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Kernenergiehaftpflichtgesetz
(KHG)

vom 18. März 1983 (Stand am 1. Januar 2011)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 24quinquies der Bundesverfassung1,2
nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 10. Dezember 19793,

beschliesst:

1 [AS 1957 1027]. Diesen Bestimmungen entsprechen die Artikel 90 und 118Absatz 2 Buchstabe c der Bundesverfassung vom 18. April 1999 (SR 101).

2 Fassung gemäss Anhang Ziff. 3 des BG vom 6. Okt. 2000 über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts, in Kraft seit 1. Jan. 2003 (AS 2002 3371; BBl 1991 II 185910, 1994 V 921, 1999 4523).

3BBl 1980 I 164

1. Kapitel: Geltungsbereich und Begriffe

Art. 1 Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz re­gelt die Haf­tung für Nu­klear­schä­den, die durch Ker­n­an­la­gen oder durch den Trans­port von Kern­ma­te­ria­li­en ver­ur­sacht wer­den, so­wie de­ren De­ckung.

2 Es gilt nicht für Schä­den, die durch Ra­dioiso­to­pe ver­ur­sacht wer­den, die für in­dus­tri­el­le, ge­werb­li­che, land­wirt­schaft­li­che, me­di­zi­ni­sche oder wis­sen­schaft­li­che Zwe­cke aus­ser­halb ei­ner Ker­n­an­la­ge ver­wen­det wer­den oder ver­wen­det wer­den sol­len.

3 Der Bun­des­rat kann Kern­ma­te­ria­li­en mit ge­rin­ger Strah­len­wir­kung von die­sem Ge­setz aus­neh­men.

Art. 2 Begriffe  

1 Als Nu­klear­scha­den gilt:

a.
der Scha­den, der durch die ra­dio­ak­ti­ven, gif­ti­gen, ex­plo­si­ven oder sons­ti­gen ge­fähr­li­chen Ei­gen­schaf­ten von Kern­ma­te­ria­li­en ver­ur­sacht wird;
b.4
der Scha­den, der durch ei­ne an­de­re Strah­len­quel­le in­ner­halb ei­ner Kern­an­la­ge ver­ur­sacht wird;
c.5
der Scha­den, der als Fol­ge be­hörd­lich an­ge­ord­ne­ter oder emp­foh­le­ner Mass­nah­men zur Ab­wehr oder Ver­min­de­rung ei­ner un­mit­tel­bar dro­hen­den nu­klea­ren Ge­fähr­dung ein­tritt, mit Aus­nah­me von ent­gan­ge­nem Ge­winn.

2 Kern­ma­te­ria­li­en sind Kern­brenn­stof­fe, ra­dio­ak­ti­ve Er­zeug­nis­se und Ab­fäl­le.

3 Kern­brenn­stof­fe sind spalt­ba­re Ma­te­ria­li­en in Form von Uran oder Plu­to­ni­um als Me­tall, Le­gie­rung oder che­mi­sche Ver­bin­dung so­wie an­de­re vom Bun­des­rat be­zeich­ne­te spalt­ba­re Ma­te­ria­li­en.

4 Ra­dio­ak­ti­ve Er­zeug­nis­se und Ab­fäl­le sind her­ge­stell­te ra­dio­ak­ti­ve Ma­te­ria­li­en oder Ma­te­ria­li­en, die durch Be­strah­lung bei der Her­stel­lung, Ver­wen­dung, La­ge­rung, Wie­der­au­f­ar­bei­tung oder dem Trans­port von Kern­brenn­stof­fen ra­dio­ak­tiv ge­wor­den sind.

5 Ker­n­an­la­gen sind Ein­rich­tun­gen zur Er­zeu­gung von Kern­ener­gie oder zur Hers­tel­lung, Ver­wen­dung, La­ge­rung oder Wie­der­au­f­ar­bei­tung von Kern­ma­te­ria­li­en.

6 Kern­ener­gie ist je­de Form von Ener­gie, die bei Kern­um­wand­lungs­vor­gän­gen frei wird.

7 In­ha­ber ei­ner Ker­n­an­la­ge ist, wer ei­ne Ker­n­an­la­ge baut oder be­sitzt oder den Be­sitz dar­an oh­ne Zu­stim­mung der zu­stän­di­gen Be­hör­de auf­ge­ge­ben hat.

4Ein­ge­fügt durch Art. 12 des BG vom 18. Ju­ni 1993 über die Pro­duk­te­haft­pflicht, in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 3122; BBl 1993 I 805).

5Ur­sprüng­lich Bst. b

2. Kapitel: Haftpflicht

Art. 3 Grundsatz  

1 Der In­ha­ber ei­ner Ker­n­an­la­ge haf­tet oh­ne be­trags­mäs­si­ge Be­gren­zung für die Nu­klear­schä­den, die durch Kern­ma­te­ria­li­en in sei­ner An­la­ge ver­ur­sacht wer­den.

2 Er haf­tet eben­falls für Nu­klear­schä­den, die durch Kern­ma­te­ria­li­en ver­ur­sacht wer­den, die aus sei­ner An­la­ge stam­men und zur Zeit der Scha­dens­ver­ur­sa­chung noch nicht vom In­ha­ber ei­ner an­dern Ker­n­an­la­ge über­nom­men wa­ren. Das Kern­ma­te­ri­al gilt zu je­nem Zeit­punkt als über­nom­men, da es die Gren­ze des Are­als der an­dern Ker­n­an­la­ge oder ei­ne ver­trag­lich ver­ein­bar­te Stel­le aus­ser­halb der Schweiz über­schrei­tet.

3 Be­zieht der In­ha­ber ei­ner Ker­n­an­la­ge Kern­ma­te­ria­li­en aus dem Aus­land, so haf­tet er für Nu­klear­schä­den in der Schweiz, die durch die­se Ma­te­ria­li­en auf dem Trans­port zu sei­ner An­la­ge ver­ur­sacht wer­den. Vor­be­hal­ten bleibt ihm ein Rück­griff auf den aus­län­di­schen Ab­sen­der.

4 Ist der In­ha­ber nicht gleich­zei­tig Ei­gen­tü­mer der An­la­ge, so haf­ten bei­de so­li­da­risch.

5 Ver­ur­sa­chen Kern­ma­te­ria­li­en im Tran­sit durch die Schweiz einen Nu­klear­scha­den, so haf­tet der In­ha­ber der Trans­port­be­wil­li­gung. Hat er in der Schweiz kei­nen Wohn­sitz, muss er sich durch schrift­li­che Er­klä­rung der schwei­ze­ri­schen Ge­richts­bar­keit un­ter­stel­len und ein Do­mi­zil in der Schweiz be­zeich­nen, wo er für Kla­gen nach die­sem Ge­setz be­langt wer­den kann.

6 An­de­re als die in den Ab­sät­zen 1–5 ge­nann­ten Per­so­nen haf­ten dem Ge­schä­dig­ten nicht für Nu­klear­schä­den. Wer auf­grund von in­ter­na­tio­na­len Ab­kom­men haf­tet, hat den Rück­griff auf den nach die­sem Ge­setz Haft­pflich­ti­gen.

Art. 4 Kosten für Massnahmen der Behörden  

Die Kos­ten von Mass­nah­men, wel­che die zu­stän­di­gen Be­hör­den zur Ab­wehr oder Ver­min­de­rung ei­ner un­mit­tel­bar dro­hen­den nu­klea­ren Ge­fähr­dung tref­fen, kön­nen dem In­ha­ber der Ker­n­an­la­ge oder der Trans­port­be­wil­li­gung über­bun­den wer­den.

Art. 5 Entlastung  

1 Von der Haf­tung wird der In­ha­ber ei­ner Ker­n­an­la­ge oder ei­ner Trans­port­be­wil­li­gung be­freit, wenn er be­weist, dass der Ge­schä­dig­te den Scha­den ab­sicht­lich ver­ur­sacht hat.

2 Er kann von der Haf­tung ganz oder teil­wei­se be­freit wer­den, wenn der Ge­schä­dig­te den Scha­den grob­fahr­läs­sig ver­ur­sacht hat.

Art. 6 Rückgriff des Haftpflichtigen  

Der nach Ar­ti­kel 3 Haft­pflich­ti­ge hat ein Rück­griffs­recht nur ge­gen­über Per­so­nen:

a.
die den Scha­den ab­sicht­lich her­bei­ge­führt ha­ben;
b.
die Kern­ma­te­ria­li­en, von de­nen der Scha­den aus­ge­gan­gen ist, ent­wen­det oder ver­hehlt ha­ben;
c.
die ihm ein sol­ches ver­trag­lich ein­ge­räumt ha­ben; hier­auf kann sich der Haft­pflich­ti­ge ge­gen­über dem Ar­beit­neh­mer nur be­ru­fen, wenn die­ser den Scha­den ab­sicht­lich her­bei­ge­führt hat.
Art. 7 Schadenersatz. Genugtuung  

1 Art und Um­fang des Scha­den­er­sat­zes so­wie die Zu­spre­chung ei­ner Ge­nug­tu­ung rich­ten sich nach den Grund­sät­zen des Ob­li­ga­tio­nen­rechts6 über un­er­laub­te Hand­lun­gen. Ar­ti­kel 44 Ab­satz 2 des Ob­li­ga­tio­nen­rechts ist nicht an­wend­bar.

2 Hat­te der Ge­tö­te­te oder Ver­letz­te ein un­ge­wöhn­lich ho­hes Ein­kom­men, so kann der Rich­ter die Ent­schä­di­gung un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de an­ge­mes­sen her­ab­set­zen.

Art. 8 Vereinbarungen  

1 Ver­ein­ba­run­gen, wel­che die Haft­pflicht nach die­sem Ge­setz weg­be­din­gen oder be­schrän­ken, sind nich­tig.

2 Ver­ein­ba­run­gen, die of­fen­sicht­lich un­zu­läng­li­che Ent­schä­di­gun­gen fest­set­zen, sind in­nert drei­er Jah­re nach ih­rem Ab­schluss an­fecht­bar.

Art. 9 Unfallversicherung  

1 Die An­sprü­che aus die­sem Ge­setz blei­ben Ge­schä­dig­ten, die nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. März 19817 über die Un­fall­ver­si­che­rung ver­si­chert sind, ge­wahrt. Den Ver­si­che­rern steht der Rück­griff nach den Ar­ti­keln 72–75 des Bun­des­ge­set­zes vom 6. Ok­to­ber 20008 über den All­ge­mei­nen Teil des So­zi­al­ver­si­che­rungs­rechts zu.9

2 Leis­tun­gen an den Ge­schä­dig­ten aus ei­ner nicht ob­li­ga­to­ri­schen Un­fall­ver­si­che­rung, de­ren Prä­mi­en ganz oder teil­wei­se vom In­ha­ber der Ker­n­an­la­ge oder der Trans­port­be­wil­li­gung be­zahlt wur­den, sind im Ver­hält­nis sei­nes Prä­mi­en­an­teils auf sei­ne Er­satz­pflicht an­zu­rech­nen, wenn der Ver­si­che­rungs­ver­trag nichts an­de­res vor­sieht.

7 SR 832.20

8 SR 830.1

9 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 6. Okt. 2000 über den All­ge­mei­nen Teil des So­zi­al­ver­si­che­rungs­rechts, in Kraft seit 1. Jan. 2003 (AS 2002 3371; BBl 1991 II 185910, 1994 V 921, 1999 4523).

Art. 10 Verjährung und Verwirkung  

1 Die An­sprü­che aus die­sem Ge­setz ver­jäh­ren drei Jah­re nach dem Tag, an dem der Ge­schä­dig­te Kennt­nis vom Scha­den und der Per­son des Haft­pflich­ti­gen oder De­ckungs­pflich­ti­gen er­langt hat. Sie er­lö­schen, aus­ge­nom­men An­sprü­che aus Spät­schä­den (Art. 13), wenn die Kla­ge nicht bin­nen 30 Jah­ren nach dem Scha­den­er­eig­nis er­ho­ben wird; ist der Scha­den auf ei­ne an­dau­ern­de Ein­wir­kung zu­rück­zu­füh­ren, so be­ginnt die­se Frist mit dem Auf­hö­ren die­ser Ein­wir­kung zu lau­fen.

2 Für das Rück­griffs­recht be­ginnt die drei­jäh­ri­ge Frist am Tag, an dem der Rück­griffs­be­rech­tig­te Kennt­nis von der Hö­he sei­ner Leis­tungs­pflicht er­langt hat.

3 Wenn nach dem Ur­teil oder nach dem Ver­trags­ab­schluss der Ge­sund­heits­zu­stand des Ge­schä­dig­ten sich ver­schlim­mert oder wenn neue Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­tel be­kannt wer­den, so kann in­nert drei­er Jah­re seit dem Tag, an dem der Ge­schä­dig­te hie­von Kennt­nis er­langt hat, längs­tens je­doch in­nert 30 Jah­ren seit dem Scha­den­­er­eig­nis, ei­ne Re­vi­si­on des Ur­teils oder ei­ne Än­de­rung der Ver­ein­ba­rung ver­langt wer­den.

4 Wird die Ver­jäh­rung ge­gen­über dem Haft­pflich­ti­gen, ei­nem Ver­si­che­rer oder dem Bund un­ter­bro­chen, so wirkt die Un­ter­bre­chung auch ge­gen­über den bei­den an­dern Par­tei­en.

3. Kapitel: Deckung

1. Abschnitt: Privater Versicherer

Art. 11  

1 Wer nach den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes haf­tet, hat für die De­ckung der ver­sicher­ba­ren Ri­si­ken bei ei­nem zum Ge­schäfts­be­trieb in der Schweiz er­mäch­tig­ten Ver­si­che­rer für min­des­tens 300 Mil­lio­nen Fran­ken je Ker­n­an­la­ge, zu­züg­lich min­des­tens 30 Mil­lio­nen Fran­ken für die an­teils­mäs­sig auf die Ver­si­che­rungs­lei­stung ent­fal­len­den Zin­sen und Ver­fah­rens­kos­ten, ei­ne Ver­si­che­rung ab­zu­sch­lies­sen. Für die Be­för­de­rung von Kern­ma­te­ria­li­en im Tran­sit durch die Schweiz ist je Trans­port ein Be­trag von min­des­tens 50 Mil­lio­nen Fran­ken, zu­züg­lich min­des­tens 5 Mil­lio­nen Fran­ken für die an­teils­mäs­si­gen Zin­sen und Ver­fah­rens­kos­ten, zu ver­si­chern.

2 Kön­nen auf dem Ver­si­che­rungs­markt hö­he­re Be­trä­ge zu zu­mut­ba­ren Be­din­gun­gen ver­si­chert wer­den, hat der Bun­des­rat die­se Min­dest­be­trä­ge zu er­hö­hen.

3 Der Bun­des­rat be­zeich­net die Ri­si­ken, die der pri­va­te Ver­si­che­rer ge­gen­über dem Ge­schä­dig­ten von der De­ckung aus­sch­lies­sen darf.

2. Abschnitt: Bund

Art. 12 Versicherung  

Der Bund ver­si­chert den Haft­pflich­ti­gen ge­gen Nu­klear­schä­den bis zu ei­ner Mil­li­ar­de Fran­ken je Ker­n­an­la­ge oder je Trans­port, zu­züg­lich 100 Mil­lio­nen Fran­ken für die an­teils­mäs­si­gen Zin­sen und Ver­fah­rens­kos­ten, so­weit die­se Schä­den die De­ckung durch den pri­va­ten Ver­si­che­rer über­stei­gen oder von ihr aus­ge­schlos­sen sind (Art. 11 Abs. 3).

Art. 13 Spätschäden  

Der Bund deckt bis zu dem in Ar­ti­kel 12 ge­nann­ten Be­trag Nu­klear­schä­den, die we­gen Ab­laufs der 30-jäh­ri­gen Frist (Art. 10 Abs. 1) ge­gen den Haft­pflich­ti­gen nicht mehr gel­tend ge­macht wer­den kön­nen.

Art. 14 Beiträge der Haftpflichtigen  

1 Zur De­ckung sei­ner Ver­pflich­tung aus den Ar­ti­keln 12 und 13 er­hebt der Bund von den In­ha­bern von Ker­n­an­la­gen und Trans­port­be­wil­li­gun­gen Bei­trä­ge. Die­se sind best­mög­lich nach dem Kos­ten­de­ckungs­prin­zip zu be­mes­sen.

2 Der Bun­des­rat setzt die Hö­he der Bei­trä­ge fest.

3 Die vom Bun­des­rat be­zeich­ne­te Be­hör­de ver­an­lagt und er­hebt die Bei­trä­ge. ...10

10 Satz auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 71 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 2197; BBl 2001 4202).

Art. 15 Nuklearschadenfonds  

Der Bund er­rich­tet einen Fonds, dem die Bei­trä­ge nach Ar­ti­kel 14 und die Zins­er­trä­ge gut­ge­schrie­ben wer­den.

Art. 16 Besondere Fälle  

1 Der Bund deckt, so­fern der Ge­schä­dig­te den Scha­den nicht ab­sicht­lich ver­ur­sacht hat, aus all­ge­mei­nen Mit­teln bis zu dem in Ar­ti­kel 12 ge­nann­ten Be­trag aus­ser­dem Nu­klear­schä­den:

a.
wenn der Haft­pflich­ti­ge nicht er­mit­telt wer­den kann;
b.
wenn der Scha­den durch ei­ne nicht ver­si­cher­te Ker­n­an­la­ge oder einen nicht ver­si­cher­ten Trans­port ver­ur­sacht wor­den ist;
c.11
wenn der Scha­den durch ein geo­lo­gi­sches Tie­fen­la­ger ver­ur­sacht wor­den ist, das nicht mehr der Kern­ener­gie­ge­setz­ge­bung un­ter­steht;
d.12
wenn der Ver­si­che­rer den Scha­den we­gen Zah­lungs­un­fä­hig­keit nicht de­cken kann und auch der Haft­pflich­ti­ge hier­zu nicht in der La­ge ist;
e.13
so­weit ei­ne Per­son, die durch ein im Aus­land ein­ge­tre­te­nes Er­eig­nis in der Schweiz einen Nu­klear­scha­den er­lit­ten hat, in je­nem Staat kei­ne die­sem Ge­setz ent­spre­chen­de Ent­schä­di­gung er­lan­gen kann.

2 Der Bund kann sei­ne Leis­tun­gen her­ab­set­zen oder ver­wei­gern, wenn der Ge­schä­dig­te den Scha­den grob­fahr­läs­sig ver­ur­sacht hat.

3 Hat der Bund Leis­tun­gen nach Ab­satz 1 er­bracht, so kann er hie­für auf den Haft­pflich­ti­gen Rück­griff neh­men. Er tritt aus­ser­dem in sei­ne Rück­griffs­rech­te ein.

11 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 3 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Fe­br. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

12 Ur­sprüng­lich Bst. c.

13 Ur­sprüng­lich Bst. d.

3. Abschnitt: Weitere Bestimmungen für die Versicherung

Art. 17 Ausnahmen von der Versicherungspflicht  

1 Der Bun­des­rat kann von der Ver­si­che­rungs­pflicht bei ei­nem pri­va­ten Ver­si­che­rer ent­bin­den, so­weit der Haft­pflich­ti­ge in an­de­rer Wei­se ei­ne für Ge­schä­dig­te gleich­wer­ti­ge Si­cher­heit bie­tet.

2 Der Bund ist als In­ha­ber von Ker­n­an­la­gen nicht ver­si­che­rungs­pflich­tig.

Art. 18 Wiederherstellung der vollen Deckung  

1 Hat der pri­va­te Ver­si­che­rer oder der Bund Leis­tun­gen er­bracht oder Rück­stel­lun­gen für ein ein­ge­tre­te­nes Scha­dener­eig­nis ge­macht, so ver­min­dert sich die De­ckungs­s­um­me ent­spre­chend. Er­rei­chen die Leis­tun­gen oder Rück­stel­lun­gen einen Zehn­tel der De­ckungs­s­um­me, so hat der Ver­si­che­rer den Ver­si­che­rungs­neh­mer und die zu­stän­di­ge Bun­des­be­hör­de zu be­nach­rich­ti­gen.

2 Der Ver­si­che­rungs­neh­mer hat sich in die­sen Fäl­len zu­sätz­lich bis zur vol­len ur­sprüng­li­chen De­ckungs­s­um­me zu ver­si­chern. Die zu­sätz­li­che Ver­si­che­rung deckt je­doch nur Schä­den, die nach ih­rem In­kraft­tre­ten ver­ur­sacht wer­den. In Zwei­fels­fäl­len ent­schei­det die zu­stän­di­ge Be­hör­de über die Pflicht des Ver­si­che­rungs­neh­mers zur Er­hö­hung der De­ckungs­s­um­me un­ter Wür­di­gung der Hö­he der Rücks­tel­lun­gen.

3 Ein für die Er­le­di­gung von Schä­den aus der Zeit vor dem In­kraft­tre­ten der zu­sätz­li­chen Ver­si­che­rung re­ser­vier­ter, aber nicht be­an­spruch­ter Be­trag kann nicht für Schä­den in An­spruch ge­nom­men wer­den, die nach dem In­kraft­tre­ten der zu­sätz­li­chen Ver­si­che­rung ver­ur­sacht wur­den.

Art. 19 Unmittelbarer
Anspruch. Einreden
 

1 Der Ge­schä­dig­te hat im Rah­men der Ver­si­che­rungs­de­ckung ein For­de­rungs­recht un­mit­tel­bar ge­gen den Ver­si­che­rer und den Bund.

2 Ein­re­den aus dem Ver­si­che­rungs­ver­trag oder aus dem Ver­si­che­rungs­ver­trags­ge­setz vom 2. April 190814 kön­nen dem Ge­schä­dig­ten nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den.

Art. 20 Rückgriff der Versicherer  

1 Der pri­va­te Ver­si­che­rer und der Bund ha­ben ein Rück­griffs­recht ge­gen den Ver­si­che­rungs­neh­mer und den Ver­si­cher­ten, so­weit sie nach dem Ver­si­che­rungs­ver­trag oder nach dem Ver­si­che­rungs­ver­trags­ge­setz vom 2. April 190815 zur Ab­leh­nung oder Kür­zung ih­rer Leis­tung be­fugt wä­ren. Sie kön­nen ih­re Rück­griffs­rech­te nur so­weit gel­tend ma­chen, als da­durch die Ge­schä­dig­ten nicht be­nach­tei­ligt wer­den.

2 Der pri­va­te Ver­si­che­rer und der Bund tre­ten so­weit in die Rück­griffs­rech­te des Haft­pflich­ti­gen ein, als da­durch die Ge­schä­dig­ten nicht be­nach­tei­ligt wer­den.

Art. 21 Aussetzen und Ende der Versicherung  

Aus­set­zen und En­de der Ver­si­che­rung sind vom Ver­si­che­rer der zu­stän­di­gen Be­hör­de zu mel­den. Sie wer­den, so­fern die Ver­si­che­rung nicht vor­her durch ei­ne an­de­re er­setzt wur­de, erst sechs Mo­na­te nach dem Ein­gang der Mel­dung wirk­sam.

4. Kapitel: Verfahren

Art. 22 Beweissicherung  

1 Nach Ein­tritt ei­nes grös­se­ren Scha­dener­eig­nis­ses ord­net der Bun­des­rat ei­ne Er­he­bung über den Sach­ver­halt an. Durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung for­dert er al­le Per­so­nen, die mög­li­cher­wei­se einen Nu­klear­scha­den er­lit­ten ha­ben, auf, sich in­nert drei­er Mo­na­te seit der Be­kannt­ma­chung un­ter An­ga­be des Da­tums und des Or­tes der Schä­di­gung bei ei­ner be­stimm­ten Stel­le zu mel­den.

2 Die Be­kannt­ma­chung hält fest, dass die Nicht­be­ach­tung der An­mel­de­frist all­fäl­li­ge Er­satz­an­sprü­che nicht aus­sch­liesst, je­doch den spä­te­ren Nach­weis ei­nes Zu­sam­men­han­ges zwi­schen ei­nem Scha­den und dem nu­klea­ren Er­eig­nis er­schwe­ren kann.

Art. 2316  

16 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 19 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 2417  

17 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 16 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 2518  

18 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 19 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 26 Verfahrensgrundsätze  

1 Das Ge­richt stellt den Sach­ver­halt von Am­tes we­gen fest. Es ist an die Be­geh­ren der Par­tei­en nicht ge­bun­den.19

2 Ist die Kla­ge ge­gen einen Haft­pflich­ti­gen, einen pri­va­ten Ver­si­che­rer oder den Bund ge­rich­tet, so gibt das Ge­richt auch den bei­den an­dern Par­tei­en Ge­le­gen­heit, ih­re In­ter­es­sen im Ver­fah­ren zu wah­ren.

19 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 19 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 27 Festsetzung der Gerichts- und Parteikosten  

Bei der Fest­set­zung der Ge­richts- und Par­tei­kos­ten kann der Rich­ter auf die fi­nan­ziel­len Ver­hält­nis­se des Pflich­ti­gen Rück­sicht neh­men.

Art. 28 Vorläufige Zahlung  

Ist da­mit zu rech­nen, dass das Ge­richts­ver­fah­ren län­ge­re Zeit in An­spruch nimmt, so kann das Ge­richt oh­ne Prä­ju­diz für den end­gül­ti­gen Ent­scheid Ab­schlags­zah­lun­gen zu­spre­chen.

5. Kapitel: Grossschäden

Art. 29 Grundsätze  

1 Ist da­mit zu rech­nen, dass die für die De­ckung der Schä­den zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­tel des Haft­pflich­ti­gen, des pri­va­ten Ver­si­che­rers und des Bun­des zur Be­frie­di­gung al­ler An­sprü­che nicht aus­rei­chen (Gross­scha­den), so stellt die Bun­des­ver­samm­lung in ei­nem all­ge­mein­ver­bind­li­chen, dem Re­fe­ren­dum nicht un­ter­­ste­hen­den Bun­des­be­schluss ei­ne Ent­schä­di­gungs­ord­nung auf. Die­se kann das Rück­griffs­recht al­ler öf­fent­li­chen und pri­va­ten Ver­si­che­rungs­ein­rich­tun­gen so­wie der Kran­ken­kas­sen auf den Haft­pflich­ti­gen, un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 20, auf­he­ben. Nö­ti­gen­falls kann der Bund an den nicht­ge­deck­ten Scha­den zu­sätz­li­che Bei­trä­ge leis­ten.

2 Die Ent­schä­di­gungs­ord­nung legt zur ge­rech­ten Ver­tei­lung al­ler zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­tel die all­ge­mei­nen Grund­sät­ze über die Be­frie­di­gung der Ge­schä­dig­ten fest. Sie kann da­bei von den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes ab­wei­chen.

3 Die Bun­des­ver­samm­lung kann ei­ne be­son­de­re un­ab­hän­gi­ge In­stanz zur Durch­füh­rung der Ent­schä­di­gungs­ord­nung ein­set­zen. Die Ent­schei­de die­ser In­stanz müs­sen an das Bun­des­ge­richt wei­ter­ge­zo­gen wer­den kön­nen.

4 Der Bun­des­rat trifft vor­sorg­li­che Mass­nah­men.

Art. 30 Änderung der
Leistungspflicht. Umlagebeiträge
 

1 Im Fal­le ei­nes durch einen Gross­scha­den her­vor­ge­ru­fe­nen Not­stan­des ist der Bun­des­rat er­mäch­tigt, auf dem Ge­bie­te der Pri­vat­ver­si­che­rung Vor­schrif­ten zu er­las­sen über:

a.
die Än­de­rung der Leis­tungs­pflicht der Ver­si­che­rer:
b.
die Er­he­bung von Um­la­ge­bei­trä­gen bei den Ver­si­che­rungs­neh­mern;
c.
den Ab­zug sol­cher Um­la­ge­bei­trä­ge von den Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen.

2 Die­se Er­mäch­ti­gung er­streckt sich nicht auf die nach den Ar­ti­keln 11, 12 und 18 ab­zu­sch­lies­sen­den Haft­pflicht­ver­si­che­run­gen. Der Bun­des­rat kann ent­spre­chen­de An­ord­nun­gen auch auf dem Ge­biet der So­zi­al­ver­si­che­rung und der öf­fent­li­chen Ver­si­che­rung tref­fen.

6. Kapitel: Strafbestimmungen 20

20 Ab 1. Jan. 2007 sind die angedrohten Strafen und die Verjährungsfristen in Anwendung von Art. 333 Abs. 2-6 des Strafgesetzbuches (SR 311.0) in der Fassung des BG vom 13. Dez. 2002 (AS 2006 3459) zu interpretieren beziehungsweise umzurechnen.

Art. 31 Nichterfüllen der Versicherungs- oder Sicherstellungspflicht  

1 Wer vor­sätz­lich die Ver­si­che­rungs- oder Si­cher­stel­lungs­pflicht nicht er­füllt, wird mit Ge­fäng­nis und mit Bus­se bis 100 000 Fran­ken be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Ge­fäng­nis bis zu ei­nem Jahr oder Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken.

Art. 32 Übertretungen  

Wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig ei­ner Vor­schrift die­ses Ge­set­zes oder ei­ner da­zu er­las­se­nen Ver­ord­nung oder ei­ner auf­grund ei­ner sol­chen Vor­schrift ge­trof­fe­nen amt­li­chen Ver­fü­gung nicht nach­kommt, wird mit Haft oder mit Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken be­straft.

Art. 33 Zuständigkeit  

Das Ver­wal­tungs­straf­rechts­ge­setz vom 22. März 197421 fin­det An­wen­dung. Ver­fol­gen­de und ur­tei­len­de Ver­wal­tungs­be­hör­de ist das Bun­des­amt für Ener­gie22.

21SR 313.0

22 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (SR 170.512.1) an­ge­passt.

7. Kapitel: Gegenrecht

Art. 34  

Für Nu­klear­schä­den im Aus­land, die Per­so­nen mit Wohn­sitz im Aus­land er­lei­den und für die der In­ha­ber ei­ner Ker­n­an­la­ge in der Schweiz oder der In­ha­ber ei­ner von der Schweiz er­teil­ten Trans­port­be­wil­li­gung ver­ant­wort­lich ist, sind Ent­schä­di­gun­gen auf­grund die­ses Ge­set­zes in­so­weit ge­schul­det, als der be­tref­fen­de aus­län­di­sche Staat der Schweiz ge­gen­über ei­ne min­des­tens gleich­wer­ti­ge Re­ge­lung vor­sieht. Der Höchst­be­trag der Haf­tung be­trägt in­des­sen auch dann nicht we­ni­ger als 50 Mil­lio­nen Fran­ken, wenn der be­tref­fen­de aus­län­di­sche Staat ei­ne nied­ri­ge­re Haf­tungs­höchst­gren­ze vor­sieht.

8. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 35 Vollzug  

Der Bun­des­rat voll­zieht die­ses Ge­setz.

Art. 36 Änderung und Aufhebung bisherigen Rechts  

...23

23 Die Än­de­run­gen kön­nen un­ter AS 1983 1886kon­sul­tiert wer­den.

Art. 37 Übergangsbestimmungen  

1 Für Nu­klear­schä­den, die vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ver­ur­sacht und erst nach dem In­kraft­tre­ten er­kannt wer­den, tritt der Bund dem Ge­schä­dig­ten ge­gen­über in­so­weit nach neu­em Recht an­stel­le des Haft­pflich­ti­gen ein, als die­ser nach bis­he­ri­gem Recht nicht haft­bar war.

2 Das Ver­mö­gen des Fonds für Atom­spät­schä­den (Art. 19 des BG vom 23. Dez. 195924 über die fried­li­che Ver­wen­dung der Atom­ener­gie und den Strah­len­schutz) wird auf den nach Ar­ti­kel 15 die­ses Ge­set­zes er­rich­te­ten Nu­klear­scha­den­fonds über­tra­gen.

24[AS 1960 541, 1987 544, 1993901An­hang Ziff. 9, 19941933Art. 48 Ziff. 1, 19954954, 2002 3673Art. 17 Ziff. 3, 2004 3503An­hang Ziff. 4. AS 2004 4719An­hang Ziff. I 1].

Art. 38 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ja­nu­ar 198425

25BRB vom 5. Dez. 1983

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