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Bundesgesetz
über den Schutz vor Gefährdungen
durch nichtionisierende Strahlung und Schall
(NISSG)

vom 16. Juni 2017 (Stand am 1. Juni 2019)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 95 Absatz 1 sowie 118 Absatz 2 Buchstaben a und b
der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 11. Dezember 20152,

beschliesst:

1

Art. 1 Zweck und Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz soll den Men­schen vor Ge­fähr­dun­gen durch nich­tio­ni­sie­ren­de Strah­lung und Schall schüt­zen.

2 Zu die­sem Zweck ent­hält es Be­stim­mun­gen über:

a.
die Ver­wen­dung von Pro­duk­ten;
b.
Mass­nah­men bei ge­sund­heits­ge­fähr­den­den Ex­po­si­tio­nen ge­gen­über nicht-io­ni­sie­ren­der Strah­lung und Schall;
c.
die In­for­ma­ti­on der Öf­fent­lich­keit.

3 Es ist an­wend­bar, so­weit der Schutz nach Ab­satz 1 nicht durch an­de­re bun­des­recht­li­che Be­stim­mun­gen ge­währ­leis­tet ist.

Art. 2 Begriffe  

In die­sem Ge­setz be­deu­ten:

a.
nich­tio­ni­sie­ren­de Strah­lung: elek­tro­ma­gne­ti­sche Fel­der mit ei­ner Wel­len­län­ge grös­ser als 100 Na­no­me­ter;
b.
Schall: Hör­schall, In­fra­schall und Ul­tra­schall;
c.
Pro­dukt:ver­wen­dungs­be­rei­te be­weg­li­che Sa­che, die nich­tio­ni­sie­ren­de Strah­lung oder Schall er­zeugt, auch wenn sie einen Teil ei­ner an­de­ren be­weg­li­chen Sa­che oder ei­ner un­be­weg­li­chen Sa­che bil­det.
Art. 3 Verwendung von Produkten  

1 Wer ein Pro­dukt in­stal­liert, ver­wen­det oder war­tet, muss die Si­cher­heits­vor­ga­ben des Her­stel­lers be­fol­gen und si­cher­stel­len, dass die Ge­sund­heit des Men­schen nicht oder nur ge­ring­fü­gig ge­fähr­det wird.

2 Der Bun­des­rat kann für die ge­werb­li­che oder be­ruf­li­che Ver­wen­dung von Pro­duk­ten mit Ge­fähr­dungs­po­ten­zi­al vor­se­hen, dass:

a.
ein Sach­kun­denach­weis zu er­brin­gen ist;
b.
ei­ne ge­eig­ne­te Fach­per­son ein­zu­be­zie­hen ist.

3 Er kann An­for­de­run­gen an die Aus­bil­dung für den Sach­kun­denach­weis nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a fest­le­gen.

Art. 4 Massnahmen bei gesundheitsgefährdenden Expositionen  

1 Der Bun­des­rat kann Be­stim­mun­gen er­las­sen über Mass­nah­men, mit de­nen die Ri­si­ken von ge­sund­heits­ge­fähr­den­den Ex­po­si­tio­nen ge­gen­über nich­tio­ni­sie­ren­der Strah­lung und Schall re­du­ziert wer­den kön­nen so­wie Schä­di­gun­gen vor­ge­beugt wer­den kann.

2 Er kann ins­be­son­de­re:

a.
Be­las­tungs­wer­te fest­le­gen und de­ren Über­wa­chung re­geln;
b.
ei­ne In­for­ma­ti­ons­pflicht vor­se­hen;
c.
Schutz­mass­nah­men vor­se­hen;
d.
ei­ne Mel­de­pflicht für Ver­an­stal­tun­gen vor­se­hen.
Art. 5 Verbote  

Kann die Ge­sund­heit des Men­schen durch kei­ne an­de­re Mass­nah­me hin­rei­chend ge­schützt wer­den, so kann der Bun­des­rat:

a.
die Ein­fuhr, die Durch­fuhr, die Ab­ga­be oder den Be­sitz von Pro­duk­ten mit er­heb­li­chem Ge­fähr­dungs­po­ten­zi­al ver­bie­ten;
b.
ge­werb­li­che oder be­ruf­li­che Pro­duk­te­ver­wen­dun­gen mit er­heb­li­chem Ge­fähr­dungs­po­ten­zi­al ver­bie­ten.
Art. 6 Information der Öffentlichkeit  

Das Bun­des­amt für Ge­sund­heit in­for­miert die Öf­fent­lich­keit über ge­sund­heits­re­le­van­te Aus­wir­kun­gen und Ri­si­ken von nich­tio­ni­sie­ren­der Strah­lung und Schall.

Art. 7 Vollzug durch den Bund  

1 Der Bund voll­zieht die­ses Ge­setz un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 8.

2 Der Bun­des­rat kann für Kon­trol­len von Teil­be­rei­chen der Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 4 den Bund für zu­stän­dig er­klä­ren.

Art. 8 Vollzug durch die Kantone  

Die Kan­to­ne kon­trol­lie­ren stich­pro­ben­wei­se die Ein­hal­tung:

a.
der Si­cher­heits­vor­ga­ben des Her­stel­lers nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 bei der ge­werb­li­chen oder be­ruf­li­chen In­stal­la­ti­on, Ver­wen­dung und War­tung bei Pro­duk­ten mit Ge­fähr­dungs­po­ten­zi­al;
b.
der Pflicht nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 zur Er­brin­gung ei­nes Sach­kun­denach­wei­ses oder zum Ein­be­zug ei­ner Fach­per­son;
c.
der ge­stützt auf Ar­ti­kel 4 fest­ge­leg­ten Mass­nah­men;
d.
von Ab­ga­be- und Be­sitz­ver­bo­ten nach Ar­ti­kel 5 Buch­sta­be a;
e.
von Ver­wen­dungs­ver­bo­ten nach Ar­ti­kel 5 Buch­sta­be b.
Art. 9 Verwaltungsmassnahmen  

1 Die Voll­zugs­or­ga­ne kön­nen die In­stal­la­ti­on, Ver­wen­dung und War­tung von Pro­duk­ten so­wie die Um­set­zung der Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 4 vor Ort kon­trol­lie­ren.

2 Sie kön­nen ge­eig­ne­te Mass­nah­men ver­fü­gen oder vor Ort an­ord­nen, wenn die Kon­trol­le er­gibt, dass Vor­schrif­ten oder Si­cher­heits­vor­ga­ben des Her­stel­lers nicht ein­ge­hal­ten wer­den.

3 Ist es zum Schutz der Ge­sund­heit der Ver­wen­de­rin oder des Ver­wen­ders oder Drit­ter er­for­der­lich, so kön­nen sie ins­be­son­de­re:

a.
ei­ne War­nung der Öf­fent­lich­keit vor den Ge­fah­ren ei­ner Ver­wen­dung an­ord­nen;
b.
bei Miss­ach­tung ei­nes Be­sitz-, Ab­ga­be- oder Ver­wen­dungs­ver­bots das Pro­dukt ein­zie­hen und ver­nich­ten oder un­brauch­bar ma­chen;
c.
bei Miss­ach­tung der Si­cher­heits­vor­ga­ben des Her­stel­lers bei der ge­werb­li­chen oder be­ruf­li­chen In­stal­la­ti­on, Ver­wen­dung oder War­tung das Pro­dukt ein­zie­hen und ver­nich­ten oder un­brauch­bar ma­chen;
d.
die un­ver­züg­li­che Ein­stel­lung ge­sund­heits­ge­fähr­den­der Ex­po­si­tio­nen an­ord­nen;
e.
bei wie­der­holt un­sach­ge­mäs­ser, ge­werb­li­cher oder be­ruf­li­cher Ver­wen­dung von Pro­duk­ten mit Ge­fähr­dungs­po­ten­zi­al die Ab­er­ken­nung des Sach­kun­denach­wei­ses ver­an­las­sen.

4 Sie war­nen die Öf­fent­lich­keit vor ge­fähr­li­chen Ver­wen­dun­gen, wenn die Ver­wen­de­rin oder der Ver­wen­der nicht oder nicht recht­zei­tig wirk­sa­me Mass­nah­men trifft.

Art. 10 Gebühren  

1 Der Bun­des­rat re­gelt die Ge­büh­ren für die Kon­trol­len und Mass­nah­men der Voll­zugs­or­ga­ne des Bun­des.

2 Für Kon­trol­len, die zu kei­nen Be­an­stan­dun­gen füh­ren, wer­den kei­ne Ge­büh­ren er­ho­ben.

Art. 11 Datenschutz  

Die Voll­zugs­or­ga­ne sind be­rech­tigt, Per­so­nen­da­ten zu be­ar­bei­ten und un­ter­ein­an­der wei­ter­zu­ge­ben, so­weit es für den ein­heit­li­chen Voll­zug die­ses Ge­set­zes er­for­der­lich ist.

Art. 12 Vergehen  

Wer vor­sätz­lich ein Pro­dukt ein­führt, durch­führt, ab­gibt, be­sitzt oder ver­wen­det, das ei­nem Ver­bot nach Ar­ti­kel 5 un­ter­liegt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 13 Übertretungen  

1 Mit Bus­se bis zu 40 000 Fran­ken wird be­straft, wer vor­sätz­lich:

a.
bei der ge­werb­li­chen oder be­ruf­li­chen In­stal­la­ti­on, Ver­wen­dung oder War­tung die Si­cher­heits­vor­ga­ben des Her­stel­lers nicht be­folgt;
b.
ge­gen die Pflicht nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 zur Er­brin­gung ei­nes Sach­kun­denach­wei­ses oder zum Ein­be­zug ei­ner Fach­per­son ver­stösst;
c.
ge­gen die durch den Bun­des­rat fest­ge­leg­ten Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 2 ver­stösst;
d.
ge­gen ei­ne Aus­füh­rungs­be­stim­mung, de­ren Über­tre­tung für straf­bar er­klärt wird, oder ei­ne un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels an ihn ge­rich­te­te Ver­fü­gung ver­stösst.

2 Han­delt die Tä­te­rin oder der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken.

3 Mit Bus­se bis zu 40 000 Fran­ken wird be­straft, wer fahr­läs­sig ein Pro­dukt ein­führt, durch­führt, ab­gibt, be­sitzt oder ver­wen­det, das ei­nem Ver­bot nach Ar­ti­kel 5 un­ter­liegt.

4 Die Ar­ti­kel 6 und 7 des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 19743 über das Ver­wal­tungs­straf­recht sind an­wend­bar.

Art. 14 Evaluation  

Der Bun­des­rat er­stat­tet dem Par­la­ment spä­tes­tens 8 Jah­re nach In­kraft­tre­ten Be­richt über die Wirk­sam­keit und Not­wen­dig­keit die­ses Ge­set­zes.

Art. 15 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

In­kraft­tre­ten: 1. Ju­ni 20194

4 BRB vom 27. Fe­br. 2019

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