Der In­ha­ber ei­ner Be­triebs­be­wil­li­gung hat dem EN­SI ins­be­son­de­re fol­gen­de Tä­tig­kei­ten vor de­ren Aus­füh­rung zu mel­den:

a.
ge­plan­te Re­ak­to­rab­schal­tun­gen;
b.
Wie­der­an­fah­ren nach stö­rungs­be­ding­ten Re­ak­to­rab­schal­tun­gen;
c.
Ar­bei­ten mit ei­ner vor­aus­sicht­li­chen Kol­lek­tiv­do­sis über 50 mSv;
d.
ge­plan­te, nicht rou­ti­ne­mäs­si­ge ra­dio­ak­ti­ve Ab­ga­ben an die Um­welt;
e.
Ak­tiv­koh­le­wech­sel in Stör­fall­fil­tern von Lüf­tungs­an­la­gen;
f.
Pla­nung und Durch­füh­rung von Not­fall­übun­gen;
g.
Ver­su­che an si­cher­heits­re­le­van­ten Sys­te­men oder Kom­po­nen­ten.

2 Er hat dem EN­SI fol­gen­de Tä­tig­kei­ten zu mel­den:

a.
An­la­ge­än­de­run­gen, die nicht be­wil­li­gungs- oder frei­ga­be­pflich­tig sind;
b.
in­halt­li­che Än­de­run­gen an der Do­ku­men­ta­ti­on nach den Ar­ti­keln 27 und 41.

3 Er hat dem EN­SI die fol­gen­den Er­eig­nis­se und Be­fun­de zu mel­den:

a.
Er­eig­nis­se, wel­che die Si­cher­heit be­ein­träch­ti­gen oder be­ein­träch­ti­gen kön­nen;
b.
sons­ti­ge Er­eig­nis­se von öf­fent­li­chem In­ter­es­se;
c.
Be­fun­de, wel­che die Si­cher­heit be­ein­träch­ti­gen kön­nen und nicht zu ei­nem Er­eig­nis ge­führt ha­ben.

4 Er hat dem EN­SI zu je­dem Er­eig­nis oder Be­fund die er­for­der­li­chen Be­rich­te nach An­hang 6 ein­zu­rei­chen.

5 Das EN­SI wird be­auf­tragt, das Vor­ge­hen bei Mel­dun­gen nach den Ab­sät­zen 1 und 2 und bei der Ein­stu­fung der Er­eig­nis­se und Be­fun­de nach Ab­satz 3 in Richt­li­ni­en zu re­geln.

40 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 39 Meldepflichten im Sicherungsbereich 41  

1 Der In­ha­ber ei­ner Be­triebs­be­wil­li­gung hat dem EN­SI ins­be­son­de­re fol­gen­de Tä­tig­kei­ten vor de­ren Aus­füh­rung zu mel­den:

a.
bau­li­che und an­lagen­tech­ni­sche Än­de­run­gen oder Neu­ein­rich­tun­gen, für die ei­ne Frei­ga­be des EN­SI be­an­tragt wird;
b.
Durch­füh­rung von si­che­rungs­re­le­van­ten Übun­gen mit mi­li­tä­ri­schen, kan­to­na­len oder kom­mu­na­len Stel­len;
c.
aus­ser­or­dent­li­che si­che­rungs­re­le­van­te Tä­tig­kei­ten.

2 Er hat dem EN­SI die fol­gen­den Er­eig­nis­se und Be­fun­de un­ver­züg­lich zu mel­den:

a.
Ge­walt­an­wen­dung ge­gen das Per­so­nal;
b.
Sa­bo­ta­ge und Sa­bo­ta­ge­ver­such;
c.
Bom­ben­dro­hung;
d.
Er­pres­sung und Gei­sel­nah­me;
e.
Funk­ti­ons­stö­run­gen, Schä­den oder Aus­fäl­le von Si­che­rungs­ein­rich­tun­gen und -sys­te­men, die län­ger als 24 Stun­den dau­ern;
f.
Er­eig­nis­se in und um Ker­n­an­la­gen, die auf un­be­fug­te Ein­wir­kun­gen zu­rück­zu­füh­ren sind oder auf sol­che hin­deu­ten;
g.
sons­ti­ge Er­eig­nis­se und Be­fun­de, wel­che die Si­che­rung be­ein­träch­ti­gen oder be­ein­träch­ti­gen kön­nen.

3 Zu je­dem Er­eig­nis oder Be­fund hat er dem EN­SI in­nert 30 Ta­gen einen Be­richt ein­zu­rei­chen. Der Be­richt ist zu klas­si­fi­zie­ren.

41 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 20085747).

Art. 40 Freigabepflichtige Änderungen  

1 Als nicht we­sent­lich von ei­ner Be­wil­li­gung ab­wei­chen­de frei­ga­be­pflich­ti­ge Än­de­run­gen nach Ar­ti­kel 65 Ab­satz 3 KEG gel­ten in der Re­gel ins­be­son­de­re:

a.
Än­de­run­gen an si­cher­heits- oder si­che­rungs­tech­nisch klas­sier­ten Bau­wer­ken, An­la­ge­tei­len, Sys­te­men und Aus­rüs­tun­gen so­wie an Ein­rich­tun­gen mit si­cher­heits- oder si­che­rungs­tech­ni­scher Be­deu­tung, so­fern da­bei be­ste­hen­de Si­cher­heits- und Si­che­rungs­funk­tio­nen er­hal­ten blei­ben oder ver­bes­sert wer­den;
b.
fol­gen­de Än­de­run­gen am Re­ak­tor­kern:
1.
Än­de­run­gen an der Be­la­dung des Re­ak­tor­kerns mit Brenn­ele­men­ten im Rah­men des Brenn­ele­ment­wech­sels,
2.
Än­de­run­gen und In­stand­set­zungs­ar­bei­ten an Brenn­ele­men­ten und Steu­er­stä­ben,
3.
Er­hö­hung des zu­läs­si­gen Ab­bran­des,
4.
Än­de­run­gen von Nach­weis­me­tho­den,
5.
Än­de­run­gen von Si­cher­heits­kri­te­ri­en,
6.
Er­hö­hung des An­teils an Uran-Plu­to­ni­um-Mi­schoxid-Brenn­ele­men­ten im Re­ak­tor­kern bis höchs­tens 50 Pro­zent;
c.
in­halt­li­che Än­de­run­gen an den fol­gen­den Do­ku­men­ten:
1.
Kraft­werks- bzw. Be­triebs­re­gle­ment,
2.
Not­fall­re­gle­ment,
3.
Strah­len­schutz­re­gle­ment,
4.
Tech­ni­sche Spe­zi­fi­ka­ti­on,
5.
Vor­schrif­ten und Wei­sun­gen im Si­che­rungs­be­reich.

2 Für ei­ne Frei­ga­be der Än­de­run­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b hat der An­trag­stel­ler die für die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen nach An­hang 4 ein­zu­rei­chen.

3 Für ei­ne Frei­ga­be der Än­de­run­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­be c hat er die für die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen mit ei­ner Be­grün­dung der Än­de­run­gen ein­zu­rei­chen.

4 Für Än­de­run­gen an Tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen hat er zu­dem dar­zu­le­gen, nach wel­cher Me­tho­de und wel­chen tech­ni­schen Kri­te­ri­en er die Aus­wir­kun­gen der Än­de­run­gen auf die Si­cher­heit der An­la­ge be­ur­teilt.

5 Das EN­SI wird be­auf­tragt, Art, In­halt, Dar­stel­lung und An­zahl der Ge­suchs­un­ter­la­gen in Richt­li­ni­en zu re­geln.42

42 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 41 Dokumentation  

1 Der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber hat die or­ga­ni­sa­to­ri­schen und tech­ni­schen Do­ku­men­te nach An­hang 3 wäh­rend der ge­sam­ten Be­triebs­dau­er der Ker­n­an­la­ge bis zum Ab­schluss der Still­le­gung bzw. bis zum Ver­schluss nach­zu­füh­ren und dem ak­tu­el­len Stand der Ker­n­an­la­ge an­zu­pas­sen.

2 Er hat den Be­trieb an­hand der Be­trieb­sauf­zeich­nun­gen nach An­hang 3 und an­hand von Be­le­gen über Funk­ti­ons­prü­fun­gen und In­stand­hal­tung je­der­zeit nach­voll­zieh­bar zu do­ku­men­tie­ren.

3 Er hat die Do­ku­men­ta­ti­on bis zum Ab­schluss der Still­le­gung bzw. bis zum Ver­schluss oder bis nach Ab­lauf der Über­wa­chungs­frist si­cher auf­zu­be­wah­ren.

4 Nach Ab­schluss der Still­le­gung hat er die Do­ku­men­ta­ti­on dem EN­SI zu über­ge­ben, nach dem Ver­schluss oder nach Ab­lauf der Über­wa­chungs­frist dem De­par­te­ment.43

5 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die de­tail­lier­ten An­for­de­run­gen an die Do­ku­men­ta­ti­on und de­ren Auf­be­wah­rung in Richt­li­ni­en zu re­geln.44

43 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

44 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 42 Nachführen des Plans oder Projekts für Stilllegung und Verschluss  

1 Der In­ha­ber ei­ner Be­triebs­be­wil­li­gung hat den Plan für die Still­le­gung der Ker­n­an­la­ge oder bei ei­nem geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­ger das Pro­jekt für die Be­ob­ach­tungs­pha­se und den Plan für den Ver­schluss al­le zehn Jah­re zu über­prü­fen und nach­zu­füh­ren.

2 Ei­ne Nach­füh­rung ist zu­dem er­for­der­lich, wenn:

a.
we­sent­li­che Än­de­run­gen an der An­la­ge vor­ge­nom­men wur­den;
b.
we­sent­li­che An­for­de­run­gen an die Still­le­gung oder an die Be­ob­ach­tungs­pha­se und den Ver­schluss ge­än­dert wur­den;
c.
dies we­sent­li­che Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­lan­gen.
Art. 43 Abschaltung von Kernkraftwerken  

1 Der In­ha­ber ei­ner Be­triebs­be­wil­li­gung für ein Kern­kraft­werk hat die An­la­ge ab­zu­schal­ten, wenn ein Ab­schalt­kri­te­ri­um der Tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­ti­on oder des Kraft­wer­kre­gle­men­tes er­füllt ist.

2 Er darf den Be­trieb mit ei­ner Re­ak­tor­leis­tung von mehr als 5 Pro­zent erst wie­der auf­neh­men, wenn er die er­for­der­li­chen Mass­nah­men ge­trof­fen hat.

Art. 44 Kriterien für die vorläufige Ausserbetriebnahme und Nachrüstung von Kernkraftwerken 45  

1 Der In­ha­ber ei­ner Be­triebs­be­wil­li­gung hat das Kern­kraft­werk un­ver­züg­lich vor­läu­fig aus­ser Be­trieb zu neh­men und nach­zu­rüs­ten, wenn ei­nes oder meh­re­re der fol­gen­den Kri­te­ri­en er­füllt sind:

a.
Stör­fall­ana­ly­sen zei­gen, dass die Kern­küh­lung bei ei­nem Stör­fall nach Ar­ti­kel 8 Ab­sät­ze 2 und 3 nicht mehr ge­währ­leis­tet ist und in­fol­ge­des­sen ei­ne Do­sis von 100 mSv über­schrit­ten wird.
b.
Die In­te­gri­tät des Pri­mär­kreis­lau­fes ist nicht mehr ge­währ­leis­tet.
c.
Die In­te­gri­tät des Con­tain­ments ist nicht mehr ge­währ­leis­tet.

2 Bei der Ana­ly­se nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a sind nicht durch Na­tur­er­eig­nis­se aus­ge­lös­te Stör­fäl­le mit ei­ner Häu­fig­keit grös­ser als 10-6 pro Jahr und Na­tur­er­eig­nis­se mit ei­ner Häu­fig­keit von 10-4 pro Jahr zu be­rück­sich­ti­gen.

3 Das De­par­te­ment legt die Me­tho­dik und die Rand­be­din­gun­gen zur Über­prü­fung der Kri­te­ri­en in ei­ner Ver­ord­nung fest.

45 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

5. Abschnitt: Stilllegung

Art. 45 Projektunterlagen  

Der Still­le­gungs­pflich­ti­ge hat fol­gen­de Un­ter­la­gen zum Still­le­gungs­pro­jekt ein­zu­rei­chen:

a.
die Ge­gen­über­stel­lung ver­schie­de­ner Va­ri­an­ten der Pha­sen, des Zeit­plans der Still­le­gungs­ar­bei­ten und des zu er­war­ten­den End­zu­stan­des so­wie die Be­grün­dung der ge­wähl­ten Va­ri­an­te;
b.
die Dar­le­gung der ein­zel­nen Ar­beits­schrit­te und der da­für be­nö­tig­ten Mit­tel, na­ment­lich die Er­mitt­lung des ra­dio­lo­gi­schen Zu­stan­des der An­la­ge, die De­mon­ta­ge, Zer­le­gung und De­kon­ta­mi­na­ti­on der Ein­rich­tun­gen, die De­kon­ta­mi­na­ti­on und der Ab­bruch von Ge­bäu­den;
c.
das Vor­ge­hen zur Tren­nung der ra­dio­ak­ti­ven von den nicht ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­len und die Ent­sor­gung der ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le;
d.
die Mass­nah­men zum ra­dio­lo­gi­schen Schutz der Ar­beit­neh­men­den und zur Ver­mei­dung der Frei­set­zung ra­dio­ak­ti­ver Stof­fe in die Um­ge­bung;
e.
die Si­che­rungs­mass­nah­men;
f.
Stör­fall­be­trach­tun­gen, na­ment­lich die Er­mitt­lung der mög­li­chen Stör­fäl­le bei der Still­le­gung, die Ab­schät­zung der Häu­fig­keit und der ra­dio­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen der Stör­fäl­le so­wie die Ge­gen­mass­nah­men und all­fäl­li­gen Not­fall­schutz­mass­nah­men;
g.
den Nach­weis für die Be­reit­stel­lung des für die Durch­füh­rung und die Über­wa­chung der Still­le­gungs­ar­bei­ten er­for­der­li­chen ge­eig­ne­ten und fach­lich aus­ge­wie­se­nen Per­so­nals in ge­nü­gen­der Zahl so­wie ei­ner ge­eig­ne­ten Or­ga­ni­sa­ti­onss­truk­tur mit kla­rer Zu­wei­sung der Ver­ant­wort­lich­kei­ten;
h.
das Qua­li­täts­ma­na­ge­ment­pro­gramm;
i.
den Um­welt­ver­träg­lich­keits­be­richt;
j.
die Zu­sam­men­stel­lung sämt­li­cher aus der Still­le­gung an­fal­len­der Kos­ten, in­klu­si­ve für die Ent­sor­gung der ra­dio­ak­ti­ven und nicht ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le und die Si­cher­stel­lung der Fi­nan­zie­rung.
Art. 46 Stilllegungsverfügung  

Die Still­le­gungs­ver­fü­gung legt ins­be­son­de­re fest:

a.
den Um­fang der Still­le­gungs­ar­bei­ten;
b.
die ein­zel­nen Still­le­gungs­pha­sen, ins­be­son­de­re die Dau­er ei­nes all­fäl­li­gen ge­si­cher­ten Ein­schlus­ses der Ker­n­an­la­ge;
c.
die Li­mi­ten für die Ab­ga­be von ra­dio­ak­ti­ven Stof­fen an die Um­welt;
d.
die Über­wa­chung der Im­mis­sio­nen ra­dio­ak­ti­ver Stof­fe und der Di­rekt­strah­lung;
e.
die Or­ga­ni­sa­ti­on.
Art. 47 Freigaben  

Die Still­le­gungs­ver­fü­gung re­gelt die Frei­ga­be­pflicht ins­be­son­de­re für fol­gen­de Tä­tig­kei­ten:

a.46
das Vor­ge­hen zur Frei­mes­sung der an­fal­len­den Ma­te­ria­li­en;
b.
die Kon­di­tio­nie­rung der an­fal­len­den ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le;
c.47
den Ab­bruch von Ge­bäu­den nach de­ren De­kon­ta­mi­na­ti­on und Frei­mes­sung;
d.
die nicht­nu­klea­re Wei­ter­nut­zung von An­la­ge­tei­len vor Ab­schluss der Still­le­gung;
e.
die Auf­he­bung von Si­che­rungs­mass­nah­men;
f.
bei der Still­le­gung von Kern­kraft­wer­ken zu­dem die De­mon­ta­ge des Re­ak­tor­druck­be­häl­ters und der ihn um­ge­ben­den Ge­bäu­de­tei­le.

46 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

47 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

Art. 48 Berichterstattung über die Stilllegung 48  

Der Still­le­gungs­pflich­ti­ge hat dem EN­SI einen jähr­li­chen Be­richt über den Stand der Ar­bei­ten und einen Ab­schluss­be­richt ein­zu­rei­chen.

48 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 49 Meldepflichten  

Für die Mel­de­pflich­ten bei der Still­le­gung gel­ten Ar­ti­kel 38 und 39 sinn­ge­mä­ss.

5. Kapitel: Radioaktive Abfälle

1. Abschnitt: Allgemeines

Art. 50 Minimierung der radioaktiven Abfälle  

Ker­n­an­la­gen sind so aus­zu­le­gen, zu bau­en und zu be­trei­ben, dass aus dem Be­trieb und der Still­le­gung in Be­zug auf Ak­ti­vi­tät und Vo­lu­men mög­lichst we­nig ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le ent­ste­hen. Zu die­sem Zweck sind ins­be­son­de­re:

a.
für den Bau der Ker­n­an­la­gen Ma­te­ria­li­en aus­zu­wäh­len, bei de­nen der Auf­bau von Ak­ti­vie­rungs­pro­duk­ten ge­ring ist;
b.
beim Be­trieb der Ker­n­an­la­gen Ver­brauchs­ma­te­ria­li­en in der kon­trol­lier­ten Zo­ne auf das not­wen­di­ge Mi­ni­mum zu be­schrän­ken;
c.
Ma­te­ria­li­en, die mit ra­dio­ak­ti­ven Stof­fen ver­un­rei­nigt sind, nach Mög­lich­keit und so­weit an­ge­mes­sen zu de­kon­ta­mi­nie­ren.
Art. 51 Kategorien von radioaktiven Abfällen  

Ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le sind im Hin­blick auf die Ent­sor­gung in fol­gen­de Ka­te­go­ri­en ein­zu­tei­len:

a.
hoch­ak­ti­ve Ab­fäl­le:
1.
ab­ge­brann­te Brenn­ele­men­te, die nicht wei­ter ver­wen­det wer­den,
2.
ver­glas­te Spalt­pro­dukt­lö­sun­gen aus der Wie­der­au­f­ar­bei­tung von ab­ge­brann­ten Brenn­ele­men­ten;
b.
al­pha­to­xi­sche Ab­fäl­le: Ab­fäl­le, de­ren Ge­halt an Al­pha­strah­lern den Wert von 20 000 Bec­que­rel/g kon­di­tio­nier­ter Ab­fall über­steigt;
c.
schwach- und mit­te­lak­ti­ve Ab­fäl­le: al­le an­de­ren ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le.
Art. 51a Ausnahmen von der Entsorgungspflicht 49  

Nicht un­ter die Ent­sor­gungs­pflicht nach Ar­ti­kel 31 KEG fal­len:

a.
ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le ge­rin­ger Ak­ti­vi­tät, die nach den Ar­ti­keln 111–­116 StSV50 an die Um­welt ab­ge­ge­ben wer­den;
b.
ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le, die ei­ner Ab­kling­la­ge­rung nach Ar­ti­kel 117 StSV zu­ge­führt wer­den.

49 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

50 SR 814.501

Art. 52 Entsorgungsprogramm  

1 Die Ent­sor­gungs­pflich­ti­gen ha­ben im Ent­sor­gungs­pro­gramm An­ga­ben zu ma­chen über:

a.
Her­kunft, Art und Men­ge der ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le;
b.
die be­nö­tig­ten geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­ger ein­sch­liess­lich ih­res Aus­le­gungs­kon­zepts;
c.
die Zu­tei­lung der Ab­fäl­le zu den geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gern;
d.
den Rea­li­sie­rungs­plan für die Er­stel­lung der geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­ger;
e.
die Dau­er und die be­nö­tig­te Ka­pa­zi­tät der zen­tra­len und der de­zen­tra­len Zwi­schen­la­ge­rung;
f.
den Fi­nanz­plan für die Ent­sor­gungs­ar­bei­ten bis zur Aus­ser­be­trieb­nah­me der Ker­n­an­la­gen, mit An­ga­ben über:
1.
die zu tä­ti­gen­den Ar­bei­ten,
2.
die Hö­he der Kos­ten,
3.
die Art der Fi­nan­zie­rung;
g.
das In­for­ma­ti­ons­kon­zept.

2 Die Ent­sor­gungs­pflich­ti­gen ha­ben das Pro­gramm al­le fünf Jah­re an­zu­pas­sen.

3 Zu­stän­dig für die Über­prü­fung und für die Über­wa­chung der Ein­hal­tung des Pro­gramms sind das EN­SI und das Bun­des­amt.51

51 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

2. Abschnitt: Freimessung und Konditionierung

Art. 53 Freimessung von Materialien  

1 Wer Ma­te­ria­li­en aus kon­trol­lier­ten Zo­nen ei­ner Ker­n­an­la­ge ent­fer­nen will, muss ei­ne qua­li­täts­ge­si­cher­te Frei­mes­sung durch­füh­ren und die­se do­ku­men­tie­ren.52

2 Ma­te­rial­men­gen von mehr als 1000 kg oder mehr als 1 m3 sind dem EN­SI min­des­tens zehn Ta­ge vor dem vor­ge­se­he­nen Ab­trans­port aus der Ker­n­an­la­ge zu mel­den. Die ent­spre­chen­den Nach­wei­se sind der Mel­dung bei­zu­le­gen.53

3 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die de­tail­lier­ten An­for­de­run­gen an die Frei­mes­sung und die Mel­de­pflicht in Richt­li­ni­en zu re­geln.54

52 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

53 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

54 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 54 Konditionierung  

1 Ra­dio­ak­ti­ve Ab­fäl­le müs­sen mög­lichst rasch kon­di­tio­niert wer­den. Das An­sam­meln von un­kon­di­tio­nier­ten Ab­fäl­len im Hin­blick auf pe­ri­odi­sche Kon­di­tio­nie­rungs­kam­pa­gnen ist ge­stat­tet.

2 Kon­di­tio­nier­te Ab­fall­ge­bin­de müs­sen trans­port-, zwi­schen- und end­la­ger­fä­hig sein.

3 Je­des Ab­fall­ge­bin­de ist zu kenn­zeich­nen und mit ei­ner Do­ku­men­ta­ti­on zu ver­se­hen, die die Her­stel­lung, Zu­sam­men­set­zung und Ei­gen­schaf­ten des Ab­fall­ge­bin­des um­schreibt. Die Do­ku­men­ta­ti­on ist auf­zu­be­wah­ren und der Un­ter­neh­mung zu über­ge­ben, wel­che die wei­te­ren Ent­sor­gungs­schrit­te durch­führt.

4 Zur Her­stel­lung ei­nes kon­di­tio­nier­ten Ab­fall­ge­bin­des ist beim EN­SI ein Ge­such um Ty­pen- oder Ein­zel­ge­neh­mi­gung ein­zu­rei­chen.55

5 Dem Ge­such sind al­le zur Be­ur­tei­lung er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen bei­zu­le­gen, die ins­be­son­de­re An­ga­ben ent­hal­ten über:

a.
das Kon­di­tio­nie­rungs­ver­fah­ren;
b.
das Ab­fall­ge­bin­de und sei­ne Kom­po­nen­ten;
c.
die Qua­li­täts­si­che­rung;
d.
die Do­ku­men­ta­ti­on.

6 Das EN­SI wird be­auf­tragt, die de­tail­lier­ten An­for­de­run­gen an die Kon­di­tio­nie­rung und an die Ge­suchs­un­ter­la­gen in Richt­li­ni­en zu re­geln.56

55 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

56 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

3. Abschnitt: Umgang mit radioaktiven Abfällen

Art. 55 Zuständigkeit  

1 Das Bun­des­amt ist zu­stän­dig für die Er­tei­lung:

a.
von Be­wil­li­gun­gen für den Um­gang mit ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­len;
b.
der Zu­stim­mung zur Ver­ein­ba­rung über die Rück­nah­me von ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­len nach Ar­ti­kel 34 Ab­satz 3 Buch­sta­be d und Ab­satz 4 KEG.

2 Die be­son­de­re Zu­stän­dig­keit von Ar­ti­kel 11 Ab­satz 2 Buch­sta­be f StSV57 bleibt vor­be­hal­ten.58

57 SR 814.501

58 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 7. Dez. 2018, in Kraft seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 183).

Art. 56 Gesuch und Gesuchsunterlagen  

1 Das Ge­such um ei­ne Be­wil­li­gung für den Trans­port so­wie die Ein-, Aus- oder Durch­fuhr von ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­len ha­ben ge­mein­sam der Ver­sen­der, der Emp­fän­ger, der Be­för­de­rer und der Trans­por­t­or­ga­ni­sa­tor zu stel­len.

2 Die Un­ter­la­gen müs­sen al­le zur Be­ur­tei­lung des Ge­suchs er­for­der­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten, ins­be­son­de­re über:

a.
die Zu­sam­men­set­zung und die Ei­gen­schaf­ten der ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le;
b.
den Ent­sor­gungs­pflich­ti­gen, den Ab­sen­der und den Emp­fän­ger;
c.
die Her­kunft und den Be­stim­mungs­ort;
d.
den Trans­port, ins­be­son­de­re den Nach­weis über die Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen an die Be­för­de­rung ge­fähr­li­cher Gü­ter.
Art. 57 Vorabklärungen, Gültigkeitsdauer, Aufbewahrung von Unterlagen und Meldepflicht  

Für den Um­gang mit ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­len gel­ten Ar­ti­kel 16, 18, 20 und 21 sinn­ge­mä­ss.

4. Abschnitt: Erdwissenschaftliche Untersuchungen

Art. 58 Gesuchsunterlagen  

Der Ge­such­stel­ler für Be­wil­li­gun­gen für erd­wis­sen­schaft­li­che Un­ter­su­chun­gen hat fol­gen­de Ge­suchs­un­ter­la­gen ein­zu­rei­chen:

a.
ein Un­ter­su­chungs­pro­gramm;
b.
einen geo­lo­gi­schen Be­richt;
c.
einen Be­richt über mög­li­che Aus­wir­kun­gen der Un­ter­su­chun­gen auf Geo­lo­gie und Um­welt;
d.
Über­sichts­kar­ten und -plä­ne;
e.
die An­ga­be der ge­wünsch­ten Dau­er der Be­wil­li­gung.
Art. 59 Untersuchungsprogramm  

Das Un­ter­su­chungs­pro­gramm muss An­ga­ben ent­hal­ten über:

a.
die Zie­le der Un­ter­su­chun­gen;
b.
den vor­aus­sicht­li­chen Um­fang der Un­ter­su­chun­gen;
c.
den Be­ginn und die vor­aus­sicht­li­che Dau­er der Un­ter­su­chun­gen.
Art. 60 Geologischer Bericht  

Der geo­lo­gi­sche Be­richt muss ins­be­son­de­re fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten:

a.
ei­ne geo­lo­gi­sche Be­schrei­bung der be­trof­fe­nen Re­gi­on;
b.
ei­ne Zu­sam­men­stel­lung der in der be­trof­fe­nen Re­gi­on be­reits er­folg­ten, dem Ge­such­stel­ler zu­gäng­li­chen erd­wis­sen­schaft­li­chen Un­ter­su­chun­gen und ei­ne Zu­sam­men­fas­sung der da­bei ge­won­ne­nen Er­geb­nis­se;
c.
ei­ne Be­schrei­bung der geo­lo­gi­schen und der hy­dro­geo­lo­gi­schen Fak­to­ren, die für die Aus­wahl der be­trof­fe­nen Re­gi­on aus­schlag­ge­bend sind.
Art. 61 Ausnahme von der Bewilligungspflicht  

1 Fol­gen­de erd­wis­sen­schaft­li­che Un­ter­su­chun­gen be­dür­fen kei­ner Be­wil­li­gung:

a.
seis­mi­sche und wei­te­re geo­phy­si­ka­li­sche Auf­nah­men wie gra­vi­me­tri­sche, geo­elek­tri­sche und elek­tro­ma­gne­ti­sche Mes­sun­gen;
b.
geo­lo­gi­sche Auf­nah­men an der Ober­flä­che und in be­ste­hen­den Un­ter­ta­ge-Bau­wer­ken ein­sch­liess­lich der Ent­nah­me von Ge­steins­pro­ben;
c.
Ent­nah­me von Grund- und Quell­was­ser­pro­ben, Mes­sun­gen von Quel­len, un­tie­fe pie­zo­me­tri­sche Auf­nah­men und Mar­kie­rungs­ver­su­che;
d.
Bo­den­gas­mes­sun­gen.

2 All­fäl­li­ge zur Aus­füh­rung die­ser Tä­tig­kei­ten er­for­der­li­che Be­wil­li­gun­gen nach kan­to­na­lem oder Bun­des­recht blei­ben vor­be­hal­ten.

5. Abschnitt: Besondere Bestimmungen für geologische Tiefenlager

Art. 62 Rahmenbewilligungsgesuch  

Der Ge­such­stel­ler für ei­ne Rah­men­be­wil­li­gung für ein geo­lo­gi­sches Tie­fen­la­ger hat zu­sätz­lich zu den Ge­suchs­un­ter­la­gen nach Ar­ti­kel 23 einen Be­richt mit fol­gen­den An­ga­ben ein­zu­rei­chen:

a.
einen Ver­gleich der zur Aus­wahl ste­hen­den Op­tio­nen hin­sicht­lich der Si­cher­heit des ge­plan­ten Tie­fen­la­gers;
b.
ei­ne Be­wer­tung der für die Aus­wahl des Stand­orts aus­schlag­ge­ben­den Ei­gen­schaf­ten;
c.
die Hö­he der Kos­ten.
Art. 63 Eignungskriterien  

Die in der Rah­men­be­wil­li­gung fest­zu­le­gen­den Kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 14 Ab­satz 1 Buch­sta­be f Zif­fer 1 KEG be­zie­hen sich auf:

a.
die Aus­deh­nung ge­eig­ne­ter Wirt­ge­steins­be­rei­che;
b.
die hy­dro­geo­lo­gi­schen Ver­hält­nis­se am Stand­ort;
c.
die Ver­weil­zeit des Tie­fen­grund­was­sers.
Art. 64 Elemente eines geologischen Tiefenlagers  

Ein geo­lo­gi­sches Tie­fen­la­ger be­steht aus dem Haupt­la­ger zur Auf­nah­me der ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le, aus ei­nem Pi­lot­la­ger und ausTest­be­rei­chen.

Art. 65 Testbereiche  

1 In den Test­be­rei­chen sind die si­cher­heits­re­le­van­ten Ei­gen­schaf­ten des Wirt­ge­steins zur Er­här­tung des Si­cher­heits­nach­wei­ses stand­orts­pe­zi­fisch ver­tieft ab­zu­klä­ren.

2 Vor In­be­trieb­nah­me des Tie­fen­la­gers sind die si­cher­heits­re­le­van­ten Tech­ni­ken zu er­pro­ben und de­ren Funk­ti­ons­tüch­tig­keit nach­zu­wei­sen. Das be­trifft ins­be­son­de­re:

a.
das Ein­brin­gen des Ver­füll­ma­te­ri­als;
b.
das Ent­fer­nen des Ver­füll­ma­te­ri­als zwecks all­fäl­li­ger Rück­ho­lung von Ab­fall­ge­bin­den;
c.
die Tech­nik zur Rück­ho­lung von Ab­fall­ge­bin­den.

3 Wäh­rend des Be­triebs des Tie­fen­la­gers ist die Ver­sie­ge­lung von Ka­ver­nen und Stol­len zu er­pro­ben und de­ren Funk­ti­ons­tüch­tig­keit nach­zu­wei­sen.

Art. 66 Pilotlager  

1 Im Pi­lot­la­ger ist das Ver­hal­ten der Ab­fäl­le, der Ver­fül­lung und des Wirt­ge­steins bis zum Ab­lauf der Be­ob­ach­tungs­pha­se zu über­wa­chen. Bei der Über­wa­chung sind im Hin­blick auf den Ver­schluss Da­ten zur Er­här­tung des Si­cher­heits­nach­wei­ses zu er­mit­teln.

2 Die Er­geb­nis­se der Über­wa­chung müs­sen auf die Vor­gän­ge im Haupt­la­ger über­trag­bar sein. Sie bil­den ei­ne Grund­la­ge für den Ent­scheid über den Ver­schluss des Tie­fen­la­gers.

3 Bei der Aus­le­gung des Pi­lot­la­gers sind fol­gen­de Grund­sät­ze zu be­ach­ten:

a.
Die geo­lo­gi­schen und hy­dro­geo­lo­gi­schen Ver­hält­nis­se müs­sen mit den­je­ni­gen des Haupt­la­gers ver­gleich­bar sein.
b.
Das Pi­lot­la­ger muss vom Haupt­la­ger räum­lich und hy­drau­lisch ge­trennt sein.
c.
Die Bau­wei­se des Pi­lot­la­gers und die Art der Ein­la­ge­rung der Ab­fäl­le und der Ver­fül­lung müs­sen dem Haupt­la­ger ent­spre­chen.
d.
Das Pi­lot­la­ger muss ei­ne re­prä­sen­ta­ti­ve klei­ne Men­ge von Ab­fäl­len ent­hal­ten.
Art. 67 Verfüllung  

1 Der Ei­gen­tü­mer ei­nes geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gers hat nach Ein­la­ge­rung der Ab­fall­ge­bin­de die La­ger­ka­ver­nen und -stol­len zu ver­fül­len.

2 Er hat die Ver­fül­lung so vor­zu­neh­men, dass die Lang­zeit­si­cher­heit ge­währ­leis­tet und ei­ne Rück­ho­lung der Ab­fäl­le oh­ne gros­sen Auf­wand mög­lich ist.

Art. 68 Beobachtungsphase  

1 Der Ei­gen­tü­mer ei­nes geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gers hat im ak­tua­li­sier­ten Pro­jekt für die Be­ob­ach­tungs­pha­se die nach Ab­schluss der Ein­la­ge­run­gen vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men zur Über­wa­chung des Tie­fen­la­gers zu um­schrei­ben. Da­bei hat er auch die Dau­er der Be­ob­ach­tungs­pha­se vor­zu­schla­gen.

2 Das De­par­te­ment ord­net die Über­wa­chung an und legt die Dau­er der Be­ob­ach­tungs­pha­se fest. Es kann die­se bei Be­darf ver­län­gern.

Art. 69 Verschluss  

1 Der Ei­gen­tü­mer ei­nes geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gers hat beim Ver­schluss sämt­li­che noch of­fe­nen Tei­le des Tie­fen­la­gers zu ver­fül­len und die für die Lang­zeit­si­cher­heit und die Si­che­rung mass­ge­ben­den Tei­le zu ver­sie­geln.

2 Er hat im Pro­jekt für den Ver­schluss ins­be­son­de­re fol­gen­des zu um­schrei­ben:

a.
das Ver­fül­len und Ver­sie­geln der Zu­gän­ge zu den La­ger­räu­men;
b.
die Über­füh­rung des Pi­lot­la­gers in einen lang­fris­tig si­che­ren Zu­stand;
c.
das Ver­fül­len und Ver­sie­geln der Zu­gän­ge zum Tie­fen­la­ger;
d.
die Ge­währ­leis­tung der Lang­zeit­si­cher­heit.

3 Mit dem Ver­schluss hat er ins­be­son­de­re zu ge­währ­leis­ten, dass:

a.
kei­ne un­zu­läs­si­ge Frei­set­zung von Ra­dio­nu­k­li­den über die ver­füll­ten Zu­gän­ge er­folgt;
b.
die vor der Er­rich­tung des Tie­fen­la­gers be­ste­hen­de Tren­nung der was­ser­füh­ren­den Ge­steins­schich­ten lang­fris­tig wie­der her­ge­stellt wird;
c.
die Mar­kie­rung des geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gers dau­er­haft ist.
Art. 70 Schutzbereich  

1 Der Schutz­be­reich ei­nes geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gers ist auf der Grund­la­ge des zur Be­wil­li­gung des Pro­jekts vor­ge­leg­ten Be­richts zur Lang­zeit­si­cher­heit fest­zu­le­gen. Er muss um­fas­sen:

a.
al­le Tei­le des Tie­fen­la­gers, in­klu­si­ve der Zu­gän­ge;
b.
die Ge­steins­be­rei­che, die den hy­drau­li­schen Ein­schluss des Tie­fen­la­gers be­wir­ken;
c.
die Ge­steins­be­rei­che, die einen we­sent­li­chen Bei­trag zur Rück­hal­tung der Ra­dio­nu­k­li­de lie­fern, die im Lau­fe der Zeit aus dem La­ger frei­ge­setzt wer­den könn­ten.

2 Nach Er­tei­lung der Rah­men­be­wil­li­gung mel­det das Bun­des­amt beim Grund­buchamt auf den vom Pe­ri­me­ter er­fass­ten Grund­stücken die An­mer­kung «vor­läu­fi­ger Schutz­be­reich geo­lo­gi­sches Tie­fen­la­ger» an. Nach Er­tei­lung der Be­triebs­be­wil­li­gung mel­det es die An­mer­kung «de­fi­ni­ti­ver Schutz­be­reich geo­lo­gi­sches Tie­fen­la­ger» an.

3 Über die Auf­he­bung des vor­läu­fi­gen oder de­fi­ni­ti­ven Schutz­be­reichs ent­schei­det das De­par­te­ment. Das Bun­des­amt er­sucht das Grund­buchamt, die An­mer­kung zu lö­schen.

4 Das De­par­te­ment er­teilt Be­wil­li­gun­gen für die Durch­füh­rung von Vor­ha­ben, die den Schutz­be­reich be­rüh­ren. Vor­aus­set­zung für die Er­tei­lung ei­ner sol­chen Be­wil­li­gung ist, dass die lang­fris­ti­ge Si­cher­heit des geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gers nicht be­ein­träch­tigt wird.

Art. 71 Dokumentation  

1 Der Ei­gen­tü­mer ei­nes geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gers muss ei­ne Do­ku­men­ta­ti­on er­stel­len, die für ei­ne lang­fris­ti­ge Si­cher­stel­lung der Kennt­nis­se über das geo­lo­gi­sche Tie­fen­la­ger ge­eig­net ist.

2 Die Do­ku­men­ta­ti­on muss ent­hal­ten:

a.
La­ge und Aus­deh­nung der Un­ter­ta­ge­bau­ten;
b.
In­ven­tar der ein­ge­la­ger­ten ra­dio­ak­ti­ven Ab­fäl­le, in Art und Men­ge auf­ge­teilt nach den La­ger­räu­men;
c.
Aus­le­gung der tech­ni­schen Si­cher­heits­bar­rie­ren ein­sch­liess­lich der Ver­sie­ge­lung der Zu­gän­ge;
d.
Grund­la­gen und Er­geb­nis­se der end­gül­ti­gen Ana­ly­se der Lang­zeit­si­cher­heit.

3 Er hat die Do­ku­men­ta­ti­on nach dem Ver­schluss des La­gers oder nach Ab­lauf der Über­wa­chungs­frist dem De­par­te­ment zu über­ge­ben.

Art. 72 Verwendung der erdwissenschaftlichen Daten  

1 Die aus erd­wis­sen­schaft­li­chen Un­ter­su­chun­gen oder wäh­rend des Baus ei­nes geo­lo­gi­schen Tie­fen­la­gers ge­won­ne­nen erd­wis­sen­schaft­li­chen Da­ten sind der geo­lo­gi­schen In­for­ma­ti­ons­stel­le des Bun­des zu über­mit­teln.

2 Die geo­lo­gi­sche In­for­ma­ti­ons­stel­le des Bun­des und der­je­ni­ge, der nach Ab­satz 1 erd­wis­sen­schaft­li­che Da­ten ab­ge­ben muss, re­geln ver­trag­lich den Zu­gang zu die­sen Da­ten und de­ren Ver­wen­dung.

6. Kapitel: Verfahren, Information und Förderung

Art. 73 Stellungnahmen des ENSI 59  

Das EN­SI nimmt Stel­lung zu ein­ge­reich­ten Ge­su­chen um Er­tei­lung von Be­wil­li­gun­gen und Ge­neh­mi­gung von Pro­jek­ten nach den Ar­ti­keln 49–63 KEG.

59 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 74 Behandlungsfristen  

Für die Be­hand­lung von Ge­su­chen um Er­tei­lung von Be­wil­li­gun­gen und Ge­neh­mi­gung von Pro­jek­ten nach den Ar­ti­keln 49–63 KEG gel­ten in der Re­gel fol­gen­de Fris­ten:

a.
vom Ein­gang des voll­stän­di­gen Ge­suchs bis zur Über­mitt­lung an die be­trof­fe­nen Kan­to­ne und Bun­des­stel­len oder bis zur Pu­bli­ka­ti­on und öf­fent­li­chen Auf­la­ge: ein Mo­nat;
b.
vom Ab­schluss des In­struk­ti­ons­ver­fah­rens bis zum Ent­scheid: sechs Mo­na­te.
Art. 75 Verfahren bei Freigaben sowie Typen- oder Einzelgenehmigungen  

1 Nicht pu­bli­ziert und nicht öf­fent­lich auf­ge­legt wer­den:

a.
der An­trag auf Frei­ga­be nach Ar­ti­kel 26, 29, 40 und 47 die­ser Ver­ord­nung so­wie nach Ar­ti­kel 36 Ab­satz 1 Buch­sta­be b KEG;
b.
das Ge­such um Ty­pen- oder Ein­zel­ge­neh­mi­gung nach Ar­ti­kel 54 Ab­satz 4.

2Das EN­SI un­ter­brei­tet den An­trag oder das Ge­such ge­ge­be­nen­falls den Fach­stel­len­des Bun­des zur Stel­lung­nah­me. Es setzt da­für ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist.60

3Vor­aus­set­zung für ei­ne Frei­ga­be ist, dass die Vor­aus­set­zun­gen der ei­ner Frei­ga­be zu Grun­de lie­gen­den Be­wil­li­gung oder Ver­fü­gung nach wie vor ein­ge­hal­ten wer­den und die in der Be­wil­li­gung oder Ver­fü­gung ent­hal­te­nen Auf­la­gen be­rück­sich­tigt sind.

461

60 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

61 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 76 Pflicht zur Information über besondere Ereignisse und Befunde in Bezug auf die nukleare Sicherheit 62  

1 Das EN­SI in­for­miert die Öf­fent­lich­keit un­ver­züg­lich über be­son­de­re Er­eig­nis­se und Be­fun­de in Ker­n­an­la­gen, die:

a.
ei­ne Ge­fahr für die An­la­ge oder das Per­so­nal dar­stel­len oder grös­se­re ra­dio­lo­gi­sche Aus­wir­kun­gen auf die Um­ge­bung ha­ben (Er­eig­nis­se oder Be­fun­de der Stu­fe 3 oder grös­ser der IN­ES-Ska­la nach An­hang 6);
b.
von si­cher­heits­tech­ni­scher Be­deu­tung sind, aber kei­ne oder nur ge­rin­ge ra­dio­lo­gi­sche Aus­wir­kung auf die Um­ge­bung ha­ben (Er­eig­nis­se oder Be­fun­de der Stu­fe 2 der IN­ES-Ska­la nach An­hang 6).

2 Bei be­son­de­ren Er­eig­nis­sen und Be­fun­den von öf­fent­li­chem In­ter­es­se, die nicht un­ter Ab­satz 1 fal­len, ver­an­lasst das EN­SI die In­for­ma­ti­on der Öf­fent­lich­keit.

62 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

Art. 77 Förderung der Forschung, Lehre und Ausbildung  

1 Die Auf­sichts­be­hör­den un­ter­stüt­zen im Rah­men der be­wil­lig­ten Kre­di­te Pro­jek­te der an­ge­wand­ten For­schung, Leh­re und Aus­bil­dung von Fach­leu­ten in den Be­rei­chen der Si­cher­heit und der Si­che­rung der Ker­n­an­la­gen so­wie der nu­klea­ren Ent­sor­gung.

2 Die Un­ter­stüt­zung er­folgt in Form von Fi­nanz­hil­fen oder der Mit­wir­kung von Mit­ar­bei­ten­den des Bun­des­am­tes oder des EN­SI.63

63 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

7. Kapitel: Straf- und Schlussbestimmungen

Art. 78 Strafbestimmung  

Nach Ar­ti­kel 93 KEG wird be­straft, wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig ge­gen die Auf­be­wah­rungs­pflicht nach den Ar­ti­keln 20, 27 Ab­satz 2 und 41 Ab­satz 3 ver­stösst.

Art. 79 Änderung der Anhänge 2 und 6  

Das De­par­te­ment kann die An­hän­ge 2 und 6 nach Mass­ga­be von Be­schlüs­sen der von der Schweiz un­ter­stütz­ten Ex­port­kon­troll­re­gi­mes und von Emp­feh­lun­gen der In­ter­na­tio­na­len Atom­ener­gie-Or­ga­ni­sa­ti­on än­dern.

Art. 80 Aufhebung bisherigen Rechts  

Fol­gen­de Ver­ord­nun­gen wer­den auf­ge­ho­ben:

1.
Ver­ord­nung vom 11. Ju­li 197964 über das Rah­men­be­wil­li­gungs­ver­fah­ren für Ato­man­la­gen mit Stand­ort­be­wil­li­gung;
2.
Ver­ord­nung vom 27. No­vem­ber 198965 über vor­be­rei­ten­de Hand­lun­gen;
3.
Atom­ver­ord­nung vom 18. Ja­nu­ar 198466;
4.
Ver­ord­nung vom 14. März 198367 be­tref­fend die Auf­sicht über Ker­n­an­la­gen.
Art. 81 Änderung bisherigen Rechts  

Die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts ist im An­hang 7 ge­re­gelt.

Art. 82 Übergangsbestimmung  

Bei der Fest­le­gung des Um­fangs von Nach­rüs­tun­gen in Ker­n­an­la­gen, die vor In­kraft­tre­ten des KEG in Be­trieb ge­nom­men wur­den, sind die An­for­de­run­gen und Grund­sät­ze nach den Ar­ti­keln 7–12 nach Mass­ga­be von Ar­ti­kel 22 Ab­satz 2 Buch­sta­be g KEG zu er­fül­len.

Art. 82a Übergangsbestimmung zur Änderung vom
26. April 2017
68  

Das EN­SI kann die Frist zur Ein­ga­be der PSÜ mit Si­cher­heits­nach­weis für den Lang­zeit­be­trieb im Sin­ne von Ar­ti­kel 34 Ab­satz 4 in Ver­bin­dung mit Ar­ti­kel 34 Ab­satz 3 auf Ge­such hin bis ma­xi­mal En­de 2019 er­stre­cken.

68 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 26. April 2017, in Kraft seit 1. Ju­ni 2017 (AS 2017 2829).

Art. 83 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Fe­bru­ar 2005 in Kraft.

Anhang 1 69

69 Bereinigt gemäss Anhang 8 Ziff. 1 der Güterkontrollverordnung vom 3. Juni 2016 (AS 2016 2195) und Anhang 11 Ziff. 4 der Strahlenschutzverordnung vom 26. April 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 4261).

(Art. 4)

Begriffe

In dieser Verordnung bedeuten:

a.
Befund: Feststellung eines Zustandes von Anlageteilen, der die Sicherheit beeinträchtigen kann und nicht zu einem Ereignis geführt hat;
b.
Ereignis: fehlerhafter Ablauf im Betrieb einer Anlage oder bei Transporten, der die Sicherheit beeinträchtigen kann;
c.
Freimessung: Nachweis der Befreiung von der Bewilligungspflicht und der Aufsicht nach Artikel 106 StSV70;
d.
Instandhaltung: alle Massnahmen zur Bewahrung und Wiederherstellung des Sollzustandes sowie zur Feststellung und Beurteilung des Istzustandes von Ausrüstungen und Systemen;
e.
Kernkühlung:Abfuhr der Wärmeenergie des Reaktorkerns durch die Kühlsysteme, so dass die Auslegungstemperatur aller Kernbestandteile nicht überschritten wird;
f.
Kernschadenshäufigkeit: die mittels der Probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA) ermittelte Häufigkeit pro Jahr einer störfallbedingten Beschädigung des Reaktorkerns;
g.
Normalbetrieb: Anlagezustand innerhalb spezifizierter Betriebsgrenzen und gemäss geltender Vorschriften;
h.
Sicherheitstechnische Klassierung: Einstufung der Bauwerke, Systeme und Ausrüstungen einer Kernanlage in Bauwerks-, Sicherheits- und Erdbebenklassen auf der Grundlage ihrer Bedeutung für die nukleare Sicherheit;
i.
Störfall: jeder vom Normalbetrieb abweichende Anlagezustand, der ein Eingreifen eines Sicherheitssystems erfordert;
j.
System: Kombination von mechanischen oder elektrischen Ausrüstungen, die zur Erfüllung einer bestimmten Funktion erforderlich ist;
k.
Technologie:spezifisches, allgemein nicht zugängliches oder nicht der wissenschaftlichen Grundlagenforschung dienendes Wissen in Form von technischen Daten oder technischer Unterstützung, das für die Entwicklung, Herstellung oder Verwendung erforderlich ist;
l.
Partnerstaat:Staat, der sich an völkerrechtlich nicht verbindlichen interna­tionalen Kontrollmassnahmen beteiligt, die von der Schweiz unterstützt werden.

Anhang 2 71

71 Bereinigt gemäss Anhang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

(Art. 9 Abs. 2)

Grundsätze für die Sicherung von Kernanlagen, Kernmaterialien und radioaktiven Abfällen

1. Sicherung von Kernanlagen

Die Anordnung der für die Sicherung relevanten Zonen bzw. Areale und Sicherungsschranken hat abgestuft gemäss folgendem Schema zu erfolgen:

Die verschiedenen Sicherungsschranken haben folgende Funktionen:

Der Durchfahrschutz schützt vor Angriffen mit Fahrzeugen und erschwert den Transport von Angriffsmitteln in das Durchfahrschutzareal bis zur Perimeterschranke.
Die Perimeterschranke umschliesst das Sicherungsareal. Sie dient der Detektion von Angreifern, der Lokalisation des Angriffsorts und der Auslösung des Alarms.
Die Sicherungsschranken D, C, und B bieten einen von aussen nach innen zunehmenden räumlichen Widerstand. Sie schützen und umschliessen jeweils die Bereiche mit sicherheitsrelevanten Systemen und Ausrüstungen.

Bei den Zwischenlagern und bei den geologischen Tiefenlagern entscheidet das ENSI, ob auf einzelne Sicherungsschranken verzichtet werden kann.

Sicherungssysteme (z.B. Sicherungszentralen, Pförtnerlogen usw.), welche den Zutritt oder die Zufahrt zu den Sicherungszonen ermöglichen, müssen sich hinter einer Sicherungsschranke mit dem gleichen Widerstandswert befinden, wie er für den Schutz der entsprechenden Zone erforderlich ist.

Der Widerstandswert einer Sicherungsschranke muss grundsätzlich aufrechterhalten bleiben. Durchgänge bedürfen daher einer Schleuse. Muss im Ausnahmefall vom Schleusenprinzip abgewichen bzw. die Schleusenfunktion aufgehoben werden, ist der Durchgang von der Betriebswache zu sichern.

2. Sicherung von Kernmaterialien und radioaktiven Abfällen

Einteilung der Kategorien von Kernmaterialien und radioaktiven Abfällen

Material

Form

Kategorie

I

II

III

1. Plutonium a Plutonium Plutoniuma

unbestrahlt b

2 kg oder mehr

weniger als 2 kg, jedoch mehr als 500 g

500 g oder weniger, jedoch mehr als 15 g

2.
Uran‑235

unbestrahlt b

Uran angereichert auf 20 % 235U oder mehr

5 kg oder mehr

weniger als 5 kg, jedoch mehr als 1 kg

1 kg oder weniger,
jedoch mehr als 15 g

Uran angereichert auf mindestens 10 % 235U, jedoch weniger als 20 % 235U

10 kg oder mehr

weniger als 10 kg, jedoch mehr als 1 kg

Uran angereichert über den natürlichen Gehalt, jedoch weniger als 10 % 235U
10 kg oder mehr
3.
Uran‑233

unbestrahlt b

2 kg oder mehr

weniger als 2 kg, jedoch mehr als 500 g

500 g oder weniger, jedoch mehr als 15 g

4.
Bestrahlter Brennstoff

abgereichertes oder Natururan, Thorium oder schwach angereicherter Brennstoff (weniger als 10 % spaltbarer Gehalt)

5.
Radioaktive Abfälle

verglast

hochaktiv

a
Plutonium mit Ausnahme von Plutonium mit einem Gehalt von mehr als 80 % 238Pu.
b
Material, das nicht in einem Reaktor bestrahlt wurde, oder Material, das in einem Reaktor bestrahlt wurde und ohne Abschirmung in einem Meter Distanz eine Dosisleistung von höchstens 1 Gy pro Stunde aufweist.

Kategorie I

Material in dieser Kategorie ist mit äusserst zuverlässigen Systemen wie folgt gegen unbefugte Verwendung zu schützen:

Verwendung und Lagerung innerhalb eines äusserst geschützten Bereichs, d. h. eines geschützten Bereichs der für die Kategorie II definierten Art, bei dem der Zugang zusätzlich auf Personen beschränkt ist, deren Vertrauenswürdigkeit festgestellt worden ist, und der unter der Beobachtung von Wachen steht, die in engem Kontakt zu den entsprechenden Einsatzkräften für den Notfall stehen. Ziel der in diesem Zusammenhang getroffenen Einzelmassnahmen muss die Entdeckung und Verhinderung von Anschlägen, unbefugtem Zugang oder unbefugter Entfernung von Material sein.

Beförderung unter besonderen Vorsichtsmassregeln der für die Beförderung von Material der Kategorien II und III beschriebenen Art sowie zusätzlich unter ständiger Beobachtung durch Begleitpersonal und unter Bedingungen, die einen engen Kontakt zu den entsprechenden Einsatzkräften gewährleisten.

Kategorie II

Verwendung und Lagerung innerhalb eines geschützten Bereichs, dessen Zugang überwacht wird, d.h. eines Bereichs unter ständiger Beobachtung durch Wachen oder elektronische Vorrichtungen, umgeben von einer physischen Umgrenzung mit einer begrenzten Anzahl ausreichend kontrollierter Eingänge, oder eines Bereichs mit einem gleichwertigen Niveau des physischen Schutzes.

Beförderung unter besonderen Vorsichtsmassregeln einschliesslich vorheriger Absprachen zwischen Absender, Empfänger und Beförderer sowie vorheriger Vereinbarung zwischen den der Hoheitsgewalt und Regelungsbefugnis der Liefer- bzw. Empfängerstaaten unterstehenden Rechtsträgern bei grenzüberschreitendem Transport hinsichtlich des Zeitpunkts, des Ortes und des Verfahrens für den Übergang der Verantwortung für den Transport.

Kategorie III

Verwendung und Lagerunginnerhalb eines Bereichs, dessen Zugang überwacht wird.

Beförderung unter besonderen Vorsichtsmassregeln einschliesslich vorheriger Absprachen zwischen Absender, Empfänger und Beförderer sowie vorheriger Vereinbarung zwischen den der Hoheitsgewalt und Regelungsbefugnis der Liefer- bzw. Empfängerstaaten unterstehenden Rechtsträgern bei grenzüberschreitendem Transport hinsichtlich des Zeitpunkts, des Ortes und des Verfahrens für den Übergang der Verantwortung für den Transport.

Anhang 3 72

72 Bereinigt gemäss Anhang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (AS 2008 5747) und Anhang 11 Ziff. 4 der Strahlenschutzverordnung vom 26. April 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 4261).

(Art. 28 und 41)

Betriebsdokumentation

Die Betriebsdokumentation einer Kernanlage besteht aus Organisatorischen und Technischen Dokumenten sowie Betriebsaufzeichnungen.

1. Organisatorische Dokumente

Kraftwerksreglement / Betriebsreglement

Das Kraftwerksreglement bzw. das Betriebsreglement dokumentiert die organisatorischen und personellen Voraussetzungen für einen sicheren Betrieb einschliesslich der organisatorischen Abschaltkriterien.

Notfallreglement

Das Notfallreglement dokumentiert die Organisation und Verantwortlichkeiten für den Notfall. Die Anweisungen für die Handlungen des Notfallstabes (Notfallanweisungen) sind integrierender Bestandteil des Notfallreglementes.

Strahlenschutz­reglement

Das Strahlenschutzreglement regelt die Strahlenschutzaufgaben des Inhabers der Betriebsbewilligung, insbesondere die Messung der radioaktiven Abgaben an die Umgebung und den Strahlenschutz der in derkontrollierten Zone der Kernanlage beschäftigten Personen.

Qualitätsmanagement-Handbuch

Das Qualitätsmanagement-Handbuch beschreibt ein umfassendes und systematisches Qualitätsmanagementsystem für den Betrieb der Kern­anlage.

Vorschriften und Weisungen im Sicherungsbereich

Vorschriften und Weisungen im Sicherungsbereich enthalten die all­gemeinen Anweisungen über die Sicherung der Kernanlagen und die Dienstvorschriften für die Betriebswache.

Leitbild zur Sicherheitskultur

Das Leitbild zur Sicherheitskultur legt fest, wie die Führung der Kern­anlage die Sicherheitskultur interpretiert und fördert und an welchen Merkmalen und Kriterien die Wirksamkeit gemessen wird.

2. Technische Dokumente

Sicherheitsbericht

Der Sicherheitsbericht beschreibt technische und organisatorische Aspekte der Kernanlage. Er ist Grundlage für die laufende Beurteilung der Sicherheit. Für ein geologisches Tiefenlager umfasst dieser Nachweis insbesondere die Langzeitsicherheit nach dem Verschluss des Lagers.

Sicherungsbericht

Der Sicherungsbericht der Kernanlagen legt den aktuellen Stand der Sicherungsmassnahmen gemäss den Vorgaben des ENSI dar.

Der Sicherungsbericht ist zu klassifizieren.

Technische
Spezifikation

Die technische Spezifikation enthält Vorschriften für den Betrieb der nuklearen Anlage und ihrer Sicherheitssysteme einschliesslich der technischen Abschaltkriterien.

Wiederholungs­prüfprogramm

Das Wiederholungsprüfprogramm beschreibt die wiederkehrenden Prüfungen an den druckführenden Komponenten und Systemen der Sicherheitsklassen 1–4.

Alterungsüber­wa­chungsprogramm

Das Alterungsüberwachungsprogramm beschreibt den Zustand und die Überwachung der mechanischen und elektrischen Komponenten sowie der Bauwerke der Kernanlage.

Betriebs- und Störfallvorschriften

Die Betriebs- und Störfallvorschriften regeln den sicheren Anlagebetrieb insbesondere im Normalbetrieb und bei Störfällen nach Artikel 8.

Entscheidungshilfen für das Unfallmanagement

Die Entscheidungshilfen für das Unfallmanagement unterstützen die Bekämpfung von Störfällen, bei denen radioaktive Stoffe in unzu­lässigem Umfang freigesetzt werden können.

Aktuelle werks-spezifische PSA

Die aktuelle werkspezifische PSA von Kernkraftwerken umfasst insbesondere für alle massgeblichen Betriebszustände:

a.
eine probabilistische Analyse von Störfällen nach Artikel 8, die durch interne oder externe Ereignisse ausgelöst werden und bei denen radioaktive Stoffe freigesetzt werden können;
b.
eine quantitative Bewertung der Vorkehren gegen derartige Störfälle;
c.
eine quantitative Bewertung des Risikos einer Freisetzung radio­aktiver Stoffe in gefährdendem Umfang (Freisetzungsrisiko).

Technische Beschreibungen

Technische Beschreibungen enthalten insbesondere Schemata, Zeichnungen, Anlagedokumentationen mit Auslegungsbasis, Baupläne, Programme für die Instandhaltung, Komponentenlisten, Zonenpläne sowie weitere technische Beschreibungen, die den aktuellen Anlage­zustand beschreiben.

3. Betriebsaufzeichnungen

Betriebsauf­schreibungen

Betriebsaufschreibungen geben über den Betriebsverlauf Auskunft. Dazu gehören insbesondere Betriebsdaten, Betriebs­messwerte, Anlagebetriebskenngrössen, Ortsdosisleistungs- und Kontaminationskontrollen sowie die Umgebungsüberwachung und die Analysen fester, flüssiger und gasförmiger Betriebsmittel oder Abfälle.

Schichtbuch

Im Schichtbuch werden die Namen und die Aufgabenzuteilung der Schichtmitarbeiter sowie wichtige Ereignisse im Betriebsgeschehen und wichtige Schalthandlungen festgehalten, ebenso festgestellte Abweichungen von sicherheitsrelevanten Betriebsdaten und Mess­werten.

Wachjournal

Im Wachjournal werden die Namen und die Aufgabenzuteilungen der Wachgruppenmitarbeiter sowie Routinekontrollen, Patrouillentätigkeit, aussergewöhnliche Beobachtungen und Ereignisse sowie Kontakte zu externen Stellen festgehalten.

Anhang 4

(Art. 24, 26, 28, 29, 40)

Unterlagen für Bewilligungen und Freigaben sowie Sicherheitstechnische Klassierung

Für Gesuche zur Erteilung von Bewilligungen und Freigaben für Kernanlagen müssen diejenigen Unterlagen gemäss den Ziffern 1 und 2 eingereicht werden, die für die Beurteilung des jeweiligen Gesuchs von Bedeutung sind.

Ziffer 2 enthält die wichtigsten Unterlagen.

Legende für Tabelle in Ziffer 1:

G Gesamtanlage

R Reaktortechnik

B Bautechnik

S Systemtechnik

M Maschinentechnik

E Elektro- und Leittechnik

U Strahlenschutz, Abfälle und Notfallschutz

D Sicherung

P Betriebsorganisation und Personal

SA Systeme der Sicherheitsklassen 1, 2, 3 und 1E

SB Systeme der Sicherheitsklasse 4 und sicherheitsbezogene 0E-Systeme

MA mechanische Ausrüstungen mit Einfluss auf die 1. Baufreigabe, z. B. Reaktordruckbehälter, Sicherheitsbehälter aus Stahl, Primärkreisleitungen, Dampferzeuger, Druckhalter, Hauptkühlmittelpumpen

MB übrige mechanische Ausrüstungen der Sicherheitsklassen 1–4

1. Unterlagen nach Art des Gesuchs und nach Fachgebieten

Fachgebiet

Gesuch für

G

R

B

S

M

E

U

D

P

Baubewilligung bzw.

Konzeptfreigabe (bei Änderungen)

G1

R1/R2

B1

S1

M1

E1

U1

D1

P1

Erste Bau­freigabe bzw. Freigabe der Auslegungs­spezifikationen

G2

B2 und B3 für den 1. Gebäudeteil

S2 für SA

M2 für MA

E2

U2

P2

Weitere Baufreigaben (Gebäude bzw. Gebäudeteile)

B2/B3

S2 für SB, sofern für Gebäudeteil baulich relevant

D2

Herstellungs­freigaben

M2 für MB

M3

D3

Montage­freigaben

S2 für SB

S3 für SA

E3

U3

Betriebs­bewilligung

G3

R3

P3

Freigaben der Inbetriebnahme und des Leistungs- bzw. Dauerbetriebs

G4

R4

B4

S4

M4

E4

U4

D4

P4

2. Unterlagen nach Fachgebieten

G1

G2

G3

G4

Anlagenkonzepte / Auslegungsgrundlagen

Auslegung und Disposition der Gesamtanlage

Dokumentation für die Betriebsbewilligung

Dokumentation der Inbetriebnahme und für den Dauerbetrieb

Sicherheitsbericht für die Baubewilligung

PSA für die Bau­bewilligung

Konzepte der Gesamtanlage

Gefährdungs­spezifikationen

Dispositionspläne für die Gesamtanlage

Anzuwendende Regelwerke

Konzepte für die Instandhaltung und die Alterungs­überwachung

Bau- und Dispositionspläne der Gebäude und Hauptaus­rüstungen

Spezifikation der Umgebungs­bedingungen

Qualitätsmanagement-Programme der Hauptlieferanten

Inbetriebnahme­programme

Bericht über die Qualitätssicherung beim Bau sowie Bewertung der Ergebnisse

Ergebnisse der Vor­betriebsversuche und der nuklearen Inbetriebnahmeversuche

R1

R2

R3

R4

Auslegungsgrundlagen

Vorläufige Sicherheitsanalyse

Definitive Sicherheitsanalyse

Bewertung der nuklearen Inbetriebnahme

Brennelement­auslegung

Provisorische Kernauslegung

Definition der Stör­fälle und Sicherheitsgrenzwerte

Definition der wichtigen Rahmen­bedingungen

Analyse der auslegungsbestim­menden Betriebs­zustände und Störfälle und deren Auswirkungen auf die Anlage und Umgebung

Annahmen, Rechenmodelle betr. Ver­halten radioaktive Stoffe

Analyse der Störfälle und deren Auswir­kungen

Störfallanalysen und sicherheitstechnische Spezifikationen

Inbetriebnahme-Programme

Definitive Kernauslegung

Bewertung der Inbetriebnahme­versuche und der Ergebnisse

B1

B2

B3

B4

Auslegungsgrundlagen

Gebäudeauslegung

Bauteilauslegung und ‑ausführung

Dokumentation Bau

Klassierung der Bauwerke

Umsetzung der Gefährdungs­spezifikationen in Ingenieurparameter

Baugrundeigen­schaften

Konzept Grund­wasserschutz

Auslegungsgrundlagen

Anforderungen an Abschirmwände

Auslegungs­spezifikationen / Bemessungskriterien

Belastungsannahmen

Tragwerkmodel­lierung/Vorstatik

Hauptabmessungen

Etagenverhaltens­spektren

Anforderungen an Dichtheit, Grund­wasserschutz, Entwässerung, Blitzschutz, Brandschutz

Befestigungskonzept

Detailstatik-Bemessungen und Spannungsnachweis bzw. Tragfähigkeits- und Gebrauchs­fähigkeitsnachweis

Konstruktive Durchbildung

Schalungs- und Armierungspläne

Verfahrensprüfung

Spezielle Anforderungen an die Herstellung

Qualitätsprüfpläne

Dokumentation der Bauausführung (Bauwerksakte)

Berichterstattung über die Qualitätssicherung

Bauüberwachungs­bericht

Instandhaltungs­programme

S Systemtechnik

S1

S2

S3

S4

Systemkonzepte

Systemauslegung

Systemausführung

Systeminbetriebnahme

Systemklassierung / Systemkonzepte

Vorläufige System-spezifikationen

Systemschaltpläne

Funktionsschemata

Komponentenlisten mechanisch und elektrisch

Sicherheitsbewertung bei Anlageänderungen

Definitive System­spezifikationen inkl. technischer Daten

Dispositionspläne

Systemschaltpläne

Funktionsschemata

Komponentenliste mechanisch

Systembeschreibungen inkl. Analyse von Systemwechsel­wirkungen

Logikschemata

Komponentenliste elektrisch

Testvorschriften für Vorbetriebstests

Systemtestergebnisse

Vorschriften für periodische Funktionsprüfungen von Systemen und Komponenten

Definitive Systemschaltpläne und Funktionsschemata

M1

M2

M3

M4

Auslegungsgrundlagen

Auslegung

Ausführung

Inbetriebnahme und Dokumentation

Anzuwendende Regelwerke und Bauvorschriften

Konstruktive Ausbildung

Werkstoffwahl für Hauptkomponenten

Auslegungs­spezifikationen

Übersichtszeich­nungen sicherheits­relevanter Komponenten

Programme für spezielle Nachweise oder Qualifikationen

Vorprüfunterlagen des Herstellers sicherheitsrelevanter Komponenten für Konstruktion und Herstellung

Basisprüfprogramm

Ergebnisse besonderer Typen- und Qualifikationstests

Abschlussdokumen­tation über Kompo­nentenfertigung, Basisprüfung, abschliessende Montagekontrolle und Qualitätssicherung

Spannungsanalysen

Wiederholungs­prüfprogramm

Bauüberwachungs­bericht

Instandhaltungs­programme

E1

E2

E3

E4

Grundlagen elektr. Ausrüstungen

Auslegung

Ausführungsnachweise

Inbetriebnahme und Dokumentation

Anzuwendende Technik bei Hauptkomponenten und Leittechnik

Strangzuordnung

Auslegungsgrundlagen der 1E‑Komponenten

Anzuwendende Regelwerke

Qualifikations­verfahren für Einzel- und Serienteile

Spezifikationen und Datenblätter

Qualifikations­vorschriften

Ergebnisse der Qualifikationen

Testprogramme für Inbetriebnahme spezieller Komponenten

Testresultate

Technische Dokumentation

Berichterstattung über die Qualitätssicherung

Instandhaltungs­programme

U1

U2

U3

U4

Auslegungskriterien und Konzepte

Auslegung radiologischer Einrichtungen

Ausführungsnachweis

Inbetriebnahme und Dokumentation

Konzepte für Radio­logische Zonen, Abschirmung, Umgebungsüberwachung, Raum-, System- und Emissionsüber­wachung, Notfallschutz, Abwasser

Abfallkonditionier­verfahren

Zwischenlagerung von Abfällen

Auslegungs­spezifikationen

Kollektivdosis­abschätzung für Betrieb, wieder­kehrende Prüfungen und Revisionen

Prüf- und Abnahmeprotokolle

Ergebnisse besonderer Tests

Aus- und Weiter­bildung des Über­wachungspersonals

Betriebs-, Prüf- und Wartungsprogramme

D1

D2

D3

D4

Auslegungsgrundlagen (Sicherungskonzept)

Auslegungsspezifikation (für Bauwerke, Systeme, Komponenten)

Ausführungsunterlagen (für Sicherungseinrichtungen)

Betriebsunterlagen (für die Inbetriebnahme)

Bedrohungsanalyse

Projektunterlagen (Situationsplan, Baupläne, Bau­programm usw.)

Grundlagen für Sicherungszonen, Verlauf der Sicherungsschranken, Zutritt und Flucht­wege, Sicherung

Spezifikationen (Bau- und Dispositionspläne, Durchdringungen, Leitungsführungen, Lüftung, Kommuni­kationsmittel, Funk­tions- und Ablaufschemata, Energie­versorgung, Prüf­zeugnisse)

Sicherungsreglement

Ausführungspläne

Vorschriften für die Inbetriebnahme

Funktionsprüfung und Abnahme der Sicherungs­einrichtungen

Prüf- und Abnahmeprotokolle

Ausbildung der Betriebswache

Integration Sicherungsbericht

während Bau- und Betriebsphase, Sicherungsorganisation (Führung und Kommunikation, Ausrüstung und Bewaffnung)

Aus- und Weiterbildung

Pflichtenhefte des Sicherungspersonals

P1

P2

P3

P4

Konzepte der Organisation und des Personaleinsatzes

Gestaltung der Organisation

Fachkundennachweis

Festlegungen für den Dauerbetrieb

Organisatorische Gliederung

Personalbestand

Personalausbildung und ‑einsatz während der Bauphase

Aus- und Weiter­bildungskonzept

Organisatorische Festlegungen

Pflichtenhefte

Ausbildungs­programm für die Inbetriebsetzung

Provisorische Betriebsdokumente, Reglemente, Arbeitsabläufe

Eignung und Fachkunde des leitenden, lizenz­pflichtigen Strahlenschutz- und übrigen Personals

Personalbestand

Aus- und Weiter­bildungsprogramme für den Dauerbetrieb

3. Sicherheitstechnische Klassierung

3.1 Sicherheitsklassen (SK)

Die mechanischen Ausrüstungen werden aufgrund ihrer Bedeutung für die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz in vier Sicherheitsklassen eingestuft:

a.
SK 1: Ausrüstungen der druckführenden Umschliessung des Reaktorkühlsystems bis und mit der zweiten Abschlussarmatur, deren Versagen zu einem nicht absperrbaren Verlust von Primärkühlmittel führen kann;
b.
SK 2: Ausrüstungen der Systeme mit Sicherheitsfunktion oder von sicherheitstechnischer Bedeutung, welche nicht der Sicherheitsklasse 1 zugeteilt sind;
c.
SK 3: Ausrüstungen der unterstützenden Systeme (Hilfssysteme) für Sicherheitsfunktionen oder von sicherheitstechnischer Bedeutung;
d.
SK 4: Ausrüstungen, die Aktivität enthalten oder enthalten können, und die der Rückhaltung, Aufbereitung oder Lagerung von flüssigen oder festen radioaktiven Stoffen dienen, die nicht einer der SK 1–3 zugeteilt sind;
e.
Unklassierte Ausrüstungen: Ausrüstungen, die nicht einer der SK 1–4 zugeteilt sind.

Die elektrischen Ausrüstungen werden aufgrund ihrer Bedeutung für die nukleare Sicherheit in zwei Sicherheitsklassen eingestuft:

a.
1E‑klassierte Ausrüstungen: Elektrische Ausrüstungen zu den in die SK 1–3 eingestuften mechanischen Systemen und Komponenten, sowie elektrische und leittechnische Sicherheitssysteme;
b.
0E‑klassierte Ausrüstungen: Übrige elektrische Ausrüstungen und Systeme, welche auch Funktionen mit sicherheitstechnischer Bedeutung ausführen können.

3.2 Erdbebenklassen (EK)

Mechanische und elektrische Ausrüstungen werden aufgrund ihrer Sicherheitsfunktion in 2 Erdbebenklassen (EK) eingestuft:

a.
EK I: Mechanische Ausrüstungen der Sicherheitsklassen 1–3 und 1E‑klas­sierte elektrische Ausrüstungen. Die Sicherheitsfunktionen beziehungsweise die Integrität der Ausrüstungen müssen während und nach einem Sicher­heitserdbeben (SSE) gewährleistet sein;
b.
EK II: Mechanische Ausrüstungen der Sicherheitsklasse 4. Die Integrität der Ausrüstungen muss während eines Betriebserdbebens (OBE) gewährleistet sein;
c.
Nicht den Erdbebenklassen I oder II zugeteilte Ausrüstungen und Bauten gelten als für Erdbeben nicht klassiert.

3.3 Nukleare Bauwerksklassen (BK)

Die Bauwerke werden aufgrund ihrer Bedeutung für die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz in zwei nukleare Bauwerksklassen (BK) eingestuft:

a.
BK I: Bauwerke, in denen mechanische und elektrische Ausrüstungen der EK I eingebaut sind;
b.
BK II: Bauwerke, in denen mechanische Ausrüstungen der EK II oder für Erdbeben nicht klassierte Ausrüstungen eingebaut sind.

Anhang 5 73

73 Fassung gemäss Anhang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

(Art. 37)

Periodische Berichterstattung

Bericht

Inhalt/Frist zur Einreichung

Periodizität

Jahresbericht Sicherheit

Bericht der Kernanlagen, mit einer Zusammenfassung und einer Beurteilung insbesondere des Betriebs und der Sicherheit, des Anlagezustandes, standortspezi­fischer Änderungen, der Organisation und des Personals, des Strahlenschutzes, der radioaktiven Abfälle, der radiologischen Situation sowie der Erkenntnisse aus der Verfolgung des Standes von Wissenschaft und Technik. Er enthält die Resultate der systematischen Sicherheitsbewertungen und berichtet über den Stand der Pendenzen des ENSI, Ereignisse und Befunde, Änderungen sowie Instandhaltungsarbeiten.

Einzureichen bis spätestens zum 1. März des Folge­jahres.

Kalenderjahr

Jahresbericht Sicherung

Bericht der Kernanlagen mit den wesentlichen Angaben über die Sicherungsorganisation sowie einer Zusammenfassung aller Ereignisse des vergangenen Jahres im Bereich Sicherung. Er gibt insbesondere Auskunft über Personal und Organisation der Sicherung, Spezialeinsätze der Betriebswache, den Einsatz von Drittfirmen für Bewachungsaufgaben, Erfahrungen im Sicherungsbereich während des Revisionsstillstandes, Häufigkeit und Ergebnisse von Prüfungen und Funktionstests der Sicherungseinrichtungen, den Ausfall wichtiger Sicherungskomponenten, bauliche Veränderungen, besondere Ereignisse und Befunde sowie über die Statistik zum Ausweiswesen der Sicherungszonen. Der Bericht ist zu klassifizieren.

Einzureichen bis spätestens zum 1. März des Folge­jahres.

Kalenderjahr

Quartalsbericht

Bericht des Zentralen Zwischenlagers, der geologischen Tiefenlager und des Paul-Scherrer-Instituts insbesondere über die Personendosen, die Anlagen- und Arealdosimetrie, die Abgaben radioaktiver Stoffe mit Abluft und Abwasser, die Umgebungsüberwachung, die radioaktiven Abfälle, Konditionierungskampagnen, Ereignisse und Befunde, Änderungen und Instandhaltungsarbeiten.

Einzureichen bis spätestens zum Ende des Folge­monats zum Berichtsquartal.

Quartal

Monatsbericht

Bericht der Kernkraftwerke über den Betrieb der Anlage und Vergleichsdarstellungen mit früheren Monaten (Trends), insbesondere über den Betrieb und die Sicherheit, Chemie, den Strahlenschutz, mit Angaben über die Personendosimetrie, die Abgaben radioaktiver Stoffe, die radioaktiven Abfälle, Ereignisse und Befunde, Organisation, Personal und Ausbildung sowie Projekte, Analysen, Rückfluss aus Betriebserfah­rungen, Ereignisse in vergleichbaren Anlagen, Tätigkeiten und Ergebnisse der Instandhaltung.

Einzureichen bis spätestens zum Ende des Folge­monats.

Monat

Revisionsbericht Technik

Bericht der Kernkraftwerke mit Beschreibung und Bewertung aller sicherheitstechnisch bedeutenden Massnahmen, Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Tätigkeiten während der Revision.

Einzureichen:

a.
als Erstausgabe 4 Arbeitstage vor der geplanten Wiederinbetriebnahme der Anlage;
b.
vollständig bis spätestens 3 Monate nach Wiederinbetriebnahme der Anlage.

Pro Revision der Anlage

Revisionsbericht Strahlenschutz

Bericht der Kernkraftwerke zur Revision, mit detaillierten Angaben über die strahlenschutztechnischen Messungen und Erkenntnisse, einer Beurteilung durch den Betreiber und mit Vorschlägen für weitere dosisreduzierende Massnahmen.

Einzureichen bis spätestens 3 Monate nach Wieder­inbetriebnahme der Anlage.

Pro Revision der Anlage

Revisionsbericht Physik

Bericht der Kernkraftwerke, mit den Resultaten und der Bewertung der beim Wiederanfahren nach der Revision durchgeführten reaktorphysikalischen Messungen (Physikmessungen) für verschiedene Leistungsstufen.

Einzureichen:

a.
Ergebnisse der Nulllast- und Anfahrmessungen vor dem Wiederanfahren der Anlage über 5 Prozent Nennleistung;
b.
vollständiger Bericht bis spätestens 3 Monate nach Wiederinbetriebnahme der Anlage.

Pro Revision der Anlage

Dosimetriebericht

Bericht der Kernanlagen mit Angaben über Kollektivdosen, Dosisverteilungen, Individualdosen und arbeitsspezifische Kollektivdosen.

Einzureichen bis spätestens zum 1. März des Folge­jahres.

Kalenderjahr

Bericht über die Umgebungsüberwachung

Bericht der Kernkraftwerke, des Zentralen Zwischenlagers, der geologischen Tiefenlager und des Paul-Scherrer-Instituts über die Umgebungsüberwachung mit den Angaben über die Abgabe radioaktiver Stoffe und die Überwachung von Radioaktivität und Direktstrahlung in der Umgebung der Anlagen. Dieser Bericht kann Teil des Monatsberichtes oder des Quartalsberichtes sein.

Einzureichen bis spätestens zum Monatsende des Folgemonats zum Berichtsquartal.

Quartal

Bericht über radioaktive Quellen

Bericht der Kernanlagen mit einem Verzeichnis über alle in der Kernanlage vorhandenen radioaktiven Quellen.

Einzureichen bis spätestens zum 1. März des folgenden Jahres.

Kalenderjahr

Bericht umfassende Sicherheits­überprüfung

Bericht der Kernkraftwerke über die periodische Sicherheitsüberprüfung, deren Ergebnisse und Bewertung.

Einzureichen gemäss Anordnung des ENSI.

Alle 10 Jahre

Unverfügbarkeitsdaten von Systemen und Komponenten

Bericht der Kernkraftwerke bei Unverfügbarkeit der im PSA-Modell berücksichtigten, risikorelevanten Komponenten über Datum und Dauer der Unverfügbarkeit, Komponentenbezeichnung sowie Kurz­beschreibung der Ursache der Unverfügbarkeit.

Einzureichen bis spätestens zum 1. März des folgenden Jahres.

Kalenderjahr

Liste der PSA-relevanten Anlagen­änderungen

Bericht der Kernkraftwerke mit einer Liste der Anlagenänderungen, welche für die PSA relevant sein könnten, aber noch nicht im PSA-Modell berück­sichtigt wurden.

Einzureichen bis spätestens zum 1. März des folgenden Jahres.

Kalenderjahr

Anhang 6 74

74 Fassung gemäss Anhang 11 Ziff. 4 der Strahlenschutzverordnung vom 26. April 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 4261). Die Berichtigung vom 16. Okt. 2018 betrifft nur den französischen Text (AS 2018 3441).

(Art. 21 und 38)

Berichterstattung über Ereignisse und Befunde im Sicherheitsbereich

A. Ereignisbericht und Folgemassnahmenbericht

Bericht

Inhalt

Periodizität

Ereignisbericht

Bericht über eingetretene Ereignisse und Befunde mit folgendem Inhalt:

a.
Einstufung gemäss untenstehenden Kriterien, Zusammenfassung des Ereignisses bzw. Befundes und bisherige Erkenntnisse;
b.
Anlagezustand vor dem Ereignis oder bei der Feststellung des Befundes;
c.
Ablauf des Ereignisses und das Verhalten der Anlage oder Art des Befundes;
d.
Ursache des Ereignisses oder Befundes;
e.
Sofortmassnahmen;
f.
Beilagen.

Pro meldepflichtiges Ereignis und Befund

Folgemassnahmenbericht

Bericht über eingetretene Ereignisse und Befunde mit folgendem Inhalt:

a.
Folgemassnahmen;
b.
Bewertung der sicherheitstechnischen Relevanz;
c.
Beilagen.

Pro meldepflichtiges Ereignis und Befund

B. Kategorisierung von Ereignissen und Befunden

1. Klassierung:

Ereignisse und Befunde nach Artikel 21 Absatz 1 sowie Artikel 38 Absatz 3 Buchstaben a und c sind wie folgt zu klassieren.

Klasse

Kriterien

Schwerer Notfall

(General Emergency)

ein Ereignis, welches eine ernsthafte aktuelle oder eine prognostizierte radiologische Gefährdung der Umgebung darstellt und die Vorbereitung oder die Umsetzung von Schutzmassnahmen in der Umgebung der Kernanlagen zwingend erfordert.

Anlagennotfall

(Site Area Emergency)

ein Ereignis, welches sich zu einem Schweren Notfall entwickeln könnte oder eine ernsthafte radiologische Gefährdung auf dem Anlagenareal darstellt.

Eine zukünftige (prognostizierte) radiologische Gefährdung der Umgebung, welche das Aufgebot des Notfallstabs der Kernanlage und externer Notfallorganisationen erfordert, ist möglich.

Bereitschaft

(Alert)

ein Ereignis, das zu einer bedeutenden Abnahme im Schutzgrad für das Betriebspersonal führt, oder das sich zu einem Anlagennotfall oder schweren Notfall entwickeln könnte und je nach Ereignis auch das Aufgebot des Notfallstabs oder Teilstäben der Kernanlage erfordert.

Meldepflichtiges Vorkommnis

ein Ereignis oder ein Befund mit Bedeutung für die nukleare Sicherheit, das aber keinen Notfall darstellt.

2. Einstufung auf der internationalen Ereignisskala INES der IAEA

Zusätzlich sind Ereignisse und Befunde nach Artikel 21 Absatz 1 sowie Artikel 38 Absatz 3 Buchstaben a und c auf der internationalen Ereignisskala INES der IAEA einzustufen (siehe INES User’s Manual 2008 Edition, IAEA, Wien 2009).

Stufe

Bezeichnung

Kriterien

7

Schwerwiegender Unfall

Freisetzung eines grossen Teiles des Kern­inventars in die Umgebung in Form einer Mischung kurz- und langlebiger Aktivstoffe (mehr als 50 000 TBq Iod-131 Äquivalent).

6

Ernsthafter Unfall

Freisetzung von Spaltprodukten in die Umgebung (5000 bis 50 000 TBq Iod-131 Äquivalent).

5

Unfall mit Gefährdung der Umgebung

Freisetzung von Spaltprodukten in die Umgebung (500 bis 5000 TBq Iod-131 Äquivalent).
Schwere Kernschäden mit Freisetzung einer grossen Menge Radioaktivität innerhalb der Anlage.

4

Unfall ohne signifikante Gefähr­dung der Umgebung

Freisetzung von radioaktiven Stoffen höher als bewilligte Grenz­werte, die zu einer Dosis in der Grössenordnung von einigen Millisievert für die meistexponierte Person führen kann.
Teilweise Beschädigung des Reaktorkerns wegen mechani­scher Einwirkung oder Schmelzen.
Bestrahlung von Personal derart, dass ein akuter Todesfall wahrscheinlich wird.

3

Ernsthafter Zwischenfall

Freisetzung von radioaktiven Stoffen höher als bewilligte Grenzwerte, die für die meist­exponierte Person ausserhalb der Anlage eine Dosis von wenigen Zehntel Millisievert ergibt.
Bestrahlung von Personal derart, dass eine akute Strahlener­krankung zu erwarten ist. Schwerwiegende Kontamination in der Anlage.
Störfälle, bei denen ein zusätzliches Versagen von Sicherheitseinrichtungen zu Unfällen führen könnte, oder eine Situation, in welcher Sicherheitseinrichtungen einen Unfall nicht verhindern könnten, falls bestimmte auslösende Ereignisse eintreten würden.

2

Zwischenfall

Ereignis oder Befund mit wesentlichen Ver­sagen von Sicherheitseinrichtungen, aber mit ausreichender Sicherheitsvorsorge, um auch mit zusätzlichen Fehlern fertig zu werden. Ereignisse und Befunde der Stufe 1, aber mit bedeutenden Unzulänglichkeiten in der Organisation oder in der Sicherheitskultur.
Ereignis mit Bestrahlung von Personal höher als die jährliche Dosislimite. Signifikante Ver­breitung von Radioakti­vität innerhalb der Anlage, welche auslegungsgemäss nicht zu erwarten war.

1

Anomalie

Anomalie ausserhalb der vorgeschriebenen Betriebsbedin­gungen. Sie kann auf Versagen von Ausrüstungen, menschli­chen Fehlhandlungen oder Verfahrensmängel zurückzufüh­ren sein. Ereignis oder Befund ohne direkte Sicherheitsbedeutung, aber mit bedeutenden Unzulänglichkeiten in der Organisation oder in der Sicherheitskultur.

0

Nicht sicherheitssignifikante Ereignisse und Befunde

Ereignisse und Befunde ohne Überschreitung von betrieblichen Grenzwerten und Bedingungen, welche mit geeigneten Verfahren beherrscht werden.

Beispiele: Bei periodischen Prüfungen festgestellter Einzelfehler in einem redundanten System, automatische Reaktorschnellabschaltung mit normalen Anlageverhalten, Leckagen innerhalb Betriebslimiten; alle Beispiele ohne grösseren Zusammenhang mit der Sicherheitskultur.

3. Beurteilung des öffentlichen Interesses

Bei Ereignissen und Befunden nach Artikel 21 Absatz 1 und Artikel 38 Absatz 3 Buchstaben a und c sowie bei sonstigen Ereignissen ist zu beurteilen, ob ein öffentliches Interesse besteht.

Fristen für Meldung und Berichterstattung:

nukleare Sicherheit

S

Schwerer Notfall

A

Anlagennotfall

B

Bereitschaft

M

meldepflichtiges Vorkommnis

Ö

Öffentliches-Ereignis

Telefonische Meldung
(Erstinformation)

unver­züglich

unverzüglich

unverzüglich

24 Stunden1

unverzüglich2

schriftliche Bestätigung der Meldung

Im Rahmen der ENSI-Notfall-organisation

Im Rahmen der ENSI-Notfall-organisation

Im Rahmen der ENSI-Notfall-organisation

24 Stunden1

Innerhalb von 2 Stunden nach Erstinformation

Ereignisbericht

36 Stunden

36 Stunden

10 Tage

30 Tage

Monatsbericht3

Folgemassnahmenbericht

Nach Erfordernis

Nach Erfordernis

30 Tage

30 Tage

Monatsbericht3

1
innerhalb von 24 Stunden zwischen 08:00 bis 17:00 Uhr.
2
liegt sowohl eine Meldepflicht aufgrund der Bedeutung für die nukleare Sicherheit als auch aufgrund öffentlichen Interesses vor, gilt die kürzere Meldefrist.
3
sofern kein Monatsbericht erforderlich ist, im Quartals- oder im Jahresbericht.

Anhang 7

(Art. 81)

Änderung bisherigen Rechts

Die nachstehenden Verordnungen werden wie folgt geändert:

75

75 Die Änderungen können unter AS 2005601konsultiert werden.

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