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Bundesgesetz
über den Gütertransport durch Bahn- und
Schifffahrtsunternehmen
(Gütertransportgesetz, GüTG)

vom 25. September 2015 (Stand am 26. September 2020)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 81a, 87 und 122 Absatz 1 der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 30. April 20142,

beschliesst:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand und Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz re­gelt den Trans­port von Gü­tern auf der Schie­ne so­wie den Bau und Be­trieb von Um­schlags­an­la­gen für den kom­bi­nier­ten Ver­kehr (KV-Um­schlags­an­la­gen) und von An­schluss­glei­sen.

2 Es gilt sinn­ge­mä­ss auch für den Trans­port von Gü­tern mit Seil­bah­nen und auf dem Was­ser.

Art. 2 Grundsätze und Ziele  

1 Der Bund setzt Rah­men­be­din­gun­gen für:

a.
ei­ne nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung des Gü­ter­trans­ports auf der Schie­ne, mit Seil­bah­nen und auf dem Was­ser (Gü­ter­trans­port);
b.
ein ef­fi­zi­en­tes Zu­sam­men­wir­ken mit den an­de­ren Ver­kehrs­trä­gern;
c.
den Bau und Be­trieb ge­eig­ne­ter KV-Um­schlags­an­la­gen und An­schluss­glei­se und de­ren op­ti­ma­le An­bin­dung an die Ei­sen­bahn-, Stras­sen- und Ha­fenin­fra­struk­tur;
d.
den dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Zu­gang zu den KV-Um­schlags­an­la­gen und den An­schluss­glei­sen.

2 An­ge­bo­te des Gü­ter­trans­ports auf der Schie­ne müs­sen ei­gen­wirt­schaft­lich sein. Der Bund kann je­doch:

a.
sich an Be­stel­lun­gen von An­ge­bo­ten durch Kan­to­ne be­tei­li­gen;
b.
die Ent­wick­lung von neu­en An­ge­bo­ten för­dern.

3 Der Bun­des­rat kann, in Über­ein­stim­mung mit den in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Nor­men, An­for­de­run­gen an die Qua­li­tät des Gü­ter­trans­ports fest­le­gen und die Fol­gen der Nicht­be­ach­tung die­ser An­for­de­run­gen re­geln.

Art. 3 Konzept für den Gütertransport auf der Schiene  

1 Der Bun­des­rat er­ar­bei­tet für den Gü­ter­trans­port auf der Schie­ne ein Kon­zept nach Ar­ti­kel 13 des Raum­pla­nungs­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 19793.

2 Er legt dar­in die Grund­la­gen fest für die Ent­wick­lung:

a.
der Ran­gier­bahn­hö­fe und wei­te­ren An­la­gen nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 Buch­sta­be e des Ei­sen­bahn­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 19574 (EBG);
b.
der Frei­ver­la­de nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 Buch­sta­be f EBG;
c.
der KV-Um­schlags­an­la­gen;
d.
der An­schluss­glei­se;
e.
wei­te­rer für den Gü­ter­trans­port auf der Schie­ne be­deu­ten­der Ein­rich­tun­gen.

3 Er stimmt das Kon­zept mit der Ent­wick­lung der Ei­sen­bahn-, Stras­sen- und Ha­fenin­fra­struk­tur, dem Sach­plan Ver­kehr, den wei­te­ren Sach­plä­nen des Bun­des und der kan­to­na­len Richt­pla­nung ab.

4 Er be­zieht die Kan­to­ne und die be­trof­fe­nen Ak­teu­re früh­zei­tig in die Er­ar­bei­tung des Kon­zepts ein.

Art. 3a Gemeinsame Leitlinien 5  

1 Die Ak­teu­re des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs kön­nen ge­mein­sam Leit­li­ni­en zur Er­rei­chung der Zie­le die­ses Ge­set­zes er­ar­bei­ten. Die­se kön­nen ins­be­son­de­re be­tref­fen:

a.
tech­ni­sche Neue­run­gen;
b.
Ef­fi­zi­enz­ver­bes­se­run­gen in den Pro­duk­ti­ons­ab­läu­fen;
c.
ver­bes­ser­te In­te­gra­ti­on des Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs in die Lo­gis­tik­wirt­schaft.

2 Das Bun­des­amt für Ver­kehr un­ter­stützt in ge­eig­ne­ter Wei­se die Er­ar­bei­tung der Leit­li­ni­en.

5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 6 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Or­ga­ni­sa­ti­on der Bahn­in­fra­struk­tur, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2020 1889; BBl 2016 8661).

Art. 4 Enteignung  

Für den Bau von KV-Um­schlags­an­la­gen und An­schluss­glei­sen kann das Ent­eig­nungs­recht nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. Ju­ni 19306 über die Ent­eig­nung gel­tend ge­macht wer­den.

Art. 5 Transport gefährlicher Güter  

1 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über den Trans­port ge­fähr­li­cher Gü­ter.

2 Er er­lässt ins­be­son­de­re Vor­schrif­ten über:

a.
das Ver­fah­ren zur Über­prü­fung der Kon­for­mi­tät von Ge­fahr­gutum­schlies­sun­gen mit den grund­le­gen­den An­for­de­run­gen;
b.
das Ver­fah­ren zur An­er­ken­nung von un­ab­hän­gi­gen Stel­len, die Kon­for­mi­täts­be­wer­tun­gen durch­füh­ren.
Art. 6 Transporte im Rahmen der nationalen Sicherheitskooperation  

1 Die Un­ter­neh­men sind im Rah­men der na­tio­na­len Si­cher­heits­ko­ope­ra­ti­on nach Ar­ti­kel 119 des Mi­li­tär­ge­set­zes vom 3. Fe­bru­ar 19957 ver­pflich­tet, Trans­por­te zu­guns­ten von Bund und Kan­to­nen vor­ran­gig durch­zu­füh­ren.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten. Er kann vor­se­hen, dass Un­ter­neh­men bei be­son­de­ren be­trieb­li­chen Schwie­rig­kei­ten vor­über­ge­hend von die­sen Pflich­ten be­freit wer­den.

Art. 7 Ausservertragliche Haftung  

Für die aus­ser­ver­trag­li­che Haf­tung der Un­ter­neh­men gel­ten die Ar­ti­kel 40b–40f EBG8.

2. Abschnitt: Finanzielle Förderung

Art. 8 Investitionsbeiträge  

1 Der Bund kann In­ves­ti­ti­ons­bei­trä­ge an den Bau, die Er­wei­te­rung und die Er­neue­rung von KV-Um­schlags­an­la­gen und An­schluss­glei­sen leis­ten.

2 Der In­ves­ti­ti­ons­bei­trag des Bun­des darf 60 Pro­zent der an­re­chen­ba­ren Kos­ten nicht über­schrei­ten. Bei Pro­jek­ten von na­tio­na­ler ver­kehrs­po­li­ti­scher Be­deu­tung kann er auf höchs­tens 80 Pro­zent er­höht wer­den.

3 Bei der Ge­wäh­rung und der Be­mes­sung der Bei­trä­ge sind ver­kehrs-, ener­gie- und um­welt­po­li­ti­sche Zie­le, wirt­schaft­li­che Kri­te­ri­en, die Vor­tei­le Drit­ter und ins­be­son­de­re das Kon­zept nach Ar­ti­kel 3 an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen.

4 An den Bau und die Er­wei­te­rung von KV-Um­schlags­an­la­gen im Aus­land kann der Bund ne­ben In­ves­ti­ti­ons­bei­trä­gen in Form von A-fonds-per­du-Bei­trä­gen auch rück­zahl­ba­re Dar­le­hen ge­wäh­ren.

5 Die Ge­wäh­rung der Bei­trä­ge wird mit Auf­la­gen ver­bun­den, ins­be­son­de­re soll da­mit ein dis­kri­mi­nie­rungs­frei­er Zu­gang zu den KV-Um­schlags­an­la­gen si­cher­ge­stellt wer­den.

6 Der Bund kann über­dies In­ves­ti­ti­ons­bei­trä­ge an den Bau von Ha­fen­an­la­gen für den Gü­ter­um­schlag im kom­bi­nier­ten Ver­kehr leis­ten. Die­se dür­fen 50 Pro­zent der an­re­chen­ba­ren Kos­ten nicht über­schrei­ten.

7 Die Bun­des­ver­samm­lung be­wil­ligt durch ein­fa­chen Bun­des­be­schluss die für die In­ves­ti­ti­ons­bei­trä­ge not­wen­di­gen mehr­jäh­ri­gen Rah­men­kre­di­te.

Art. 9 Betriebsbeiträge  

1 Be­stellt ein Kan­ton ein An­ge­bot des Gü­ter­trans­ports auf der Schie­ne, so kann der Bund sich an der Be­stel­lung be­tei­li­gen. Die Fi­nanz­hil­fe des Bun­des darf die Hö­he des Bei­trags des Kan­tons nicht über­stei­gen. Die­se Be­schrän­kung gilt nicht für die Be­triebs­bei­trä­ge für den Gü­ter­trans­port auf dem Netz der Schmal­spur­bah­nen.

2 Der Bund kann neue An­ge­bo­te des Gü­ter­trans­ports auf der Schie­ne för­dern, bis sie ei­gen­wirt­schaft­lich er­bracht wer­den kön­nen, längs­tens je­doch wäh­rend drei Jah­ren.

Art. 9a Beiträge zur Milderung der Auswirkungen der Covid-19-Krise 9  

1 Der Bund kann in den Jah­ren 2020 und 2021 Bei­trä­ge an die Un­ter­neh­men ent­rich­ten, um die Aus­wir­kun­gen der Co­vid-19-Kri­se auf den Gü­ter­trans­port auf der Schie­ne zu mil­dern.

2 Fi­nanz­hil­fen des Bun­des set­zen vor­aus, dass:

a.
die CO­VID-19-be­ding­ten fi­nan­zi­el­len Aus­fäl­le nach Ab­zug al­ler Re­ser­ven den in den Ge­schäfts­jah­ren 2017–2019 er­ziel­ten Rein­ge­winn des Un­ter­neh­mens über­stei­gen;
b.
das Un­ter­neh­men für die Ge­schäfts­jah­re 2020 und 2021 kei­ne Di­vi­den­den aus­schüt­tet.

9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 über die Un­ter­stüt­zung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs in der Co­vid-19-Kri­se, in Kraft vom 26. Sept. 2020 bis zum 31. Dez. 2021 (AS 2020 3825; BBl 2020 6713).

Art. 10 Technische Neuerungen  

Der Bund kann In­ves­ti­tio­nen in tech­ni­sche Neue­run­gen im Gü­ter­trans­port auf der Schie­ne för­dern.

3. Abschnitt: Bau und Betrieb von KV-Umschlagsanlagen

Art. 11  

1 Der Bau und die Än­de­rung von KV-Um­schlags­an­la­gen von na­tio­na­ler ver­kehrs­po­li­ti­scher Be­deu­tung rich­ten sich nach dem EBG10.

2 Der Bund legt im Kon­zept nach Ar­ti­kel 3 die KV-Um­schlags­an­la­gen von na­tio­na­ler ver­kehrs­po­li­ti­scher Be­deu­tung fest.

4. Abschnitt: Bau und Betrieb von Anschlussgleisen

Art. 12 Erschliessung  

Kan­to­ne und Ge­mein­den sor­gen mit Mass­nah­men der Raum­pla­nung da­für, dass die In­dus­trie- und Ge­wer­be­zo­nen so­weit mög­lich und wirt­schaft­lich ver­tret­bar mit An­schluss­glei­sen er­schlos­sen wer­den.

Art. 13 Baubewilligung, Betriebsbewilligung  

1 Der Bau und die Än­de­rung von An­schluss­glei­sen be­dür­fen ei­ner Bau­be­wil­li­gung nach kan­to­na­lem Recht.

2 Die für die Er­tei­lung der Bau­be­wil­li­gung zu­stän­di­ge Be­hör­de (Leit­be­hör­de) un­ter­brei­tet vor ih­rem Ent­scheid das Ge­such dem Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) zur Prü­fung, ob die ei­sen­bahn­recht­li­chen Be­stim­mun­gen ein­ge­hal­ten wer­den.

3 Das BAV holt bei der In­fra­struk­tur­be­trei­be­rin ei­ne ei­sen­bahn­recht­li­che Stel­lung­nah­me ein. Ge­stützt dar­auf gibt es sei­ne Stel­lung­nah­me ab und be­stimmt dar­in auch, ob ei­ne Be­triebs­be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 18w EBG11 er­for­der­lich ist.

4 Die Stel­lung­nah­me des BAV ist für die Leit­be­hör­de ver­bind­lich.

5 Die Leit­be­hör­de stellt die Bau­be­wil­li­gung dem BAV zu. Die­ses ist be­rech­tigt, da­ge­gen die Rechts­mit­tel des eid­ge­nös­si­schen und des kan­to­na­len Rechts zu er­grei­fen.

Art. 14 Eisenbahnrechtliche Bestimmungen, Betriebsvorschriften  

1 Die tech­ni­schen und be­trieb­li­chen Be­stim­mun­gen der Ge­setz­ge­bung über die Ei­sen­bah­nen gel­ten auch für die Pla­nung, den Bau, den Be­trieb, den Un­ter­halt und die Er­neue­rung von An­schluss­glei­sen.

2 Die An­sch­lies­ser er­las­sen die not­wen­di­gen Be­triebs­vor­schrif­ten.

3 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Si­cher­heits­be­stim­mun­gen der Ge­setz­ge­bung über die Ei­sen­bah­nen auf den Bau, den Be­trieb, den Un­ter­halt und die Er­neue­rung von An­schluss­glei­sen an­wend­bar sind.

Art. 15 Pflicht zur Anschlussgewährung  

1 Die In­fra­struk­tur­be­trei­be­rin muss den An­schluss an ihr Netz ge­wäh­ren, wenn:

a.
die si­che­re Ab­wick­lung des Bahn­be­triebs ge­währ­leis­tet bleibt;
b.
der künf­ti­ge Aus­bau der Bahn­an­la­gen nicht be­ein­träch­tigt wird; und
c.
ein Be­dürf­nis aus­ge­wie­sen ist.

2 Sie darf kei­ne un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Be­din­gun­gen an die Ge­wäh­rung knüp­fen.

3 Sie kann An­schluss­vor­rich­tun­gen an­pas­sen oder zu­rück­bau­en, wenn:

a.
Än­de­run­gen in Bau und Be­trieb der In­fra­struk­tur es er­for­dern;
b.
die Si­cher­heit des Be­triebs der In­fra­struk­tur es be­dingt;
c.
das An­schluss­gleis seit fünf Jah­ren nicht mehr be­trie­ben wird und sein Be­trieb auch in na­her Zu­kunft nicht wahr­schein­lich er­scheint.
Art. 16 Eigentumsverhältnisse  

1 Das An­schluss­gleis und das Grund­stück, auf dem es liegt, kön­nen ver­schie­de­ne Ei­gen­tü­mer ha­ben.

2 Das Recht, ein An­schluss­gleis zu er­stel­len und zu be­nüt­zen, kann als Dienst­bar­keit in das Grund­buch ein­ge­tra­gen wer­den.

Art. 17 Vertragliche Regelungen  

1 Die In­fra­struk­tur­be­trei­be­rin und die di­rek­ten An­sch­lies­ser re­geln ih­re Be­zie­hun­gen in ei­nem schrift­li­chen An­schluss­ver­trag.

2 Dem An­schluss­ver­trag ist ein Si­tua­ti­ons­plan bei­zu­fü­gen, der über die von der An­la­ge be­rühr­ten Grund­stücke, den An­schluss­punkt und den Stand­ort wich­ti­ger Ein­rich­tun­gen Aus­kunft gibt. Der Plan muss zu­dem die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se um­schrei­ben so­wie die ding­li­chen und all­fäl­li­gen ob­li­ga­to­ri­schen Rech­te im Zu­sam­men­hang mit dem Gleis auf­füh­ren.

3 Die An­sch­lies­ser re­geln ih­re Be­zie­hun­gen mit wei­te­ren Be­tei­lig­ten be­züg­lich des An­schluss­glei­ses schrift­lich.

Art. 18 Kosten  

1 Der An­sch­lies­ser trägt die Kos­ten von Bau, Be­trieb, Un­ter­halt, Er­neue­rung, An­pas­sung und Rück­bau des An­schluss­glei­ses und der je­weils zu­ge­hö­ri­gen Ein­rich­tun­gen.

2 Er ist ver­pflich­tet, das An­schluss­gleis in be­triebs­be­rei­tem Zu­stand zu hal­ten. Zum An­schluss und zur Be­nüt­zung be­rech­tig­te Drit­te müs­sen sich an den dar­aus ent­ste­hen­den Kos­ten im Rah­men ih­rer In­ter­es­sen am An­schluss­gleis be­tei­li­gen.

3 Die In­fra­struk­tur­be­trei­be­rin trägt die Kos­ten der An­pas­sung und des Aus­baus ih­rer An­la­gen, die durch das An­schluss­gleis ver­ur­sacht wer­den, ein­sch­liess­lich der An­schluss­vor­rich­tung.

4 Sie trägt auch die Rück­bau­kos­ten der An­schluss­vor­rich­tung. Der Bun­des­rat legt fest, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen sie den An­sch­lies­ser an den Kos­ten be­tei­li­gen kann.

Art. 19 Gegenseitige Pflichten unter Anschliessern  

1 Je­der An­sch­lies­ser muss den An­schluss an sein An­schluss­gleis und des­sen Be­nüt­zung durch Drit­te ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung dul­den, wenn sich der An­schluss an das Bahn­netz nicht auf an­de­re Wei­se zweck­mäs­si­ger her­stel­len lässt.

2 Recht­fer­ti­gen es die Um­stän­de und ist es zu­mut­bar, so sind die An­schluss­glei­se so zu bau­en, dass An­schlüs­se dar­an mög­lich blei­ben.

3 Der An­sch­lies­ser muss sein An­schluss­gleis ge­gen Ent­schä­di­gung für die Durch­fahrt Drit­ter an­pas­sen. Vor­tei­le, die dem An­sch­lies­ser aus der An­pas­sung er­wach­sen, wer­den an­ge­rech­net. Der An­sch­lies­ser kann einen Kos­ten­vor­schuss ver­lan­gen.

4 Die An­sch­lies­ser sind ver­pflich­tet, ei­ne aus­rei­chen­de Haft­pflicht­ver­si­che­rung ab­zu­sch­lies­sen. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

5. Abschnitt: Wagenverwendungsvertrag und Beförderungsvertrag

Art. 20 Wagenverwendungsvertrag  

1 Der Wa­gen­ver­wen­dungs­ver­trag re­gelt die Be­nüt­zung von Ei­sen­bahn­wa­gen zur Durch­füh­rung von Be­för­de­run­gen nach die­sem Ge­setz.

2 Für den Wa­gen­ver­wen­dungs­ver­trag gilt im na­tio­na­len und im in­ter­na­tio­na­len Ver­kehr An­hang D (Ein­heit­li­che Rechts­vor­schrif­ten für Ver­trä­ge über die Ver­wen­dung von Wa­gen im in­ter­na­tio­na­len Ei­sen­bahn­ver­kehr – CUV) zum Über­ein­kom­men über den in­ter­na­tio­na­len Ei­sen­bahn­ver­kehr in der Fas­sung des Än­de­rungs­pro­to­kolls vom 3. Ju­ni 199912 (CO­TIF).

3 Der Bun­des­rat kann für den na­tio­na­len Ver­kehr ab­wei­chen­de Vor­schrif­ten er­las­sen.

12 SR 0.742.403.12

Art. 21 Beförderungsvertrag  

1 Mit dem Be­för­de­rungs­ver­trag ver­pflich­tet sich das Un­ter­neh­men, ein Gut ge­gen Ent­gelt zum Be­stim­mungs­ort zu trans­por­tie­ren und es dort dem Emp­fän­ger oder der Emp­fän­ge­rin ab­zu­lie­fern.

2 Der Be­för­de­rungs­ver­trag be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit kei­ner be­son­de­ren Form.

3 Im Üb­ri­gen gilt für den Be­för­de­rungs­ver­trag im na­tio­na­len und im in­ter­na­tio­na­len Ver­kehr An­hang B (Ein­heit­li­che Rechts­vor­schrif­ten für den Ver­trag über die in­ter­na­tio­na­le Ei­sen­bahn­be­för­de­rung von Gü­tern – CIM) zum CO­TIF13.

4 Der Bun­des­rat kann für den na­tio­na­len Ver­kehr ab­wei­chen­de Vor­schrif­ten er­las­sen.

13 SR 0.742.403.12

6. Abschnitt: Aufsicht, Rechtsschutz und Strafbestimmungen

Art. 22 Aufsicht über die Anschlussgleise  

1 Das BAV übt die ei­sen­bahn­recht­li­che Auf­sicht über die An­schluss­glei­se aus. Der Bun­des­rat kann die­se Auf­sicht Drit­ten über­tra­gen.

2 Das BAV kann die bahn­spe­zi­fi­sche Aus­bil­dung des Per­so­nals von An­sch­lies­sern re­geln und über­wa­chen. Es kann je­der­zeit ver­lan­gen, dass An­schluss­ver­trä­ge, Si­tua­ti­ons­plä­ne oder Be­triebs­vor­schrif­ten zur Ge­währ­leis­tung der Si­cher­heit ge­än­dert wer­den. Hieraus ent­steht kein An­spruch auf Ent­schä­di­gung.

3 Im Üb­ri­gen un­ter­ste­hen die An­schluss­glei­se der Auf­sicht der nach kan­to­na­lem Recht zu­stän­di­gen Be­hör­de.

4 Die An­sch­lies­ser stel­len den Auf­sichts­be­hör­den kos­ten­los das für die Auf­sicht in ih­rem je­wei­li­gen Zu­stän­dig­keits­be­reich not­wen­di­ge Per­so­nal und Ma­te­ri­al zur Ver­fü­gung und er­tei­len al­le er­for­der­li­chen Aus­künf­te.

Art. 23 Rechtsschutz  

1 Das BAV ent­schei­det über Strei­tig­kei­ten be­tref­fend:

a.
die Pflicht zur An­schluss­ge­wäh­rung (Art. 15) und die dem An­sch­lies­ser auf­er­leg­ten Be­din­gun­gen;
b.
die An­wen­dung des EBG14, na­ment­lich auf Bau und Be­trieb der An­schluss­glei­se, auf de­ren Kreu­zun­gen mit Stras­sen und an­de­ren An­la­gen so­wie auf die Fahr­zeu­ge;
c.
die Er­for­der­nis­se der Si­cher­heit bei Bau, Be­trieb, Un­ter­halt und Er­neue­rung der An­schluss­glei­se.

2 Das Ver­fah­ren vor dem BAV rich­tet sich nach den all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­rechts­pfle­ge.

3 Ver­mö­gens­recht­li­che Strei­tig­kei­ten ent­schei­det das Zi­vil­ge­richt, so­weit sie nicht die fi­nan­zi­el­le För­de­rung nach den Ar­ti­keln 8–10 be­tref­fen.

4 Über Strei­tig­kei­ten nach Ar­ti­kel 40abis Ab­satz 1 EBG ent­schei­det die Schieds­kom­mis­si­on im Ei­sen­bahn­ver­kehr.

5 Al­le üb­ri­gen Strei­tig­kei­ten ent­schei­det die nach kan­to­na­lem Recht zu­stän­di­ge Be­hör­de.

Art. 24 Strafbestimmungen  

1 Mit Bus­se bis zu 100 000 Fran­ken wird be­straft, wer ei­ner Aus­füh­rungs­vor­schrift zu Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 oder Ar­ti­kel 6 Ab­satz 2 zu­wi­der­han­delt, de­ren Ver­let­zung vom Bun­des­rat für straf­bar er­klärt wird.

2 Wer ei­ne Zu­wi­der­hand­lung be­geht, die ei­ne Ge­fähr­dung von Leib und Le­ben von Men­schen zur Fol­ge hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft, so­fern kei­ne schwe­re­re straf­ba­re Hand­lung nach ei­nem an­de­ren Ge­setz vor­liegt.

3 Wer fahr­läs­sig han­delt, wird mit Bus­se bis zu 50 000 Fran­ken be­straft.

4 Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung der Straf­ta­ten ob­lie­gen den Kan­to­nen.

7. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 25 Vollzug  

1 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­vor­schrif­ten.

2 Er kann ins­be­son­de­re Vor­schrif­ten er­las­sen, um Dis­kri­mi­nie­run­gen im Gü­ter­trans­port zu ver­hin­dern.

Art. 26 Aufhebung und Änderung anderer Erlasse  

Die Auf­he­bung und die Än­de­rung an­de­rer Er­las­se wer­den im An­hang ge­re­gelt.

Art. 27 Übergangsbestimmungen  

1 Für nach bis­he­ri­gem Recht be­stell­te An­ge­bo­te kön­nen noch wäh­rend höchs­tens drei Jah­ren nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes alt­recht­li­che Ver­ein­ba­run­gen ab­ge­schlos­sen wer­den.

2 An­schluss­vor­rich­tun­gen an das Netz ei­ner In­fra­struk­tur­be­trei­be­rin ge­hen ein Jahr nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ent­schä­di­gungs­los in de­ren Ei­gen­tum über.

3 An­sch­lies­ser, die das Ei­gen­tum an sol­chen An­schluss­vor­rich­tun­gen be­hal­ten wol­len, ha­ben dies der In­fra­struk­tur­be­trei­be­rin in­nert ei­nes Jah­res ab In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes schrift­lich mit­zu­tei­len. Sie blei­ben in die­sem Fall für die Fi­nan­zie­rung von Un­ter­halt, Er­neue­rung und Aus­bau der An­schluss­vor­rich­tun­gen ver­ant­wort­lich.

Art. 28 Referendum, Inkrafttreten und Geltungsdauer  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

3 Ar­ti­kel 9 gilt bis zum 31. De­zem­ber 2027.

In­kraft­tre­ten: 1. Ju­li 201615

15 BRB vom 25. Mai 2016

Anhang

(Art. 26)

Aufhebung und Änderung anderer Erlasse

I

Die folgenden Erlasse werden aufgehoben:

1.
Gütertransportgesetz vom 19. Dezember 200816;
2.
Bundesgesetz vom 5. Oktober 199017 über die Anschlussgleise.

16 [AS 2009 5597Ziff. II 23 6019, 2012 5619Ziff. I 5, 2013 1603einziger Art. Abs. 1 Bst. a]

17 [AS 1992 565, 1995 3517Ziff. I 13, 2000 2355Anhang Ziff. 19, 2006 2197Anhang Ziff. 76, 2007 5779Ziff. II 20, 2009 5597Ziff. II 16 5973 Ziff. I 2]

II

Die nachstehenden Erlasse werden wie folgt geändert:

...18

18 Die Änderungen können unter AS 2016 1845konsultiert werden.

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