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Bundesgesetz
über die Forschung an embryonalen Stammzellen
(Stammzellenforschungsgesetz, StFG)

vom 19. Dezember 2003 (Stand am 1. Januar 2014)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 119 der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 20. November 20022,

beschliesst:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand, Zweck und Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz legt fest, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen mensch­li­che em­bryo­na­le Stamm­zel­len aus über­zäh­li­gen Em­bryo­nen ge­won­nen und zu For­schungs­zwe­cken ver­wen­det wer­den dür­fen.

2 Es soll den miss­bräuch­li­chen Um­gang mit über­zäh­li­gen Em­bryo­nen und mit em­bryo­na­len Stamm­zel­len ver­hin­dern so­wie die Men­schen­wür­de schüt­zen.

3 Es gilt nicht für die Ver­wen­dung em­bryo­na­ler Stamm­zel­len zu Trans­plan­ta­ti­ons­zwe­cken im Rah­men kli­ni­scher Ver­su­che.

Art. 2 Begriffe  

In die­sem Ge­setz be­deu­ten:

a.
Em­bryo: die Frucht von der Kern­ver­schmel­zung bis zum Ab­schluss der Or­ga­n­ent­wick­lung;
b.
über­zäh­li­ger Em­bryo: im Rah­men der In-vi­tro-Fer­ti­li­sa­ti­on er­zeug­ter Emb­ryo, der nicht zur Her­bei­füh­rung ei­ner Schwan­ger­schaft ver­wen­det wer­den kann und des­halb kei­ne Über­le­benschan­ce hat;
c.
em­bryo­na­le Stamm­zel­le: Zel­le aus ei­nem Em­bryo in vi­tro, die sich in die ver­schie­de­nen Zell­ty­pen zu dif­fe­ren­zie­ren, aber nicht zu ei­nem Men­schen zu ent­wi­ckeln ver­mag, und die dar­aus her­vor­ge­gan­ge­ne Zell­li­nie;
d.
Par­the­no­te: Or­ga­nis­mus, der aus ei­ner un­be­fruch­te­ten Ei­zel­le her­vor­ge­gan­gen ist.
Art. 3 Verbotene Handlungen  

1 Es ist ver­bo­ten:

a.
einen Em­bryo zu For­schungs­zwe­cken zu er­zeu­gen (Art. 29 Abs. 1 des Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­set­zes vom 18. Dez. 19983), aus ei­nem sol­chen Em­bryo Stamm­zel­len zu ge­win­nen oder sol­che zu ver­wen­den;
b.
ver­än­dernd ins Erb­gut ei­ner Keim­bahn­zel­le ein­zu­grei­fen (Art. 35 Abs. 1 des Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­set­zes vom 18. Dez. 1998), aus ei­nem ent­spre­chend ver­än­der­ten Em­bryo em­bryo­na­le Stamm­zel­len zu ge­win­nen oder sol­che zu ver­wen­den;
c.
einen Klon, ei­ne Chi­mä­re oder ei­ne Hy­bri­de zu bil­den (Art. 36 Abs. 1 des Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­set­zes vom 18. Dez. 1998), aus ei­nem sol­chen Le­be­we­sen em­bryo­na­le Stamm­zel­len zu ge­win­nen oder sol­che zu ver­wen­den;
d.
ei­ne Par­the­no­te zu ent­wi­ckeln, dar­aus em­bryo­na­le Stamm­zel­len zu ge­win­nen oder sol­che zu ver­wen­den;
e.
einen Em­bryo nach Buch­sta­be a oder b oder einen Klon, ei­ne Chi­mä­re, ei­ne Hy­bri­de oder ei­ne Par­the­no­te ein- oder aus­zu­füh­ren.

2 Es ist über­dies ver­bo­ten:

a.
über­zäh­li­ge Em­bryo­nen zu ei­nem an­de­ren Zweck als der Ge­win­nung emb­ryo­na­ler Stamm­zel­len zu ver­wen­den;
b.
über­zäh­li­ge Em­bryo­nen ein- oder aus­zu­füh­ren;
c.
aus ei­nem über­zäh­li­gen Em­bryo nach dem sieb­ten Tag sei­ner Ent­wick­lung Stamm­zel­len zu ge­win­nen;
d.
einen zur Stamm­zel­len­ge­win­nung ver­wen­de­ten über­zäh­li­gen Em­bryo auf ei­ne Frau zu über­tra­gen.
Art. 4 Unentgeltlichkeit  

1 Über­zäh­li­ge Em­bryo­nen und em­bryo­na­le Stamm­zel­len dür­fen nicht ge­gen Ent­gelt ver­äus­sert oder er­wor­ben wer­den.

2 Ent­gelt­lich er­wor­be­ne über­zäh­li­ge Em­bryo­nen und em­bryo­na­le Stamm­zel­len dür­fen nicht ver­wen­det wer­den.

3 Als Ent­gelt gilt auch die Ent­ge­gen­nah­me be­zie­hungs­wei­se Ge­wäh­rung nicht fi­nan­zi­el­ler Vor­tei­le.

4 Ent­schä­digt wer­den dür­fen Auf­wen­dun­gen für:

a.
die Auf­be­wah­rung oder Wei­ter­ga­be über­zäh­li­ger Em­bryo­nen;
b.
die Ge­win­nung, Be­ar­bei­tung, Auf­be­wah­rung oder Wei­ter­ga­be em­bryo­na­ler Stamm­zel­len.

2. Abschnitt: Gewinnung embryonaler Stammzellen aus überzähligen Embryonen

Art. 5 Einwilligung nach Aufklärung  

1 Ein über­zäh­li­ger Em­bryo darf zur Ge­win­nung em­bryo­na­ler Stamm­zel­len nur ver­wen­det wer­den, wenn das be­trof­fe­ne Paar frei und schrift­lich ein­ge­wil­ligt hat. Be­vor es sei­ne Ein­wil­li­gung er­teilt, ist es münd­lich und schrift­lich in ver­ständ­li­cher Form über die Ver­wen­dung des Em­bryos hin­rei­chend auf­zu­klä­ren.

2 Das Paar darf erst an­ge­fragt wer­den, nach­dem die Über­zäh­lig­keit des Em­bryos fest­ge­stellt wor­den ist.

3 Das Paar be­zie­hungs­wei­se die Frau oder der Mann kann die Ein­wil­li­gung je­der­zeit und oh­ne An­ga­be von Grün­den bis zum Be­ginn der Stamm­zel­len­ge­win­nung wi­der­ru­fen.

4 Wird die Ein­wil­li­gung ver­wei­gert oder wi­der­ru­fen, so ist der Em­bryo so­fort zu ver­nich­ten.

5 Im To­des­fall ent­schei­det die über­le­ben­de Part­ne­rin oder der über­le­ben­de Part­ner über die Ver­wen­dung des Em­bryos zur Stamm­zel­len­ge­win­nung; sie oder er muss den er­klär­ten oder mut­mass­li­chen Wil­len der ver­stor­be­nen Per­son be­ach­ten.

Art. 6 Unabhängigkeit der beteiligten Personen  

Die an der Stamm­zel­len­ge­win­nung be­tei­lig­ten Per­so­nen dür­fen we­der am Fort­pflan­zungs­ver­fah­ren des be­tref­fen­den Paa­res mit­wir­ken noch ge­gen­über den dar­an be­tei­lig­ten Per­so­nen wei­sungs­be­fugt sein.

Art. 7 Bewilligungspflicht für die Stammzellengewinnung  

1 Wer aus über­zäh­li­gen Em­bryo­nen em­bryo­na­le Stamm­zel­len im Hin­blick auf die Durch­füh­rung ei­nes For­schungs­pro­jekts ge­win­nen will, braucht ei­ne Be­wil­li­gung des Bun­des­am­tes für Ge­sund­heit (Bun­des­amt).

2 Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn:

a.4
für das For­schungs­pro­jekt die Be­wil­li­gung der Ethik­kom­mis­si­on nach Ar­ti­kel 11 vor­liegt;
b.
im In­land kei­ne ge­eig­ne­ten em­bryo­na­len Stamm­zel­len vor­han­den sind;
c.
nicht mehr über­zäh­li­ge Em­bryo­nen ge­braucht wer­den, als zur Ge­win­nung der em­bryo­na­len Stamm­zel­len un­be­dingt er­for­der­lich sind; und
d.
die fach­li­chen und be­trieb­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ge­ge­ben sind.

4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Hu­man­for­schungs­ge­set­zes vom 30. Sept. 2011, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 3215; BBl 20098045).

Art. 8 Bewilligungspflicht für Forschungsprojekte zur Verbesserung der Gewinnungsverfahren  

1 Wer im Rah­men ei­nes For­schungs­pro­jekts zur Ver­bes­se­rung der Ge­win­nungs­ver­fah­ren aus über­zäh­li­gen Em­bryo­nen em­bryo­na­le Stamm­zel­len ge­win­nen will, braucht ei­ne Be­wil­li­gung des Bun­des­am­tes.

2 Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn:

a.
das Pro­jekt die wis­sen­schaft­li­chen und ethi­schen An­for­de­run­gen nach Ab­satz 3 er­füllt;
b.
nicht mehr über­zäh­li­ge Em­bryo­nen ge­braucht wer­den, als zur Er­rei­chung des For­schungs­ziels un­be­dingt er­for­der­lich sind; und
c.
die fach­li­chen und be­trieb­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ge­ge­ben sind.

3 Das For­schungs­pro­jekt darf nur durch­ge­führt wer­den, wenn:

a.
mit dem Pro­jekt we­sent­li­che Er­kennt­nis­se zur Ver­bes­se­rung der Ge­win­nungs­ver­fah­ren er­langt wer­den sol­len;
b.
gleich­wer­ti­ge Er­kennt­nis­se nicht auch auf an­de­rem Weg er­langt wer­den kön­nen;
c.
das Pro­jekt den wis­sen­schaft­li­chen Qua­li­täts­an­for­de­run­gen ge­nügt; und
d.
das Pro­jekt ethisch ver­tret­bar ist.

4 Für die wis­sen­schaft­li­che und ethi­sche Be­ur­tei­lung des Pro­jekts zieht das Bun­des­amt un­ab­hän­gi­ge Ex­per­tin­nen oder Ex­per­ten bei.

Art. 9 Pflichten der Inhaberin oder des Inhabers der Bewilligung  

1 Die In­ha­be­rin oder der In­ha­ber der Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 7 oder 8 ist ver­pflich­tet:

a.
nach Ge­win­nung der em­bryo­na­len Stamm­zel­len den Em­bryo so­fort zu ver­nich­ten;
b.
über die Stamm­zel­len­ge­win­nung dem Bun­des­amt Be­richt zu er­stat­ten;
c.5
em­bryo­na­le Stamm­zel­len ge­gen ei­ne all­fäl­li­ge Ent­schä­di­gung nach Ar­ti­kel 4 für im In­land durch­ge­führ­te For­schungs­pro­jek­te wei­ter­zu­ge­ben, für die ei­ne Be­wil­li­gung der Ethik­kom­mis­si­on nach Ar­ti­kel 11 vor­liegt.

2 Die In­ha­be­rin oder der In­ha­ber der Be­wil­li­gung ist bei ei­nem For­schungs­pro­jekt zur Ver­bes­se­rung der Ge­win­nungs­ver­fah­ren zu­dem ver­pflich­tet:

a.
den Ab­schluss oder Ab­bruch des Pro­jekts dem Bun­des­amt zu mel­den;
b.
nach Ab­schluss oder Ab­bruch des Pro­jekts in­nert an­ge­mes­se­ner Frist ei­ne Zu­sam­men­fas­sung der Er­geb­nis­se öf­fent­lich zu­gäng­lich zu ma­chen.

5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Hu­man­for­schungs­ge­set­zes vom 30. Sept. 2011, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 3215; BBl 20098045).

Art. 10 Bewilligungspflicht für die Aufbewahrung überzähliger Embryonen  

1 Wer über­zäh­li­ge Em­bryo­nen auf­be­wah­ren will, braucht ei­ne Be­wil­li­gung des Bun­des­am­tes.

2 Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn:

a.
die Stamm­zel­len­ge­win­nung nach Ar­ti­kel 7 oder 8 be­wil­ligt ist;
b.
die Auf­be­wah­rung zur Stamm­zel­len­ge­win­nung un­be­dingt er­for­der­lich ist; und
c.
die fach­li­chen und be­trieb­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die Auf­be­wah­rung ge­ge­ben sind.

3. Abschnitt: Umgang mit embryonalen Stammzellen

Art. 11 Bewilligungspflicht für Forschungsprojekte 6  

1 Ein For­schungs­pro­jekt mit em­bryo­na­len Stamm­zel­len darf erst be­gon­nen wer­den, wenn ei­ne Be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen Ethik­kom­mis­si­on vor­liegt.

2 Die Zu­stän­dig­keit der Ethik­kom­mis­si­on und das Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren rich­ten sich nach dem Hu­man­for­schungs­ge­setz vom 30. Sep­tem­ber 20117.

6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Hu­man­for­schungs­ge­set­zes vom 30. Sept. 2011, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 3215; BBl 20098045).

7 SR 810.30

Art. 12 Wissenschaftliche und ethische Anforderungen an Forschungsprojekte  

Ein For­schungs­pro­jekt mit em­bryo­na­len Stamm­zel­len darf nur durch­ge­führt wer­den, wenn:

a.
mit dem Pro­jekt we­sent­li­che Er­kennt­nis­se er­langt wer­den sol­len:
1.
im Hin­blick auf die Fest­stel­lung, Be­hand­lung oder Ver­hin­de­rung schwe­rer Krank­hei­ten des Men­schen, oder
2.
über die Ent­wick­lungs­bio­lo­gie des Men­schen;
b.
gleich­wer­ti­ge Er­kennt­nis­se nicht auch auf an­de­rem Weg er­langt wer­den kön­nen;
c.
das Pro­jekt den wis­sen­schaft­li­chen Qua­li­täts­an­for­de­run­gen ge­nügt; und
d.
das Pro­jekt ethisch ver­tret­bar ist.
Art. 13 Pflichten der Projektleitung  

1 Die Pro­jekt­lei­tung muss ein For­schungs­pro­jekt mit em­bryo­na­len Stamm­zel­len vor sei­ner Durch­füh­rung dem Bun­des­amt mel­den.

2 Sie ist ver­pflich­tet:

a.
den Ab­schluss oder Ab­bruch des Pro­jekts dem Bun­des­amt und der zu­stän­di­gen Ethik­kom­mis­si­on zu mel­den;
b.
nach Ab­schluss oder Ab­bruch des Pro­jekts in­nert an­ge­mes­se­ner Frist:
1.
über die Er­geb­nis­se dem Bun­des­amt und der zu­stän­di­gen Ethik­kom-missi­on Be­richt zu er­stat­ten,
2.
ei­ne Zu­sam­men­fas­sung der Er­geb­nis­se öf­fent­lich zu­gäng­lich zu ma­chen.
Art. 14 Befugnisse des Bundesamtes  

Das Bun­des­amt kann ein For­schungs­pro­jekt mit em­bryo­na­len Stamm­zel­len ver­bie­ten oder mit Auf­la­gen ver­knüp­fen, so­fern die An­for­de­run­gen nach die­sem Ge­setz nicht voll­stän­dig er­füllt sind.

Art. 15 Bewilligungspflicht für die Ein- und Ausfuhr embryonaler Stammzellen  

1 Wer em­bryo­na­le Stamm­zel­len ein- oder aus­füh­ren will, braucht ei­ne Be­wil­li­gung des Bun­des­am­tes.

2 Die Ein­la­ge­rung in ei­nem Zoll­la­ger gilt als Ein­fuhr.

3 Die Ein­fuhr­be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn:

a.
die em­bryo­na­len Stamm­zel­len für ein kon­kre­tes For­schungs­pro­jekt ver­wen­det wer­den;
b.
die em­bryo­na­len Stamm­zel­len aus Em­bryo­nen ge­won­nen wor­den sind, die zur Her­bei­füh­rung ei­ner Schwan­ger­schaft er­zeugt wur­den, aber nicht da­für ver­wen­det wer­den konn­ten; und
c.
das be­trof­fe­ne Paar nach Auf­klä­rung frei in die Ver­wen­dung des Em­bryos zu For­schungs­zwe­cken ein­ge­wil­ligt hat und da­für kein Ent­gelt er­hält.

4 Die Aus­fuhr­be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn die Be­din­gun­gen für die Ver­wen­dung der em­bryo­na­len Stamm­zel­len im Ziel­land mit den­je­ni­gen die­ses Ge­set­zes gleich­wer­tig sind.

Art. 16 Meldepflicht für die Aufbewahrung embryonaler Stammzellen  

1 Wer em­bryo­na­le Stamm­zel­len auf­be­wahrt, muss dies dem Bun­des­amt mel­den.

2 Der Bun­des­rat kann Aus­nah­men von der Mel­de­pflicht vor­se­hen, wenn be­reits auf an­de­re Wei­se si­cher­ge­stellt ist, dass das Bun­des­amt von der Auf­be­wah­rung emb­ryo­na­ler Stamm­zel­len Kennt­nis hat.

4. Abschnitt: Vollzug

Art. 17 Ausführungsbestimmungen  

Der Bun­des­rat:

a.
legt die Mo­da­li­tä­ten der Ein­wil­li­gung so­wie Mo­da­li­tä­ten und Um­fang der Auf­klä­rung nach Ar­ti­kel 5 fest;
b.
führt die Vor­aus­set­zun­gen für die Be­wil­li­gun­gen so­wie das Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren nach den Ar­ti­keln 7, 8, 10 und 15 ge­nau­er aus;
c.
führt die Pflich­ten der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers ei­ner Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 9 so­wie der be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Per­so­nen nach den Ar­ti­keln 10 und 15 ge­nau­er aus;
d.
führt den In­halt der Mel­de­pflicht so­wie die Pflich­ten der mel­de­pflich­ti­gen Per­so­nen und der Pro­jekt­lei­tung nach den Ar­ti­keln 13 und 16 ge­nau­er aus;
e.
führt den In­halt des Re­gis­ters nach Ar­ti­kel 18 ge­nau­er aus;
f.
setzt die Ge­büh­ren nach Ar­ti­kel 22 fest.
Art. 18 Register  

Das Bun­des­amt führt ein öf­fent­li­ches Re­gis­ter der im In­land vor­han­de­nen em­bryo­na­len Stamm­zel­len und der For­schungs­pro­jek­te.

Art. 19 Kontrolle  

1 Das Bun­des­amt kon­trol­liert, ob die Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes ein­ge­hal­ten wer­den. Es führt da­zu ins­be­son­de­re pe­ri­odi­sche In­spek­tio­nen durch.

2 Es ist zur Er­fül­lung die­ser Auf­ga­be be­fugt:

a.
die er­for­der­li­chen Aus­künf­te und Un­ter­la­gen un­ent­gelt­lich zu ver­lan­gen;
b.
Be­triebs- und La­ger­räu­me zu be­tre­ten;
c.
je­de an­de­re er­for­der­li­che Un­ter­stüt­zung un­ent­gelt­lich zu ver­lan­gen.
Art. 20 Mitwirkungspflicht  

Wer mit über­zäh­li­gen Em­bryo­nen oder em­bryo­na­len Stamm­zel­len um­geht, muss dem Bun­des­amt bei der Wahr­neh­mung sei­ner Auf­ga­ben un­ent­gelt­lich be­hilf­lich sein und ihm ins­be­son­de­re:

a.
Aus­künf­te er­tei­len;
b.
Ein­blick in die Un­ter­la­gen ge­wäh­ren;
c.
Zu­tritt zu den Be­triebs- und La­ger­räu­men ge­wäh­ren.
Art. 21 Massnahmen  

1 Das Bun­des­amt trifft al­le Mass­nah­men, die zum Voll­zug die­ses Ge­set­zes er­for­der­lich sind.

2 Es ist ins­be­son­de­re be­fugt:

a.
Be­an­stan­dun­gen aus­zu­spre­chen und ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des zu set­zen;
b.
Be­wil­li­gun­gen zu sis­tie­ren oder zu ent­zie­hen;
c.
Em­bryo­nen und em­bryo­na­le Stamm­zel­len, die nicht den Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes ent­spre­chen, so­wie Klo­ne, Chi­mä­ren, Hy­bri­den und Par­the­no­ten ein­zu­zie­hen und zu ver­nich­ten.

3 Es trifft die er­for­der­li­chen vor­sorg­li­chen Mass­nah­men. Es ist ins­be­son­de­re be­fugt, be­an­stan­de­te Em­bryo­nen, em­bryo­na­le Stamm­zel­len, Klo­ne, Chi­mä­ren, Hy­bri­den und Par­the­no­ten auch im Fall ei­nes be­grün­de­ten Ver­dachts zu be­schlag­nah­men und zu ver­wah­ren.

4 Die Zoll­or­ga­ne sind beim Ver­dacht ei­nes Ver­stos­ses ge­gen die­ses Ge­setz be­fugt, Sen­dun­gen mit Em­bryo­nen, em­bryo­na­len Stamm­zel­len, Klo­nen, Chi­mä­ren, Hy­bri­den und Par­the­no­ten an der Gren­ze oder in Zoll­la­gern zu­rück­zu­hal­ten und das Bun­des­amt bei­zu­zie­hen. Die­ses nimmt die wei­te­ren Ab­klä­run­gen vor und trifft die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

Art. 22 Gebühren  

Ge­büh­ren wer­den er­ho­ben für:

a.
die Er­tei­lung, die Sis­tie­rung und den Ent­zug von Be­wil­li­gun­gen;
b.
die Durch­füh­rung von Kon­trol­len;
c.
die An­ord­nung und Durch­füh­rung von Mass­nah­men.
Art. 23 Evaluation  

1 Das Bun­des­amt sorgt für die Eva­lua­ti­on der Wirk­sam­keit die­ses Ge­set­zes.

2 Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment des In­nern er­stat­tet dem Bun­des­rat nach Ab­schluss der Eva­lua­ti­on, spä­tes­tens aber fünf Jah­re nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes Be­richt und un­ter­brei­tet Vor­schlä­ge für das wei­te­re Vor­ge­hen.

5. Abschnitt: Strafbestimmungen 8

8 Ab 1. Jan. 2007 sind die angedrohten Strafen und die Verjährungsfristen in Anwendung von Art. 333 Abs. 2-6 des Strafgesetzbuches (SR 311.0) in der Fassung des BG vom 13. Dez. 2002 (AS 2006 3459) zu interpretieren beziehungsweise umzurechnen.

Art. 24 Vergehen  

1 Mit Ge­fäng­nis wird be­straft, wer vor­sätz­lich:

a.
aus ei­nem zu For­schungs­zwe­cken er­zeug­ten oder in sei­nem Erb­gut ver­än­der­ten Em­bryo oder aus ei­nem Klon, ei­ner Chi­mä­re, ei­ner Hy­bri­de oder ei­ner Par­the­no­te em­bryo­na­le Stamm­zel­len ge­winnt oder sol­che em­bryo­na­len Stamm­zel­len ver­wen­det oder einen sol­chen Em­bryo oder einen Klon, ei­ne Chi­mä­re, ei­ne Hy­bri­de oder ei­ne Par­the­no­te ein- oder aus­führt (Art. 3 Abs. 1);
b.
einen über­zäh­li­gen Em­bryo zu ei­nem an­de­ren Zweck als der Ge­win­nung em­bryo­na­ler Stamm­zel­len ver­wen­det oder ein- oder aus­führt oder aus ei­nem über­zäh­li­gen Em­bryo nach dem sieb­ten Tag sei­ner Ent­wick­lung Stamm­zel­len ge­winnt oder einen zur Stamm­zel­len­ge­win­nung ver­wen­de­ten über­zäh­li­gen Em­bryo auf ei­ne Frau über­trägt (Art. 3 Abs. 2).

2 Mit Ge­fäng­nis oder mit Bus­se bis zu 200 000 Fran­ken wird be­straft, wer vor­sätz­lich:

a.
über­zäh­li­ge Em­bryo­nen oder em­bryo­na­le Stamm­zel­len ge­gen Ent­gelt er­wirbt oder ver­äus­sert oder über­zäh­li­ge Em­bryo­nen oder em­bryo­na­le Stamm­zel­len, die ge­gen Ent­gelt er­wor­ben wor­den sind, ver­wen­det (Art. 4);
b.
die Vor­schrif­ten über die Ein­wil­li­gung des be­trof­fe­nen Paa­res ver­letzt (Art. 5);
c.
be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge Tä­tig­kei­ten oh­ne Be­wil­li­gung vor­nimmt (Art. 7, 8, 10 und 15).

3 Han­delt die Tä­te­rin oder der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so ist die Stra­fe:

a.
für die Tat­be­stän­de nach Ab­satz 1 Ge­fäng­nis bis zu fünf Jah­ren und Bus­se bis zu 500 000 Fran­ken;
b.
für die Tat­be­stän­de nach Ab­satz 2 Ge­fäng­nis bis zu fünf Jah­ren oder Bus­se bis zu 500 000 Fran­ken.

4 Han­delt die Tä­te­rin oder der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Ge­fäng­nis bis zu sechs Mo­na­ten oder Bus­se bis zu 100 000 Fran­ken.

Art. 25 Übertretungen  

1 Mit Haft oder Bus­se bis zu 50 000 Fran­ken wird be­straft, wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig und oh­ne dass ein Ver­ge­hen nach Ar­ti­kel 24 vor­liegt:

a.
die Vor­schrif­ten über die Un­ab­hän­gig­keit der be­tei­lig­ten Per­so­nen ver­letzt (Art. 6);
b.
Pflich­ten als In­ha­be­rin oder In­ha­ber ei­ner Be­wil­li­gung oder an die Be­wil­li­gung ge­knüpf­te Auf­la­gen oder Pflich­ten der Pro­jekt­lei­tung nicht er­füllt oder die Mel­de­pflicht ver­letzt (Art. 9, 10, 13, 15 und 16);
c.
ein For­schungs­pro­jekt durch­führt, ob­schon es vom Bun­des­amt ver­bo­ten wor­den ist, oder dar­an ge­knüpf­te Auf­la­gen nicht er­füllt (Art. 14);
d.
die Mit­wir­kungs­pflicht ver­letzt (Art. 20);
e.
ge­gen ei­ne Aus­füh­rungs­vor­schrift, de­ren Über­tre­tung vom Bun­des­rat für straf­bar er­klärt wird, oder ge­gen ei­ne un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels an ihn oder sie ge­rich­te­te Ver­fü­gung ver­stösst.

2 Ver­such und Ge­hil­fen­schaft sind straf­bar.

3 Ei­ne Über­tre­tung und die Stra­fe für ei­ne Über­tre­tung ver­jäh­ren in fünf Jah­ren.

4 In be­son­ders leich­ten Fäl­len kann auf Straf­an­zei­ge, Straf­ver­fol­gung und Be­stra­fung ver­zich­tet wer­den.

Art. 26 Zuständigkeit und Verwaltungsstrafrecht  

1 Die Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung straf­ba­rer Hand­lun­gen sind Sa­che der Kan­to­ne.

2 Die Ar­ti­kel 6 und 7 (Wi­der­hand­lung in Ge­schäfts­be­trie­ben) so­wie 15 (Ur­kun­den­fäl­schung, Er­schlei­chen ei­ner falschen Be­ur­kun­dung) des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 19749 über das Ver­wal­tungs­straf­recht sind an­wend­bar.

6. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 27 Änderung bisherigen Rechts  

10

10 Die Än­de­rung kann un­ter AS 2005 947kon­sul­tiert wer­den.

Art. 28 Übergangsbestimmung  

Wer ein For­schungs­pro­jekt mit em­bryo­na­len Stamm­zel­len be­reits auf­ge­nom­men hat, muss dies dem Bun­des­amt spä­tes­tens drei Mo­na­te nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes mel­den.

Art. 29 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens:11 1. März 2005

11BRB vom 2. Fe­br. 2005

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