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Bundesgesetz
über die Organisation der Schweizerischen Post
(Postorganisationsgesetz, POG)

vom 17. Dezember 2010 (Stand am 19. Dezember 2020)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 92 der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 20. Mai 20092,

beschliesst:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand  

Die­ses Ge­setz re­gelt die Or­ga­ni­sa­ti­on der Schwei­ze­ri­schen Post (Post) und de­ren Um­wand­lung.

Art. 2 Rechtsform und Firma  

1 Die Post ist ei­ne spe­zi­al­ge­setz­li­che Ak­ti­en­ge­sell­schaft.

2 Sie wird un­ter der Fir­ma «Die Schwei­ze­ri­sche Post AG, La Pos­te Suis­se SA, La Pos­ta Sviz­ze­ra SA, La Pos­ta Sviz­ra SA» in das Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen.

Art. 3 Unternehmenszweck  

1 Die Post bezweckt, im In- und Aus­land fol­gen­de Diens­te zu er­brin­gen:

a.
Be­för­de­rung von Post­sen­dun­gen und Stück­gü­tern in stan­dar­di­sier­ten Be­hält­nis­sen so­wie da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tun­gen;
b.
fol­gen­de Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen:
1.
Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs,
2.
Ent­ge­gen­nah­men von Kun­den­gel­dern,
3.
Kon­to- und da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tun­gen,
4.
An­la­gen im ei­ge­nen Na­men,
5.
wei­te­re Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen im Auf­trag Drit­ter;
c.
Diens­te im re­gio­na­len Per­so­nen­ver­kehr so­wie da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tun­gen.

2 Sie kann al­le Rechts­ge­schäf­te tä­ti­gen, die dem Un­ter­neh­mens­zweck die­nen, na­ment­lich:

a.
Grund­stücke er­wer­ben und ver­äus­sern;
b.
Ge­sell­schaf­ten grün­den;
c.
sich an Ge­sell­schaf­ten be­tei­li­gen;
d.
Mit­tel am Geld- und Ka­pi­tal­markt auf­neh­men und an­le­gen.

3 Sie darf je­doch kei­ne Kre­di­te und Hy­po­the­ken an Drit­te ver­ge­ben. Sie ist be­rech­tigt, die ge­stützt auf Ar­ti­kel 19 der Co­vid-19-So­li­dar­bürg­schafts­ver­ord­nung vom 25. März 20203 ge­währ­ten Kre­di­te längs­tens bis zu de­ren voll­stän­di­ger Amor­ti­sa­ti­on nach Mass­ga­be von Ar­ti­kel 3 des Co­vid-19-So­lid­ar­bürg­schafts­ge­set­zes vom 18. De­zem­ber 20204 wei­ter­zu­füh­ren.5

4 Sie kann im Rah­men der üb­li­chen Nut­zung ih­rer In­fra­struk­tur Dienst­leis­tun­gen im Auf­trag Drit­ter er­brin­gen.

3 [AS 2020 107712071233Art. 21 3799]

4 SR 951.26

5 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch Art. 28 Ziff. 2 des Co­vid-19-So­lid­ar­bürg­schafts­ge­set­zes vom 18. Dez. 2020, in Kraft vom 19. Dez. 2020 bis zum 31. Dez. 2032 (AS 2020 5831; BBl 2020 84778819).

Art. 4 Anwendbares Recht  

So­weit die­ses Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt, gel­ten für die Post die ak­ti­en­recht­li­chen Vor­schrif­ten des Ob­li­ga­tio­nen­rechts6.

2. Abschnitt: Aktienkapital und Eignerstrategie

Art. 5 Aktienkapital  

Die Hö­he des Ak­ti­en­ka­pi­tals so­wie Art, Nenn­wert und An­zahl der Be­tei­li­gungs­pa­pie­re sind in den Sta­tu­ten der Post fest­zu­le­gen.

Art. 6 Aktionärskreis  

Der Bund ist Ak­tio­när der Post. Er muss über die ka­pi­tal- und stim­men­mäs­si­ge Mehr­heit ver­fü­gen.

Art. 7 Eignerstrategie  

1 Der Bun­des­rat legt je­weils für vier Jah­re fest, wel­che stra­te­gi­schen Zie­le der Bund als Eig­ner der Post er­rei­chen will.

2 Vor der Ver­ab­schie­dung der stra­te­gi­schen Zie­le kon­sul­tiert der Bun­des­rat die zu­stän­di­gen Kom­mis­sio­nen der Bun­des­ver­samm­lung.

3 Der Ver­wal­tungs­rat sorgt für die Um­set­zung der stra­te­gi­schen Zie­le, er­stat­tet dem Bun­des­rat Be­richt über de­ren Er­rei­chung und stellt ihm die zur Über­prü­fung not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen zur Ver­fü­gung.

3. Abschnitt: Organe und Personal

Art. 8 Organe  

1 Die Or­ga­ne der Post sind die Ge­ne­ral­ver­samm­lung, der Ver­wal­tungs­rat und die Re­vi­si­ons­stel­le.

2 Kein Mit­glied des Ver­wal­tungs­ra­tes darf der Ge­schäfts­lei­tung an­ge­hö­ren.

3 Dem Per­so­nal der Post ist ei­ne an­ge­mes­se­ne Ver­tre­tung im Ver­wal­tungs­rat zu ge­wäh­ren.

Art. 9 Anstellungsverhältnisse  

1 Das Per­so­nal der Post ist pri­vat­recht­lich an­ge­stellt.

2 Die Post führt mit den Per­so­nal­ver­bän­den Ver­hand­lun­gen zum Ab­schluss ei­nes Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges; vor­be­hal­ten bleibt die Pflicht zur Ver­hand­lung über einen Ge­samt­ar­beits­ver­trag nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 3 Buch­sta­be c des Post­ge­set­zes vom 17. De­zem­ber 20107.

3 Die Post för­dert als Ar­beit­ge­be­rin die Viel­falt und die Gleich­stel­lung der Mit­ar­bei­ten­den, ins­be­son­de­re die Gleich­stel­lung der Mit­ar­bei­ten­den mit Be­hin­de­run­gen.

4 Der Bun­des­rat sorgt da­für, dass bei der Post und den von ihr be­herrsch­ten Un­ter­neh­men auf die Mit­glie­der der lei­ten­den Or­ga­ne so­wie auf wei­te­res Per­so­nal, das in ver­gleich­ba­rer Hö­he ent­löhnt wird, Ar­ti­kel 6a Ab­sät­ze 1–5 des Bun­des­per­so­nal­ge­set­zes vom 24. März 20008 sinn­ge­mä­ss an­ge­wen­det wird.

4. Abschnitt: Steuerpflicht

Art. 10  

Die Post ist für die Be­steue­rung pri­va­ten Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten gleich­ge­stellt.

5. Abschnitt: Rechtsbeziehungen und Haftung

Art. 11  

1 Die Rechts­be­zie­hun­gen der Post rich­ten sich nach den Vor­schrif­ten des Pri­vat­rechts.

2 Die Haf­tung der Post, ih­rer Or­ga­ne und ih­res Per­so­nals rich­tet sich nach den Vor­schrif­ten des Pri­vat­rechts. Das Ver­ant­wort­lich­keits­ge­setz vom 14. März 19589 fin­det kei­ne An­wen­dung.

6. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 12 Vollzug  

Der Bun­des­rat voll­zieht die­ses Ge­setz.

Art. 13 Umwandlung der Rechtsform  

1 Die selbst­stän­di­ge An­stalt wird in ei­ne spe­zi­al­ge­setz­li­che Ak­ti­en­ge­sell­schaft nach den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes um­ge­wan­delt. Ih­re Rechts­ver­hält­nis­se wer­den da­durch nicht ver­än­dert.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt den Zeit­punkt der Um­wand­lung. Vor der Um­wand­lung kon­sul­tiert er die zu­stän­di­gen Kom­mis­sio­nen der Bun­des­ver­samm­lung. Der Bun­des­rat fasst die für die Um­wand­lung not­wen­di­gen Be­schlüs­se, na­ment­lich:

a.
be­schliesst er die Er­öff­nungs­bi­lanz der Ak­ti­en­ge­sell­schaft;
b.
wählt er den Ver­wal­tungs­rat der Ak­ti­en­ge­sell­schaft, be­zeich­net des­sen Prä­si­den­ten oder des­sen Prä­si­den­tin und be­schliesst die ers­ten Sta­tu­ten;
c.
be­stimmt er die Re­vi­si­ons­stel­le.

3 Er ge­neh­migt mit dem Be­schluss über die Er­öff­nungs­bi­lanz die letz­te Rech­nung und den letz­ten Ge­schäfts­be­richt der An­stalt; de­ren Ver­wal­tungs­rat stellt ent­spre­chend An­trag.

4 Er kann mit dem Be­schluss über die Er­öff­nungs­bi­lanz das Do­ta­ti­ons­ka­pi­tal der An­stalt in Ei­gen­ka­pi­tal der Ak­ti­en­ge­sell­schaft um­wan­deln, um ei­ne an­ge­mes­se­ne Ei­gen­ka­pi­tal­quo­te zu er­rei­chen. Die Staats­rech­nung des Bun­des und die Bi­lanz der Post wer­den ent­spre­chend an­ge­passt.

5 Der Ver­wal­tungs­rat der An­stalt be­rei­tet die Um­wand­lung der Rechts­form so­wie die Aus­glie­de­rung von Post­Fi­nance und die Ver­mö­gens­über­tra­gung auf Post­Fi­nance vor. Auf den Zeit­punkt der Um­wand­lung er­lässt der Ver­wal­tungs­rat der Ak­ti­en­ge­sell­schaft das Or­ga­ni­sa­ti­ons­re­gle­ment und nimmt sei­ne wei­te­ren Auf­ga­ben nach dem Ob­li­ga­tio­nen­recht10 und den Sta­tu­ten wahr.

6 Die Ak­ti­en­ge­sell­schaft führt als Ar­beit­ge­be­rin die be­ste­hen­den An­stel­lungs­ver­hält­nis­se wei­ter. Die öf­fent­lich-recht­li­chen An­stel­lungs­ver­hält­nis­se des Per­so­nals wer­den auf den Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens ei­nes neu­en Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges, spä­tes­tens je­doch zwei Jah­re nach der Um­wand­lung der Rechts­form, in pri­vat­recht­li­che An­stel­lungs­ver­hält­nis­se um­ge­wan­delt.

7 Ein­tra­gun­gen in das Grund­buch, in das Han­dels­re­gis­ter so­wie in an­de­re öf­fent­li­che Re­gis­ter im Zu­sam­men­hang mit der Um­wand­lung sind steu­er- und ge­büh­ren­frei.

8 Auf die Um­wand­lung der An­stalt in die Ak­ti­en­ge­sell­schaft sind die Be­stim­mun­gen des Fu­si­ons­ge­set­zes vom 3. Ok­to­ber 200311 nicht an­wend­bar.

Art. 14 Ausgliederung der PostFinance  

1 Der Kon­zern­be­reich der Schwei­ze­ri­schen Post AG, wel­cher Dienst­leis­tun­gen im Zah­lungs­ver­kehr nach der Post­ge­setz­ge­bung er­bringt, wird in die pri­vat­recht­li­che Ak­ti­en­ge­sell­schaft Post­Fi­nance AG aus­ge­glie­dert.

2 Die Schwei­ze­ri­sche Post AG ist Ak­tio­nä­rin der Post­Fi­nance AG. Sie muss über die ka­pi­tal- und stim­men­mäs­si­ge Mehr­heit ver­fü­gen.

3 Be­ste­hen­de Ver­trags­ver­hält­nis­se, die sich auf die Dienst­leis­tun­gen des Zah­lungs­ver­kehrs be­zie­hen, ge­hen auf den Zeit­punkt der Aus­glie­de­rung auf die Post­Fi­nance AG über.

4 Die Post­Fi­nance AG führt als Ar­beit­ge­be­rin die be­ste­hen­den An­stel­lungs­ver­hält­nis­se wei­ter. Die öf­fent­lich-recht­li­chen An­stel­lungs­ver­hält­nis­se wer­den auf den Zeit­punkt der Aus­glie­de­rung der Post­Fi­nance, spä­tes­tens je­doch nach zwei Jah­ren, in pri­vat­recht­li­che An­stel­lungs­ver­hält­nis­se um­ge­wan­delt.

5 Ein­tra­gun­gen in das Grund­buch, in das Han­dels­re­gis­ter so­wie an­de­re öf­fent­li­che Re­gis­ter im Zu­sam­men­hang mit der Aus­glie­de­rung und der Ver­mö­gens­über­tra­gung sind steu­er- und ge­büh­ren­frei.

6 Auf die Aus­glie­de­rung der Post­Fi­nance und die Ver­mö­gens­über­tra­gung sind die Be­stim­mun­gen des Fu­si­ons­ge­set­zes vom 3. Ok­to­ber 200312 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar; der Bun­des­rat kann ein­zel­ne Be­stim­mun­gen als nicht an­wend­bar er­klä­ren.

7 Die Aus­glie­de­rung be­darf der Zu­stim­mung des Bun­des­ra­tes.

Art. 15 Übergangsbestimmungen  

1 Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on kann:

a.
Zu­wei­sun­gen von Grund­stücken und ding­li­chen Rech­ten ge­stützt auf Ar­ti­kel 20 Ab­satz 2 Buch­sta­be b des Po­st­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 30. April 199713 bis zum En­de des Jah­res 2013 be­rei­ni­gen;
b.
Re­gis­te­r­ein­tra­gun­gen, wel­che ge­stützt auf Ar­ti­kel 13 Ab­satz 7 so­wie Ar­ti­kel 14 Ab­satz 5 er­fol­gen, noch wäh­rend fünf Jah­ren nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes mit­tels Ver­fü­gung steu­er- und ge­büh­ren­frei be­rei­ni­gen.

2 Zum Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ge­set­zes an­hän­gig ge­mach­te Per­so­nal­be­schwer­den sind nach bis­he­ri­gem Recht zu be­ur­tei­len.

3 Rei­chen die ei­ge­nen Mit­tel der Post­Fi­nance AG und der Schwei­ze­ri­schen Post AG nicht aus, haf­tet der Bund:

a.
für die Kun­den­ein­la­gen bis 100 000 Fran­ken je Gläu­bi­ge­rin oder Gläu­bi­ger wäh­rend fünf Jah­ren nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes;
b.
für die nach Ab­lauf der fünf­jäh­ri­gen Frist noch aus­ste­hen­den An­lei­hen bis zu de­ren End­fäl­lig­keit;
c.
für al­le üb­ri­gen Ver­pflich­tun­gen bis zu de­ren End­fäl­lig­keit oder wäh­rend der Kün­di­gungs­frist, aber nicht län­ger als fünf Jah­re nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes.

4 Der Schwei­ze­ri­schen Post AG so­wie der Post­Fi­nance AG ist es ge­stat­tet, wäh­rend drei Jah­ren nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes die bei Ein­tritt in die Steu­er­pflicht vor­han­de­nen stil­len Re­ser­ven steu­er­neu­tral auf­zu­wer­ten.

Art. 16 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts  

Die Auf­he­bung und Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wird im An­hang ge­re­gelt.

Art. 17 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Es tritt zu­sam­men mit dem Post­ge­setz vom 17. De­zem­ber 201014 in Kraft. Der Bun­des­rat kann ein­zel­ne, für die Um­wand­lung not­wen­di­ge Be­stim­mun­gen vor­zei­tig in Kraft set­zen.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ok­to­ber 201215

14 SR 783.0

15 BRB vom 29. Aug. 2012

Anhang

(Art. 16)

Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts

I

Das Bundesgesetz vom 30. April 199716 über die Organisation der Postunternehmung des Bundes wird aufgehoben.

II

Die nachstehenden Gesetze werden wie folgt geändert:

...17

16 [AS 19972465, 20002355Anhang Ziff. 22, 2001707Art. 31. Ziff. 3, 20033385, 20074703]

17 Die Änderungen können unter AS 2012 5043konsultiert werden.

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