Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Verordnung
über den Umgang mit Organismen in der Umwelt
(Freisetzungsverordnung, FrSV)

vom 10. September 2008 (Stand am 1. Januar 2020)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 29c Absätze 2 und 3, 29d Absätze 2 und 4, 29f, 38 Absatz 3, 39 Absatz 1, 41 Absätze 2 und 3, 44 Absatz 3, 46 Absätze 2 und 3, 48 Absatz 2
und 59b des Umweltschutzgesetzes vom 7. Oktober 19831 (USG),
auf die Artikel 11 Absatz 2, 12 Absatz 2, 14, 17 Absätze 1, 2, 4 und 5, 19, 20
Absätze 1–3, 24 Absätze 2 und 3, 25 und 34 des Gentechnikgesetzes vom
21. März 20032 (GTG)
und auf die Artikel 29a Absätze 2 und 3 sowie 29d des Epidemiengesetzes
vom 18. Dezember 19703
sowie in Ausführung der Artikel 8 und 19 des Übereinkommens vom 5. Juni 19924 über die biologische Vielfalt,

verordnet:

1 SR 814.01

2 SR 814.91

3 [AS 1974 1071, 1985 1992Ziff. I 2, 1991 362Ziff. II 405, 1997 1155Anhang Ziff. 5, 2000 1891Ziff. III 2, 2001 2790Anhang Ziff. 6, 2003 4803Anhang Ziff. 7, 2004 4763Anhang Ziff. II 3, 2005 2293, 2006 2197Anhang Ziff. 95 4137, 2008 3437Ziff. II 34, 2012 7281. AS 2015 1435Art. 85 Ziff. 1]. Siehe heute: das Epidemiengesetz vom 28. Sept. 2012 (SR818.101).

4 SR 0.451.43

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Zweck  

1 Die­se Ver­ord­nung soll den Men­schen, die Tie­re und die Um­welt so­wie die bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung vor Ge­fähr­dun­gen und Be­ein­träch­ti­gun­gen durch den Um­gang mit Or­ga­nis­men, de­ren Stoff­wech­sel­pro­duk­ten und Ab­fäl­len schüt­zen.

2 Sie soll zu­dem beim Um­gang mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men, de­ren Stoff­wech­sel­pro­duk­ten und Ab­fäl­len die Wahl­frei­heit der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten ge­währ­leis­ten so­wie die Pro­duk­ti­on von Er­zeug­nis­sen oh­ne gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men schüt­zen.

Art. 2 Gegenstand und Geltungsbereich  

1 Die­se Ver­ord­nung re­gelt den Um­gang mit Or­ga­nis­men so­wie mit ih­ren Stoff­wech­sel­pro­duk­ten und Ab­fäl­len in der Um­welt, ins­be­son­de­re mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten, pa­tho­ge­nen oder ge­biets­frem­den Or­ga­nis­men.

2 Für den Um­gang mit Or­ga­nis­men in ge­schlos­se­nen Sys­te­men gilt die Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 20125 (ESV).6

3 Für den Ar­beit­neh­mer­schutz beim Um­gang mit Mi­kro­or­ga­nis­men gilt die Ver­ord­nung vom 25. Au­gust 19997 über den Schutz der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer vor Ge­fähr­dung durch Mi­kro­or­ga­nis­men.

4 Für das In­ver­kehr­brin­gen pa­tho­ge­ner Or­ga­nis­men:

a.
zur Ver­wen­dung als Pflan­zen­schutz­mit­tel in der Land­wirt­schaft gilt die Pflan­zen­schutz­mit­tel­ver­ord­nung vom 18. Mai 20058;
b.
zur Ver­wen­dung als Bio­zid­pro­dukt gilt die Bio­zid­pro­duk­te­ver­ord­nung vom 18. Mai 20059.

5 Für das In­ver­kehr­brin­gen ge­biets­frem­der In­sek­ten, Mil­ben und Fa­den­wür­mer zur Ver­wen­dung als Pflan­zen­schutz­mit­tel in der Land­wirt­schaft so­wie für Frei­set­zungs­ver­su­che mit sol­chen Or­ga­nis­men gilt die Pflan­zen­schutz­mit­tel­ver­ord­nung vom 18. Mai 2005.

6 Die­se Ver­ord­nung gilt nicht für den Um­gang mit Or­ga­nis­men:

a.
im Rah­men kli­ni­scher Ver­su­che am Men­schen;
b.10
die in der Ver­ord­nung auf­ge­führt sind, die das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Wirt­schaft, Bil­dung und For­schung und das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on (UVEK) ge­stützt auf Ar­ti­kel 4 Ab­satz 3 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung vom 31. Ok­to­ber 201811 er­las­sen ha­ben, oder für die die zwei ge­nann­ten De­par­te­men­te ge­stützt auf Ar­ti­kel 24 Ab­satz 2 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung ein Schutz­ge­biet aus­ge­schie­den ha­ben;
c.12
die in der Ver­ord­nung, die das Bun­des­amt für Land­wirt­schaft (BLW) be­zie­hungs­wei­se das Bun­des­amt für Um­welt (BA­FU) ge­stützt auf Ar­ti­kel 5 Ab­satz 2 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung er­las­sen hat, als po­ten­zi­el­le Qua­ran­tä­ne­or­ga­nis­men fest­ge­legt wor­den sind.

5 SR 814.912

6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

7 SR 832.321

8 [AS 2005 303540975211, 2006 4851, 2007 821Ziff. III 1469 An­hang 4 Ziff. 54 1843 4541 6291, 2008 21554377An­hang 5 Ziff. 11 5271, 2009 401An­hang Ziff. 3 2845, 2010 21013845. AS 20102331Art. 84]. Sie­he heu­te: die V vom 12. Mai 2010 (SR 916.161).

9 SR 813.12

10 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 8 Ziff. 3 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung vom 31. Okt. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 4209).

11 SR 916.20

12 Ein­ge­fügt durch An­hang 8 Ziff. 3 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung vom 31. Okt. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 4209).

Art. 3 Begriffe  

1 Im Sin­ne die­ser Ver­ord­nung gel­ten als:

a.
Or­ga­nis­men: zel­lu­lä­re oder nicht­zel­lu­lä­re bio­lo­gi­sche Ein­hei­ten, die fä­hig sind, sich zu ver­meh­ren oder ge­ne­ti­sches Ma­te­ri­al zu über­tra­gen, ins­be­son­de­re Tie­re, Pflan­zen und Mi­kro­or­ga­nis­men; ih­nen gleich­ge­stellt sind Ge­mi­sche, Ge­gen­stän­de und Er­zeug­nis­se, die sol­che Ein­hei­ten ent­hal­ten;
b.13
Mi­kro­or­ga­nis­men: mi­kro­bio­lo­gi­sche Ein­hei­ten, ins­be­son­de­re Bak­te­ri­en, Al­gen, Pil­ze, Pro­to­zoen, Vi­ren und Vi­ro­i­de; ih­nen gleich­ge­stellt sind Zell­kul­tu­ren, Prio­nen und bio­lo­gisch ak­ti­ves ge­ne­ti­sches Ma­te­ri­al;
c.
wir­bel­lo­se Klein­tie­re: Glie­der­füs­ser, Rin­gel-, Fa­den- und Platt­wür­mer;
d.
gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men: Or­ga­nis­men, de­ren ge­ne­ti­sches Ma­te­ri­al durch gen­tech­ni­sche Ver­fah­ren nach An­hang 1 so ver­än­dert wor­den ist, wie dies un­ter na­tür­li­chen Be­din­gun­gen durch Kreu­zen oder na­tür­li­che Re­kom­bi­na­ti­on nicht vor­kommt, so­wie pa­tho­ge­ne oder ge­biets­frem­de Or­ga­nis­men, die zu­gleich gen­tech­nisch ver­än­dert sind;
e.14
pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men: Or­ga­nis­men, die beim Men­schen, bei do­mes­ti­zier­ten Tie­ren und Pflan­zen, bei der Wild­flo­ra oder -fau­na oder bei an­de­ren Or­ga­nis­men Krank­hei­ten ver­ur­sa­chen kön­nen, so­wie ge­biets­frem­de Or­ga­nis­men, die zu­gleich pa­tho­gen sind;
f.15
ge­biets­frem­de Or­ga­nis­men: Or­ga­nis­men ei­ner Art, Un­ter­art oder tiefe­ren ta­xo­no­mi­schen Ein­heit, wenn:
1.
de­ren na­tür­li­ches Ver­brei­tungs­ge­biet we­der in der Schweiz noch in den üb­ri­gen EFTA- und den EU-Mit­glied­staa­ten (oh­ne Über­see­ge­bie­te) liegt, und
2.
sie nicht für die Ver­wen­dung in der Land­wirt­schaft oder dem pro­du­zie­ren­den Gar­ten­bau der­art ge­züch­tet wor­den sind, dass ih­re Über­le­bens­fä­hig­keit in der Na­tur ver­min­dert ist;
g.16
h.
in­va­si­ve ge­biets­frem­de Or­ga­nis­men: ge­biets­frem­de Or­ga­nis­men, von de­nen be­kannt ist oder an­ge­nom­men wer­den muss, dass sie sich in der Schweiz aus­brei­ten und ei­ne so ho­he Be­stan­des­dich­te er­rei­chen kön­nen, dass da­durch die bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung be­ein­träch­tigt oder Mensch, Tier oder Um­welt ge­fähr­det wer­den kön­nen;
i.
Um­gang mit Or­ga­nis­men in der Um­welt: je­de be­ab­sich­tig­te Tä­tig­keit mit Or­ga­nis­men, die aus­ser­halb ei­nes ge­schlos­se­nen Sys­tems statt­fin­det, ins­be­son­de­re das Ver­wen­den, Ver­ar­bei­ten, Ver­meh­ren, Ver­än­dern, das Durch­füh­ren von Frei­set­zungs­ver­su­chen, das In­ver­kehr­brin­gen, Trans­por­tie­ren, La­gern oder Ent­sor­gen;
j.
di­rek­ter Um­gang mit Or­ga­nis­men in der Um­welt: der Um­gang mit Or­ga­nis­men in der Um­welt, aus­ge­nom­men der Um­gang mit Arz­nei-, Le­bens- und Fut­ter­mit­teln;
k.
In­ver­kehr­brin­gen: die Ab­ga­be von Or­ga­nis­men an Drit­te in der Schweizfür den Um­gang in der Um­welt, ins­be­son­de­re das Ver­kau­fen, Tau­schen, Schen­ken, Ver­mie­ten, Ver­lei­hen und Zu­sen­den zur An­sicht, so­wie die Ein­fuhr für den Um­gang in der Um­welt.

2 Die Ab­ga­be von Or­ga­nis­men zur Durch­füh­rung von Frei­set­zungs­ver­su­chen gilt nicht als In­ver­kehr­brin­gen.

13 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

14 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

15 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

16 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, mit Wir­kung seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

2. Kapitel: Anforderungen an den Umgang mit Organismen in der Umwelt

1. Abschnitt: Allgemeine Anforderungen an den Umgang mit Organismen

Art. 4 Selbstkontrolle für das Inverkehrbringen  

1 Wer Or­ga­nis­men für den Um­gang in der Um­welt in Ver­kehr brin­gen will, muss vor­gän­gig:

a.
die mög­li­chen Ge­fähr­dun­gen und Be­ein­träch­ti­gun­gen durch die Or­ga­nis­men, ih­re Stoff­wech­sel­pro­duk­te und Ab­fäl­le zum einen für den Men­schen, zum an­dern auch für die Tie­re, die Um­welt so­wie für die bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung be­ur­tei­len; und
b.
zur be­grün­de­ten Schluss­fol­ge­rung ge­lan­gen, dass kei­ne sol­chen Ge­fähr­dun­gen und Be­ein­träch­ti­gun­gen zu er­war­ten sind.

2 Für die Be­ur­tei­lung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a sind ins­be­son­de­re zu be­rück­sich­ti­gen:

a.
die Über­le­bens­fä­hig­keit, die Aus­brei­tung und Ver­meh­rung der Or­ga­nis­men in der Um­welt;
b.
mög­li­che Wech­sel­wir­kun­gen mit an­de­ren Or­ga­nis­men und Le­bens­ge­mein­schaf­ten so­wie Aus­wir­kun­gen auf Le­bens­räu­me.
Art. 5 Information der Abnehmerinnen und Abnehmer  

Wer Or­ga­nis­men für den Um­gang in der Um­welt in Ver­kehr bringt, muss die Ab­neh­me­rin oder den Ab­neh­mer:

a.
über die Be­zeich­nung so­wie die ge­sund­heits- und um­welt­be­zo­ge­nen Ei­gen­schaf­ten der Or­ga­nis­men, ih­rer Stoff­wech­sel­pro­duk­te und Ab­fäl­le in­for­mie­ren;
b.
so an­wei­sen, dass beim vor­schrifts- und an­wei­sungs­ge­mäs­sen Um­gang in der Um­welt Men­schen, Tie­re und Um­welt nicht ge­fähr­det wer­den kön­nen und die bio­lo­gi­sche Viel­falt so­wie de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung nicht be­ein­träch­tigt wer­den;
c.
an­wei­sen, wel­che Schutz­mass­nah­men bei un­be­ab­sich­tig­ter Frei­set­zung er­grif­fen wer­den müs­sen.
Art. 6 Sorgfalt  

1 Wer mit Or­ga­nis­men in der Um­welt in an­de­rer Wei­se als durch In­ver­kehr­brin­gen um­geht, muss die nach den Um­stän­den ge­bo­te­ne Sorg­falt an­wen­den, da­mit die Or­ga­nis­men, ih­re Stoff­wech­sel­pro­duk­te und Ab­fäl­le:

a.
Men­schen, Tie­re und Um­welt nicht ge­fähr­den kön­nen;
b.
die bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung nicht be­ein­träch­ti­gen.

2 Ins­be­son­de­re sind die ent­spre­chen­den Vor­schrif­ten so­wie die An­wei­sun­gen und Emp­feh­lun­gen der Ab­ge­be­rin­nen und Ab­ge­ber zu be­fol­gen.

2. Abschnitt: Anforderungen an den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen

Art. 7 Schutz von Menschen, Tieren, Umwelt und biologischer Vielfalt vor gentechnisch veränderten Organismen  

1 Der Um­gang mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men in der Um­welt muss so er­fol­gen, dass da­durch we­der Men­schen, Tie­re und Um­welt ge­fähr­det noch die bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung be­ein­träch­tigt wer­den, ins­be­son­de­re dass:

a.
die Ge­sund­heit von Men­schen und Tie­ren nicht ge­fähr­det wer­den kann, ins­be­son­de­re nicht durch to­xi­sche oder all­er­ge­ne Stof­fe oder durch die Ver­brei­tung von An­ti­bio­ti­ka­re­sis­ten­zen;
b.
die gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men sich in der Um­welt nicht un­kon­trol­liert ver­brei­ten und ver­meh­ren kön­nen;
c.
kei­ne un­er­wünsch­ten Ei­gen­schaf­ten an an­de­re Or­ga­nis­men dau­er­haft wei­ter­ge­ge­ben wer­den kön­nen;
d.
die Po­pu­la­tio­nen ge­schütz­ter Or­ga­nis­men, ins­be­son­de­re sol­cher, die in den Ro­ten Lis­ten auf­ge­führt sind, oder für das be­trof­fe­ne Öko­sys­tem wich­ti­ger Or­ga­nis­men, ins­be­son­de­re sol­cher, die für das Wachs­tum und die Ver­meh­rung von Pflan­zen wich­tig sind, nicht be­ein­träch­tigt wer­den;
e.
kei­ne Art von Nicht­ziel­or­ga­nis­men in ih­rem Be­stand ge­fähr­det wer­den kann;
f.
der Stoff­haus­halt der Um­welt nicht schwer­wie­gend oder dau­er­haft be­ein­träch­tigt wird;
g.
wich­ti­ge Funk­tio­nen des be­trof­fe­nen Öko­sys­tems, ins­be­son­de­re die Frucht­bar­keit des Bo­dens, nicht schwer­wie­gend oder dau­er­haft be­ein­träch­tigt wer­den;
h.
bei Frei­set­zungs­ver­su­chen kei­ne der neu­en Ei­gen­schaf­ten, die auf die gen­tech­ni­sche Ver­än­de­rung zu­rück­ge­hen, an die Wild­flo­ra oder -fau­na dau­er­haft wei­ter­ge­ge­ben wer­den kann.

2 Mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men darf nicht di­rekt in der Um­welt um­ge­gan­gen wer­den, wenn:

a.17
sie nach Ar­ti­kel 6 ESV18 der Grup­pe 3 oder 4 zu­ge­ord­net sind;
b.
sie gen­tech­nisch ein­ge­brach­te Re­sis­tenz­ge­ne ge­gen An­ti­bio­ti­ka ent­hal­ten, die zur Ver­wen­dung in der Hu­man- und Ve­te­ri­när­me­di­zin zu­ge­las­sen sind;
c.
die für die gen­tech­ni­sche Ver­än­de­rung ver­wen­de­ten Emp­fän­ger­or­ga­nis­men in­va­siv sind.

17 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

18 SR 814.912

Art. 8 Schutz besonders empfindlicher oder schützenswerter Lebensräume und Landschaften vor gentechnisch veränderten Organismen  

1 In be­son­ders emp­find­li­chen oder schüt­zens­wer­ten Le­bens­räu­men und Land­schaf­ten ist der di­rek­te Um­gang mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men nur zu­läs­sig, wenn er zur Ver­hin­de­rung oder Be­he­bung von Ge­fähr­dun­gen oder Be­ein­träch­ti­gun­gen von Men­schen, Tie­ren und Um­welt oder der bio­lo­gi­schen Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ger Nut­zung dient. Vor­be­hal­ten blei­ben in Ge­bie­ten nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben a, e und f ab­wei­chen­de Be­stim­mun­gen, die in den je­wei­li­gen Schutz­vor­schrif­ten ent­hal­ten sind.

2 Be­son­ders emp­find­li­che oder schüt­zens­wer­te Le­bens­räu­me und Land­schaf­ten sind:

a.
Ge­bie­te, die nach eid­ge­nös­si­schem oder kan­to­na­lem Recht un­ter Na­tur­schutz ste­hen;
b.
ober­ir­di­sche Ge­wäs­ser und ein 3 m brei­ter Strei­fen ent­lang sol­cher Ge­wäs­ser;
c.19
un­ter­ir­di­sche Ge­wäs­ser und die Zo­ne S1 so­wie für Mi­kro­or­ga­nis­men die Zo­nen S2 und Sh von Grund­was­ser­schutz­zo­nen;
d.
Wald;
e.
Schutz­ge­bie­te nach Ar­ti­kel 11 des Jagd­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 198620;
f.
Ge­bie­te, die nach eid­ge­nös­si­schem oder kan­to­na­lem Recht un­ter Land­schafts­schutz ste­hen.

19 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 der V vom 4. Nov. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 4791).

20 SR 922.0

Art. 9 Schutz der Produktion von Erzeugnissen ohne gentechnisch veränderte Organismen  

1 Wer mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men di­rekt in der Um­welt um­geht, muss die er­for­der­li­chen tech­ni­schen, or­ga­ni­sa­to­ri­schen und per­so­nel­len Mass­nah­men tref­fen, um ei­ne un­er­wünsch­te Ver­mi­schung mit gen­tech­nisch nicht ver­än­der­ten Or­ga­nis­men zu ver­hin­dern; ins­be­son­de­re muss sie oder er:

a.
die er­for­der­li­chen Ab­stän­de zur Pro­duk­ti­on von Er­zeug­nis­sen oh­ne gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men ein­hal­ten;
b.
al­le Ge­rä­te und Ma­schi­nen nach Ge­brauch nach an­er­kann­ten Me­tho­den gründ­lich rei­ni­gen, wenn sie auch für gen­tech­nisch nicht ver­än­der­te Or­ga­nis­men ein­ge­setzt wer­den;
c.
Vor­keh­run­gen zur Ver­hin­de­rung von Ver­lus­ten gen­tech­nisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men tref­fen;
d.
die re­le­van­ten In­for­ma­tio­nen über den Um­gang auf­be­wah­ren und in ge­eig­ne­ter Form an die Ab­neh­me­rin­nen und Ab­neh­mer wei­ter­ge­ben.

2 Wer mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men di­rekt in der Um­welt um­geht, muss bei aus­ser­or­dent­li­chen Er­eig­nis­sen Ver­lus­te gen­tech­nisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men do­ku­men­tie­ren und durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men den Aus­gangs­zu­stand wie­der­her­stel­len.

3 Wer gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men in Ver­kehr bringt, muss über ein ge­eig­ne­tes Sys­tem zur Qua­li­täts­si­che­rung ver­fü­gen, das ins­be­son­de­re ge­währ­leis­tet, dass:

a.
Schwach­stel­len, an de­nen Ver­mi­schun­gen oder Ver­wechs­lun­gen auf­tre­ten könn­ten, er­kannt wer­den;
b.
die er­for­der­li­chen tech­ni­schen, or­ga­ni­sa­to­ri­schen und per­so­nel­len Mass­nah­men zur Ver­hin­de­rung von Ver­mi­schun­gen fest­ge­legt und durch­ge­setzt wer­den;
c.
durch re­gel­mäs­si­ge Kon­trol­len die Taug­lich­keit der Mass­nah­men über­prüft wird;
d.
die be­auf­trag­ten Per­so­nen aus­rei­chend aus­ge­bil­det sind;
e.
ei­ne voll­stän­di­ge Do­ku­men­ta­ti­on ge­führt wird.

4 Wer gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men oder Er­zeug­nis­se, die aus sol­chen her­ge­stellt wur­den, in Ver­kehr bringt, muss:

a.
schrift­lich den ent­spre­chen­den Er­ken­nungs­mar­ker nach dem An­hang der Ver­ord­nung (EG) Nr. 65/2004 der Kom­mis­si­on vom 14. Ja­nu­ar 200421 über ein Sys­tem für die Ent­wick­lung und Zu­wei­sung spe­zi­fi­scher Er­ken­nungs­mar­ker für ge­ne­tisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men oder, wenn die­ser fehlt, die Iden­ti­tät der Or­ga­nis­men un­ter An­ga­be der we­sent­li­chen Ei­gen­schaf­ten und Merk­ma­le mit­tei­len, so­fern die Or­ga­nis­men und die Er­zeug­nis­se nach Ar­ti­kel 10 zu kenn­zeich­nen sind;
b.
den Na­men und die Adres­se der Per­son, bei der wei­te­re In­for­ma­tio­nen ver­langt wer­den kön­nen, an­ge­ben;
c.
al­le wei­te­ren re­le­van­ten In­for­ma­tio­nen, die von der ei­ge­nen Lie­fe­ran­tin oder vom ei­ge­nen Lie­fe­ran­ten stam­men, wei­ter­ge­ben, ins­be­son­de­re sol­che über die Ei­gen­schaf­ten der Or­ga­nis­men, so­weit sie für den Schutz der Pro­duk­ti­on von Er­zeug­nis­sen oh­ne gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men von Be­deu­tung sind, und sol­che über den Um­gang in der Um­welt, da­mit die Vor­schrif­ten über den Schutz der Pro­duk­ti­on von Er­zeug­nis­sen oh­ne gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men nicht ver­letzt wer­den.

5 Wer gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men oder Er­zeug­nis­se, die aus sol­chen her­ge­stellt wur­den, in Ver­kehr bringt, muss fol­gen­de An­ga­ben wäh­rend fünf Jah­ren auf­be­wah­ren:

a.
die An­ga­ben nach Ab­satz 4;
b.
Na­me und Adres­se der Ab­neh­me­rin oder des Ab­neh­mers, nicht je­doch der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten;
c.
Na­me und Adres­se der Lie­fe­ran­tin oder des Lie­fe­ran­ten.

6 Vor­be­hal­ten blei­ben ent­spre­chen­de Vor­schrif­ten nach der Le­bens­mit­tel- und der Land­wirt­schafts­ge­setz­ge­bung.

21 ABl. L 10 vom 16.1.2004, S. 5; der Text der Ver­ord­nung kann beim BA­FU, 3003 Bern be­zo­gen wer­den.

Art. 10 Kennzeichnung der gentechnisch veränderten Organismen  
1 Wer gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men in Ver­kehr bringt, muss die­se für die Ab­neh­me­rin oder den Ab­neh­mer gut wahr­nehm­bar mit dem Hin­weis «gen­tech­nisch ver­än­dert» oder «ge­ne­tisch ver­än­dert» kenn­zeich­nen.

2 Auf die Kenn­zeich­nung kann bei Ge­mi­schen, Ge­gen­stän­den und Er­zeug­nis­sen, die gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men ent­hal­ten, ver­zich­tet wer­den, wenn nach­ge­wie­sen wird, dass die Ge­mi­sche, Ge­gen­stän­de oder Er­zeug­nis­se nur un­be­ab­sich­tig­te Spu­ren be­wil­lig­ter gen­tech­nisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men ent­hal­ten. Der Ge­halt sol­cher Spu­ren darf:

a.
in Ge­mi­schen, Ge­gen­stän­den und Er­zeug­nis­sen, mit de­nen di­rekt in der Um­welt um­ge­gan­gen wer­den soll, nicht mehr als 0,1 Mas­se­pro­zent be­tra­gen;
b.
in al­len an­de­ren Ge­mi­schen, Ge­gen­stän­den und Er­zeug­nis­sen nicht mehr als 0,9 Mas­se­pro­zent be­tra­gen.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben ent­spre­chen­de Vor­schrif­ten über die Kenn­zeich­nung gen­tech­nisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men und von Ge­mi­schen, Ge­gen­stän­den und Er­zeug­nis­sen, die gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men ent­hal­ten, nach der Heil­mit­tel- und der Land­wirt­schafts­ge­setz­ge­bung.

4 Die An­for­de­run­gen für Le­bens­mit­tel zur Ge­währ­leis­tung der Wahl­frei­heit der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten wer­den durch die Le­bens­mit­tel­ge­setz­ge­bung ge­re­gelt.

Art. 11 Sicherstellungspflichten für gentechnisch veränderte Organismen  

1 Wer be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men im Ver­such frei­set­zen will (Art. 17), muss hin­rei­chen­de fi­nan­zi­el­le Mit­tel zur Fest­stel­lung, Ver­hin­de­rung oder Be­he­bung von Ge­fähr­dun­gen und Be­ein­träch­ti­gun­gen durch gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men si­cher­stel­len.

2 Wer be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men im Ver­such frei­set­zen will, muss die ge­setz­li­che Haft­pflicht si­cher­stel­len:

a.
im Um­fang von 10 Mil­lio­nen Fran­ken zur De­ckung von Per­so­nen- und Sach­schä­den (Art. 30 GTG); und
b.
im Um­fang von 1 Mil­li­on Fran­ken zur De­ckung von Schä­den an der Um­welt (Art. 31 GTG).

3 Wer sol­che Or­ga­nis­men für den di­rek­ten Um­gang in der Um­welt erst­mals in Ver­kehr brin­gen will, muss die ge­setz­li­che Haft­pflicht si­cher­stel­len:

a.
im Um­fang von 20 Mil­lio­nen Fran­ken zur De­ckung von Per­so­nen- und Sach­schä­den (Art. 30 GTG); und
b.
im Um­fang von 2 Mil­lio­nen Fran­ken zur De­ckung von Schä­den an der Um­welt (Art. 31 GTG).

4 Die Si­cher­stel­lungs­pflich­ten kön­nen er­füllt wer­den:

a.
durch den Ab­schluss ei­ner Ver­si­che­rung bei ei­ner zum Ge­schäfts­be­trieb in der Schweiz er­mäch­tig­ten Ver­si­che­rungs­ein­rich­tung;
b.
durch die Leis­tung gleich­wer­ti­ger Si­cher­hei­ten.

5 Von der Si­cher­stel­lungs­pflicht sind be­freit:

a.
der Bund so­wie sei­ne öf­fent­lich-recht­li­chen Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten;
b.
die Kan­to­ne so­wie ih­re öf­fent­lich-recht­li­chen Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten, so­fern die Kan­to­ne für de­ren Ver­bind­lich­kei­ten haf­ten.

6 Die Per­son, wel­che die Haft­pflicht si­cher­stellt, muss Be­ginn, Aus­set­zen und Auf­hö­ren der Si­cher­stel­lung der zu­stän­di­gen Voll­zugs­be­hör­de mel­den.22

7 Aus­set­zen und Auf­hö­ren der Si­cher­stel­lung wer­den, so­fern die­se nicht vor­her durch ei­ne an­de­re Si­cher­stel­lung er­setzt wur­de, erst 60 Ta­ge nach Ein­gang der Mel­dung bei der zu­stän­di­gen Voll­zugs­be­hör­de wirk­sam.23

22 Ein­ge­fügt durch An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

23 Ein­ge­fügt durch An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

3. Abschnitt: Anforderungen an den Umgang mit pathogenen Organismen

Art. 12 Schutz von Menschen, Tieren, Umwelt und biologischer Vielfalt vor pathogenen Organismen  

1 Der Um­gang mit pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men in der Um­welt muss so er­fol­gen, dass da­durch we­der Men­schen, Tie­re und Um­welt ge­fähr­det noch die bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung be­ein­träch­tigt wer­den, ins­be­son­de­re dass:

a.
die Ge­sund­heit von Men­schen und Tie­ren nicht ge­fähr­det wer­den kann, ins­be­son­de­re nicht durch to­xi­sche oder all­er­ge­ne Stof­fe oder durch die Ver­brei­tung von An­ti­bio­ti­ka­re­sis­ten­zen;
b.
die Or­ga­nis­men sich in der Um­welt nicht un­kon­trol­liert ver­brei­ten und ver­meh­ren kön­nen;
c.
die Po­pu­la­tio­nen ge­schütz­ter Or­ga­nis­men, ins­be­son­de­re sol­cher, die in den Ro­ten Lis­ten auf­ge­führt sind, oder für das be­trof­fe­ne Öko­sys­tem wich­ti­ger Or­ga­nis­men, ins­be­son­de­re sol­cher, die für das Wachs­tum und die Ver­meh­rung von Pflan­zen wich­tig sind, nicht be­ein­träch­tigt wer­den;
d.
kei­ne Art von Nicht­ziel­or­ga­nis­men in ih­rem Be­stand ge­fähr­det wer­den kann;
e.
der Stoff­haus­halt der Um­welt nicht schwer­wie­gend oder dau­er­haft be­ein­träch­tigt wird;
f.
wich­ti­ge Funk­tio­nen des be­trof­fe­nen Öko­sys­tems, ins­be­son­de­re die Frucht­bar­keit des Bo­dens, nicht schwer­wie­gend oder dau­er­haft be­ein­träch­tigt wer­den.

2 Mit pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men, die nach Ar­ti­kel 6 ESV24 der Grup­pe 3 oder 4 zu­ge­ord­net wer­den oder die in­va­siv sind, darf in der Um­welt nicht di­rekt um­ge­gan­gen wer­den; vor­be­hal­ten bleibt ihr pri­märer Nach­weis nach Ar­ti­kel 5a ESV.25

24 SR 814.912

25 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 der V vom 27. Sept. 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3131).

Art. 13 Schutz besonders empfindlicher oder schützenswerter Lebensräume vor pathogenen Organismen  

1 In be­son­ders emp­find­li­chen oder schüt­zens­wer­ten Le­bens­räu­men nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a–d ist der di­rek­te Um­gang mit pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men nur zu­läs­sig, wenn er zur Ver­hin­de­rung oder Be­he­bung von Ge­fähr­dun­gen oder Be­ein­träch­ti­gun­gen von Men­schen, Tie­ren und Um­welt oder der bio­lo­gi­schen Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ger Nut­zung dient.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben in Ge­bie­ten nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 2 Buch­sta­be a ab­wei­chen­de Be­stim­mun­gen, die in den je­wei­li­gen Schutz­vor­schrif­ten ent­hal­ten sind.

Art. 14 Sicherstellungspflichten für pathogene Organismen  

1 Wer be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men im Ver­such frei­set­zen will (Art. 17), muss hin­rei­chen­de fi­nan­zi­el­le Mit­tel zur Fest­stel­lung, Ver­hin­de­rung oder Be­he­bung von Ge­fähr­dun­gen und Be­ein­träch­ti­gun­gen durch sol­che Or­ga­nis­men si­cher­stel­len.

2 Wer be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men im Ver­such frei­set­zen will, muss die ge­setz­li­che Haft­pflicht si­cher­stel­len:

a.
im Um­fang von 1 Mil­li­on Fran­ken zur De­ckung von Per­so­nen- und Sach­schä­den (Art. 59abis Abs. 1 USG); und
b.
im Um­fang von 100 000 Fran­ken zur De­ckung von Schä­den an der Um­welt (Art. 59abis Abs. 9 USG).

3 Wer sol­che Or­ga­nis­men für den di­rek­ten Um­gang in der Um­welt erst­mals in Ver­kehr brin­gen will, muss die ge­setz­li­che Haft­pflicht si­cher­stel­len:

a.
im Um­fang von 2 Mil­lio­nen Fran­ken zur De­ckung von Per­so­nen- und Sach­schä­den (Art. 59abis Abs. 1 USG); und
b.
im Um­fang von 200 000 Fran­ken zur De­ckung von Schä­den an der Um­welt (Art. 59abis Abs. 9 USG).

4 Die Si­cher­stel­lungs­pflich­ten kön­nen er­füllt wer­den:

a.
durch den Ab­schluss ei­ner Ver­si­che­rung bei ei­ner zum Ge­schäfts­be­trieb in der Schweiz er­mäch­tig­ten Ver­si­che­rungs­ein­rich­tung;
b.
durch die Leis­tung gleich­wer­ti­ger Si­cher­hei­ten.

5 Von der Si­cher­stel­lungs­pflicht sind be­freit:

a.
der Bund so­wie sei­ne öf­fent­lich-recht­li­chen Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten;
b.
die Kan­to­ne so­wie ih­re öf­fent­lich-recht­li­chen Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten, so­fern die Kan­to­ne für de­ren Ver­bind­lich­kei­ten haf­ten.

6 Die Per­son, wel­che die Haft­pflicht si­cher­stellt, muss Be­ginn, Aus­set­zen und Auf­hö­ren der Si­cher­stel­lung der zu­stän­di­gen Voll­zugs­be­hör­de mel­den.26

7 Aus­set­zen und Auf­hö­ren der Si­cher­stel­lung wer­den, so­fern die­se nicht vor­her durch ei­ne an­de­re Si­cher­stel­lung er­setzt wur­de, erst 60 Ta­ge nach Ein­gang der Mel­dung bei der zu­stän­di­gen Voll­zugs­be­hör­de wirk­sam.27

26 Ein­ge­fügt durch An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

27 Ein­ge­fügt durch An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

4. Abschnitt: Anforderungen an den Umgang mit gebietsfremden Organismen

Art. 15 Schutz von Menschen, Tieren, Umwelt und biologischer Vielfalt vor gebietsfremden Organismen  

1 Der Um­gang mit ge­biets­frem­den Or­ga­nis­men in der Um­welt muss so er­fol­gen, dass da­durch we­der Men­schen, Tie­re und Um­welt ge­fähr­det noch die bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung be­ein­träch­tigt wer­den, ins­be­son­de­re dass:

a.
die Ge­sund­heit von Men­schen und Tie­ren nicht ge­fähr­det wer­den kann, ins­be­son­de­re nicht durch to­xi­sche oder all­er­ge­ne Stof­fe;
b.
die Or­ga­nis­men sich in der Um­welt nicht un­kon­trol­liert ver­brei­ten und ver­meh­ren kön­nen;
c.
die Po­pu­la­tio­nen ge­schütz­ter Or­ga­nis­men, ins­be­son­de­re sol­cher, die in den Ro­ten Lis­ten auf­ge­führt sind, oder für das be­trof­fe­ne Öko­sys­tem wich­ti­ger Or­ga­nis­men, ins­be­son­de­re sol­cher, die für das Wachs­tum und die Ver­meh­rung von Pflan­zen wich­tig sind, nicht be­ein­träch­tigt wer­den;
d.
kei­ne Art von Nicht­ziel­or­ga­nis­men in ih­rem Be­stand ge­fähr­det wer­den kann;
der Stoff­haus­halt der Um­welt nicht schwer­wie­gend oder dau­er­haft be­ein­träch­tigt wird;
wich­ti­ge Funk­tio­nen des be­trof­fe­nen Öko­sys­tems, ins­be­son­de­re die Frucht­bar­keit des Bo­dens, nicht schwer­wie­gend oder dau­er­haft be­ein­träch­tigt wer­den.

2 Mit in­va­si­ven ge­biets­frem­den Or­ga­nis­men nach An­hang 2 darf in der Um­welt nicht di­rekt um­ge­gan­gen wer­den; aus­ge­nom­men sind Mass­nah­men, die de­ren Be­kämp­fung die­nen. Das BA­FU kann im Ein­zel­fall ei­ne Aus­nah­me­be­wil­li­gung für den di­rek­ten Um­gang in der Um­welt er­tei­len, wenn die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler nach­weist, dass sie oder er al­le er­for­der­li­chen Mass­nah­men zur Ein­hal­tung von Ab­satz 1 er­grif­fen hat.28

3 Ab­ge­tra­ge­ner Bo­den, der mit in­va­si­ven ge­biets­frem­den Or­ga­nis­men nach An­hang 2 be­las­tet ist, muss am Ent­nah­meort ver­wer­tet oder so ent­sorgt wer­den, dass ei­ne Wei­ter­ver­brei­tung die­ser Or­ga­nis­men aus­ge­schlos­sen ist.29

4 Vor­be­hal­ten blei­ben die Re­ge­lun­gen der Wald-, Fi­sche­rei- und Jagd­ge­setz­ge­bung.30

28 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 8 Ziff. 3 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung vom 31. Okt. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 4209).

29 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 6 Ziff. 12 der Ab­fall­ver­ord­nung vom 4. Dez. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5699).

30 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

Art. 16 Schutz besonders empfindlicher oder schützenswerter Lebensräume vor gebietsfremden Organismen  

1 In be­son­ders emp­find­li­chen oder schüt­zens­wer­ten Le­bens­räu­men nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a–d ist der di­rek­te Um­gang mit ge­biets­frem­den Or­ga­nis­men nur zu­läs­sig, wenn er zur Ver­hin­de­rung oder Be­he­bung von Ge­fähr­dun­gen oder Be­ein­träch­ti­gun­gen von Men­schen, Tie­ren und Um­welt oder der bio­lo­gi­schen Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ger Nut­zung dient.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben in Ge­bie­ten nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 2 Buch­sta­be a ab­wei­chen­de Be­stim­mun­gen, die in den je­wei­li­gen Schutz­vor­schrif­ten ent­hal­ten sind.

3. Kapitel: Bewilligungen und Meldungen

1. Abschnitt: Freisetzungsversuche

Art. 17 Bewilligungspflicht 31  

Ei­ne Be­wil­li­gung des BA­FU be­nö­tigt, wer fol­gen­de Or­ga­nis­men im Ver­such frei­set­zen will:

a.
gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men;
b.
pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men;
c.
ge­biets­frem­de wir­bel­lo­se Klein­tie­re, die für den di­rek­ten Um­gang in der Um­welt und nicht als Heim­tie­re be­stimmt sind.

31 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

Art. 18 Ausnahmen von der Bewilligungspflicht  

1 Kei­ne Be­wil­li­gung für Frei­set­zungs­ver­su­che mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men ist er­for­der­lich, wenn die­se für ei­ne be­stimm­te di­rek­te Ver­wen­dung in der Um­welt nach Ar­ti­kel 25 be­wil­ligt sind und mit dem Frei­set­zungs­ver­such wei­te­re Er­kennt­nis­se für die­sel­be Ver­wen­dung an­ge­strebt wer­den.

2 Kei­ne Be­wil­li­gung für Frei­set­zungs­ver­su­che mit pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men ist er­for­der­lich, wenn die­se:

a.
für ei­ne be­stimm­te di­rek­te Ver­wen­dung in der Um­welt nach Ar­ti­kel 25 be­wil­ligt sind; oder
b.
nicht ge­biets­fremd und für Men­schen und Wir­bel­tie­re nicht pa­tho­gen sind.

3 Kei­ne Be­wil­li­gung für Frei­set­zungs­ver­su­che mit ge­biets­frem­den wir­bel­lo­sen Klein­tie­ren ist er­for­der­lich, wenn die­se für ei­ne be­stimm­te di­rek­te Ver­wen­dung in der Um­welt nach Ar­ti­kel 25 be­wil­ligt sind.

Art. 19 Bewilligungsgesuch für Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Organismen  

1 Das Be­wil­li­gungs­ge­such für einen Frei­set­zungs­ver­such mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men muss al­le er­for­der­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten, die be­le­gen, dass durch den Frei­set­zungs­ver­such die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 7–9 und 11 nicht ver­letzt wer­den kön­nen.

2 Das Ge­such muss ins­be­son­de­re fol­gen­de Un­ter­la­gen ent­hal­ten:

a.
ei­ne Be­schrei­bung des Ver­suchs mit min­des­tens fol­gen­den An­ga­ben:
1.
An­ga­ben zum Ziel und zum Kon­text des Ver­suchs,
2.
Be­grün­dung, warum die an­ge­streb­ten Er­kennt­nis­se nicht durch Ver­su­che im ge­schlos­se­nen Sys­tem ge­won­nen wer­den kön­nen,
3.
Dar­stel­lung der zu er­war­ten­den neu­en wis­sen­schaft­li­chen Er­geb­nis­se über die Aus­wir­kun­gen auf Men­schen, Tie­re, Um­welt, bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung so­wie über die Wirk­sam­keit von Si­cher­heits­mass­nah­men, die dank dem Ver­such ge­won­nen wer­den kön­nen;
b.
ein tech­ni­sches Dos­sier mit den An­ga­ben nach An­hang II­IA oder II­IB der Richt­li­nie 2001/18/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 12. März 200132 über die ab­sicht­li­che Frei­set­zung ge­ne­tisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men in die Um­welt und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 90/220/EWG des Ra­tes, je­doch oh­ne Aus­füh­run­gen zu den Über­wa­chungs­plä­nen;
c.
die Er­geb­nis­se frü­he­rer Ver­su­che, ins­be­son­de­re:
1.
Er­geb­nis­se von Vor­ver­su­chen im ge­schlos­se­nen Sys­tem, die der Ab­klä­rung der bio­lo­gi­schen Si­cher­heit dienten,
2.
Da­ten, Er­geb­nis­se und Be­ur­tei­lun­gen von Frei­set­zungs­ver­su­chen, die mit den glei­chen Or­ga­nis­men oder de­ren Emp­fän­ger­or­ga­nis­men un­ter ver­gleich­ba­ren kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen und bei ver­gleich­ba­rer Fau­na und Flo­ra durch­ge­führt wur­den;
d.
die Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4;
e.
einen Über­wa­chungs­plan, mit dem die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler über­prü­fen wird, ob die An­nah­men der Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4 zu­tref­fen und ob die Mass­nah­men zur Ein­hal­tung der Grund­sät­ze nach den Ar­ti­keln 6 Ab­sät­ze 1 und 2 so­wie 7 GTG aus­rei­chen, und der min­des­tens fol­gen­de An­ga­ben um­fasst:
1.
Art, Spe­zi­fi­tät, Emp­find­lich­keit und Ver­läss­lich­keit der Me­tho­den,
2.
Dau­er und Häu­fig­keit der Über­wa­chung;
f.
ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung nach Ar­ti­kel 8 GTG, die zeigt, dass durch die gen­tech­ni­sche Ver­än­de­rung des Erb­ma­te­ri­als bei Tie­ren und Pflan­zen die Wür­de der Krea­tur nicht miss­ach­tet wor­den ist;
g.
ein In­for­ma­ti­ons­kon­zept, das dar­über Aus­kunft gibt, wie, wann und wo die Öf­fent­lich­keit über Ge­gen­stand, Zeit­punkt und Ort des ge­plan­ten Frei­set­zungs­ver­suchs in­for­miert wird;
h.
den Nach­weis, dass die Si­cher­stel­lungs­pflich­ten er­füllt sind.

3In der Do­ku­men­ta­ti­on der Er­geb­nis­se frü­he­rer Ver­su­che nach Ab­satz 2 Buch­sta­be c Zif­fer 2 kann auf Da­ten oder Er­geb­nis­se ei­ner an­de­ren Ge­such­stel­le­rin oder ei­nes an­de­ren Ge­such­stel­lers ver­wie­sen wer­den, so­fern die­se oder die­ser schrift­lich zu­ge­stimmt hat.

4 Das BA­FU kann auf ein­zel­ne An­ga­ben des tech­ni­schen Dos­siers nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b ver­zich­ten, wenn die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler nach­wei­sen kann, dass die­se An­ga­ben zur Be­ur­tei­lung des Ge­suchs nicht er­for­der­lich sind.

5 Ein ein­zi­ges Ge­such kann ein­ge­reicht wer­den, wenn ein Frei­set­zungs­ver­such zum glei­chen Zweck und in­ner­halb ei­nes be­grenz­ten Zeit­raums durch­ge­führt wird:

a.
mit ei­nem gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­mus an ver­schie­de­nen Or­ten;
b.
mit ei­ner Kom­bi­na­ti­on von Or­ga­nis­men am glei­chen Ort oder an ver­schie­de­nen Or­ten.

32 ABl. L 106 vom 17.4.2001, S. 1; der Text der Richt­li­nie kann beim BA­FU, 3003 Bern be­zo­gen wer­den.

Art. 20 Bewilligungsgesuch für Freisetzungsversuche mit pathogenen Organismen  

1 Das Be­wil­li­gungs­ge­such für einen Frei­set­zungs­ver­such mit pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men muss al­le er­for­der­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten, die be­le­gen, dass durch den Frei­set­zungs­ver­such die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 12–14 nicht ver­letzt wer­den kön­nen.

2 Das Ge­such muss ins­be­son­de­re fol­gen­de Un­ter­la­gen ent­hal­ten:

a.
An­ga­ben zum Ziel und zum Kon­text des Ver­suchs;
b.
ein tech­ni­sches Dos­sier mit den An­ga­ben nach An­hang 3.1;
c.
die Er­geb­nis­se frü­he­rer Ver­su­che, ins­be­son­de­re:
1.
Er­geb­nis­se von Vor­ver­su­chen im ge­schlos­se­nen Sys­tem, die der Ab­klä­rung der bio­lo­gi­schen Si­cher­heit dienten,
2.
Da­ten, Er­geb­nis­se und Be­ur­tei­lun­gen von Frei­set­zungs­ver­su­chen, die mit den glei­chen Or­ga­nis­men un­ter ver­gleich­ba­ren kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen und bei ver­gleich­ba­rer Fau­na und Flo­ra durch­ge­führt wur­den;
d.
die Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4;
e.
einen Über­wa­chungs­plan, mit dem die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler über­prü­fen wird, ob die An­nah­men der Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4 zu­tref­fen und ob die Schutz­mass­nah­men zur Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 12 und 13 aus­rei­chen, und der min­des­tens fol­gen­de An­ga­ben um­fasst:
1.
Art, Spe­zi­fi­tät, Emp­find­lich­keit und Ver­läss­lich­keit der Me­tho­den,
2.
Dau­er und Häu­fig­keit der Über­wa­chung;
f.
An­ga­ben dar­über, ob die Öf­fent­lich­keit über den ge­plan­ten Frei­set­zungs­ver­such in­for­miert wird;
g.
den Nach­weis, dass die Si­cher­stel­lungs­pflich­ten er­füllt sind.

3 In der Do­ku­men­ta­ti­on der Er­geb­nis­se frü­he­rer Ver­su­che nach Ab­satz 2 Buch­sta­be c Zif­fer 2 kann auf Da­ten oder Er­geb­nis­se ei­ner an­de­ren Ge­such­stel­le­rin oder ei­nes an­de­ren Ge­such­stel­lers ver­wie­sen wer­den, so­fern die­se oder die­ser schrift­lich zu­ge­stimmt hat.

4 Das BA­FU kann auf ein­zel­ne An­ga­ben des tech­ni­schen Dos­siers nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b ver­zich­ten, wenn die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler nach­wei­sen kann, dass die­se An­ga­ben zur Be­ur­tei­lung des Ge­suchs nicht er­for­der­lich sind.

5 Ein ein­zi­ges Ge­such kann ein­ge­reicht wer­den, wenn ein Frei­set­zungs­ver­such zum glei­chen Zweck und in­ner­halb ei­nes be­grenz­ten Zeit­raums durch­ge­führt wird:

a.
mit ei­nem pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­mus an ver­schie­de­nen Or­ten;
b.
mit ei­ner Kom­bi­na­ti­on von pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men am glei­chen Ort oder an ver­schie­de­nen Or­ten.
Art. 21 Bewilligungsgesuch für Freisetzungsversuche mit gebietsfremden wirbellosen Kleintieren  

1 Das Be­wil­li­gungs­ge­such für einen Frei­set­zungs­ver­such mit ge­biets­frem­den wir­bel­lo­sen Klein­tie­ren muss al­le er­for­der­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten, die be­le­gen, dass durch den Frei­set­zungs­ver­such die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 15 und 16 nicht ver­letzt wer­den kön­nen.

2 Das Ge­such muss ins­be­son­de­re fol­gen­de Un­ter­la­gen ent­hal­ten:

a.
An­ga­ben zum Ziel und zum Kon­text des Ver­suchs;
b.
ein tech­ni­sches Dos­sier mit den An­ga­ben nach An­hang 3.3;
c.
die Er­geb­nis­se frü­he­rer Ver­su­che, ins­be­son­de­re:
1.
Er­geb­nis­se von Vor­ver­su­chen im ge­schlos­se­nen Sys­tem, die der Ab­klä­rung der bio­lo­gi­schen Si­cher­heit dienten,
2.
Da­ten, Er­geb­nis­se und Be­ur­tei­lun­gen von Frei­set­zungs­ver­su­chen, die mit den glei­chen Or­ga­nis­men un­ter ver­gleich­ba­ren kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen und bei ver­gleich­ba­rer Fau­na und Flo­ra durch­ge­führt wur­den;
d.
die Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4;
e.
einen Über­wa­chungs­plan, mit dem die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler über­prü­fen wird, ob die An­nah­men der Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4 zu­tref­fen und ob die Schutz­mass­nah­men zur Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 15 und 16 aus­rei­chen, und der min­des­tens fol­gen­de An­ga­ben um­fasst:
1.
Art, Spe­zi­fi­tät, Emp­find­lich­keit und Ver­läss­lich­keit der Me­tho­den,
2.
Dau­er und Häu­fig­keit der Über­wa­chung;
f.
An­ga­ben dar­über, ob die Öf­fent­lich­keit über den ge­plan­ten Frei­set­zungs­ver­such in­for­miert wird.

3 In der Do­ku­men­ta­ti­on der Er­geb­nis­se frü­he­rer Ver­su­che nach Ab­satz 2 Buch­sta­be c Zif­fer 2 kann auf Da­ten oder Er­geb­nis­se ei­ner an­de­ren Ge­such­stel­le­rin oder ei­nes an­de­ren Ge­such­stel­lers ver­wie­sen wer­den, so­fern die­se oder die­ser schrift­lich zu­ge­stimmt hat.

4 Das BA­FU kann auf ein­zel­ne An­ga­ben des tech­ni­schen Dos­siers nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b ver­zich­ten, wenn die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler nach­wei­sen kann, dass die­se An­ga­ben zur Be­ur­tei­lung des Ge­suchs nicht er­for­der­lich sind.

5 Ein ein­zi­ges Ge­such kann ein­ge­reicht wer­den, wenn ein Frei­set­zungs­ver­such zum glei­chen Zweck und in­ner­halb ei­nes be­grenz­ten Zeit­raums durch­ge­führt wird:

a.
mit ei­nem ge­biets­frem­den Or­ga­nis­mus an ver­schie­de­nen Or­ten;
b.
mit ei­ner Kom­bi­na­ti­on von ge­biets­frem­den Or­ga­nis­men am glei­chen Ort oder an ver­schie­de­nen Or­ten.
Art. 22 Vereinfachtes Bewilligungsverfahren  

1 Ein ver­ein­fach­tes Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren kann für Frei­set­zungs­ver­su­che mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men, pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men oder ge­biets­frem­den wir­bel­lo­sen Klein­tie­ren be­an­tragt wer­den, wenn:

a.
be­reits ein Frei­set­zungs­ver­such mit ver­gleich­ba­ren mög­li­chen Ge­fähr­dun­gen und Be­ein­träch­ti­gun­gen in der Schweiz be­wil­ligt wur­de, ins­be­son­de­re wenn die glei­chen Or­ga­nis­men be­trof­fen sind;
b.
die­se aus ei­ner Kreu­zung zwei­er be­reits für das In­ver­kehr­brin­gen zur di­rek­ten Ver­wen­dung in der Um­welt be­wil­lig­ter Or­ga­nis­men her­vor­ge­gan­gen sind und ge­zeigt wer­den kann, dass die Sum­me der Ei­gen­schaf­ten der Kreu­zung sich nicht von der Sum­me der Ei­gen­schaf­ten der be­wil­lig­ten Or­ga­nis­men un­ter­schei­det.
2 Für ein ver­ein­fach­tes Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren müs­sen min­des­tens die Un­ter­la­gen nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a, d, e und h be­zie­hungs­wei­se nach Ar­ti­kel 20 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a, d, e und g oder Ar­ti­kel 21 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a, d und e ein­ge­reicht wer­den.
Art. 23 Änderungen und neue Erkenntnisse  

1 Die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler und die In­ha­be­rin oder der In­ha­ber der Be­wil­li­gung müs­sen dem BA­FU un­ver­züg­lich mel­den:

a.
neue Er­kennt­nis­se und Be­ob­ach­tun­gen, die ei­ne Neu­be­wer­tung des Ri­si­kos er­for­dern könn­ten;
b.
Än­de­run­gen der Ver­suchs­be­din­gun­gen und des Über­wa­chungs­plans.

2 Die Be­wil­li­gungs­in­ha­be­rin oder der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber muss die in der Be­wil­li­gung auf­ge­führ­ten Mass­nah­men über­prü­fen und, so­fern die Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 7–9, 12 und 13 be­zie­hungs­wei­se 15 und 16 un­mit­tel­bar und ernst­haft ge­fähr­det ist, die zu­sätz­lich er­for­der­li­chen Mass­nah­men er­grei­fen.

3 Das BA­FU in­for­miert die Fach­stel­len (Art. 37 Abs. 1).

Art. 24 Berichterstattung  

1 Die Be­wil­li­gungs­in­ha­be­rin oder der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber muss dem BA­FU spä­tes­tens vier Mo­na­te nach Ab­schluss des Frei­set­zungs­ver­suchs Be­richt er­stat­ten. Das BA­FU kann die Frist auf be­grün­de­ten An­trag ver­län­gern. Der Be­richt ist öf­fent­lich zu­gäng­lich und um­fasst ins­be­son­de­re fol­gen­de An­ga­ben:

a.
tat­säch­li­cher Ab­lauf des Frei­set­zungs­ver­suchs;
b.
Be­schrei­bung der Ab­wei­chun­gen vom ge­plan­ten Ver­suchsab­lauf und de­ren Be­wer­tung be­züg­lich ei­ner Ge­fähr­dung von Men­schen, Tie­ren und Um­welt so­wie ei­ner Be­ein­träch­ti­gung der bio­lo­gi­schen Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ger Nut­zung;
c.
Er­geb­nis­se und Schluss­fol­ge­run­gen der Über­wa­chung.

2 Die Be­wil­li­gungs­in­ha­be­rin oder der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber stellt dem BA­FU so bald als mög­lich die üb­ri­gen aus dem Ver­such ge­won­ne­nen Er­geb­nis­se und Er­kennt­nis­se zu. Wer­den die­se in ei­nem wis­sen­schaft­li­chen Or­gan pu­bli­ziert, so ist dem BA­FU bei de­ren Pu­bli­ka­ti­on ein Be­leg­ex­em­plar ein­zu­rei­chen.

3 Das BA­FU in­for­miert die Fach­stel­len (Art. 37 Abs. 1).

2. Abschnitt: Inverkehrbringen

Art. 25 Bewilligungspflicht 33  

Ei­ne Be­wil­li­gung be­nö­tigt, wer fol­gen­de Or­ga­nis­men für den Um­gang in der Um­welt erst­mals oder für ei­ne neue Ver­wen­dung in Ver­kehr brin­gen will:

a.
gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men;
b.
pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men;
c.
ge­biets­frem­de wir­bel­lo­se Klein­tie­re, die für den di­rek­ten Um­gang in der Um­welt und nicht als Heim­tie­re be­stimmt sind.

33 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 5 Ziff. 10 der Ein­sch­lies­sungs­ver­ord­nung vom 9. Mai 2012, in Kraft seit 1. Ju­ni 2012 (AS 2012 2777).

Art. 26 Massgebliches Bewilligungsverfahren  

Die Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 25 wird, je nach Pro­dukt, von ei­ner der fol­gen­den Bun­des­stel­len im Rah­men des je­weils mass­ge­bli­chen Be­wil­li­gungs­ver­fah­rens er­teilt:

Pro­dukt

Be­wil­li­gungs­be­hör­de

mass­ge­bli­ches Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren

a.
Arz­nei­mit­tel

Schwei­ze­ri­sches
Heil­mit­tel­in­sti­tut

Arz­nei­mit­tel­ver­ord­nung vom
21. Sep­tem­ber 201834

b.
Le­bens­mit­tel, Zu­satz­stof­fe
und Ver­ar­bei­tungs­hilfss­tof­fe

Bun­des­amt für
Le­bens­mit­tel­si­cher­heit und Ve­te­ri­när-
we­sen (BLV)35

Le­bens­mit­tel- und Ge­brauchs­ge­gen­stän­de­ver­ord­nung vom
23. No­vem­ber 200536

c.
pflanz­li­ches
Ver­meh­rungs­ma­te­ri­al für
aus­schliess­lich
forst­wirt­schaft­li­che
Ver­wen­dun­gen

BA­FU

Frei­set­zungs­ver­ord­nung vom
10. Sep­tem­ber 2008

d.37
pflanz­li­ches Ver­meh­rungs­ma­te­ri­al für al­le üb­ri­gen Ver­wen­dun­gen

BLW

Ver­meh­rungs­ma­te­ri­al-Ver­ord­nung vom 7. De­zem­ber 199838

e.
Pflan­zen­schutz­mit­tel

BLW

Pflan­zen­schutz­mit­tel­ver­ord­nung vom 18. Mai 200539

f.
Dün­ger

BLW

Dün­ger-Ver­ord­nung vom
10. Ja­nu­ar 200140

g.
Fut­ter­mit­tel

BLW

Fut­ter­mit­tel-Ver­ord­nung vom
26. Mai 199941

h.
im­mu­no­lo­gi­sche Arz­nei­mit­tel
für den tier­ärzt­li­chen Ge­brauch

BLV

Arz­nei­mit­tel­ver­ord­nung vom
21. Sep­tem­ber 2018

i.42

j.
Bio­zid­pro­duk­te

BAG

Bio­zid­pro­duk­te­ver­ord­nung vom 18. Mai 200543

k.
al­le üb­ri­gen Pro­duk­te

BA­FU

Frei­set­zungs­ver­ord­nung vom 10. Sep­tem­ber 2008

34 SR 812.212.21. Der Ver­weis wur­de in An­wen­dung von Art. 12 Abs. 2 des Pu­bli­ka­ti­ons­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004 (SR 170.512) auf den 1. Jan. 2019 an­ge­passt. Die An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

35 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) auf den 1. Jan. 2014 an­ge­passt. Die An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

36 [AS 2005 5451, 2006 4909, 2007 1469An­hang 4 Ziff. 47, 2008 7894377An­hang 5 Ziff. 8 5167 6025, 2009 1611, 2010 4611, 2011 5273Art. 37 5803 An­hang 2 Ziff. II 3, 2012 47136809, 2013 3041Ziff. I 7 3669, 2014 1691An­hang 3 Ziff. II 4 2073 An­hang 11 Ziff. 3, 2015 5201An­hang Ziff. II 2, 2016 277An­hang Ziff. 5. AS 2017 283Art. 94 Abs. 1]. Sie­he heu­te die V vom 16. De­zem­ber 2016 (SR 817.02).

37 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 8 Ziff. 3 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung vom 31. Okt. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 4209).

38 SR 916.151

39 [AS 2005 303540975211, 2006 4851, 2007 821Ziff. III 1469 An­hang 4 Ziff. 54 1843 4541 6291, 2008 21554377An­hang 5 Ziff. 11 5271, 2009 401An­hang Ziff. 3 2845, 2010 21013845. AS 20102331Art. 84]. Sie­he heu­te: die V vom 12. Mai 2010 (SR 916.161).

40 SR 916.171

41 [AS 1999 17802748An­hang 5 Ziff. 6, 2001 3294Ziff. II 14, 2002 4065, 2003 4927, 2005 9732695Ziff. II 19 5555, 2007 4477Ziff. IV 70, 2008 36554377An­hang 5 Ziff. 14, 2009 2599, 2011 2405. AS 2011 5409Art. 77]. Sie­he heu­te: die V vom 26. Okt. 2011 (SR 916.307).

42 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 8 Ziff. 3 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung vom 31. Okt. 2018, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 4209).

43 SR 813.12

Art. 27 Ausnahmen von der Bewilligungspflicht  

Kei­ne Be­wil­li­gung ist er­for­der­lich für das In­ver­kehr­brin­gen von:

a.
pflanz­li­chem Ver­meh­rungs­ma­te­ri­al nach Ar­ti­kel 14a der Saat­gut-Ver­ord­nung vom 7. De­zem­ber 199844;
b.
Fut­ter­mit­teln nach Ar­ti­kel 21b der Fut­ter­mit­tel-Ver­ord­nung vom 26. Mai 199945;
c.
Le­bens­mit­teln, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 23 der Le­bens­mit­tel- und Ge­brauchs­ge­gen­stän­de­ver­ord­nung vom 23. No­vem­ber 200546 er­füllt sind.

44 SR 916.151

45 [AS 1999 17802748An­hang 5 Ziff. 6, 2001 3294Ziff. II 14, 2002 4065, 2003 4927, 2005 9732695Ziff. II 19 5555, 2007 4477Ziff. IV 70, 2008 36554377An­hang 5 Ziff. 14, 2009 2599, 2011 2405. AS 2011 5409Art. 77]. Sie­he heu­te: die V vom 26. Okt. 2011 (SR 916.307).

46 [AS 2005 5451, 2006 4909, 2007 1469An­hang 4 Ziff. 47, 2008 7894377An­hang 5 Ziff. 8 5167 6025, 2009 1611, 2010 4611, 2011 5273Art. 37 5803 An­hang 2 Ziff. II 3, 2012 47136809, 2013 3041Ziff. I 7 3669, 2014 1691An­hang 3 Ziff. II 4 2073 An­hang 11 Ziff. 3, 2015 5201An­hang Ziff. II 2, 2016 277An­hang Ziff. 5. AS 2017 283Art. 94 Abs. 1]. Sie­he heu­te die V vom 16. De­zem­ber 2016 (SR 817.02).

Art. 28 Bewilligungsgesuch für das Inverkehrbringen gentechnisch veränderter Organismen  

1 Das Be­wil­li­gungs­ge­such für das In­ver­kehr­brin­gen gen­tech­nisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men, das im Rah­men des mass­ge­bli­chen Be­wil­li­gungs­ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 26 ein­zu­rei­chen ist, muss al­le er­for­der­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten, die be­le­gen, dass durch den Um­gang mit den Or­ga­nis­men die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 7–11 nicht ver­letzt wer­den kön­nen.

2 Das Ge­such muss ins­be­son­de­re fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten:

a.
ein tech­ni­sches Dos­sier mit den An­ga­ben nach den An­hän­gen II­IA be­zie­hungs­wei­se II­IB und IV der Richt­li­nie 2001/18/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 12. März 200147 über die ab­sicht­li­che Frei­set­zung ge­ne­tisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men in die Um­welt und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 90/220/EWG des Ra­tes;
b.
die Er­geb­nis­se frü­he­rer Un­ter­su­chun­gen mit den glei­chen Or­ga­nis­men be­tref­fend Ge­fähr­dun­gen oder Be­ein­träch­ti­gun­gen des Men­schen oder der Um­welt, ins­be­son­de­re sol­che Un­ter­su­chun­gen in ge­schlos­se­nen Sys­te­men und al­len­falls im Frei­land;
c.
so­weit ver­füg­bar, all­fäl­li­ge Be­wil­li­gun­gen und Be­ur­tei­lun­gen schwei­ze­ri­scher und aus­län­di­scher Be­hör­den zu Frei­set­zungs­ver­su­chen und zum In­ver­kehr­brin­gen be­züg­lich der glei­chen Or­ga­nis­men;
d.
ei­ne Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4;
e.
einen Über­wa­chungs­plan, mit dem die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler über­prü­fen wird, ob die An­nah­men der Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4 zu­tref­fen und ob die Mass­nah­men zur Ein­hal­tung der Grund­sät­ze nach den Ar­ti­keln 6 Ab­sät­ze 1 und 3 so­wie 7 GTG aus­rei­chen, und der min­des­tens fol­gen­de An­ga­ben um­fasst:
1.
Art, Spe­zi­fi­tät, Emp­find­lich­keit und Ver­läss­lich­keit der Me­tho­den,
2.
Dau­er und Häu­fig­keit der Über­wa­chung;
f.
ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung nach Ar­ti­kel 8 GTG, die zeigt, dass durch die gen­tech­ni­sche Ver­än­de­rung des Erb­ma­te­ri­als bei Tie­ren und Pflan­zen die Wür­de der Krea­tur nicht miss­ach­tet wor­den ist;
g.
einen Vor­schlag für die Kenn­zeich­nung (Art. 10), die In­for­ma­ti­on der Ab­neh­me­rin­nen und Ab­neh­mer (Art. 5) so­wie für die all­fäl­li­ge Ver­pa­ckung der Or­ga­nis­men;
h.
den Nach­weis, dass die Si­cher­stel­lungs­pflich­ten er­füllt sind;
i.48
für Or­ga­nis­men, die ge­nutz­te ge­ne­ti­sche Res­sour­cen sind oder de­ren Ent­wick­lung auf ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen oder auf sich dar­auf be­zie­hen­dem tra­di­tio­nel­lem Wis­sen ba­siert, die Re­gis­ter­num­mer ge­mä­ss Ar­ti­kel 4 Ab­satz 3 oder 8 Ab­satz 5 der Na­go­ya-Ver­ord­nung vom 11. De­zem­ber 201549.

3In der Do­ku­men­ta­ti­on der Er­geb­nis­se frü­he­rer Un­ter­su­chun­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b kann auf Da­ten oder Er­geb­nis­se ei­ner an­de­ren Ge­such­stel­le­rin oder ei­nes an­de­ren Ge­such­stel­lers ver­wie­sen wer­den, so­fern die­se oder die­ser schrift­lich zu­ge­stimmt hat.

47 ABl. L 106 vom 17.4.2001, S. 1; der Text der Richt­li­nie kann beim BA­FU, 3003 Bern be­zo­gen wer­den.

48 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 der Na­go­ya-Ver­ord­nung vom 11. Dez. 2015, in Kraft seit 1. Fe­br. 2016 (AS 2016 277).

49 SR 451.61

Art. 29 Bewilligungsgesuch für das Inverkehrbringen pathogener Organismen  

1 Das Be­wil­li­gungs­ge­such für das In­ver­kehr­brin­gen pa­tho­ge­ner Or­ga­nis­men, das im Rah­men des mass­ge­bli­chen Be­wil­li­gungs­ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 26 ein­zu­rei­chen ist, muss al­le er­for­der­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten, die be­le­gen, dass durch den Um­gang mit den Or­ga­nis­men die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 12–14 nicht ver­letzt wer­den kön­nen.

2 Das Ge­such muss ins­be­son­de­re fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten:

a.
ein tech­ni­sches Dos­sier mit den An­ga­ben nach An­hang 3.2;
b.
die Er­geb­nis­se frü­he­rer Un­ter­su­chun­gen mit den glei­chen Or­ga­nis­men be­tref­fend Ge­fähr­dun­gen oder Be­ein­träch­ti­gun­gen des Men­schen oder der Um­welt, ins­be­son­de­re sol­che Un­ter­su­chun­gen in ge­schlos­se­nen Sys­te­men und al­len­falls im Frei­land;
c.
so­weit ver­füg­bar, all­fäl­li­ge Be­wil­li­gun­gen und Be­ur­tei­lun­gen schwei­ze­ri­scher und aus­län­di­scher Be­hör­den zu Frei­set­zungs­ver­su­chen und zum In­ver­kehr­brin­gen be­züg­lich der glei­chen Or­ga­nis­men;
d.
ei­ne Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4;
e.
einen Über­wa­chungs­plan, mit dem die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler über­prü­fen wird, ob die An­nah­men der Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4 zu­tref­fen und ob die Schutz­mass­nah­men zur Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 12 und 13 aus­rei­chen, und der min­des­tens fol­gen­de An­ga­ben um­fasst:
1.
Art, Spe­zi­fi­tät, Emp­find­lich­keit und Ver­läss­lich­keit der Me­tho­den,
2.
Dau­er und Häu­fig­keit der Über­wa­chung;
f.
einen Vor­schlag für die In­for­ma­ti­on der Ab­neh­me­rin­nen und Ab­neh­mer (Art. 5) so­wie für die all­fäl­li­ge Ver­pa­ckung der Or­ga­nis­men;
g.
den Nach­weis, dass die Si­cher­stel­lungs­pflich­ten er­füllt sind;

h.50 für Or­ga­nis­men, die ge­nutz­te ge­ne­ti­sche Res­sour­cen sind oder de­ren Ent­wick­lung auf ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen oder auf sich dar­auf be­zie­hen­dem tra­di­tio­nel­lem Wis­sen ba­siert, die Re­gis­ter­num­mer ge­mä­ss Ar­ti­kel 4 Ab­satz 3 oder 8 Ab­satz 5 der Na­go­ya-Ver­ord­nung vom 11. De­zem­ber 201551.

3 In der Do­ku­men­ta­ti­on der Er­geb­nis­se frü­he­rer Un­ter­su­chun­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b kann auf Da­ten oder Er­geb­nis­se ei­ner an­de­ren Ge­such­stel­le­rin oder ei­nes an­de­ren Ge­such­stel­lers ver­wie­sen wer­den, so­fern die­se oder die­ser schrift­lich zu­ge­stimmt hat.

50 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 der Na­go­ya-Ver­ord­nung vom 11. Dez. 2015, in Kraft seit 1. Fe­br. 2016 (AS 2016 277).

51 SR 451.61

Art. 30 Bewilligungsgesuch für das Inverkehrbringen gebietsfremder wirbelloser Kleintiere  

1 Das Be­wil­li­gungs­ge­such für das In­ver­kehr­brin­gen ge­biets­frem­der wir­bel­lo­ser Klein­tie­re, das im Rah­men des mass­ge­bli­chen Be­wil­li­gungs­ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 26 ein­zu­rei­chen ist, muss al­le er­for­der­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten, die be­le­gen, dass durch den Um­gang mit den Or­ga­nis­men die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 15 und 16 nicht ver­letzt wer­den kön­nen.

2 Das Ge­such muss ins­be­son­de­re fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten:

a.
ein tech­ni­sches Dos­sier mit den An­ga­ben nach An­hang 3.4;
b.
die Er­geb­nis­se frü­he­rer Un­ter­su­chun­gen mit den glei­chen Or­ga­nis­men be­tref­fend Ge­fähr­dun­gen oder Be­ein­träch­ti­gun­gen des Men­schen oder der Um­welt, ins­be­son­de­re sol­che Un­ter­su­chun­gen in ge­schlos­se­nen Sys­te­men und al­len­falls im Frei­land;
c.
so­weit ver­füg­bar, all­fäl­li­ge Be­wil­li­gun­gen und Be­ur­tei­lun­gen schwei­ze­ri­scher und aus­län­di­scher Be­hör­den zu Frei­set­zungs­ver­su­chen und zum In­ver­kehr­brin­gen be­züg­lich der glei­chen Or­ga­nis­men;
d.
ei­ne Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4;
e.
einen Über­wa­chungs­plan, mit dem die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler über­prü­fen wird, ob die An­nah­men der Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4 zu­tref­fen und ob die Schutz­mass­nah­men zur Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 15 und 16 aus­rei­chen, und der min­des­tens fol­gen­de An­ga­ben um­fasst:
1.
Art, Spe­zi­fi­tät, Emp­find­lich­keit und Ver­läss­lich­keit der Me­tho­den,
2.
Dau­er und Häu­fig­keit der Über­wa­chung;
f.
einen Vor­schlag für die In­for­ma­ti­on der Ab­neh­me­rin­nen und Ab­neh­mer (Art. 5) so­wie für die all­fäl­li­ge Ver­pa­ckung der Or­ga­nis­men;

g.52 für Or­ga­nis­men, die ge­nutz­te ge­ne­ti­sche Res­sour­cen sind oder de­ren Ent­wick­lung auf ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen oder auf sich dar­auf be­zie­hen­dem tra­di­tio­nel­lem Wis­sen ba­siert, die Re­gis­ter­num­mer ge­mä­ss Ar­ti­kel 4 Ab­satz 3 oder 8 Ab­satz 5 der Na­go­ya-Ver­ord­nung vom 11. De­zem­ber 201553.

3 In der Do­ku­men­ta­ti­on der Er­geb­nis­se frü­he­rer Un­ter­su­chun­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b kann auf Da­ten oder Er­geb­nis­se ei­ner an­de­ren Ge­such­stel­le­rin oder ei­nes an­de­ren Ge­such­stel­lers ver­wie­sen wer­den, so­fern die­se oder die­ser schrift­lich zu­ge­stimmt hat.

52 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 der Na­go­ya-Ver­ord­nung vom 11. Dez. 2015, in Kraft seit 1. Fe­br. 2016 (AS 2016 277).

53 SR 451.61

Art. 31 Neue Erkenntnisse  

1 Die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler und die In­ha­be­rin oder der In­ha­ber der Be­wil­li­gung müs­sen der Be­wil­li­gungs­be­hör­de neue Er­kennt­nis­se oder Be­ob­ach­tun­gen, die ei­ne Neu­be­wer­tung des Ri­si­kos er­for­dern könn­ten, un­ver­züg­lich mel­den.

2 Gleich­zei­tig muss die Be­wil­li­gungs­in­ha­be­rin oder der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber die in der Be­wil­li­gung auf­ge­führ­ten Mass­nah­men über­prü­fen und, so­fern die Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 7–9, 12 und 13 be­zie­hungs­wei­se 15 und 16 un­mit­tel­bar und ernst­haft ge­fähr­det ist, die zu­sätz­lich er­for­der­li­chen Mass­nah­men er­grei­fen.

3 Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de in­for­miert die Fach­stel­len (Art. 43 Abs. 1).

Art. 32 Meldung des Ausbringens von gentechnisch veränderten Organismen in der Umwelt  

1 Wer gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men, die zum In­ver­kehr­brin­gen zu­ge­las­sen sind, di­rekt in die Um­welt aus­bringt, muss dem BA­FU spä­tes­tens zwei Wo­chen nach dem Aus­brin­gen mel­den:

a.
Na­men und Adres­se;
b.
den Er­ken­nungs­mar­ker des gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­mus nach dem An­hang der Ver­ord­nung (EG) Nr. 65/2004 der Kom­mis­si­on vom 14. Ja­nu­ar 200454 über ein Sys­tem für die Ent­wick­lung und Zu­wei­sung spe­zi­fi­scher Er­ken­nungs­mar­ker für ge­ne­tisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men oder, wenn die­ser fehlt, die Iden­ti­tät des Or­ga­nis­mus un­ter An­ga­be der we­sent­li­chen Ei­gen­schaf­ten und Merk­ma­le;
c.
die Grund­stücke, wo die Or­ga­nis­men aus­ge­bracht wer­den;
d.
den Zeit­rah­men, ins­be­son­de­re Be­ginn und En­de des Aus­brin­gens der Or­ga­nis­men;
e.
die Art der Ver­wen­dung und des Aus­brin­gens der Or­ga­nis­men.

2 Wer gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men di­rekt in die Um­welt aus­bringt, muss dar­über Buch füh­ren; sie oder er muss dem BA­FU die er­for­der­li­chen Aus­künf­te er­tei­len so­wie nö­ti­gen­falls Ab­klä­run­gen durch­füh­ren oder dul­den.

54 ABl. L 10 vom 16.1.2004, S. 5; der Text der Ver­ord­nung kann beim BA­FU, 3003 Bern be­zo­gen wer­den.

3. Abschnitt: Gemeinsame Bestimmungen

Art. 33 Wohnsitz, Geschäftsniederlassung  

1 Wer ein Ge­such für Frei­set­zungs­ver­su­che oder für das In­ver­kehr­brin­gen stellt, muss einen Wohn­sitz, einen Ge­schäfts­sitz oder ei­ne Zweignie­der­las­sung in der Schweiz ha­ben.

2 Für das In­ver­kehr­brin­gen von Le­bens­mit­teln blei­ben die Re­ge­lun­gen der Le­bens­mit­tel­ge­setz­ge­bung vor­be­hal­ten.

Art. 34 Anzahl Gesuchsexemplare  

1 Das Be­wil­li­gungs­ge­such ist in der ver­lang­ten An­zahl Ex­em­pla­re ein­zu­rei­chen. Bei Frei­set­zungs­ver­su­chen ist das Ge­such zu­sätz­lich in der Amtss­pra­che der Stand­ort­ge­mein­de ein­zu­rei­chen.

2 Zur In­for­ma­ti­on der Öf­fent­lich­keit sind wei­te­re Ex­em­pla­re in der ver­lang­ten An­zahl ein­zu­rei­chen; die­se müs­sen min­des­tens die An­ga­ben nach Ar­ti­kel 54 Ab­satz 4 ent­hal­ten.

Art. 35 Rechtsnachfolge  

1 Wer Rechts­nach­fol­ge­rin oder Rechts­nach­fol­ger ei­ner In­ha­be­rin oder ei­nes In­ha­bers ei­ner Be­wil­li­gung für Frei­set­zungs­ver­su­che oder für das In­ver­kehr­brin­gen nach Ar­ti­kel 26 Buch­sta­ben c und k ist, muss die Über­tra­gung der Be­wil­li­gung beim BA­FU be­an­tra­gen.

2 Die Be­wil­li­gung wird über­tra­gen, wenn die Vor­aus­set­zun­gen für die Be­wil­li­gung er­füllt sind.

4. Kapitel: Aufgaben der Behörden

1. Abschnitt: Freisetzungsversuche

Art. 36 Gesuchsunterlagen, Publikation und Orientierung  

1 Das BA­FU prüft, ob die ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen (Art. 19, 20 bzw. 21) für die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs voll­stän­dig sind. Sind die Un­ter­la­gen un­voll­stän­dig, so weist es die­se mit An­ga­be der noch feh­len­den In­for­ma­tio­nen zur Er­gän­zung oder Über­ar­bei­tung an die Ge­such­stel­le­rin oder den Ge­such­stel­ler zu­rück.

2 Es pu­bli­ziert den Ein­gang des Ge­suchs im Bun­des­blatt, so­bald das Ge­such voll­stän­dig ist, und sorgt da­für, dass die nicht ver­trau­li­chen Ak­ten wäh­rend 30 Ta­gen zur Ein­sicht auf­lie­gen:

a.
am Sitz des BA­FU;
b.
in der Ge­mein­de, in wel­cher der Frei­set­zungs­ver­such statt­fin­den soll.

3 Wer nach den Vor­schrif­ten des Bun­des­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 196855 über das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren Par­tei­rech­te be­an­sprucht, muss wäh­rend der Auf­la­ge­frist schrift­lich, mit An­ga­ben zur Par­tei­stel­lung, Ein­spra­che er­he­ben.

4 Wäh­rend der Auf­la­ge­frist kann zu­dem je­de wei­te­re Per­son zu den Ak­ten schrift­lich Stel­lung neh­men.

5 Das BA­FU kann an öf­fent­li­chen Ori­en­tie­rungs­ver­an­stal­tun­gen teil­neh­men; es ori­en­tiert da­bei über den Ab­lauf des Ver­fah­rens.

Art. 37 Prüfung des Gesuchs, Einbezug der Fachstellen  

1 Das BA­FU prüft das Ge­such. Es un­ter­brei­tet die­ses gleich­zei­tig mit der Pu­bli­ka­ti­on des Ge­such­sein­gangs im Bun­des­blatt den fol­gen­den an­de­ren Fach­stel­len zur Be­ur­tei­lung in ih­rem Zu­stän­dig­keits­be­reich und zur Stel­lung­nah­me in­ner­halb von 50 Ta­gen:

a.
dem BAG, dem BLV und dem BLW;
b.
der Eid­ge­nös­si­schen Fach­kom­mis­si­on für bio­lo­gi­sche Si­cher­heit (EFBS) und der Eid­ge­nös­si­schen Ethik­kom­mis­si­on für die Bio­tech­no­lo­gie im Aus­ser­hu­man­be­reich (EKAH);
c.
der vom be­trof­fe­nen Kan­ton be­zeich­ne­ten Fach­stel­le für Hin­wei­se auf ortss­pe­zi­fi­sche Be­son­der­hei­ten.

2 Das BA­FU stellt den Fach­stel­len die Ein­ga­ben nach Ar­ti­kel 36 Ab­sät­ze 3 und 4 zu.

3 Es stellt die Stel­lung­nah­men der Fach­stel­len den Par­tei­en zur Stel­lung­nah­me und den Fach­stel­len wech­sel­sei­tig zur Kennt­nis zu.

4 Zeigt sich bei der Prü­fung, dass die ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen zur Be­ur­tei­lung des Ge­suchs nicht aus­rei­chen, so ver­langt das BA­FU un­ter An­ga­be ei­ner Be­grün­dung von der Ge­such­stel­le­rin oder vom Ge­such­stel­ler zu­sätz­li­che Un­ter­la­gen und holt da­zu die Stel­lung­nah­men der Par­tei­en und der Fach­stel­len ein. In die­sem Fall ver­län­gert sich die Frist ent­spre­chend.

5 Das BA­FU in­for­miert auf An­fra­ge das Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (SE­CO) so­wie die Schwei­ze­ri­sche Un­fall­ver­si­che­rungs­an­stalt (SU­VA) über das Ge­such.

Art. 38 Erteilung der Bewilligung  

1 Das BA­FU be­wil­ligt den Frei­set­zungs­ver­such un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ein­ge­gan­ge­nen Stel­lung­nah­men der Par­tei­en und der Fach­stel­len in der Re­gel in­ner­halb von drei Mo­na­ten nach der Pu­bli­ka­ti­on des Ge­such­sein­gangs im Bun­des­blatt zu­züg­lich der Frist­ver­län­ge­rung, wenn:

a.
die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs, ins­be­son­de­re der Ri­si­ko­be­wer­tung nach An­hang 4, er­gibt, dass nach dem Stand von Wis­sen­schaft und Er­fah­rung der Frei­set­zungs­ver­such Men­schen, Tie­re und Um­welt nicht ge­fähr­den kann und die bio­lo­gi­sche Viel­falt so­wie de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung nicht be­ein­träch­tigt (Art. 7 und 8, 12 und 13 bzw. 15 und 16);
b.
die an­ge­streb­ten Er­kennt­nis­se nicht durch wei­te­re Ver­su­che im ge­schlos­se­nen Sys­tem ge­won­nen wer­den kön­nen;
c.
im Fall von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men zu­sätz­lich:
1.
die Pro­duk­ti­on von Er­zeug­nis­sen oh­ne gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men so­wie die Wahl­frei­heit der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten nicht be­ein­träch­tigt wer­den (Art. 9),
2.
die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs, ins­be­son­de­re auf­grund der In­ter­es­sen­ab­wä­gung nach Ar­ti­kel 8 GTG, er­gibt, dass die Wür­de der Krea­tur bei den ver­wen­de­ten Tie­ren oder Pflan­zen durch die gen­tech­ni­sche Ver­än­de­rung nicht miss­ach­tet wor­den ist,
3.
nach­ge­wie­sen wird, dass im Hin­blick auf den di­rek­ten Um­gang in der Um­welt der Frei­set­zungs­ver­such zur Er­for­schung der Bio­si­cher­heit gen­tech­nisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men bei­trägt;
d.
der Frei­set­zungs­ver­such auf­grund der Be­ur­tei­lung des Ge­suchs, ins­be­son­de­re auf­grund der Ri­si­ko­be­wer­tung, nach den von BAG, BLV und BLW zu voll­zie­hen­den Ge­set­zen zu­läs­sig ist und die­se Äm­ter der Durch­füh­rung des Frei­set­zungs­ver­suchs zu­stim­men.

2 Das BA­FU ver­knüpft die Be­wil­li­gung mit den er­for­der­li­chen Be­din­gun­gen und Auf­la­gen zum Schutz des Men­schen, der Um­welt, der bio­lo­gi­schen Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ger Nut­zung. Es kann ins­be­son­de­re:

a.
ver­lan­gen, dass das Ver­suchs­ge­biet ge­kenn­zeich­net, ein­ge­zäunt oder be­son­ders ab­ge­si­chert wird;
b.
an­ord­nen, dass auf Kos­ten der Ge­such­stel­le­rin oder des Ge­such­stel­lers zu­sätz­lich zum Über­wa­chungs­plan (Art. 19 Abs. 2 Bst. e, 20 Abs. 2 Bst. e bzw. 21 Abs. 2 Bst. e) das Ver­suchs­ge­biet und des­sen Um­ge­bung wäh­rend und nach dem Ver­such über­wacht so­wie Pro­ben ge­nom­men und un­ter­sucht wer­den;
c.
an­ord­nen, dass die Durch­füh­rung und Über­wa­chung des Ver­suchs auf Ko­s­ten der Ge­such­stel­le­rin oder des Ge­such­stel­lers von ei­ner Be­gleit­grup­pe (Art. 41 Abs. 2) kon­trol­liert wird;
d.
Zwi­schen­be­rich­te ver­lan­gen;
e.
ver­lan­gen, dass ihm die für die Kon­trol­len er­for­der­li­chen Pro­ben, Nach­weis­mit­tel und -me­tho­den zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den.

3 Das BA­FU stellt den Ent­scheid den Par­tei­en und den Fach­stel­len (Art. 37 Abs. 1) zu und macht die­sen über au­to­ma­ti­sier­te In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te öf­fent­lich zu­gäng­lich.

Art. 39 Vereinfachtes Bewilligungsverfahren  

1 Sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 22 er­füllt, so führt das BA­FU ein ver­ein­fach­tes Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren durch.

2 Es kann ins­be­son­de­re:

a.
auf die Ein­rei­chung der Un­ter­la­gen nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 Buch­sta­ben b, c, f und g be­zie­hungs­wei­se nach Ar­ti­kel 20 Ab­satz 2 Buch­sta­ben b, c und f oder Ar­ti­kel 21 Ab­satz 2 Buch­sta­ben b, c und f ver­zich­ten;
b.
die Fris­ten zur Stel­lung­nah­me ab­kür­zen.
Art. 40 Neue Erkenntnisse  

1 Ge­langt ei­ne der am Ver­fah­ren be­tei­lig­ten Fach­stel­len (Art. 37 Abs. 1) nach der Be­wil­li­gungs­er­tei­lung zu neu­en Er­kennt­nis­sen über die Ri­si­ken des Frei­set­zungs­ver­suchs, so in­for­miert sie das BA­FU.

2 Das BA­FU ord­net mit Zu­stim­mung der am Ver­fah­ren be­tei­lig­ten Bun­des­stel­len bei In­for­ma­tio­nen nach Ab­satz 1 und Ar­ti­kel 23 die er­for­der­li­chen Mass­nah­men an. Es kann ins­be­son­de­re ver­lan­gen, dass:

a.
die Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung (Art. 19 Abs. 2 Bst. d, 20 Abs. 2 Bst. d bzw. 21 Abs. 2 Bst. d) neu vor­ge­nom­men wird;
b.
die Ver­suchs­be­din­gun­gen ge­än­dert wer­den;
c.
der Ver­such vor­über­ge­hend oder nö­ti­gen­falls end­gül­tig ein­ge­stellt und, so­weit mög­lich, der Aus­gangs­zu­stand wie­der­her­ge­stellt wird.

3 Es hört die EFBS und die EKAH an.

Art. 41 Überwachung bewilligter Freisetzungsversuche  

1 Das BA­FU über­wacht die Durch­füh­rung der Frei­set­zungs­ver­su­che und ver­fügt die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

2 Es kann zu die­sem Zweck ei­ne Be­gleit­grup­pe ein­set­zen, in der ins­be­son­de­re der Kan­ton, in dem der Frei­set­zungs­ver­such statt­fin­det, Ein­sitz neh­men kann. Die Be­gleit­grup­pe hat fol­gen­de Auf­ga­ben:

a.
Sie kon­trol­liert durch Stich­pro­ben die Durch­füh­rung des Frei­set­zungs­ver­suchs vor Ort und über­prüft da­bei ins­be­son­de­re die Ein­hal­tung der mit der Be­wil­li­gung ver­knüpf­ten Be­din­gun­gen und Auf­la­gen; sie hat da­bei ins­be­son­de­re un­an­ge­mel­de­ten Zu­gang zum Ort des Frei­set­zungs­ver­suchs, kann Pro­ben neh­men und hat Ein­sicht in al­le Un­ter­la­gen.
b.
Sie be­nach­rich­tigt das BA­FU um­ge­hend über Ab­wei­chun­gen von den mit der Be­wil­li­gung ver­knüpf­ten Be­din­gun­gen und Auf­la­gen oder über an­de­re si­cher­heits­re­le­van­te Be­ob­ach­tun­gen und Fest­stel­lun­gen.
c.
Sie kann mit Zu­stim­mung des BA­FU die Öf­fent­lich­keit über ih­ren Auf­trag und das ge­plan­te Vor­ge­hen ori­en­tie­ren.
d.
Sie führt Pro­to­koll über ih­re Tä­tig­kei­ten so­wie über ih­re Be­ob­ach­tun­gen und Fest­stel­lun­gen.
e.
Sie er­stellt nach Ab­schluss des Ver­suchs einen Be­richt über das Er­geb­nis der Über­wa­chung und über­mit­telt die­sen dem BA­FU.

3 Das BA­FU in­for­miert die Fach­stel­len und die Ge­such­stel­le­rin oder den Ge­such­stel­ler über das Er­geb­nis der Über­wa­chung.

2. Abschnitt: Inverkehrbringen

Art. 42 Gesuchsunterlagen und Publikation  

1 Die nach Ar­ti­kel 26 zu­stän­di­ge Be­wil­li­gungs­be­hör­de prüft, ob das Be­wil­li­gungs­ge­such al­le Un­ter­la­gen (Art. 28, 29 bzw. 30) ent­hält. Sind die Un­ter­la­gen un­voll­stän­dig, so weist es die­se mit An­ga­be der noch feh­len­den In­for­ma­tio­nen zur Er­gän­zung oder Über­ar­bei­tung an die Ge­such­stel­le­rin oder den Ge­such­stel­ler zu­rück.

2 Han­delt es sich um Or­ga­nis­men, mit de­nen di­rekt in der Um­welt um­ge­gan­gen wer­den soll, so pu­bli­ziert die Be­wil­li­gungs­be­hör­de im Bun­des­blatt den Ein­gang des Ge­suchs, so­bald die­ses voll­stän­dig ist, und sorgt da­für, dass die nicht ver­trau­li­chen Ak­ten wäh­rend 30 Ta­gen bei ihr zur Ein­sicht auf­lie­gen.

3 Wäh­rend der Auf­la­ge­frist kann je­de Per­son zum Ge­such schrift­lich Stel­lung neh­men. Wer von die­ser Mög­lich­keit Ge­brauch macht, er­wirbt al­lein da­durch nicht die Stel­lung ei­ner Par­tei im Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren.

4 Han­delt es sich um gen­tech­nisch ver­än­der­te oder pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men, mit de­nen di­rekt in der Um­welt um­ge­gan­gen wer­den soll, so kön­nen die Um­welt­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen nach Ar­ti­kel 28 GTG be­zie­hungs­wei­se nach Ar­ti­kel 55f USG wäh­rend der Auf­la­ge­frist Ein­spra­che er­he­ben.

Art. 43 Prüfung des Gesuchs, Einbezug der Fachstellen  

1 Die nach Ar­ti­kel 26 zu­stän­di­ge Be­wil­li­gungs­be­hör­de prüft das Ge­such. Sie un­ter­brei­tet die­ses den fol­gen­den an­de­ren Fach­stel­len zur Be­ur­tei­lung in ih­rem Zu­stän­dig­keits­be­reich und zur Stel­lung­nah­me:

a.
dem BAG und dem BA­FU;
b.
dem BLV und dem BLW, so­fern de­ren Zu­stän­dig­keits­be­reich be­trof­fen ist;
c.
der EFBS und der EKAH.

2 Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de stellt den Fach­stel­len die Ein­ga­ben nach Ar­ti­kel 42 Ab­sät­ze 3 und 4 zu.

3 Sie stellt die Stel­lung­nah­men der Fach­stel­len den Par­tei­en zur Stel­lung­nah­me und den Fach­stel­len wech­sel­sei­tig zur Kennt­nis zu.

4 Zeigt sich bei der Prü­fung, dass die ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen zur Be­ur­tei­lung des Ge­suchs nicht aus­rei­chen, so ver­langt die Be­wil­li­gungs­be­hör­de von der Ge­such­stel­le­rin oder vom Ge­such­stel­ler die zu­sätz­lich er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen und holt zu die­sen die Stel­lung­nah­men der Par­tei­en und der Fach­stel­len ein.

Art. 44 Erteilung der Bewilligung  

1 Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de be­wil­ligt das In­ver­kehr­brin­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung der ein­ge­gan­ge­nen Stel­lung­nah­men der Par­tei­en und der Fach­stel­len, wenn die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs er­gibt, dass:

a.
die An­for­de­run­gen nach dem mass­ge­bli­chen Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren er­füllt sind;
b.
das In­ver­kehr­brin­gen Men­schen, Tie­re und Um­welt nicht ge­fähr­den kann und die bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung nicht be­ein­träch­tigt wer­den (Art. 7 und 8, 12 und 13 bzw. 15 und 16);
c.
im Fall von gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men zu­sätz­lich:
1.
die Pro­duk­ti­on von Er­zeug­nis­sen oh­ne gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men (Art. 9) so­wie die Wahl­frei­heit der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten nicht be­ein­träch­tigt wer­den,
2.
die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs, ins­be­son­de­re auf­grund der In­ter­es­sen­ab­wä­gung nach Ar­ti­kel 8 GTG, er­gibt, dass die Wür­de der Krea­tur bei den ver­wen­de­ten Tie­ren oder Pflan­zen durch die gen­tech­ni­sche Ver­än­de­rung nicht miss­ach­tet wor­den ist;
d.
das In­ver­kehr­brin­gen nach den vom BAG und vom BA­FU so­wie ge­ge­be­nen­falls nach den vom BLV und vom BLW zu voll­zie­hen­den Ge­set­zen zu­läs­sig ist und die­se Äm­ter des­halb dem In­ver­kehr­brin­gen zu­stim­men;

e.56 für Or­ga­nis­men, die ge­nutz­te ge­ne­ti­sche Res­sour­cen sind oder de­ren Ent­wick­lung auf ge­nutz­ten ge­ne­ti­schen Res­sour­cen oder auf sich dar­auf be­zie­hen­dem tra­di­tio­nel­lem Wis­sen ba­siert, die Mel­de­pflicht ge­mä­ss Ar­ti­kel 4 oder 8 Ab­satz 3 der Na­go­ya-Ver­ord­nung vom 11. De­zem­ber 201557 ein­ge­hal­ten wor­den ist.

2 Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de kann die Be­wil­li­gung mit Auf­la­gen ver­knüp­fen und ins­be­son­de­re:

a.
die Ver­wen­dung der Or­ga­nis­men ein­schrän­ken oder nur un­ter ge­wis­sen Vor­aus­set­zun­gen ge­stat­ten;
b.
von der Ge­such­stel­le­rin oder vom Ge­such­stel­ler ver­lan­gen, dass sie oder er auf ei­ge­ne Kos­ten zu­sätz­lich zum Über­wa­chungs­plan (Art. 28 Abs. 2 Bst. e, 29 Abs. 2 Bst. e bzw. 30 Abs. 2 Bst. e) wei­te­re Un­ter­su­chun­gen zur Er­ken­nung mög­li­cher Spät­fol­gen für Men­schen, Tie­re und Um­welt, für die bio­lo­gi­sche Viel­falt oder de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung so­wie für den Schutz der Pro­duk­ti­on von Er­zeug­nis­sen oh­ne gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men durch­führt und dar­über Be­richt er­stat­tet.

3 Die Be­wil­li­gung ist auf höchs­tens zehn Jah­re be­fris­tet. Sie wird je­weils für höchs­tens zehn wei­te­re Jah­re ver­län­gert, wenn die zu­stän­di­ge Be­hör­de und die Fach­stel­len un­ter Ein­be­zug all­fäl­li­ger neu­er Er­kennt­nis­se zur Schluss­fol­ge­rung ge­lan­gen, dass die An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1 wei­ter­hin er­füllt sind.

56 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 der Na­go­ya-Ver­ord­nung vom 11. Dez. 2015, in Kraft seit 1. Fe­br. 2016 (AS 2016 277).

57 SR 451.61

Art. 45 Neue Erkenntnisse  

1 Ge­langt ei­ne der am Ver­fah­ren be­tei­lig­ten Fach­stel­len nach der Be­wil­li­gungs­er­tei­lung zu neu­en Er­kennt­nis­sen über die Ri­si­ken des In­ver­kehr­brin­gens, so in­for­miert sie die Be­wil­li­gungs­be­hör­de.

2 Die Fach­stel­len, de­ren Zu­stim­mung für die Be­wil­li­gungs­er­tei­lung er­for­der­lich ist, kön­nen ver­lan­gen, dass die Be­wil­li­gungs­be­hör­de ins­be­son­de­re:

a.
die Auf­la­gen für das In­ver­kehr­brin­gen än­dert;
b.
nö­ti­gen­falls das In­ver­kehr­brin­gen vor­über­ge­hend oder end­gül­tig ver­bie­tet;
c.
in schwer­wie­gen­den Fäl­len den Rück­ruf von in Ver­kehr ge­brach­ten Or­ga­nis­men an­ord­net.

3 Ge­langt die Be­wil­li­gungs­be­hör­de zu neu­en Er­kennt­nis­sen oder wer­den ihr sol­che von der Ge­such­stel­le­rin oder vom Ge­such­stel­ler be­zie­hungs­wei­se von der Be­wil­li­gungs­in­ha­be­rin oder vom Be­wil­li­gungs­in­ha­ber ge­mel­det (Art. 31), so ver­fügt sie die er­for­der­li­chen Mass­nah­men nach An­hö­rung der EFBS und der EKAH und mit Zu­stim­mung der am Ver­fah­ren be­tei­lig­ten Bun­des­stel­len. Kei­ne An­hö­rung ist er­for­der­lich für vor­sorg­li­che Mass­nah­men, wenn Ge­fahr im Ver­zug ist. Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de in­for­miert die Fach­stel­len un­ver­züg­lich über die neu­en Er­kennt­nis­se und die ge­trof­fe­nen Mass­nah­men.

Art. 46 Überprüfung der Selbstkontrolle  

1 Das BA­FU kann bei Or­ga­nis­men, die oh­ne Be­wil­li­gung in Ver­kehr ge­bracht wer­den dür­fen, von der In­ver­kehr­brin­ge­rin oder vom In­ver­kehr­brin­ger den Nach­weis der Selbst­kon­trol­le ver­lan­gen und Un­ter­la­gen an­for­dern, wenn es Grund zur An­nah­me hat, dass die in Ver­kehr ge­brach­ten Or­ga­nis­men Men­schen, Tie­re oder die Um­welt ge­fähr­den oder die bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung be­ein­träch­ti­gen kön­nen. Es setzt der In­ver­kehr­brin­ge­rin oder dem In­ver­kehr­brin­ger ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist. Es hört bei Be­darf wei­te­re Bun­des­stel­len an.

2 Es kann:

a.
von der In­ver­kehr­brin­ge­rin oder vom In­ver­kehr­brin­ger ver­lan­gen, dass die Selbst­kon­trol­le in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist über­prüft und, wenn nö­tig, er­gänzt oder be­rich­tigt wird;
b.
Form und In­halt der an die Ab­neh­me­rin oder den Ab­neh­mer ge­rich­te­ten In­for­ma­tio­nen be­stim­men, ins­be­son­de­re die An­ga­ben zu den Ei­gen­schaf­ten der Or­ga­nis­men so­wie die Emp­feh­lun­gen und An­wei­sun­gen für den Um­gang in der Um­welt;
c.
von der In­ver­kehr­brin­ge­rin oder vom In­ver­kehr­brin­ger ver­lan­gen, dass un­ge­eig­ne­te oder ir­re­füh­ren­de Auf­schrif­ten und An­ga­ben ent­fernt wer­den.

3 Kommt die In­ver­kehr­brin­ge­rin oder der In­ver­kehr­brin­ger den Auf­for­de­run­gen in­ner­halb der ge­setz­ten Frist nicht nach, so kann das BA­FU das In­ver­kehr­brin­gen der be­tref­fen­den Or­ga­nis­men ver­bie­ten.

4 Das BA­FU ori­en­tiert die Kan­to­ne über die von ihm an­ge­ord­ne­ten Mass­nah­men.

Art. 47 Nachträgliche Kontrolle (Marktüberwachung) nach anderen Erlassen  

1 Die nach­träg­li­che Kon­trol­le (Markt­über­wa­chung) wird durch­ge­führt:

a.
bei Arz­nei­mit­teln nach dem Heil­mit­tel­ge­setz vom 15. De­zem­ber 200058;
b.
bei Le­bens­mit­teln und Ge­brauchs­ge­gen­stän­den nach dem Le­bens­mit­tel­ge­setz vom 9. Ok­to­ber 199259;
c.
bei pflanz­li­chem Ver­meh­rungs­ma­te­ri­al für aus­sch­liess­lich forst­wirt­schaft­li­che Ver­wen­dun­gen nach der Wald­ver­ord­nung vom 30. No­vem­ber 199260;
d.
bei pflanz­li­chem Ver­meh­rungs­ma­te­ri­al für al­le üb­ri­gen Ver­wen­dun­gen nach der Saat­gut-Ver­ord­nung vom 7. De­zem­ber 199861;
e.
bei Pflan­zen­schutz­mit­teln nach der Pflan­zen­schutz­mit­tel­ver­ord­nung vom 18. Mai 200562;
f.
bei Dün­gern nach der Dün­ger-Ver­ord­nung vom 10. Ja­nu­ar 200163;
g.
bei Fut­ter­mit­teln nach der Fut­ter­mit­tel-Ver­ord­nung vom 26. Mai 199964;
h.
bei im­mu­no­lo­gi­schen Arz­nei­mit­teln für den tier­ärzt­li­chen Ge­brauch nach dem Heil­mit­tel­ge­setz vom 15. De­zem­ber 2000;
i.65
j.
bei Bio­zid­pro­duk­ten nach der Bio­zid­pro­duk­te­ver­ord­nung vom 18. Mai 200566.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de in­for­miert das BA­FU und das BAG über die von ihr er­las­se­nen Ver­fü­gun­gen, falls Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung be­trof­fen sind.

3 Die für die Kon­trol­len er­for­der­li­chen Pro­ben, Nach­weis­mit­tel und -me­tho­den sind den zu­stän­di­gen Be­hör­den zur Ver­fü­gung zu stel­len.

4 Er­gibt die Kon­trol­le, dass Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung ver­letzt wer­den, so muss die ver­ant­wort­li­che Per­son die Kos­ten der Kon­trol­le tra­gen.

58 SR 812.21

59 [AS 1995 1469, 1996 1725An­hang Ziff. 3, 1998 3033An­hang Ziff. 5, 2001 2790An­hang Ziff. 5, 2002 775, 2003 4803An­hang Ziff. 6, 2005 971, 2006 2197An­hang Ziff. 94 2363 Ziff. II, 2008 785, 2011 5227Ziff. I 2.8, 2013 3095An­hang 1 Ziff. 3. AS 2017 249An­hang Ziff. I]. Sie­he heu­te: das BG vom 20. Ju­ni 2014 (SR 817.0).

60 SR 921.01

61 SR 916.151

62 [AS 2005 303540975211, 2006 4851, 2007 821Ziff. III 1469 An­hang 4 Ziff. 54 1843 4541 6291, 2008 21554377An­hang 5 Ziff. 11 5271, 2009 401An­hang Ziff. 3 2845, 2010 21013845. AS 20102331Art. 84]. Sie­he heu­te: die V vom 12. Mai 2010 (SR 916.161).

63 SR 916.171

64 [AS 1999 17802748An­hang 5 Ziff. 6, 2001 3294Ziff. II 14, 2002 4065, 2003 4927, 2005 9732695Ziff. II 19 5555, 2007 4477Ziff. IV 70, 2008 36554377An­hang 5 Ziff. 14, 2009 2599, 2011 2405. AS 2011 5409Art. 77]. Sie­he heu­te: die V vom 26. Okt. 2011 (SR 916.307).

65 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 8 Ziff. 3 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung vom 31. Okt. 2018, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 4209).

66 SR 813.12

Art. 48 Nachträgliche Kontrolle (Marktüberwachung) nach dieser Verordnung  

1 Für die nach­träg­li­che Kon­trol­le (Markt­über­wa­chung) von in Ver­kehr ge­brach­ten Or­ga­nis­men, die nicht nach Ar­ti­kel 47 kon­trol­liert wer­den, sind die Kan­to­ne zu­stän­dig.

2 Sie kon­trol­lie­ren an­hand von Stich­pro­ben oder auf Er­su­chen des BA­FU ins­be­son­de­re, ob:

a.
die Vor­schrif­ten über die In­for­ma­ti­on der Ab­neh­me­rin­nen und Ab­neh­mer (Art. 5) ein­ge­hal­ten wer­den;
b.
das In­ver­kehr­brin­gen gen­tech­nisch ver­än­der­ter oder pa­tho­ge­ner Or­ga­nis­men be­wil­ligt ist;
c.
der Um­gang mit be­stimm­ten Or­ga­nis­men nicht ver­bo­ten ist;
d.
die mit der Be­wil­li­gung für das In­ver­kehr­brin­gen ver­knüpf­ten Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ein­ge­hal­ten wer­den;
e.
gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men rich­tig ge­kenn­zeich­net sind (Art. 10);
f.
die vom BA­FU nach Ab­satz 4 an­ge­ord­ne­ten Mass­nah­men be­folgt wer­den.

3 Er­gibt die Kon­trol­le, dass Be­stim­mun­gen von Ab­satz 2 Buch­sta­ben b–f ver­letzt wer­den, so ver­fügt der Kan­ton, in dem die In­ver­kehr­brin­ge­rin oder der In­ver­kehr­brin­ger den Wohn- oder Ge­schäfts­sitz hat, die er­for­der­li­chen Mass­nah­men und in­for­miert das BA­FU so­wie die an­de­ren Kan­to­ne.

4 Er­gibt die Kon­trol­le, dass Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung über das In­ver­kehr­brin­gen ver­letzt wer­den, so in­for­miert der Kan­ton das BA­FU. Die­ses nimmt die er­for­der­li­chen Ab­klä­run­gen vor und ord­net die er­for­der­li­chen Mass­nah­men an. Han­delt es sich um Or­ga­nis­men, die oh­ne Be­wil­li­gung in Ver­kehr ge­bracht wer­den dür­fen, so gilt Ar­ti­kel 46.

5 Die für die Kon­trol­len er­for­der­li­chen Pro­ben, Nach­weis­mit­tel und -me­tho­den sind den zu­stän­di­gen Be­hör­den zur Ver­fü­gung zu stel­len.

6 Er­gibt die Kon­trol­le, dass Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung ver­letzt wer­den, so muss die ver­ant­wort­li­che Per­son die Kos­ten der Kon­trol­le tra­gen. Die kon­trol­lie­ren­de Be­hör­de stellt ihr die Rech­nung di­rekt zu.

3. Abschnitt: Überwachung der Sorgfaltspflicht

Art. 49  

1 Die Kan­to­ne über­wa­chen die Ein­hal­tung der Sorg­falts­pflicht nach den Ar­ti­keln 6–9, 12, 13, 15 und 16 beim Um­gang mit Or­ga­nis­men in der Um­welt.

2 Gibt die Kon­trol­le An­lass zu Be­an­stan­dun­gen, so ord­net der be­tref­fen­de Kan­ton die er­for­der­li­chen Mass­nah­men an.

4. Abschnitt: Überwachung der Umweltbelastung und Bekämpfung von Organismen

Art. 50 Erhebungen  

1 Das BA­FU führt Er­he­bun­gen durch, die für die Be­ur­tei­lung der Um­welt­be­las­tung durch be­stimm­te Or­ga­nis­men, durch be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten von Or­ga­nis­men oder durch be­stimm­tes ge­ne­ti­sches Ma­te­ri­al er­for­der­lich sind.

2 Zu die­sem Zweck sorgt es bei Be­darf für:

a.
die Ent­wick­lung ge­eig­ne­ter Me­tho­den zum Nach­weis die­ser Or­ga­nis­men, die­ser Ei­gen­schaf­ten oder die­ses ge­ne­ti­schen Ma­te­ri­als in der Um­welt;
b.
die ge­ziel­te Un­ter­su­chung von Um­welt­pro­ben auf das Vor­han­den­sein die­ser Or­ga­nis­men, die­ser Ei­gen­schaf­ten oder die­ses ge­ne­ti­schen Ma­te­ri­als.
Art. 51 Umweltmonitoring  

1 Das BA­FU sorgt für den Auf­bau ei­nes Mo­ni­to­ring­sys­tems, mit dem mög­li­che Ge­fähr­dun­gen der Um­welt und Be­ein­träch­ti­gun­gen der bio­lo­gi­schen Viel­falt durch gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men und ihr trans­ge­nes Erb­ma­te­ri­al so­wie durch in­va­si­ve ge­biets­frem­de Or­ga­nis­men früh­zei­tig er­kannt wer­den kön­nen.

2 Es be­stimmt zu die­sem Zweck die spe­zi­fi­schen Mo­ni­to­ring­zie­le und legt die er­for­der­li­chen Me­tho­den, In­di­ka­to­ren und Be­ur­tei­lungs­kri­te­ri­en fest. Vor der Fest­le­gung der Me­tho­den, In­di­ka­to­ren und Be­ur­tei­lungs­kri­te­ri­en hört es die be­trof­fe­nen Bun­des­stel­len und Kan­to­ne so­wie die be­trof­fe­nen Krei­se an.

3 Es ver­wen­det für das Mo­ni­to­ring so weit wie mög­lich Da­ten be­ste­hen­der Mo­ni­to­ring­sys­te­me im Um­welt- und Land­wirt­schafts­be­reich und prüft zu­dem be­son­de­re Be­ob­ach­tun­gen Drit­ter.

4 Die für den Voll­zug die­ser Ver­ord­nung zu­stän­di­gen eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Stel­len tei­len dem BA­FU auf An­fra­ge die er­for­der­li­chen Da­ten mit; ins­be­son­de­re teilt das BLW die Da­ten auf­grund der Ver­ord­nung vom 23. Ok­to­ber 201367 über In­for­ma­ti­ons­sys­te­me im Be­reich der Land­wirt­schaft, der Di­rekt­zah­lungs­ver­ord­nung vom 23. Ok­to­ber 201368, der Bio-Ver­ord­nung vom 22. Sep­tem­ber 199769 und der Ver­ord­nung vom 7. De­zem­ber 199870 über die Be­ur­tei­lung der Nach­hal­tig­keit in der Land­wirt­schaft mit.71

5 Er­gibt die Aus­wer­tung der Da­ten und Be­ob­ach­tun­gen Hin­wei­se auf Schä­di­gun­gen oder Be­ein­träch­ti­gun­gen, so:

a.
lässt das BA­FU, un­ter Bei­zug an­de­rer be­trof­fe­ner Bun­des­stel­len, wis­sen­schaft­lich ab­klä­ren, ob ein kau­sa­ler Zu­sam­men­hang be­ste­hen könn­te zwi­schen die­sen Be­ein­träch­ti­gun­gen oder Schä­di­gun­gen und dem Vor­han­den­sein der über­wach­ten Or­ga­nis­men nach Ab­satz 1;
b.
in­for­miert das BA­FU die Kan­to­ne.

67 SR 919.117.71

68 SR 910.13

69 SR 910.18

70 SR 919.118

71 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 8 Ziff. 3 der Pflan­zen­ge­sund­heits­ver­ord­nung vom 31. Okt. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 4209).

Art. 52 Bekämpfung  

1 Tre­ten Or­ga­nis­men auf, die Men­schen, Tie­re oder die Um­welt schä­di­gen oder die bio­lo­gi­sche Viel­falt oder de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung be­ein­träch­ti­gen könn­ten, so ord­nen die Kan­to­ne die er­for­der­li­chen Mass­nah­men zur Be­kämp­fung und, so­weit er­for­der­lich und sinn­voll, zur künf­ti­gen Ver­hin­de­rung ih­res Auf­tre­tens an.

2 Die Kan­to­ne in­for­mie­ren das BA­FU und die üb­ri­gen be­trof­fe­nen Bun­des­stel­len über das Auf­tre­ten und die Be­kämp­fung sol­cher Or­ga­nis­men. Sie kön­nen einen öf­fent­lich zu­gäng­li­chen Ka­tas­ter über die Stand­orte der Or­ga­nis­men er­stel­len.

3 Das BA­FU ko­or­di­niert, so­weit er­for­der­lich, die Be­kämp­fungs­mass­nah­men und ent­wi­ckelt zu­sam­men mit den üb­ri­gen be­trof­fe­nen Bun­des­stel­len und den Kan­to­nen ei­ne na­tio­na­le Stra­te­gie zur Be­kämp­fung der Or­ga­nis­men.

4 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen an­de­rer Bun­deser­las­se, wel­che die Be­kämp­fung schäd­li­cher Or­ga­nis­men re­geln.

Art. 53 Kosten  

1 Kann auf­grund wis­sen­schaft­li­cher Ab­klä­run­gen mit hin­rei­chen­der Wahr­schein­lich­keit an­ge­nom­men wer­den, dass zwi­schen den Schä­di­gun­gen von Men­schen, Tie­ren und Um­welt so­wie den Be­ein­träch­ti­gun­gen der bio­lo­gi­schen Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ger Nut­zung und dem Vor­han­den­sein von pa­tho­ge­nen, ge­biets­frem­den oder gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men be­zie­hungs­wei­se ih­res trans­ge­nen Erb­ma­te­ri­als ein kau­sa­ler Zu­sam­men­hang be­steht, so trägt die Be­wil­li­gungs­in­ha­be­rin oder der Be­wil­li­gungs­in­ha­ber die Kos­ten:

a.
für die Fest­stel­lung der Schä­di­gung, der Be­ein­träch­ti­gung und des kau­sa­len Zu­sam­men­hangs;
b.
für die Ab­wehr und die Be­he­bung der Schä­di­gung und der Be­ein­träch­ti­gung.

2 Die Kos­ten nach Ab­satz 1 tra­gen auch die­je­ni­gen Per­so­nen, die nicht be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge Frei­set­zungs­ver­su­che durch­füh­ren oder die nicht be­wil­li­gungs­pflich­ti­ge Or­ga­nis­men in Ver­kehr brin­gen, wenn ih­nen mit hin­rei­chen­der Wahr­schein­lich­keit nach­ge­wie­sen wer­den kann, dass sie den Scha­den ver­ur­sacht ha­ben.

5. Abschnitt: Zugänglichkeit von Informationen

Art. 54 Öffentlichkeit der Informationen  

1 In­for­ma­tio­nen, die beim Voll­zug die­ser Ver­ord­nung oder an­de­rer Bun­deser­las­se über den Um­gang mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men, mit dar­aus ge­won­ne­nen Er­zeug­nis­sen, mit pa­tho­ge­nen oder ge­biets­frem­den Or­ga­nis­men er­ho­ben wer­den, sind öf­fent­lich, wenn kei­ne über­wie­gen­den schutz­wür­di­gen pri­va­ten oder öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

2 Das BA­FU in­for­miert über die Er­geb­nis­se der Er­he­bun­gen (Art. 50), des Mo­ni­to­rings (Art. 51) und der Be­kämp­fung (Art. 52), so­weit kei­ne über­wie­gen­den schutz­wür­di­gen pri­va­ten oder öf­fent­li­chen In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

3 Als schutz­wür­dig gilt ins­be­son­de­re das In­ter­es­se an der Wah­rung des Ge­schäfts- und Fa­bri­ka­ti­ons­ge­heim­nis­ses.

4 Fol­gen­de An­ga­ben sind in je­dem Fall öf­fent­lich:

a.
Na­me und Adres­se der für den Frei­set­zungs­ver­such oder das In­ver­kehr­brin­gen ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen;
b.
all­ge­mei­ne Be­schrei­bung der Or­ga­nis­men und ih­rer Ei­gen­schaf­ten;
c.
Ziel des Frei­set­zungs­ver­suchs oder Ver­wen­dungs­zweck der Or­ga­nis­men, die in Ver­kehr ge­bracht wer­den;
d.
An­ga­be des Orts des Frei­set­zungs­ver­suchs;
e.
Ort­schaft, wo gen­tech­nisch ver­än­der­te Or­ga­nis­men, die zum In­ver­kehr­brin­gen zu­ge­las­sen sind, di­rekt aus­ge­bracht wer­den (Art. 32 Abs. 1 Bst. c);
f.
Me­tho­den und Plä­ne für die Über­wa­chung der gen­tech­nisch ver­än­der­ten oder pa­tho­ge­nen Or­ga­nis­men in der Um­welt und für Not­fall­mass­nah­men;
g.
Zu­sam­men­fas­sung der Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4;
h.
der Be­richt nach Ar­ti­kel 24 Ab­satz 1, nach­dem das BA­FU des­sen Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit fest­ge­stellt hat.
Art. 55 Vertraulichkeit von Angaben  

1 Die für den Voll­zug die­ser Ver­ord­nung zu­stän­di­gen Be­hör­den be­han­deln die An­ga­ben, an de­ren Ge­heim­hal­tung ein über­wie­gen­des schutz­wür­di­ges In­ter­es­se be­steht, ver­trau­lich. Sie be­zeich­nen die­se An­ga­ben bei ei­ner all­fäl­li­gen Wei­ter­ga­be an an­de­re Be­hör­den.

2 Wer den Be­hör­den Ge­suchs­un­ter­la­gen ein­reicht, muss:

a.
die An­ga­ben be­zeich­nen, die ver­trau­lich be­han­delt wer­den sol­len; und
b.
das gel­tend ge­mach­te Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­se be­grün­den.

3 Will ei­ne Be­hör­de An­ga­ben, de­ren Ge­heim­hal­tung ver­langt wird, nicht ver­trau­lich be­han­deln, so prüft sie, ob das gel­tend ge­mach­te Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­se schutz­wür­dig ist. Weicht ih­re Be­ur­tei­lung vom An­trag der Aus­kunft­ge­be­rin oder des Aus­kunft­ge­bers ab, so teilt sie die­ser oder die­sem nach vor­gän­gi­ger An­hö­rung durch Ver­fü­gung mit, be­züg­lich wel­cher An­ga­ben sie kein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an­er­kennt.

Art. 56 Verzeichnisse  

1 Das BA­FU führt ein Ver­zeich­nis al­ler be­wil­lig­ten Frei­set­zungs­ver­su­che. Aus die­sem soll her­vor­ge­hen, ob, wann, wo, von wem und wo­mit ein Frei­set­zungs­ver­such durch­ge­führt wur­de.

2 Es führt ein Ver­zeich­nis der gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men, de­ren In­ver­kehr­brin­gen be­wil­ligt wur­de. Die für den Voll­zug die­ser Ver­ord­nung zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des und der Kan­to­ne tei­len ihm die er­for­der­li­chen An­ga­ben mit.

3 Es führt ein Ver­zeich­nis al­ler di­rekt aus­ge­brach­ten gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men, die zum In­ver­kehr­brin­gen zu­ge­las­sen sind (Art. 32); aus dem Ver­zeich­nis soll her­vor­ge­hen, was, wann, wo und zu wel­chem Zweck in die Um­welt aus­ge­bracht wur­de.

4 Die Ver­zeich­nis­se dür­fen kei­ne ver­trau­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten und sind über au­to­ma­ti­sier­te In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te öf­fent­lich zu­gäng­lich. Sie kön­nen ganz oder aus­zugs­wei­se ver­öf­fent­licht wer­den.

6. Abschnitt: Gebühren

Art. 57  

1 Für Ver­fü­gun­gen und Dienst­leis­tun­gen des BA­FU wer­den Ge­büh­ren nach der Ge­büh­ren­ver­ord­nung BA­FU vom 3. Ju­ni 200572 er­ho­ben.

2 Für Stel­lung­nah­men von Bun­de­säm­tern, die im Rah­men des Er­las­ses von Ver­fü­gun­gen und der Er­brin­gung von Dienst­leis­tun­gen durch das BA­FU die­sem ei­ne Stel­lung­nah­me ein­rei­chen, wird ei­ne Ge­bühr nach Ar­ti­kel 8 der All­ge­mei­nen Ge­büh­ren­ver­ord­nung vom 8. Sep­tem­ber 200473 er­ho­ben.

7. Abschnitt: Weitere Aufgaben des BAFU und des UVEK

Art. 58 Richtlinien, Aus- und Weiterbildung  

1 Das BA­FU er­lässt, so­weit er­for­der­lich, Richt­li­ni­en zum Voll­zug die­ser Ver­ord­nung. Es hört vor­her die be­trof­fe­nen Fach­stel­len an.

2 Es sorgt zu­sam­men mit dem BAG da­für, dass pe­ri­odisch Ver­an­stal­tun­gen zur Aus- und Wei­ter­bil­dung von Per­so­nen durch­ge­führt wer­den, die Auf­ga­ben nach die­ser Ver­ord­nung er­fül­len.

Art. 59 Änderung der Listen von Anhang 2  

Das UVEK passt nach An­hö­rung der be­trof­fe­nen Bun­des­stel­len so­wie der be­trof­fe­nen Krei­se die Lis­ten von An­hang 2 an, wenn es zu neu­en Er­kennt­nis­sen über die In­va­si­vi­tät ge­biets­frem­der Or­ga­nis­men ge­langt.

5. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 60 Aufhebung bisherigen Rechts  

Die Frei­set­zungs­ver­ord­nung vom 25. Au­gust 199974 wird auf­ge­ho­ben.

74 [AS 19992748, 2001 522An­hang Ziff. 4 1191 Art. 51 Ziff. 2 3294 Ziff. II 9, 2003 4793Ziff. I 2, 20044801Art. 14, 2005 973Ziff. II 2603 Art. 8 Ziff. 1 2695 Ziff. II 14 3035 Art. 69 Ziff. 2, 2006 4705Ziff. II 81]

Art. 61 Änderung bisherigen Rechts  

Die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wird in An­hang 5 ge­re­gelt.

Art. 62 Übergangsbestimmungen  

Gen­tech­nisch ein­ge­brach­te Re­sis­tenz­ge­ne ge­gen An­ti­bio­ti­ka, die zur Ver­wen­dung in der Hu­man- und Ve­te­ri­när­me­di­zin zu­ge­las­sen sind, dür­fen in Frei­set­zungs­ver­su­chen noch bis zum 31. De­zem­ber 2008 ver­wen­det wer­den.

Art. 63 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ok­to­ber 2008 in Kraft.

Anhang 1

(Art. 3 Bst. d)

Definition gentechnischer Verfahren

1 Als gentechnische Verfahren gelten insbesondere:

a.
Nukleinsäuren-Rekombinationstechniken, bei denen durch die Insertion von Nukleinsäure­molekülen, die ausserhalb eines Organismus erzeugt wurden, in Viren, bakteriellen Plasmiden oder anderen Vektorsystemen neue Kombina­tionen von genetischem Material gebildet und in einen Empfängerorganismus ein­gesetzt werden, in dem sie unter natürlichen Bedingungen nicht vorkommen, aber vermehrungsfähig sind;
b.
Verfahren, bei denen in einen Organismus direkt genetisches Material ein­geführt wird, das ausserhalb des Organismus hergestellt wurde, insbesondere Mikroinjektion, Makroinjektion und Mikroverkapselung, Elektroporation oder Verwendung von Mikroprojektilen;
c.
Zellfusion oder Hybridisierungsverfahren, bei denen Zellen mit neuen Kom­binationen von genetischem Material durch die Verschmelzung zweier oder mehrerer Zellen mit Hilfe von Methoden erzeugt werden, die unter natür­lichen Bedingungen nicht vorkommen.

2 Den gentechnischen Verfahren gleichgestellt ist die Selbstklonierung pathogener Organismen. Diese besteht in der Entfernung von Nukleinsäuresequenzen aus einer Zelle eines Organismus und einer vollständigen oder teilweisen Insertion dieser Nukleinsäuren oder eines synthetischen Äquivalents (allenfalls nach einer vorausge­henden enzymatischen oder mechanischen Behandlung) in Zellen derselben Art oder in Zellen, die phylogenetisch eng verwandt sind und untereinander genetisches Material über natürliche physiologische Prozesse austauschen können.

3 Nicht als gentechnische Verfahren gelten die Selbstklonierung nicht pathogener Organismen sowie die nachstehenden Verfahren, wenn sie nicht mit dem Einsatz von rekombinanten Nukleinsäuremolekü­len oder von gentechnisch veränderten Organismen verbunden sind:

a.
Mutagenese;
b.
Zell- und Protoplastenfusion von prokaryontischen Mikroorganismen, die untereinander genetisches Material über natürliche physiologische Prozesse austauschen;
c.
Zell- und Protoplastenfusion von eukaryontischen Zellen, einschliesslich der Erzeugung von Hybridomen-Zellen und der Fusion von Pflanzenzellen;
d.
In-vitro-Befruchtung;
e.
natürliche Prozesse wie Konjugation, Transduktion oder Transformation;
f.
Veränderung des Ploidie-Niveaus, einschliesslich der Aneuploidie, und Eli­mination von Chromosomen.

Anhang 2

(Art. 15 Abs. 2)

Verbotene invasive gebietsfremde Organismen

1 Pflanzen

Wissenschaftlicher Name

Deutscher Name

Nom français

Nome italiano

Ambrosia artemisiifolia

Aufrechte Ambrosie, Beifussblättriges Traubenkraut

Ambroisie à feuilles d’armoise, Ambroisie élevée

Ambrosia con foglie di artemisia

Crassula helmsii

Nadelkraut

Orpin de Helms

Erba grassa di Helms

Elodea nuttalli

Nuttalls Wasserpest

Elodée de Nuttall

Peste d’acqua di Nuttall

Heracleum mantegazzianum

Riesenbärenklau

Berce du Caucase, Berce de Mantegazzi

Panace di Mantegazzi

Hydrocotyle ranunculoides

Grosser Wassernabel

Hydrocotyle fausse-renoncule

Soldinella reniforme

Impatiens glandulifera

Drüsiges Springkraut

Impatiente
glanduleuse

Balsamina
ghiandalosa

Ludwigia spp. (L. grandiflora, L. peploides)

Südamerikanische Heusenkräuter

Jussies sud­américaines

Porracchie sud­americane

Reynoutria spp. (Fallopia spp., Polygonum polystachyum, P. cuspidatum)

Asiatische Staudenknöteriche inkl. Hybride

Renouées asiatiques, hybrides incl.

Poligoni asiatici, incl. ibridi

Rhus typhina

Essigbaum

Sumac

Sommacco maggiore

Senecio inaequidens

Schmalblättriges Greiskraut

Séneçon du Cap

Senecione sud­africano

Solidago spp. (S.canadensis, S. gigantea, S. nemoralis; ohne S. virgaurea)

Amerikanische Goldruten
inkl. Hybride

Solidages américains, Verges d’or américaines,
hybrides incl.

Verghe d’oro americane,
incl. ibridi

2 Tiere

Wissenschaftlicher Name

Deutscher Name

Nom français

Nome italiano

Harmonia axyridis

Asiatischer Marienkäfer

Coccinelle asiatique

Coccinella asiatica

Trachemys scripta elegans

Rotwangen-Schmuckschildkröte

Tortue de Floride

Tartaruga dalle orecchie rosse

Rana catesbeiana

Amerikanischer Ochsenfrosch

Grenouille taureau

Rana toro

Anhang 3

Angaben für Bewilligungsgesuche betreffend pathogene und gebietsfremde Organismen

Anhang 3.1

(Art. 20)

Bewilligungsgesuche für Freisetzungsversuche mit pathogenen Organismen

1

Allgemeine Informationen

11

Name und Adresse der Gesuchstellerin oder des Gesuchstellers
(Unternehmen oder Institut);

12

Name, Qualifikation und Erfahrung der verantwortlichen Wissen­schaftlerinnen und Wissenschaftler.

2

Bezeichnung und Charakterisierung der Organismen

21

Wissenschaftliche Bezeichnung und sonstige Namen;

22

taxonomische Daten, einschliesslich Subspezies, Stamm oder Biotyp;

23

phänotypische und genetische Marker sowie Beschreibung der Möglich­keiten zur eindeutigen Identifikation der Organismen in der Umwelt;

24

Methoden zur Aufzucht und Herstellung der Organismen;

25

genaue Quelle und Reinheit der für den Versuch vorgesehenen Stämme und Kulturen;

26

Regionen, in denen die Organismen bereits absichtlich oder unabsichtlich freigesetzt wurden, sowie die dabei gemachten Erfahrungen;

27

Biologie und Ökologie:

271

Art der Pathogenität, Wirtsorganismen;

272

Toxine und andere umweltgefährdende Metaboliten;

273

Resistenz bzw. Empfindlichkeit gegen Antibiotika, Fungizide sowie andere Agenzien;

274

geografische Verbreitung und natürlicher Lebensraum;

275

Persistenz und Vermehrung unter den schweizerischen Verhältnissen;

276

Mobilität;

277

Beteiligung an Umweltprozessen.

3

Durchführung des Freisetzungsversuchs

31

Beschreibung des Freisetzungsversuchs einschliesslich der Methoden und der Menge freizusetzender Organismen;

32

Zeitplan;

33

Eingriffe am Versuchsgelände vor, während und nach dem Freisetzungs­versuch;

34

Massnahmen zum Schutz der Beschäftigten während des Freisetzungs­versuchs;

35

Verfahren zur Inaktivierung der Organismen nach Abschluss des Versuchs.

4

Ort des Freisetzungsversuchs

41

geografische Lage, Grösse des Versuchsgeländes und Beschreibung der näheren Umgebung;

42

klimatische, geologische und pedologische Eigenschaften des Versuchs­geländes und der näheren Umgebung;

43

Flora und Fauna einschliesslich Nutzpflanzen, Nutztiere und wandernder Arten;

44

Beschreibung des Ökosystems.

5

Mögliche Einwirkungen

51

Einwirkungen auf Mensch und Tier, insbesondere Gefahren für ihre
Gesundheit (z. B. allergene, pathogene oder toxische Wirkung, Haut­reizung);

52

Einwirkungen auf die Umwelt und die biologische Vielfalt:

521

Einwirkungen auf Umweltprozesse oder wichtige Funktionen des Bodens;

522

Potenzial zur Festsetzung und Ausbreitung am Freisetzungsort;

523

erwartete ökologische Rolle am Freisetzungsort, Identifizierung und
Beschreibung der Zielorganismen, Folgen der Einwirkungen auf die Ziel­organismen;

524

einheimische Feinde der Zielorganismen am Freisetzungsort, die von der Einwirkung indirekt betroffen sein könnten;

525

mögliche direkte und indirekte Einwirkungen auf Nichtzielorganismen;

526

mögliche Konkurrenzierung oder Verdrängung einheimischer Arten;

527

Potenzial zur Hybridisierung mit einheimischen Stämmen oder Biotypen;

528

Einwirkungen auf Pflanzen;

529

andere möglicherweise bedeutsame Einwirkungen.

6

Sicherheitsmassnahmen

61

Vorsorgemassnahmen:

611

Methoden und Verfahren zur Vermeidung oder Minimierung der Aus­breitung der Organismen ausserhalb des Versuchsgeländes;

612

Methoden und Verfahren zum Schutz des Geländes vor dem Betreten durch Unbefugte;

613

Methoden und Verfahren zum Schutz gegen das Eindringen anderer
Organismen;

62

Abfallentsorgung:

621

Art und Menge der erzeugten Abfälle;

622

mögliche Gefahren;

623

Beschreibung des geplanten Entsorgungsverfahrens;

63

Notfallpläne:

631

Methoden und Verfahren zur Kontrolle der Organismen für den Fall einer
unerwarteten Ausbreitung;

632

Methoden zur Dekontaminierung der betroffenen Geländeabschnitte;

633

Methoden zur Beseitigung oder Behandlung von Pflanzen, Tieren, Böden usw., die von der Ausbreitung der Organismen betroffen sind;

634

Pläne zum Schutz von Menschen und Tieren sowie der Umwelt und der biologischen Vielfalt im Fall des Auftretens unerwünschter Einwirkungen.

Anhang 3.2

(Art. 29)

Bewilligungsgesuche für das Inverkehrbringen pathogener Organismen

1

Allgemeine Informationen

11

Name und Adresse der Gesuchstellerin oder des Gesuchstellers (Unter­nehmen oder Institut);

12

Beschreibung der Art und des Umfangs der vorgesehenen Verwendungen;

13

Beschreibung der geografischen Gebiete und Umweltbereiche, in denen die Organismen verwendet werden sollen.

2

Bezeichnung und Charakterisierung der Organismen

21

Wissenschaftliche Bezeichnung und sonstige Namen;

22

taxonomische Daten, einschliesslich Subspezies, Stamm oder Biotyp;

23

phänotypische und genetische Marker sowie Beschreibung der Möglich­keiten zur eindeutigen Identifikation der Organismen in der Umwelt;

24

Methoden zur Aufzucht und Herstellung der Organismen;

25

genaue Quelle und Reinheit der für das Inverkehrbringen vorgesehenen Stämme und Kulturen;

26

Regionen, in denen die Organismen bereits absichtlich oder unabsichtlich freigesetzt wurden, bzw. Länder, in denen sie bereits in Verkehr gebracht werden, sowie die dabei gemachten Erfahrungen;

27

Biologie und Ökologie:

271

Art der Pathogenität, Wirtsorganismen;

272

Toxine und andere umweltgefährdende Metaboliten;

273

Resistenz bzw. Empfindlichkeit gegen Antibiotika, Fungizide sowie andere
Agenzien;

274

geografische Verbreitung und natürlicher Lebensraum;

275

Persistenz und Vermehrung unter den schweizerischen Verhältnissen;

276

Mobilität;

277

Beteiligung an Umweltprozessen.

3

Mögliche Einwirkungen

31

Einwirkungen auf Mensch und Tier, insbesondere Gefahren für ihre
Gesundheit (z.B. allergene, pathogene oder toxische Wirkung, Hautreizung);

32

Einwirkungen auf die Umwelt und die biologische Vielfalt:

321

Einwirkungen auf Umweltprozesse oder wichtige Funktionen des Bodens;

322

Potenzial zur Festsetzung und Ausbreitung über den Verwendungsort
hinaus;

323

erwartete ökologische Rolle am Verwendungsort, Einwirkungen auf Ziel­organismen, Biologie und Verbreitung der Zielorganismen;

324

einheimische Feinde der Zielorganismen am Verwendungsort;

325

mögliche direkte und indirekte Einwirkungen auf Nichtzielorganismen;

326

mögliche Konkurrenzierung oder Verdrängung einheimischer Arten;

327

Potenzial zur Hybridisierung mit einheimischen Stämmen oder Biotypen;

328

Einwirkungen auf Pflanzen;

329

andere möglicherweise bedeutsame Einwirkungen.

4

Sicherheitsmassnahmen

41

Vorsorgemassnahmen:

Methoden und Verfahren zur Vermeidung und Minimierung der Aus­breitung der Organismen ausserhalb des Verwendungsbereichs;

42

Abfallentsorgung:

421

Art und Menge der beim direkten Umgang in der Umwelt erzeugten Abfälle;

422

mögliche Gefahren;

423

bestimmungsgemässe Entsorgung durch die Verwenderin oder den
Verwen­der;

43

Notfallpläne:

431

Methoden und Verfahren zur Kontrolle der Organismen für den Fall einer
unerwarteten Ausbreitung;

432

Methoden zur Dekontaminierung betroffener Lebensräume;

433

Methoden zur Beseitigung oder Behandlung von Pflanzen, Tieren, Böden usw., die von der unerwünschten Ausbreitung der Organismen betroffen sind;

434

Pläne zum Schutz von Menschen und Tieren sowie der Umwelt und der biologischen Vielfalt im Fall des Auftretens unerwünschter Einwirkungen.

Anhang 3.3

(Art. 21)

Bewilligungsgesuche für Freisetzungsversuche mit gebietsfremden wirbellosen Kleintieren (Arthropoden, Anneliden, Nematoden, Plathelminthen)

1

Allgemeine Informationen

11

Name und Adresse der Gesuchstellerin oder des Gesuchstellers (Unter­nehmen oder Institut);

12

Name, Qualifikation und Erfahrung der verantwortlichen Wissen­schaftlerinnen und Wissenschaftler.

2

Bezeichnung und Charakterisierung der Organismen

21

Wissenschaftliche Bezeichnung und sonstige Namen;

22

taxonomische Daten, einschliesslich Subspezies, Stamm oder Biotyp;

23

Bestätigung der taxonomischen Daten durch eine anerkannte wissen­schaftliche Autorität sowie Name und Adresse der Institution, bei der
Referenztiere archiviert werden;

24

phänotypische und genetische Marker sowie Beschreibung der Möglich­keiten zur eindeutigen Identifikation der Organismen in der Umwelt;

25

Methoden zur Aufzucht und Herstellung der Organismen;

26

genaue Quelle und Reinheit der für den Versuch vorgesehenen Stämme und Biotypen, zudem Name und Adresse der Organisation, welche die Tiere züchtet, sowie genaue Angaben zum Ort (Längen- und Breitengrad, Höhe, Habitat, Wirte) und zur Jahreszeit der Feldsammlung;

27

Regionen, in denen die Organismen bereits absichtlich oder unabsichtlich freigesetzt wurden, sowie die dabei gemachten Erfahrungen;

28

Biologie und Ökologie:

281

natürliche Verbreitung der Organismen;

282

Rolle und Bedeutung der Organismen im ursprünglichen Ökosystem;

283

Beschreibung der Biologie, insbesondere der Fortpflanzung, der
Genera­tions­dauer, der Wege der biologischen Verbreitung, der Wirts-, Habitats- und Klimaansprüche der Organismen sowie des möglichen Wirtskreises;

284

Beschreibung der als Wirte getesteten Organismen sowie Methoden zur Untersuchung der Wirtsspezifität;

285

Beschreibung der möglichen assoziierten Organismen (natürliche Feinde, Pathogene, Kommensalen) und Methoden, diese zu eliminieren;

286

besondere Resistenzen bzw. Empfindlichkeiten (Kälte, Trockenheit,
Pflanzenschutzmittel usw.);

287

derzeitige geografische Verbreitung;

288

Persistenz und Vermehrung unter den schweizerischen Verhältnissen;

289

Hinweise auf invasives Verhalten in anderen Gebieten durch die
Organismen selbst oder durch nahe verwandte Organismen.

3

Durchführung des Freisetzungsversuchs

31

Beschreibung des Freisetzungsversuchs einschliesslich der Methoden und der Menge freizusetzender Organismen;

32

Zeitplan;

33

Eingriffe am Versuchsgelände vor, während und nach dem Freisetzungsversuch;

34

Verfahren zur Inaktivierung der Organismen nach Abschluss des Versuchs.

4

Ort des Freisetzungsversuchs

41

geografische Lage, Grösse des Versuchsgeländes und Beschreibung der näheren Umgebung;

42

klimatische, geologische und pedologische Eigenschaften des Versuchs­geländes und der näheren Umgebung;

43

Flora und Fauna einschliesslich Nutzpflanzen, Nutztiere und wandernder Arten;

44

Beschreibung des Ökosystems.

5

Mögliche Einwirkungen

51

Einwirkungen auf Mensch und Tier, insbesondere Gefahren für ihre
Gesundheit (z.B. allergene oder toxische Einwirkung, Hautreizung,
Übertragung von Krankheiten);

52

Einwirkungen auf die Umwelt und die biologische Vielfalt:

521

Einwirkungen auf Umweltprozesse oder wichtige Funktionen des Bodens;

522

Potenzial zur Festsetzung und Ausbreitung am Freisetzungsort;

523

erwartete ökologische Rolle am Freisetzungsort, Identifizierung und
Beschreibung der Zielorganismen, Folgen der Einwirkungen auf die Zie­lorganismen;

524

einheimische Feinde der Zielorganismen am Freisetzungsort, die von der Einwirkung indirekt betroffen sein könnten;

525

mögliche direkte und indirekte Einwirkungen auf Nichtzielorganismen;

526

mögliche Konkurrenzierung oder Verdrängung einheimischer Arten;

527

Potenzial zur Hybridisierung mit einheimischen Stämmen oder Biotypen;

528

Einwirkungen auf Pflanzen;

529

andere möglicherweise bedeutsame Einwirkungen.

6

Sicherheitsmassnahmen

61

Vorsorgemassnahmen:

Methoden und Verfahren zur Vermeidung oder Minimierung der Aus­breitung der Organismen ausserhalb des Versuchsgeländes;

612

Methoden und Verfahren zum Schutz des Geländes vor dem Betreten durch Unbefugte;

613

Methoden und Verfahren zum Schutz gegen das Eindringen anderer
Organismen;

62

Abfallentsorgung:

621

Art und Menge der erzeugten Abfälle;

622

mögliche Gefahren;

623

Beschreibung des geplanten Entsorgungsverfahrens;

63

Notfallpläne:

631

Methoden und Verfahren zur Kontrolle der Organismen für den Fall einer
unerwarteten Ausbreitung;

632

Methoden zur Dekontaminierung der betroffenen Geländeabschnitte;

633

Methoden zur Beseitigung oder Behandlung von Pflanzen, Tieren, Böden usw., die von der Ausbreitung der Organismen betroffen sind;

634

Pläne zum Schutz von Menschen und Tieren sowie der Umwelt und der biologischen Vielfalt im Fall des Auftretens unerwünschter Einwirkungen.

Anhang 3.4

(Art. 30)

Bewilligungsgesuche für das Inverkehrbringen gebietsfremder wirbelloser Kleintiere (Arthropoden, Anneliden, Nematoden, Plathelminthen)

1

Allgemeine Informationen

11

Name und Adresse der Gesuchstellerin oder des Gesuchstellers (Unter­nehmen oder Institut);

12

Beschreibung der Art und des Umfangs der vorgesehenen Verwendungen;

13

Beschreibung der geografischen Gebiete und Umweltbereiche, in denen die Organismen verwendet werden sollen.

2

Bezeichnung und Charakterisierung der Organismen

21

Wissenschaftliche Bezeichnung und sonstige Namen;

22

taxonomische Daten, einschliesslich Subspezies, Stamm oder Biotyp;

23

Bestätigung der taxonomischen Daten durch eine anerkannte wissen­schaftliche Autorität sowie Name und Adresse der Institution, bei der
Referenztiere archiviert werden;

24

phänotypische und genetische Marker sowie Beschreibung der Möglich­keiten zur eindeutigen Identifikation der Organismen in der Umwelt;

25

Methoden zur Aufzucht und Herstellung der Organismen;

26

genaue Quelle und Reinheit der für das Inverkehrbringen vorgesehenen Stämme und Biotypen, zudem Name und Adresse der Organisation, welche die Tiere züchtet, sowie genaue Angaben zum Ort (Längen- und Breitengrad, Höhe, Habitat, Wirte) und zur Jahreszeit der Feldsammlung;

27

Regionen, in denen die Organismen bereits absichtlich oder unabsichtlich freigesetzt wurden, bzw. Länder, in denen sie bereits in Verkehr gebracht werden, sowie die dabei gemachten Erfahrungen;

28

Biologie und Ökologie:

281

natürliche Verbreitung der Organismen;

282

Rolle und Bedeutung der Organismen im ursprünglichen Ökosystem;

283

Beschreibung der Biologie, insbesondere der Fortpflanzung, der Genera­tionsdauer, der Wege der biologischen Verbreitung, der Wirts-, Habitats- und Klimaansprüche sowie des möglichen Wirtskreises;

284

Beschreibung der als Wirte getesteten Organismen sowie Methoden zur Untersuchung der Wirtsspezifität;

285

Beschreibung der möglichen assoziierten Organismen (natürliche Feinde, Pathogene, Kommensalen) und Methoden, diese zu eliminieren;

286

besondere Resistenzen bzw. Empfindlichkeiten (Kälte, Trockenheit,
Pflanzenschutzmittel usw.);

287

derzeitige geografische Verbreitung;

288

Persistenz und Vermehrung unter den schweizerischen Verhältnissen;

289

Hinweise auf invasives Verhalten in anderen Gebieten durch die
Organismen selbst oder durch nahe verwandte Organismen.

3

Mögliche Einwirkungen

31

Einwirkungen auf Mensch und Tier, insbesondere Gefahren für ihre
Gesundheit (z.B. allergene oder toxische Einwirkung, Hautreizung, Über­tragung von Krankheiten);

32

Einwirkungen auf die Umwelt und die biologische Vielfalt:

321

Einwirkungen auf Umweltprozesse oder wichtige Funktionen des Bodens;

322

Potenzial zur Festsetzung und Ausbreitung über den Verwendungsort
hinaus;

323

erwartete ökologische Rolle am Verwendungsort, Identifizierung und
Beschreibung der Zielorganismen, Folgen der Einwirkungen auf die Ziel­organismen;

324

einheimische Feinde der Zielorganismen am Verwendungsort, die von der Einwirkung indirekt betroffen sein könnten;

325

mögliche direkte und indirekte Einwirkungen auf Nichtzielorganismen;

326

mögliche Konkurrenzierung oder Verdrängung einheimischer Arten;

327

Potenzial zur Hybridisierung mit einheimischen Stämmen oder Biotypen;

328

Einwirkungen auf Pflanzen;

329

andere möglicherweise bedeutsame Einwirkungen.

4

Sicherheitsmassnahmen

41

Vorsorgemassnahmen:

Methoden und Verfahren zur Vermeidung oder Minimierung der Aus­breitung der Organismen ausserhalb des Verwendungsbereichs;

42

Abfallentsorgung:

421

Art und Menge der beim direkten Umgang in der Umwelt
erzeug­ten Abfälle;

422

mögliche Gefahren;

423

bestimmungsgemässe Entsorgung durch die Verwenderin oder den
Verwen­der;

43

Notfallpläne:

431

Methoden und Verfahren zur Kontrolle der Organismen für den Fall einer
unerwarteten Ausbreitung;

432

Methoden zur Dekontaminierung betroffener Lebensräume;

433

Methoden zur Beseitigung oder Behandlung von Pflanzen, Tieren, Böden usw., die von der unerwünschten Ausbreitung der Organismen betroffen sind;

434

Pläne zum Schutz von Menschen und Tieren sowie der Umwelt und der biologischen Vielfalt im Fall des Auftretens unerwünschter Einwirkungen.

Anhang 4

(Art. 19–21 und 28–30)

Ermittlung und Bewertung des Risikos

1 Ziel und Vorgehensweise

1 Das Ziel der Risikoermittlung besteht darin, für den konkreten Fall eines Umgangs mit Organismen in der Umwelt Folgen zu ermitteln und abzuschätzen für:

Mensch, Tier und Umwelt sowie die biologische Vielfalt und deren nachhaltige Nutzung;

im Fall von gentechnisch veränderten Organismen die langfristige Erhaltung der Produktion von Erzeugnissen ohne gentechnisch veränderte Organismen.

2 In der Risikobewertung ist die Tragbarkeit des Risikos zu bewerten.

3 Die Risikoermittlung muss nach wissenschaftlichen Kriterien und Methoden erfolgen und sich auf wissenschaftliche und technische Erfahrungsdaten, wissenschaftliche Publikationen, Resultate von Berechnungen und Detailanalysen stützen. Die Bewertung der Risiken auf ihre Tragbarkeit muss begründet und nachvollziehbar dargelegt werden.

2 Gefahrenidentifikation und Risikoermittlung

2.1 Gefahrenidentifikation

1 Das Potenzial von Organismen, beim Umgang in der Umwelt die beiden Schutzziele nach Ziffer 1 Absatz 1 zu beeinträchtigen, ist zu ermitteln. Dabei sind ins­besondere zu berücksichtigen:

a.
die Eigenschaften der Organismen;
b.
die Erfahrung im Umgang mit den Organismen;
c.
bei gentechnisch veränderten Organismen die gentechnischen Veränderungen;
d.
die Wechselwirkungen mit der Umwelt;
e.
die üblichen Transport- und Verarbeitungswege der Organismen.

2 Grundlage für diese Ermittlung sind die Angaben nach den Artikeln 19, 20 oder 21 bzw. 28, 29 oder 30.

2.2 Risikoermittlung

1 Das Risiko wird bestimmt durch das Ausmass der möglichen Schädigungen der unter Ziffer 1 Absatz 1 genannten Schutzziele und der Wahrscheinlichkeit, mit der die Schädigungen eintreten.

2 Zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt sowie der biologischen Vielfalt und deren nachhaltiger Nutzung sind mindestens folgende Schadensszenarien zu prüfen:

a.
Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch die Organismen oder ihre Genprodukte: die Art (Allergenität, Pathogenität, Toxizität usw.) und die Schwere möglicher Einwirkungen sind anzugeben;
b.
Etablierung und Ausbreitung der Organismen: die Wege für ein Entweichen vom Verwendungsort, die Voraussetzungen für eine Etablierung in der Umwelt, die Entwicklung der Populationsdichte, das Ausmass der Verdrängung anderer Organismen (einzelne Individuen, ganze Population, ganze Art) und die betroffenen Arten (kultivierte oder wilde Organismen, gefährdete oder nützliche Arten) sind anzugeben;
c.
Gentransfer: die Wege für eine Weitergabe von Erbmaterial, die Mechanismen der Auskreuzung oder Rekombination sowie die möglichen Kreuzungspartner, die Fertilität der Nachkommen und ihre Selektionsvorteile sind anzugeben;
d.
Beeinträchtigung anderer Organismen (Nichtzielorganismen): die Art der direkten Einwirkungen (z. B. durch toxische Genprodukte) oder der indirekten Einwirkungen (z. B. durch eine Änderung der Bodenbewirtschaftung) sowie die Dauer (akut, chronisch) und die Schwere der Einwirkungen sind anzugeben;
e.
Gefährdung von Stoffkreisläufen: die Art der Veränderung von Schad- und Nährstoffen im Boden oder im Wasser sowie der Grad der Veränderung sind anzugeben und im Hinblick auf die Störung wichtiger Funktionen des Ökosystems (Stickstofffixierung, Bodenatmung usw.) zu beurteilen;
f.
Resistenzentwicklung: die Art der Resistenzentwicklung, die Konsequenzen für Bekämpfungsstrategien und die ökologischen Auswirkungen der alternativen Bekämpfungsstrategien sind anzugeben.
3 Im Fall von gentechnisch veränderten Organismen sind zum Schutz der Produktion von Erzeugnissen ohne gentechnisch veränderte Organismen mindestens folgende Schadensszenarien zu prüfen:
a.
Verunreinigung von Produktionsflächen durch vertikalen Gentransfer: der Gentransfer durch sexuelle Rekombination (z. B. Mechanismen der Auskreuzung, Pollenflugdistanzen, mögliche Kreuzungspartner innerhalb der kultivierten oder genutzten Arten, Fertilität der Nachkommen und ihre Selektionsvorteile) sind anzugeben;
b.
Verunreinigungen von Erzeugnissen ohne gentechnisch veränderte Organismen durch den Einsatz von Geräten: der Einsatz von Geräten zum Ausbringen bzw. zum Bearbeiten der Organismen (z. B. Saat- oder Erntemaschinen), die gewöhnliche Anwendungspraxis (z. B. eigene bzw. von Genossenschaften geliehene Maschinen) sowie Reinigungsverfahren sind anzugeben;
c.
Verunreinigung von Erzeugnissen ohne gentechnisch veränderte Organismen durch unbeabsichtigte Verluste: mögliche Wege des Entweichens (z. B. Durchwuchs, Abdrift bei Pflanzenschutzmitteln, Transportverluste) sowie die Etablierung und Ausbreitung der Organismen (z. B. Voraussetzungen für eine Etablierung in der Umwelt, Entwicklung der Populationsdichte) sind anzugeben;
d.
Verunreinigung von Erzeugnissen ohne gentechnisch veränderte Organismen bei der Verarbeitung: die üblichen Verarbeitungswege, -schritte und ‑orte, an denen Vermischungen und Verwechslungen stattfinden können, sind anzugeben.
4 Für alle Schadensszenarien ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Umgang in der Umwelt Schäden auftreten, zu ermitteln.

5 Die Angaben sind so weit als möglich zu quantifizieren.

3 Risikobewertung und Risikomanagement

3.1 Beurteilung der Sicherheitsmassnahmen

1 Aufgrund der Risikoermittlung sind die möglichen Sicherheitsmass­nahmen zu ermitteln; dabei ist ihre Wirksamkeit im Hinblick auf eine Reduktion des Risikos zu beurteilen.

2 Stehen mehrere gleichwertige Sicherheitsmassnahmen zur Verfügung, so ist die Wahl der vorgeschlagenen Sicherheitsmassnahmen zu begründen.

3.2 Bewertung des Risikos

1 Das Risiko des geplanten Umgangs in der Umwelt ist aufgrund von Art, Schwere und Wahrscheinlichkeit möglicher Schäden und unter Berücksichtigung der geplanten Sicher­heitsmassnahmen auf seine Tragbarkeit zu prüfen.

2 Dabei ist begründet darzulegen, warum das in Ziffer 2 ermittelte Risiko für die in Ziffer 1 Absatz 1 genannten Schutzziele tragbar ist.

3 Bei der Bewertung der Tragbarkeit sind zu berücksichtigen:

a.
das Vorsorgeprinzip nach Artikel 2 GTG bzw. Artikel 1 Absatz 2 USG;
b.
die Wirksamkeit der nach Ziffer 3.1 ermittelten Sicherheitsmassnahmen;
c.
andere Risiken im Sinne von Artikel 6 Absatz 4 GTG bzw. Artikel 8 USG;
d.
ob Schäden rückgängig gemacht werden können;
e.
dass die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Schadenseintritts umso geringer sein muss, je grösser das Ausmass eines möglichen Schadens ist.

Anhang 5

(Art. 61)

Änderung bisherigen Rechts

75

75 Die Änderungen können unter AS 2008 4377konsultiert werden.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden