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Bundesgesetz
über die Forschung am Menschen
(Humanforschungsgesetz, HFG)

vom 30. September 2011 (Stand am 26. Mai 2021)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 118b Absatz 1 der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 21. Oktober 20092,

beschliesst:

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

1. Abschnitt: Zweck, Geltungsbereich und Begriffe

Art. 1 Zweck  

1 Die­ses Ge­setz soll Wür­de, Per­sön­lich­keit und Ge­sund­heit des Men­schen in der For­schung schüt­zen.

2 Es soll zu­dem:

a.
güns­ti­ge Rah­men­be­din­gun­gen für die For­schung am Men­schen schaf­fen;
b.
da­zu bei­tra­gen, die Qua­li­tät der For­schung am Men­schen si­cher­zu­stel­len;
c.
die Trans­pa­renz der For­schung am Men­schen ge­währ­leis­ten.
Art. 2 Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz gilt für die For­schung zu Krank­hei­ten des Men­schen so­wie zu Auf­bau und Funk­ti­on des mensch­li­chen Kör­pers, die durch­ge­führt wird:

a.
mit Per­so­nen;
b.
an ver­stor­be­nen Per­so­nen;
c.
an Em­bryo­nen und Fö­ten;
d.
mit bio­lo­gi­schem Ma­te­ri­al;
e.
mit ge­sund­heits­be­zo­ge­nen Per­so­nen­da­ten.

2 Es ist nicht an­wend­bar auf For­schung:

a.
an Em­bryo­nen in vi­tro nach dem Stamm­zel­len­for­schungs­ge­setz vom 19. De­zem­ber 20033;
b.
mit an­ony­mi­sier­tem bio­lo­gi­schem Ma­te­ri­al;
c.
mit an­onym er­ho­be­nen und an­ony­mi­sier­ten ge­sund­heits­be­zo­ge­nen Da­ten.
Art. 3 Begriffe  

Im Sin­ne die­ses Ge­set­zes gel­ten als:

a.
For­schung: me­tho­den­ge­lei­te­te Su­che nach ver­all­ge­mei­ner­ba­ren Er­kennt­nis­sen;
b.
For­schung zu Krank­hei­ten: For­schung über Ur­sa­chen, Prä­ven­ti­on, Dia­gno­se, The­ra­pie und Epi­de­mio­lo­gie von phy­si­schen und psy­chi­schen Be­ein­träch­ti­gun­gen der Ge­sund­heit des Men­schen;
c.
For­schung zu Auf­bau und Funk­ti­on des mensch­li­chen Kör­pers: Grund­la­gen­for­schung, ins­be­son­de­re zur Ana­to­mie, Phy­sio­lo­gie und Ge­ne­tik des mensch­li­chen Kör­pers, so­wie nicht auf Krank­hei­ten be­zo­ge­ne For­schung zu Ein­grif­fen und Ein­wir­kun­gen auf den mensch­li­chen Kör­per;
d.
For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen: ein For­schungs­pro­jekt, des­sen Er­geb­nis­se ei­ne Ver­bes­se­rung der Ge­sund­heit der teil­neh­men­den Per­so­nen er­war­ten las­sen;
e.
bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al: Kör­per­sub­stan­zen, die von le­ben­den Per­so­nen stam­men;
f.
ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten: In­for­ma­tio­nen über ei­ne be­stimm­te oder be­stimm­ba­re Per­son, die sich auf de­ren Ge­sund­heit oder Krank­heit be­zie­hen, ein­sch­liess­lich ih­rer ge­ne­ti­schen Da­ten;
g.
ge­ne­ti­sche Da­ten: In­for­ma­tio­nen über das Erb­gut ei­ner Per­son, die durch ei­ne ge­ne­ti­sche Un­ter­su­chung ge­won­nen wer­den;
h.
ver­schlüs­sel­tes bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al und ver­schlüs­sel­te ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten:bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al und Da­ten, die mit ei­ner be­stimm­ten Per­son über einen Schlüs­sel ver­knüpft sind;
i.
an­ony­mi­sier­tes bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al und an­ony­mi­sier­te ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Da­ten:bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al und ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Da­ten, die nicht oder nur mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gem Auf­wand auf ei­ne be­stimm­te Per­son zu­rück­ge­führt wer­den kön­nen;
j.
Kind: min­der­jäh­ri­ge Per­son bis zur Vollen­dung des 14. Al­ters­jah­res;
k.
Ju­gend­li­cheoderJu­gend­li­cher: min­der­jäh­ri­ge Per­son ab der Vollen­dung des 14. Al­ters­jah­res;
l.4
...

4 Auf­ge­ho­ben durch An­hang des BG vom 22. März 2019, mit Wir­kung seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

2. Abschnitt: Grundsätze

Art. 4 Vorrang der Interessen des Menschen  

In­ter­es­se, Ge­sund­heit und Wohl­er­ge­hen des ein­zel­nen Men­schen ha­ben Vor­rang ge­gen­über den In­ter­es­sen der Wis­sen­schaft und der Ge­sell­schaft.

Art. 5 Wissenschaftlich relevante Fragestellung  

For­schung am Men­schen darf nur durch­ge­führt wer­den, wenn ei­ne wis­sen­schaft­lich re­le­van­te Fra­ge­stel­lung ge­ge­ben ist:

a.
zum Ver­ständ­nis von Krank­hei­ten des Men­schen;
b.
zum Auf­bau und zur Funk­ti­on des mensch­li­chen Kör­pers; oder
c.
zur öf­fent­li­chen Ge­sund­heit.
Art. 6 Nichtdiskriminierung  

1 Nie­mand darf im Rah­men der For­schung dis­kri­mi­niert wer­den.

2 Oh­ne trif­ti­ge Grün­de darf ins­be­son­de­re bei der Aus­wahl der Per­so­nen für die For­schung kei­ne Per­so­nen­grup­pe über­mäs­sig in die For­schung ein­be­zo­gen oder von der For­schung aus­ge­schlos­sen wer­den.

Art. 7 Einwilligung  

1 For­schung am Men­schen darf nur durch­ge­führt wer­den, wenn ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes die be­trof­fe­ne Per­son nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung ein­ge­wil­ligt oder nach ent­spre­chen­der In­for­ma­ti­on von ih­rem Wi­der­spruchs­recht kei­nen Ge­brauch ge­macht hat.

2 Die be­trof­fe­ne Per­son kann ih­re Ein­wil­li­gung je­der­zeit oh­ne Be­grün­dung ver­wei­gern oder wi­der­ru­fen.

Art. 8 Recht auf Information  

1 Die be­trof­fe­ne Per­son hat das Recht, über die ih­re Ge­sund­heit be­tref­fen­den Er­geb­nis­se in­for­miert zu wer­den. Die Wei­ter­ga­be der In­for­ma­ti­on hat in an­ge­mes­se­ner Form zu er­fol­gen. Die be­trof­fe­ne Per­son kann auf die­se In­for­ma­ti­on ver­zich­ten.

2 Sie hat das Recht auf Aus­kunft über al­le Per­so­nen­da­ten, die über sie vor­han­den sind.

Art. 9 Kommerzialisierungsverbot 5  

1 Es ist ver­bo­ten, für den mensch­li­chen Kör­per oder des­sen Tei­le als sol­che ein Ent­gelt oder einen an­de­ren geld­wer­ten Vor­teil an­zu­bie­ten, zu ge­wäh­ren, zu for­dern oder an­zu­neh­men.

2 Es ist zu­dem ver­bo­ten, den mensch­li­chen Kör­per oder des­sen Tei­le zu ver­wen­den, wenn da­mit ei­ne un­er­laub­te Hand­lung nach Ab­satz 1 statt­ge­fun­den hat.

5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BB vom 19. Ju­ni 2020 über die Ge­neh­mi­gung des Über­ein­kom­mens des Eu­ro­pa­rats ge­gen den Han­del mit mensch­li­chen Or­ga­nen und über sei­ne Um­set­zung, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2020 6567; BBl 2019 5971).

Art. 10 Wissenschaftliche Anforderungen  

1 For­schung am Men­schen darf nur durch­ge­führt wer­den, wenn:

a.
die an­er­kann­ten Re­ge­lun­gen über die wis­sen­schaft­li­che In­te­gri­tät ein­ge­hal­ten wer­den, ins­be­son­de­re be­züg­lich des Um­gangs mit In­ter­es­sen­kon­flik­ten;
b.
die An­for­de­run­gen an die wis­sen­schaft­li­che Qua­li­tät er­füllt sind;
c.
die an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Re­geln der Gu­ten Pra­xis über die For­schung am Men­schen ein­ge­hal­ten wer­den; und
d.
die ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen fach­lich hin­rei­chend qua­li­fi­ziert sind.

2 Der Bun­des­rat re­gelt, wel­che na­tio­na­len und in­ter­na­tio­na­len Re­ge­lun­gen ein­zu­hal­ten sind.

2. Kapitel: Allgemeine Anforderungen an die Forschung mit Personen

1. Abschnitt: Schutz der teilnehmenden Personen

Art. 11 Subsidiarität  

1 Ein For­schungs­pro­jekt mit Per­so­nen darf nur durch­ge­führt wer­den, wenn gleich­wer­ti­ge Er­kennt­nis­se an­ders nicht ge­won­nen wer­den kön­nen.

2 Ein For­schungs­pro­jekt mit be­son­ders ver­letz­ba­ren Per­so­nen darf nur durch­ge­führt wer­den, wenn gleich­wer­ti­ge Er­kennt­nis­se an­ders nicht ge­won­nen wer­den kön­nen.

Art. 12 Risiken und Belastungen  

1 Bei je­dem For­schungs­pro­jekt müs­sen die Ri­si­ken und Be­las­tun­gen für die teil­neh­men­den Per­so­nen so ge­ring wie mög­lich ge­hal­ten wer­den.

2 Die vor­aus­sicht­li­chen Ri­si­ken und Be­las­tun­gen für die teil­neh­men­den Per­so­nen dür­fen nicht in ei­nem Miss­ver­hält­nis zum er­war­te­ten Nut­zen des For­schungs­pro­jekts ste­hen.

Art. 13 Placebo  

In For­schungs­pro­jek­ten mit ei­nem er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen ist die Ver­wen­dung ei­nes Pla­ce­bos oder der Ver­zicht auf ei­ne The­ra­pie nur zu­läs­sig, wenn für die be­trof­fe­ne Per­son kein zu­sätz­li­ches Ri­si­ko ei­nes erns­ten oder ir­re­ver­si­blen Scha­dens zu er­war­ten ist und:

a.
kei­ne dem ak­tu­el­len Stand der Wis­sen­schaft ent­spre­chen­de The­ra­pie ver­füg­bar ist; oder
b.
die Ver­wen­dung ei­nes Pla­ce­bos aus zwin­gen­den und wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten me­tho­di­schen Grün­den not­wen­dig ist, um die Wirk­sam­keit oder Si­cher­heit ei­ner the­ra­peu­ti­schen Me­tho­de fest­zu­stel­len.
Art. 14 Unentgeltlichkeit der Teilnahme  

1 Nie­mand darf für die Teil­nah­me an ei­nem For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen ein Ent­gelt oder einen an­dern geld­wer­ten Vor­teil er­hal­ten. Die Teil­nah­me an ei­nem For­schungs­pro­jekt oh­ne er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen kann an­ge­mes­sen ent­gol­ten wer­den.

2 Für die Teil­nah­me an ei­nem For­schungs­pro­jekt darf von ei­ner Per­son we­der ein Ent­gelt noch ein an­de­rer geld­wer­ter Vor­teil ver­langt oder ent­ge­gen­ge­nom­men wer­den.

Art. 15 Sicherheits- und Schutzmassnahmen  

1 Wer ein For­schungs­pro­jekt durch­führt, muss vor des­sen Be­ginn al­le er­for­der­li­chen Mass­nah­men zum Schutz der teil­neh­men­den Per­so­nen tref­fen.

2 Tre­ten wäh­rend des For­schungs­pro­jekts Um­stän­de auf, wel­che die Si­cher­heit oder die Ge­sund­heit der teil­neh­men­den Per­so­nen be­ein­träch­ti­gen kön­nen oder die zu ei­nem Miss­ver­hält­nis zwi­schen den Ri­si­ken und Be­las­tun­gen und dem Nut­zen füh­ren, so sind un­ver­züg­lich al­le er­for­der­li­chen Mass­nah­men zu ih­rem Schutz zu tref­fen.

2. Abschnitt: Aufklärung und Einwilligung

Art. 16 Einwilligung nach Aufklärung  

1 Ei­ne Per­son darf in ein For­schungs­pro­jekt nur ein­be­zo­gen wer­den, wenn sie nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung ein­ge­wil­ligt hat. Die Ein­wil­li­gung ist schrift­lich zu er­tei­len; der Bun­des­rat kann Aus­nah­men vor­se­hen.

2 Die be­trof­fe­ne Per­son muss in ver­ständ­li­cher Form münd­lich und schrift­lich auf­ge­klärt wer­den über:

a.
Art, Zweck, Dau­er und Ver­lauf des For­schungs­pro­jekts;
b.
die vor­aus­seh­ba­ren Ri­si­ken und Be­las­tun­gen;
c.
den er­war­te­ten Nut­zen des For­schungs­pro­jekts, ins­be­son­de­re für sie oder für an­de­re Per­so­nen;
d.
die Mass­nah­men zum Schutz der er­ho­be­nen Per­so­nen­da­ten;
e.
ih­re Rech­te.

3 Be­vor die be­trof­fe­ne Per­son über die Ein­wil­li­gung ent­schei­det, muss ihr ei­ne an­ge­mes­se­ne Be­denk­frist ein­ge­räumt wer­den.

4 Der Bun­des­rat kann wei­te­re In­hal­te der Auf­klä­rung fest­le­gen.

Art. 17 Einwilligung in die Weiterverwendung für die Forschung  

Ist bei der Ent­nah­me von bio­lo­gi­schem Ma­te­ri­al oder bei der Er­he­bung von ge­sund­heits­be­zo­ge­nen Per­so­nen­da­ten die Wei­ter­ver­wen­dung für die For­schung be­ab­sich­tigt, so ist be­reits im Zeit­punkt der Ent­nah­me oder Er­he­bung die Ein­wil­li­gung der be­trof­fe­nen Per­son ein­zu­ho­len be­zie­hungs­wei­se die­se Per­son über ihr Wi­der­spruchs­recht zu in­for­mie­ren.

Art. 18 Partielle Aufklärung  

1 Aus­nahms­wei­se darf die be­trof­fe­ne Per­son über ein­zel­ne Punk­te ei­nes For­schungs­pro­jekts vor des­sen Be­ginn par­ti­ell auf­ge­klärt wer­den:

a.
so­weit dies aus me­tho­di­schen Grün­den zwin­gend ist; und
b.
wenn mit dem For­schungs­pro­jekt nur mi­ni­ma­le Ri­si­ken und Be­las­tun­gen ver­bun­den sind.

2 Die teil­neh­men­de Per­son muss nach­träg­lich so bald als mög­lich hin­rei­chend auf­ge­klärt wer­den.

3 Ist sie ge­mä­ss Ab­satz 2 auf­ge­klärt wor­den, so kann sie in die Ver­wen­dung ih­res bio­lo­gi­schen Ma­te­ri­als oder ih­rer Da­ten ein­wil­li­gen oder die Ein­wil­li­gung ver­wei­gern. Erst wenn die­se Ein­wil­li­gung vor­liegt, dür­fen das bio­lo­gi­sche Ma­te­ri­al be­zie­hungs­wei­se die Da­ten für das For­schungs­pro­jekt ver­wen­det wer­den.

3. Abschnitt: Haftung und Sicherstellung

Art. 19 Haftung  

1 Wer die Durch­füh­rung ei­nes For­schungs­pro­jekts mit Per­so­nen ver­an­lasst, haf­tet für den Scha­den, den sie im Zu­sam­men­hang mit dem Pro­jekt er­lei­den. Der Bun­des­rat kann Aus­nah­men von der Haft­pflicht vor­se­hen.

2 Die Er­satz­an­sprü­che ver­jäh­ren nach Ar­ti­kel 60 des Ob­li­ga­tio­nen­rechts6. Der Bun­des­rat kann für ein­zel­ne For­schungs­be­rei­che ei­ne län­ge­re Frist fest­le­gen.7

3 Im Üb­ri­gen gel­ten die Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rechts über die un­er­laub­ten Hand­lun­gen; bei der Aus­übung ei­ner amt­li­chen Tä­tig­keit gilt das Ver­ant­wort­lich­keits­ge­setz vom 14. März 19588 be­zie­hungs­wei­se das kan­to­na­le Staats­haf­tungs­recht.

6 SR 220

7 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 17 des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

8 SR 170.32

Art. 20 Sicherstellung  

1 Die Haf­tung ist durch Ver­si­che­rung oder in an­de­rer Form an­ge­mes­sen si­cher­zu­stel­len. Der Bund so­wie sei­ne öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten und Kör­per­schaf­ten sind von der Si­cher­stel­lungs­pflicht aus­ge­nom­men.

2 Der Bun­des­rat kann:

a.
die An­for­de­run­gen an die Ver­si­che­rung und an­de­re For­men der Si­cher­stel­lung fest­le­gen;
b.
For­schungs­be­rei­che oder Scha­dens­ka­te­go­ri­en von der Si­cher­stel­lungs­pflicht aus­neh­men.

3 Er kann zum Schutz der ge­schä­dig­ten Per­son:

a.
die­ser ein un­mit­tel­ba­res For­de­rungs­recht ge­gen die Per­son, wel­che die Haf­tung si­cher­stellt, ein­räu­men;
b.
Kün­di­gungs­rech­te und Ein­re­den der Per­son, wel­che die Haf­tung si­cher­stellt, un­ter Ge­wäh­rung an­ge­mes­se­ner Rück­griffs­rech­te ein­schrän­ken.

3. Kapitel: Zusätzliche Anforderungen an die Forschung mit besonders verletzbaren Personen

1. Abschnitt: Forschung mit Kindern, Jugendlichen und urteilsunfähigen Erwachsenen

Art. 21 Einbezug urteilsunfähiger Personen in das Einwilligungsverfahren  

1 Ur­teil­s­un­fä­hi­ge Kin­der, Ju­gend­li­che und Er­wach­se­ne sind so weit wie mög­lich in das Ein­wil­li­gungs­ver­fah­ren ein­zu­be­zie­hen.

2 Der Mei­nung von ur­teil­s­un­fä­hi­gen Kin­dern und Ju­gend­li­chen kommt mit zu­neh­men­dem Al­ter und zu­neh­men­der Rei­fe ein im­mer hö­he­res Ge­wicht zu.

Art. 22 Forschungsprojekte mit Kindern  

1 Ein For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen darf mit ur­teils­fä­hi­gen Kin­dern nur durch­ge­führt wer­den, wenn:

a.
das Kind nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung ein­ge­wil­ligt hat; und
b.
die ge­setz­li­che Ver­tre­tung nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung schrift­lich ein­ge­wil­ligt hat.

2 Ein For­schungs­pro­jekt oh­ne er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen darf mit ur­teils­fä­hi­gen Kin­dern nur durch­ge­führt wer­den, wenn es zu­sätz­lich zu Ab­satz 1:

a.
nur mit mi­ni­ma­len Ri­si­ken und Be­las­tun­gen ver­bun­den ist; und
b.
we­sent­li­che Er­kennt­nis­se er­war­ten lässt, die Per­so­nen mit der­sel­ben Krank­heit oder Stö­rung oder in dem­sel­ben Zu­stand län­ger­fris­tig einen Nut­zen brin­gen kön­nen.

3 Ein For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen darf mit ur­teil­s­un­fä­hi­gen Kin­dern nur durch­ge­führt wer­den, wenn:

a.
die ge­setz­li­che Ver­tre­tung nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung schrift­lich ein­ge­wil­ligt hat; und
b.
das Kind die For­schungs­hand­lung durch Äus­se­run­gen oder ent­spre­chen­des Ver­hal­ten nicht er­kenn­bar ab­lehnt.

4 Ein For­schungs­pro­jekt oh­ne er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen darf mit ur­teil­s­un­fä­hi­gen Kin­dern nur durch­ge­führt wer­den, wenn die An­for­de­run­gen der Ab­sät­ze 2 und 3 er­füllt sind.

Art. 23 Forschungsprojekte mit Jugendlichen  

1 Ein For­schungs­pro­jekt mit oder oh­ne er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen darf mit ur­teils­fä­hi­gen Ju­gend­li­chen nur durch­ge­führt wer­den, wenn:

a.
die oder der Ju­gend­li­che nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung schrift­lich ein­ge­wil­ligt hat; und
b.
die ge­setz­li­che Ver­tre­tung nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung schrift­lich ein­ge­wil­ligt hat, so­fern das For­schungs­pro­jekt mit mehr als mi­ni­ma­len Ri­si­ken und Be­las­tun­gen ver­bun­den ist.

2 Ein For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen darf mit ur­teil­s­un­fä­hi­gen Ju­gend­li­chen nur durch­ge­führt wer­den, wenn:

a.
die ge­setz­li­che Ver­tre­tung nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung schrift­lich ein­ge­wil­ligt hat; und
b.
die oder der Ju­gend­li­che die For­schungs­hand­lung durch Äus­se­run­gen oder ent­spre­chen­des Ver­hal­ten nicht er­kenn­bar ab­lehnt.

3 Ein For­schungs­pro­jekt oh­ne er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen darf mit ur­teil­s­un­fä­hi­gen Ju­gend­li­chen nur durch­ge­führt wer­den, wenn es zu­sätz­lich zu den An­for­de­run­gen nach Ab­satz 2:

a.
nur mit mi­ni­ma­len Ri­si­ken und Be­las­tun­gen ver­bun­den ist; und
b.
we­sent­li­che Er­kennt­nis­se er­war­ten lässt, die Per­so­nen mit der­sel­ben Krank­heit oder Stö­rung oder in dem­sel­ben Zu­stand län­ger­fris­tig einen Nut­zen brin­gen kön­nen.
Art. 24 Forschungsprojekte mit urteilsunfähigen Erwachsenen  

1 Ein For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen darf mit ur­teil­s­un­fä­hi­gen Er­wach­se­nen nur durch­ge­führt wer­den, wenn:

a.
ei­ne von der be­trof­fe­nen Per­son im Zu­stand der Ur­teils­fä­hig­keit er­teil­te und do­ku­men­tier­te Ein­wil­li­gung dies er­laubt;
b.
die ge­setz­li­che Ver­tre­tung, ei­ne be­zeich­ne­te Ver­trau­ens­per­son oder die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung schrift­lich ein­ge­wil­ligt ha­ben, falls kei­ne do­ku­men­tier­te Ein­wil­li­gung vor­liegt; und
c.
die be­trof­fe­ne Per­son die For­schungs­hand­lung durch Äus­se­run­gen oder ent­spre­chen­des Ver­hal­ten nicht er­kenn­bar ab­lehnt.

2 Ein For­schungs­pro­jekt oh­ne er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen darf mit ur­teil­s­un­fä­hi­gen Er­wach­se­nen nur durch­ge­führt wer­den, wenn es zu­sätz­lich zu den An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1:

a.
nur mit mi­ni­ma­len Ri­si­ken und Be­las­tun­gen ver­bun­den ist; und
b.
we­sent­li­che Er­kennt­nis­se er­war­ten lässt, die Per­so­nen mit der­sel­ben Krank­heit oder Stö­rung oder in dem­sel­ben Zu­stand län­ger­fris­tig einen Nut­zen brin­gen kön­nen.

2. Abschnitt: Forschung mit schwangeren Frauen sowie an Embryonen und Föten in vivo

Art. 25 Unzulässige Forschungsprojekte  

For­schungs­pro­jek­te, die ei­ne Än­de­rung von Ei­gen­schaf­ten des Em­bryos oder des Fö­tus oh­ne Be­zug zu ei­ner Krank­heit zum Ziel ha­ben, sind un­zu­läs­sig.

Art. 26 Forschungsprojekte mit schwangeren Frauen sowie an Embryonen und Föten in vivo  

1 Ein For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen für die schwan­ge­re Frau oder den Em­bryo be­zie­hungs­wei­se den Fö­tus darf nur durch­ge­führt wer­den, wenn die vor­aus­seh­ba­ren Ri­si­ken und Be­las­tun­gen so­wohl für die schwan­ge­re Frau als auch für den Em­bryo be­zie­hungs­wei­se den Fö­tus in kei­nem Miss­ver­hält­nis zum er­war­te­ten Nut­zen ste­hen.

2 Ein For­schungs­pro­jekt oh­ne er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen für die schwan­ge­re Frau und für den Em­bryo be­zie­hungs­wei­se den Fö­tus darf durch­ge­führt wer­den, wenn es:

a.
nur mit mi­ni­ma­len Ri­si­ken und Be­las­tun­gen für den Em­bryo be­zie­hungs­wei­se den Fö­tus ver­bun­den ist; und
b.
we­sent­li­che Er­kennt­nis­se er­war­ten lässt, die schwan­ge­ren Frau­en oder Em­bryo­nen be­zie­hungs­wei­se Fö­ten län­ger­fris­tig einen Nut­zen brin­gen kön­nen.
Art. 27 Forschungsprojekte über Methoden des Schwangerschaftsabbruchs  

1 Ei­ne schwan­ge­re Frau darf für die Teil­nah­me an ei­nem For­schungs­pro­jekt über Me­tho­den des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs erst an­ge­fragt wer­den, nach­dem sie sich zum Schwan­ger­schafts­ab­bruch ent­schlos­sen hat.

2 Ar­ti­kel 26 ist nicht an­wend­bar.

3. Abschnitt: Forschung mit Personen im Freiheitsentzug

Art. 28 Forschungsprojekte mit Personen im Freiheitsentzug  

1 Für ein For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen mit Per­so­nen im Frei­heits­ent­zug gel­ten die all­ge­mei­nen An­for­de­run­gen an die For­schung mit Per­so­nen; Ar­ti­kel 11 Ab­satz 2 ist nicht an­wend­bar.

2 Ein For­schungs­pro­jekt oh­ne er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen mit Per­so­nen im Frei­heits­ent­zug darf nur durch­ge­führt wer­den, wenn es nur mit mi­ni­ma­len Ri­si­ken und Be­las­tun­gen ver­bun­den ist.

Art. 29 Unzulässigkeit von Erleichterungen im Freiheitsentzug  

Die Teil­nah­me an ei­nem For­schungs­pro­jekt darf nicht mit Er­leich­te­run­gen im Rah­men des Frei­heits­ent­zugs ver­bun­den sein.

4. Abschnitt: Forschung in Notfallsituationen

Art. 30 Forschungsprojekte in Notfallsituationen  

1 Ein For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen darf in Not­fall­si­tua­tio­nen durch­ge­führt wer­den, wenn:

a.
die nö­ti­gen Vor­keh­run­gen ge­trof­fen sind, um den Wil­len der be­trof­fe­nen Per­son so bald als mög­lich ab­zu­klä­ren;
b.
die be­trof­fe­ne Per­son die For­schungs­hand­lung durch Äus­se­run­gen oder ent­spre­chen­des Ver­hal­ten nicht er­kenn­bar ab­lehnt; und
c.
ei­ne Ärz­tin oder ein Arzt, die oder der am For­schungs­pro­jekt nicht be­tei­ligt ist, vor dem Ein­be­zug der be­trof­fe­nen Per­son in das Pro­jekt zur Wah­rung von de­ren In­ter­es­sen bei­ge­zo­gen wird; aus­nahms­wei­se darf der Bei­zug spä­ter er­fol­gen, wenn trif­ti­ge Grün­de vor­lie­gen.

2 Ein For­schungs­pro­jekt oh­ne er­war­te­ten di­rek­ten Nut­zen darf in Not­fall­si­tua­tio­nen durch­ge­führt wer­den, wenn es zu­sätz­lich zu den An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1:

a.
nur mit mi­ni­ma­len Ri­si­ken und Be­las­tun­gen ver­bun­den ist; und
b.
we­sent­li­che Er­kennt­nis­se er­war­ten lässt, die Per­so­nen mit der­sel­ben Krank­heit oder Stö­rung oder in dem­sel­ben Zu­stand län­ger­fris­tig einen Nut­zen brin­gen kön­nen.
Art. 31 Nachträgliche oder stellvertretende Einwilligung  

1 So­bald die be­trof­fe­ne Per­son wie­der da­zu in der La­ge ist, ist sie hin­rei­chend über das For­schungs­pro­jekt auf­zu­klä­ren. Sie kann an­sch­lies­send ih­re Ein­wil­li­gung er­tei­len oder ver­wei­gern.

2 Ver­wei­gert die be­trof­fe­ne Per­son die nach­träg­li­che Ein­wil­li­gung, so dür­fen das bio­lo­gi­sche Ma­te­ri­al und die Da­ten nicht län­ger für das For­schungs­pro­jekt ver­wen­det wer­den.

3 Der Bun­des­rat re­gelt das Ver­fah­ren zur Ein­ho­lung ei­ner nach­träg­li­chen oder stell­ver­tre­ten­den Ein­wil­li­gung, ins­be­son­de­re beim Ein­be­zug von Kin­dern, Ju­gend­li­chen und ur­teil­s­un­fä­hi­gen Er­wach­se­nen.

4. Kapitel: Weiterverwendung von biologischem Material und gesundheitsbezogenen Personendaten für die Forschung

Art. 32 Weiterverwendung von biologischem Material und genetischen Daten  

1 Bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al und ge­ne­ti­sche Da­ten dür­fen in un­ver­schlüs­sel­ter Form für ein For­schungs­pro­jekt wei­ter­ver­wen­det wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son be­zie­hungs­wei­se die ge­setz­li­che Ver­tre­tung oder die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung ein­ge­wil­ligt ha­ben. Für die Ein­wil­li­gung gel­ten die Ar­ti­kel 16 und 22–24 sinn­ge­mä­ss.

2 Bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al und ge­ne­ti­sche Da­ten dür­fen in ver­schlüs­sel­ter Form zu For­schungs­zwe­cken wei­ter­ver­wen­det wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son be­zie­hungs­wei­se die ge­setz­li­che Ver­tre­tung oder die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung ein­ge­wil­ligt ha­ben. Für die Ein­wil­li­gung gel­ten die Ar­ti­kel 16 und 22–24 sinn­ge­mä­ss.

3 Bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al und ge­ne­ti­sche Da­ten dür­fen zu For­schungs­zwe­cken an­ony­mi­siert wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son be­zie­hungs­wei­se die ge­setz­li­che Ver­tre­tung oder die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen vor­gän­gig in­for­miert wor­den sind und der An­ony­mi­sie­rung nicht wi­der­spro­chen ha­ben. Für den Wi­der­spruch gel­ten die Ar­ti­kel 22–24 sinn­ge­mä­ss.

Art. 33 Weiterverwendung von nichtgenetischen gesundheitsbezogenen Personendaten  

1 Nicht­ge­ne­ti­sche ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten dür­fen in un­ver­schlüs­sel­ter Form zu For­schungs­zwe­cken wei­ter­ver­wen­det wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son be­zie­hungs­wei­se die ge­setz­li­che Ver­tre­tung oder die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung ein­ge­wil­ligt ha­ben. Für die Ein­wil­li­gung gel­ten die Ar­ti­kel 16 und 22–24 sinn­ge­mä­ss.

2 Nicht­ge­ne­ti­sche ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten dür­fen in ver­schlüs­sel­ter Form zu For­schungs­zwe­cken wei­ter­ver­wen­det wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son be­zie­hungs­wei­se die ge­setz­li­che Ver­tre­tung oder die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen vor­gän­gig in­for­miert wor­den sind und nicht wi­der­spro­chen ha­ben. Für den Wi­der­spruch gel­ten die Ar­ti­kel 22–24 sinn­ge­mä­ss.

Art. 34 Fehlende Einwilligung und Information  

Sind die An­for­de­run­gen an Ein­wil­li­gung und In­for­ma­ti­on nach den Ar­ti­keln 32 und 33 nicht er­füllt, so dür­fen bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al oder ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten aus­nahms­wei­se zu For­schungs­zwe­cken wei­ter­ver­wen­det wer­den, wenn:

a.
es un­mög­lich oder un­ver­hält­nis­mäs­sig schwie­rig ist, die Ein­wil­li­gung ein­zu­ho­len be­zie­hungs­wei­se über das Wi­der­spruchs­recht zu in­for­mie­ren, oder dies der be­trof­fe­nen Per­son nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann;
b.
kei­ne do­ku­men­tier­te Ab­leh­nung vor­liegt; und
c.
das In­ter­es­se der For­schung ge­gen­über dem In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son, über die Wei­ter­ver­wen­dung ih­res bio­lo­gi­schen Ma­te­ri­als und ih­rer Da­ten zu be­stim­men, über­wiegt.
Art. 35 Anonymisierung und Verschlüsselung  

Der Bun­des­rat re­gelt die An­for­de­run­gen an die kor­rek­te und si­che­re An­ony­mi­sie­rung und Ver­schlüs­se­lung so­wie die Vor­aus­set­zun­gen für die Ent­schlüs­se­lung.

5. Kapitel: Forschung an verstorbenen Personen

Art. 36 Einwilligung  

1 For­schung an ver­stor­be­nen Per­so­nen darf durch­ge­führt wer­den, wenn die­se vor ih­rem Tod in die Ver­wen­dung ih­res Kör­pers zu For­schungs­zwe­cken ein­ge­wil­ligt ha­ben.

2 Liegt kei­ne do­ku­men­tier­te Ein­wil­li­gung oder Ab­leh­nung der ver­stor­be­nen Per­son vor, so dür­fen ihr Kör­per oder des­sen Tei­le zu For­schungs­zwe­cken ver­wen­det wer­den, wenn die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen oder ei­ne von der ver­stor­be­nen Per­son zu Leb­zei­ten be­zeich­ne­te Ver­trau­ens­per­son ein­wil­li­gen.

3 Die Ein­wil­li­gung der nächs­ten An­ge­hö­ri­gen oder der Ver­trau­ens­per­son rich­tet sich nach Ar­ti­kel 8 des Trans­plan­ta­ti­ons­ge­set­zes vom 8. Ok­to­ber 20049.

4 For­schung an ver­stor­be­nen Per­so­nen, de­ren Tod vor mehr als 70 Jah­ren ein­trat, darf oh­ne Ein­wil­li­gung nach Ab­satz 2 durch­ge­führt wer­den. Wen­den sich die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen ge­gen die­se For­schung, so darf sie nicht durch­ge­führt wer­den.

Art. 37 Weitere Voraussetzungen  

1 Ein For­schungs­pro­jekt an ver­stor­be­nen Per­so­nen darf durch­ge­führt wer­den, wenn de­ren Tod fest­ge­stellt wor­den ist.

2 Ein For­schungs­pro­jekt an ver­stor­be­nen Per­so­nen, die künst­lich be­at­met wer­den, darf durch­ge­führt wer­den, wenn zu­sätz­lich zur An­for­de­rung nach Ab­satz 1 gleich­wer­ti­ge Er­kennt­nis­se nicht mit ver­stor­be­nen Per­so­nen ge­won­nen wer­den kön­nen, die nicht künst­lich be­at­met wer­den. Der Bun­des­rat kann wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen fest­le­gen.

3 Wer ein For­schungs­pro­jekt nach Ab­satz 2 durch­führt, darf bei der Fest­stel­lung des To­des nicht mit­ge­wirkt ha­ben und ge­gen­über den dar­an be­tei­lig­ten Per­so­nen nicht wei­sungs­be­fugt sein.

Art. 38 Forschung im Rahmen einer Obduktion oder Transplantation  

Wer­den im Rah­men ei­ner Ob­duk­ti­on oder Trans­plan­ta­ti­on Kör­per­sub­stan­zen ent­nom­men, so darf ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Men­ge da­von oh­ne Ein­wil­li­gung zu For­schungs­zwe­cken an­ony­mi­siert wer­den, so­fern kei­ne do­ku­men­tier­te Ab­leh­nung der ver­stor­be­nen Per­son vor­liegt.

6. Kapitel: Forschung an Embryonen und Föten aus Schwangerschaftsabbrüchen und Spontanaborten einschliesslich Totgeburten

Art. 39 Voraussetzungen für die Forschung an Embryonen und Föten aus Schwangerschaftsabbrüchen  

1 Ei­ne schwan­ge­re Frau darf erst an­ge­fragt wer­den, ob sie ih­ren Em­bryo be­zie­hungs­wei­se Fö­tus zu For­schungs­zwe­cken zur Ver­fü­gung stellt, nach­dem sie sich zum Schwan­ger­schafts­ab­bruch ent­schlos­sen hat. Für die Ein­wil­li­gung gel­ten die Ar­ti­kel 16 und 22–24 sinn­ge­mä­ss.

2 Zeit­punkt und Me­tho­de des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs müs­sen un­ab­hän­gig vom For­schungs­pro­jekt ge­wählt wer­den.

3 Em­bryo­nen und Fö­ten aus Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen dür­fen für ein For­schungs­pro­jekt ver­wen­det wer­den, wenn der Tod fest­ge­stellt wor­den ist.

4 Wer ein For­schungs­pro­jekt nach Ab­satz 3 durch­führt, darf beim Schwan­ger­schafts­ab­bruch nicht mit­wir­ken und ge­gen­über den dar­an be­tei­lig­ten Per­so­nen nicht wei­sungs­be­fugt sein.

Art. 40 Voraussetzungen für die Forschung an Embryonen und Föten aus Spontanaborten einschliesslich Totgeburten  

1 Em­bryo­nen und Fö­ten aus Spon­tana­b­or­ten ein­sch­liess­lich Tot­ge­bur­ten dür­fen nur mit der Ein­wil­li­gung des be­trof­fe­nen Paa­res zu For­schungs­zwe­cken ver­wen­det wer­den. Für die Ein­wil­li­gung gilt Ar­ti­kel 16 sinn­ge­mä­ss.

2 Em­bryo­nen und Fö­ten aus Spon­tana­b­or­ten dür­fen für ein For­schungs­pro­jekt ver­wen­det wer­den, wenn der Tod fest­ge­stellt wor­den ist.

7. Kapitel: Weitergabe, Ausfuhr und Aufbewahrung

Art. 41 Weitergabe zu anderen als zu Forschungszwecken  

Bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al oder ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten, die zu For­schungs­zwe­cken ent­nom­men be­zie­hungs­wei­se er­ho­ben oder wei­ter­ver­wen­det wor­den sind, dür­fen zu an­de­ren als zu For­schungs­zwe­cken nur wei­ter­ge­ge­ben wer­den, wenn:

a.
für die Wei­ter­ga­be ei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge be­steht; oder
b.
die be­trof­fe­ne Per­son im Ein­zel­fall nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung in die Wei­ter­ga­be ein­ge­wil­ligt hat.
Art. 42 Ausfuhr  

1 Bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al oder ge­ne­ti­sche Da­ten dür­fen zu For­schungs­zwe­cken ins Aus­land aus­ge­führt wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son nach hin­rei­chen­der Auf­klä­rung ein­ge­wil­ligt hat. Für die Ein­wil­li­gung gel­ten die Ar­ti­kel 16 und 22–24 so­wie 32 sinn­ge­mä­ss.

2 Nicht­ge­ne­ti­sche ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten dür­fen zu For­schungs­zwe­cken ins Aus­land be­kannt­ge­ge­ben wer­den, wenn die An­for­de­run­gen von Ar­ti­kel 6 des Bun­des­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 199210 über den Da­ten­schutz er­füllt sind.

Art. 43 Aufbewahrung  

1 Wer bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al oder ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten zu For­schungs­zwe­cken auf­be­wahrt, muss sie durch ge­eig­ne­te tech­ni­sche und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men ge­gen un­be­fug­ten Um­gang schüt­zen so­wie die be­trieb­li­chen und fach­li­chen An­for­de­run­gen er­fül­len.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die An­for­de­run­gen an die Auf­be­wah­rung.

Art. 44 Verstorbene Personen, Embryonen und Föten einschliesslich Totgeburten  

Die Ar­ti­kel 41–43 sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar auf ver­stor­be­ne Per­so­nen, auf Em­bryo­nen und Fö­ten ein­sch­liess­lich Tot­ge­bur­ten so­wie de­ren Tei­le und auf in die­sem Zu­sam­men­hang er­ho­be­ne Da­ten.

8. Kapitel: Bewilligungen, Meldungen und Verfahren

Art. 45 Bewilligungspflicht  

1 Ei­ne Be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen Ethik­kom­mis­si­on ist er­for­der­lich für:

a.
die Durch­füh­rung ei­nes For­schungs­pro­jekts; oder
b.
die Wei­ter­ver­wen­dung von bio­lo­gi­schem Ma­te­ri­al oder ge­sund­heits­be­zo­ge­nen Per­so­nen­da­ten zu For­schungs­zwe­cken bei feh­len­der Ein­wil­li­gung oder In­for­ma­ti­on über das Wi­der­spruchs­recht (Art. 34).

2 Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn die ethi­schen, recht­li­chen und wis­sen­schaft­li­chen An­for­de­run­gen die­ses Ge­set­zes er­füllt sind. Der Ent­scheid muss in­nert zwei Mo­na­ten nach Ein­rei­chung des Ge­suchs vor­lie­gen. Der Bun­des­rat kann:

a.
kür­ze­re, ri­si­ko­ad­ap­tier­te Ober­gren­zen für Be­ar­bei­tungs­fris­ten fest­le­gen;
b.
die Be­ar­bei­tungs­fris­ten an­pas­sen, wenn an­er­kann­te in­ter­na­tio­na­le Re­ge­lun­gen das ver­lan­gen.11

3 Der Bun­des­rat kann Än­de­run­gen an For­schungs­pro­jek­ten ei­ner Be­wil­li­gungs­pflicht un­ter­stel­len. Da­bei be­ach­tet er an­er­kann­te in­ter­na­tio­na­le Re­ge­lun­gen.

11 Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

Art. 46 Melde- und Informationspflichten  

1 Der Bun­des­rat kann Mel­de- und In­for­ma­ti­ons­pflich­ten vor­se­hen, ins­be­son­de­re bei:

a.
dem Ab­schluss oder Ab­bruch ei­nes For­schungs­pro­jekts;
b.
un­er­wünsch­ten Er­eig­nis­sen im Rah­men ei­nes For­schungs­pro­jekts;
c.
dem Auf­tre­ten von Um­stän­den wäh­rend der Durch­füh­rung ei­nes For­schungs­pro­jekts, die sich auf die Si­cher­heit oder die Ge­sund­heit der teil­neh­men­den Per­so­nen aus­wir­ken kön­nen.

2 Da­bei be­ach­tet er an­er­kann­te in­ter­na­tio­na­le Re­ge­lun­gen.

Art. 47 Zuständige Ethikkommission  

1 Zu­stän­dig ist die Ethik­kom­mis­si­on des Kan­tons, in des­sen Ge­biet die For­schung durch­ge­führt wird.

2 Wird ein For­schungs­pro­jekt nach ein­heit­li­chem Plan, aber in ver­schie­de­nen Kan­to­nen durch­ge­führt (mul­ti­zen­tri­sches For­schungs­pro­jekt), so ist ei­ne Be­wil­li­gung der­je­ni­gen Ethik­kom­mis­si­on er­for­der­lich, die am Tä­tig­keit­s­ort der das Pro­jekt ko­or­di­nie­ren­den Per­son zu­stän­dig ist (Leit­kom­mis­si­on).

3 Die Leit­kom­mis­si­on holt zur Be­ur­tei­lung der fach­li­chen und der be­trieb­li­chen Vor­aus­set­zun­gen in an­de­ren Kan­to­nen die Stel­lung­nah­me der be­tref­fen­den Ethik­kom­mis­sio­nen ein. Sie ist an de­ren Stel­lung­nah­me ge­bun­den.

4 Die Ab­sät­ze 2 und 3 gel­ten sinn­ge­mä­ss für die Be­wil­li­gung zum Um­gang mit bio­lo­gi­schem Ma­te­ri­al und ge­sund­heits­be­zo­ge­nen Per­so­nen­da­ten nach Ar­ti­kel 34, die nach ein­heit­li­chem Plan, aber in ver­schie­de­nen Kan­to­nen wei­ter­ver­wen­det oder ge­sam­melt wer­den.

Art. 48 Behördliche Massnahmen  

1 Ist die Si­cher­heit oder die Ge­sund­heit der be­trof­fe­nen Per­so­nen ge­fähr­det, so kann die Ethik­kom­mis­si­on die er­teil­te Be­wil­li­gung wi­der­ru­fen oder sis­tie­ren oder die Wei­ter­füh­rung des For­schungs­pro­jekts von zu­sätz­li­chen Auf­la­gen ab­hän­gig ma­chen.

2 Die Ethik­kom­mis­si­on kann von der In­ha­be­rin oder dem In­ha­ber der Be­wil­li­gung Aus­künf­te und Un­ter­la­gen ver­lan­gen. Die­se sind un­ent­gelt­lich zu er­tei­len be­zie­hungs­wei­se zur Ver­fü­gung zu stel­len.

3 Mass­nah­men der zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne blei­ben vor­be­hal­ten.

4 Be­hör­den und Ethik­kom­mis­sio­nen in­for­mie­ren ein­an­der und ko­or­di­nie­ren ih­re Mass­nah­men.

Art. 49 Verfahren  

1 Die Do­ku­men­te für die Be­wil­li­gungs- und Mel­de­ver­fah­ren so­wie für die Be­richt­er­stat­tung und Auf­sicht sind in das In­for­ma­ti­ons­sys­tem der Kan­to­ne nach Ar­ti­kel 56aein­zu­ge­ben.12

1bis Der Bun­des­rat re­gelt das Ver­fah­ren, um einen ein­heit­li­chen Voll­zug und die Um­set­zung na­tio­na­ler und in­ter­na­tio­na­ler Re­ge­lun­gen si­cher­zu­stel­len. Er kann fest­le­gen, dass die Ein­ga­be von Ge­su­chen, der Schrif­ten­ver­kehr und die Er­öff­nung von Ent­schei­den auf elek­tro­ni­schem Weg er­fol­gen müs­sen.13

2 Er kann ins­be­son­de­re für For­schungs­pro­jek­te mit bio­lo­gi­schem Ma­te­ri­al und ge­ne­ti­schen Da­ten nach Ar­ti­kel 32 so­wie mit nicht­ge­ne­ti­schen ge­sund­heits­be­zo­ge­nen Per­so­nen­da­ten nach Ar­ti­kel 33 er­leich­ter­te An­for­de­run­gen an das Ver­fah­ren vor­se­hen.

3 Im Üb­ri­gen gilt das kan­to­na­le Ver­fah­rens­recht.

12 Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

13 Ein­ge­fügt durch An­hang des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

Art. 50 Rechtsschutz  

1 Das Ver­fah­ren für Be­schwer­den ge­gen Ent­schei­de der Ethik­kom­mis­sio­nen rich­tet sich nach dem kan­to­na­len Ver­fah­rens­recht und den all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­rechts­pfle­ge.

2 Die be­schwer­de­füh­ren­de Per­son kann die Rü­ge der Un­an­ge­mes­sen­heit nicht er­he­ben.

9. Kapitel: Ethikkommissionen für die Forschung

Art. 51 Aufgaben  

1 Die Ethik­kom­mis­sio­nen über­prü­fen im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten nach dem 8. Ka­pi­tel, ob die For­schungs­pro­jek­te und de­ren Durch­füh­rung den ethi­schen, recht­li­chen und wis­sen­schaft­li­chen An­for­de­run­gen die­ses Ge­set­zes ent­spre­chen. Ins­be­son­de­re über­prü­fen sie, ob der Schutz der be­trof­fe­nen Per­so­nen ge­währ­leis­tet ist.

2 Sie kön­nen die For­sche­rin­nen und For­scher ins­be­son­de­re zu ethi­schen Fra­gen be­ra­ten und auf de­ren An­fra­ge hin Stel­lung­nah­men zu nicht die­sem Ge­setz un­ter­ste­hen­den For­schungs­vor­ha­ben ab­ge­ben, na­ment­lich zu sol­chen, die im Aus­land durch­ge­führt wer­den.

Art. 52 Unabhängigkeit  

1 Die Ethik­kom­mis­sio­nen üben ih­re Auf­ga­ben fach­lich un­ab­hän­gig aus, oh­ne dies­be­züg­lich Wei­sun­gen der Auf­sichts­be­hör­de zu un­ter­lie­gen.

2 Die Mit­glie­der der Ethik­kom­mis­sio­nen le­gen ih­re In­ter­es­sen­bin­dun­gen of­fen. Je­de Ethik­kom­mis­si­on führt hier­über ein öf­fent­lich zu­gäng­li­ches Ver­zeich­nis.

3 Mit­glie­der, die be­fan­gen sind, tre­ten bei der Be­ur­tei­lung und beim Ent­scheid in den Aus­stand.

Art. 53 Zusammensetzung  

1 Die Ethik­kom­mis­sio­nen müs­sen so zu­sam­men­ge­setzt sein, dass sie über die zur Wahr­neh­mung ih­rer Auf­ga­ben er­for­der­li­chen Fach­kom­pe­ten­zen und Er­fah­run­gen ver­fü­gen. Ih­nen müs­sen an­ge­hö­ren:

a.
Sach­ver­stän­di­ge ver­schie­de­ner Be­rei­che, ins­be­son­de­re der Me­di­zin, der Ethik und des Rechts; und
b.
min­des­tens ei­ne Per­son, wel­che die Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten ver­tritt.14

2 Die Ethik­kom­mis­sio­nen kön­nen ex­ter­ne Fach­per­so­nen als Gut­ach­te­rin­nen be­zie­hungs­wei­se Gut­ach­ter bei­zie­hen.

3 Der Bun­des­rat er­lässt wei­te­re Vor­schrif­ten zur Zu­sam­men­set­zung der Ethik­kom­mis­sio­nen und zu den An­for­de­run­gen an de­ren Mit­glie­der. Da­bei be­ach­tet er an­er­kann­te in­ter­na­tio­na­le Re­ge­lun­gen.

14 Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

Art. 54 Organisation und Finanzierung  

1 Je­der Kan­ton be­zeich­net die für sein Ge­biet zu­stän­di­ge Ethik­kom­mis­si­on und wählt de­ren Mit­glie­der. Er nimmt die Auf­sicht über die Ethik­kom­mis­si­on wahr.

2 In je­dem Kan­ton be­steht höchs­tens ei­ne Ethik­kom­mis­si­on. Meh­re­re Kan­to­ne kön­nen ei­ne ge­mein­sa­me Ethik­kom­mis­si­on be­zeich­nen oder ver­ein­ba­ren, dass die Ethik­kom­mis­si­on ei­nes Kan­tons auch für wei­te­re Kan­to­ne zu­stän­dig ist.

3 Der Bun­des­rat kann Vor­ga­ben über die Min­dest­zahl der von ei­ner Ethik­kom­mis­si­on jähr­lich zu be­ur­tei­len­den For­schungs­pro­jek­te ma­chen. Er hört die Kan­to­ne vor­gän­gig an.

4 Je­de Ethik­kom­mis­si­on ver­fügt über ein wis­sen­schaft­li­ches Se­kre­ta­ri­at. Or­ga­ni­sa­ti­on und Ar­beits­wei­se sind in ei­nem Ge­schäfts­re­gle­ment öf­fent­lich zu­gäng­lich.

5 Der Kan­ton stellt die Fi­nan­zie­rung der Ethik­kom­mis­si­on si­cher. Er kann die Er­he­bung von Ge­büh­ren vor­se­hen.

Art. 55 Koordination und Information  

1 Das Bun­des­amt für Ge­sund­heit (BAG) stellt die Ko­or­di­na­ti­on zwi­schen den Ethik­kom­mis­sio­nen so­wie mit wei­te­ren Prüf­be­hör­den si­cher. Es kann die­se Auf­ga­be Drit­ten über­tra­gen.

2 Die Ethik­kom­mis­sio­nen er­stat­ten dem BAG jähr­lich Be­richt über ih­re Tä­tig­keit, ins­be­son­de­re über Art und An­zahl der be­ur­teil­ten For­schungs­pro­jek­te und die Be­ar­bei­tungs­zei­ten.

3 Das BAG ver­öf­fent­licht ein Ver­zeich­nis der Ethik­kom­mis­sio­nen und in­for­miert die Öf­fent­lich­keit re­gel­mäs­sig über de­ren Tä­tig­keit.

4 Es kann nach Rück­spra­che mit den Ethik­kom­mis­sio­nen und wei­te­ren be­trof­fe­nen Prüf­be­hör­den Emp­feh­lun­gen zur an­ge­mes­se­nen Har­mo­ni­sie­rung der Ver­fah­ren und der Be­ur­tei­lungs­pra­xis er­las­sen.

10. Kapitel: Transparenz und Datenschutz

Art. 56 Registrierung  

1 Be­wil­lig­te kli­ni­sche Ver­su­che müs­sen in ei­nem öf­fent­li­chen Re­gis­ter er­fasst wer­den. Der Bun­des­rat um­schreibt die kli­ni­schen Ver­su­che nä­her und kann Aus­nah­men von der Re­gis­trie­rungs­pflicht be­zeich­nen; er ori­en­tiert sich da­bei an den an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Re­ge­lun­gen.15

2 Er be­zeich­net das Re­gis­ter, in­for­miert über den Zu­gang zu die­sem und legt des­sen In­halt so­wie die Mel­de­pflicht und das Mel­de­ver­fah­ren fest. Er be­ach­tet da­bei an­er­kann­te in­ter­na­tio­na­le Re­ge­lun­gen und be­rück­sich­tigt nach Mög­lich­keit be­reits be­ste­hen­de Re­gis­ter.

3 Er kann:

a.
Or­ga­ni­sa­tio­nen des öf­fent­li­chen oder des pri­va­ten Rechts mit der Ein­rich­tung und Füh­rung des Re­gis­ters be­trau­en;
b.16
vor­se­hen, dass die Er­geb­nis­se re­gis­trier­ter For­schungs­pro­jek­te auf ei­ner an­er­kann­ten Platt­form ver­öf­fent­licht wer­den müs­sen.

15 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

16 Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

Art. 56a Informationssystem der Kantone 17  

1 Die Kan­to­ne füh­ren ein ge­mein­sa­mes In­for­ma­ti­ons­sys­tem für die Durch­füh­rung der Be­wil­li­gungs- und Mel­de­ver­fah­ren, die Über­mitt­lung von Be­rich­ten und die Aus­übung der Auf­sicht bei For­schungs­pro­jek­ten.

2 Das Sys­tem ent­hält Da­ten, ein­sch­liess­lich Per­so­nen­da­ten über ad­mi­nis­tra­ti­ve oder straf­recht­li­che Ver­fol­gun­gen und Sank­tio­nen oder über die Ge­sund­heit, die für die Durch­füh­rung von Be­wil­li­gungs- und Mel­de­ver­fah­ren und zu Be­richt­er­stat­tung und Auf­sicht nach die­sem Ge­setz not­wen­dig sind.

3 Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass das In­for­ma­ti­ons­sys­tem mit dem In­for­ma­ti­ons­sys­tem «Me­di­zin­pro­duk­te» des Schwei­ze­ri­schen Heil­mit­tel­in­sti­tuts und mit der Eu­ro­päi­schen Da­ten­bank für Me­di­zin­pro­duk­te (Eu­da­med) kom­pa­ti­bel ist.

4 Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass:

a.
die Da­ten nach Ab­satz 2, die kli­ni­sche Ver­su­che mit Me­di­zin­pro­duk­ten be­tref­fen, au­to­ma­tisch ab­ge­gli­chen wer­den mit dem In­for­ma­ti­ons­sys­tem «Me­di­zin­pro­duk­te» des Schwei­ze­ri­schen Heil­mit­tel­in­sti­tuts oder mit Eu­da­med;
b.
die Da­ten nach Ab­satz 2, die nicht be­son­ders schüt­zens­wert sind, un­ter Wah­rung von Be­rufs- und Ge­schäfts­ge­heim­nis­sen ver­öf­fent­licht wer­den.

17 Ein­ge­fügt durch An­hang des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 26. Mai 2021 (AS 2020 2961; BBl 2019 1).

Art. 57 Schweigepflicht  

Die mit dem Voll­zug die­ses Ge­set­zes be­auf­trag­ten Per­so­nen un­ter­ste­hen der Schwei­ge­pflicht.

Art. 58 Bearbeitung von Personendaten  

Die Ethik­kom­mis­sio­nen so­wie die wei­te­ren Voll­zugs­or­ga­ne sind be­rech­tigt, zur Wahr­neh­mung ih­rer Auf­ga­ben Per­so­nen­da­ten zu be­ar­bei­ten. Be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten dür­fen be­ar­bei­tet wer­den, so­weit dies not­wen­dig ist.

Art. 59 Datenbekanntgabe  

1 So­fern kein über­wie­gen­des Pri­vat­in­ter­es­se ent­ge­gen­steht, dür­fen Da­ten be­kannt­ge­ge­ben wer­den an:

a.
die für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes zu­stän­di­gen Stel­len von Bund und Kan­to­nen so­wie Or­ga­ni­sa­tio­nen und Per­so­nen des öf­fent­li­chen oder des pri­va­ten Rechts, wenn die Da­ten für die Er­fül­lung der ih­nen nach die­sem Ge­setz über­tra­ge­nen Auf­ga­ben er­for­der­lich sind;
b.
Stra­fun­ter­su­chungs­be­hör­den, wenn es die An­zei­ge oder die Ab­wen­dung ei­nes Ver­bre­chens oder ei­ner nach die­sem Ge­setz straf­ba­ren Hand­lung er­for­dert.

2 So­fern kein über­wie­gen­des Pri­vat­in­ter­es­se ent­ge­gen­steht, dür­fen Da­ten im Ein­zel­fall und auf schrift­li­ches Ge­such hin be­kannt­ge­ge­ben wer­den an:

a.
Zi­vil­ge­rich­te, wenn die Da­ten für die Be­ur­tei­lung ei­nes Streit­fal­les er­for­der­lich sind;
b.
Straf­ge­rich­te und Stra­fun­ter­su­chungs­be­hör­den, wenn die Da­ten für die Ab­klä­rung ei­nes Ver­bre­chens oder ei­nes Ver­ge­hens er­for­der­lich sind.

3 Da­ten, die von all­ge­mei­nem In­ter­es­se sind und sich auf die An­wen­dung die­ses Ge­set­zes be­zie­hen, dür­fen ver­öf­fent­licht wer­den. Die be­trof­fe­nen Per­so­nen dür­fen da­bei nicht be­stimm­bar sein.

4 In den üb­ri­gen Fäl­len dür­fen Da­ten an Drit­te wie folgt be­kannt­ge­ge­ben wer­den:

a.
nicht per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten, so­fern die Be­kannt­ga­be ei­nem über­wie­gen­den In­ter­es­se ent­spricht;
b.
Per­so­nen­da­ten, so­fern die be­trof­fe­ne Per­son im Ein­zel­fall schrift­lich ein­ge­wil­ligt hat.

5 Es dür­fen nur die Da­ten be­kannt­ge­ge­ben wer­den, die für den in Fra­ge ste­hen­den Zweck er­for­der­lich sind.

6 Der Bun­des­rat re­gelt die Mo­da­li­tä­ten der Be­kannt­ga­be und die In­for­ma­ti­on der be­trof­fe­nen Per­so­nen.

Art. 60 Datenweitergabe an ausländische Behörden und internationale Organisationen  

1 Ver­trau­li­che Da­ten dür­fen an aus­län­di­sche Be­hör­den und In­sti­tu­tio­nen so­wie an in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen nur wei­ter­ge­ge­ben wer­den, wenn:

a.
völ­ker­recht­li­che Ver­ein­ba­run­gen oder Be­schlüs­se in­ter­na­tio­na­ler Or­ga­ni­sa­tio­nen dies er­for­dern;
b.
dies zur Ab­wen­dung ei­ner un­mit­tel­bar dro­hen­den Ge­fahr für Le­ben oder Ge­sund­heit not­wen­dig ist; oder
c.
dies die Auf­de­ckung schwer­wie­gen­der Ver­stös­se ge­gen die­ses Ge­setz er­mög­licht.

2 Der Bun­des­rat re­gelt Zu­stän­dig­kei­ten und Ver­fah­ren für den Aus­tausch von Da­ten mit aus­län­di­schen Be­hör­den und In­sti­tu­tio­nen so­wie mit in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen.

Art. 61 Evaluation  

1 Das BAG sorgt für die Über­prü­fung der Wirk­sam­keit die­ses Ge­set­zes.

2 Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment des In­nern er­stat­tet dem Bun­des­rat Be­richt über die Er­geb­nis­se der Eva­lua­ti­on und un­ter­brei­tet Vor­schlä­ge für das wei­te­re Vor­ge­hen.

11. Kapitel: Strafbestimmungen

Art. 62 Vergehen  

1 So­fern kei­ne schwe­re­re straf­ba­re Hand­lung nach dem Straf­ge­setz­buch18 vor­liegt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft, wer vor­sätz­lich:

a.
ein For­schungs­pro­jekt oh­ne Be­wil­li­gung ei­ner Ethik­kom­mis­si­on oder ab­wei­chend von ei­nem be­wil­lig­ten For­schungs­plan durch­führt (Art. 45) und da­durch die Ge­sund­heit der teil­neh­men­den Per­so­nen ge­fähr­det;
b.
ein For­schungs­pro­jekt nach dem 2., 3., 5. oder 6. Ka­pi­tel durch­führt, oh­ne dass die nach die­sem Ge­setz er­for­der­li­che Ein­wil­li­gung vor­liegt (Art. 16, 17, 18 Abs. 3, 22 Abs. 1, 3 Bst. a und 4, Art. 23, 24, 26, 28, 30, 36 Abs. 1 und 2, 39 Abs. 1, 40);
c.19
für den mensch­li­chen Kör­per oder des­sen Tei­le als sol­che ein Ent­gelt oder einen an­de­ren geld­wer­ten Vor­teil an­bie­tet, ge­währt, for­dert oder an­nimmt;
cbis.20
den mensch­li­chen Kör­per oder des­sen Tei­le ver­wen­det, wenn da­mit ei­ne straf­ba­re Hand­lung nach Buch­sta­be c statt­ge­fun­den hat;
d.
ein For­schungs­pro­jekt durch­führt, das ei­ne Än­de­rung von Ei­gen­schaf­ten des Em­bryos oder des Fö­tus oh­ne Be­zug zu ei­ner Krank­heit zum Ziel hat (Art. 25);
e.
Em­bryo­nen oder Fö­ten aus Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen und Spon­tana­b­or­ten für ein For­schungs­pro­jekt ver­wen­det, be­vor der Tod fest­ge­stellt wor­den ist (Art. 39 Abs. 3, 40 Abs. 2).

2 Wird die Tat ge­werbs­mäs­sig be­gan­gen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren; mit die­ser ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

3 Wird die Tat fahr­läs­sig be­gan­gen, so ist die Stra­fe Geld­stra­fe bis zu 180 Ta­ges­sät­zen.

18 SR 311.0

19 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BB vom 19. Ju­ni 2020 über die Ge­neh­mi­gung des Über­ein­kom­mens des Eu­ro­pa­rats ge­gen den Han­del mit mensch­li­chen Or­ga­nen und über sei­ne Um­set­zung, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2020 6567; BBl 2019 5971).

20 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 19. Ju­ni 2020 über die Ge­neh­mi­gung des Über­ein­kom­mens des Eu­ro­pa­rats ge­gen den Han­del mit mensch­li­chen Or­ga­nen und über sei­ne Um­set­zung, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2020 6567; BBl 2019 5971).

Art. 63 Übertretungen  

1 Mit Bus­se wird be­straft, wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig:

a.
den Tat­be­stand nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 Buch­sta­be a er­füllt, oh­ne dass die Ge­sund­heit der teil­neh­men­den Per­so­nen ge­fähr­det wird;
b.
ei­ner Per­son für die Teil­nah­me an ei­nem For­schungs­pro­jekt mit er­war­te­tem di­rek­tem Nut­zen ein Ent­gelt oder einen an­dern geld­wer­ten Vor­teil ent­rich­tet oder von ei­ner Per­son für die Teil­nah­me an ei­nem For­schungs­pro­jekt ein Ent­gelt oder einen an­dern geld­wer­ten Vor­teil ver­langt oder ent­ge­gen­nimmt (Art. 14);
c.
bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al oder ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten oh­ne die nach die­sem Ge­setz er­for­der­li­che Ein­wil­li­gung be­zie­hungs­wei­se In­for­ma­ti­on wei­ter­ver­wen­det (Art. 32, 33), oh­ne dass die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 34 und ei­ne ent­spre­chen­de Be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen Ethik­kom­mis­si­on vor­lie­gen;
d.
bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al oder ge­sund­heits­be­zo­ge­ne Per­so­nen­da­ten zu an­de­ren als For­schungs­zwe­cken oh­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge oder oh­ne er­for­der­li­che Ein­wil­li­gung wei­ter­gibt (Art. 41).

2 Ei­ne Über­tre­tung und die Stra­fe für ei­ne Über­tre­tung ver­jäh­ren in fünf Jah­ren.

Art. 64 Zuständigkeiten und Verwaltungsstrafrecht  

1 Die Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung straf­ba­rer Hand­lun­gen sind Sa­che der Kan­to­ne.

2 Die Ar­ti­kel 6 und 7 (Wi­der­hand­lun­gen in Ge­schäfts­be­trie­ben) so­wie 15 (Ur­kun­den­fäl­schung, Er­schlei­chen ei­ner falschen Be­ur­kun­dung) des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 197421 über das Ver­wal­tungs­straf­recht sind an­wend­bar.

3 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den tei­len dem BAG sämt­li­che Ur­tei­le mit, die nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 Buch­sta­ben b–cbis oder 63 Ab­satz 1 Buch­sta­be c auf­grund ei­ner straf­ba­ren Hand­lung mit dem mensch­li­chen Kör­per oder des­sen Tei­len er­gan­gen sind.22

21 SR 313.0

22 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 19. Ju­ni 2020 über die Ge­neh­mi­gung des Über­ein­kom­mens des Eu­ro­pa­rats ge­gen den Han­del mit mensch­li­chen Or­ga­nen und über sei­ne Um­set­zung, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2020 6567; BBl 2019 5971).

12. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 65 Ausführungsbestimmungen  

1 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

2 Er be­ach­tet da­bei na­ment­lich das un­ter­schied­li­che Aus­mass der Ge­fähr­dung von Wür­de und Per­sön­lich­keit, das mit den ein­zel­nen For­schungs­be­rei­chen und -vor­ge­hen ver­bun­den ist, ins­be­son­de­re bei der Fest­le­gung:

a.
der wis­sen­schaft­li­chen An­for­de­run­gen (Art. 10);
b.
all­fäl­li­ger Aus­nah­men zur Haf­tung (Art. 19) und der Pflicht zur Si­cher­stel­lung (Art. 20);
c.
der An­for­de­run­gen an die Ver­si­che­rung und an­de­re For­men der Si­cher­stel­lung (Art. 20);
d.
der Ver­fah­ren (Art. 49).
Art. 66 Änderung bisherigen Rechts  

Die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wird im An­hang ge­re­gelt.

Art. 67 Übergangsbestimmungen  

1 Be­wil­li­gun­gen kan­to­na­ler Ethik­kom­mis­sio­nen für die Durch­füh­rung von For­schungs­pro­jek­ten blei­ben bis zum Ab­lauf der Be­wil­li­gungs­dau­er gül­tig.

2 Liegt für ein For­schungs­pro­jekt, das bei In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes be­reits durch­ge­führt wird, kei­ne Be­wil­li­gung nach Ab­satz 1 vor, so ist der zu­stän­di­gen Ethik­kom­mis­si­on in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ein Ge­such um die Er­tei­lung ei­ner Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 45 Ab­satz 1 Buch­sta­be a ein­zu­rei­chen.

3 Be­wil­li­gun­gen für die Of­fen­ba­rung des Be­rufs­ge­heim­nis­ses in der me­di­zi­ni­schen For­schung blei­ben bis zum Ab­lauf der Be­wil­li­gungs­dau­er gül­tig. Ist die Be­wil­li­gung un­be­fris­tet, so ist der zu­stän­di­gen Ethik­kom­mis­si­on in­ner­halb ei­nes Jah­res nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ein Ge­such um die Er­tei­lung ei­ner Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 45 Ab­satz 1 ein­zu­rei­chen.

4 Der Bun­des­rat re­gelt die Re­gis­trie­rung nach Ar­ti­kel 56 von For­schungs­pro­jek­ten, die bei In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes durch­ge­führt wer­den.

Art. 68 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ja­nu­ar 201423

23 BRB vom 20. Sept. 2013

Anhang

(Art. 66)

Änderung bisherigen Rechts

Die nachstehenden Bundesgesetze werden wie folgt geändert:

...24

24 Die Änd. können unter AS 2013 3215konsultiert werden.

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