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Verordnung
über die Integrität und Transparenz im Heilmittelbereich
(VITH)

vom 10. April 2019 (Stand am 1. Januar 2020)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 4 Absatz 2, 55 Absatz 3 und 56 Absätze 2 und 3 des Heilmittelgesetzes vom 15. Dezember 20001 (HMG),

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand  

Die­se Ver­ord­nung re­gelt die Ein­zel­hei­ten zur In­te­gri­tät und zur Trans­pa­renz­pflicht nach den Ar­ti­keln 55 und 56 HMG.

Art. 2 Begriffe  

Im Sin­nedie­ser Ver­ord­nung gel­ten als:

a.
Fach­per­sonen: Per­so­nen, die ver­schrei­bungs­pflich­ti­ge Arz­nei­mit­tel ver­schrei­ben, ab­ge­ben, ei­gen­ver­ant­wort­lich be­ruf­lich an­wen­den, zu die­sen Zwe­cken ein­kau­fen oder über de­ren Ein­kauf mit­ent­schei­den;
b.
Or­ga­ni­sa­tio­nen: ju­ris­ti­sche Per­so­nen des pri­va­ten oder öf­fent­li­chen Rechts so­wie Ge­sell­schaf­ten und Ein­zel­fir­men, die Fach­per­so­nen be­schäf­ti­gen.

2. Abschnitt: Integrität

Art. 3 Vorteile von bescheidenem Wert  

1 Als Vor­tei­le von be­schei­de­nem Wert nach Ar­ti­kel 55 Ab­satz 2 Buch­sta­be a HMG zu­läs­sig sind Vor­tei­le an Fach­per­so­nen im Ge­samt­wert von höchs­tens 300 Fran­ken pro Fach­per­son und Jahr, die für die me­di­zi­ni­sche oder phar­ma­zeu­ti­sche Pra­xis von Be­lang sind.

2 Ein Vor­teil ist für die me­di­zi­ni­sche oder phar­ma­zeu­ti­sche Pra­xis von Be­lang, wenn er in di­rek­tem Zu­sam­men­hang mit der Be­rufs­aus­übung der Fach­per­son steht oder di­rekt der Kund­schaft der Fach­per­son zu­gu­te­kommt.

3 Ge­win­ne und Prei­se im Rah­men von Wett­be­wer­ben sind nur zu­läs­sig, wenn:

a.
sie aus ei­nem Vor­teil von be­schei­de­nem Wert und von Be­lang für die me­di­zi­ni­sche oder phar­ma­zeu­ti­sche Pra­xis be­ste­hen;
b.
der Wett­be­werb sich aus­sch­liess­lich an den Adres­sa­ten­kreis für Fach­wer­bung im Sin­ne von Ar­ti­kel 3 der Arz­nei­mit­tel-Wer­be­ver­ord­nung vom 17. Ok­to­ber 20012 (AWV) rich­tet; und
c.
die Teil­nah­me am Wett­be­werb nicht an den Ein­kauf von ver­schrei­bungs­pflich­ti­gen Arz­nei­mit­teln ge­knüpft ist.
Art. 4 Unterstützungsbeiträge für Forschung, Lehre und Infrastruktur  

Als Un­ter­stüt­zungs­bei­trä­ge an Or­ga­ni­sa­tio­nen für For­schung, Leh­re und In­fra­struk­tur nach Ar­ti­kel 55 Ab­satz 2 Buch­sta­be b HMG zu­läs­sig sind Bei­trä­ge, die:

a.
nicht ei­ner Fach­per­son selbst an­ge­bo­ten, ver­spro­chen oder ge­währt wer­den, son­dern der Or­ga­ni­sa­ti­on, wel­che die Fach­per­son be­schäf­tigt;
b.
auf ei­ner schrift­li­chen Ver­ein­ba­rung ba­sie­ren, wor­aus der be­ab­sich­tig­te Ver­wen­dungs­zweck her­vor­geht;
c.
aus­sch­liess­lich zweck­ge­bun­den ver­wen­det wer­den;
d.
nicht an Be­din­gun­gen oder Auf­la­gen ge­knüpft sind, die die Ver­schrei­bung, Ab­ga­be, An­wen­dung oder den Be­zug be­stimm­ter ver­schrei­bungs­pflich­ti­ger Arz­nei­mit­tel be­tref­fen;
e.
auf ein da­für be­stimm­tes Kon­to der Or­ga­ni­sa­ti­on über­wie­sen wer­den, wor­auf Fach­per­so­nen kei­nen al­lei­ni­gen Zu­griff ha­ben; und
f.
in der Buch­hal­tung der Or­ga­ni­sa­ti­on aus­ge­wie­sen wer­den.
Art. 5 Unterstützungsbeiträge für die Weiter- oder Fortbildung von Fachpersonen  

1 Als Un­ter­stüt­zungs­bei­trä­ge für die Wei­ter- oder Fort­bil­dung von Fach­per­so­nen nach Ar­ti­kel 55 Ab­satz 2 Buch­sta­be b HMG zu­läs­sig sind Bei­trä­ge, die die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 4 Buch­sta­ben a–f er­fül­len.

2 Die Or­ga­ni­sa­ti­on muss un­ab­hän­gig über die Art und Aus­wahl der Wei­ter- oder Fort­bil­dung so­wie über die teil­neh­men­den Fach­per­so­nen ent­schei­den.

Art. 6 Unterstützungsbeiträge für die Teilnahme an Veranstaltungen zur Weiter- oder Fortbildung von Fachpersonen  

1 Un­ter­stüt­zungs­bei­trä­ge für die Teil­nah­me an Ver­an­stal­tun­gen zur Wei­ter- oder Fort­bil­dung von Fach­per­so­nen nach Ar­ti­kel 55 Ab­satz 2 Buch­sta­be b HMG sind zu­läs­sig, so­fern sie schrift­lich ver­ein­bart wer­den und die teil­neh­men­den Fach­per­so­nen oder die sie be­schäf­ti­gen­den Or­ga­ni­sa­tio­nen einen an­ge­mes­se­nen Bei­trag an die Ver­an­stal­tungs­kos­ten leis­ten (Selbst­kos­ten­bei­trag).

2 Der Selbst­kos­ten­bei­trag be­trägt pro Per­son, die an ei­ner Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung teil­nimmt, min­des­tens einen Drit­tel, und pro Per­son, die an ei­ner Wei­ter­bil­dungs­ver­an­stal­tung teil­nimmt, min­des­tens einen Fünf­tel fol­gen­der Kos­ten:

a.
Teil­nah­me­ge­büh­ren;
b.
Hin- und Rück­rei­se;
c.
Un­ter­kunft und Ver­pfle­gung; und
d.
An­ge­bo­te, die für die Teil­nah­me an der Ver­an­stal­tung nicht er­for­der­lich sind (Rah­men­pro­gram­me) und die von deut­lich un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung sind.

3 Von ei­nem Selbst­kos­ten­bei­trag kann ab­ge­se­hen wer­den, so­fern:

a.
die teil­neh­men­de Fach­per­son wäh­rend der Ver­an­stal­tung ei­ne gleich­wer­ti­ge Ge­gen­leis­tung nach Ar­ti­kel 7 er­bringt;
b.
ei­ne Ver­an­stal­tung kei­ne Über­nach­tung der teil­neh­men­den Fach­per­so­nen vor Ort er­for­dert und oh­ne ei­ne all­fäl­li­ge Ver­pfle­gung im An­schluss an den fach­li­chen Teil höchs­tens einen hal­b­en Ar­beits­tag dau­ert.

4 Nicht zu­läs­sig sind:

a.
die gan­ze oder teil­wei­se Rück­er­stat­tung des Selbst­kos­ten­bei­trags;
b.
die Über­nah­me in­di­rek­ter Teil­nah­me­kos­ten wie Ar­beits- oder Ein­kom­mens­aus­fall;
c.
die Über­nah­me der Kos­ten von Rah­men­pro­gram­men, die in Be­zug auf den fach­li­chen Teil der Ver­an­stal­tung nicht von deut­lich un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung sind;
d.
die Über­nah­me der Kos­ten von Rei­se, Un­ter­kunft, Ver­pfle­gung oder Rah­men­pro­gram­men von Be­gleit­per­so­nen der teil­neh­men­den Fach­per­so­nen, auch wenn die Be­gleit­per­so­nen selbst Fach­per­so­nen sind.
Art. 7 Abgeltungen für gleichwertige Gegenleistungen  

1 Als Ab­gel­tun­gen für gleich­wer­ti­ge Ge­gen­leis­tun­gen ei­ner Fach­per­son oder Or­ga­ni­sa­ti­on nach Ar­ti­kel 55 Ab­satz 2 Buch­sta­be c HMG zu­läs­sig sind Ab­gel­tun­gen, die:

a.
auf ei­ner schrift­li­chen Ver­ein­ba­rung ba­sie­ren, wor­aus Art und Um­fang von Ge­gen­leis­tung und Ab­gel­tung her­vor­geht; und
b.
in ei­nem an­ge­mes­se­nen Ver­hält­nis zur Ge­gen­leis­tung ste­hen.

2 Im Rah­men ei­nes Fach­ge­sprächs ist die Über­nah­me von Ver­pfle­gungs­kos­ten bis höchs­tens 100 Fran­ken von der Ver­pflich­tung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a aus­ge­nom­men.

3 Nicht ab­ge­gol­ten wer­den dür­fen ins­be­son­de­re Leis­tun­gen, die ei­ne Fach­per­son oder Or­ga­ni­sa­ti­on:

a.
für sich selbst er­bringt;
b.
in Er­fül­lung ge­setz­li­cher Ver­pflich­tun­gen er­bringt; oder
c.
an­der­wei­tig ver­gü­tet er­hält.

4 Ab­gel­tun­gen nach Ab­satz 1 sind ins­be­son­de­re zu­läs­sig für:

a.
Ge­gen­leis­tun­gen beim Ein­kauf von ver­schrei­bungs­pflich­ti­gen Arz­nei­mit­teln wie die Über­nah­me von Lo­gis­ti­k­auf­wand, La­ger­kos­ten oder La­ger­ri­si­ko;
b.
Lehr-, Gut­ach­tens- und Be­ra­tungs­tä­tig­kei­ten oder die Durch­füh­rung von wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en und kli­ni­schen Ver­su­chen;
c.
Pra­xi­ser­fah­rungs­be­rich­te, die in ei­nem wis­sen­schaft­lich an­er­kann­ten Fach­me­di­um pu­bli­ziert sind;
d.
Mit­wir­kung in Be­ra­tungs­gre­mi­en, Work­shops oder an Markt­for­schun­gen, so­weit kein Wer­bezweck be­steht.
Art. 8 Rabatte  

1 Ein Preis­ra­batt ent­spricht der Dif­fe­renz zwi­schen dem Stan­dard­preis ei­nes Pro­dukts und dem im Rah­men ei­ner Trans­ak­ti­on ef­fek­tiv be­zahl­ten Preis. Für Arz­nei­mit­tel der Spe­zia­li­tä­ten­lis­te liegt ein Preis­ra­batt ins­be­son­de­re vor, wenn der ef­fek­tiv be­zahl­te Preis un­ter dem Fa­bri­k­ab­ga­be­preis liegt.

2 Die Lie­fe­rung ei­ner grös­se­ren Men­ge, als be­stellt und in Rech­nung ge­stellt wird, ist un­zu­läs­sig.

Art. 9 Musterpackungen  

Mus­ter­pa­ckun­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 10 AWV3 dür­fen von Fach­per­so­nen, die sie er­hal­ten, nicht ver­kauft wer­den.

3. Abschnitt: Transparenz

Art. 10  

1 Sämt­li­che Preis­ra­bat­te und Rück­ver­gü­tun­gen, die beim Heil­mit­te­lein­kauf Per­so­nen oder Or­ga­ni­sa­tio­nen ge­währt wer­den, die Heil­mit­tel ver­schrei­ben, ab­ge­ben, an­wen­den oder zu die­sem Zweck ein­kau­fen, sind dem Bun­des­amt für Ge­sund­heit auf Ver­lan­gen of­fen­zu­le­gen.

2 Die Trans­pa­renz­pflicht nach Ar­ti­kel 56 HMG gilt nicht für den Ein­kauf von frei­ver­käuf­li­chen Arz­nei­mit­teln (Ab­ga­be­ka­te­go­rie E) und klas­si­schen Me­di­zin­pro­duk­ten der Klas­se I ge­mä­ss An­hang IX der Richt­li­nie 93/42/EWG4 über Me­di­zin­pro­duk­te.

4 Richt­li­nie 93/42/EWG des Ra­tes vom 14. Ju­ni 1993 über Me­di­zin­pro­duk­te, ABl. L 169 vom 12.7.1993, S. 1; zu­letzt ge­än­dert durch die Richt­li­nie 2007/47/EG, ABl. L 247 vom 21.9.2007, S. 21.

4. Abschnitt: Kontrolle

Art. 11  

Wer Heil­mit­tel her­stellt oder ver­treibt, die von den Be­stim­mun­gen über die In­te­gri­tät und Trans­pa­renz er­fasst wer­den, muss:

a.
ei­ne Per­son be­zeich­nen, die dem Bun­des­amt für Ge­sund­heit auf Ver­lan­gen al­le ge­for­der­ten Un­ter­la­gen und In­for­ma­tio­nen lie­fert;
b.
sämt­li­che im Sin­ne die­ser Ver­ord­nung mit Fach­per­so­nen und Or­ga­ni­sa­tio­nen ge­schlos­se­nen Ver­ein­ba­run­gen nach de­ren letz­ter Ver­wen­dung wäh­rend zehn Jah­ren auf­be­wah­ren;
c.
ein Ver­zeich­nis al­ler Fach­per­so­nen und Or­ga­ni­sa­tio­nen füh­ren, die ge­büh­ren­de Vor­tei­le im Sin­ne die­ser Ver­ord­nung er­hal­ten ha­ben.

5. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 12 Änderung anderer Erlasse  

Die Än­de­rung an­de­rer Er­las­se wird im An­hang ge­re­gelt.

Art. 13 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 2020 in Kraft.

Anhang

(Art. 12)

Änderung anderer Erlasse

Die nachstehenden Verordnungen werden wie folgt geändert:

...5

5 Die Änderungen können unter AS 2019 1395konsultiert werden.

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