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Verordnung
über Betäubungsmittelsucht und andere
suchtbedingte Störungen
(Betäubungsmittelsuchtverordnung, BetmSV)

vom 25. Mai 2011 (Stand am 1. April 2023)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 3e Absätze 2 und 3, 18d Absatz 3, 29c Absätze 1 und 2 und 30 Absätze 1 und 2 des Betäubungsmittelgesetzes vom 3. Oktober 19511 (BetmG),2

verordnet:

1 SR 812.121

2 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand  

Die­se Ver­ord­nung re­gelt:

a.
Mass­nah­men zur Prä­ven­ti­on des pro­ble­ma­ti­schen Kon­sums psy­choak­ti­ver Sub­stan­zen und zur Prä­ven­ti­on sucht­be­ding­ter Stö­run­gen;
b.
The­ra­pi­en und Wie­der­ein­glie­de­rung der Per­so­nen mit sucht­be­ding­ten Stö­run­gen;
c.
Mass­nah­men zur Scha­den­min­de­rung und zur Über­le­bens­hil­fe für Per­so­nen mit sucht­be­ding­ten Stö­run­gen;
d.
die Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen nach Ar­ti­kel 8 Ab­sät­ze 5, 6 und 8 BetmG und die ent­spre­chen­den Kon­trol­len;
e.
die For­schungs­för­de­rung, die Aus-, Wei­ter- und Fort­bil­dung so­wie die Qua­li­täts­si­che­rung im Sucht­be­reich;
f.3

3 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 3. März 2023, mit Wir­kung seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 2 Begriffe  

In die­ser Ver­ord­nung be­deu­ten:

a.
Ab­hän­gig­keit be­zie­hungs­wei­se Sucht: Grup­pe kör­per­li­cher und ko­gni­ti­ver Phä­no­me­ne und von Ver­hal­ten­sphä­no­men, die sich nach wie­der­hol­tem Kon­sum psy­choak­ti­ver Sub­stan­zen ent­wi­ckeln kön­nen;
b.
be­täu­bungs­mit­tel­ge­stütz­te be­zie­hungs­wei­se sub­sti­tu­ti­ons­ge­stütz­te Be­hand­lung: ärzt­lich ver­ord­ne­ter Er­satz ei­nes un­be­fugt kon­su­mier­ten Be­täu­bungs­mit­tels durch ein Prä­pa­rat im Rah­men ei­ner ärzt­li­chen und psy­cho­so­zia­len Be­hand­lung;
c.
Dia­ce­tyl­mor­phin: phar­ma­zeu­tisch le­gal her­ge­stell­tes Mor­phin­de­ri­vat für die me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung opia­t­ab­hän­gi­ger Per­so­nen;
d.
dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lung: The­ra­pie für schwer he­ro­in­ab­hän­gi­ge Per­so­nen mit Dia­ce­tyl­mor­phin im Rah­men ei­ner ärzt­li­chen und psy­cho­so­zia­len Be­hand­lung;
e.
gu­te La­bor­pra­xis: Qua­li­täts­sys­tem, das den or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ab­lauf von Prü­fun­gen, die Rah­men­be­din­gun­gen, un­ter de­nen die­se ge­plant, durch­ge­führt und über­wacht wer­den, so­wie die Auf­zeich­nun­gen die­ser Prü­fun­gen, die Be­richt­er­stat­tung dar­über und die Ar­chi­vie­rung der Auf­zeich­nun­gen um­fasst;
f.
psy­choak­ti­ve Sub­stanz: ein die Psy­che des Men­schen be­ein­flus­sen­der Stoff;
g.4
schwer he­ro­in­ab­hän­gig: als schwer he­ro­in­ab­hän­gig gilt, wer die Dia­gno­se­de­fi­ni­ti­on nach der In­ter­na­tio­na­len Klas­si­fi­ka­ti­on der Krank­hei­ten der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO), In­ter­na­tio­nal Sta­ti­sti­cal Clas­si­fi­ca­ti­on of Di­sea­ses and Re­la­ted He­alth Pro­blems, ICD-11 in der Ver­si­on 01/2023, pu­bli­ziert im Ja­nu­ar 2023, er­füllt5;
h.
Ge­sund­heit: Zu­stand des voll­stän­di­gen kör­per­li­chen, geis­ti­gen und so­zia­len Wohl­er­ge­hens im Sin­ne der WHO6.

4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

5 Der Text die­ser Klas­si­fi­ka­ti­on kann beim Bun­des­amt für Ge­sund­heit, Ab­tei­lung Na­tio­na­le Prä­ven­ti­ons­pro­gram­me, 3003 Bern kos­ten­los be­zo­gen und un­ter der In­ter­net­adres­se htt­ps://icd.who.int/brow­se11/l-m/en ein­ge­se­hen wer­den.

6 Die De­fi­ni­ti­on der WHO kann beim Bun­des­amt für Ge­sund­heit, Ab­tei­lung Na­tio­na­le Prä­ven­ti­ons­pro­gram­me, 3003 Bern kos­ten­los be­zo­gen und un­ter der In­ter­net­adres­se http://ap­ps.who.int/gb/bd/PDF/bd47/EN/con­sti­tu­ti­on-en.pdf/ ein­ge­se­hen wer­den.

2. Kapitel: Prävention

Art. 3 Ziele der Prävention  

Zie­le der Prä­ven­ti­on sind:

a.
den un­be­fug­ten Kon­sum von kon­trol­lier­ten Sub­stan­zen zu ver­hin­dern und die Ab­sti­nenz zu för­dern;
b.
dem pro­ble­ma­ti­schen Kon­sum und der Ab­hän­gig­keit von psy­choak­ti­ven Sub­stan­zen vor­zu­beu­gen und die­se zu ver­hin­dern;
c.
den so­zia­len und ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­men, die durch den pro­ble­ma­ti­schen Kon­sum und durch die Ab­hän­gig­keit ent­ste­hen kön­nen, vor­zu­beu­gen;
d.
ge­sund­heits­för­dern­de Rah­men­be­din­gun­gen im Zu­sam­men­hang mit dem Kon­sum psy­choak­ti­ver Sub­stan­zen zu schaf­fen.
Art. 4 Förderung von Präventionsprogrammen  

1 Das Bun­des­amt für Ge­sund­heit (BAG) un­ter­stützt die zu­stän­di­gen Bun­des­stel­len, die Kan­to­ne, die Ge­mein­den, öf­fent­li­che In­sti­tu­tio­nen und pri­va­te Or­ga­ni­sa­tio­nen bei der Pla­nung und der Durch­füh­rung von Prä­ven­ti­ons­pro­gram­men im Be­reich psy­choak­ti­ver Sub­stan­zen.

2 Na­ment­lich nimmt es fol­gen­de Auf­ga­ben wahr:

a.
Es sam­melt und ana­ly­siert In­for­ma­tio­nen über ge­sund­heit­li­che Ri­si­ken bei Sucht­ver­hal­ten.
b.
Es in­for­miert die Öf­fent­lich­keit über die ge­sund­heit­li­chen, so­zia­len und wirt­schaft­li­chen Schä­den des Sucht­ver­hal­tens.
c.
Es stellt wis­sen­schaft­li­che Grund­la­gen und me­tho­do­lo­gi­sche In­stru­men­te be­reit.
d.
Es un­ter­stützt Kan­to­ne und Drit­te bei der Ko­or­di­na­ti­on von Ak­ti­vi­tä­ten so­wie beim Auf­bau und bei der Pfle­ge von Netz­wer­ken im Sucht­be­reich.
e.
Es über­prüft die Wirk­sam­keit der un­ter­stütz­ten Pro­gram­me und Pro­jek­te.

3 Es kann im Rah­men der be­wil­lig­ten Kre­di­te Fi­nanz­hil­fen ge­wäh­ren:

a.
für Prä­ven­ti­ons­pro­gram­me von ge­samtschwei­ze­ri­scher Be­deu­tung, die von Ge­mein­we­sen oder ge­mein­nüt­zi­gen Or­ga­ni­sa­tio­nen des pri­va­ten Rechts durch­ge­führt wer­den;
b.
für In­for­ma­ti­ons­ak­ti­vi­tä­ten und Be­ra­tungs­an­ge­bo­te.
Art. 5 Meldebefugnis und Früherkennung  

Das BAG kann die Kan­to­ne bei der Um­set­zung von Ar­ti­kel 3c BetmG un­ter­stüt­zen.

3. Kapitel: Therapie und Wiedereingliederung

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 6 Ziele der Therapie  

Zie­le der The­ra­pie für Per­so­nen mit sucht­be­ding­ten Stö­run­gen sind:

a.
the­ra­peu­ti­sche Ein­bin­dung der be­trof­fe­nen Per­son;
b.
Ver­bes­se­rung der Ge­sund­heit, na­ment­lich durch die Re­duk­ti­on der psy­chi­schen, kör­per­li­chen und so­zia­len Kom­pli­ka­tio­nen des Kon­sums psy­choak­ti­ver Sub­stan­zen;
c.
ri­si­ko­ar­mer Kon­sum psy­choak­ti­ver Sub­stan­zen;
d.
so­zia­le und be­ruf­li­che Wie­der­ein­glie­de­rung;
e.
Ab­sti­nenz vom un­be­fug­ten Kon­sum kon­trol­lier­ter Sub­stan­zen.
Art. 7 Therapieangebot  

Das BAG er­ar­bei­tet Emp­feh­lun­gen zur Fi­nan­zie­rung von The­ra­pi­en und Wie­der­ein­glie­de­rungs­mass­nah­men.

2. Abschnitt: Betäubungsmittelgestützte Behandlung

Art. 8 Ziele der betäubungsmittelgestützten Behandlung  

1 Zie­le der be­täu­bungs­mit­tel­ge­stütz­ten Be­hand­lung sind:

a.
Di­stan­zie­rung von der Dro­gen­sze­ne;
b.
Ver­hin­de­rung der Be­schaf­fungs­kri­mi­na­li­tät;
c.
ri­si­ko­ar­me For­men des Kon­sums psy­choak­ti­ver Sub­stan­zen;
d.
Re­duk­ti­on und Ab­sti­nenz von Sub­sti­tu­ti­ons­mit­teln.

2 Die be­täu­bungs­mit­tel­ge­stütz­te Be­hand­lung wird von qua­li­fi­zier­ten Per­so­nen, na­ment­lich Ärz­tin­nen und Ärz­ten, Apo­the­ke­rin­nen und Apo­the­kern, Pfle­ge­fach­per­so­nen, So­zi­al­ar­bei­te­rin­nen und So­zi­al­ar­bei­tern so­wie Psy­cho­lo­gin­nen und Psy­cho­lo­gen durch­ge­führt.

3 Sie kann sta­tio­när in ei­ner da­für aus­ge­stat­te­ten In­sti­tu­ti­on oder am­bu­lant durch­ge­führt wer­den. Die Be­stim­mun­gen für die dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lung blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 9 Angaben für die Erteilung einer Bewilligung  

1 Der Kan­ton muss für die Er­tei­lung ei­ner Be­wil­li­gung für die be­täu­bungs­mit­tel­ge­stütz­te Be­hand­lung nach Ar­ti­kel 3e Ab­satz 1 BetmG von der be­han­deln­den Ärz­tin oder vom be­han­deln­den Arzt fol­gen­de An­ga­ben ver­lan­gen:

a.
Na­me und Adres­se der be­han­deln­den Ärz­tin oder des be­han­deln­den Arz­tes;
b.
Na­me und Vor­na­me der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten;
c.
Ge­schlecht der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten;
d.
Ge­burts­da­tum der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten;
e.
Hei­mat­ort der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten;
f.
Wohn­adres­se der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten;
g.
Adres­se des vor­über­ge­hen­den Auf­ent­halts­or­tes der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten; und
h.
Ab­ga­be­stel­le.

2 Bei sta­tio­närer Be­hand­lung ver­langt er zu­sätz­lich den Na­men und die Adres­se der In­sti­tu­ti­on.

3. Abschnitt: Besondere Bestimmungen zur diacetylmorphingestützten Behandlung

Art. 10 Aufnahmekriterien  

1 Zur Auf­nah­me in ei­ne dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lung muss die Pa­ti­en­tin oder der Pa­ti­ent:

a.
min­des­tens 18 Jah­re alt sein;
b.
seit min­des­tens zwei Jah­ren schwer he­ro­in­ab­hän­gig sein;
c.
min­des­tens zwei Be­hand­lungs­ver­su­che mit ei­ner an­de­ren an­er­kann­ten am­bu­lan­ten oder sta­tio­nären The­ra­pie ab­ge­bro­chen oder er­folg­los ab­sol­viert ha­ben; und
d.
De­fi­zi­te im psy­chi­schen, kör­per­li­chen oder so­zia­len Be­reich auf­wei­sen.

2 In be­grün­de­ten Aus­nah­me­fäl­len, bei de­nen ei­ne Be­hand­lung mit an­de­ren The­ra­pi­en nicht er­folg­ver­spre­chend oder mög­lich ist, wie bei schwe­ren kör­per­li­chen oder psy­chi­schen Er­kran­kun­gen, kann ei­ne Auf­nah­me in ei­ne dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lung be­wil­ligt wer­den, oh­ne dass die­se Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind.

Art. 11 Indikation  

Die ver­ant­wort­li­che Ärz­tin oder der ver­ant­wort­li­che Arzt stellt die In­di­ka­ti­on. Sie oder er muss vor­her den Ge­sund­heits­zu­stand der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten um­fas­send un­ter­su­chen. Da­bei be­rück­sich­tigt sie oder er die so­zia­len Um­stän­de.

Art. 12 Behandlungsplan  

1 Die Per­so­nen, die die Pa­ti­en­tin oder den Pa­ti­en­ten be­han­deln (Be­hand­lungs­team), er­ar­bei­ten in­ter­dis­zi­pli­när einen Be­hand­lungs­plan. Dar­in le­gen sie die in­di­vi­du­el­len Zie­le der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten in den ver­schie­de­nen Be­treu­ungs­be­rei­chen fest.

2 Sie über­prü­fen wäh­rend der The­ra­pie re­gel­mäs­sig den Be­hand­lungs­plan un­ter Ein­be­zug der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten. Na­ment­lich prü­fen sie, ob die Pa­ti­en­tin oder der Pa­ti­ent nicht in ei­ne an­de­re ge­eig­ne­te The­ra­pie­form über­führt wer­den kann.

Art. 13 Verabreichung, Mitgabe und Einnahme von Diacetylmorphin 7  

1 Das Dia­ce­tyl­mor­phin muss im Rah­men der The­ra­pie grund­sätz­lich in­ner­halb ei­ner In­sti­tu­ti­on mit ei­ner Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 16 Ab­satz 1 un­ter Sicht­kon­trol­le ei­nes Mit­glieds des Be­hand­lungs­teams ver­ab­reicht und ein­ge­nom­men wer­den.

2 Die zu­stän­di­ge Ärz­tin oder der zu­stän­di­ge Arzt oder ei­ne von ihr oder ihm be­auf­trag­te Per­son kann das Dia­ce­tyl­mor­phin auch zu Hau­se oder in ei­ner ge­eig­ne­ten ex­ter­nen In­sti­tu­ti­on nach Ar­ti­kel 14a ver­ab­rei­chen oder in pa­ti­en­ten­spe­zi­fi­schen be­schrif­te­ten Ta­ges­do­sen dort­hin mit­ge­ben.

3 Ei­ner Pa­ti­en­tin oder ei­nem Pa­ti­en­ten kön­nen von der zu­stän­di­gen Ärz­tin oder dem zu­stän­di­gen Arzt oder ei­ner von ihr oder ihm be­auf­trag­ten Per­son bis zu sie­ben Ta­ges­do­sen mit­ge­ge­ben wer­den, wenn die fol­gen­den Be­din­gun­gen er­füllt sind:

a.
Die Pa­ti­en­tin oder der Pa­ti­ent war für min­des­tens 6 Mo­na­te un­un­ter­bro­chen in ei­ner dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­ten Be­hand­lung.
b.
Die Pa­ti­en­tin oder der Pa­ti­ent ist ge­sund­heit­lich und so­zi­al ge­nü­gend sta­bi­li­siert.
c.
Die Miss­brauchs­ge­fahr wird als sehr ge­ring ein­ge­schätzt.

4 Auf be­grün­de­tes Ge­such der zu­stän­di­gen Ärz­tin oder des zu­stän­di­gen Arz­tes hin kann das BAG die Frist nach Ab­satz 3 Buch­sta­be a her­ab­set­zen, wenn es für die Pa­ti­en­tin oder den Pa­ti­en­ten schwie­rig ist, sich re­gel­mäs­sig in die In­sti­tu­ti­on mit ei­ner Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 16 Ab­satz 1 zu be­ge­ben, na­ment­lich bei Ko­mor­bi­di­tät oder Be­rufs­tä­tig­keit.

5 Aus­nahms­wei­se, auf be­grün­de­tes Ge­such der zu­stän­di­gen Ärz­tin oder des zu­stän­di­gen Arz­tes hin, kann das BAG be­wil­li­gen, dass ei­ner Pa­ti­en­tin oder ei­nem Pa­ti­en­ten Ta­ges­do­sen für bis zu einen Mo­nat mit­ge­ge­ben wer­den, wenn:

a.
die Be­din­gun­gen nach Ab­satz 3 Buch­sta­ben a und c er­füllt sind;
b.
die Pa­ti­en­tin oder der Pa­ti­ent be­son­ders gut sta­bi­li­siert ist; und
c.
die Pa­ti­en­tin oder der Pa­ti­ent aus per­sön­li­chen oder be­ruf­li­chen Grün­den für einen be­stimm­ten Zeit­raum ver­rei­sen muss.

6 Bei ei­ner Mit­ga­be nach den Ab­sät­zen 3–5 nimmt die zu­stän­di­ge Ärz­tin oder der zu­stän­di­ge Arzt oder ei­ne von ihr oder ihm be­auf­trag­te Per­son min­des­tens zwei­mal pro Wo­che mit der Pa­ti­en­tin oder dem Pa­ti­en­ten Kon­takt auf, um zu über­prü­fen, ob die­se oder die­ser die Ta­ges­do­sen ver­schrei­bungs­kon­form ein­nimmt. Im Zwei­fels­fall ver­zich­tet sie oder er auf die Er­leich­te­run­gen nach den Ab­sät­zen 3–5.

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 14 Institution für diacetylmorphingestützte Behandlung  

1 In­sti­tu­tio­nen für dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lun­gen (be­han­deln­de In­sti­tu­tio­nen) sind zur Ver­ab­rei­chung und Mit­ga­be von Dia­ce­tyl­mor­phin be­rech­tig­te In­sti­tu­tio­nen, die:

a.
über ei­ne Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 16 Ab­satz 1 ver­fü­gen;
b.
ei­ne in­ter­dis­zi­pli­näre Be­hand­lung und Be­treu­ung ge­währ­leis­ten;
c.
fach­li­che Kom­pe­tenz von Me­di­zi­nal- und an­de­ren Fach­per­so­nen ver­ei­nen;
d.
über aus­rei­chen­des Be­hand­lungs- und Be­treu­ungs­per­so­nal ver­fü­gen;
e.
Räum­lich­kei­ten mit ge­eig­ne­ter In­fra­struk­tur ha­ben; und
f.
die Si­cher­heit und die Qua­li­tät beim Um­gang mit Dia­ce­tyl­mor­phin ge­währ­leis­ten kön­nen.8

2 Trä­ger der In­sti­tu­tio­nen für dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lun­gen kön­nen Kan­to­ne, Ge­mein­den oder pri­va­te Or­ga­ni­sa­tio­nen sein.

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 14a Geeignete externe Institution 9  

1 Die be­han­deln­de In­sti­tu­ti­on kann die Ver­ab­rei­chung und Mit­ga­be von Dia­ce­tyl­mor­phin an ei­ne ge­eig­ne­te ex­ter­ne In­sti­tu­ti­on de­le­gie­ren, wenn die­se:

a.
von der be­han­deln­den In­sti­tu­ti­on an­ge­mes­sen in­for­miert und an­ge­lei­tet wur­de;
b.
über Per­so­nal ver­fügt, das aus­rei­chend aus­ge­bil­det wur­de; und
c.
über Räum­lich­kei­ten und ge­eig­ne­te In­fra­struk­tu­ren ver­fügt.

2 Die be­han­deln­de In­sti­tu­ti­on er­stat­tet dem BAG und den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den für je­de Pa­ti­en­tin und je­den Pa­ti­en­ten un­ver­züg­lich Mel­dung, wenn ei­ne ge­eig­ne­te ex­ter­ne In­sti­tu­ti­on mit der Ver­ab­rei­chung oder der Mit­ga­be des Dia­ce­tyl­mor­phins in pa­ti­en­ten­spe­zi­fi­schen be­schrif­te­ten Ta­ges­do­sen be­auf­tragt wird.

3 Das BAG sieht in der Be­wil­li­gung, die der be­han­deln­den In­sti­tu­ti­on er­teilt wird,an­ge­pass­te Auf­la­gen und Be­din­gun­gen vor, na­ment­lich wenn:

a.
die Be­din­gun­gen nach Ab­satz 1 nicht voll­stän­dig er­füllt sind;
b.
die an­ge­mes­se­ne the­ra­peu­ti­sche Be­glei­tung der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten nicht ge­währ­leis­tet ist.

4 Das BAG lehnt die De­le­ga­ti­on ab, na­ment­lich wenn:

a.
die Be­din­gun­gen nach Ab­satz 1 nicht er­füllt sind;
b.
die an­ge­mes­se­ne the­ra­peu­ti­sche Be­glei­tung der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten nicht ge­währ­leis­tet wer­den kann.

9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 15 Behandlungspersonal  

1 Das Be­hand­lungs­per­so­nal ei­ner be­han­deln­den In­sti­tu­ti­on muss min­des­tens be­ste­hen aus:10

a.
ei­ner Ärz­tin oder ei­nem Arzt, die oder der ver­schrei­bungs­be­rech­tigt und für die me­di­zi­ni­sche Lei­tung ver­ant­wort­lich ist;
b.
ei­ner für die psy­cho­so­zia­le Be­treu­ung ver­ant­wort­li­chen Fach­per­son; und
c.
Per­so­nen, die für die Pfle­ge und die Ab­ga­be der ver­schie­de­nen Prä­pa­ra­te und Arz­nei­mit­tel zu­stän­dig sind.

2 Das Be­hand­lungs­per­so­nal muss fach­lich qua­li­fi­ziert sein und sich re­gel­mäs­sig wei­ter­bil­den.

3 Ei­ne Fach­per­son kann zwei Be­treu­ungs­be­rei­che über­neh­men, so­fern sie da­zu aus­ge­bil­det ist und ih­re Be­treu­ungs­ka­pa­zi­tät dies zu­lässt.

411

10 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

11 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 3. März 2023, mit Wir­kung seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 16 Institutionsbewilligung  

1 Je­de be­han­deln­de In­sti­tu­ti­on be­darf ei­ner Be­wil­li­gung des BAG.12

2 Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn:

a.
die kan­to­na­le Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 3e Ab­satz 1 BetmG er­teilt wur­de;
b.
die Vor­aus­set­zun­gen zur Ver­schrei­bung ei­ner dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­ten Be­hand­lung so­wie die An­for­de­run­gen an das Be­hand­lungs­per­so­nal und die In­sti­tu­ti­on im Sin­ne der Ver­ord­nung er­füllt sind.13

314

4 Die Be­wil­li­gung ist höchs­tens fünf Jah­re gül­tig. Sie kann auf Ge­such hin er­neu­ert wer­den.

12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

14 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 3. März 2023, mit Wir­kung seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 17 Entzug der Institutionsbewilligung  

1 Das BAG ent­zieht der In­sti­tu­ti­on die Be­wil­li­gung, wenn die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind.

2 Ge­stützt auf die Ar­ti­kel 6 und 14a Ab­satz 2 BetmG kann es sie je­der­zeit ent­zie­hen.

Art. 18 Arztbewilligung  

1 Das BAG er­teilt Ärz­tin­nen und Ärz­ten, die zur Ver­schrei­bung von Be­täu­bungs­mit­teln zur Be­hand­lung ab­hän­gi­ger Per­so­nen be­rech­tigt sind, ei­ne Be­wil­li­gung zum Be­zug, zur Ver­ab­rei­chung und zur Mit­ga­be von Dia­ce­tyl­mor­phin im Rah­men ei­ner dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­ten Be­hand­lung (Arzt­be­wil­li­gung), wenn sie über ge­nü­gend Er­fah­rung im Sucht­be­reich ver­fü­gen.15

2 Die Be­wil­li­gung ist höchs­tens fünf Jah­re gül­tig. Sie kann auf Ge­such hin er­neu­ert wer­den.

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 19 Erlöschen der Arztbewilligung  

Die Arzt­be­wil­li­gung er­lischt, so­bald die Be­wil­li­gungs­in­ha­be­rin ih­re oder der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber sei­ne Tä­tig­keit im Rah­men der dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­ten Be­hand­lung auf­gibt.

Art. 20 Entzug der Arztbewilligung  

Das BAG ent­zieht die Arzt­be­wil­li­gung, wenn die Ärz­tin oder der Arzt:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen für de­ren Er­tei­lung nicht mehr er­füllt;
b.
vor­sätz­lich oder wie­der­holt fahr­läs­sig ge­gen das BetmG oder die da­zu ge­hö­ren­den Ver­ord­nun­gen ver­stos­sen hat;
c.
es ver­langt.
Art. 21 Patientenbewilligung  

1 Das BAG er­teilt ei­ner Pa­ti­en­tin oder ei­nem Pa­ti­en­ten ei­ne Be­wil­li­gung zur dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­ten Be­hand­lung (Pa­ti­en­ten­be­wil­li­gung), wenn:

a.
die Auf­nah­me­kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 10 er­füllt sind;
b.
die me­di­zi­ni­sche Lei­tung das Ge­such zur Auf­nah­me in die dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lung und zur Er­tei­lung ei­ner Pa­ti­en­ten­be­wil­li­gung nach Ab­satz 2 be­an­tragt;
c.
die nach Ar­ti­kel 3e Ab­satz 1 BetmG zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de kei­ne Ein­wän­de vor­bringt; und
d.16
die dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lung in ei­ner In­sti­tu­ti­on mit ei­ner Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 16 Ab­satz 1 ver­schrie­ben wird.

2 Ge­su­che um Er­tei­lung ei­ner Pa­ti­en­ten­be­wil­li­gung für die dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lung müs­sen die An­ga­ben nach Ar­ti­kel 9 ent­hal­ten.

3 Bei ei­ner Be­wil­li­gung ei­ner Mit­ga­be ge­mä­ss Ar­ti­kel 13 Ab­satz 5 oder ei­ner Mel­dung ei­ner De­le­ga­ti­on an ei­ne ge­eig­ne­te ex­ter­ne In­sti­tu­ti­on ge­mä­ss Ar­ti­kel 14a Ab­satz 2 kann das BAG die Pa­ti­en­ten­be­wil­li­gung an­pas­sen und an­ge­pass­te Auf­la­gen und Be­din­gun­gen vor­se­hen.17

4 Die Be­wil­li­gung gilt höchs­tens fünf Jah­re. Sie kann auf Ge­such hin er­neu­ert wer­den, so­fern die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen wei­ter­hin er­füllt sind.18

16 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

18 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 22 Erlöschen der Patientenbewilligung  

Die Pa­ti­en­ten­be­wil­li­gung er­lischt:

a.
auf Ver­lan­gen der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten;
b.
bei Ab­mel­dung der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten ge­mä­ss In­di­ka­ti­on durch die be­han­deln­de Ärz­tin oder den be­han­deln­den Arzt.
Art. 23 Entzug der Patientenbewilligung  

Das BAG kann der Pa­ti­en­tin oder dem Pa­ti­en­ten die Be­wil­li­gung für die dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­te Be­hand­lung ent­zie­hen, wenn sie oder er:

a.
nicht ärzt­lich ver­schrie­be­ne Be­täu­bungs­mit­tel in der In­sti­tu­ti­on kon­su­miert;
b.
die im Rah­men der The­ra­pie ab­ge­ge­be­nen Prä­pa­ra­te wei­ter­gibt oder ver­kauft;
c.
Mit­glie­der des Be­hand­lungs­per­so­nals oder an­de­re Per­so­nen in­ner­halb der In­sti­tu­ti­on be­droht oder ge­gen die­se Ge­walt aus­übt;
d.
sich grund­sätz­lich und fort­ge­setzt wei­gert, die Be­gleit­be­hand­lun­gen durch­füh­ren zu las­sen oder durch­zu­füh­ren, so­wie sich all­ge­mein der Be­treu­ung ver­wei­gert;
e.
den üb­ri­gen ge­setz­li­chen oder in­sti­tu­ti­ons­in­ter­nen Be­stim­mun­gen zu­wi­der­han­delt.
Art. 24 Information 19  

Das BAG ver­öf­fent­licht al­le zwei Jah­re einen Be­richt über die Durch­füh­rung und den Ver­lauf so­wie die Ent­wick­lung der dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­ten Be­hand­lung.

19 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 25 Kontrolle  

1 Das BAG übt die Auf­sicht über die In­sti­tu­tio­nen aus. Es führt in en­ger Zu­sam­men­ar­beit mit den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den re­gel­mäs­sig Kon­trol­len durch.

2 Im Rah­men der Kon­trol­len der dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­ten Be­hand­lung kann das BAG Ein­sicht in die Kran­ken­ge­schich­te und in die Be­hand­lungs­plä­ne der be­trof­fe­nen Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten neh­men.

4. Kapitel: Ziele der Schadenminderung

Art. 26 Ziele der Schadenminderung  

Zie­le der Scha­den­min­de­rung sind:

a.
die Ge­sund­heit von Per­so­nen mit pro­ble­ma­ti­schem Kon­sum oder Ab­hän­gig­keit von psy­choak­ti­ven Sub­stan­zen zu er­hal­ten oder zu ver­bes­sern;
b.
Per­so­nen mit pro­ble­ma­ti­schem Kon­sum oder Ab­hän­gig­keit von psy­choak­ti­ven Sub­stan­zen den Zu­gang zum Ge­sund­heits­sys­tem und zu den So­zi­al­hil­fe­stel­len zu si­chern;
c.
Per­so­nen mit pro­ble­ma­ti­schem Kon­sum oder Ab­hän­gig­keit von psy­choak­ti­ven Sub­stan­zen über ri­si­koär­me­re Kon­sum­for­men zu in­for­mie­ren;
d.
den Ein­tritt in ei­ne sub­sti­tu­ti­ons- oder ab­sti­nen­z­ori­en­tier­te The­ra­pie bei Per­so­nen mit sucht­be­ding­ten Stö­run­gen zu för­dern;
e.
bei Per­so­nen mit pro­ble­ma­ti­schem Kon­sum oder Ab­hän­gig­keit von psy­choak­ti­ven Sub­stan­zen die Mo­ti­va­ti­on zur dau­er­haf­ten Ab­sti­nenz von nicht ver­schrie­be­nen kon­trol­lier­ten Sub­stan­zen zu för­dern;
f.
Drit­te und den öf­fent­li­chen Raum vor ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen im Zu­sam­men­hang mit Sucht zu schüt­zen;
g.
die so­zia­le In­te­gra­ti­on von Per­so­nen mit pro­ble­ma­ti­schem Kon­sum oder Ab­hän­gig­keit von psy­choak­ti­ven Sub­stan­zen best­mög­lich zu ge­währ­leis­ten.
Art. 27 Aufgaben des Bundes  

Das BAG för­dert die Ko­or­di­na­ti­on zwi­schen den zu­stän­di­gen Stel­len und de­ren Aus­tausch über neue Ent­wick­lun­gen.

5. Kapitel: Ausnahmebewilligungen

Art. 28 Voraussetzungen  

1 Ei­ne Aus­nah­me­be­wil­li­gung des BAG braucht, wer:

a.
ver­bo­te­ne Be­täu­bungs­mit­tel an­bau­en, ein­füh­ren, her­stel­len oder in Ver­kehr brin­gen will (Art. 8 Abs. 5, 6 und 8 BetmG);
b.
mit ver­bo­te­nen Be­täu­bungs­mit­teln For­schung be­trei­ben will;
c.
Arz­nei­mit­tel mit ver­bo­te­nen Be­täu­bungs­mit­teln ent­wi­ckeln will;
d.
ver­bo­te­ne Be­täu­bungs­mit­tel be­schränkt me­di­zi­nisch ein­set­zen will;
e.
ein zu­ge­las­se­nes Arz­nei­mit­tel mit ver­bo­te­nen Be­täu­bungs­mit­teln an­ders als für die zu­ge­las­se­ne In­di­ka­ti­on an­wen­den will.

2 Fol­gen­de Nach­wei­se sind er­for­der­lich:

a.
für die Be­wil­li­gung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a:
1.
Per­so­nen­da­ten der Ge­such­stel­le­rin oder des Ge­such­stel­lers,
2.
Ver­wen­dungs­zweck der Be­täu­bungs­mit­tel, und
3.
Men­ge und Be­zugs­ort der Be­täu­bungs­mit­tel;
b.
für die Be­wil­li­gung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b der Nach­weis, dass die Vor­aus­set­zun­gen der gu­ten La­bor­pra­xis ein­ge­hal­ten wer­den;
c.20
für die Be­wil­li­gung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be c der Nach­weis, dass die Re­geln der Gu­ten Her­stel­lungs­pra­xis nach An­hang 1 der Arz­nei­mit­tel-Be­wil­li­gungs­ver­ord­nung vom 14. No­vem­ber 201821 und die Be­stim­mun­gen über die kli­ni­schen Ver­su­che nach dem Heil­mit­tel­ge­setz vom 15. De­zem­ber 200022 und der Ver­ord­nung vom 20. Sep­tem­ber 201323 über kli­ni­sche Ver­su­che ein­ge­hal­ten wer­den;
d.
für die Be­wil­li­gung nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben d und e ei­ne schrift­li­che Er­klä­rung der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten, wo­nach sie oder er mit der An­wen­dung ein­ver­stan­den ist.

20 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 8 Ziff. II 2 der Arz­nei­mit­tel-Be­wil­li­gungs­ver­ord­nung vom 14. Nov. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 5029).

21 SR 812.212.1

22 SR 812.21

23 SR 810.305

Art. 29 Kontrolle  

Das BAG kon­trol­liert die In­ha­be­rin­nen und In­ha­ber von Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen für ver­bo­te­ne Be­täu­bungs­mit­tel (Art. 8 Abs. 5, 6 und 8 BetmG).

6. Kapitel: Aufgaben des BAG

Art. 30 Aus -, Weiter- und Fortbildung  

1 Das BAG er­ar­bei­tet na­ment­lich mit Be­hör­den und Fa­ch­or­ga­ni­sa­tio­nen Mass­nah­men zur För­de­rung der Aus-, Wei­ter- und Fort­bil­dung im Be­reich der Sucht von psy­choak­ti­ven Sub­stan­zen.

2 Es kann für Mass­nah­men zur För­de­rung der Wei­ter-, und Fort­bil­dung im Rah­men der be­wil­lig­ten Kre­di­te Fi­nanz­hil­fen ge­wäh­ren.

Art. 31 Empfehlungen zur Qualitätssicherung  

Das BAG er­ar­bei­tet na­ment­lich mit Be­hör­den und Fa­ch­or­ga­ni­sa­tio­nen Emp­feh­lun­gen zur Qua­li­täts­si­che­rung in den Be­rei­chen Prä­ven­ti­on, The­ra­pie und Scha­den­min­de­rung. Es be­rück­sich­tigt da­bei Er­geb­nis­se und Emp­feh­lun­gen aus For­schung und Pra­xis.

Art. 32 Referenzlabor  

1 Das Re­fe­renz­la­bor nach Ar­ti­kel 29cBetmG wird vom BAG ge­führt.

2 Es er­lässt in Zu­sam­men­ar­beit mit den zu­stän­di­gen Fach­ge­sell­schaf­ten und kan­to­na­len Stel­len Emp­feh­lun­gen für die Qua­li­täts­si­che­rung beim quan­ti­ta­ti­ven und qua­li­ta­ti­ven Nach­weis von Be­täu­bungs­mit­teln.

Art. 33 Nationale Beobachtungsstelle  

1 Die na­tio­na­le Be­ob­ach­tungs­stel­le zur Sucht­pro­ble­ma­tik wird vom BAG ge­führt.

2 Die Bun­des­stel­len und die kan­to­na­len Stel­len lie­fern der na­tio­na­len Be­ob­ach­tungs­stel­le auf An­fra­ge die für sie nö­ti­gen In­for­ma­tio­nen und sta­tis­ti­schen Da­ten.

7. Kapitel: Gebühren und Datenschutz 24

24 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

1. Abschnitt: …

Art. 3425  

25 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 3. März 2023, mit Wir­kung seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 35–3726  

26 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 der V vom 14. Dez. 2018, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2019 (AS 2019 155).

2. Abschnitt: Gebühren

Art. 38 Gebühren  

1 Es wer­den fol­gen­de Ge­büh­ren er­ho­ben für:

a.
Ent­schei­de über Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 5 BetmG: 200 bis 2’000 Fran­ken;
b.
Ent­schei­de über Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 6 BetmG: 200 bis 2’000 Fran­ken;
c.
In­spek­tio­nen und Kon­trol­len im Rah­men von Ar­ti­kel 8 BetmG: nach Auf­wand;
d.
Dienst­leis­tun­gen auf Er­su­chen hin: nach Auf­wand.

2 In­ner­halb des in Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b fest­ge­leg­ten Rah­mens wer­den die Ge­büh­ren nach Zeit­auf­wand fest­ge­legt.

3 Für die Be­rech­nung des Auf­wands be­trägt der Stun­den­satz, je nach der er­for­der­li­chen Sach­kennt­nis und der Funk­ti­ons­stu­fe des aus­füh­ren­den Per­so­nals, 100 bis 250 Fran­ken.

4 So­weit die­se Ver­ord­nung kei­ne be­son­de­re Re­ge­lung ent­hält, gel­ten die Be­stim­mun­gen der All­ge­mei­nen Ge­büh­ren­ver­ord­nung vom 8. Sep­tem­ber 200427.

Art. 39 Spezielle Gebühren  

Für Ver­wal­tungs­hand­lun­gen von aus­ser­ge­wöhn­li­chem Um­fang, be­son­de­rer Schwie­rig­keit oder Dring­lich­keit kann das BAG Zu­schlä­ge bis zu 50 Pro­zent der or­dent­li­chen Ge­bühr er­he­ben.

Art. 40 Gebührenfreiheit  

Kei­ne Ge­büh­ren wer­den er­ho­ben für:

a.
Ent­schei­de über Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen für die be­schränk­te me­di­zi­ni­sche An­wen­dung;
b.
Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen für vom Bund sub­ven­tio­nier­te wis­sen­schaft­li­che For­schun­gen;
c.
Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen für Be­kämp­fungs­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 8 BetmG;
d.
Be­wil­li­gun­gen und Kon­trol­len im Be­reich der dia­ce­tyl­mor­phin­ge­stütz­ten Be­hand­lung;
e.
ein­fa­che Aus­künf­te, die mit ge­rin­gem Zeit­auf­wand ver­bun­den sind.

3. Abschnitt: Datenschutz

Art. 41 Bearbeitung von Personendaten  

Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des BAG, der kan­to­na­len Be­hör­den und der In­sti­tu­tio­nen, die im Rah­men von Ar­ti­kel 18e BetmG für die Über­prü­fung der Vor­aus­set­zun­gen und des Ver­laufs der Be­hand­lung von be­täu­bungs­mit­tel­ab­hän­gi­gen Per­so­nen zu­stän­dig sind, be­ar­bei­ten fol­gen­de Per­so­nen­da­ten:28

a.
Na­me und Vor­na­me;
b.
Adres­se und Te­le­fon­num­mer;
c.
Ge­schlecht und Ge­burts­da­tum;
d.
Wohn­sitz­land und Na­tio­na­li­tät, Wohn­kan­ton und Wohn­ort;
e.
Ge­sund­heits­da­ten.

28 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. März 2023, in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 138).

Art. 42 Datenaustausch unter Behörden und Institutionen  

Die Per­so­nen nach Ar­ti­kel 41 tau­schen auf An­fra­ge nur die Per­so­nen­da­ten aus, die für die Über­prü­fung der Vor­aus­set­zun­gen und des Ver­laufs der Be­hand­lung von be­täu­bungs­mit­tel­ab­hän­gi­gen Per­so­nen nö­tig sind.

Art. 43 Weitergabe von Personendaten an Dritte  

Das BAG und das In­sti­tut dür­fen Per­so­nen­da­ten nur an­ony­mi­siert an Drit­te na­ment­lich zu nicht per­so­nen­be­zo­ge­nen Sta­tis­tik-, For­schungs-, Pla­nungs- und Eva­lua­ti­ons­zwe­cken wei­ter­ge­ben.

Art. 44 Weitergabe von Personendaten an ausländische Behörden sowie an supranationale und internationale Organisationen  

1 Das BAG und das In­sti­tut dür­fen an­ony­mi­sier­te Per­so­nen­da­ten an aus­län­di­sche Be­hör­den und In­sti­tu­tio­nen so­wie an su­pra­na­tio­na­le und in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen wei­ter­ge­ben.

2 Sie dür­fen Per­so­nen­da­ten wei­ter­ge­ben, wenn völ­ker­recht­li­che Ver­ein­ba­run­gen oder Be­schlüs­se in­ter­na­tio­na­ler Or­ga­ni­sa­tio­nen dies er­for­dern.

Art. 45 Forschung und Statistik  

1 Die Per­so­nen, die mit der Er­he­bung von Da­ten zum Zweck der For­schung oder der Sta­tis­tik be­traut sind, müs­sen al­le Da­ten über ein­zel­ne na­tür­li­che und ju­ris­ti­sche Per­so­nen, die ih­nen bei der Ar­beit be­kannt wer­den, ge­heim hal­ten.

2 Für die Er­he­bung von Per­so­nen­da­ten zum Zweck der For­schung oder der Sta­tis­tik ist die schrift­li­che Ein­wil­li­gung der be­trof­fe­nen Per­son er­for­der­lich.

3 Per­so­nen­da­ten, die zum Zweck der For­schung oder der Sta­tis­tik er­ho­ben wer­den, dür­fen oh­ne schrift­li­che Zu­stim­mung der be­trof­fe­nen Per­son nicht zu an­de­ren Zwe­cken ver­wen­det wer­den.

8. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 46 Aufhebung bisherigen Rechts  

Die fol­gen­den Ver­ord­nun­gen wer­den auf­ge­ho­ben:

1.
die Ver­ord­nung vom 8. März 199929 über die ärzt­li­che Ver­schrei­bung von He­ro­in;
2.
die Ver­ord­nung vom 23. Ok­to­ber 197830 über Ge­büh­ren für das Be­täu­bungs­mit­tel­la­bo­ra­to­ri­um des Eid­ge­nös­si­schen Ge­sund­heits­am­tes.
Art. 47 Übergangsbestimmungen  

Die beim In­kraft­tre­ten die­ser Ver­ord­nung be­ste­hen­den Be­wil­li­gun­gen und Aus­nah­me­be­wil­li­gun­gen gel­ten bis zum Ab­lauf von de­ren Frist.

Art. 48 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ju­li 2011 in Kraft.

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