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Kernenergiehaftpflichtverordnung
(KHV)

vom 5. Dezember 1983 (Stand am 15. Februar 2015)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 1 Absatz 3, 11 Absätze 2 und 3, 14 Absätze 2 und 3 sowie 35 des Kernenergiehaftpflichtgesetzes vom 18. März 19831 (Gesetz),

verordnet:

1. Abschnitt: Geltungsbereich und zuständige Behörde

Art. 1 Geltungsbereich 2  

Das Ge­setz gilt nicht für:

a.
Na­tur­uran und ab­ge­rei­cher­tes Uran (aus­ge­nom­men Uran­he­xafluo­rid) bis zu 1 t;
b.
Na­tur­uran und ab­ge­rei­cher­tes Uran (aus­ge­nom­men Uran­he­xafluo­rid) in un­be­grenz­ten Men­gen, wenn nach­ge­wie­sen wer­den kann, dass auf­grund des che­misch-phy­si­ka­li­schen Zu­stan­des der Ma­te­ria­li­en und auf­grund der Ge­ge­ben­hei­ten in der Ker­n­an­la­ge oder beim Trans­port ei­ne sich selbst er­hal­ten­de Ket­ten­re­ak­ti­on un­mög­lich ist;
c.
Uran­he­xafluo­rid bis zu 1 kg;
d.
al­le üb­ri­gen Kern­brenn­stof­fe, wenn sie ge­samt­haft höchs­tens 150 g Plu­to­ni­um 239, Plu­to­ni­um 241, Uran 233 und Uran 235 ent­hal­ten;
e.
un­be­strahl­te ge­sin­ter­te Uran-Brenn­ele­men­te, auch wenn sie mehr als 150 g Uran 235 ent­hal­ten, wenn nach­ge­wie­sen wer­den kann, dass auf­grund der Ge­ge­ben­hei­ten in der Ker­n­an­la­ge oder beim Trans­port ei­ne sich selbst erhal­ten­de Ket­ten­re­ak­ti­on un­mög­lich ist;
f.3
ra­dio­ak­ti­ve Er­zeug­nis­se und Ab­fäl­le mit ei­ner Ge­samtak­ti­vi­tät von we­ni­ger als 1 Ter­abec­que­rel.

2Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Dez. 1985, in Kraft seit 1. Jan. 1986 (AS 1985 1981).

3Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III der V vom 28. Okt. 1987, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1987 1484).

Art. 2 Zuständige Behörde  

Zu­stän­di­ge Be­hör­de nach Ar­ti­kel 18 Ab­sät­ze 1 und 2 so­wie nach Ar­ti­kel 21 des Ge­set­zes ist das Bun­des­amt für Ener­gie4.

4 Be­zeich­nung ge­mä­ss nicht ver­öf­fent­lich­tem BRB vom 19. Dez. 1997. Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

2. Abschnitt: Versicherungspflicht und Deckung

Art. 3 Versicherungssummen, Verfahrenskosten 5  

1 Für Ker­n­an­la­gen be­trägt die Ver­si­che­rungs­s­um­me 1 Mil­li­ar­de Fran­ken zu­züg­lich 100 Mil­lio­nen Fran­ken für die Zin­sen und Ver­fah­rens­kos­ten.

2 Die Grund­be­trä­ge von 1 Mil­li­ar­de be­zie­hungs­wei­se 50 Mil­lio­nen Fran­ken (Art. 11 Abs. 1 und Art. 12 des Ge­set­zes) de­cken die Nu­klear­schä­den mit Ein­schluss der Kos­­ten für aus­ser­ge­richt­li­che Ex­per­ti­sen, der Ver­tre­tungs­kos­ten der Ge­schä­dig­ten und der Ret­tungs­kos­ten nach Ar­ti­kel 70 des Bun­des­ge­set­zes über den Ver­si­che­rungs­ver­trag vom 2. April 19086.

3 Die Zu­satz­be­trä­ge von 100 Mil­lio­nen (Abs. 1 und Art. 12 des Ge­set­zes) be­zie­hungs­wei­se 5 Mil­lio­nen Fran­ken (Art. 11 Abs. 1 des Ge­set­zes) de­cken ins­be­son­­de­re die fol­gen­den Ver­fah­rens­kos­ten:

a.
die Ver­fah­rens­kos­ten des In­ha­bers der Ker­n­an­la­ge oder der Trans­port­be­wil­li­gung;
b.
die Kos­ten für die ge­richt­lich an­ge­ord­ne­ten Ex­per­ti­sen;
c.
die Ge­richts-, Schieds­ge­richts- und Ver­mitt­lungs­kos­ten;
d.
die Kos­ten für die Be­weis­si­che­rung (Art. 22 des Ge­set­zes).

5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 4. Dez. 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2001 322).

6 SR 221.229.1

Art. 4 Ausschluss von Risiken  

(Art. 11 Abs. 3 des Ge­set­zes)

1 Der pri­va­te Ver­si­che­rer darf ge­gen­über dem Ge­schä­dig­ten von der De­ckung aus­schlies­sen:

a.
Nu­klear­schä­den, die durch aus­ser­or­dent­li­che Na­tur­vor­gän­ge oder krie­ge­ri­sche Er­eig­nis­se ver­ur­sacht wer­den;
abis. 7
Nu­klear­schä­den zwi­schen 500 Mil­lio­nen und 1 Mil­li­ar­de Fran­ken, die durch ter­ro­ris­ti­sche Ge­waltak­te ver­ur­sacht wer­den;
ater.8
Nu­klear­schä­den zwi­schen 500 Mil­lio­nen und 1 Mil­li­ar­de Fran­ken, die ent­ste­hen, ob­wohl die je­weils gel­ten­den Grenz­wer­te für Ra­dio­ak­ti­vi­tät ein­ge­hal­ten wor­den sind;
b.
An­sprü­che, für wel­che die Kla­ge nicht in­nert zehn Jah­ren nach dem schä­di­gen­den Er­eig­nis oder nach dem Auf­hö­ren ei­ner an­dau­ern­den Ein­wir­kung er­ho­ben wird;
c.
An­sprü­che, für wel­che die Kla­ge nicht in­nert 20 Jah­ren nach dem Ver­lust, Dieb­stahl, Über­bord­wer­fen oder nach der Be­sitz­auf­ga­be von Kern­ma­te­ria­li­en er­ho­ben wird.

2 So­weit ein De­ckungs­aus­schluss im Sin­ne von Ab­satz 1 be­steht, ist das un­mit­tel­ba­re For­de­rungs­recht des Ge­schä­dig­ten (Art. 19 des Ge­set­zes) aus­ge­schlos­sen.

7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 29. Nov. 2002 (AS 2002 4210). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 14. Jan. 2015, in Kraft seit 15. Fe­br. 2015 (AS 2015 315).

8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 14. Jan. 2015, in Kraft seit 15. Fe­br. 2015 (AS 2015 315).

3. Abschnitt: Deckung des Bundes

Art. 5 Beiträge  

1 Die Bei­trä­ge der Haft­pflich­ti­gen (Art. 14 des Ge­set­zes) be­tra­gen:

Fran­ken

a.

für die Kern­kraft­wer­ke Bez­nau I+II

2 307 000

b.

für das Kern­kraft­werk Müh­le­berg

1 359 000

c.

für das Kern­kraft­werk Gös­gen

1 734 000

d.

für das Kern­kraft­werk Leib­stadt

1 734 000

e.

für den Uni­ver­si­täts­re­ak­tor Ba­sel

3 500

f.

für das Zwi­schen­la­ger Wü­ren­lin­gen

248 000.9

1bis Die Be­trä­ge der Haft­pflich­ti­gen für die Be­för­de­rung von Kern­ma­te­ria­li­en im Tran­sit be­tra­gen 100 Pro­zent der Prä­mie für die ge­setz­li­chen Ver­si­che­rungs­leistun­gen der pri­va­ten Haft­pflicht­ver­si­che­rung; all­fäl­li­ge Re­duk­tio­nen, zum Bei­spiel auf­grund ei­nes in­tern ver­ein­bar­ten Selbst­be­hal­tes, wer­den nicht be­rück­sich­tigt.10

2 Das Bun­des­amt für Ener­gie er­mit­telt die Ver­si­che­rungs­prä­mi­en für Nu­klear­schä­den bei den pri­va­ten Ver­si­che­rern.

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 14. Jan. 2015, in Kraft seit 15. Fe­br. 2015 (AS 2015 315).

10 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Dez. 1985(AS 1985 1981). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 19. Nov. 1997, in Kraft seit 1. Jan. 1998 (AS 1997 2497).

Art. 6 Veranlagung und Fälligkeit  

1 Das Bun­des­amt für Ener­gie ver­an­lagt und er­hebt die Bei­trä­ge.

2 Es ver­an­lagt die Bei­trä­ge der In­ha­ber von Ker­n­an­la­gen in der Re­gel jähr­lich, die­je­ni­gen der In­ha­ber von Tran­sit­be­wil­li­gun­gen im Ein­zel­fall.11

3 Die Bei­trä­ge wer­den 30 Ta­ge nach der rechts­kräf­ti­gen Ver­an­la­gung fäl­lig.

11Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Dez. 1985, in Kraft seit 1. Jan. 1986 (AS 1985 1981).

Art. 7 Ansprüche gegen den Bund  

1 Das Bun­des­amt für Ener­gie be­han­delt die An­sprü­che auf Leis­tun­gen des Bun­des.

2 Es kann die Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­ver­wal­tung oder, mit ih­rer Zu­stim­mung, pri­va­te Ver­si­che­rer mit der Be­hand­lung be­auf­tra­gen.

4. Abschnitt: Nuklearschadenfonds

Art. 8 Errichtung und Verwaltung  

1 Der Bund er­rich­tet einen recht­lich un­selb­stän­di­gen, ei­gen­wirt­schaft­li­chen Nu­kle­ar­scha­den­fonds (Fonds).

2 Das Bun­des­amt für Ener­gie ver­wal­tet den Fonds. Es ver­öf­fent­licht die Jah­res­rech­nung, die Bi­lanz und den Ver­mö­gens­aus­weis.12

3 Das UVEK be­auf­tragt ei­ne un­ab­hän­gi­ge Re­vi­si­ons­ge­sell­schaft mit der Prü­fung der Jah­res­rech­nung des Fonds. De­ren Be­richt wird den Bei­trags­pflich­ti­gen zu­ge­stellt. Die Fi­nan­z­auf­sicht durch die Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­kon­trol­le ge­stützt auf das Fi­nanz­kon­troll­ge­setz vom 28. Ju­ni 196713 bleibt vor­be­hal­ten.14

12Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Dez. 1985, in Kraft seit 1. Jan. 1986 (AS 1985 1981).

13 SR 614.0

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 2478).

Art. 9 Einnahmen und Ausgaben  

1 Dem Fonds wer­den gut­ge­schrie­ben:

a.
die Bei­trä­ge der Haft­pflich­ti­gen (Art. 5);
b.
die Zin­sen (Art. 10 Abs. 1);
c.
die Rück­griffs­an­sprü­che des Bun­des nach Ar­ti­kel 20 des Ge­set­zes.

2 Dem Fonds wer­den be­las­tet:

a.
die Leis­tun­gen nach den Ar­ti­keln 12 und 13 des Ge­set­zes;
b.15
die Ver­wal­tungs­kos­ten ein­sch­liess­lich der Kos­ten für die Scha­den­be­hand­lung;
c.
die Zin­sen nach Ar­ti­kel 10 Ab­satz 2.

3 Ein­nah­men und Aus­ga­ben des Fonds sind nicht Be­stand­teil der Fi­nanz­rech­nung des Bun­des.

15Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Dez. 1985, in Kraft seit 1. Jan. 1986 (AS 1985 1981).

Art. 10 Verzinsung und Vorschüsse  

1 Der Bund ver­zinst das Ver­mö­gen des Fonds.

2 Der Bund kann dem Fonds wenn nö­tig Vor­schüs­se ge­wäh­ren; die­se wer­den ver­zinst und zu­rück­be­zahlt.

5. Abschnitt: Kosten für Massnahmen der Behörden

(Art. 4 des Gesetzes)

Art. 11 Auferlegung von Kosten  

1 Die Kos­ten für Mass­nah­men der Be­hör­den nach Ar­ti­kel 4 des Ge­set­zes wer­den dem Kos­ten­pflich­ti­gen durch ei­ne Ver­fü­gung auf­er­legt.

2 Für Kos­ten, die Kan­to­nen oder Ge­mein­den ent­stan­den sind, rich­ten sich Zu­stän­dig­keit und Ver­fah­ren nach kan­to­na­lem Recht. …16

3 Für Kos­ten, die dem Bund ent­stan­den sind, er­lässt die in der Sa­che zu­stän­di­ge Bun­des­be­hör­de ei­ne Ver­fü­gung. Das Ver­fah­ren und die Rechts­mit­tel rich­ten sich nach den all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten über die Bun­des­ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge.

16 Zwei­ter Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. IV 21 der V vom 22. Aug. 2007 zur for­mel­len Be­rei­ni­gung des Bun­des­rechts, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 20074477).

Art. 12 Verhältnis zur Versicherungspflicht  

Kos­ten für Mass­nah­men der Be­hör­den fal­len nicht un­ter die Ver­si­che­rungs­pflicht nach Ar­ti­kel 11 des Ge­set­zes.

6. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 13 Aufhebung bisherigen Rechts  

1 Es wer­den auf­ge­ho­ben:

1.
die Ver­ord­nung vom 13. Ju­ni 196017 über den Fonds für Atom­spät­schä­den;
2.
der Bun­des­rats­be­schluss vom 19. De­zem­ber 196018 über die an den Fonds für Atom­spät­schä­den zu leis­ten­den Bei­trä­ge;
3.
die Ver­ord­nung vom 30. No­vem­ber 198119 über die De­ckung der Haft­pflicht aus dem Be­trieb von Kern­kraft­wer­ken;

2 Das Ver­mö­gen des auf­ge­lös­ten Fonds für Atom­spät­schä­den wird mit dem In­kraft­tre­ten die­ser Ver­ord­nung mit Ak­ti­ven und Pas­si­ven auf den Nu­klear­scha­den­fonds über­tra­gen.

17[AS 1960 563, 1969 77Ziff. II Bst. F Ziff. 3]

18[AS 1960 1632]

19[AS 1981 2003]

Art. 14 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 1984 in Kraft.

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