Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Verordnung 1
zum Arbeitsgesetz
(ArGV 1)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 40 des Arbeitsgesetzes vom 13. März 1964 (Gesetz, ArG)1,
Artikel 83 Absatz 2 des Bundesgesetzes vom 20. März 19812 über die Unfallversicherung (UVG)
und Artikel 33 des Datenschutzgesetzes vom 25. September 20203 (DSG),4

verordnet:

1 SR 822.11

2 SR 832.20

3 SR 235.1

4 Fassung gemäss Anhang 2 Ziff. II 110 der Datenschutzverordnung vom 31. Aug. 2022, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 568).

1. Kapitel: Geltungsbereich

1. Abschnitt: Begriffe

Art. 1 Arbeitnehmer  

(Art. 1 ArG)

1 Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin ist je­de Per­son, die in ei­nem un­ter das Ge­setz fal­len­den Be­trieb dau­ernd oder vor­über­ge­hend wäh­rend der gan­zen Ar­beits­zeit oder ei­nes Teils da­von be­schäf­tigt wird.

2 Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen sind auch Lehr­lin­ge, Prak­ti­kan­ten, Prak­ti­kan­tin­nen, Vo­lon­tä­re, Vo­lon­tä­rin­nen und an­de­re Per­so­nen, die haupt­säch­lich zur Aus­bil­dung oder zur Vor­be­rei­tung der Be­rufs­wahl im Be­trieb tä­tig sind.

Art. 2 Grossbetriebe des Detailhandels  

(Art. 9 Abs. 1 Bst. a ArG)

Gross­be­trie­be des De­tail­han­dels sind Be­trie­be, die im glei­chen Ge­bäu­de oder in be­nach­bar­ten Ge­bäu­den ins­ge­samt mehr als 50 Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen, ein­sch­liess­lich das Kas­sen­per­so­nal, im De­tail­ver­kauf be­schäf­ti­gen.

2. Abschnitt: Betrieblicher Geltungsbereich

Art. 35  

5 Auf­ge­ho­ben durch Art. 22 der Ju­gend­ar­beits­schutz­ver­ord­nung vom 28. Sept. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4959).

Art. 4 Betriebe des Bundes, der Kantone und der Gemeinden  

(Art. 2 Abs. 2 ArG)

Das Ge­setz ist ins­be­son­de­re an­wend­bar auf Be­trie­be des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den:

a.
zur Her­stel­lung, Ver­ar­bei­tung oder Be­hand­lung von Gü­tern so­wie zur Er­zeu­gung, Um­wand­lung oder Über­tra­gung von Ener­gie, un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 Buch­sta­be b des Ge­set­zes;
b.
zur Be­för­de­rung von Per­so­nen oder Gü­tern, un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 Buch­sta­be b des Ge­set­zes;
c.
für die Ab­fuhr, für die Ver­bren­nung oder Ver­ar­bei­tung von Keh­richt, Be­trie­be der Was­ser­ver­sor­gung und der Ab­was­ser­rei­ni­gung.
Art. 4a Öffentliche Krankenanstalten und Kliniken 6  

1 Das Ge­setz ist an­wend­bar auf öf­fent­li­che Kran­ken­an­stal­ten und Kli­ni­ken im Rah­men von Ar­beits­ver­hält­nis­sen mit As­sis­ten­zärz­tin­nen und As­sis­ten­zärz­ten.

2 Öf­fent­li­che Kran­ken­an­stal­ten und Kli­ni­ken sind Kran­ken­an­stal­ten und Kli­ni­ken der Kan­to­ne und der Ge­mein­den, die Be­stand­teil ei­ner öf­fent­li­chen Ver­wal­tung sind oder als öf­fent­lich-recht­li­che An­stal­ten oh­ne Rechts­per­sön­lich­keit oder als öf­fent­lich-recht­li­che Kör­per­schaf­ten or­ga­ni­siert sind.

3 As­sis­ten­zärz­tin­nen und As­sis­ten­zärz­te sind Ärz­tin­nen und Ärz­te der Hu­man-, Zahn- oder Tier­me­di­zin, die nach er­wor­be­nem Staats­ex­amen ei­ne Wei­ter­bil­dung ab­sol­vie­ren:

a.
zur Er­lan­gung des ers­ten Fach­arzt­ti­tels; oder
b.
für die Zu­las­sung zur Er­öff­nung ei­ner ei­ge­nen Pra­xis.

6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 7. April 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2005 (AS 2004 2411).

3. Abschnitt: Ausnahmen vom betrieblichen Geltungsbereich

Art. 5 Landwirtschaftsbetriebe  

(Art. 2 Abs. 1 Bst. d ArG)

1 Als Be­trie­be der land­wirt­schaft­li­chen Ur­pro­duk­ti­on gel­ten Be­trie­be des Acker-, Wie­sen-, Obst-, Wein- und Ge­mü­se­bau­es, der Bee­ren­kul­tur, der Zucht- und Nutz­tier­hal­tung so­wie die zu ei­nem Land­wirt­schafts­be­trieb ge­hö­ren­den pri­va­ten Wal­dun­gen.

2 Als ört­li­che Milch­sam­mel­stel­len gel­ten Be­trie­be, die Ver­kehrs­milch aus ei­nem ört­lich be­schränk­ten Ein­zugs­ge­biet un­mit­tel­bar von land­wirt­schaft­li­chen Be­trie­ben über­neh­men und sie ganz oder teil­wei­se in da­mit ver­bun­de­nen Räum­lich­kei­ten ver­ar­bei­ten oder an an­de­re Be­trie­be zur Ver­ar­bei­tung oder zum Ver­kauf wei­ter­ge­ben.

3 Ein Ne­ben­be­trieb liegt vor, wenn die dar­in ver­ar­bei­te­ten oder ver­wer­te­ten Er­zeug­nis­se des Haupt­be­trie­bes für den Ei­gen­ge­brauch oder den lo­ka­len Markt be­stimmt sind.

Art. 6 Gartenbaubetriebe  

(Art. 2 Abs. 1 Bst. e und Abs. 3 ArG)

1 Als Be­trie­be mit über­wie­gend gärt­ne­ri­scher Pflan­zen­pro­duk­ti­on gel­ten Gar­ten­bau­be­trie­be, in de­nen die Mehr­zahl der Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen in ei­ner oder meh­re­ren der fol­gen­den Be­triebs­ar­ten be­schäf­tigt wer­den:

a.
Ge­mü­se­bau;
b.
Topf­pflan­zen- und Schnitt­blu­men­kul­tur;
c.
Baum­schu­len und Obst­bau, ein­sch­liess­lich Stau­den und Klein­ge­höl­ze.

27

7 Auf­ge­ho­ben durch Art. 22 der Ju­gend­ar­beits­schutz­ver­ord­nung vom 28. Sept. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4959).

Art. 7 Öffentliche Anstalten und Körperschaften  

(Art. 2 Abs. 2 und 71 Bst. b ArG)

1 Die Ar­beits- und Ru­he­zeit­be­stim­mun­gen sind nicht an­wend­bar auf öf­fent­lich-recht­li­che An­stal­ten oh­ne Rechts­per­sön­lich­keit so­wie Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts, so­fern die Mehr­zahl der in ih­nen be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen in ei­nem öf­fent­lich-recht­li­chen Ar­beits­ver­hält­nis ste­hen.

2 Be­schäf­tigt ein Be­trieb nach Ab­satz 1 Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen, die in ei­nem pri­vat­recht­li­chen Ar­beits­ver­hält­nis ste­hen, dann ist auf die­se Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen das Ge­setz auch be­züg­lich der Ar­beits- und Ru­he­zei­ten an­wend­bar, so­weit das öf­fent­li­che Dienst­recht für den Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin nicht güns­ti­ge­re Be­stim­mun­gen vor­sieht.

3 Die Ar­ti­kel 4 und 4a blei­ben vor­be­hal­ten.8

8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 7. April 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2005 (AS 2004 2411).

4. Abschnitt: Ausnahmen vom persönlichen Geltungsbereich

Art. 8 Personal internationaler Organisationen und öffentlicher Verwaltungen ausländischer Staaten  

(Art. 3 Bst. b ArG)

1 Zum Per­so­nal in­ter­na­tio­na­ler Or­ga­ni­sa­tio­nen und öf­fent­li­cher Ver­wal­tun­gen aus­län­di­scher Staa­ten ge­hö­ren:

a.
das Per­so­nal der di­plo­ma­ti­schen Missio­nen und der kon­su­la­ri­schen Pos­ten aus­län­di­scher Staa­ten in der Schweiz, so­fern die­ses ho­heit­li­che Funk­tio­nen aus­übt oder in ei­nem öf­fent­lich-recht­li­chen An­stel­lungs­ver­hält­nis zum Ent­sen­de­staat steht;
b.
das Per­so­nal der stän­di­gen Missio­nen bei in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen, mit de­nen die Schweiz ein Sitz­ab­kom­men ab­ge­schlos­sen hat, so­fern die­ses ho­heit­li­che Funk­tio­nen aus­übt oder in ei­nem öf­fent­lich-recht­li­chen An­stel­lungs­ver­hält­nis zum Ent­sen­de­staat steht;
c.
das Per­so­nal in­ter­na­tio­na­ler Or­ga­ni­sa­tio­nen, mit de­nen die Schweiz ein Sitz­ab­kom­men ab­ge­schlos­sen hat;
d.
das Per­so­nal der aus­län­di­schen öf­fent­li­chen Ver­wal­tun­gen und der aus­län­di­schen Be­trie­be des kon­zes­sio­nier­ten Ei­sen­bahn-, Schiff­fahrts- und Luft­ver­kehrs, un­ter Vor­be­halt ab­wei­chen­der zwi­schen­staat­li­cher Ver­ein­ba­run­gen.

2 Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (SE­CO)9 stellt im Ein­ver­neh­men mit der Di­rek­ti­on für Völ­ker­recht des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­men­tes für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten fest, wel­che Or­ga­ni­sa­tio­nen die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben b und c er­fül­len.

9 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) an­ge­passt. Die An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

Art. 9 Höhere leitende Tätigkeit  

(Art. 3 Bst. d ArG)

Ei­ne hö­he­re lei­ten­de Tä­tig­keit übt aus, wer auf Grund sei­ner Stel­lung und Ver­ant­wor­tung so­wie in Ab­hän­gig­keit von der Grös­se des Be­trie­bes über weit­rei­chen­de Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se ver­fügt oder Ent­schei­de von gros­ser Trag­wei­te mass­ge­blich be­ein­flus­sen und da­durch auf die Struk­tur, den Ge­schäfts­gang und die Ent­wick­lung ei­nes Be­trie­bes oder Be­triebs­teils einen nach­hal­ti­gen Ein­fluss neh­men kann.

Art. 10 Wissenschaftliche Tätigkeit  

(Art. 3 Bst. d ArG)

1 Zur wis­sen­schaft­li­chen Tä­tig­keit ge­hö­ren For­schung und Leh­re. Ei­ne wis­sen­schaft­li­che Tä­tig­keit liegt vor, wenn dem Ar­beit­neh­mer oder der Ar­beit­neh­me­rin in Be­zug auf die Ziel­set­zung der Ar­beit, de­ren Aus­füh­rung und Ein­tei­lung ei­ne gros­se Frei­heit zu­kommt.

2 Die For­schung um­fasst ne­ben der Grund­la­gen­for­schung auch die an­ge­wand­te For­schung, nicht aber de­ren Um­set­zung in die Pra­xis wie die Ent­wick­lung und die Pro­duk­ti­on.

3 Auf das tech­ni­sche und das ad­mi­nis­tra­ti­ve Per­so­nal in der For­schung sind die Ar­beits- und Ru­he­zeit­be­stim­mun­gen des Ge­set­zes und sei­ner Ver­ord­nun­gen an­wend­bar.

Art. 11 Selbstständige künstlerische Tätigkeit  

(Art. 3 Bst. d ArG)

Ei­ne selbst­stän­di­ge künst­le­ri­sche Tä­tig­keit liegt vor, wenn dem künst­le­risch tä­ti­gen Ar­beit­neh­mer oder der Ar­beit­neh­me­rin in Be­zug auf die Ge­stal­tung der Ar­beit, bei de­ren Aus­füh­rung und Ein­tei­lung ei­ne gros­se Frei­heit zu­kommt.

Art. 12 Erzieher und Fürsorger 10  

(Art. 3 Bst. e ArG)

111

2 Er­zie­her und Er­zie­he­rin­nen sind Per­so­nen mit ei­ner an­er­kann­ten päd­ago­gi­schen Fach­aus­bil­dung oder ei­ner gleich­wer­ti­gen Aus- und Wei­ter­bil­dung.

3 Für­sor­ger und Für­sor­ge­rin­nen sind Per­so­nen mit ei­ner an­er­kann­ten Fach­aus­bil­dung so­zi­al-päd­ago­gi­scher oder so­zi­al-psy­cho­lo­gi­scher Rich­tung oder ei­ner gleich­wer­ti­gen Aus- und Wei­ter­bil­dung.

10 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 18. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 4135).

11 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 7. April 2004, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2005 (AS 2004 2411).

2. Kapitel: Arbeits- und Ruhezeiten

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 13 Begriff der Arbeitszeit  

(Art. 6 Abs. 2, 9–31 ArG)

1 Als Ar­beits­zeit im Sin­ne des Ge­set­zes gilt die Zeit, wäh­rend der sich der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin zur Ver­fü­gung des Ar­beit­ge­bers zu hal­ten hat; die Zeit, die für den Weg zu und von der Ar­beit ein­ge­setzt wird, gilt nicht als Ar­beits­zeit. Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über die Be­schäf­ti­gung von schwan­ge­ren Frau­en und stil­len­den Müt­tern so­wie Ar­ti­kel 15 Ab­satz 2.12

2 Ist die Ar­beit aus­ser­halb des Ar­beit­sor­tes zu leis­ten, an dem der Ar­beit­neh­mer nor­ma­ler­wei­se sei­ne Ar­beit ver­rich­tet, und fällt da­durch die Weg­zeit län­ger als üb­lich aus, so stellt die zeit­li­che Dif­fe­renz zur nor­ma­len Weg­zeit Ar­beits­zeit dar.

3 Durch die Rück­rei­se von ei­nem aus­wär­ti­gen Ar­beit­s­ort im Sinn von Ab­satz 2 darf der Zeit­raum der täg­li­chen Ar­beits­zeit oder die wö­chent­li­che Höchst­ar­beits­zeit über­schrit­ten wer­den; da­bei be­ginnt die täg­li­che Ru­he­zeit von 11 Stun­den erst nach dem Ein­tref­fen des Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin an sei­nem bzw. ih­rem Wohn­ort zu lau­fen.

3bis Be­gibt sich der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin im Rah­men sei­ner bzw. ih­rer Tä­tig­keit ins Aus­land, so gilt die Zeit, die für die in der Schweiz zu­rück­ge­leg­te Hin- und Rück­rei­se ein­ge­setzt wird, min­des­tens im Um­fang von Ab­satz 2 als Ar­beits­zeit. Fin­det die Hin- oder Rück­rei­se ganz oder teil­wei­se in der Nacht oder an ei­nem Sonn­tag statt, so be­darf die Be­schäf­ti­gung des Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin wäh­rend die­ser Ar­beits­zeit kei­ner Be­wil­li­gung. Die Ru­he­zeit von 11 Stun­den ist un­mit­tel­bar nach der Rück­rei­se zu ge­wäh­ren; sie be­ginnt mit dem Ein­tref­fen des Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin an sei­nem bzw. ih­rem Wohn­ort zu lau­fen.13

4 Muss sich ein Ar­beit­neh­mer oder ei­ne Ar­beit­neh­me­rin auf An­ord­nung des Ar­beit­ge­bers oder auf Grund sei­ner bzw. ih­rer be­ruf­li­chen Tä­tig­keit von Ge­set­zes we­gen wei­ter- oder fort­bil­den, dann stellt die da­für auf­ge­wende­te Aus­bil­dungs­zeit Ar­beits­zeit dar.

12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 18. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 4135).

13 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 18. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 4135).

Art. 14 Pikettdienst a. Grundsatz  

(Art. 6, 9–31 und 36 ArG)

1 Beim Pi­kett­dienst hält sich der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin ne­ben der nor­ma­len Ar­beit für all­fäl­li­ge Ar­beitse­insät­ze be­reit für die Be­he­bung von Stö­run­gen, die Hil­fe­leis­tung in Not­si­tua­tio­nen, für Kon­troll­gän­ge oder für ähn­li­che Son­de­rer­eig­nis­se.

2 Der ein­zel­ne Ar­beit­neh­mer oder die ein­zel­ne Ar­beit­neh­me­rin darf im Zeit­raum von vier Wo­chen an höchs­tens sie­ben Ta­gen auf Pi­kett sein oder Pi­kette­in­sät­ze leis­ten. Nach Be­en­di­gung des letz­ten Pi­kett­diens­tes darf der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin wäh­rend den zwei dar­auf fol­gen­den Wo­chen nicht mehr zum Pi­kett­dienst auf­ge­bo­ten wer­den.

3 Aus­nahms­wei­se kann ein Ar­beit­neh­mer oder ei­ne Ar­beit­neh­me­rin im Zeit­raum von vier Wo­chen an höchs­tens 14 Ta­gen auf Pi­kett sein, so­fern:

a.
auf Grund der be­trieb­li­chen Grös­se und Struk­tur kei­ne ge­nü­gen­den Per­so­nalres­sour­cen für einen Pi­kett­dienst nach Ab­satz 2 zur Ver­fü­gung ste­hen; und
b.
die An­zahl der tat­säch­li­chen Pi­kette­in­sät­ze im Durch­schnitt ei­nes Ka­len­der­jah­res nicht mehr als fünf Ein­sät­ze pro Mo­nat aus­macht.

4 Kurz­fris­ti­ge Än­de­run­gen in der Pi­kett­pla­nung und -ein­tei­lung und sich dar­aus er­ge­ben­de Ein­sät­ze dür­fen für Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen mit Fa­mi­li­en­pflich­ten nur mit de­ren Ein­ver­ständ­nis vor­ge­nom­men wer­den und so­weit ei­ne an­de­re Lö­sung für den Be­trieb nicht zu­mut­bar ist.

Art. 15 b. Anrechnung an die Arbeitszeit  

(Art. 6 und 9–31 ArG)

1 Wird der Pi­kett­dienst im Be­trieb ge­leis­tet, stellt die ge­sam­te zur Ver­fü­gung ge­stell­te Zeit Ar­beits­zeit dar.

2 Wird der Pi­kett­dienst aus­ser­halb des Be­trie­bes ge­leis­tet, so ist die zur Ver­fü­gung ge­stell­te Zeit so­weit an die Ar­beits­zeit an­zu­rech­nen, als der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin tat­säch­lich zur Ar­beit her­an­ge­zo­gen wird. Die Weg­zeit zu und von der Ar­beit ist in die­sem Fall an die Ar­beits­zeit an­zu­rech­nen.

Art. 16 Verteilung der Arbeitszeit  

(Art. 9–15a, 18–21, 25 Abs. 2, 31 ArG)

1 Die Wo­che im Sin­ne des Ge­set­zes (Ar­beits­wo­che) be­ginnt mit dem Mon­tag um 0 Uhr und en­det mit dem Sonn­tag um 24 Uhr.14

2 Für den ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer oder die ein­zel­ne Ar­beit­neh­me­rin darf die Ar­beits­wo­che höchs­tens 5½ Ar­beits­ta­ge um­fas­sen. Sie kann auf sechs Ar­beits­ta­ge aus­ge­dehnt wer­den, so­fern die wö­chent­li­chen frei­en Halb­ta­ge im Ein­ver­ständ­nis mit dem Ar­beit­neh­mer oder der Ar­beit­neh­me­rin für längs­tens vier Wo­chen zu­sam­men­ge­legt wer­den.

3 Die wö­chent­li­che Ar­beits­zeit kann auf die ein­zel­nen Ar­beits­ta­ge und die ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen oder Grup­pen von Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen gleich­mäs­sig oder zeit­lich ver­schie­den ver­teilt wer­den.

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 18. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 4135).

Art. 17 Entschädigung für Ruhe- und Ausgleichsruhezeiten  

(Art. 22 ArG)

Wer­den bei Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses die ge­setz­li­chen Ru­he- und Aus­gleichs­ru­he­zei­ten durch ei­ne Geld­leis­tung ab­ge­gol­ten, so ist für de­ren Be­mes­sung Ar­ti­kel 33 an­wend­bar.

2. Abschnitt: Pausen und Ruhezeit

Art. 18 Pausen  

(Art. 15 und 6 Abs. 2 ArG)

1 Die Pau­sen kön­nen für ein­zel­ne Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen oder Grup­pen von Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen gleich­mäs­sig oder zeit­lich ver­schie­den an­ge­setzt wer­den.

2 Die Pau­sen sind um die Mit­te der Ar­beits­zeit an­zu­set­zen. Ent­steht vor oder nach ei­ner Pau­se ei­ne Teil­ar­beits­zeit von mehr als 5½ Stun­den, so ist für die­se ei­ne zu­sätz­li­che Pau­se ge­mä­ss Ar­ti­kel 15 des Ge­set­zes zu ge­wäh­ren.

3 Pau­sen von mehr als ei­ner hal­b­en Stun­de dür­fen auf­ge­teilt wer­den.

4 Bei fle­xiblen Ar­beits­zei­ten, wie et­wa bei der glei­ten­den Ar­beits­zeit, ist für die Be­mes­sung der Pau­sen die durch­schnitt­li­che täg­li­che Ar­beits­zeit mass­ge­bend.

5 Ar­beits­platz im Sin­ne von Ar­ti­kel 15 Ab­satz 2 des Ge­set­zes ist je­der Ort im Be­trieb oder aus­ser­halb des Be­trie­bes, an dem sich der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin zur Aus­füh­rung der ihm bzw. ihr zu­ge­wie­se­nen Ar­beit auf­zu­hal­ten hat.

Art. 19 Tägliche Ruhezeit  

(Art. 15a, 20 und 6 Abs. 2 ArG)

1 Fal­len zwei oder meh­re­re Ru­he­tage oder ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge in ei­ne Wo­che, so kann die zu­sam­men­hän­gen­de Ru­he­zeit von 35 Stun­den nach Ar­ti­kel 21 Ab­satz 2 ein­mal auf 24 Stun­den ver­kürzt wer­den.

2 Wird die täg­li­che Ru­he­zeit nach Ar­ti­kel 15a Ab­satz 2 des Ge­set­zes ver­kürzt, so darf der Ar­beit­neh­mer beim dar­auf fol­gen­den Ar­beitseinsatz nicht zu Über­zei­te­in­sät­zen nach Ar­ti­kel 25 her­an­ge­zo­gen wer­den.

3 Durch Pi­kette­in­sät­ze nach Ar­ti­kel 14 darf die täg­li­che Ru­he­zeit un­ter­bro­chen wer­den, sie muss je­doch im An­schluss an den Pi­kettein­satz im rest­li­chen Um­fang nach­ge­währt wer­den. Kann durch die Pi­kette­in­sät­ze ei­ne mi­ni­ma­le Ru­he­zeit von vier auf­ein­an­der fol­gen­den Stun­den nicht er­reicht wer­den, so muss im An­schluss an den letz­ten Ein­satz die täg­li­che Ru­he­zeit von 11 Stun­den nach­ge­währt wer­den.

Art. 20 Wöchentlicher freier Halbtag  

(Art. 21 ArG)

1 Der wö­chent­li­che freie Halb­tag um­fasst 8 Stun­den, die un­mit­tel­bar vor oder nach der täg­li­chen Ru­he­zeit an ei­nem Werk­tag zu ge­wäh­ren sind.

2 Der wö­chent­li­che freie Halb­tag gilt als ge­währt, wenn:

a.
der gan­ze Vor­mit­tag von 6 Uhr bis 14 Uhr ar­beits­frei bleibt;
b.
der gan­ze Nach­mit­tag von 12 Uhr bis 20 Uhr ar­beits­frei bleibt;
c.
bei zwei­schich­ti­ger Ar­beit der Schicht­wech­sel zwi­schen 12 Uhr und 14 Uhr er­folgt; oder
d.
bei Nacht­ar­beit die al­ter­nie­ren­de Fünf-Ta­ge-Wo­che oder im Zeit­raum von vier Wo­chen zwei Kom­pen­sa­ti­ons­ta­ge ein­ge­räumt wer­den.

3 An wö­chent­li­chen frei­en Halb­ta­gen darf der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin nicht zur Leis­tung von Ar­beit her­an­ge­zo­gen wer­den; vor­be­hal­ten bleibt die Leis­tung von Ar­beit in Son­der­fäl­len nach Ar­ti­kel 26. In die­sen Fäl­len ist der wö­chent­li­che freie Halb­tag in­nert vier Wo­chen nach­zu­ge­wäh­ren.

4 Vom Ge­setz vor­ge­schrie­be­ne Ru­he­zei­ten kön­nen nicht an den wö­chent­li­chen frei­en Halb­tag an­ge­rech­net wer­den. Der wö­chent­li­che freie Halb­tag gilt je­doch als be­zo­gen, wenn der Werk­tag, an dem er üb­li­cher­wei­se ge­währt wird, mit ei­nem ar­beits­frei­en Fei­er­tag im Sin­ne von Ar­ti­kel 20a Ab­satz 1 des Ge­set­zes zu­sam­men­fällt.

Art. 21 Wöchentlicher Ruhetag sowie Ersatzruhetag für Sonn- und Feiertagsarbeit  

(Art. 18–20 ArG)

1 Wö­chent­li­cher Ru­he­tag ist grund­sätz­lich der Sonn­tag.

2 Der wö­chent­li­che Ru­he­tag und die täg­li­che Ru­he­zeit müs­sen zu­sam­men min­des­tens 35 auf­ein­an­der­fol­gen­de Stun­den er­ge­ben.

3 Muss am Sonn­tag ge­ar­bei­tet wer­den, darf der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin nicht mehr als an sechs auf­ein­an­der­fol­gen­den Ta­gen be­schäf­tigt wer­den. Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über den un­un­ter­bro­che­nen Be­trieb.

4 Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die sonn­tags ar­bei­ten, dür­fen Sonn­ta­ge, die in ih­re Fe­ri­en­zeit fal­len, nicht an die ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen frei­en Sonn­ta­ge an­ge­rech­net wer­den.

5 Der Er­satz­ru­he­tag im Sinn des Ar­ti­kels 20 Ab­satz 2 des Ge­set­zes weist zu­sam­men mit der täg­li­chen Ru­he­zeit 35 auf­ein­an­der­fol­gen­de Stun­den auf; er hat in je­dem Fall den Zeit­raum von 6 Uhr bis 20 Uhr zu um­fas­sen.

6 Der Er­satz­ru­he­tag darf nicht auf einen Tag fal­len, an dem der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin üb­li­cher­wei­se sei­nen bzw. ih­ren Ru­he­tag oder frei­en Tag be­zieht.

7 Der Frei­zeit­aus­gleich für ge­leis­te­te Sonn­tags­ar­beit von bis zu 5 Stun­den ist in­nert vier Wo­chen vor­zu­neh­men.

3. Abschnitt: Wöchentliche Höchstarbeitszeit

Art. 22 Verlängerung mit Ausgleich  

(Art. 9 Abs. 3 ArG)

1 Die wö­chent­li­che Höchst­ar­beits­zeit von 45 bzw. 50 Stun­den kann, so­fern sie im Durch­schnitt ei­nes hal­b­en Jah­res nicht über­schrit­ten wird, um höchs­tens 4 Stun­den ver­län­gert wer­den:

a.
bei Tä­tig­kei­ten mit wit­te­rungs­be­ding­tem Ar­beits­aus­fall; oder
b.
in Be­trie­ben mit er­heb­li­chen sai­sona­len Schwan­kun­gen des Ar­beits­an­fal­les.

2 Die wö­chent­li­che Höchst­ar­beits­zeit von 45 Stun­den kann für Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen mit ei­ner im Durch­schnitt des Ka­len­der­jah­res ge­währ­ten Fünf-Ta­ge-Wo­che ver­län­gert wer­den:

a.
um 2 Stun­den, so­fern sie im Durch­schnitt von acht Wo­chen nicht über­schrit­ten wird; oder
b.
um 4 Stun­den, so­fern sie im Durch­schnitt von vier Wo­chen nicht über­schrit­ten wird.

3 Der Ar­beit­ge­ber darf die Ver­län­ge­rung der wö­chent­li­chen Höchst­ar­beits­zeit nach Ab­satz 1 oder 2 oh­ne Be­wil­li­gung an­ord­nen, wenn nicht nach ei­nem be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Stun­den­plan ge­ar­bei­tet wird.

4 Ist ein Ar­beits­ver­hält­nis be­fris­tet, so ist die durch­schnitt­li­che wö­chent­li­che Höchst­ar­beits­zeit nach Ab­satz 1 oder 2 wäh­rend der Dau­er des Ar­beits­ver­hält­nis­ses ein­zu­hal­ten, so­fern die­ses we­ni­ger lang als die in den Ab­sät­zen 1 und 2 ge­nann­ten Aus­gleichs­zeiträu­me dau­ert.

Art. 23 Verkürzung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit  

(Art. 9 und 11 i.V.m. Art. 20 und 20a ArG)

1 In Wo­chen, in de­nen ein oder meh­re­re den Sonn­ta­gen gleich­ge­stell­te ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge auf einen Werk­tag fal­len, an dem der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin üb­li­cher­wei­se zu ar­bei­ten hat, wird die wö­chent­li­che Höchst­ar­beits­zeit an­teils­mäs­sig ver­kürzt.

2 Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die an ei­nem den Sonn­ta­gen gleich­ge­stell­ten ge­setz­li­chen Fei­er­tag ar­bei­ten, ist die an­teils­mäs­si­ge Ver­kür­zung der wö­chent­li­chen Höchst­ar­beits­zeit in der Wo­che an­zu­rech­nen, in wel­cher der Er­satz­ru­he­tag für den Fei­er­tag ge­währt wird.

Art. 24 Ausgleich ausfallender Arbeitszeit  

(Art. 11 i.V.m. 15, 15a, 18, 20 und 20a ArG)

1 Der Aus­gleich aus­fal­len­der Ar­beits­zeit nach Ar­ti­kel 11 des Ge­set­zes ist un­mit­tel­bar vor oder nach dem Ar­beits­aus­fall in­ner­halb von höchs­tens 14 Wo­chen vor­zu­neh­men, so­fern Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer nicht ei­ne län­ge­re Frist ver­ein­ba­ren, die aber zwölf Mo­na­te nicht über­schrei­ten darf. Die Ar­beits­aus­fäl­le über Weih­nach­ten und Neu­jahr gel­ten als ei­ne Aus­fall­pe­ri­ode.

2 Aus­fal­len­de Ar­beits­zeit darf nur so­weit aus­ge­gli­chen wer­den, als da­durch die zu­läs­si­ge täg­li­che Ar­beits­dau­er nicht über­schrit­ten wird.

3 Ge­setz­li­che Ru­he­zei­ten und Aus­gleichs­ru­he­zei­ten stel­len kei­ne aus­fal­len­de Ar­beits­zeit dar; die­se dür­fen we­der vor- noch nach­ge­holt wer­den.

4. Abschnitt: Überzeitarbeit

Art. 25 Grundsatz  

(Art. 12 und 26 ArG)

1 Un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 26 ist Über­zeit­ar­beit nach Ar­ti­kel 12 Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b des Ge­set­zes nur als Ta­ges- und Abend­ar­beit nach Ar­ti­kel 10 des Ge­set­zes und nur an Werk­ta­gen zu­läs­sig.

2 Der Aus­gleich von Über­zeit­ar­beit durch Frei­zeit nach Ar­ti­kel 13 Ab­satz 2 des Ge­set­zes ist in­nert 14 Wo­chen vor­zu­neh­men, so­fern Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin nicht ei­ne län­ge­re Frist ver­ein­ba­ren, die aber zwölf Mo­na­te nicht über­schrei­ten darf.

Art. 26 Sonderfälle  

(Art. 12 Abs. 2 und 26 Abs. 1 ArG)

1 Über­zeit­ar­beit darf auch in der Nacht und an Sonn­ta­gen so­wie in Über­schrei­tung der zu­läs­si­gen täg­li­chen Ar­beits­dau­er ge­leis­tet wer­den, wenn es sich um vor­über­ge­hen­de Ar­bei­ten in Not­fäl­len han­delt, die un­ab­hän­gig vom Wil­len der Be­trof­fe­nen ein­tre­ten und de­ren Fol­gen nicht auf an­de­re zu­mut­ba­re Wei­se be­sei­tigt wer­den kön­nen, be­son­ders wenn:

a.
Ar­beits­er­geb­nis­se ge­fähr­det sind und da­durch un­ver­hält­nis­mäs­si­ger Scha­den droht;
b.
Pi­kette­in­sät­ze für die Scha­dens­vor­beu­gung oder -be­he­bung not­wen­dig sind;
c.
Ar­beits­ma­schi­nen, Ge­rä­te, Trans­por­tein­rich­tun­gen und Fahr­zeu­ge, die für die Auf­recht­er­hal­tung des Be­trie­bes un­ab­ding­bar sind, we­gen schwer­wie­gen­der Stö­run­gen oder er­lit­te­ner Schä­den in Stand ge­stellt wer­den müs­sen;
d.
Be­triebs­stö­run­gen in­fol­ge un­mit­tel­ba­rer Ein­wir­kung hö­he­rer Ge­walt ver­mie­den oder be­ho­ben wer­den müs­sen;
e.
Stö­run­gen bei der Ver­sor­gung mit Ener­gie und Was­ser so­wie Stö­run­gen des öf­fent­li­chen oder pri­va­ten Ver­kehrs ver­mie­den oder be­ho­ben wer­den müs­sen;
f.
dem un­ver­meid­li­chen Ver­derb von Gü­tern, na­ment­lich Roh­stof­fen oder Le­bens­mit­teln, vor­ge­beugt wer­den muss, und da­mit kei­ne Stei­ge­rung der Pro­duk­ti­on ver­bun­den ist;
g.
un­auf­schieb­ba­re Ver­rich­tun­gen zur Er­hal­tung des Le­bens und der Ge­sund­heit von Mensch und Tier so­wie zur Ver­mei­dung von Um­welt­schä­den vor­ge­nom­men wer­den müs­sen.

2 Über­zeit­ar­beit, die in Über­schrei­tung der zu­läs­si­gen täg­li­chen Ar­beits­dau­er ge­leis­tet wird, ist in­ner­halb von sechs Wo­chen durch Frei­zeit von glei­cher Dau­er aus­zu­glei­chen. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 20 Ab­satz 3 des Ge­set­zes.

5. Abschnitt: Voraussetzungen für Nacht- und Sonntagsarbeit und den ununterbrochenen Betrieb

Art. 27 Dringendes Bedürfnis 15  

(Art. 17, 19 und 24 ArG)

1 Ein drin­gen­des Be­dürf­nis für Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit im Sin­ne von Ar­ti­kel 17 Ab­satz 3, 19 Ab­satz 3 und 24 Ab­satz 3 des Ge­set­zes liegt vor, wenn:

a.
es we­der mit pla­ne­ri­schen Mit­teln noch mit or­ga­ni­sa­to­ri­schen Mass­nah­men mög­lich ist, die Ar­bei­ten tags­über oder abends an Werk­ta­gen durch­zu­füh­ren; und
b.
die Ar­bei­ten:
1.
zu­sätz­lich an­fal­len und zeit­lich nicht auf­schieb­bar sind, oder
2.
aus Grün­den der Ge­sund­heit oder der Si­cher­heit der Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen oder aus an­de­ren Grün­den des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses in der Nacht oder am Sonn­tag er­le­digt wer­den müs­sen.

1bis Ein drin­gen­des Be­dürf­nis nach Ab­satz 1 liegt ins­be­son­de­re vor, wenn ei­ne Be­hör­de Mass­nah­men zur Ver­hin­de­rung oder Be­wäl­ti­gung ei­ner Ener­gie­man­gel­la­ge an­ge­ord­net hat.16

2 Ein drin­gen­des Be­dürf­nis liegt zu­dem vor, wenn zeit­lich be­grenz­te Ar­beitse­insät­ze in der Nacht oder am Sonn­tag er­for­der­lich sind im Rah­men von:

a.
be­son­de­ren Fir­men­an­läs­sen, wie Ju­bi­lä­en, die der Öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich sind; oder
b.
Ver­an­stal­tun­gen, die auf lo­ka­le Be­son­der­hei­ten zu­ge­schnit­ten sind.

3 Ein drin­gen­des Be­dürf­nis für Nacht­ar­beit im Sin­ne von Ar­ti­kel 17 Ab­satz 4 des Ge­set­zes liegt vor, wenn Be­trie­be mit ei­nem zwei­schich­ti­gen Ar­beits­zeit­sys­tem:

a.
aus Grün­den der täg­li­chen Aus­las­tung re­gel­mäs­sig auf ei­ne Be­triebs­zeit von 18 Stun­den an­ge­wie­sen sind;
b.
nicht mehr als ei­ne Rand­stun­de in An­spruch neh­men; und
c.
da­durch die Leis­tung von wei­te­rer Nacht­ar­beit zwi­schen 24 Uhr und 5 Uhr ver­mie­den wer­den kann.

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Fe­br. 2022, in Kraft seit 1. April 2022 (AS 2022 100).

16 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 21. Fe­br. 2024, in Kraft seit 1. April 2024 (AS 2024 105).

Art. 28 Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsarbeit 17  

(Art. 17, 19 und 24 ArG)

1 Tech­ni­sche Un­ent­behr­lich­keit von Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit im Sin­ne von Ar­ti­kel 17 Ab­satz 2, 19 Ab­satz 2 und 24 Ab­satz 2 liegt ins­be­son­de­re vor, wenn ein Ar­beits­ver­fah­ren oder Ar­bei­ten nicht un­ter­bro­chen, auf­ge­scho­ben oder an­ders or­ga­ni­siert wer­den kön­nen, weil da­mit:

a.
er­heb­li­che und un­zu­mut­ba­re Nach­tei­le für die Pro­duk­ti­on und das Ar­beits­er­geb­nis oder die Be­trieb­sein­rich­tun­gen ver­bun­den wä­ren;
b.
die Ge­sund­heit oder Si­cher­heit der Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen oder die Um­ge­bung des Be­trie­bes ge­fähr­det wür­de; oder
c.
die Lie­fer­ket­te oder der Wa­ren­fluss zwi­schen oder in­ner­halb von Be­trie­ben un­ter­bro­chen wür­de oder die Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung mit Gü­tern des täg­li­chen Be­darfs nicht si­cher­ge­stellt wä­re.

2 Wirt­schaft­li­che Un­ent­behr­lich­keit von Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit im Sin­ne von Ar­ti­kel 17 Ab­satz 2, 19 Ab­satz 2 und 24 Ab­satz 2 des Ge­set­zes liegt vor, wenn:

a.
das an­ge­wand­te Ar­beits­ver­fah­ren mit un­ver­meid­lich ho­hen In­ves­ti­ti­ons­kos­ten ver­bun­den ist, die oh­ne die Leis­tung von Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit nicht amor­ti­siert wer­den kön­nen; oder
b.
die Un­ter­bre­chung ei­nes Ar­beits­ver­fah­rens und des­sen Wie­der­ingangset­zung ho­he Zu­satz­kos­ten ver­ur­sa­chen, die oh­ne die Leis­tung von Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit ei­ne merk­li­che Schwä­chung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Be­trie­bes ge­gen­über sei­nen Kon­kur­ren­ten zur Fol­ge ha­ben könn­te.

3 Der wirt­schaft­li­chen Un­ent­behr­lich­keit gleich­ge­stellt sind be­son­de­re Kon­sum­be­dürf­nis­se, de­ren Be­frie­di­gung:

a.
an­ge­sichts der Un­ent­behr­lich­keit der Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen für die be­trof­fe­nen Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten im öf­fent­li­chen In­ter­es­se liegt; und
b.
oh­ne die Leis­tung von Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit nicht si­cher­ge­stellt wer­den kann.

4 Die Un­ent­behr­lich­keit von Nacht- und Sonn­tags­ar­beit wird für die im An­hang auf­ge­führ­ten Ar­beits­ver­fah­ren so­wie die un­trenn­bar da­mit ver­bun­de­nen Ar­beits­ver­fah­ren, ins­be­son­de­re Vor­be­rei­tungs­ar­bei­ten, Qua­li­täts­kon­trol­len und Lo­gis­tik­ar­bei­ten, ver­mu­tet.

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Fe­br. 2022, in Kraft seit 1. April 2022 (AS 2022 100).

6. Abschnitt: Besondere Formen der Nachtarbeit

Art. 29 Verlängerte Dauer der Nachtarbeit  

(Art. 17a Abs. 2 ArG)

1 Bei dau­ernd und re­gel­mäs­sig wie­der­keh­ren­der Nacht­ar­beit ist ei­ne Ar­beits­zeit von 10 Stun­den im Zeit­raum von 12 Stun­den zu­läs­sig, so­fern:

a.
für den Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin kei­ne er­höh­ten Ri­si­ken be­züg­lich che­mi­scher, bio­lo­gi­scher und phy­si­ka­li­scher Ein­wir­kun­gen be­ste­hen;
b.
der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin kei­nen aus­ser­or­dent­li­chen phy­si­schen, psy­chi­schen und men­ta­len Be­las­tun­gen aus­ge­setzt ist;
c.
der Ar­beitseinsatz so or­ga­ni­siert ist, dass die Leis­tungs­fä­hig­keit des Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin er­hal­ten bleibt und da­durch die Ent­ste­hung von Ge­fah­rensi­tua­tio­nen ver­mie­den wer­den kann;
d.
in ei­ner me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chung die Eig­nung des Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin fest­ge­stellt wor­den ist; und
e.
die ef­fek­tiv zu leis­ten­de Ar­beits­zeit in­nert 24 Stun­den 10 Stun­den nicht über­schrei­tet.

2 Bei vor­über­ge­hen­der Nacht­ar­beit ist ei­ne Ar­beits­zeit von 10 Stun­den im Zeit­raum von 12 Stun­den ge­mä­ss Ar­ti­kel 17a Ab­satz 2 des Ge­set­zes zu­läs­sig, so­fern:

a.
der Ar­beitseinsatz so or­ga­ni­siert ist, dass die Leis­tungs­fä­hig­keit des Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin er­hal­ten bleibt und da­durch die Ent­ste­hung von Ge­fah­rensi­tua­tio­nen ver­mie­den wer­den kann;
b.
die ef­fek­tiv zu leis­ten­de Ar­beits­zeit in­nert 24 Stun­den 10 Stun­den nicht über­schrei­tet; und
c.
der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin ein­ver­stan­den ist.
Art. 30 Nachtarbeit ohne Wechsel mit Tagesarbeit  

(Art. 25 und 26 ArG)

1 Nacht­ar­beit von mehr als sechs Wo­chen bis höchs­tens zwölf Wo­chen oh­ne Wech­sel mit Ta­ges­ar­beit nach Ar­ti­kel 25 Ab­satz 3 des Ge­set­zes ist zu­läs­sig, so­fern:18

a.19
sie aus be­trieb­li­chen Grün­den un­ent­behr­lich ist oder die Mehr­heit der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen schrift­lich um einen Ver­zicht auf den Wech­sel zwi­schen Ta­ges- und Nacht­ar­beit er­sucht, weil ih­nen der Wech­sel ins­be­son­de­re aus per­sön­li­chen oder fa­mi­li­ären Grün­den nicht zu­mut­bar ist;
b.
der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin schrift­lich sein bzw. ihr Ein­ver­ständ­nis er­klärt hat; und
c.
in­nert 24 Wo­chen die Ta­ges­ar­beits-Pe­ri­oden ins­ge­samt min­des­tens gleich lang sind wie die Nacht­ar­beits-Pe­ri­oden.

2 Nacht­ar­beit von mehr als zwölf Wo­chen oh­ne Wech­sel mit Ta­ges­ar­beit nach Ar­ti­kel 25 Ab­satz 3 des Ge­set­zes ist zu­läs­sig, so­fern:

a.
sie aus be­trieb­li­chen Grün­den un­ent­behr­lich ist oder die Mehr­heit der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen schrift­lich um einen Ver­zicht auf den Wech­sel zwi­schen Ta­ges- und Nacht­ar­beit er­sucht, weil ih­nen der Wech­sel ins­be­son­de­re aus per­sön­li­chen oder fa­mi­li­ären Grün­den nicht zu­mut­bar ist;
b.
der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin schrift­lich sein bzw. ihr Ein­ver­ständ­nis er­klärt hat; und
c.
die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 29 Ab­satz 1 Buch­sta­ben a–d er­füllt sind.20

2bis Be­trieb­li­che Un­ent­behr­lich­keit nach den Ab­sät­zen 1 Buch­sta­be a und 2 Buch­sta­be a liegt vor, wenn:

a.
es sich um Nacht­ar­beit han­delt, für die es kei­ne ent­spre­chen­de Ar­beit im Ta­ges- und Abend­zeit­raum gibt; oder
b.
auf dem üb­li­chen Ar­beits­markt nicht ge­nü­gend qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal für Wech­sel­schich­ten re­kru­tiert wer­den kann.21

3 Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen in Nacht­ar­beit nach Ab­satz 2 dür­fen:

a.
höchs­tens ein­ge­setzt wer­den:
1. in fünf von sie­ben auf­ein­an­der fol­gen­den Näch­ten; oder
2. in sechs von neun auf­ein­an­der fol­gen­den Näch­ten; und
b.
an ih­ren frei­en Ta­gen kei­ne Über­zeit­ar­beit nach Ar­ti­kel 25 leis­ten.

4 Auf Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die höchs­tens für ei­ne Rand­stun­de zwi­schen 5 Uhr und 6 Uhr oder 23 Uhr und 24 Uhr dau­ernd Nacht­ar­beit leis­ten, sind die Vor­aus­set­zun­gen und die Be­din­gun­gen nach den Ab­sät­zen 1–3 nicht an­wend­bar.

18 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 30. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Aug. 2010 (AS 2010 3111).

19 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I derV vom 30. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Aug. 2010 (AS 2010 3111).

20 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 30. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Aug. 2010 (AS 2010 3111).

21 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 30. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Aug. 2010 (AS 2010 3111).

7. Abschnitt: Lohn- und Zeitzuschlag

Art. 31 Lohn- und Zeitzuschlag bei Nachtarbeit  

(Art. 17b Abs. 2 ArG)

1 Dau­ern­de oder re­gel­mäs­sig wie­der­keh­ren­de Nacht­ar­beit leis­tet ein Ar­beit­neh­mer, der in 25 und mehr Näch­ten pro Ka­len­der­jahr zum Ein­satz ge­langt.

2 Der Zeit­zu­schlag ist ab dem ers­ten Nacht­ein­satz zu ge­wäh­ren. Er be­rech­net sich auf Grund der tat­säch­lich ge­leis­te­ten Ar­beits­zeit.

3 Stellt sich erst im Ver­lau­fe ei­nes Ka­len­der­jah­res her­aus, dass ein Ar­beit­neh­mer wi­der Er­war­ten Nacht­ar­beit in mehr als 25 Näch­ten pro Ka­len­der­jahr zu leis­ten hat, so muss der Lohn­zu­schlag von 25 Pro­zent für die ers­ten 25 Näch­te nicht in den Zeit­zu­schlag um­ge­wan­delt wer­den.

Art. 32 Ausnahmen vom Zeitzuschlag  

(Art. 17b Abs. 3 und 4, Art. 26 ArG)

1 Der Zeit­zu­schlag nach Ar­ti­kel 17b Ab­satz 3 Buch­sta­ben a und b des Ge­set­zes ist nicht ge­schul­det, wenn ein Be­trieb ein be­trieb­li­ches Ar­beits­zeit­sys­tem auf­weist, des­sen wö­chent­li­che Ar­beits­zeit für einen voll­zeit­lich be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­mer fol­gen­de Dau­er nicht über­steigt:

a.
35 Stun­den, Pau­sen ein­ge­schlos­sen, bei der auf 7 Stun­den im Durch­schnitt ver­kürz­ten Schicht­dau­er;
b.
36 Stun­den, Pau­sen ab­ge­zo­gen, im Fall der Vier-Ta­ge-Wo­che.

2 Be­trieb­lich ist ein Ar­beits­zeit­sys­tem, wenn die­ses für den gan­zen Be­trieb oder einen klar da­von ab­grenz­ba­ren Be­triebs­teil in­te­gral An­wen­dung fin­det.

3 Die Gleich­wer­tig­keit an­de­rer Aus­gleichs­ru­he­zei­ten im Rah­men von Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen oder öf­fent­lich-recht­li­cher Vor­schrif­ten nach Ar­ti­kel 17b Ab­satz 3 Buch­sta­be c des Ge­set­zes liegt vor, wenn der ent­spre­chen­de Ge­samt­ar­beits­ver­trag oder der zur An­wen­dung ge­lan­gen­de öf­fent­lich-recht­li­che Er­lass Aus­gleichs­re­geln auf­weist:

a.
die spe­zi­ell den Nacht­ar­beit leis­ten­den Ar­beit­neh­mern für die da­für ge­leis­te­te Ar­beit zu­sätz­li­che Frei­zeit ein­räu­men; und
b.
die in ih­rem Um­fang ins­ge­samt mit dem Zeit­zu­schlag von 10 Pro­zent gleich­wer­tig ist.
Art. 32a Lohnzuschlag und Ersatzruhe bei Sonntags- und Feiertagsarbeit 22  

(Art. 19 Abs. 3 ArG)

1 Vor­über­ge­hen­de Sonn­tags­ar­beit leis­tet ein Ar­beit­neh­mer oder ei­ne Ar­beit­neh­me­rin, der oder die in ei­nem Ka­len­der­jahr an höchs­tens 6 Sonn­ta­gen, ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge in­be­grif­fen, zum Ein­satz ge­langt.

2 Dau­ernd oder re­gel­mäs­sig wie­der­keh­rend ist Sonn­tags­ar­beit, wenn die­se die in Ab­satz 1 ge­nann­te Be­din­gung vom zeit­li­chen Um­fang her über­schrei­tet.

3 Stellt sich erst im Ver­lau­fe ei­nes Ka­len­der­jah­res her­aus, dass ein Ar­beit­neh­mer oder ei­ne Ar­beit­neh­me­rin wi­der Er­war­ten Sonn­tags­ar­beit an mehr als 6 Sonn­ta­gen, ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge in­be­grif­fen, zu leis­ten hat, so bleibt der Lohn­zu­schlag von 50 Pro­zent für die ers­ten 6 Sonn­ta­ge, ge­setz­li­che Fei­er­ta­ge in­be­grif­fen, ge­schul­det.

22 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 18. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 4135).

Art. 33 Berechnung des Lohnzuschlages  

(Art. 13 Abs. 1, 17b Abs. 1 und 2, 19 Abs. 3 und 24 Abs. 6 ArG)

1 Der Lohn­zu­schlag für Über­zeit­ar­beit, Nacht­ar­beit und Sonn­tags­ar­beit ist bei Zeit­lohn nach dem auf die Stun­de be­rech­ne­ten Lohn, oh­ne Orts-, Haus­hal­tungs- und Kin­der­zu­la­gen, zu be­mes­sen.

2 Bei Ak­kord­ar­beit ist der Lohn­zu­schlag in der Re­gel nach dem in der Zahl­tags­pe­ri­ode durch­schnitt­lich er­ziel­ten Lohn, oh­ne Orts-, Haus­hal­tungs- und Kin­der­zu­la­gen, zu be­mes­sen.

3 Für die Be­wer­tung des Na­tu­ral­loh­nes so­wie der Be­die­nungs- und Trink­gel­der sind die Vor­schrif­ten der Bun­des­ge­setz­ge­bung über die Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

4 Sind für die glei­che Zeit­span­ne ver­schie­de­ne Vor­schrif­ten des Ge­set­zes über die Aus­rich­tung von Lohn­zu­schlä­gen an­wend­bar, so ist der für den Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin güns­tigs­te Zu­schlag aus­zu­rich­ten.

8. Abschnitt: Schichtarbeit

Art. 34 Schichtarbeit und Schichtwechsel  

(Art. 25, 6 Abs. 2 und 26 ArG)

1 Schicht­ar­beit liegt vor, wenn zwei oder meh­re­re Grup­pen von Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen nach ei­nem be­stimm­ten Zeit­plan gestaf­felt und wech­sel­wei­se am glei­chen Ar­beits­platz zum Ein­satz ge­lan­gen.

2 Bei der Ge­stal­tung von Schicht­ar­beit sind die ar­beits­me­di­zi­ni­schen und ar­beits­wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­se zu be­ach­ten.

3 Bei zwei­schich­ti­ger Ta­ges­ar­beit, die nicht in den Nacht­zeit­raum fällt, darf die ein­zel­ne Schicht­dau­er, Pau­sen in­be­grif­fen, 11 Stun­den nicht über­schrei­ten. Die Leis­tung von Über­zeit­ar­beit nach Ar­ti­kel 25 ist nur an sonst ar­beits­frei­en Werk­ta­gen zu­läs­sig und so­weit, als an die­sen Ta­gen nicht ge­setz­li­che Ru­he- oder Aus­gleichs­ru­he­zei­ten be­zo­gen wer­den.

4 Bei drei- und mehr­schich­ti­gen Ar­beits­zeit­sys­te­men, bei de­nen der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin al­le Schich­ten durch­läuft, gilt Fol­gen­des:

a.
die ein­zel­ne Schicht­dau­er darf 10 Stun­den, Pau­sen in­be­grif­fen, nicht über­schrei­ten;
b.23
der Schicht­wech­sel hat von der Früh- zur Spät- und von die­ser zur Nacht­schicht (Vor­wärts­ro­ta­ti­on) zu er­fol­gen; ei­ne Rück­wärts­ro­ta­ti­on ist aus­nahms­wei­se zu­läs­sig, wenn die Mehr­heit der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen schrift­lich dar­um er­sucht;
c.
die Leis­tung von Über­zeit­ar­beit nach Ar­ti­kel 25 ist nur an sonst ar­beits­frei­en Werk­ta­gen zu­läs­sig und so­weit, als an die­sen Ta­gen nicht ge­setz­li­che Ru­he- oder Aus­gleichs­ru­he­zei­ten be­zo­gen wer­den.

23 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Dez. 2008 (AS 2008 5181).

Art. 35 Verzicht auf den Schichtwechsel bei Tages- und Abendarbeit  

(Art. 25 Abs. 3 ArG)

Auf den Schicht­wech­sel kann ver­zich­tet wer­den, so­fern:

a.
Ar­beit­neh­mer aus be­son­de­ren per­sön­li­chen Grün­den nur am Mor­gen oder am Abend ar­bei­ten kön­nen; oder
b.
ei­ne der bei­den Schich­ten we­sent­lich kür­zer ist und nicht mehr als 5 Stun­den be­trägt.

9. Abschnitt: Ununterbrochener Betrieb

Art. 36 Begriff  

(Art. 24 ArG)

Als un­un­ter­bro­che­ner Be­trieb gilt ein Ar­beits­zeit­sys­tem:

a.
bei dem wäh­rend 24 Stun­den und an sie­ben Ta­ge der Wo­che Schicht­ar­beit ge­leis­tet wird; und
b.
das aus meh­re­ren Schich­ten be­steht, wo­bei der ein­zel­ne Ar­beit­neh­mer oder die ein­zel­ne Ar­beit­neh­me­rin grund­sätz­lich al­le Schich­ten durch­läuft.
Art. 37 Ruhetage  

(Art. 24 Abs. 5 ArG)

1 Bei un­un­ter­bro­che­nem Be­trieb sind den Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen im Ka­len­der­jahr we­nigs­tens 61 wö­chent­li­che Ru­he­tage zu ge­wäh­ren, die zu­sam­men mit der täg­li­chen Ru­he­zeit min­des­tens 35 auf­ein­an­der fol­gen­de Stun­den um­fas­sen. Da­von müs­sen we­nigs­tens 26 Ru­he­tage auf einen Sonn­tag fal­len und min­des­tens die Zeit von 6–16 Uhr um­fas­sen.

2 Un­ter der Vor­aus­set­zung, dass der Sonn­tag die Zeit von Sams­tag 23 Uhr bis Sonn­tag 23 Uhr um­fasst, kann die Zahl der auf einen Sonn­tag fal­len­den Ru­he­tage wie folgt her­ab­ge­setzt wer­den:

a.
auf 17, wenn die täg­li­che Ar­beits­zeit des ein­zel­nen Ar­beit­neh­mers oder der ein­zel­nen Ar­beit­neh­me­rin 8 Stun­den nicht über­steigt;
b.
auf 13, wenn zu­sätz­lich zu der in Buch­sta­be a ge­nann­ten Vor­aus­set­zung die durch­schnitt­li­che wö­chent­li­che Ar­beits­zeit ein­sch­liess­lich der Pau­sen nicht mehr als 42 Stun­den be­trägt.

3 Kann aus be­trieb­li­chen oder or­ga­ni­sa­to­ri­schen Grün­den nicht in je­der Wo­che ein wö­chent­li­cher Ru­he­tag ge­währt wer­den, so ist die­ser spä­tes­tens in der drit­ten Fol­ge­wo­che zu ge­wäh­ren. Die­ser Ru­he­tag kann mit an­de­ren wö­chent­li­chen Ru­he­tagen zu­sam­men­ge­legt wer­den.

4 Nach spä­tes­tens sie­ben Ta­gen ist dem Ar­beit­neh­mer oder der Ar­beit­neh­me­rin ei­ne täg­li­che Ru­he­zeit von 24 Stun­den zu ge­wäh­ren.

Art. 38 Arbeitszeit  

(Art. 24 Abs. 5 ArG)

1 Die wö­chent­li­che Höchst­ar­beits­zeit nach Ar­ti­kel 9 des Ge­set­zes ist beim un­un­ter­bro­che­nen Be­trieb im Durch­schnitt von 16 Wo­chen ein­zu­hal­ten. Die­se Zeit­span­ne kann aus­nahms­wei­se bis auf 20 Wo­chen ver­län­gert wer­den.

2 Die wö­chent­li­che Höchst­ar­beits­zeit kann für ein­zel­ne Zeiträu­me von sie­ben auf­ein­an­der fol­gen­den Ta­gen auf 52 Stun­den ver­län­gert wer­den. Aus­nahms­wei­se kann sie auf 60 Stun­den ver­län­gert wer­den, wenn ein gros­ser Teil der Ar­beits­zeit aus rei­ner Prä­senz­zeit be­steht und der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin kei­nen phy­sisch, psy­chisch und men­tal be­las­ten­den Tä­tig­kei­ten aus­ge­setzt ist. Die wö­chent­li­che Höchst­ar­beits­zeit ist dann im Durch­schnitt von 16 Wo­chen ein­zu­hal­ten.

3 Für den ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer oder die ein­zel­ne Ar­beit­neh­me­rin darf die Ar­beits­zeit in­nert 24 Stun­den nicht mehr als 9 Stun­den be­tra­gen und muss, mit Ein­schluss der Pau­sen, in­nert ei­nes Zeit­rau­mes von 10 Stun­den lie­gen. Wird zwi­schen Frei­tag­abend und Mon­tag­mor­gen in zwei Schich­ten ge­ar­bei­tet, so kann die Ar­beits­zeit bis auf 12 Stun­den ver­län­gert wer­den, doch ist in die­sem Fal­le ei­ne Pau­se von 2 Stun­den zu ge­wäh­ren, die in­ner­halb der Schicht hälf­tig ge­teilt und gestaf­felt an­ge­ord­net wer­den kann.

4 Auf den un­un­ter­bro­che­nen Be­trieb sind im Üb­ri­gen die Vor­schrif­ten die­ser Ver­ord­nung über die Nacht- und Sonn­tags­ar­beit so­wie über die Schicht­ar­beit an­wend­bar, so­fern die Ar­ti­kel 37 und 38 nichts an­de­res be­stim­men.

Art. 39 Zusammengesetzter ununterbrochener Betrieb  

(Art. 10, 17, 19, 25 und 24 Abs. 5 i.V.m. 26 ArG)

1 Auf Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen, die im Rah­men ei­nes un­un­ter­bro­che­nen Be­triebs­sys­tems nur in ein­zel­nen Schich­ten oder an be­stimm­ten Ta­gen ein­ge­setzt wer­den, sind die Ar­ti­kel 37 und 38 nicht an­wend­bar.

2 Die Be­schäf­ti­gung von Ar­beit­neh­mern oder Ar­beit­neh­me­rin­nen in Wo­chen­end­schich­ten zwi­schen Don­ners­tag­abend (20 Uhr) und Mon­tag­mor­gen (5 Uhr bis 7 Uhr) ist zu­läs­sig, so­fern:

a.
die Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin­nen – ab­ge­se­hen von Aus­nah­me­fäl­len wie Fe­ri­en­ab­lö­sun­gen – in der üb­ri­gen Zeit der Wo­che kei­ner wei­te­ren Er­werbs­tä­tig­keit als Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin nach­ge­hen;
b.24
die Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen in kei­ner Schicht mehr als 10 Stun­den Ar­beits­zeit in­ner­halb von 12 Stun­den leis­ten müs­sen; ein Ar­beit­neh­mer oder ei­ne Ar­beit­neh­me­rin, der oder die in ei­ner Nacht 10 Stun­den Ar­beits­zeit in­ner­halb von 12 Stun­den leis­tet, darf ma­xi­mal 3 Näch­te be­schäf­tigt wer­den;
c.
die täg­li­che Ru­he­zeit von 11 Stun­den nicht ver­kürzt wird;
d.
die Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin­nen nicht zu Über­zeit­ar­beit nach Ar­ti­kel 25 her­an­ge­zo­gen wer­den; und
e.
die Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen min­des­tens fünf auf einen Sonn­tag fal­len­de Ru­he­tage pro Ka­len­der­jahr ha­ben.

24 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 18. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 4135).

10. Abschnitt: Arbeitszeitbewilligungen

Art. 40 Abgrenzungskriterien für die Bewilligungszuständigkeit 25  

(Art. 17, 19 und 24 ArG)

1 Vor­über­ge­hend ist Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit im Sin­ne von Ar­ti­kel 17 be­zie­hungs­wei­se Ar­ti­kel 19 des Ge­set­zes, wenn es sich um zeit­lich be­fris­te­te Ein­sät­ze von nicht mehr als sechs Mo­na­ten pro Ein­satz han­delt. Dau­ert ein Ein­satz un­er­war­tet län­ger als sechs Mo­na­te und ist die Ver­zö­ge­rung nicht dem Be­trieb zu­zu­schrei­ben, so kann die kan­to­na­le Be­hör­de die Be­wil­li­gung um höchs­tens drei Mo­na­te ver­län­gern.

2 Dau­ernd oder re­gel­mäs­sig wie­der­keh­rend ist Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit, wenn sie:

a.
den Um­fang von Ab­satz 1 über­schrei­tet; oder
b.
in re­gel­mäs­si­gen Ein­sät­zen ge­leis­tet wird, die sich wäh­rend meh­re­ren Ka­len­der­jah­ren aus dem glei­chen Grund wie­der­ho­len; da­von aus­ge­nom­men ist Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit, die für Ar­beitse­insät­ze nach Ar­ti­kel 27 Ab­satz 2 ge­leis­tet wird.

25 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Fe­br. 2022, in Kraft seit 1. April 2022 (AS 2022 100).

Art. 41 Gesuch 26  

(Art. 49 ArG)

1 Ge­su­che um Ar­beits­zeit­be­wil­li­gun­gen sind ein­zu­rei­chen:

a.
für vor­über­ge­hen­de Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit: bei der kan­to­na­len Be­hör­de, so­bald die Pla­nung der Ar­bei­ten be­kannt ist, je­doch spä­tes­tens ei­ne Wo­che vor dem ge­plan­ten Ar­beits­be­ginn; Ar­ti­kel 49 Ab­satz 2 des Ge­set­zes bleibt vor­be­hal­ten;
b.
für dau­ern­de oder re­gel­mäs­sig wie­der­keh­ren­de Nacht- oder Sonn­tags­ar­beit: beim SE­CO spä­tes­tens acht Wo­chen vor dem ge­plan­ten Ar­beits­be­ginn.

2 Die Ge­su­che sind schrift­lich ein­zu­rei­chen und hin­rei­chend zu be­grün­den. Sie müs­sen fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten:

a.
die Be­zeich­nung des Be­trie­bes oder der Be­triebs­tei­le, für wel­che um die Be­wil­li­gung nach­ge­sucht wird;
b.
die Zahl der be­tei­lig­ten er­wach­se­nen Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen und, im Fall ei­nes Ge­suchs um ei­ne Ar­beits­zeit­be­wil­li­gung für die Be­schäf­ti­gung von Ju­gend­li­chen, die Zahl der Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die das 18. Al­ters­jahr noch nicht vollen­det ha­ben;
c.
den vor­ge­se­he­nen Stun­den­plan, ein­sch­liess­lich der Ru­he­zeit und Pau­sen so­wie der Schicht­wech­sel und all­fäl­li­ger Ab­wei­chun­gen; für die Nacht­ar­beit, für die drei- und mehr­schich­ti­ge Ar­beit so­wie für den un­un­ter­bro­che­nen Be­trieb kann auf gra­fi­sche Dar­stel­lun­gen von Stun­den- und Schich­ten­plä­nen ver­wie­sen wer­den;
d.
die be­an­trag­te Dau­er der Be­wil­li­gung;
e.
die Be­stä­ti­gung, dass das Ein­ver­ständ­nis des Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin ein­ge­holt wor­den ist;
f.
die Be­stä­ti­gung, dass ei­ne me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung hin­sicht­lich der Eig­nung des be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers oder der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­me­rin durch­ge­führt wor­den ist oder noch durch­ge­führt wer­den wird, wenn die Un­ter­su­chung von Ge­setz oder Ver­ord­nung vor­ge­se­hen ist;
g.
den Nach­weis des drin­gen­den Be­dürf­nis­ses oder der Un­ent­behr­lich­keit und, im Fall ei­nes Ge­suchs um ei­ne Ar­beits­zeit­be­wil­li­gung für die Be­schäf­ti­gung von Ju­gend­li­chen, den Nach­weis, dass die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 12 Ab­satz 1 und 13 Ab­satz 1 der Ju­gend­ar­beits­schutz­ver­ord­nung vom 28. Sep­tem­ber 200727 er­füllt sind;
h.
die Zu­stim­mung Drit­ter, wenn von Ge­setz oder Ver­ord­nung vor­ge­se­hen.

26 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Fe­br. 2022, in Kraft seit 1. April 2022 (AS 2022 100).

27 SR 822.115

Art. 42 Bewilligungserteilung  

(Art. 49 ArG)

1 In den Ar­beits­zeit­be­wil­li­gun­gen sind an­zu­füh­ren:

a.
die Rechts­grund­la­ge;
b.
der Be­trieb oder der Be­triebs­teil oder die Art der Tä­tig­keit;
c.
die Be­grün­dung der Be­wil­li­gung;
d.28
die Zahl der im Gan­zen und, bei Schicht­ar­beit und un­un­ter­bro­che­nem Be­trieb, der an den ein­zel­nen Schich­ten be­tei­lig­ten Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen;
e.
die be­wil­lig­ten Ta­ge, Näch­te oder Stun­den, der be­wil­lig­te Stun­den­plan, die ein­zu­hal­ten­den Ru­he­zei­ten und Pau­sen, der Schicht­wech­sel so­wie all­fäl­li­ge Ab­wei­chun­gen;
f.
all­fäl­li­ge Auf­la­gen und Be­din­gun­gen zum Schut­ze der Ar­beit­neh­mer;
g.
der räum­li­che Gel­tungs­be­reich, wenn meh­re­re Kan­to­ne von der Be­wil­li­gung be­trof­fen sind.

2 Die Ar­beits­zeit­be­wil­li­gun­gen sind nach ih­rem Zweck zeit­lich zu be­fris­ten.

3 Für vor­über­ge­hen­de Ar­beits­zeit­be­wil­li­gun­gen, die kan­tons­über­grei­fen­de Tat­be­stän­de re­geln, ist der Kan­ton zu­stän­dig, in dem der Be­trieb sei­nen Sitz hat.

4 Die Be­wil­li­gung darf nur von den im Ge­setz oder in ei­ner Ver­ord­nung vor­ge­se­he­nen Vor­aus­set­zun­gen ab­hän­gig ge­macht wer­den. Sie darf auch kei­ne an­de­ren Auf­la­gen ent­hal­ten, als im Ge­setz oder in ei­ner Ver­ord­nung vor­ge­se­hen sind.

5 Das SE­CO stellt sei­ne Be­wil­li­gun­gen den Stand­ort­kan­to­nen der Be­trie­be zu; gleich ver­fah­ren die Kan­to­ne bei Be­wil­li­gun­gen, die kan­tons­über­grei­fen­de Tat­be­stän­de re­geln.

28 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 18. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 4135).

3. Kapitel: Massnahmen bei Nachtarbeit

1. Abschnitt: Medizinische Untersuchung und Beratung

Art. 43 Begriff der medizinischen Untersuchung und Beratung  

(Art. 17c und 42 Abs. 4 ArG)

1 Die me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung bein­hal­tet ei­ne Ba­sis­kon­trol­le des Ge­sund­heits­zu­stan­des des be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin. Der Um­fang rich­tet sich nach der Art der aus­zuü­ben­den Tä­tig­keit und den Ge­fähr­dun­gen am Ar­beits­platz. Das SE­CO gibt für die me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung und Be­ra­tung einen Leit­fa­den her­aus.

2 Die me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung nach den Ar­ti­keln 29, 30 und 45 ist von ei­nem Arzt oder ei­ner Ärz­tin vor­zu­neh­men, der oder die sich mit dem Ar­beitspro­zess, den Ar­beits­ver­hält­nis­sen und den ar­beits­me­di­zi­ni­schen Grund­la­gen ver­traut ge­macht hat. Frau­en ha­ben An­spruch auf me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung und Be­ra­tung bei ei­ner Ärz­tin.

3 Die Be­ra­tung nach Ar­ti­kel 17c des Ge­set­zes um­fasst spe­zi­fi­sche Ge­sichts­punk­te, die im Zu­sam­men­hang mit der Nacht­ar­beit ste­hen. Das kön­nen Fra­gen fa­mi­li­ärer und so­zia­ler Art oder Er­näh­rungs­pro­ble­me sein, so­weit die­se einen Ein­fluss auf die Ge­sund­heit des in der Nacht be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­mers oder der Ar­beit­neh­me­rin ha­ben kön­nen.

4 Die im Rah­men des Ob­li­ga­to­ri­ums bei­ge­zo­ge­nen Ärz­te oder Ärz­tin­nen und an­de­ren bei­ge­zo­ge­nen me­di­zi­ni­schen Fach­kräf­te sind Sach­ver­stän­di­ge nach Ar­ti­kel 42 Ab­satz 4 des Ge­set­zes.

Art. 44 Anspruch auf medizinische Untersuchung und Beratung  

(Art. 17c ArG)

1 Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die 25 und mehr Nacht­e­in­sät­ze pro Jahr leis­ten, ha­ben auf Ver­lan­gen An­spruch auf me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung und Be­ra­tung.

2 Der An­spruch auf me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung und Be­ra­tung kann in re­gel­mäs­si­gen Ab­stän­den von zwei Jah­ren gel­tend ge­macht wer­den. Nach Vollen­dung des 45. Le­bens­jah­res steht den Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen die­ses Recht in Zeitab­stän­den von ei­nem Jahr zu.

Art. 45 Obligatorische medizinische Untersuchung und Beratung 29  

(Art. 6 Abs. 2 und 17c Abs. 2 und 3 ArG)

1 Die me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung und Be­ra­tung ist ob­li­ga­to­risch für Ju­gend­li­che, die dau­ernd oder re­gel­mäs­sig wie­der­keh­ren­de Nacht­ar­beit leis­ten, und für Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen, die dau­ernd oder re­gel­mäs­sig wie­der­keh­ren­de Nacht­ar­beit leis­ten und da­bei in er­höh­tem Aus­mass be­las­ten­de oder ge­fähr­li­che Tä­tig­kei­ten ver­rich­ten oder be­las­ten­den oder ge­fähr­li­chen Si­tua­tio­nen aus­ge­setzt sind. Be­las­ten­de und ge­fähr­li­che Tä­tig­kei­ten oder Si­tua­tio­nen sind:

a.
ge­hör­schä­di­gen­der Lärm, star­ke Er­schüt­te­run­gen und Ar­beit in Hit­ze oder in Käl­te;
b.
Luft­schad­stof­fe, wenn de­ren Kon­zen­tra­ti­on mehr als 50 Pro­zent der ma­xi­ma­len Ar­beits­platz-Kon­zen­tra­ti­on ge­sund­heits­ge­fähr­den­der Stof­fe ge­mä­ss den Richt­li­ni­en be­trägt, die die Schwei­ze­ri­sche Un­fall­ver­si­che­rungs­an­stalt ge­stützt auf Ar­ti­kel 50 Ab­satz 3 der Ver­ord­nung vom 19. De­zem­ber 198330 über die Un­fall­ver­hü­tung er­las­sen hat;
c.
aus­ser­or­dent­li­che phy­si­sche, psy­chi­sche und men­ta­le Be­las­tun­gen;
d.
Ar­beit als al­lein ar­bei­ten­de Per­son in ei­nem Be­trieb oder Be­triebs­teil;
e.
ver­län­ger­te Dau­er der Nacht­ar­beit und Nacht­ar­beit oh­ne Wech­sel mit Ta­ges­ar­beit.

2 Die me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung und Be­ra­tung er­folgt erst­mals vor An­tritt zu ei­ner in Ab­satz 1 ge­nann­ten Tä­tig­keit und da­nach al­le zwei Jah­re. Sie kann mit der ver­kehrs­me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chung nach Ar­ti­kel 27 der Ver­kehrs­zu­las­sungs­ver­ord­nung vom 27. Ok­to­ber 197631 ko­or­di­niert wer­den, wenn die­se die für die Be­ur­tei­lung der Eig­nung zur Nacht­ar­beit mass­ge­bli­chen Aspek­te be­rück­sich­tigt. In die­sem Fall kann der Ab­stand zwi­schen den ein­zel­nen me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chun­gen und Be­ra­tun­gen um bis zu ei­nem Jahr ver­län­gert wer­den.

3 Der un­ter­su­chen­de Arzt oder die un­ter­su­chen­de Ärz­tin teilt dem be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer oder der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­me­rin und dem Ar­beit­ge­ber die Schluss­fol­ge­run­gen hin­sicht­lich der Eig­nung oder Nicht­eig­nung mit.

4 Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die nach Fest­stel­lung des Arz­tes oder der Ärz­tin nicht ge­eig­net sind oder die sich nicht un­ter­su­chen las­sen, dür­fen für Ar­bei­ten nach Ab­satz 1 nicht in der Nacht ein­ge­setzt wer­den. Eig­net sich ein Ar­beit­neh­mer oder ei­ne Ar­beit­neh­me­rin nur be­dingt, so kann der un­ter­su­chen­de Arzt oder die un­ter­su­chen­de Ärz­tin die Be­schäf­ti­gung des be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers oder der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­me­rin ganz oder teil­wei­se in der Nacht an die Be­din­gung knüp­fen, dass der Be­trieb die als not­wen­dig er­ach­te­ten Mass­nah­men für die Er­hal­tung der Ge­sund­heit er­greift.

5 Bei be­ding­ter Eig­nung wer­den die un­ter­su­chen­den Ärz­te und Ärz­tin­nen von ih­rem ärzt­li­chen Be­rufs­ge­heim­nis ge­gen­über dem Ar­beit­ge­ber so­weit ent­bun­den, als der be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer oder die be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­me­rin, nach­dem sie oder er über das Er­geb­nis der Un­ter­su­chung in­for­miert wur­de, in die Wei­ter­lei­tung von In­for­ma­tio­nen ein­wil­ligt und es für das Tref­fen von Mass­nah­men im Be­trieb not­wen­dig ist.

29 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 18. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 4135).

30 SR 832.30

31 SR 741.51

2. Abschnitt: Weitere Massnahmen

Art. 46  

(Art. 17e ArG)

Der Ar­beit­ge­ber hat als wei­te­re Mass­nah­men bei Nacht­ar­beit ins­be­son­de­re:

a.
ein si­che­res Trans­port­mit­tel zur Ver­fü­gung zu stel­len, wenn die per­sön­li­che Si­cher­heit ei­nes Ar­beit­neh­mers oder ei­ner Ar­beit­neh­me­rin auf dem Weg zum und vom Ar­beits­platz ge­fähr­det sein könn­te;
b.
Trans­port­mög­lich­kei­ten beim Feh­len öf­fent­li­cher Ver­kehrs­mit­tel be­reit­zu­stel­len;
c.
Koch­ge­le­gen­hei­ten für die Zu­be­rei­tung war­mer Mahl­zei­ten in ei­nem ge­eig­ne­ten Raum be­reit­zu­stel­len oder war­me Mahl­zei­ten ab­zu­ge­ben;
d.
Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen mit Er­zie­hungs- oder Be­treu­ungs­pflich­ten nach Ar­ti­kel 36 des Ge­set­zes zu un­ter­stüt­zen, da­mit sie die­se Auf­ga­ben sel­ber oder durch Drit­te wahr­neh­men kön­nen.

4. Kapitel: …

Art. 47–5932  

32 Auf­ge­ho­ben durch Art. 22 der Ju­gend­ar­beits­schutz­ver­ord­nung vom 28. Sept. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4959).

5. Kapitel: Sonderschutz von Frauen

1. Abschnitt: Beschäftigung bei Mutterschaft

Art. 60 Arbeitszeit und Stillzeit bei Schwangerschaft und Mutterschaft  

(Art. 35 und 35a ArG)

1 Schwan­ge­re Frau­en und stil­len­de Müt­ter dür­fen nicht über die ver­ein­bar­te or­dent­li­che Dau­er der täg­li­chen Ar­beit hin­aus be­schäf­tigt wer­den, je­doch kei­nes­falls über 9 Stun­den hin­aus.

2 Stil­len­den Müt­tern sind die für das Stil­len oder für das Ab­pum­pen von Milch er­for­der­li­chen Zei­ten frei­zu­ge­ben. Da­von wird im ers­ten Le­bens­jahr des Kin­des als be­zahl­te Ar­beits­zeit an­ge­rech­net:

a.
bei ei­ner täg­li­chen Ar­beits­zeit von bis zu 4 Stun­den: min­des­tens 30 Mi­nu­ten;
b.
bei ei­ner täg­li­chen Ar­beits­zeit von mehr als 4 Stun­den: min­des­tens 60 Mi­nu­ten;
c.
bei ei­ner täg­li­chen Ar­beits­zeit von mehr als 7 Stun­den: min­des­tens 90 Mi­nu­ten.33

33 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 30. April 2014, in Kraft seit 1. Ju­ni 2014 (AS 2014999).

Art. 61 Beschäftigungserleichterung  

(Art. 35 ArG)

1 Bei haupt­säch­lich ste­hend zu ver­rich­ten­der Tä­tig­keit sind schwan­ge­ren Frau­en ab dem vier­ten Schwan­ger­schafts­mo­nat ei­ne täg­li­che Ru­he­zeit von 12 Stun­den und nach je­der zwei­ten Stun­de zu­sätz­lich zu den Pau­sen nach Ar­ti­kel 15 des Ge­set­zes ei­ne Kurz­pau­se von 10 Mi­nu­ten zu ge­wäh­ren.

2 Ab dem sechs­ten Schwan­ger­schafts­mo­nat sind ste­hen­de Tä­tig­kei­ten auf ins­ge­samt 4 Stun­den pro Tag zu be­schrän­ken.

2. Abschnitt: Gesundheitsschutz bei Mutterschaft

Art. 62 Gefährliche und beschwerliche Arbeiten bei Schwangerschaft und Mutterschaft  

(Art. 35 ArG)

1 Der Ar­beit­ge­ber darf schwan­ge­re Frau­en und stil­len­de Müt­ter zu ge­fähr­li­chen und be­schwer­li­chen Ar­bei­ten nur be­schäf­ti­gen, wenn auf Grund ei­ner Ri­si­ko­be­ur­tei­lung fest­steht, dass da­bei kei­ne kon­kre­te ge­sund­heit­li­che Be­las­tung für Mut­ter und Kind vor­liegt, oder wenn ei­ne sol­che durch ge­eig­ne­te Schutz­mass­nah­men aus­ge­schal­tet wer­den kann. Vor­be­hal­ten blei­ben wei­te­re Aus­schluss­grün­de nach Ab­satz 4.

2 Kann ei­ne ge­fähr­li­che ge­sund­heit­li­che Be­las­tung für Mut­ter und Kind nur durch das Er­grei­fen ge­eig­ne­ter Schutz­mass­nah­men aus­ge­schal­tet wer­den, ist de­ren Wirk­sam­keit pe­ri­odisch, min­des­tens vier­tel­jähr­lich zu über­prü­fen. Stellt sich da­bei her­aus, dass das Schutz­ziel nicht er­reicht wird, ist nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 3 be­zie­hungs­wei­se nach Ar­ti­kel 65 zu ver­fah­ren.34

3 Als ge­fähr­li­che und be­schwer­li­che Ar­bei­ten für schwan­ge­re Frau­en und stil­len­de Müt­ter gel­ten al­le Ar­bei­ten, die sich er­fah­rungs­ge­mä­ss nach­tei­lig auf die Ge­sund­heit die­ser Frau­en und ih­rer Kin­der aus­wir­ken. Da­zu ge­hö­ren na­ment­lich:

a.
das Be­we­gen schwe­rer Las­ten von Hand;
b.
Be­we­gun­gen und Kör­per­hal­tun­gen, die zu vor­zei­ti­ger Er­mü­dung füh­ren;
c.
Ar­bei­ten, die mit Ein­wir­kun­gen wie Stös­sen, Er­schüt­te­run­gen oder Vi­bra­tio­nen ver­bun­den sind;
d.
Ar­bei­ten bei Über­druck, z.B. in Druck­kam­mern, beim Tau­chen usw.;
e.
Ar­bei­ten bei Käl­te oder Hit­ze oder bei Näs­se;
f.
Ar­bei­ten un­ter Ein­wir­kung schäd­li­cher Strah­len oder Lärm;
g.
Ar­bei­ten un­ter Ein­wir­kung schäd­li­cher Stof­fe oder Mi­kro­or­ga­nis­men;
h.
Ar­bei­ten in Ar­beits­zeit­sys­te­men, die er­fah­rungs­ge­mä­ss zu ei­ner star­ken Be­las­tung füh­ren.

4 Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Wirt­schaft, Bil­dung und For­schung (WBF)35 legt in ei­ner Ver­ord­nung fest, wie die in Ab­satz 3 auf­ge­führ­ten ge­fähr­li­chen und be­schwer­li­chen Ar­bei­ten zu be­ur­tei­len sind. Über­dies de­fi­niert es Stof­fe, Mi­kro­or­ga­nis­men und Ar­bei­ten, die auf Grund der Er­fah­rung und dem Stand der Wis­sen­schaft mit ei­nem be­son­de­ren ho­hen Ge­fah­ren­po­ten­zi­al für Mut­ter und Kind ver­bun­den sind und die bei je­der Be­schäf­ti­gung von schwan­ge­ren Frau­en und stil­len­den Müt­tern ver­bo­ten sind.

34 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 30. April 2014, in Kraft seit 1. Ju­ni 2014 (AS 2014999).

35 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) auf den 1. Jan. 2013 an­ge­passt. Die An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

Art. 63 Risikobeurteilung und Unterrichtung  

(Art. 35 und 48 ArG)

1 Ein Be­trieb mit ge­fähr­li­chen und be­schwer­li­chen Ar­bei­ten für Mut­ter und Kind nach Ar­ti­kel 62 hat die Ri­si­ko­be­ur­tei­lung durch ei­ne fach­lich kom­pe­tente Per­son nach den Grund­sät­zen der Ar­ti­kel 11a ff. der Ver­ord­nung vom 19. De­zem­ber 198336 über die Ver­hü­tung von Un­fäl­len und Be­rufs­krank­hei­ten und den spe­zi­fi­schen Vor­schrif­ten über den Bei­zug von fach­lich kom­pe­tenten Per­so­nen bei Mut­ter­schaft vor­zu­neh­men.

2 Die Ri­si­ko­be­ur­tei­lung er­folgt erst­mals vor Be­ginn der Be­schäf­ti­gung von Frau­en in ei­nem Be­trieb oder Be­triebs­teil nach Ar­ti­kel 62 und bei je­der be­deu­ten­den Än­de­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen.

3 Das Er­geb­nis der Ri­si­ko­be­ur­tei­lung ist schrift­lich fest­zu­hal­ten, eben­so die vom Spe­zia­lis­ten der Ar­beits­si­cher­heit vor­ge­schla­ge­nen Schutz­mass­nah­men. Bei der Ri­si­ko­be­ur­tei­lung sind zu be­ach­ten:

a.
die Vor­schrif­ten nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 4;
b.
die Vor­schrif­ten der Ver­ord­nung 3 vom 18. Au­gust 199337 zum Ar­beits­ge­setz; und
c.
die Ver­ord­nung vom 19. De­zem­ber 1983 über die Ver­hü­tung von Un­fäl­len und Be­rufs­krank­hei­ten.

4 Der Ar­beit­ge­ber hat da­für zu sor­gen, dass Frau­en mit be­schwer­li­chen und ge­fähr­li­chen Ar­bei­ten über die mit der Schwan­ger­schaft und der Mut­ter­schaft in Zu­sam­men­hang ste­hen­den Ge­fah­ren und Mass­nah­men recht­zei­tig, um­fas­send und an­ge­mes­sen in­for­miert so­wie an­ge­lei­tet wer­den.

3. Abschnitt: Beschäftigungseinschränkungen und -verbote

Art. 64 Arbeitsbefreiung und Versetzung  

(Art. 35 und 35a ArG)

1 Schwan­ge­re Frau­en und stil­len­de Müt­ter sind auf ihr Ver­lan­gen von Ar­bei­ten zu be­frei­en, die für sie be­schwer­lich sind.

2 Frau­en, die ge­mä­ss ärzt­li­chem Zeug­nis in den ers­ten Mo­na­ten nach der Ent­bin­dung nicht voll leis­tungs­fä­hig sind, dür­fen nicht zu Ar­bei­ten her­an­ge­zo­gen wer­den, die ih­re Leis­tungs­fä­hig­keit über­stei­gen.

3 Der Ar­beit­ge­ber hat ei­ne schwan­ge­re Frau oder ei­ne stil­len­de Mut­ter an einen für sie un­ge­fähr­li­chen und gleich­wer­ti­gen Ar­beits­platz zu ver­set­zen, wenn:

a.
die Ri­si­ko­be­ur­tei­lung ei­ne Ge­fahr für die Si­cher­heit und Ge­sund­heit von Mut­ter oder Kind er­gibt und kei­ne ge­eig­ne­te Schutz­mass­nah­me ge­trof­fen wer­den kann; oder
b.
fest­steht, dass die be­trof­fe­ne Frau Um­gang hat mit Stof­fen, Mi­kro­or­ga­nis­men oder Ar­bei­ten aus­führt, die mit ei­nem ho­hen Ge­fah­ren­po­ten­zi­al nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 4 ver­bun­den sind.
Art. 65 Verbotene Arbeiten während der Mutterschaft 38  

(Art. 35 ArG)

Ist ei­ne Ver­set­zung nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 3 nicht mög­lich, darf die be­trof­fe­ne Frau im von der Ge­fahr be­trof­fe­nen Be­trieb oder Be­triebs­teil nicht mehr be­schäf­tigt wer­den.

38 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 30. April 2014, in Kraft seit 1. Ju­ni 2014 (AS 2014999).

Art. 66 Untertagearbeiten in Bergwerken 39  

(Art. 36a ArG)

Frau­en dür­fen nicht für Un­ter­ta­ge­ar­bei­ten in Berg­wer­ken be­schäf­tigt wer­den, aus­ser für:40

a.
wis­sen­schaft­li­che Tä­tig­kei­ten;
b.
Dienst­leis­tun­gen der ers­ten Hil­fe und der me­di­zi­ni­schen Erst­ver­sor­gung;
c.
kurz­fris­ti­ge Tä­tig­kei­ten im Rah­men ei­ner ge­re­gel­ten Be­rufs­aus­bil­dung; oder
d.
kurz­fris­ti­ge Tä­tig­kei­ten nicht hand­werk­li­cher Art.

39 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 30. April 2014, in Kraft seit 1. Ju­ni 2014 (AS 2014999).

40 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 30. April 2014, in Kraft seit 1. Ju­ni 2014 (AS 2014999).

6. Kapitel: Besondere Pflichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer

1. Abschnitt: Betriebsordnung

Art. 67 Vereinbarte oder erlassene Betriebsordnung  

(Art. 37 ArG)

1 Als frei ge­wählt gilt die Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tung, wenn die Wahl nach den Grund­sät­zen der Ar­ti­kel 5–7 des Mit­wir­kungs­ge­set­zes vom 17. De­zem­ber 199341 er­folgt ist.

2 Wird die Be­triebs­ord­nung vom Ar­beit­ge­ber er­las­sen, so ist der Ent­wurf im Be­trieb gut sicht­bar an­zu­schla­gen oder den Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen aus­zu­hän­di­gen. In­nert vier Wo­chen kön­nen die Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen schrift­lich da­zu Stel­lung neh­men oder sie sind vom Ar­beit­ge­ber münd­lich an­zu­hö­ren.

Art. 68 Bekanntmachung der Betriebsordnung  

(Art. 39 ArG)

1 Die Be­triebs­ord­nung ist im Be­trieb gut sicht­bar an­zu­schla­gen oder den Ar­beit­neh­mern oder Ar­beit­neh­me­rin­nen aus­zu­hän­di­gen.

2 Die Be­triebs­ord­nung ist der kan­to­na­len Be­hör­de zu­zu­stel­len.42

42 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 24. April 2002, in Kraft seit 1. Ju­ni 2002 (AS 20021347).

2. Abschnitt: Weitere Pflichten gegenüber Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen

Art. 69 Bekanntgabe der Arbeitszeiten und der Schutzvorschriften  

(Art. 47 Abs. 1 ArG)

1 Bei der Pla­nung für die im Be­trieb mass­ge­bli­chen Ar­beits­zei­ten, wie Rah­men­ein­satz­zei­ten, Pi­kett­dienst, Ein­satz­plä­ne, be­wil­lig­te Stun­den­plä­ne und de­ren Än­de­run­gen sind die Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen bei­zu­zie­hen. Über den Zeit­punkt der kon­kre­ten Ein­füh­rung der mass­ge­bli­chen Ar­beits­zei­ten sind die Ar­beit-neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen mög­lichst früh­zei­tig zu in­for­mie­ren, in der Re­gel zwei Wo­chen vor ei­nem ge­plan­ten Ein­satz mit neu­en Ar­beits­zei­ten.

2 Be­son­de­re Schutz­vor­schrif­ten nach Ar­ti­kel 47 Ab­satz 1 Buch­sta­be b des Ge­set­zes sind die Vor­schrif­ten des Ge­set­zes und die­ser Ver­ord­nung über den Ju­gend­schutz, die Mut­ter­schaft und die zu ge­wäh­ren­den Aus­gleichs­ru­he­zei­ten für ge­leis­te­te Nacht­ar­beit.

Art. 70 Information und Anleitung der Arbeitnehmer  

(Art. 48 ArG)

1 Der Ar­beit­ge­ber muss da­für sor­gen, dass al­le in sei­nem Be­trieb be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen, ein­sch­liess­lich der dort tä­ti­gen Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen ei­nes an­dern Be­trie­bes, aus­rei­chend und an­ge­mes­sen in­for­miert und an­ge­lei­tet wer­den über die Or­ga­ni­sa­ti­on der Ar­beits­zeit, die Ge­stal­tung der Stun­den­plä­ne und die bei Nacht­ar­beit vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men im Sin­ne von Ar­ti­kel 17e des Ge­set­zes. Die­se An­lei­tung hat im Zeit­punkt des Stel­len­an­tritts und bei je­der Än­de­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen zu er­fol­gen und ist nö­ti­gen­falls zu wie­der­ho­len.

2 Die In­for­ma­ti­on und die An­lei­tung müs­sen wäh­rend der Ar­beits­zeit er­fol­gen und dür­fen nicht zu Las­ten der Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen ge­hen.

Art. 71 Beizug der Arbeitnehmer  

(Art. 48 und 6 Abs. 3 ArG)

1 Die Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen oder ih­re Ver­tre­tung im Be­trieb sind vor­gän­gig über Be­su­che der Voll­zugs­be­hör­de zu in­for­mie­ren und auf ih­ren Wunsch in ge­eig­ne­ter Form zu Ab­klä­run­gen und Be­triebs­be­su­chen der­sel­ben bei­zu­zie­hen. Bei un­an­ge­mel­de­ten Be­triebs­be­su­chen sind die Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen eben­falls bei­zu­zie­hen.

2 Der Ar­beit­ge­ber hat den Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen oder de­ren Ver­tre­tung im Be­trieb von An­ord­nun­gen der Voll­zugs­be­hör­de Kennt­nis zu ge­ben.

3. Abschnitt: Pflichten gegenüber Vollzugs- und Aufsichtsorganen

Art. 72 Zutritt zum Betrieb  

(Art. 45 ArG)

1 Der Ar­beit­ge­ber hat den Voll­zugs- und Auf­sichts­or­ga­nen Zu­tritt zu al­len Räu­men des Be­trie­bes, mit Ein­schluss der Ess-, Auf­ent­halts- und Un­ter­kunfts­räu­me, zu ge­wäh­ren.

2 Die Voll­zugs- und Auf­sichts­or­ga­ne sind be­fugt, im Rah­men ih­rer Auf­ga­ben den Ar­beit­ge­ber und, oh­ne An­we­sen­heit von Dritt­per­so­nen, die im Be­trieb be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen über die Durch­füh­rung des Ge­set­zes, der Ver­ord­nun­gen und der Ver­fü­gun­gen zu be­fra­gen.

Art. 73 Verzeichnisse und andere Unterlagen  

(Art. 46 ArG)

1 Die Ver­zeich­nis­se und Un­ter­la­gen ha­ben al­le An­ga­ben zu ent­hal­ten, die für den Voll­zug des Ge­set­zes not­wen­dig sind, na­ment­lich müs­sen dar­aus er­sicht­lich sein:

a.
die Per­so­na­li­en der Ar­beit­neh­mer und der Ar­beit­neh­me­rin­nen;
b.
die Art der Be­schäf­ti­gung so­wie Ein- und Aus­tritt der Ar­beit­neh­mer oder der Ar­beit­neh­me­rin­nen;
c.
die ge­leis­te­te (täg­li­che und wö­chent­li­che) Ar­beits­zeit in­kl. Aus­gleichs- und Über­zeit­ar­beit so­wie ih­re La­ge;
d.
die ge­währ­ten wö­chent­li­chen Ru­he- oder Er­satz­ru­he­tage, so­weit die­se nicht re­gel­mäs­sig auf einen Sonn­tag fal­len;
e.
die La­ge und Dau­er der Pau­sen von ei­ner hal­b­en Stun­de und mehr;
f.
die be­trieb­li­chen Ab­wei­chun­gen von der Tag-, Nacht- und Sonn­tags­de­fi­ni­ti­on nach den Ar­ti­keln 10, 16 und 18 des Ge­set­zes;
g.
Re­ge­lun­gen über den Zeit­zu­schlag nach Ar­ti­kel 17b Ab­sät­ze 2 und 3 des Ge­set­zes;
h.
die nach Ge­setz ge­schul­de­ten Lohn- und/oder Zeit­zu­schlä­ge;
i.
die Er­geb­nis­se der me­di­zi­ni­schen Ab­klä­run­gen hin­sicht­lich der Eig­nung oder Nicht­eig­nung bei Nacht­ar­beit oder Mut­ter­schaft;.
j.
das Vor­lie­gen von Aus­schluss­grün­den oder die Er­geb­nis­se der Ri­si­ko­be­ur­tei­lung bei Mut­ter­schaft und ge­stützt dar­auf ge­trof­fe­ne be­trieb­li­che Mass­nah­men.

2 Ver­zeich­nis­se und an­de­re Un­ter­la­gen sind nach Ab­lauf ih­rer Gül­tig­keit für min­des­tens fünf Jah­re auf­zu­be­wah­ren.

3 Die Voll­zugs- und Auf­sichts­or­ga­ne kön­nen Ein­sicht neh­men in wei­te­re Ver­zeich­nis­se und Un­ter­la­gen, so­weit das für die Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben not­wen­dig ist. So­fern es für die Er­mitt­lung not­wen­dig ist, kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de die­se Un­ter­la­gen und Ver­zeich­nis­se mit­neh­men. Nach Ab­schluss der Er­mitt­lun­gen sind die­se dem Ar­beit­ge­ber zu­rück­zu­ge­ben.

Art. 73a Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung 43  

(Art. 46 ArG)

1 Die So­zi­al­part­ner kön­nen in ei­nem Ge­samt­ar­beits­ver­trag vor­se­hen, dass in den Ver­zeich­nis­sen und Un­ter­la­gen die An­ga­ben nach Ar­ti­kel 73 Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–e und h nicht ent­hal­ten sein müs­sen, so­fern die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen:

a.
bei ih­rer Ar­beit über ei­ne gros­se Au­to­no­mie ver­fü­gen und ih­re Ar­beits­zei­ten mehr­heit­lich sel­ber fest­set­zen kön­nen;
b.
über ein Brut­to­jah­res­ein­kom­men, ein­sch­liess­lich Bo­ni, von mehr als 120 000 Fran­ken ver­fü­gen, wo­bei sich die­ser Be­trag bei Teil­zeit­an­stel­lung an­teils­mäs­sig re­du­ziert; und
c.
schrift­lich in­di­vi­du­ell ver­ein­bart ha­ben, dass sie auf die Ar­beits­zei­ter­fas­sung ver­zich­ten.

2 Die Hö­he des Be­trags nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b wird an die Ent­wick­lung des Höchst­be­trags des ver­si­cher­ten Ver­diensts nach dem UVG an­ge­passt.

3 Der Ar­beit­neh­mer oder die Ar­beit­neh­me­rin oder der Ar­beit­ge­ber kann die Ver­ein­ba­rung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be c jähr­lich wi­der­ru­fen.

4 Der Ge­samt­ar­beits­ver­trag muss von der Mehr­heit der re­prä­sen­ta­ti­ven Ar­beit­neh­mer­or­ga­ni­sa­tio­nen, ins­be­son­de­re der Bran­che oder des Be­triebs, un­ter­zeich­net sein und muss Fol­gen­des vor­se­hen:

a.
be­son­de­re Mass­nah­men für den Ge­sund­heits­schutz und die Ein­hal­tung der ge­setz­lich fest­ge­schrie­be­nen Ru­he­zei­ten;
b.
die Ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers zur Be­zeich­nung ei­ner in­ter­nen An­lauf­stel­le für Fra­gen zu den Ar­beits­zei­ten.

5 Der Ar­beit­ge­ber hat den Ge­samt­ar­beits­ver­trag und die in­di­vi­du­el­len Ver­zichts­ver­ein­ba­run­gen so­wie ein Ver­zeich­nis der Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die auf die Ar­beits­zei­ter­fas­sung ver­zich­tet ha­ben, mit der An­ga­be ih­rer Brut­to­jah­res­ein­kom­men den Voll­zugs- und Auf­sichts­or­ga­nen zur Ver­fü­gung zu hal­ten.

43 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 4. Nov. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 20154809).

Art. 73b Vereinfachte Arbeitszeiterfassung 44  

(Art. 46 ArG)

1 Die Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tung ei­ner Bran­che oder ei­nes Be­triebs oder, wo ei­ne sol­che nicht be­steht, die Mehr­heit der Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen ei­nes Be­triebs kann mit dem Ar­beit­ge­ber ver­ein­ba­ren, dass für Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die ih­re Ar­beits­zei­ten zu ei­nem nam­haf­ten Teil sel­ber fest­set­zen kön­nen, ein­zig die ge­leis­te­te täg­li­che Ar­beits­zeit er­fasst wer­den muss. Bei Nacht- und Sonn­tags­ar­beit sind zu­sätz­lich An­fang und En­de die­ser Ar­beitse­insät­ze zu do­ku­men­tie­ren.

2 Die Ver­ein­ba­rung muss Fol­gen­des fest­le­gen:

a.
die Ar­beit­neh­mer­ka­te­go­ri­en, für wel­che die ver­ein­fach­te Ar­beits­zei­ter­fas­sung gilt;
b.
be­son­de­re Be­stim­mun­gen zur Ein­hal­tung der Ar­beits­zeit- und Ru­he­zeit­be­stim­mun­gen;
c.
ein pa­ri­tä­ti­sches Ver­fah­ren, mit dem die Ein­hal­tung der Ver­ein­ba­rung über­prüft wird.

3 In Be­trie­ben mit we­ni­ger als 50 Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen kann die ver­ein­fach­te Ar­beits­zei­ter­fas­sung nach Ab­satz 1 auch in­di­vi­du­ell zwi­schen dem Ar­beit­ge­ber und dem Ar­beit­neh­mer oder der Ar­beit­neh­me­rin schrift­lich ver­ein­bart wer­den. In der Ver­ein­ba­rung ist auf die gel­ten­den Ar­beits- und Ru­he­zeit­be­stim­mun­gen hin­zu­wei­sen. Zu­sätz­lich muss jähr­lich ein End­jah­res­ge­spräch zur Ar­beits­be­las­tung ge­führt und do­ku­men­tiert wer­den.

4 Den be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­neh­me­rin­nen steht es frei, trotz Vor­lie­gens ei­ner Ver­ein­ba­rung die An­ga­ben nach Ar­ti­kel 73 Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–e auf­zu­zeich­nen. Der Ar­beit­ge­ber hat da­für ein ge­eig­ne­tes In­stru­ment zur Ver­fü­gung zu stel­len.

44 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 4. Nov. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 20154809).

Art. 74 Altersausweis  

(Art. 29 Abs. 4 ArG)

1 Für al­le Ju­gend­li­chen hat der Ar­beit­ge­ber einen Al­ters­aus­weis zur Ver­fü­gung der Voll­zugs- und Auf­sichts­be­hör­den zu hal­ten.

2 Der Al­ters­aus­weis wird vom Zi­vil­stands­be­am­ten des Ge­burts- oder Hei­mator­tes, für nicht in der Schweiz ge­bo­re­ne Aus­län­der und Aus­län­de­rin­nen von der zu­stän­di­gen Po­li­zei­be­hör­de un­ent­gelt­lich aus­ge­stellt.

7. Kapitel: Aufgaben und Organisation der Behörden

1. Abschnitt: Bund

Art. 75 SECO  

(Art. 42 Abs. 3 ArG)

1 Das SE­CO ist die Fach­stel­le des Bun­des für den Ar­beit­neh­mer­schutz. Es hat na­ment­lich fol­gen­de Auf­ga­ben:45

a.
Es be­auf­sich­tigt und ko­or­di­niert die Durch­füh­rung des Ge­set­zes durch die Kan­to­ne und sorgt für ei­ne ein­heit­li­che Rechts­an­wen­dung.
b.
Es stellt die Wei­ter- und Fort­bil­dung der Voll­zugs­be­hör­den si­cher.
c.
Es berät und in­for­miert die kan­to­na­len Voll­zugs­be­hör­den so­wie die Ar­beit­ge­ber- und Ar­beit­neh­mer­ver­bän­de bei der An­wen­dung des Ge­set­zes und der Ver­ord­nun­gen so­wie in all­ge­mei­nen Be­lan­gen des Ar­beit­neh­mer­schut­zes auch an­de­re in­ter­es­sier­te oder be­trof­fe­ne Or­ga­ni­sa­tio­nen.
d.
Es be­schafft In­for­ma­tio­nen auf dem Ge­biet des Ar­beit­neh­mer­schut­zes.
e.
Es stellt Fach­leu­te und nö­ti­ge In­fra­struk­tu­ren für die Be­ur­tei­lung und Lö­sung kom­ple­xer Fra­gen, Pro­ble­me und Vor­fäl­le be­reit.
f.
Es un­ter­sucht Grund­satz- und Spe­zi­al­fra­gen aus dem Be­reich des Ar­beit­neh­mer­schut­zes und klärt Fäl­le ab, die von all­ge­mei­ner Be­deu­tung sind.
g.
Es un­ter­stützt die Be­mü­hun­gen zur För­de­rung des Ge­sund­heits­schut­zes am Ar­beits­platz und es in­iti­iert und för­dert For­schungs­vor­ha­ben zum The­ma Ar­beit und Ge­sund­heit.
h.
Es nimmt im Be­reich des Ar­beit­neh­mer­schut­zes die Auf­ga­ben der Öf­fent­lich­keits­ar­beit so­wie die in­ter­na­tio­na­len Kon­tak­te wahr.
i.
Es voll­zieht das Ge­setz und sei­ne Ver­ord­nun­gen in den Be­trie­ben und Ver­wal­tun­gen des Bun­des.
j.
Es führt das Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren nach den Ar­ti­keln 7 und 8 des Ge­set­zes im ko­or­di­nier­ten Bun­des­ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 62a–62c des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 199746 durch.

2 So­weit es die Auf­ga­ben nach Ab­satz 1 er­for­dern, hat das SE­CO Zu­tritt zu al­len Be­trie­ben.

3 Das SE­CO kann auf Ge­such hin ge­gen Er­satz der Kos­ten ganz oder teil­wei­se Auf­ga­ben ei­nes Kan­tons über­neh­men, wenn die­ser man­gels per­so­nel­ler, fach­li­cher oder sach­li­cher Mit­tel sei­ne Auf­ga­ben nicht er­fül­len kann.

4 Für Ge­su­che, Be­wil­li­gun­gen und Ge­neh­mi­gun­gen kann das SE­CO ein­heit­li­che For­mu­la­re vor­schrei­ben.

45 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 24. April 2002, in Kraft seit 1. Ju­ni 2002 (AS 20021347).

46 SR 172.010

Art. 7647  

47 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 6. Ju­li 2011, mit Wir­kung seit 1. Aug. 2011 (AS 2011 3381).

Art. 77 Verfügungen des SECO und Ersatzmassnahmen  

(Art. 42, 50, 51 und 53 ArG)

1 Das SE­CO kann in sei­nem Auf­ga­ben­be­reich ge­gen­über dem Ar­beit­ge­ber Ver­fü­gun­gen er­las­sen und ihn auf­for­dern, die not­wen­di­gen Mass­nah­men zur Her­bei­füh­rung des ge­setz­mäs­si­gen Zu­stan­des zu tref­fen. Ist Ge­fahr im Ver­zug, kön­nen Ver­fü­gun­gen im Sin­ne vor­sorg­li­cher Mass­nah­men ge­trof­fen wer­den.

2 Die in Ab­satz 1 ge­nann­ten Ver­fü­gun­gen sind schrift­lich zu er­öff­nen; vor­sorg­li­che Mass­nah­men sind nach­träg­lich zu be­stä­ti­gen und zu be­grün­den. Dem Ar­beit­ge­ber ist ei­ne Frist an­zu­set­zen, in­nert der er den ge­setz­mäs­si­gen Zu­stand her­bei­zu­füh­ren und dar­über Be­richt zu er­stat­ten hat.

3 Kommt der Ar­beit­ge­ber nicht in­nert der ge­setz­ten Frist den Ver­fü­gun­gen und an­ge­ord­ne­ten Mass­nah­men nach, so er­greift das SE­CO die zur Durch­set­zung not­wen­di­gen Mass­nah­men un­ter Kos­ten- und Straf­fol­ge für den Ar­beit­ge­ber.

448

48 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. IV 37 der V vom 22. Aug. 2007 zur for­mel­len Be­rei­ni­gung des Bun­des­rechts, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 20074477).

Art. 78 Massnahmen der Oberaufsicht  

(Art. 42 ArG)

Un­ter­lässt die kan­to­na­le Voll­zugs­be­hör­de ei­ne not­wen­di­ge Amts­hand­lung oder wi­der­spre­chen Ver­fü­gun­gen ganz oder teil­wei­se dem Ge­setz, so er­teilt das SE­CO die nö­ti­gen Wei­sun­gen. Ist Ge­fahr im Ver­zug oder lie­gen er­heb­li­che Rechts­gü­ter­ver­let­zun­gen vor, trifft das SE­CO von sich aus die nö­ti­gen Mass­nah­men zur Her­bei­füh­rung des ge­setz­mäs­si­gen Zu­stan­des.

2. Abschnitt: Kantone

Art. 79 Aufgaben  

(Art. 41 ArG)

1 So­weit der Voll­zug des Ge­set­zes und der Ver­ord­nun­gen nicht dem Bun­de vor­be­hal­ten ist, neh­men die kan­to­na­len Be­hör­den die­sen wahr; ins­be­son­de­re ha­ben sie:

a.
Kon­trol­len in den Be­trie­ben über die Ein­hal­tung der Vor­schrif­ten des Ge­set­zes und der Ver­ord­nun­gen durch­zu­füh­ren;
b.
Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer, Bau­her­ren, Pla­ner und an­de­re mit Auf­ga­ben des Ar­beits­ge­set­zes be­trau­te Per­so­nen in Fra­gen der An­wen­dung des Ge­set­zes und der Ver­ord­nun­gen zu be­ra­ten;
c.
Ar­beit­ge­ber, Ar­beit­neh­mer, de­ren Or­ga­ni­sa­tio­nen so­wie wei­te­re Fa­ch­or­ga­ni­sa­tio­nen und an­de­re in­ter­es­sier­te Stel­len über ak­tu­el­le Fra­gen und Ent­wick­lun­gen zu in­for­mie­ren.

2 Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass:

a.
gut aus­ge­bil­de­te Auf­sichts­per­so­nen in ei­ner für die Er­fül­lung der ge­setz­li­chen Auf­ga­ben ge­nü­gen­den Zahl ein­ge­setzt wer­den;
b.
weib­li­ches Auf­sichts­per­so­nal für spe­zi­fi­sche Frau­en­an­lie­gen ein­ge­setzt wird oder bei­ge­zo­gen wer­den kann;
c.
den Auf­sichts­per­so­nen die nö­ti­gen Kom­pe­ten­zen und Sach­mit­tel ein­ge­räumt wer­den; und
d.
das An­stel­lungs­ver­hält­nis der Auf­sichts­per­so­nen die­sen die nö­ti­ge Ste­tig­keit bei ih­rer Be­schäf­ti­gung er­laubt und die Wah­rung ih­rer Un­ab­hän­gig­keit ge­währ­leis­tet.

3 Das SE­CO er­lässt Richt­li­ni­en hin­sicht­lich des Aus- und Wei­ter­bil­dungs­stan­dards und der An­zahl der zu be­schäf­ti­gen­den Auf­sichts­per­so­nen pro Kan­ton in Ab­hän­gig­keit der An­zahl Be­trie­be und der zu er­fül­len­den ge­setz­li­chen Auf­ga­ben so­wie ih­rer Kom­ple­xi­tät.

Art. 80 Mitteilungen und Berichterstattung  

(Art. 41 ArG)

1 Die Kan­to­ne ha­ben dem SE­CO mit­zu­tei­len:

a.
die nach Ar­ti­kel 41 Ab­satz 1 des Ge­set­zes be­zeich­ne­ten Voll­zugs­be­hör­den so­wie die kan­to­na­len Re­kurs­be­hör­den;
b.
die nach Ar­ti­kel 20a Ab­satz 1 des Ge­set­zes den Sonn­ta­gen gleich­ge­stell­ten Fei­er­ta­ge;
c.
die ge­stützt auf das Ge­setz er­las­se­nen kan­to­na­len Voll­zugs­er­las­se wie je­de Än­de­rung der­sel­ben;
d.
Ent­schei­de über Ver­wal­tungs­mass­nah­men, Stra­f­ur­tei­le und Ein­stel­lungs­be­schlüs­se in voll­stän­di­ger und be­grün­de­ter Aus­fer­ti­gung.

2 Die Kan­to­ne lie­fern dem SE­CO jähr­lich die für die Be­richt­er­stat­tung an das in­ter­na­tio­na­le Ar­beitsamt so­wie die zur Wahr­neh­mung der Ober­auf­sicht nö­ti­gen An­ga­ben.

3 Die vom SE­CO ver­lang­ten An­ga­ben sind die­sem in­nert drei Mo­na­ten nach Ab­lauf des Be­richts­jah­res ein­zu­rei­chen.

4 Die kan­to­na­le Be­hör­de hat dem SE­CO ei­ne Aus­fer­ti­gung der er­teil­ten Ar­beits­zeit­be­wil­li­gun­gen zu­zu­stel­len und ihm Kennt­nis zu ge­ben von ih­ren Ver­fü­gun­gen und Mass­nah­men, die sie nach den Ar­ti­keln 51 Ab­sät­ze 2 und 3 so­wie 52 und 53 des Ge­set­zes ge­trof­fen hat.49

49 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 24. April 2002, in Kraft seit 1. Ju­ni 2002 (AS 20021347).

3. Abschnitt: Eidgenössische Arbeitskommission

Art. 81  

(Art. 43 ArG)

1 Die Eid­ge­nös­si­sche Ar­beits­kom­mis­si­on be­steht aus 19 Mit­glie­dern. In der Kom­mis­si­on sind ver­tre­ten:

a.
die Kan­to­ne mit zwei Mit­glie­dern;
b.
die Wis­sen­schaft mit zwei Mit­glie­dern;
c.
die Ar­beit­ge­ber­ver­bän­de und die Ar­beit­neh­mer­ver­bän­de mit je sie­ben Mit­glie­dern;
d.
die Frau­en­or­ga­ni­sa­tio­nen mit ei­nem Mit­glied.50

2 Den Vor­sitz führt der Di­rek­tor oder die Di­rek­to­rin für Ar­beit im Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft oder der Stell­ver­tre­ter oder die Stell­ver­tre­te­rin.

3 Die Mit­glie­der wer­den für die je­wei­li­ge Dau­er der für die Bun­des­be­hör­den gel­ten­den Amts­pe­ri­ode ge­wählt.

4 Die Kom­mis­si­on kann für die Be­hand­lung be­stimm­ter Fra­gen Aus­schüs­se be­stel­len und Sach­ver­stän­di­ge bei­zie­hen.

5 Das Ge­schäfts­re­gle­ment der Kom­mis­si­on wird in ih­rem Ein­ver­neh­men vom WBF er­las­sen.

50 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 6. Ju­li 2011, in Kraft seit 1. Aug. 2011 (AS 2011 3381).

8. Kapitel: Datenschutz und Datenverwaltung

1. Abschnitt: Schweigepflicht, Datenbekanntgabe und Auskunftsrecht

Art. 82 Schweigepflicht  

(Art. 44 ArG)

1 Die Schwei­ge­pflicht nach Ar­ti­kel 44 des Ge­set­zes er­streckt sich auf die Auf­sichts- und Voll­zugs­be­hör­den des Ge­set­zes, die Mit­glie­der der Eid­ge­nös­si­schen Ar­beits­kom­mis­si­on, bei­ge­zo­ge­ne Sach­ver­stän­di­ge und Fach­in­spek­to­ren.

2 Wer­den Sach­ver­stän­di­ge und Fach­in­spek­to­ren bei­ge­zo­gen, sind die­se auf die Schwei­ge­pflicht ge­gen­über Drit­ten schrift­lich auf­merk­sam zu ma­chen.

Art. 83 Bekanntgabe von besonders schützenswerten Personendaten  

(Art. 44a ArG)

1 So­weit die Da­ten­be­kannt­ga­be der be­trof­fe­nen Per­son nicht aus­drück­lich mit­ge­teilt wur­de oder ihr nicht aus den Um­stän­den er­sicht­lich ist, muss die be­trof­fe­ne Per­son über die Be­kannt­ga­be und den tat­säch­li­chen Um­fang der Per­so­nen­da­ten in­for­miert wer­den und es ist ihr Ge­le­gen­heit ein­zuräu­men, sich da­zu zu äus­sern.

2 Auf die Ein­räu­mung des recht­li­chen Ge­hörs vor der Da­ten­be­kannt­ga­be kann ver­zich­tet wer­den, wenn die Ge­fahr be­steht, dass Rechts­an­sprü­che oder wich­ti­ge In­ter­es­sen Drit­ter be­ein­träch­tigt oder die Er­fül­lung ge­setz­li­cher Auf­ga­ben ver­ei­telt wer­den, oder wenn der Be­trof­fe­ne in­nert Frist nicht rea­giert oder un­auf­find­bar ist.

3 Ei­ne ge­ne­rel­le Da­ten­be­kannt­ga­be be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten er­folgt al­lein zu sta­tis­ti­schen Zwe­cken des Bun­des­am­tes für Sta­tis­tik, so­fern sich die­ses für die nach­ge­frag­ten In­for­ma­tio­nen auf ei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge mit klar um­schrie­be­nem Auf­ga­ben­pro­fil be­ru­fen kann, und die Da­ten­wei­ter­ga­be an Drit­te nicht oder nur in an­ony­mi­sier­ter Form mög­lich ist.

4 Die Ein­wil­li­gung der be­trof­fe­nen Per­son nach Ar­ti­kel 44a Ab­satz 2 des Ge­set­zes wird vor­aus­ge­setzt, wenn die Da­ten­be­kannt­ga­be von gros­ser Dring­lich­keit für den Adres­sa­ten ist, die­se im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son er­folgt und ei­ne Stel­lung­nah­me der be­trof­fe­nen Per­son nicht in­nert nütz­li­cher Frist er­fol­gen kann.

Art. 84 Bekanntgabe bei nicht besonders schützenswerten Personendaten  

(Art. 44a ArG)

1 Die ge­ne­rel­le Be­kannt­ga­be von nicht be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten er­folgt an die Voll­zugs- und Auf­sichts­be­hör­den des Ar­beits- und Un­fall­ver­si­che­rungs­ge­set­zes.

2 Im Ein­zel­fall kön­nen auf be­grün­de­tes Ge­such hin auch an Drit­te nicht be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn ein öf­fent­li­ches oder ein er­heb­li­ches pri­va­tes In­ter­es­se gel­tend ge­macht wer­den kann.

2. Abschnitt: Informations- und Dokumentationssysteme

Art. 85 Informations- und Dokumentationssystem des Bundes 51  

(Art. 44b ArG, Art. 96 UVG)

1 Das SE­CO führt im Rah­men sei­ner Auf­sichts- und Voll­zug­stä­tig­kei­ten ein au­to­ma­ti­sier­tes In­for­ma­ti­ons- und Do­ku­men­ta­ti­ons­sys­tem für:

a.
die Ar­beits­zeit­be­wil­li­gun­gen;
b.
die Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 4 des Ge­set­zes;
c.
die ar­beits­recht­li­che Da­ten­bank, die all­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen zum öf­fent­li­chen und pri­va­ten Ar­beits­recht ent­hält;
d.
die Voll­zugs­da­ten­bank der Eid­ge­nös­si­schen Ko­or­di­na­ti­ons­kom­mis­si­on für Ar­beits­si­cher­heit (EKAS), die Da­ten aus der In­spek­ti­ons­tä­tig­keit der Durch­füh­rungs­or­ga­ne des Ge­set­zes und des UVG ent­hält;
e.
die Be­triebs­be­su­che;
f.
die Adress­ver­wal­tung.

2 Das Sys­tem ent­hält zu je­dem Be­trieb:

a.
den Na­men, die Adres­se und die Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer;
b.
den Sta­tus (in­dus­tri­ell oder nicht in­dus­tri­ell);
c.
die Art der wirt­schaft­li­chen Tä­tig­keit;
d.
das Da­tum der Auf­nah­me in das Sys­tem so­wie das Da­tum der Lö­schung.

3 Das Sys­tem kann au­ßer­dem ent­hal­ten:

a.
Plä­ne, Plan­be­schrei­bun­gen, Plan­ge­neh­mi­gun­gen und Be­triebs­be­wil­li­gun­gen im Rah­men der Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 4 des Ge­set­zes;
b.
Pro­to­kol­le über Be­triebs­be­su­che;
c.
den Grund des Ein­trags;
d.
Ver­fü­gun­gen, Ri­si­ko­be­ur­tei­lun­gen, Gut­ach­ten, An­zei­gen und Stra­f­ur­tei­le.

51 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 6. Mai 2009, in Kraft seit 1. Ju­ni 2009 (AS 2009 2399).

Art. 86 Informations- und Dokumentationssysteme der Kantone 52  

(Art. 44b ArG)

1 Die kan­to­na­le Be­hör­de führt im Rah­men ih­rer Auf­sichts- und Voll­zug­stä­tig­kei­ten ein In­for­ma­ti­ons- und Do­ku­men­ta­ti­ons­sys­tem für in­dus­tri­el­le Be­trie­be.

2 Das Sys­tem ent­hält zu je­dem in­dus­tri­el­len Be­trieb:

a.
die Da­ten nach Ar­ti­kel 85 Ab­satz 2;
b.
die An­ga­be, nach wel­chem Buch­sta­ben von Ar­ti­kel 5 Ab­satz 2 des Ge­set­zes der Be­trieb un­ter­stellt wur­de;
c.
Plä­ne, Plan­be­schrei­bun­gen, Plan­ge­neh­mi­gun­gen und Be­triebs­be­wil­li­gun­gen.

52 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 6. Mai 2009, in Kraft seit 1. Ju­ni 2009 (AS 2009 2399)

Art. 87 Datenaustausch und -sicherheit 53  

(Art. 44 Abs. 2, 44a und 44b ArG)

1 Die Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne, die für den Voll­zug des Ge­set­zes oder des UVG zu­stän­dig sind, tau­schen ih­re Da­ten ge­gen­sei­tig aus, so­weit es für die Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben nö­tig ist. Die kan­to­na­le Be­hör­de teilt dem SE­CO ins­be­son­de­re die Da­ten nach Ar­ti­kel 86 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a und b um­ge­hend mit.

2 Die Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne kön­nen ih­re au­to­ma­ti­sier­ten In­for­ma­ti­ons- und Do­ku­men­ta­ti­ons­sys­te­me ver­knüp­fen.

3 Sie ge­wäh­ren ein­an­der, wo ei­ne sol­che Ver­knüp­fung be­steht, den Zu­griff im Ab­ruf­ver­fah­ren auf al­le nicht be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten.

4 Das SE­CO und die Kan­to­ne er­grei­fen die er­for­der­li­chen Mass­nah­men, da­mit un­be­fug­te Drit­te nicht auf die Da­ten zu­grei­fen kön­nen.

53 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 6. Mai 2009, in Kraft seit 1. Ju­ni 2009 (AS 2009 2399).

Art. 88 Eingabe, Mutation und Archivierung von Daten  

(Art. 44b ArG)

1 Die Da­ten wer­den für den Bund vom SE­CO zen­tral ver­wal­tet; für den Kan­ton er­folgt die Ver­wal­tung durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de.

2 Da­ten, die Per­so­nen be­tref­fen, sind fünf Jah­re nach Ab­lauf ih­rer Gül­tig­keit zu ver­nich­ten, so­fern sie nicht dem Bun­de­sar­chiv über­ge­ben wer­den müs­sen. Für an­ony­mi­sier­te Da­ten, die zu Zwe­cken der Pla­nung, For­schung oder Sta­tis­tik er­ar­bei­tet wor­den sind, gilt die­se Frist nicht.

Art. 89 Datenschutz 54  

(Art. 33 DSG, Art. 44–46 ArG)

Die Rech­te der Be­trof­fe­nen, ins­be­son­de­re das Aus­kunfts-, Be­rich­ti­gungs- und Ver­nich­tungs­recht, rich­ten sich nach den Be­stim­mun­gen des DSG, so­weit das Ge­setz (ArG) kei­ne ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen kennt.

54 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. II 110 der Da­ten­schutz­ver­ord­nung vom 31. Aug. 2022, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 568).

Art. 90 Strafbestimmung 55  

Die Straf­ver­fol­gung für Ver­let­zun­gen des Da­ten­schut­zes und der Aus­kunfts­pflicht rich­tet sich nach dem DSG.

55 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. II 110 der Da­ten­schutz­ver­ord­nung vom 31. Aug. 2022, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 568).

9. Kapitel: Schlussbestimmungen

1. Abschnitt: Aufhebung bisherigen Rechts

Art. 91  

Die Ver­ord­nung 1 vom 14. Ja­nu­ar 196656 zum Ar­beits­ge­setz wird auf­ge­ho­ben.

56 [AS 1966 86; 1969 77Ziff. II Bst. E Ziff. 1, 368; 1972 868; 1974 1817; 1977 2367; 1978 1707; 1979 643; 1989 2483; 2000 187Art. 22 Abs. 1 Ziff. 8]

2. Abschnitt: Übergangsbestimmungen

Art. 92 Unter altem Recht erlassene Arbeitszeitbewilligungen  

Ar­beits­zeit­be­wil­li­gun­gen, die ge­stützt auf das bis­he­ri­ge Ge­setz er­las­sen wor­den sind, blei­ben bis zu ih­rem Ab­lauf in Kraft, je­doch längs­tens bis am 31. März 2003.

Art. 9357  

57 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. IV 37 der V vom 22. Aug. 2007 zur for­mel­len Be­rei­ni­gung des Bun­des­rechts, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 20074477).

3. Abschnitt: Inkrafttreten

Art. 94  

1 Die­se Ver­ord­nung tritt un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 2 am 1. Au­gust 2000 in Kraft.

2 Die Be­stim­mun­gen des 8. Ka­pi­tels über den Da­ten­schutz und die Da­ten­ver­wal­tung (Art. 83–91) tre­ten gleich­zei­tig mit dem Bun­des­ge­setz vom 24. März 200058 über die Schaf­fung und die An­pas­sung ge­setz­li­cher Grund­la­gen für die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten in Kraft.

58 AS 2000 1891. Die­ses BG ist am 1. Sept. 2000 in Kraft ge­tre­ten.

Anhang 59

59 Bereinigt gemäss Ziff. II der V vom 1. Sept. 2021 (AS 2021 543) und vom 2. Febr. 2022, in Kraft seit 1. April 2022 (AS 2022 100).

(Art. 28 Abs. 4)

Nachweis der technischen oder wirtschaftlichenUnentbehrlichkeit von Nacht- oder Sonntagsarbeitfür einzelne Arbeitsverfahren und untrennbardamit verbundene Arbeitsverfahren

Bei den nachstehend genannten Arbeitsverfahren und den untrennbar damit verbundenen Arbeitsverfahren wird vermutet, dass dauernde oder regelmässig wiederkehrende Nacht- und Sonntagsarbeit im bezeichneten Umfang unentbehrlich ist. Die Unentbehrlichkeit von Nacht- und Sonntagsarbeit wird auch vermutet, wenn die Nacht- und Sonntagsarbeit im ununterbrochenen Betrieb oder im zusammengesetzten ununterbrochenen Betrieb organisiert wird.

1. Milchverarbeitung

Nacht- und Sonntagsarbeit für die Annahme und Behandlung von Milch sowie die Herstellung von Milchprodukten und die zugehörigen Reinigungsarbeiten.

2. Müllereien

Nachtarbeit für die Bedienung der Müllereianlagen.

3. Teigwarenherstellung

Nachtarbeit für automatisierte Produktionsanlagen inkl. Trocknereien.

4. Lieferung von Bäckerei-, Konditorei- und Confiseriewaren

Nacht- und Sonntagsarbeit für die Lieferung von Bäckerei-, Konditorei- und Confiseriewaren.

4a. Fleisch- und Fischverarbeitung

Nacht- und Sonntagsarbeit für die Produktion und die Lieferung von Fleisch- und Fischwaren.

5. Bierbrauereien

Nacht- und Sonntagsarbeit für Mälzerei und Gärprozess;

Nachtarbeit für Sudhaus.

6. Herstellung von Papier, beschichteten und behandelten Papieren, Karton und Zellulose

Nacht- und Sonntagsarbeit für die ganze Produktion von Basisprodukten.

7. Druckereien

Nacht- und Sonntagsarbeit für den Druck von Tages- und Wochenzeitungen, soweit sie einen hohen Aktualitätsbezug aufweisen.

8. Kunststoffverarbeitung und Folienherstellung durch Spritzgiessen, Blasen, Extrudieren, inkl. direkt damit verbundene Veredelungsverfahren

Nacht- und Sonntagsarbeit für alle direkten Herstellverfahren.

9. Chemische, chemisch-physikalische, pharmazeutische und biologische Arbeitsverfahren

Nacht- und Sonntagsarbeit für:

Verfahren, die aus technischen Gründen nicht unterbrochen werden können;
unerlässliche Tätigkeiten im Rahmen langfristiger technischer oder wissenschaftlicher Versuche;
unerlässliche Arbeiten im Zusammenhang mit Versuchstieren;
unerlässliche Arbeiten in Gewächshäusern.

10. Textilindustrie

Nacht- und Sonntagsarbeit in Spinnereien, Zwirnereien für die Herstellung von Garnen und Zwirnen, inkl. direkt damit verbundene Veredelungsverfahren;

Nacht- und Sonntagsarbeit in Webereien, Wirkereien und Strickereien für die Herstellung von Geweben und Gestricken, inkl. damit verbundene Veredelungsverfahren;

Nacht- und Sonntagsarbeit in Stickereien, inkl. damit verbundene Veredelungsverfahren.

11. Kalk- und Zementindustrie

Nacht- und Sonntagsarbeit für:

alle Mahl- und Brennprozesse sowie für die Überwachung des Materialzuflusses oder Materialwegflusses;
die Herstellung von Baustoffen für öffentliche Bauprojekte auf Strassen und Schienen, wie Asphalt, Beton, Kies und Zement.

12. Keramische Industrie (Ziegeleien, Keramik- und Porzellanfabrikation)

Nacht- und Sonntagsarbeit für Brenn- und Trockenverfahren.

13. Metallindustrie

Nachtarbeit für:

die Bedienung von Elektroschmelzöfen, Vorwärmeöfen sowie der damit unmittelbar im Zusammenhang stehenden Anlagen;
die Bedienung von Kalt- und Warmwalzwerken sowie der damit unmittelbar im Zusammenhang stehenden Anlagen;
das Schweissen von Werkstücken, an denen die Arbeit aus technischen Gründen nicht unterbrochen werden kann;
die Bedienung von Druckguss- und Stangpressanlagen;
die Oberflächenveredelungsverfahren Zinkerei und Galvanisierung.

Nacht- und Sonntagsarbeit für die Bedienung von Wärmebehandlungsanlagen.

14. Strassenbau, Tunnelbau sowie Tiefenbohrungen

Nacht- und Sonntagsarbeit, um im Auftrag von Behörden folgende Arbeiten, die nicht unter Artikel 48a der Verordnung 2 vom 10. Mai 200060 zum Arbeitsgesetz fallen, auszuführen:

Sanierungs- und Ausbauarbeiten auf stark befahrenen Strassen;
Vortriebs-, Ausbau- und Sicherungsarbeiten an bestehenden und neuen Tunnels, Galerien und Stollen;
Tiefenbohrungen.

15. Uhrenindustrie

Zeitlich eingeschränkte Sonntagsarbeit für die Überprüfung von mechanischen und automatischen Uhrwerken, die anschliessende Reglage sowie für die Chronometer-Prüfung.

16. Elektronikindustrie

Nacht- und Sonntagsarbeit für die Produktion integrierter Schaltkreise in allen Bereichen der Mikroelektronik.

17. Glasindustrie

Nacht- und Sonntagsarbeit zur Verarbeitung von Rohmaterial zu Glas.

18. Finanzabschlüsse

Höchstens zwölf Einsätze in der Nacht oder am Sonntag pro Jahr für international koordinierte Monats-, Quartals- und Jahresabschlüsse.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden