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Bundesgesetz
über die flankierenden Massnahmen bei entsandten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und über die Kontrolle der in Normalarbeitsverträgen vorgesehenen Mindestlöhne
(Entsendegesetz, EntsG)1

1 Fassung gemäss Ziff. I 2 des BG vom 15. Juni 2012 über die Anpassung der flankierenden Massnahmen zur Personenfreizügigkeit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 110 Absatz 1 Buchstaben a und b der Bundesverfassung2,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 23. Juni 19993,

beschliesst:

1

Art. 1 Gegenstand und Begriff 4  

1 Die­ses Ge­setz re­gelt die mi­ni­ma­len Ar­beits- und Lohn­be­din­gun­gen für Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, die ein Ar­beit­ge­ber mit Wohn­sitz oder Sitz im Aus­land in die Schweiz ent­sen­det, da­mit sie hier für einen be­stimm­ten Zeit­raum:

a.
auf sei­ne Rech­nung und un­ter sei­ner Lei­tung im Rah­men ei­nes Ver­trags­ver­hält­nis­ses zwi­schen ihm und dem Leis­tungs­emp­fän­ger ei­ne Ar­beits­leis­tung er­brin­gen;
b.
in ei­ner Nie­der­las­sung oder ei­nem Be­trieb ar­bei­ten, der zur Un­ter­neh­mens­grup­pe des Ar­beit­ge­bers ge­hört.

2 Es re­gelt eben­falls die Kon­trol­le der Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in der Schweiz an­stel­len, und die Sank­ti­on ge­gen sol­che Ar­beit­ge­ber, wenn sie ge­gen Be­stim­mun­gen über den Min­dest­lohn ver­stos­sen, die in ei­nem Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag im Sin­ne von Ar­ti­kel 360a des Ob­li­ga­tio­nen­rechts5 (OR) vor­ge­schrie­ben sind. Das Ge­setz re­gelt zu­dem die so­li­da­ri­sche Haf­tung des Er­st­un­ter­neh­mers für die Nicht­ein­hal­tung der mi­ni­ma­len Ar­beits- und Lohn­be­din­gun­gen durch die Sub­un­ter­neh­mer.6 7

3 Der Be­griff der Ar­beit­neh­me­rin und des Ar­beit­neh­mers be­stimmt sich nach schwei­ze­ri­schem Recht (Art. 319–362 OR).8

4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

5 SR 220

6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

7 Letz­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 15. Ju­li 2013 (AS 20126703; BBl 2012 3397).

8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

Art. 1a Nachweis der selbstständigen Erwerbstätigkeit durch ausländische Dienstleistungserbringerinnen und Dienstleistungserbringer 9  

1 Aus­län­di­sche Dienst­leis­tungs­er­brin­ge­rin­nen und Dienst­leis­tungs­er­brin­ger, die sich auf selbst­stän­di­ge Er­werbs­tä­tig­keit be­ru­fen, ha­ben die­se ge­gen­über den zu­stän­di­gen Kon­troll­or­ga­nen nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 auf Ver­lan­gen nach­zu­wei­sen. Der Be­griff der selbst­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit be­stimmt sich nach schwei­ze­ri­schem Recht.

2 Die Dienst­leis­tungs­er­brin­ge­rin oder der Dienst­leis­tungs­er­brin­ger muss den Kon­troll­or­ga­nen bei ei­ner Kon­trol­le vor Ort die fol­gen­den Do­ku­men­te vor­wei­sen:

a.
Ko­pie der Mel­dung nach Ar­ti­kel 6 oder Ko­pie der er­teil­ten Be­wil­li­gung, wenn die Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit in der Schweiz dem Mel­de­ver­fah­ren oder dem Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren nach der Aus­län­der­ge­setz­ge­bung un­ter­liegt;
b.
Be­schei­ni­gung nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 987/2009 (For­mu­lar A1)10;
c.
Ko­pie des Ver­trags mit der Auf­trag­ge­be­rin oder dem Auf­trag­ge­ber be­zie­hungs­wei­se der Be­stel­le­rin oder dem Be­stel­ler; wenn kein schrift­li­cher Ver­trag vor­han­den ist, ei­ne schrift­li­che Be­stä­ti­gung der Auf­trag­ge­be­rin oder des Auf­trag­ge­bers be­zie­hungs­wei­se der Be­stel­le­rin oder des Be­stel­lers für den in der Schweiz aus­zu­füh­ren­den Auf­trag oder Werk­ver­trag; die Do­ku­men­te müs­sen in ei­ner Amtss­pra­che vor­ge­legt wer­den.

3 Kann sie oder er die Do­ku­men­te nach Ab­satz 2 nicht vor­wei­sen, so setzt das Kon­troll­or­gan ihr oder ihm ei­ne Nach­frist von ma­xi­mal zwei Ta­gen an.

4 Kön­nen die Kon­troll­or­ga­ne ge­stützt auf die vor­ge­leg­ten Un­ter­la­gen so­wie all­fäl­li­ge Be­ob­ach­tun­gen vor Ort nicht ab­sch­lies­send be­ur­tei­len, ob ei­ne selbst­stän­di­ge Er­werbs­tä­tig­keit vor­liegt, so ho­len sie wei­te­re Aus­künf­te und Un­ter­la­gen ein.

5 Die kon­trol­lier­te Per­son und ih­re Auf­trag­ge­be­rin oder ihr Auf­trag­ge­ber be­zie­hungs­wei­se ih­re Be­stel­le­rin oder ihr Be­stel­ler müs­sen den Kon­troll­or­ga­nen auf Ver­lan­gen al­le Do­ku­men­te zu­stel­len, die dem Nach­weis der selbst­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit der kon­trol­lier­ten Per­son die­nen und die Aus­kunft über das be­ste­hen­de Ver­trags­ver­hält­nis ge­ben.

9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

10 Ver­ord­nung (EG) Nr. 987/2009 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 16. Sept. 2009 zur Fest­le­gung der Mo­da­li­tä­ten für die Durch­füh­rung der Ver­ord­nung (EG) Nr. 883/2004 über die Ko­or­di­nie­rung der Sys­te­me der so­zia­len Si­cher­heit, in der für die Schweiz ge­mä­ss An­hang II zum Ab­kom­men vom 21. Ju­ni 1999 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft an­de­rer­seits über die Frei­zü­gig­keit (SR 0.142.112.681) je­weils ver­bind­li­chen Fas­sung.

Art. 1b Massnahmen bei Verletzung der Dokumentationspflicht oder misslungenem Nachweis der selbstständigen Erwerbstätigkeit 11  

1 Das Kon­troll­or­gan kann der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 Buch­sta­be d fol­gen­de Per­so­nen mel­den:

a.
Per­so­nen, die in­nert der an­ge­setz­ten Nach­frist we­der die Do­ku­men­te nach Ar­ti­kel 1a Ab­satz 2 noch gleich­wer­ti­ge Un­ter­la­gen vor­wei­sen;
b.
Per­so­nen, de­nen der Nach­weis der selbst­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit miss­lun­gen ist und de­ren Ar­beit­ge­ber nicht fest­stell­bar ist.

2 Die kan­to­na­le Be­hör­de kann einen Ar­beits­un­ter­bruch an­ord­nen und ver­an­las­sen, dass die be­tref­fen­de Per­son den Ar­beits­platz ver­lässt. Be­schwer­den ge­gen die An­ord­nung ei­nes Ar­beits­un­ter­bruchs ha­ben kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Im Üb­ri­gen rich­tet sich das Ver­fah­ren nach kan­to­na­lem Recht.

3 Der Ar­beits­un­ter­bruch dau­ert an:

a.
bei Per­so­nen nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a: bis die Do­ku­men­te nach Ar­ti­kel 1a Ab­satz 2 oder gleich­wer­ti­ge Un­ter­la­gen vor­ge­wie­sen wer­den;
b.
bei Per­so­nen nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b: bis ihr Ar­beit­ge­ber fest­ge­stellt wer­den konn­te.

11 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

Art. 2 Minimale Arbeits- und Lohnbedingungen  

1 Die Ar­beit­ge­ber müs­sen den ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern min­des­tens die Ar­beits- und Lohn­be­din­gun­gen ga­ran­tie­ren, die in Bun­des­ge­set­zen, Ver­ord­nun­gen des Bun­des­ra­tes, all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ten Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen und Nor­ma­l­ar­beits­ver­trä­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 360a OR12 in den fol­gen­den Be­rei­chen vor­ge­schrie­ben sind:

a.13
die mi­ni­ma­le Ent­löh­nung in­klu­si­ve Zu­schlä­ge;
b.
Ar­beits- und Ru­he­zeit;
c.
Min­dest­dau­er der Fe­ri­en;
d.
Ar­beits­si­cher­heit und Ge­sund­heits­schutz am Ar­beits­platz;
e.
Schutz von Schwan­ge­ren, Wöch­ne­rin­nen, Kin­dern und Ju­gend­li­chen;
f.
Nicht­dis­kri­mi­nie­rung, na­ment­lich Gleich­be­hand­lung von Frau und Mann.

2 Sind im Zu­sam­men­hang mit der Si­cher­stel­lung von Lohn­an­sprü­chen, wie bei­spiels­wei­se Fe­ri­en, Fei­er­ta­ge oder Kin­der­zu­la­gen, Bei­trä­ge an Aus­gleichs­kas­sen oder ver­gleich­ba­re Ein­rich­tun­gen durch all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­te Ge­samt­ar­beits­ver­trä­ge vor­ge­se­hen, so gel­ten die­se Be­stim­mun­gen auch für Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in die Schweiz ent­sen­den. Die­se Be­stim­mung gilt nicht, wenn der Ar­beit­ge­ber nach­weist, dass er für den glei­chen Zeit­ab­schnitt Bei­trä­ge an ei­ne sol­che Ein­rich­tung im Staat sei­nes Sit­zes leis­tet.14

2bis Sieht ein all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ter Ge­samt­ar­beits­ver­trag einen ob­li­ga­to­ri­schen Bei­trag an Wei­ter­bil­dungs­kos­ten vor, so gel­ten die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen auch für Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in die Schweiz ent­sen­den, so­fern de­ren Ent­sen­dung län­ger als 90 Ta­ge dau­ert.15

2ter Sieht ein all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ter Ge­samt­ar­beits­ver­trag die Hin­ter­le­gung ei­ner Kau­ti­on durch den Ar­beit­ge­ber vor, so gel­ten die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen auch für Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in die Schweiz ent­sen­den.16

2qua­ter Sieht ein all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ter Ge­samt­ar­beits­ver­trag die Mög­lich­keit der Ver­hän­gung ei­ner Kon­ven­tio­nal­stra­fe durch die mit der Durch­set­zung des Ver­tra­ges be­trau­ten pa­ri­tä­ti­schen Or­ga­ne vor, so gel­ten die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen bei Ver­stös­sen ge­gen Ar­ti­kel 2 auch für Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in die Schweiz ent­sen­den.17

3 Die Ar­beit­ge­ber müs­sen den ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern die im Zu­sam­men­hang mit der Ent­sen­dung ent­stan­de­nen Aus­la­gen, wie Aus­la­gen für Rei­se, Ver­pfle­gung und Un­ter­kunft, ent­schä­di­gen. Die­se Ent­schä­di­gun­gen gel­ten nicht als Lohn­be­stand­teil.18

4 Die mi­ni­ma­len Ar­beits- und Lohn­be­din­gun­gen müs­sen für die gan­ze Dau­er des Ein­sat­zes ein­ge­hal­ten wer­den.

5 Der Bun­des­rat kann Be­stim­mun­gen er­las­sen, wo­nach der aus­län­di­sche Ar­beit­ge­ber nach­wei­sen muss, dass er die So­zi­al­ab­ga­ben ent­rich­tet. Zu­dem kann er für lang­fris­ti­ge Ent­sen­dun­gen Be­stim­mun­gen zur Dau­er der Pflicht nach Ab­satz 3 er­las­sen.19

12 SR 220

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

14 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

15 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

16 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

17 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

18 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

19 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

Art. 3 Unterkunft  

Der Ar­beit­ge­ber muss den ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern ei­ne Un­ter­kunft ga­ran­tie­ren, die dem üb­li­chen Stan­dard am Ein­satzort be­züg­lich Hy­gie­ne und Kom­fort ge­nügt.20 Die Ab­zü­ge für Un­ter­kunft und Ver­pfle­gung dür­fen das orts­üb­li­che Mass nicht über­stei­gen.

20 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

Art. 4 Ausnahmen  

1 Die Min­dest­vor­schrif­ten für die Ent­löh­nung und die Fe­ri­en gel­ten nicht für:

a.
Ar­bei­ten von ge­rin­gem Um­fang;
b.
Mon­ta­ge oder erst­ma­li­gen Ein­bau, wenn die Ar­bei­ten we­ni­ger als acht Ta­ge dau­ern und Be­stand­teil ei­nes Wa­ren­lie­fe­rungs­ver­tra­ges bil­den.

2 Der Bun­des­rat legt die Kri­te­ri­en zur Be­stim­mung der Ar­bei­ten nach Ab­satz 1 fest. Der Um­fang be­misst sich nach Art, Dau­er und Häu­fig­keit der Ein­sät­ze so­wie Zahl der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer.

3 Die Be­rei­che des Bau­haupt- und des Bau­neben­ge­wer­bes so­wie des Ho­tel- und Gast­ge­wer­bes sind von Ab­satz 1 aus­ge­nom­men. Der Bun­des­rat kann wei­te­re Bran­chen von Ab­satz 1 aus­neh­men.

Art. 5 Subunternehmer 21  

1 Wer­den im Bau­haupt- oder Bau­neben­ge­wer­be Ar­bei­ten von Sub­un­ter­neh­mern aus­ge­führt, so haf­tet der Er­st­un­ter­neh­mer (To­tal- Ge­ne­ral- oder Haupt­un­ter­neh­mer) zi­vil­recht­lich für die Nicht­ein­hal­tung der Net­to-Min­dest­löh­ne und der Ar­beits­be­din­gun­gen ge­mä­ss Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 durch die Sub­un­ter­neh­mer.

2 Der Er­st­un­ter­neh­mer haf­tet so­li­da­risch für sämt­li­che ihm nach­fol­gen­den Sub­un­ter­neh­mer in ei­ner Auf­trags­ket­te. Er haf­tet nur, wenn der Sub­un­ter­neh­mer zu­vor er­folg­los be­langt wur­de oder nicht be­langt wer­den kann.

3 Der Er­st­un­ter­neh­mer kann sich von der Haf­tung ge­mä­ss Ab­satz 1 be­frei­en, wenn er nach­weist, dass er bei je­der Wei­ter­ver­ga­be der Ar­bei­ten die nach den Um­stän­den ge­bo­te­ne Sorg­falt in Be­zug auf die Ein­hal­tung der Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen an­ge­wen­det hat. Die Sorg­falts­pflicht ist na­ment­lich er­füllt, wenn sich der Er­st­un­ter­neh­mer von den Sub­un­ter­neh­mern die Ein­hal­tung der Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen an­hand von Do­ku­men­ten und Be­le­gen glaub­haft dar­le­gen lässt.

4 Der Er­st­un­ter­neh­mer kann zu­dem mit den Sank­tio­nen nach Ar­ti­kel 9 Ab­satz 2 Buch­sta­ben d und g be­legt wer­den, wenn er sei­ne Sorg­falts­pflich­ten nach Ab­satz 3 nicht er­füllt hat. Ar­ti­kel 9 Ab­satz 3 ist nicht an­wend­bar.22

21 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 15. Ju­li 2013 (AS 20126703; BBl 2012 3397).

22 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

Art. 6 Meldung 23  

1 Vor Be­ginn des Ein­sat­zes muss der Ar­beit­ge­ber der vom Kan­ton nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 Buch­sta­be d be­zeich­ne­ten Be­hör­de schrift­lich und in der Amtss­pra­che des Ein­satzor­tes die für die Durch­füh­rung der Kon­trol­len not­wen­di­gen An­ga­ben mel­den, ins­be­son­de­re:

a.24
die Iden­ti­tät und den Lohn der in die Schweiz ent­sand­ten Per­so­nen;
b.
die in der Schweiz aus­ge­üb­te Tä­tig­keit;
c.
den Ort, an dem die Ar­beit aus­ge­führt wird.

2 Der Ar­beit­ge­ber hat der Mel­dung nach Ab­satz 1 die Er­klä­rung bei­zu­le­gen, dass er von den Be­din­gun­gen nach den Ar­ti­keln 2 und 3 Kennt­nis ge­nom­men hat und sich ver­pflich­tet, sie ein­zu­hal­ten.

3 Die Ar­beit darf frü­he­s­tens acht Ta­ge, nach­dem der Ein­satz ge­mel­det wor­den ist, auf­ge­nom­men wer­den.

4 Die vom Kan­ton nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 Buch­sta­be d be­zeich­ne­te Be­hör­de über­mit­telt der kan­to­na­len tri­par­ti­ten Kom­mis­si­on so­wie ge­ge­be­nen­falls der durch den all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ten Ge­samt­ar­beits­ver­trag der be­tref­fen­den Bran­che ein­ge­setz­ten pa­ri­tä­ti­schen Kom­mis­si­on un­ver­züg­lich ei­ne Ko­pie der Mel­dung.

5 Der Bun­des­rat prä­zi­siert die An­ga­ben, wel­che die Mel­dung ent­hal­ten muss. Er be­zeich­net die Fäl­le:

a.
in de­nen von der Mel­dung ab­ge­se­hen wer­den kann;
b.
in de­nen von der acht­tä­gi­gen Frist be­tref­fend Ar­beits­auf­nah­me ab­ge­wi­chen wer­den kann.

6 Er re­gelt das Ver­fah­ren.

23 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

24 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

Art. 7 Kontrolle  

1 Die Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen nach die­sem Ge­setz wird kon­trol­liert:

a.
be­züg­lich der Be­stim­mun­gen ei­nes all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ten Ge­samt­ar­beits­ver­trags: von den mit der Durch­set­zung des Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges be­trau­ten pa­ri­tä­ti­schen Or­ga­nen;
b.
be­züg­lich der Be­stim­mun­gen ei­nes Nor­ma­l­ar­beits­ver­tra­ges über Mi­ni­mallöh­ne im Sin­ne von Ar­ti­kel 360a OR25: von den durch die Kan­to­ne oder den Bund ein­ge­setz­ten tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen (Art. 360b OR);
c.
be­züg­lich der Be­stim­mun­gen von Bun­deser­las­sen: von den nach die­sen Er­las­sen zu­stän­di­gen Be­hör­den;
d.
be­züg­lich der an­dern Be­stim­mun­gen: von den durch die Kan­to­ne be­zeich­ne­ten Be­hör­den.

2 Der Ar­beit­ge­ber muss den Or­ga­nen nach Ab­satz 1 auf Ver­lan­gen al­le Do­ku­men­te zu­stel­len, wel­che die Ein­hal­tung der Ar­beits- und Lohn­be­din­gun­gen der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer be­le­gen. Die Do­ku­men­te müs­sen in ei­ner Amtss­pra­che vor­ge­legt wer­den.26

3 Sind die not­wen­di­gen Do­ku­men­te nicht oder nicht mehr vor­han­den, so hat der Ar­beit­ge­ber das Ein­hal­ten der ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen zu be­wei­sen, so­fern er nicht den Nach­weis zu er­brin­gen ver­mag, dass ihn am Ver­lust der Un­ter­la­gen kein Ver­schul­den trifft.

4 Der Ar­beit­ge­ber muss den Kon­troll­or­ga­nen je­der­zeit frei­en Zu­tritt zum Ar­beits­platz und den Ver­wal­tungs­räu­men ge­wäh­ren.

4bis Sieht ein all­ge­mein ver­bind­lich er­klär­ter Ge­samt­ar­beits­ver­trag ei­ne Re­ge­lung über die Auf­er­le­gung von Kon­troll­kos­ten vor, so gel­ten die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen auch für Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in die Schweiz ent­sen­den. In die­sem Fall ist Ar­ti­kel 9 Ab­satz 2 Buch­sta­be g nicht an­wend­bar.27

5 Bun­des­rat und Kan­to­ne re­geln die Ent­schä­di­gung der Or­ga­ne, die mit der Kon­trol­le der Ge­set­zes­an­wen­dung be­traut sind.

25 SR 220

26 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

27 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit (AS 2006 979; BBl 2004 58916565). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

Art. 7a Inspektoren 28  

1 Zur Er­fül­lung der Kon­trol­l­auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 Buch­sta­be b so­wie der Be­ob­ach­tungs­auf­ga­ben der tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen nach Ar­ti­kel 360b Ab­sät­ze 3–5 OR29 müs­sen die Kan­to­ne über ei­ne aus­rei­chen­de Zahl von In­spek­to­ren ver­fü­gen. Sie kön­nen zur Er­fül­lung der Kon­trol­l­auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 Buch­sta­be a ei­ne Zu­sam­men­ar­beit mit den pa­ri­tä­ti­schen Or­ga­nen vor­se­hen.

2 Die Zahl der In­spek­to­ren nach Ab­satz 1 be­stimmt sich ins­be­son­de­re nach der Grös­se und der Struk­tur des be­tref­fen­den Ar­beits­markts. Die In­spek­to­ren ar­bei­ten nach Mög­lich­keit mit an­de­ren Ar­beits­mark­t­in­spek­to­ren zu­sam­men.

3 Der Bund über­nimmt 50 Pro­zent der von den In­spek­to­ren ver­ur­sach­ten Lohn­kos­ten. Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Wirt­schaft, Bil­dung und For­schung30 oder das von ihm be­zeich­ne­te Bun­des­amt kann mit den Kan­to­nen Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen tref­fen.

4 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

28 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 5 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Prot. über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der EG und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

29 SR 220

30 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I 20 der V vom 15. Ju­ni 2012 (Neu­glie­de­rung der De­par­te­men­te), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 3655).

Art. 8 Zusammenarbeit  

1 Die Kon­troll­or­ga­ne nach Ar­ti­kel 7 ko­or­di­nie­ren ih­re Tä­tig­kei­ten und ar­bei­ten zu­sam­men, so­weit dies zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­be not­wen­dig ist.

2 Sie tau­schen un­ter­ein­an­der die er­for­der­li­chen Aus­künf­te und Un­ter­la­gen aus. Sie kön­nen zu die­sem Zweck die Platt­form für die elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on nach Ar­ti­kel 8a ver­wen­den.31

3 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen mit den Be­hör­den an­de­rer Län­der zu­sam­men­ar­bei­ten, um über die grenz­über­schrei­ten­de Be­schäf­ti­gung von Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern In­for­ma­tio­nen aus­zut­au­schen, die Ver­stös­se ge­gen die­ses Ge­setz ver­hin­dern.

4 Die Ar­beits­lo­sen­kas­sen in­for­mie­ren die kan­to­na­len tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen nach Ar­ti­kel 360b OR32 so­wie die mit der Durch­set­zung ei­nes all­ge­mein­ver­bind­lich er­klär­ten Ge­samt­ar­beits­ver­trags be­trau­ten pa­ri­tä­ti­schen Or­ga­ne über Fest­stel­lun­gen, die sie im Rah­men ih­rer Tä­tig­keit ma­chen und die An­halts­punk­te für ei­ne Ver­let­zung der orts- und be­rufs­üb­li­chen Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen sind.33

31 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 641; BBl 2022 3190).

32 SR 220

33 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. April 2011 (AS 2011 1167; BBl 2008 7733).

Art. 8a Plattform für die elektronische Kommunikation 34  

1 Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (SE­CO) stellt ei­ne Platt­form für die elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on zur Ver­fü­gung, über die die Kon­troll­or­ga­ne nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 In­for­ma­tio­nen nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 2 be­kannt ge­ben kön­nen.

2 Es kann die über die Platt­form be­kannt ge­ge­be­nen Da­ten von na­tür­li­chen und ju­ris­ti­schen Per­so­nen, ein­sch­liess­lich Da­ten über ver­wal­tungs- und straf­recht­li­che Ver­fol­gun­gen oder Sank­tio­nen, auf­be­wah­ren. Es kann zu­dem die für die War­tung der Platt­form not­wen­di­gen Ar­bei­ten aus­füh­ren.

3 Die Platt­form stellt ei­ne Schnitt­stel­le für die An­bin­dung von Fachan­wen­dun­gen an die Platt­form zur Ver­fü­gung. Die Be­kannt­ga­be der In­for­ma­tio­nen er­folgt in ver­schlüs­sel­ter Form.

4 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zur Da­ten­si­cher­heit; ins­be­son­de­re legt er die tech­ni­schen An­for­de­run­gen an die Platt­form und an die Schnitt­stel­le fest. Er re­gelt zu­dem den Zu­griff der Kon­troll­or­ga­ne nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 so­wie die Dau­er, wäh­rend der die Da­ten auf der Platt­form auf­be­wahrt wer­den kön­nen.

34 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 641; BBl 2022 3190).

Art. 9 Verwaltungssanktionen 35  

1 Die Kon­troll­or­ga­ne mel­den je­den Ver­sto­ss ge­gen die­ses Ge­setz der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de.

2 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 Buch­sta­be d kann:

a.
bei Ver­stös­sen ge­gen Ar­ti­kel 1a Ab­satz 2, ge­gen Ar­ti­kel 3 oder ge­gen Ar­ti­kel 6 ei­ne Ver­wal­tungs­sank­ti­on aus­spre­chen, die ei­ne Be­las­tung durch einen Be­trag bis 5000 Fran­ken vor­sieht;
b.
bei Ver­stös­sen ge­gen Ar­ti­kel 2 ei­ne Ver­wal­tungs­sank­ti­on aus­spre­chen, die:
1.
ei­ne Be­las­tung durch einen Be­trag bis 30 000 Fran­ken vor­sieht, oder
2.
den be­tref­fen­den Un­ter­neh­men ver­bie­tet, wäh­rend ein bis fünf Jah­ren in der Schweiz ih­re Diens­te an­zu­bie­ten;
c.
bei ei­nem be­son­ders schwer­wie­gen­den Ver­sto­ss ge­gen Ar­ti­kel 2 die nach Buch­sta­be b vor­ge­se­he­nen ad­mi­nis­tra­ti­ven Sank­tio­nen ku­mu­la­tiv aus­spre­chen;
d.
bei Ver­stös­sen ge­gen die Sorg­falts­pflicht nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 3 ei­ne Ver­wal­tungs­sank­ti­on aus­spre­chen:
1.
die ei­ne Be­las­tung durch einen Be­trag bis 5000 Fran­ken vor­sieht, oder
2.
den be­tref­fen­den Un­ter­neh­men ver­bie­tet, wäh­rend ein bis fünf Jah­ren in der Schweiz ih­re Diens­te an­zu­bie­ten;
e.
bei Ver­stös­sen im Sin­ne von Ar­ti­kel 12 Ab­satz 1 Buch­sta­be a oder b oder bei Nicht­be­zah­lung des Be­trags der rechts­kräf­ti­gen Ver­wal­tungs­sank­ti­on nach Buch­sta­be a, b oder d den be­tref­fen­den Un­ter­neh­men ver­bie­ten, wäh­rend ein bis fünf Jah­ren in der Schweiz ih­re Diens­te an­zu­bie­ten;
f.
ge­gen Ar­beit­ge­ber, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in der Schweiz an­stel­len und die ge­gen die Be­stim­mun­gen über den Min­dest­lohn in ei­nem Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag nach Ar­ti­kel 360a OR36 ver­stos­sen, ei­ne Ver­wal­tungs­sank­ti­on aus­spre­chen, die ei­ne Be­las­tung durch einen Be­trag bis 30 000 Fran­ken vor­sieht;
g.
den fehl­ba­ren Un­ter­neh­men die Kon­troll­kos­ten ganz oder teil­wei­se auf­er­le­gen.37

3 Die Be­hör­de, die ei­ne Sank­ti­on aus­spricht, stellt dem SE­CO und dem zu­stän­di­gen pa­ri­tä­ti­schen Kon­troll­or­gan nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 Buch­sta­be a ei­ne Ko­pie ih­res Ent­scheids zu.38 Das SE­CO führt ei­ne Lis­te der Un­ter­neh­men, ge­gen die in ei­nem rechts­kräf­ti­gen Ent­scheid ei­ne Sank­ti­on ver­hängt wor­den ist. Die­se Lis­te ist öf­fent­lich.39

35 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

36 SR 220

37 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

38 Fas­sung durch Ziff. I des BG vom 16. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 641; BBl 2022 3190).

39 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

Art. 1040  

40 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 102 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 21971069; BBl 2001 4202).

Art. 11 Klagerecht  

Die Or­ga­ni­sa­tio­nen, die nach ih­ren Sta­tu­ten die so­zia­len und wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer oder der Ar­beit­ge­ber wah­ren, ha­ben ein selbst­stän­di­ges Kla­ge­recht auf Fest­stel­lung ei­ner Ver­let­zung die­ses Ge­set­zes.

Art. 12 Strafbestimmungen  

1 Mit Bus­se bis zu 40 000 Fran­ken wird be­straft, so­fern nicht ein mit hö­he­rer Stra­fe be­droh­tes Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen des Straf­ge­setz­bu­ches41 vor­liegt, wer:42

a.
in Ver­let­zung der Aus­kunfts­pflicht wis­sent­lich falsche Aus­künf­te er­teilt oder die Aus­kunft ver­wei­gert;
b.
sich der Kon­trol­le der zu­stän­di­gen Be­hör­de wi­der­setzt oder in ir­gend­ei­ner Wei­se die Kon­trol­le ver­un­mög­licht;
c.43
ei­ner rechts­kräf­ti­gen Dienst­leis­tungs­sper­re nach Ar­ti­kel 9 Ab­satz 2 Buch­sta­be b, d oder e nicht Fol­ge leis­tet;
d.44
Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in der Schweiz an­stellt und sys­te­ma­tisch und in ge­winn­süch­ti­ger Ab­sicht ge­gen Be­stim­mun­gen über den Min­dest­lohn, die in ei­nem Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag im Sin­ne von Ar­ti­kel 360a OR45 vor­ge­schrie­ben sind, ver­stösst.

246

3 Mit Bus­se bis zu 1 000 000 Fran­ken wird be­straft, so­fern nicht ein mit hö­he­rer Stra­fe be­droh­tes Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen des Straf­ge­setz­bu­ches vor­liegt, wer in sei­ner Funk­ti­on als Ar­beit­ge­ber ei­ner Ar­beit­neh­me­rin oder ei­nem Ar­beit­neh­mer die in Ar­ti­kel 2 ge­nann­ten Min­dest­be­din­gun­gen sys­te­ma­tisch und in ge­winn­süch­ti­ger Ab­sicht nicht ga­ran­tiert.

447

41 SR 311.0

42 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

43 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit (AS 2012 6703; BBl 2012 3397). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

44 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

45 SR 220

46 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, mit Wir­kung seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

47 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2016, mit Wir­kung seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

Art. 13 Strafverfolgung  

Straf­ba­re Hand­lun­gen ge­gen die­ses Ge­setz wer­den von den Kan­to­nen ver­folgt und be­ur­teilt.

Art. 14 Aufsicht über den Vollzug 48  

Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft be­auf­sich­tigt den Voll­zug die­ses Ge­set­zes. Es kann den Kon­troll­or­ga­nen nach Ar­ti­kel 7 Wei­sun­gen er­tei­len.

48 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über die An­pas­sung der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6703; BBl 2012 3397).

Art. 14a Übergangsbestimmungen zur Änderung vom
14. Dezember 2012 (Art. 5 Subunternehmer)
49  

1 Der Er­st­un­ter­neh­mer haf­tet nicht nach Ar­ti­kel 5 in der Fas­sung vom 14. De­zem­ber 2012 für Sub­un­ter­neh­mer, wenn der Ver­trag, mit dem er die be­tref­fen­den Ar­bei­ten an den ers­ten Sub­un­ter­neh­mer der Auf­trags­ket­te über­tra­gen hat, vor dem In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung ab­ge­schlos­sen wor­den ist.

2 Der Bun­des­rat er­stat­tet der Bun­des­ver­samm­lung spä­tes­tens fünf Jah­re nach In­kraft­tre­ten von Ar­ti­kel 5 in der Fas­sung vom 14. De­zem­ber 2012 Be­richt über die Wirk­sam­keit der Mass­nah­men die­ses Ar­ti­kels; im Be­richt un­ter­brei­tet er Vor­schlä­ge für das wei­te­re Vor­ge­hen.

49 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 15. Ju­li 2013 (AS 20126703; BBl 2012 3397).

Art. 15 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes; es gilt so lan­ge das Ab­kom­men vom 21. Ju­ni 199950 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits über die Frei­zü­gig­keit in Kraft ist.

Da­tum des In­kraft­tre­tens:51
An­hang Ziff. 2 (Art. 360b und 360c OR): 1. Ju­ni 2003
al­le üb­ri­gen Be­stim­mun­gen: 1. Ju­ni 2004

50 SR 0.142.112.681

51 BRB vom 14. Mai 2003

Anhang

Änderung bisherigen Rechts

Die nachstehenden Erlasse werden wie folgt geändert:

52

52 Die Änderungen können unter AS 2003 1370konsultiert werden.

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