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Verordnung
über die Sicherheit und den Gesundheitsschutz
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Bauarbeiten
(Bauarbeitenverordnung, BauAV)

vom 18. Juni 2021 (Stand am 1. Januar 2024)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 83 Absatz 1 des Bundesgesetzes
vom 20. März 19811 über die Unfallversicherung (UVG)
und auf Artikel 40 des Arbeitsgesetzes vom 13. März 19642 (ArG),

verordnet:

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand  

Die­se Ver­ord­nung legt die Mass­nah­men fest, die für die Si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer bei Bau­ar­bei­ten ge­trof­fen wer­den müs­sen.

Art. 2 Begriffe  

In die­ser Ver­ord­nung be­deu­ten:

a.
Bau­ar­bei­ten: die Er­stel­lung, die In­stand­stel­lung, die Än­de­rung, der Un­ter­halt, die Kon­trol­le, der Rück­bau und der Ab­bruch von Bau­wer­ken, ein­sch­liess­lich der vor­be­rei­ten­den und ab­sch­lies­sen­den Ar­bei­ten, na­ment­lich Ar­bei­ten auf Dä­chern, Ar­bei­ten an und mit Ge­rüs­ten, Ar­bei­ten in Grä­ben, Schäch­ten und Bau­gru­ben, Ar­bei­ten, bei de­nen Ge­stein, Kies und Sand ab­ge­baut wird, Ar­bei­ten an wär­me­tech­ni­schen An­la­gen und Hoch­ka­mi­nen, am hän­gen­den Seil, an und in Rohr­lei­tun­gen, Un­ter­tag­ar­bei­ten so­wiedie Stein­be­ar­bei­tung;
b.
Ab­sturz­hö­he:
1.
bei ei­ner Nei­gung der Ar­beits- oder Ver­kehrs­flä­che bis und mit 60°: die Hö­hen­dif­fe­renz zwi­schen der Ab­sturz­kan­te und der tiefst­mög­li­chen Auf­schlag­stel­le,
2.
bei ei­ner Nei­gung der Ar­beits- oder Ver­kehrs­flä­che von mehr als 60°: die Hö­hen­dif­fe­renz zwi­schen dem höchst­mög­li­chen Ort, an dem ein Ab­sturz be­gin­nen kann, und der tiefst­mög­li­chen Auf­schlag­stel­le;
c.
durch­bruch­si­che­reFlä­che: Flä­che, die al­len Be­las­tun­gen stand­hält, die wäh­rend der Aus­füh­rung von Ar­bei­ten auf­tre­ten kön­nen.

2. Kapitel: Bestimmungen für alle Bauarbeiten

1. Abschnitt: Allgemeines

Art. 3 Planung von Bauarbeiten  

1 Bau­ar­bei­ten müs­sen so ge­plant wer­den, dass das Ri­si­ko von Be­rufs­un­fäl­len, Be­rufs­krank­hei­ten oder Ge­sund­heits­be­ein­träch­ti­gun­gen mög­lichst klein ist und die not­wen­di­gen Si­cher­heits­mass­nah­men, na­ment­lich bei der Ver­wen­dung von Ar­beits­mit­teln, ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen.

2 Be­steht der Ver­dacht, dass be­son­ders ge­sund­heits­ge­fähr­den­de Stof­fe wie As­best oder po­ly­chlo­rier­te Bi­phe­ny­le (PCB) auf­tre­ten kön­nen, so muss der Ar­beit­ge­ber die Ge­fähr­dun­gen ein­ge­hend er­mit­teln und be­ur­tei­len. Dar­auf ab­ge­stützt sind die er­for­der­li­chen Mass­nah­men zu pla­nen.

3 Der Ar­beit­ge­ber, der sich im Rah­men ei­nes Werk­ver­trags als Un­ter­neh­mer zur Aus­füh­rung von Bau­ar­bei­ten ver­pflich­ten will, hat vor dem Ver­trags­ab­schluss zu prü­fen, wel­che Mass­nah­men not­wen­dig sind, um die Ar­beits­si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz bei der Aus­füh­rung sei­ner Ar­bei­ten zu ge­währ­leis­ten.

4 Die von den Er­geb­nis­sen der Ge­fähr­dungs­be­ur­tei­lung nach Ab­satz 2 ab­hän­gen­den Mass­nah­men sind in den Werk­ver­trag auf­zu­neh­men und in der glei­chen Form zu spe­zi­fi­zie­ren wie die üb­ri­gen In­hal­te des Werk­ver­trags.

5 Die bau­stel­len­spe­zi­fi­schen Mass­nah­men, die nicht be­reits um­ge­setzt wer­den, sind in den Werk­ver­trag auf­zu­neh­men und in der glei­chen Form zu spe­zi­fi­zie­ren wie die üb­ri­gen In­hal­te des Werk­ver­trags. Be­reits um­ge­setz­te bau­stel­len­spe­zi­fi­sche Mass­nah­men sind im Werk­ver­trag an­zu­mer­ken.

6 Als bau­stel­len­spe­zi­fi­sche Mass­nah­men gel­ten die Mass­nah­men, die bei Bau­ar­bei­ten zum Schutz der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer meh­re­rer Un­ter­neh­men ge­trof­fen wer­den, na­ment­lich:

a.
Ab­sturz­si­che­rungs­mass­nah­men, ins­be­son­de­re mit Hil­fe von Ge­rüs­ten, Auf­fang­net­zen, Lauf­ste­gen, ei­nem Sei­ten­schutz und von Bo­denab­de­ckun­gen;
b.
Si­che­rungs­mass­nah­men in Grä­ben und Bau­gru­ben, ins­be­son­de­re mit Hil­fe von Spries­sun­gen und Bö­schun­gen;
c.
Hohl­raum­si­che­rungs­mass­nah­men bei Un­ter­tag­ar­bei­ten; und
d.
Ge­sund­heits­schutz­mass­nah­men, ins­be­son­de­re mit Hil­fe von Bau­gü­ter­auf­zü­gen und sa­ni­tär­en Ein­rich­tun­gen.

7 Über­trägt der Ar­beit­ge­ber die Um­set­zung des Werk­ver­trags ei­nem an­de­ren Ar­beit­ge­ber, so muss er si­cher­stel­len, dass die­ser die im Werk­ver­trag ent­hal­te­nen Si­cher­heits- und Ge­sund­heits­schutz­mass­nah­men um­setzt.

8 Der Ar­beit­ge­ber, der Bau­ar­bei­ten aus­führt, hat da­für zu sor­gen, dass ge­eig­ne­te Ma­te­ria­li­en, In­stal­la­tio­nen und Ge­rä­te in ge­nü­gen­der Men­ge und recht­zei­tig zur Ver­fü­gung ste­hen. Sie müs­sen sich in be­triebs­si­che­rem Zu­stand be­fin­den und den An­for­de­run­gen der Ar­beits­si­cher­heit und des Ge­sund­heits­schut­zes ent­spre­chen.

Art. 4 Sicherheits- und Gesundheitsschutzkonzept  

1 Der Ar­beit­ge­ber hat da­für zu sor­gen, dass vor Be­ginn der Bau­ar­bei­ten ein Kon­zept vor­liegt, in dem die für sei­ne Ar­bei­ten auf der Bau­stel­le er­for­der­li­chen Si­cher­heits- und Ge­sund­heits­schutz­mass­nah­men auf­ge­zeigt wer­den. Das Kon­zept muss na­ment­lich die Not­fall­or­ga­ni­sa­ti­on re­geln.

2 Es muss schrift­lich oder in ei­ner an­de­ren Form, die den Nach­weis durch Text er­mög­licht, er­stellt wer­den.

Art. 5 Organisation der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes  

1 Der Ar­beit­ge­ber muss auf je­der Bau­stel­le ei­ne Per­son be­zeich­nen, die für die Ar­beits­si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz zu­stän­dig ist; die­se Per­son muss den Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern ent­spre­chen­de Wei­sun­gen er­tei­len kön­nen.

2 Wer durch sein Ver­hal­ten oder sei­nen Zu­stand sich selbst oder an­de­re ge­fähr­det, istvon der Bau­stel­le weg­zu­wei­sen.

Art. 6 Schutzhelmtragpflicht  

1 Die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer müs­sen bei al­len Ar­bei­ten, bei de­nen sie durch her­un­ter­fal­len­de Ge­gen­stän­de oder Ma­te­ria­li­en ge­fähr­det wer­den kön­nen, einen Schutz­helm tra­gen.

2 In je­dem Fall ist ein Schutz­helm zu tra­gen:

a.
bei Hoch­bau- und Brücken­bau­ar­bei­ten bis zum Ab­schluss des Roh­baus;
b.
bei Ar­bei­ten im Be­reich von Kra­nen,Aus­hub­ge­rä­ten und Spe­zi­al­tief­bau­ma­schi­nen;
c.
beim Gra­ben- und Schacht­bau so­wie beim Er­stel­len von Bau­gru­ben;
d.
in Stein­brü­chen;
e.
bei Un­ter­tag­ar­bei­ten, mit Aus­nah­me von In­stal­la­ti­ons­ar­bei­ten in Tech­ni­kräu­men, bei de­nen ei­ne Ge­fähr­dung durch her­un­ter­fal­len­de Ge­gen­stän­de
oder Ma­te­ria­li­en aus­ge­schlos­sen wer­den kann;
f.
bei Spreng­ar­bei­ten;
g.
bei Rück­bau- oder Ab­bruch­ar­bei­ten;
h.
bei Ge­rüst­bau­ar­bei­ten;
i.
bei Ar­bei­ten an und in Rohr­lei­tun­gen.

3 In je­dem Fall ist ein Schutz­helm mit Kinn­band zu tra­gen:

a.
bei Ar­bei­ten mit ei­ner per­sön­li­chen Schutzaus­rüs­tung ge­gen Ab­sturz (Seil­si­che­rung);
b.
bei Ar­bei­ten am hän­gen­den Seil;
c.
bei Ar­bei­ten im Be­reich von He­li­ko­ptern.
Art. 7 Warnkleider  

Bei Ar­bei­ten im Be­reich von Ver­kehrs­mit­teln wie Bau­ma­schi­nen und Trans­port­fahr­zeu­gen oder bei Ar­bei­ten im Be­reich von öf­fent­li­chen Ver­kehrs­we­gen müs­sen die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer Warn­klei­der in far­bi­gem fluo­res­zie­ren­dem Ma­te­ri­al höchs­ter Auf­fäl­lig­keit und mit re­tro­re­flek­tie­ren­den Flä­chen tra­gen.

Art. 8 Rettung von Verunfallten  

1 Es muss ge­währ­leis­tet sein, dass Ver­un­fall­te ge­ret­tet wer­den kön­nen.

2 Den Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern sind die Not­ruf­num­mern der Ret­tungs­diens­te, wie Ärz­tin oder Arzt, Spi­tal, Am­bu­lanz, Po­li­zei, Feu­er­wehr und He­li­ko­pter, der nächs­ten Um­ge­bung in ge­eig­ne­ter Form be­kannt zu ge­ben.

2. Abschnitt: Arbeitsplätze und Verkehrswege

Art. 9 Allgemeine Anforderungen  

1 Die Ar­beitsplät­ze müs­sen si­cher und über si­che­re Ver­kehrs­we­ge zu er­rei­chen sein.

2 Zur Ge­währ­leis­tung der Si­cher­heit der Ar­beitsplät­ze und der Ver­kehrs­we­ge sind Ab­sturz­si­che­run­gen nach den Ar­ti­keln 22–29 an­zu­brin­gen.

Art. 10 Entfernung von scharfkantigen und spitzigen Gegenständen  

Scharf­kan­ti­ge und spit­zi­ge Ge­gen­stän­de sind zu ent­fer­nen oder ab­zu­de­cken. Vor­ste­hen­de Ar­mie­rungs­stä­be müs­sen mit Ha­ken aus­ge­bil­det sein. Ist dies nicht mög­lich, so ist die Ver­let­zungs­ge­fahr durch ge­eig­ne­te Ab­de­ckun­gen aus­zu­sch­lies­sen.

Art. 11 Verkehrswege  

Zur Ge­währ­leis­tung der Si­cher­heit der Ver­kehrs­we­ge ge­hö­ren fol­gen­de Mass­nah­men:

a.
Bau­stel­len­zu­gän­ge müs­sen min­des­tens 1 m breit sein, die üb­ri­gen Ver­kehrs­we­ge min­des­tens 60 cm breit.
b.
Die Ver­kehrs­we­ge sind frei­zu­hal­ten.
c.
Bei Gleit­ge­fahr müs­sen die Ver­kehrs­we­ge durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men ge­si­chert wer­den. Sie sind ins­be­son­de­re von Schnee und Eis zu be­frei­en.
d.
Bei Stei­gun­gen von mehr als 10 Grad muss ei­ne Rutsch­si­che­rung an­ge­bracht sein.
e.
An Trep­pen mit mehr als fünf Stu­fen ist ein Hand­lauf an­zu­brin­gen; gibt es ei­ne Ab­sturz­sei­te, so ist an­stel­le ei­nes Hand­lau­fes ein Sei­ten­schutz an­zu­brin­gen.
Art. 12 Nicht durchbruchsichere Flächen, Bauteile und Abdeckungen  

1 Bei nicht durch­bruch­si­che­ren Flä­chen, Bau­tei­len und Ab­de­ckun­gen sind Ab­schran­kun­gen an­zu­brin­gen oder an­de­re Mass­nah­men zu tref­fen, da­mit sie nicht ver­se­hent­lich be­gan­gen wer­den. Nö­ti­gen­falls sind sie mit trag­fä­hi­gen Ab­de­ckun­gen oder Lauf­ste­gen zu über­brücken.

2 Ver­kehrs­we­ge über nicht durch­bruch­si­che­re Flä­chen sind über Lauf­ste­ge mit beid­sei­ti­gem Sei­ten­schutz zu füh­ren.

3 An den Zu­gän­gen zu nicht durch­bruch­si­che­ren Flä­chen sind An­schlag­ta­feln an­zu­brin­gen, mit de­nen die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in ih­nen ver­ständ­li­chen Spra­chen oder Sym­bo­len dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass das Be­tre­ten der Flä­che ver­bo­ten ist.

Art. 13 Laufstege und Abdeckungen  

Lauf­ste­ge und Ab­de­ckun­gen müs­sen ei­ne ih­rer Funk­ti­on ent­spre­chen­de Grös­se und Stär­ke auf­wei­sen so­wie ge­gen Ver­rut­schen ge­si­chert sein.

Art. 14 Durchgang bei sich bewegenden Anlageteilen  

Zwi­schen sich be­we­gen­den An­la­ge­tei­len und fes­ten Hin­der­nis­sen ist ein frei­er Durch­gang von 0,5 m Brei­te und 2,5 m Hö­he frei­zu­hal­ten. Wird ei­nes die­ser Mas­se un­ter­schrit­ten, so ist der Durch­gang zu sper­ren oder sind die An­la­ge­tei­le zu ver­scha­len.

Art. 15 Zugang bei Niveauunterschieden  

Sind zum Er­rei­chen der Ar­beitsplät­ze Ni­veau­un­ter­schie­de von mehr als 50 cm zu über­win­den, so sind Trep­pen oder an­de­re ge­eig­ne­te Ar­beits­mit­tel zu ver­wen­den.

Art. 16 Fahrbahnen  

1 Fahr­bah­nen müs­sen so kon­zi­piert sein, dass sie den zu er­war­ten­den Las­ten stand­hal­ten.

2 Bei Kunst­bau­ten wie Brücken oder Däm­men muss ein durch ei­ne Fach­in­ge­nieu­rin oder einen Fach­in­ge­nieur er­stell­ter Nach­weis der Trag­fä­hig­keit der Fahr­bahn vor­lie­gen. Die Trag­last der Fahr­bahn ist auf ei­nem Schild an­zu­ge­ben.

3 An Fahr­bah­nen mit Ab­sturz­ge­fahr wie Fahr­bah­nen bei Brücken, Ber­men, Däm­men oder Ram­pen sind wirk­sa­me Ab­sturz­si­che­rungs­mass­nah­men wie das Mon­tie­ren von Leit­plan­ken oder Rad­ab­wei­sern zu tref­fen.

4 Däm­me, Ber­men und Ram­pen müs­sen so an­ge­legt und be­fes­tigt sein, dass sie nicht bre­chen, ab­rut­schen oder ein­stür­zen kön­nen. Da­zu muss der Ab­stand zwi­schen dem Fahr­spur­rand und dem Rand des Dam­mes, der Ber­me oder der Ram­pe den Bo­den­ver­hält­nis­sen an­ge­passt sein, min­des­tens aber 1 m be­tra­gen. Ist dies aus Platz­grün­den nicht mög­lich, so sind ge­eig­ne­te tech­ni­sche Mass­nah­men zu tref­fen.

5 Es sind Mass­nah­men zum Schutz der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer na­ment­lich vor Stei­nen, Schmutz und Spritz­was­ser zu tref­fen.

Art. 17 Schutz vor einstürzenden Bauteilen und herabfallenden Gegenständen und Materialien  

Bei Ar­beitsplät­zen und Ver­kehrs­we­gen sind Mass­nah­men zu tref­fen, da­mit Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer nicht durch ein­stür­zen­de Bau­tei­le oder her­ab­fal­len­de, her­ab­glei­ten­de, her­ab­rol­len­de oder her­ab­flies­sen­de Ge­gen­stän­de oder Ma­te­ria­li­en ge­fähr­det wer­den.

Art. 18 Werfen oder Fallenlassen von Gegenständen und Materialien  

Ge­gen­stän­de und Ma­te­ria­li­en dür­fen nur ge­wor­fen oder fal­len ge­las­sen wer­den, wenn der Zu­gang zum Ge­fah­ren­be­reich ab­ge­sperrt ist oder wenn die Ge­gen­stän­de oder Ma­te­ria­li­en auf der gan­zen Län­ge über Kanä­le, ge­schlos­se­ne Rut­schen oder Ähn­li­ches ge­führt wer­den.

Art. 19 Fahrten von Transportfahrzeugen und Baumaschinen  

1 Es ist si­cher­zu­stel­len, dass sich kei­ne Per­so­nen im Ge­fah­ren­be­reich von Trans­port­fahr­zeu­gen und Bau­ma­schi­nen auf­hal­ten kön­nen. Müs­sen sich Per­so­nen im Ge­fah­ren­be­reich auf­hal­ten, so sind die er­for­der­li­chen tech­ni­schen Mass­nah­men zu tref­fen, wie der Ein­satz von Ka­me­ras oder das An­brin­gen von Spie­geln, oder der Ge­fah­ren­be­reich ist durch ei­ne Hilfs­per­son zu über­wa­chen. Die Hilfs­per­son darf sich nicht im Ge­fah­ren­be­reich auf­hal­ten.

2 Rück­wärts­fahr­ten von Trans­port­fahr­zeu­gen und Bau­ma­schi­nen sind so kurz wie mög­lich zu hal­ten.

3. Abschnitt: Leitern

Art. 20 Anforderungen  

1 Es dür­fen nur Lei­tern ver­wen­det wer­den, die:

a.
ins­be­son­de­re be­züg­lich Be­last­bar­keit und Stand­fes­tig­keit für die be­ab­sich­tig­te Ver­wen­dung ge­eig­net sind; und
b.
un­be­schä­digt sind.

2 Lei­tern müs­sen auf ei­ner trag­fä­hi­gen Un­ter­la­ge ste­hen und ge­gen Weg­rut­schen, Dre­hen und Kip­pen ge­si­chert sein.

3 Der Stand­ort ist so zu wäh­len, dass kei­ne Ge­fahr be­steht, durch her­ab­fal­len­de Ge­gen­stän­de oder Ma­te­ria­li­en ge­trof­fen zu wer­den.

4 Bei An­stell­lei­tern dür­fen die obers­ten drei Spros­sen nur dann be­stie­gen wer­den, wenn beim Aus­tritt ei­ne Platt­form und ei­ne Hal­te­vor­rich­tung vor­han­den sind.

5 Bei Bock­lei­tern dür­fen die obers­ten zwei Spros­sen nicht be­stie­gen wer­den.Bock­lei­tern dür­fen nur vom Lei­ter­fuss her be­gan­gen und ver­las­sen wer­den.

Art. 21 Arbeiten von tragbaren Leitern aus  

1 Von trag­ba­ren Lei­tern aus dür­fen Ar­bei­ten nur aus­ge­führt wer­den, wenn kein an­de­res Ar­beits­mit­tel in Be­zug auf die Si­cher­heit bes­ser ge­eig­net ist.

2 Ab ei­ner Ab­sturz­hö­he von mehr als 2 m dür­fen Ar­bei­ten von trag­ba­ren Lei­tern aus nur von kur­z­er Dau­er sein und es sind Ab­sturz­si­che­rungs­mass­nah­men zu tref­fen.

4. Abschnitt: Absturzsicherungen

Art. 22 Anforderungen an den Seitenschutz  

1 Ein Sei­ten­schutz be­steht aus ei­nem Ge­län­der­holm, min­des­tens ei­nem Zwi­schen­holm und ei­nem Bord­brett.

2 Die Ober­kan­te des Ge­län­der­holms muss min­des­tens 100 cm über der Stand­flä­che lie­gen.

3 Die Bord­bret­ter müs­sen ei­ne Hö­he von min­des­tens 15 cm ab der Stand­flä­che auf­wei­sen.

4 Der Ab­stand zwi­schen Ge­län­der- und Zwi­schen­holm, zwi­schen Bord­brett und Zwi­schen­holm und zwi­schen den Zwi­schen­hol­men darf nicht mehr als 47 cm be­tra­gen.

5 An­stel­le von Ge­län­der- und Zwi­schen­hol­men kön­nen Rah­men oder Git­ter mit ei­ner Ma­schen­wei­te von ma­xi­mal 25 cm ver­wen­det wer­den, so­fern sie den glei­chen Schutz bie­ten.

6 Der Sei­ten­schutz ist so zu be­fes­ti­gen, dass er nicht un­be­ab­sich­tigt ent­fernt wer­den oder sich lö­sen kann.

Art. 23 Verwendung des Seitenschutzes  

1 Ein Sei­ten­schutz ist zu ver­wen­den bei un­ge­schütz­ten Stel­len:

a.
mit ei­ner Ab­sturz­hö­he von mehr als 2 m;
b.
bei Bö­schun­gen mit ei­ner Hö­he von mehr als 2 m und ei­ner Nei­gung von mehr als 45°;
c.
im Be­reich von Ge­wäs­sern.

2 Bei Ver­kehrs­we­gen im Be­reich von Ge­wäs­sern oder Bö­schun­gen ge­nügt es, wenn der Sei­ten­schutz nur aus ei­nem Ge­län­der­holm be­steht.

3 Bei Grä­ben für den Bau von Werk­lei­tun­gen kann auf den Sei­ten­schutz ver­zich­tet wer­den, wenn sich kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer im Be­reich des Gra­ben­ran­des auf­hal­ten müs­sen und die Bau­stel­le gut sicht­bar si­gna­li­siert ist.

Art. 24 Niveauunterschiede bei Böden  

Im Ge­bäu­dein­nern sind bei Bö­den Ni­veau­un­ter­schie­de von mehr als 50 cm mit ei­nem Ge­län­der­holm ab­zu­schran­ken.

Art. 25 Bodenöffnungen  

Bo­den­öff­nun­gen, bei de­nen die Ge­fahr be­steht, dass man hin­ein­fällt oder hin­ein­tritt, sind mit ei­nem Sei­ten­schutz ab­zu­schran­ken oder mit ei­ner durch­bruch­si­che­ren und un­ver­rück­ba­ren Ab­de­ckung zu ver­se­hen.

Art. 26 Fassadengerüste bei Hochbauarbeiten  

1 Wird bei Hoch­bau­ar­bei­ten die Ab­sturz­hö­he von 3 m über­schrit­ten, so ist ein Fassa­den­ge­rüst zu er­stel­len.

2 Der obers­te Holm des Fassa­den­ge­rüs­tes hat wäh­rend der gan­zen Dau­er der Bau­ar­bei­ten die höchs­te Ab­sturz­kan­te um min­des­tens 80 cm oder, wenn der Sei­ten­schutz des Ge­rüs­tes nä­her als 60 cm zur Ab­sturz­kan­te liegt, um min­des­tens 100 cm zu über­ra­gen.

Art. 27 Auffangnetz und Fanggerüst für die Montage von vorgefertigten Dach- und Deckenelementen  

1 Für die Mon­ta­ge von vor­ge­fer­tig­ten Dach- und De­cken­ele­men­ten sind bei ei­ner Ab­sturz­hö­he von mehr als 3 m über die gan­ze Flä­che Auf­fang­net­ze oder Fang­ge­rüs­te zu ver­wen­den.

2 Der Ar­beit­ge­ber hat da­für zu sor­gen, dass Auf­fang­net­ze und Fang­ge­rüs­te täg­lich ei­ner Sicht­kon­trol­le un­ter­zo­gen wer­den. Bei Män­geln dür­fen Ar­bei­ten, für die das Auf­fang­netz oder das Fang­ge­rüst als Ab­sturz­si­che­rung dient, nicht aus­ge­führt wer­den.

Art. 28 Betreten von vorgefertigten Dach- und Deckenelementen  

Vor­ge­fer­tig­te Dach- und De­cken­ele­men­te dür­fen erst be­tre­ten wer­den, wenn sie be­fes­tigt sind.

Art. 29 Andere Absturzsicherungen  

1 Wo das An­brin­gen ei­nes Sei­ten­schut­zes nach Ar­ti­kel 22, ei­nes Fassa­den­ge­rüs­tes nach Ar­ti­kel 26 oder ei­nes Auf­fang­net­zes oder Fang­ge­rüs­tes nach Ar­ti­kel 27 tech­nisch nicht mög­lich oder zu ge­fähr­lich ist, sind gleich­wer­ti­ge Schutz­mass­nah­men zu tref­fen.

2 Die Schutz­mass­nah­men müs­sen un­ter Bei­zug ei­ner Spe­zia­lis­tin oder ei­nes Spe­zia­lis­ten für Ar­beits­si­cher­heit nach Ar­ti­kel 11a der Ver­ord­nung vom 19. De­zem­ber 19833 über die Un­fall­ver­hü­tung (VUV) schrift­lich fest­ge­legt wer­den.

5. Abschnitt: Bestehende Anlagen und Energieversorgung

Art. 30 Bestehende Anlagen  

1 Vor Be­ginn der Bau­ar­bei­ten muss ab­ge­klärt wer­den, ob im Ar­beits­be­reich An­la­gen vor­han­den sind, durch die Per­so­nen ge­fähr­det wer­den kön­nen, na­ment­lich elek­tri­sche An­la­gen, Ver­kehrs­an­la­gen, Lei­tun­gen, Kanä­le, Schäch­te und An­la­gen mit Ex­plo­si­ons­ge­fahr oder ge­fähr­li­chen Stof­fen.

2 Sind sol­che An­la­gen vor­han­den, so ist mit de­ren Ei­gen­tü­mern oder Be­trei­bern schrift­lich oder in ei­ner an­de­ren Form, die den Nach­weis durch Text er­mög­licht, fest­zu­le­gen, wel­che Si­cher­heits­mass­nah­men er­for­der­lich sind und wer sie durch­zu­füh­ren hat.

3 Wer­den sol­che An­la­gen erst nach Ar­beits­auf­nah­me ent­deckt, so sind die Ar­bei­ten ein­zu­stel­len und ist die Bau­herr­schaft oder de­ren Ver­tre­tung zu be­nach­rich­ti­gen. Die Ar­bei­ten dür­fen erst wie­der­auf­ge­nom­men wer­den, wenn die er­for­der­li­chen Mass­nah­men ge­trof­fen wor­den sind.

Art. 31 Energieversorgung auf Baustellen  

1 Für die Ver­sor­gung von Bau­stel­len mit Ener­gie sind die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten und die an­er­kann­ten Re­geln der Tech­nik zu be­ach­ten.

2 FürSteck­do­sen mit ei­ner Nenn­strom­stär­ke von höchs­tens 32 A, die zum An­schluss be­weg­li­cher Ge­rä­te die­nen, ist ei­ne Feh­ler­strom­schutz­schal­tung mit ma­xi­mal 30 mA Nen­naus­lö­se­strom ob­li­ga­to­risch.

3 Strom­krei­se zur Ver­sor­gung von Steck­do­sen mit ei­nem Be­mes­sungs­strom von mehr als 32 A müs­sen durch Feh­ler­strom­schutzein­rich­tun­gen ge­schützt sein.

6. Abschnitt: Arbeitsumgebung

Art. 32 Besonders gesundheitsgefährdende Stoffe  

1 Be­steht der Ver­dacht, dass be­son­ders ge­sund­heits­ge­fähr­den­de Stof­fe wie As­best oder PCB auf­tre­ten kön­nen, so muss der Ar­beit­ge­ber die Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 tref­fen.

2 Der Ar­beit­ge­ber hat die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer über das Er­geb­nis von er­stell­ten Schad­stoff­gut­ach­ten zu in­for­mie­ren.

3 Wird ein be­son­ders ge­sund­heits­ge­fähr­den­der Stoff im Ver­lauf der Bau­ar­bei­ten un­er­war­tet vor­ge­fun­den, so sind die be­trof­fe­nen Ar­bei­ten ein­zu­stel­len und ist die Bau­herr­schaft oder de­ren Ver­tre­tung zu be­nach­rich­ti­gen.

Art. 33 Luftqualität  

1 Es ist da­für zu sor­gen, dass:

a.
am Ar­beits­platz der Sau­er­stoff­ge­halt der Luft zwi­schen 19 und 21 Vo­lu­men­pro­zen­te be­trägt;
b.
die Grenz­wer­te für ge­sund­heits­ge­fähr­den­de Stof­fe in der Luft nach den Richt­li­ni­en über ma­xi­ma­le Ar­beits­platz-Kon­zen­tra­tio­nen nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 3 VUV4 nicht über­schrit­ten wer­den.

2 Ge­sund­heits­ge­fähr­den­de Stof­fe, na­ment­lich sol­che, die in Grä­ben, Ka­na­li­sa­tio­nen, Schäch­ten oder Tun­nels so­wie im Ge­bäu­dein­nern ent­ste­hen, sind:

a.
oh­ne Ge­fähr­dung von Per­so­nen ins Freie ab­zu­lei­ten;
b.
mit ei­nem Um­luft­sys­tem her­aus­zu­fil­tern; oder
c.
durch ei­ne künst­li­che Lüf­tung zu ver­dün­nen.

3 Ge­sund­heits­ge­fähr­den­de Stof­fe, die be­kann­ter­mas­sen krebs­er­zeu­gend sind, müs­sen oh­ne Ge­fähr­dung von Per­so­nen ins Freie ab­ge­lei­tet wer­den. Ist dies in be­son­de­ren Fäl­len nicht mög­lich, so sind die­se Stof­fe ge­mä­ss dem Stand der Tech­nik ent­we­der mit ei­nem Um­luft­sys­tem her­aus­zu­fil­tern oder durch ei­ne künst­li­che Lüf­tung so zu ver­dün­nen, dass die Ex­po­si­ti­on so tief wie mög­lich ist.

4 Die Luft­qua­li­tät ist re­gel­mäs­sig zu über­prü­fen.

5 Kann die zum Schutz der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer er­for­der­li­che Luft­qua­li­tät nicht durch tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men si­cher­ge­stellt wer­den, so sind Atem­schutz­ge­rä­te zu ver­wen­den.

6 Müs­sen Atem­schutz­ge­rä­te mit künst­li­cher Fri­schluft­zu­fuhr ver­wen­det wer­den, so sind Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ein­zu­set­zen, die auf­grund ih­rer kör­per­li­chen Ver­fas­sung ge­eig­net sind. Sie müs­sen über die auf­tre­ten­den Ge­fah­ren in­for­miert und in der An­wen­dung der Ge­rä­te in­stru­iert wor­den sein.

Art. 34 Explosions- und Brandgefahr  

1 Um Ex­plo­sio­nen und Brän­de zu ver­hü­ten und in Ex­plo­si­ons- und Brand­fäl­len all­fäl­li­ge Fol­gen für die Ge­sund­heit der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer zu ver­mei­den, sind ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu tref­fen.

2 Ar­bei­ten, bei de­nen Brand­ge­fahr be­steht, sind so zu pla­nen und aus­zu­füh­ren, dass die Ar­beitsplät­ze im Brand­fall ge­fahr­los ver­las­sen wer­den kön­nen.

3 Lösch­mit­tel und Lö­schein­rich­tun­gen, die den mög­li­chen Brand­stof­fen an­ge­passt sind, müs­sen in un­mit­tel­ba­rer Nä­he zur Ver­fü­gung ste­hen.

4 Ex­plo­si­ons­ge­fähr­de­te Be­rei­che sind ab­zu­sper­ren und mit ei­nem Warn­drei­eck zu kenn­zeich­nen.

Art. 35 Ertrinkungsgefahr  

1 Bei Ar­bei­ten an und über Ge­wäs­sern sind zur Ver­hin­de­rung ei­nes Stur­zes ins Was­ser Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 23 und 29 zu tref­fen.

2 Sind die Mass­nah­men nach Ab­satz 1 tech­nisch nicht mög­lich, so müs­sen:

a.
ge­eig­ne­te Schutz- und Ret­tungs­aus­rüs­tun­gen wie Ret­tungs­wes­ten ge­tra­gen wer­den; und
b.
Ret­tungs­rin­ge, Tau­wer­ke, Wurf­lei­nen und Ha­ken zur Ver­fü­gung ste­hen.

3 Bei Ar­bei­ten an, über und in flies­sen­den Ge­wäs­sern, bei de­nen die Ge­fahr be­steht, dass Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer weg­ge­schwemmt wer­den, sind Auf­fang­vor­rich­tun­gen oder mo­to­ri­sier­te Ret­tungs­boo­te zur Ver­fü­gung zu stel­len, es sei denn, die Ret­tung ist von ei­nem Ort an der Ober­flä­che aus, na­ment­lich vom Ufer, von Pon­tons, Flos­sen, Platt­for­men oder Ste­gen, ge­währ­leis­tet.

4 Für Ar­bei­ten an, über und in Ge­wäs­sern sind Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ein­zu­set­zen, die auf­grund ih­rer kör­per­li­chen Ver­fas­sung ge­eig­net sind. Sie müs­sen über die auf­tre­ten­den Ge­fah­ren in­for­miert und in der An­wen­dung der Ret­tungs­ge­rä­te in­stru­iert wor­den sein.

Art. 36 Lärm  

Kann die Lärm­be­las­tung durch tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men nicht un­ter den Grenz­wert nach den Richt­li­ni­en über Grenz­wer­te für phy­si­ka­li­sche Ein­wir­kun­gen nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 3 VUV5 ge­senkt wer­den, so sind ge­eig­ne­te Ge­hör­schutz­mit­tel zu tra­gen.

Art. 37 Sonne, Hitze und Kälte  

Bei Ar­bei­ten bei Son­ne, Hit­ze und Käl­te sind die er­for­der­li­chen Mass­nah­men zum Schutz der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer zu tref­fen.

Art. 38 Beleuchtung  

Ar­beitsplät­ze und Ver­kehrs­we­ge müs­sen über ei­ne aus­rei­chen­de Be­leuch­tung ver­fü­gen.

Art. 39 Naturgefahren  

1 In Zo­nen mit Na­tur­ge­fah­ren wie La­wi­nen, Hoch­was­ser, Mur­gän­gen, Erd­rut­schen oder Stein­schlag dür­fen Ar­bei­ten nur aus­ge­führt wer­den, wenn:

a.
ei­ne ge­eig­ne­te Über­wa­chung ge­währ­leis­tet ist;
b.
die Ret­tungs­kräf­te alar­miert wer­den kön­nen; und
c.
der Trans­port ei­ner ver­un­fall­ten Per­son zwi­schen ei­nem Ar­beits­platz und der nächs­ten Ärz­tin oder dem nächs­ten Arzt oder dem nächs­ten Spi­tal si­cher­ge­stellt ist.

2 Im Si­cher­heits- und Ge­sund­heits­schutz­kon­zept nach Ar­ti­kel 4 sind die Vor­ga­ben der Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne in Be­zug auf die Na­tur­ge­fah­ren in ih­rem Ge­biet zu be­rück­sich­ti­gen.

3 Bei aku­ter Ge­fahr dür­fen sich kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in der Ge­fah­ren­zo­ne auf­hal­ten.

7. Abschnitt: Transport

Art. 40  

1 Trans­port­an­la­gen sind so ein­zu­rich­ten und in Stand zu hal­ten, dass zwi­schen dem Per­so­nal, das die An­la­gen steu­ert, und je­der Stel­le, die be­dient wird, di­rek­te Sicht­ver­bin­dung be­steht. Ist dies we­gen der ört­li­chen Ver­hält­nis­se nicht mög­lich, so muss ein zu­ver­läs­si­ges Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­tem ein­ge­rich­tet wer­den.

2 Der Ge­fah­ren­be­reich un­ter­halb ei­ner Auf­zug­s­ein­rich­tung ist ent­we­der ab­zu­sper­ren oder durch Warn­pos­ten zu si­chern. Muss der Ge­fah­ren­be­reich be­tre­ten wer­den, so ist die Ein­rich­tung vor­gän­gig still­zu­le­gen und zu si­chern.

3 Per­so­nen­trans­por­te dür­fen nur mit Ar­beits­mit­teln aus­ge­führt wer­den, die vom Her­stel­ler da­für vor­ge­se­hen sind.

4 Das zu­stän­di­ge Durch­füh­rungs­or­gan kann für spe­zi­el­le Bau­ver­fah­ren oder in be­grün­de­ten Ein­zel­fäl­len auf An­trag hin Aus­nah­men von der Re­ge­lung nach Ab­satz 3 be­wil­li­gen. Der An­trag ist schrift­lich oder in ei­ner an­de­ren Form, die den Nach­weis durch Text er­mög­licht, ein­zu­rei­chen.

3. Kapitel: Arbeiten auf Dächern

1. Abschnitt: Schutz vor Stürzen über den Dachrand

Art. 41 Massnahmen an Dachrändern  

1 An sämt­li­chen Dachrän­dern sind ab ei­ner Ab­sturz­hö­he von mehr als 2 m ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu tref­fen, um Ab­stür­ze zu ver­hin­dern. Bei un­ter­schied­li­chen Dach­nei­gun­gen ist für die zu tref­fen­den Mass­nah­men die Nei­gung an der Dachtrau­fe mass­ge­bend.

2 Bei Dä­chern mit ei­ner Nei­gung bis und mit 60° gilt Fol­gen­des:

a.
Be­trägt die Nei­gung we­ni­ger als 10°, so ist ein Spengl­er­gang an­zu­brin­gen, es sei denn, es wird ein durch­ge­hen­der Sei­ten­schutz nach Ar­ti­kel 22 an­ge­bracht, in­ner­halb des­sen al­le Ar­bei­ten aus­ge­führt wer­den kön­nen.
b.
Be­trägt die Nei­gung zwi­schen 10° und 30°, so ist ein Spengl­er­gang an­zu­brin­gen.
c.
Be­trägt die Nei­gung zwi­schen 30° und 45°, so ist ein Spengl­er­gang mit ei­nem Sei­ten­schutz, der als Dach­decker­schutz­wand nach Ar­ti­kel 59 aus­ge­stal­tet ist, an­zu­brin­gen.
d.
Be­trägt die Nei­gung zwi­schen 45° und 60°, so ist ein Spengl­er­gang mit ei­nem Sei­ten­schutz, der als Dach­decker­schutz­wand nach Ar­ti­kel 59 aus­ge­stal­tet ist, an­zu­brin­gen und es sind zu­sätz­li­che Schutz­mass­nah­men wie das Er­rich­ten von Ar­beits­po­des­ten oder Seil­si­che­run­gen zu tref­fen.
e.
An gie­bel­sei­ti­gen Dachrän­dern sind ein Ge­län­der­holm und ein Zwi­schen­holm an­zu­brin­gen, es sei denn, es ist ein durch­ge­hen­der Spengl­er­gang an­ge­bracht oder es wur­den gleich­wer­ti­ge Schutz­mass­nah­men ge­trof­fen.

3 Bei Dä­chern mit ei­ner Nei­gung über 60° darf, un­ab­hän­gig von der Ab­sturz­hö­he, nur von Ge­rüs­ten oder Hu­b­ar­beits­büh­nen aus ge­ar­bei­tet wer­den.

Art. 42 Dachfangwand bei Arbeiten auf bestehenden Dächern  

1 Für Ar­bei­ten auf be­ste­hen­den Dä­chern mit ei­ner Dach­nei­gung bis 45° kann in Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 41 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a–c ei­ne Dach­fang­wand ver­wen­det wer­den.

2 Ei­ne Dach­fang­wand ist ei­ne Schutzein­rich­tung auf ge­neig­ten Dach­flä­chen, die ver­hin­dert, dass ab­rut­schen­de Per­so­nen über den Dachrand ab­stür­zen oder nie­der­ge­hen­des Ma­te­ri­al über den Dachrand her­un­ter­fällt.

3 Sie ist für ei­ne dy­na­mi­sche Be­las­tung zu be­mes­sen.

4 Sie ist di­rekt an der Trau­fe zu er­rich­ten, hat die­se um min­des­tens 80 cm zu über­ra­gen, muss ei­ne Bau­hö­he von min­des­tens 100 cm auf­wei­sen und ist in der tra­gen­den Un­ter­kon­struk­ti­on zu ver­an­kern.

Art. 43 Schutz vor Abstürzen durch Öffnungen zwischen Spenglergang und Fassade  

Be­trägt die Öff­nung zwi­schen dem Be­lag des Spengl­er­gangs und der Fassa­de mehr als 30 cm, so sind Mass­nah­men zu tref­fen, die Ab­stür­ze durch die­se Öff­nung ver­hin­dern.

2. Abschnitt: Schutz vor Stürzen durch das Dach

Art. 44 Allgemeines  

1 Vor Be­ginn der Ar­bei­ten muss der Ar­beit­ge­ber ab­klä­ren, ob die Dach­flä­chen durch­bruch­si­cher sind.

2 Kann nicht nach­ge­wie­sen wer­den, dass die Dach­flä­chen durch­bruch­si­cher sind, so gel­ten sie als nicht durch­bruch­si­che­re Dach­flä­chen.

3 Bei Dach­öff­nun­gen sind, un­ab­hän­gig von der Ab­sturz­hö­he, trag­fä­hi­ge und un­ver­rück­ba­re Ab­sturz­si­che­run­gen nach den Ar­ti­keln 22–29 an­zu­brin­gen.

Art. 45 Nicht durchbruchsichere Dachflächen  

1 Das Ar­bei­ten auf nicht durch­bruch­si­che­ren Dach­flä­chen ist nur von Lauf­ste­gen aus ge­stat­tet.

2 Ist das An­brin­gen von Lauf­ste­gen tech­nisch nicht mög­lich oder mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gem Auf­wand ver­bun­den, so sind ab ei­ner Ab­sturz­hö­he von mehr als 3 m Auf­fang­net­ze oder Fang­ge­rüs­te zu mon­tie­ren.

3 Sind Ar­bei­ten in der Nä­he von nicht durch­bruch­si­che­ren Dach­flä­chen aus­zu­füh­ren, so sind die­se ge­gen­über den Ar­beits­be­rei­chen ab­zu­schran­ken oder durch­bruch­si­cher ab­zu­de­cken.

3. Abschnitt: Arbeiten von geringem Umfang

Art. 46  

1 Bei Ar­bei­ten, die pro Dach ge­samt­haft we­ni­ger als zwei Per­so­nen­ar­beits­ta­ge dau­ern, müs­sen die Ab­sturz­si­che­rungs­mass­nah­men erst bei ei­ner Ab­sturz­hö­he von mehr als 3 m ge­trof­fen wer­den.Bei Gleit­ge­fahr sind die Mass­nah­men be­reits ab ei­ner Ab­sturz­hö­he von mehr als 2 m zu tref­fen.

2 Fol­gen­de Mass­nah­men sind auf je­den Fall zu tref­fen:

a.
bei Dach­nei­gun­gen bis und mit 60°: Seil­si­che­rung;
b.
bei Dach­nei­gun­gen von mehr als 60°: Ver­wen­dung von Hu­b­ar­beits­büh­nen oder gleich­wer­ti­gen Vor­rich­tun­gen.

4. Kapitel: Gerüste

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 47 Trag- und Widerstandsfähigkeit  

1 Es dür­fen nur Ge­rüs­te und Ge­rüst­be­stand­tei­le ver­wen­det wer­den, die den An­for­de­run­gen an das In­ver­kehr­brin­gen nach dem Bun­des­ge­setz vom 12. Ju­ni 20096 über die Pro­duk­te­si­cher­heit ent­spre­chen.

2 Die Ge­rüs­te und Ge­rüst­be­stand­tei­le müs­sen al­le auf sie ein­wir­ken­den Kräf­te, auch wäh­rend des Auf-, Um- und Ab­baus, auf­neh­men kön­nen, na­ment­lich:

a.
das Ei­gen­ge­wicht;
b.
Nutz­las­ten;
c.
Wind­kräf­te;
d.
Schnee­las­ten;
e.
dy­na­mi­sche Be­an­spru­chung wie bei Sprün­gen, Stür­zen oder Er­schüt­te­run­gen;
f.
spe­zi­el­le Kräf­te, die wäh­rend des Auf-, Um- und Ab­baus auf­tre­ten.
Art. 48 Nicht zu benützende Gerüstbestandteile  

Ge­rüst­be­stand­tei­le, die ver­bo­gen, ge­knickt oder durch Kor­ro­si­on oder an­ders­wie be­schä­digt sind, dür­fen nicht be­nützt wer­den.

Art. 49 Fundation  

Ge­rüs­te müs­sen auf ei­ne trag­fä­hi­ge Un­ter­la­ge ab­ge­stellt und ge­gen Weg­rut­schen ge­si­chert wer­den.

Art. 50 Stabilität  

Ge­rüs­te sind so auf­zu­bau­en, dass sämt­li­che Be­stand­tei­le ge­gen un­be­ab­sich­tig­tes Ver­schie­ben ge­si­chert sind.

Art. 51 Verankerung  

1 Das Ge­rüst ist am Bau­werk zug- und druck­fest zu ver­an­kern oder an­der­wei­tig in ge­eig­ne­ter Wei­se zu fi­xie­ren, na­ment­lich durch Ab­stüt­zen oder Ab­span­nen.

2 Die Ver­an­ke­rung oder die an­der­wei­ti­ge Fi­xie­rung ist fort­lau­fend dem Ge­rüst­auf­bau oder -ab­bau fol­gend zu mon­tie­ren oder zu ent­fer­nen.

Art. 52 Ein- und Anbauten am Gerüst  

Wer Ein- und An­bau­ten jeg­li­cher Art wie Auf­zü­ge, Seil­win­den, Kon­so­len, Wer­be­ta­feln oder Ge­rüst­ver­klei­dun­gen an ein Ge­rüst an­brin­gen will, hat sich vor­gän­gig zu ver­ge­wis­sern, dass das Ge­rüst be­züg­lich Trag­si­cher­heit und Sta­bi­li­tät den zu er­war­ten­den Zu­satz­kräf­ten stand­hält. Für Ein- und An­bau­ten ist die Ein­wil­li­gung des Ge­rüs­ter­stel­lers er­for­der­lich.

2. Abschnitt: Arbeitsgerüste

Art. 53 Begriff  

Ar­beits­ge­rüs­te sind Kon­struk­tio­nen, die be­geh­ba­re Ar­beits­flä­chen am Bau­werk schaf­fen. Sie kön­nen auch als Ab­sturz­si­che­rung die­nen.

Art. 54 Verbot von Fassadengerüsten aus vertikal tragenden Holzstangen  

Fassa­den­ge­rüs­te dür­fen nicht aus ver­ti­kal tra­gen­den Holz­stan­gen er­stellt wer­den.

Art. 55 Tragfähigkeit und Belagsbreite  

Für fol­gen­de Ar­bei­ten dür­fen nur Ar­beits­ge­rüs­te mit fol­gen­der mi­ni­ma­len Trag­fä­hig­keit und Be­lags­brei­te ver­wen­det wer­den:

Nutz­last in kN
pro m2

Mi­ni­ma­le Be­lags­brei­te (auch
zwi­schen Stän­dern)

Ge­rüst­be­zeich­nung

Ar­bei­ten mit leich­tem
Ma­te­ri­al wie Ver­putz-
oder Ma­ler­ar­bei­ten

2,00

60 cm

leich­tes Ar­beits­ge­rüst wie Ver­putz- oder Mal­er­ge­rüst

Ar­bei­ten mit Ma­te­ri­al­la­ge­rung wie Mau­rer­ar­bei­ten

3,00

90 cm

schwe­res Ar­beits­ge­rüst wie Mau­rer­ge­rüst

Ar­bei­ten mit schwe­rem
Ma­te­ri­al wie das Ver­set­zen
von Fer­ti­g­ele­men­ten

4,50

90 cm

be­son­ders schwe­res
Ar­beits­ge­rüst
wie Stein­hau­er­ge­rüst

Art. 56 Zugänge zu Arbeitsplätzen  

1 Ge­rüst­gän­ge müs­sen über Ge­rüst­trep­pen si­cher zu­gäng­lich sein. An­stel­le von Ge­rüst­trep­pen dür­fen in fol­gen­den Fäl­len Durch­stiegs­be­lä­ge ver­wen­det wer­den:

a.
für den Zu­gang zum obers­ten Ge­rüst­gang im Gie­bel­be­reich;
b.
bei Roll­ge­rüs­ten;
c.
wenn Ge­rüst­trep­pen aus Platz­grün­den nicht mon­tiert wer­den kön­nen.

2 Ge­rüst­trep­pen und Durch­stiegs­be­lä­ge müs­sen so an­ge­bracht wer­den, dass sie von je­dem Ar­beits­platz aus höchs­tens 25 m ent­fernt sind.

3 An Ar­beits­ge­rüs­ten, die hö­her als 25 m sind, ist zu­dem min­des­tens ein Auf­zug zu mon­tie­ren, der vom Her­stel­ler für Ma­te­ri­al- und Per­so­nen­trans­por­te vor­ge­se­hen ist. Der Auf­zug er­setzt nicht die er­for­der­li­chen Zu­gän­ge.

4 An den Ge­rüst­trep­pen ist stirn­sei­tig ein Sei­ten­schutz nach Ar­ti­kel 22 an­zu­brin­gen.

Art. 57 Gerüstgänge  

1 Die Gän­ge der Ar­beits­ge­rüs­te sind in ei­nem ver­ti­ka­len Ab­stand von min­des­tens 1,9 m und höchs­tens 2,3 m an­zu­ord­nen.

2 Der Min­destab­stand nach Ab­satz 1 gilt nicht für:

a.
die un­ters­te Durch­gangs­hö­he vom ge­wach­se­nen Ter­rain zum un­ters­ten Ge­rüst­gang;
b.
die obers­te Durch­gangs­hö­he über dem obers­ten Ge­rüst­gang.

3 Der Ab­stand des Be­la­ges von der Fassa­de darf in kei­ner Bau­pha­se 30 cm über­stei­gen. Lässt sich dies nicht ein­hal­ten, so sind zu­sätz­li­che Mass­nah­men zu tref­fen, um einen Ab­sturz zu ver­hin­dern.

Art. 58 Spenglergang  

1 Ein Spengl­er­gang ist ein Ge­rüst­gang, der das si­che­re Ar­bei­ten am Dachrand er­mög­licht.

2 Bei Ab­sturz­hö­hen ab der Trau­fe oder ab dem Flach­dachrand von mehr als 2 m ist ma­xi­mal 1 m un­ter­halb der Trau­fe oder des Flach­dachran­des ein Spengl­er­gang zu er­stel­len.

3 Der Be­lag des Spengl­er­gangs ist für ei­ne dy­na­mi­sche Be­an­spru­chung wie bei ei­nem Sturz vom Dach zu be­mes­sen.

4 Der Sei­ten­schutz des Spengl­er­gangs muss min­des­tens 60 cm von der fer­ti­gen Dachtrau­fe oder der Aus­sen­kan­te des Daches ent­fernt ste­hen. Der obers­te Holm muss min­des­tens 80 cm ober­halb des Dachran­des lie­gen.

Art. 59 Dachdeckerschutzwand  

1 Die Dach­decker­schutz­wand ist ei­ne Schutzein­rich­tung am Spengl­er­gang, die vom Dach stür­zen­de Per­so­nen, Ge­gen­stän­de und Ma­te­ria­li­en auf­fängt.

2 In der Dach­decker­schutz­wand sind Öff­nun­gen bis zu ei­ner Flä­che von je 100 cm2 zu­läs­sig.

Art. 60 Montage und Demontage von Arbeitsgerüsten  

Die Mon­ta­ge und De­mon­ta­ge von Ar­beits­ge­rüs­ten hat ge­mä­ss den Her­stel­ler­an­ga­ben zu er­fol­gen.

Art. 61 Sichtkontrolle und Unterhalt  

1 Der Ar­beit­ge­ber, des­sen Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer Ar­bei­ten auf dem Ar­beits­ge­rüst aus­füh­ren oder für die das Ar­beits­ge­rüst als Ab­sturz­si­che­rung dient, hat da­für zu sor­gen, dass das Ar­beits­ge­rüst täg­lich ei­ner Sicht­kon­trol­le un­ter­zo­gen wird. Weist es Män­gel auf, so darf es nicht be­nützt wer­den.

2 Auf Ge­rüst­be­lä­gen so­wie auf Zu­gän­gen, Auf- und Ab­stie­gen muss über­flüs­si­ges oder ge­fähr­li­ches Ma­te­ri­al, na­ment­lich Schutt, Schnee und Eis, ent­fernt wer­den.

Art. 62 Nutzlast eines Arbeitsgerüstes oder eines Materialpodestes  

1 Die Nutz­last ei­nes Ar­beits­ge­rüs­tes muss bei je­dem Ge­rüst­zu­gang gut sicht­bar auf ei­nem Schild an­ge­ge­ben sein.

2 Die Nutz­last je­des Ma­te­ri­al­po­des­tes muss beim Zu­gang zum Ma­te­ri­al­po­dest gut sicht­bar auf ei­nem Schild an­ge­ge­ben sein.

Art. 63 Sperrung des Arbeitsgerüstes  

Ar­beits­ge­rüs­te oder Be­rei­che von Ar­beits­ge­rüs­ten, die zur Be­nut­zung nicht frei­ge­ge­ben sind, müs­sen mit ei­ner tech­ni­schen Mass­nah­me wie ei­nem Sei­ten­schutz ge­sperrt wer­den.

Art. 64 Änderungen am Arbeitsgerüst  

Än­de­run­gen am Ar­beits­ge­rüst dür­fen nur vom Ge­rüs­ter­stel­ler vor­ge­nom­men wer­den. Ge­ring­fü­gi­ge An­pas­sun­gen dür­fen in Ab­spra­che mit dem Ge­rüs­ter­stel­ler vor­ge­nom­men wer­den. Die Ab­spra­che muss schrift­lich oder in ei­ner an­de­ren Form, die den Nach­weis durch Text er­mög­licht, er­fol­gen.

Art. 65 Besondere Bestimmungen für Rollgerüste  

1 Roll­ge­rüs­te sind vor der Be­nüt­zung hin­sicht­lich der Art der aus­zu­füh­ren­den Ar­bei­ten und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Bo­den­ver­hält­nis­se auf ih­re Stand­si­cher­heit zu prü­fen.

2 Die ge­mä­ss Ver­wen­dungs­an­lei­tung vor­ge­se­he­ne ma­xi­ma­le Ein­satz­hö­he darf nicht über­schrit­ten wer­den.

3 Die Roll­ge­rüs­te müs­sen ge­gen un­be­ab­sich­tig­tes Ver­schie­ben ge­si­chert sein. Wäh­rend des Ver­schie­bens ei­nes Roll­ge­rüsts dür­fen sich kei­ne Per­so­nen dar­auf auf­hal­ten.

3. Abschnitt: Fanggerüste und Auffangnetze

Art. 66 Fanggerüste  

1 Fang­ge­rüs­te sind Ge­rüs­te, die da­zu die­nen, Per­so­nen, Ge­gen­stän­de und Ma­te­ria­li­en auf­zu­fan­gen. Sie sind so an­zu­brin­gen, dass Per­so­nen, Ge­gen­stän­de und Ma­te­ria­li­en nicht tiefer als 2 m ab­stür­zen oder her­un­ter­fal­len kön­nen.

2 Wird ein Fang­ge­rüst aus­kra­gend an­ge­bracht, so muss die ho­ri­zon­ta­le Aus­kra­gung min­des­tens 1,5 m be­tra­gen.

3 Gibt es ei­ne Ab­sturz­sei­te, so ist ein Sei­ten­schutz nach Ar­ti­kel 22 an­zu­brin­gen.

4 Der Be­lag des Fang­ge­rüs­tes ist für ei­ne dy­na­mi­sche Be­an­spru­chung zu be­mes­sen.

Art. 67 Auffangnetze  

Auf­fang­net­ze sind so an­zu­brin­gen, dass Per­so­nen nicht tiefer als 3 m ab­stür­zen oder her­un­ter­fal­len kön­nen.

5. Kapitel: Gräben, Schächte und Baugruben

Art. 68 Allgemeines  

1 Grä­ben, Schäch­te und Bau­gru­ben sind so aus­zu­ge­stal­ten, dass kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer durch her­ab­fal­len­de oder ab­rut­schen­de Mas­sen ge­fähr­det wer­den.

2 Grä­ben, Schäch­te und Bau­gru­ben von mehr als 1,5 m Tie­fe, die nicht ver­spriesst wer­den, sind ge­mä­ss Ar­ti­kel 75 ab­zu­bö­schen oder durch an­de­re ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu si­chern.

Art. 69 Minimale lichte Breite in Gräben und Schächten  

1 Grä­ben und Schäch­te müs­sen so er­stellt wer­den, dass die lich­te Brei­te ein si­che­res Ar­bei­ten ge­währ­leis­tet.

2 Die lich­teBrei­te ist der kleins­te Ab­stand:

a.
zwi­schen Gra­ben­wän­den oder, so­fern ei­ne Spries­sung vor­han­den ist, zwi­schen ge­gen­über­lie­gen­den Spriess­wän­den; oder
b.
zwi­schen Bau­gru­ben­bö­schung und fes­ten Bau­tei­len.

3 Muss der Gra­ben für das Ver­le­gen von Lei­tun­gen be­gan­gen wer­den, hat die lich­te Brei­te zu be­tra­gen:

a.
ab ei­ner Gra­ben­tie­fe von mehr als 1 m: min­des­tens 60 cm;
b.
bei ei­nem In­nen­rohr­durch­mes­ser bis und mit 40 cm: min­des­tens 40 cm plus der Aus­sen­rohr­durch­mes­ser der Lei­tung;
c.
bei ei­nem In­nen­rohr­durch­mes­ser ab 40 cm bis und mit 120 cm: min­des­tens 60 cm, und da­bei auf der einen Sei­te min­des­tens 40 cm, plus der Aus­sen­rohr­durch­mes­ser der Lei­tung;
d.
bei ei­nem In­nen­rohr­durch­mes­ser ab 120 cm: min­des­tens 80 cm, und da­bei auf der einen Sei­te min­des­tens 60 cm, plus der Aus­sen­rohr­durch­mes­ser der Lei­tung.
Art. 70 Minimale Breite des Arbeitsraums in Baugruben  

Die Brei­te des Ar­beits­raums in Bau­gru­ben muss in je­der Bau­pha­se min­des­tens 60 cm be­tra­gen.

Art. 71 Freihaltung der Ränder von Gräben und Baugruben  

Rän­der von Grä­ben und Bau­gru­ben müs­sen ho­ri­zon­tal frei­ge­hal­ten wer­den:

a.
bei Spries­sun­gen in Grä­ben und Si­che­run­gen der Bau­gru­ben­wän­de mit Spund-, Pfahl-, Schlitz-, Na­gel­wän­den und der­glei­chen: auf ei­ner Brei­te von min­des­tens 50 cm;
b.
bei Bö­schun­gen: auf ei­ner Brei­te von min­des­tens 1 m.
Art. 72 Deponien von Aushub- und Baumaterial  

De­po­ni­en von Aus­hub- und Bau­ma­te­ri­al sind so zu er­stel­len, dass kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ge­fähr­det wer­den.

Art. 73 Einsatz von Treppen und Leitern  

1 Für den Zu­gang zu Bau­gru­ben, in Grä­ben und in Schäch­ten müs­sen si­che­re Ar­beits­mit­tel, na­ment­lich Trep­pen, ein­ge­setzt wer­den. Die Trep­pen müs­sen im ver­ti­ka­len Ab­stand von ma­xi­mal 5 m mit Zwi­schen­po­des­ten un­ter­bro­chen sein.

2 An­stel­le von Trep­pen dür­fen Lei­tern ein­ge­setzt wer­den:

a.
für den Zu­gang zu Bau­gru­ben: bis zu ei­ner Tie­fe von 5 m und wenn aus tech­ni­schen Grün­den kei­ne Trep­pen ein­ge­setzt wer­den kön­nen;
b.
in Grä­ben und Schäch­ten: bis zu ei­ner Tie­fe von 5 m.
Art. 74 Verhinderung des Überfahrens von Graben-, Schacht- und Baugruben sowie von Böschungskanten  

Ge­gen das Über­fah­ren von Gra­ben-, Schacht- und Bau­gru­ben­rän­dern so­wie von Bö­schungs­kan­ten sind im Be­reich von Fahr­bah­nen und Kipp­stel­len die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zu tref­fen, na­ment­lich durch:

a.
Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zun­gen;
b.
ei­ne ge­eig­ne­te Ver­kehrs­füh­rung mit Si­gna­li­sa­tio­nen;
c.
Ab­schran­kun­gen und Rad­ab­wei­ser.
Art. 75 Standfestigkeit des Baugrunds bei Böschungen  

1 Die Bö­schungs­nei­gun­gen der Wän­de von Grä­ben und Bau­gru­ben sind der Stand­fes­tig­keit des Bau­grunds an­zu­pas­sen.

2 Wird die Stand­fes­tig­keit des Bau­grunds durch äus­se­re Ein­flüs­se wie star­ke Nie­der­schlä­ge, Tau­wet­ter, Las­ten oder Er­schüt­te­run­gen be­ein­träch­tigt, so sind ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu tref­fen.

Art. 76 Sicherheitsnachweis bei Böschungen  

1 Bei Bö­schun­gen muss ein Si­cher­heits­nach­weis ei­ner Fach­in­ge­nieu­rin oder ei­nes Fach­in­ge­nieurs oder ei­ner Geo­tech­ni­ke­rin oder ei­nes Geo­tech­ni­kers vor­lie­gen, wenn:

a.
die Bö­schung mehr als 4 m hoch ist;
b.
die fol­gen­den Ver­hält­nis­se zwi­schen Senk­rech­te und Waag­rech­te nicht ein­ge­hal­ten wer­den:
1.
höchs­tens 2 : 1 bei gu­tem Ma­te­ri­al und bei mäs­sig ver­fes­tig­tem, je­doch noch stand­fes­tem Ma­te­ri­al,
2.
höchs­tens 1 : 1 bei rol­li­gem Ma­te­ri­al;
c.
die Bö­schung vor­aus­sicht­lich durch Fahr­zeu­ge, Bau­ma­schi­nen oder Ma­te­ri­al­de­pots zu­sätz­lich be­las­tet wird; oder
d.
Hang­was­ser zu­tritt oder der Bö­schungs­fuss sich im Grund­was­ser­be­reich be­fin­det.

2 Der Ar­beit­ge­ber hat da­für zu sor­gen, dass die Fach­in­ge­nieu­rin oder der Fach­in­ge­nieur oder die Geo­tech­ni­ke­rin oder der Geo­tech­ni­ker die Um­set­zung der Mass­nah­men, die sich aus dem Si­cher­heits­nach­weis er­ge­ben, über­prüft.

Art. 77 Anforderungen an Spriessungen  

1 Spries­sun­gen müs­sen den zu er­war­ten­den Be­las­tun­gen und Be­an­spru­chun­gen stand­hal­ten und nach den Re­geln der Tech­nik aus­ge­führt wer­den.

2 Bei der Di­men­sio­nie­rung der Spries­sun­gen sind zu­sätz­li­che Be­las­tun­gen wie Be­las­tun­gen durch Fahr­zeu­ge, Bau­ma­schi­nen so­wie De­po­ni­en von Aus­hub, Ma­te­ri­al und Ge­rä­ten zu be­rück­sich­ti­gen.

Art. 78 Ausführung der Spriessungen  

1 Die Spries­sun­gen sind so aus­zu­füh­ren, dass be­nach­bar­te un­ver­spriess­te Wand­tei­le kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ge­fähr­den.

2 Der un­ters­te Teil der Gra­ben­wän­de kann bis zu ei­ner Hö­he von höchs­tens 80 cm un­ver­spriesst blei­ben, so­weit es das Ma­te­ri­al zu­lässt.

3 Die Spriess­ele­men­te dür­fen in stand­fes­tem Ma­te­ri­al Zwi­schen­räu­me von höchs­tens 20 cm auf­wei­sen.

4 Hohl­räu­me hin­ter Spriess­wän­den sind so­fort satt aus­zu­fül­len.

5 Die Spries­sun­gen müs­sen min­des­tens 15 cm über den Gra­ben­rand vor­ste­hen.

6 Grä­ben, die un­ter­halb von Bö­schun­gen senk­recht aus­ge­ho­ben wer­den, sind auf der ge­sam­ten ver­ti­ka­len Aus­hub­tie­fe zu ver­spries­sen.

7 Beim Ein- und Aus­bau der Spries­sun­gen so­wie beim Wie­der­ein­fül­len der Grä­ben dür­fen sich kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer im un­ge­si­cher­ten Be­reich auf­hal­ten.

Art. 79 Sicherheitsnachweis bei Baugrundverbesserungen  

1 Bau­grund­ver­bes­se­run­gen wie In­jek­tio­nen, Ver­mör­te­lun­gen und künst­li­che Ver­ei­sun­gen dür­fen nur aus­ge­führt wer­den, wenn ein Si­cher­heits­nach­weis ei­ner Fach­in­ge­nieu­rin oder ei­nes Fach­in­ge­nieurs oder ei­ner Geo­tech­ni­ke­rin oder ei­nes Geo­tech­ni­kers vor­liegt.

2 Die not­wen­di­gen Prü­fun­gen und Mes­sun­gen sind nach den An­wei­sun­gen ei­ner Fach­in­ge­nieu­rin oder ei­nes Fach­in­ge­nieurs oder ei­ner Geo­tech­ni­ke­rin oder ei­nes Geo­tech­ni­kers durch­zu­füh­ren.

3 Der Ar­beit­ge­ber hat da­für zu sor­gen, dass die Fach­in­ge­nieu­rin oder der Fach­in­ge­nieur oder die Geo­tech­ni­ke­rin oder der Geo­tech­ni­ker die Um­set­zung der Mass­nah­men, die sich aus dem Si­cher­heits­nach­weis er­ge­ben, über­prüft.

Art. 80 Überhänge an Böschungen oder Grabenwänden  

1 Über­hän­ge an den Bö­schun­gen oder Gra­ben­wän­den sind un­ver­züg­lich zu be­sei­ti­gen.

2 Frei­ge­leg­te Ge­gen­stän­de wie Bau­werks­tei­le, Werk­lei­tun­gen, Rand­stei­ne, Be­lags­tei­le, Find­lin­ge, lo­se Stei­ne, Bäu­me und Sträu­cher sind zu ent­fer­nen oder zu si­chern.

6. Kapitel: Rückbau- und Abbrucharbeiten

1. Abschnitt: Allgemeines

Art. 81  

1 Für Rück­bau- und Ab­bruch­ar­bei­ten sind im Si­cher­heits- und Ge­sund­heits­schutz­kon­zept nach Ar­ti­kel 4 ins­be­son­de­re die Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 17, 22–29 und 32–34 fest­zu­hal­ten. Zu­sätz­lich müs­sen die Mass­nah­men fest­ge­hal­ten wer­den, mit de­nen ver­hin­dert wird, dass:

a.
Bau­tei­le un­be­ab­sich­tigt ein­stür­zen;
b.
Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer durch die In­sta­bi­li­tät von Nach­bar­bau­wer­ken, durch be­ste­hen­de An­la­gen, durch be­schä­dig­te Werk­lei­tun­gen oder durch den plötz­li­chen Bruch von Zug­sei­len ge­fähr­det wer­den;
c.
Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer durch den Ein­tritt ei­nes Seil­bru­ches oder durch Ma­te­ri­al­wurf ge­fähr­det wer­den.

2 Na­ment­lich ist si­cher­zu­stel­len, dass:

a.
das Be­tre­ten von Ge­fah­ren­zo­nen durch Schutz­wän­de, Ab­sper­run­gen oder Warn­pos­ten ver­hin­dert wird;
b.
die Ar­bei­ten nur un­ter stän­di­ger fach­kun­di­ger Auf­sicht durch­ge­führt wer­den.

2. Abschnitt: Bestimmungen für anerkannte Asbestsanierungsunternehmen

Art. 82 Grundsatz  

1 As­best­sa­nie­rungs­ar­bei­ten, bei de­nen er­heb­li­che Men­gen ge­sund­heits­ge­fähr­den­der As­best­fa­sern frei­ge­setzt wer­den kön­nen, dür­fen nur von As­best­sa­nie­rungs­un­ter­neh­men aus­ge­führt wer­den, die von der Schwei­ze­ri­schen Un­fall­ver­si­che­rungs­an­stalt (Su­va) an­er­kannt sind.

2 Als Ar­bei­ten nach Ab­satz 1 gel­ten ins­be­son­de­re die voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Ent­fer­nung von und die Rück­bau- oder Ab­bruch­ar­bei­ten an Ge­bäu­den und Ge­bäu­de­tei­len mit:

a.
as­best­hal­ti­gen Spritz­be­lä­gen;
b.
as­best­hal­ti­gen Bo­den-, De­cken- und Wand­be­lä­gen;
c.
as­best­hal­ti­gem Flie­senkle­ber;
d.
as­best­hal­ti­gen Leicht­bau­plat­ten;
e.
as­best­hal­ti­gen Bran­dab­schot­tun­gen;
f.
as­best­hal­ti­gen Dämm­ma­te­ria­li­en;
g.
as­best­hal­ti­gen Schnü­ren, Mat­ten und Kis­sen;
h.
as­best­hal­ti­gen Mör­teln und Put­zen;
i.
as­best­hal­ti­gem Kar­ton.
Art. 83 Anerkennung von Asbestsanierungsunternehmen  

1 As­best­sa­nie­rungs­un­ter­neh­men wer­den an­er­kannt, wenn sie:

a.
ei­ne ei­ge­ne Ar­beit­neh­me­rin oder einen ei­ge­nen Ar­beit­neh­mer als Spe­zia­lis­tin und Spe­zia­lis­ten für As­best­sa­nie­run­gen nach Ar­ti­kel 84 be­schäf­ti­gen und si­cher­stel­len, dass wäh­rend der As­best­sa­nie­rung ei­ne sol­che Spe­zia­lis­tin
oder ein sol­cher Spe­zia­list an­we­send ist und die Ar­bei­ten über­wacht;
b.
min­des­tens zwei wei­te­re ei­ge­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen oder Ar­beit­neh­mer be­schäf­ti­gen, die für die­se Ar­bei­ten nach Ar­ti­kel 6 VUV7 in­stru­iert wor­den sind und bei der Su­va nach den Ar­ti­keln 70–89 VUV ge­mel­det sind;
c.
über die not­wen­di­gen Ar­beits­mit­tel und einen Plan für de­ren In­stand­hal­tung ver­fü­gen;
d.
für die Ein­hal­tung des an­wend­ba­ren Rechts, na­ment­lich die­ser Ver­ord­nung, Ge­währ bie­ten.

2 Die Su­va kann die An­er­ken­nung ent­zie­hen, wenn die Vor­aus­set­zun­gen für die An­er­ken­nung nicht mehr er­füllt sind.

Art. 84 Anforderungen an Spezialistinnen und Spezialisten für Asbestsanierungen  

Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten für As­best­sa­nie­run­gen müs­sen na­ment­lich Kennt­nis­se in fol­gen­den Be­rei­chen nach­wei­sen kön­nen:

a.
Grund­kennt­nis­se in Ar­beits­si­cher­heit und Ge­sund­heits­schutz;
b.
Me­tho­de der stau­bar­men Ent­fer­nung von as­best­hal­ti­gen Ma­te­ria­li­en;
c.
sach­ge­rech­te Ver­wen­dung der per­sön­li­chen Schutzaus­rüs­tun­gen und der an­de­ren Ar­beits­mit­tel;
d.
Er­stel­len ei­nes Ar­beits­plans;
e.
Füh­ren ei­nes Bau­stel­len­ta­ge­bu­ches;
f.
Füh­ren und In­stru­ie­ren von Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern auf Bau­stel­len.
Art. 85 Fortbildung der Spezialistinnen und Spezialisten für Asbestsanierungen  

1 Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten für As­best­sa­nie­run­gen müs­sen sich min­des­tens al­le fünf Jah­re fort­bil­den.

2 Die Fort­bil­dung bezweckt, die Fach­kennt­nis­se der Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten für As­best­sa­nie­run­gen nach Ar­ti­kel 84 zu ver­tie­fen und auf dem ak­tu­el­len Stand zu hal­ten.

Art. 86 Meldepflicht für Asbestsanierungsunternehmen  

1 As­best­sa­nie­rungs­un­ter­neh­men sind ver­pflich­tet, As­best­sa­nie­rungs­ar­bei­ten min­des­tens 14 Ta­ge vor der Aus­füh­rung der Su­va zu mel­den.

2 Die Ar­beit­ge­ber müs­sen die von der Su­va zur Ver­fü­gung ge­stell­ten For­mu­la­re be­nüt­zen.

7. Kapitel: Untertagarbeiten

Art. 87 Meldepflicht  

1 Die Ar­beit­ge­ber sind ver­pflich­tet, al­le Un­ter­tag­ar­bei­ten min­des­tens 14 Ta­ge vor der Aus­füh­rung der Su­va zu mel­den.

2 Von der Mel­de­pflicht aus­ge­nom­men sind Kon­trol­l­ar­bei­ten und klei­ne­re Un­ter­halts­ar­bei­ten an und in be­ste­hen­den Tun­nels.

3 Die Ar­beit­ge­ber müs­sen die von der Su­va zur Ver­fü­gung ge­stell­ten For­mu­la­re be­nüt­zen.

Art. 88 Sicherheits- und Gesundheitsschutzkonzept  

Für die Un­ter­tag­ar­bei­ten sind im Si­cher­heits- und Ge­sund­heits­schutz­kon­zept nach Ar­ti­kel 4 na­ment­lich die Mass­nah­men zur Um­set­zung der Ar­ti­kel 89–101 fest­zu­hal­ten.

Art. 89 Redundante Energieversorgung  

Es ist ei­ne red­un­dan­te Ener­gie­ver­sor­gung ein­zu­rich­ten, um si­cher­zu­stel­len, dass fol­gen­de An­la­gen je­der­zeit mit Ener­gie ver­sorgt wer­den:

a.
Schacht­be­fahr­an­la­gen;
b.
Erd­gas­warn­an­la­gen;
c.
Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ein­rich­tun­gen;
d.
An­la­gen zur Er­zeu­gung von Druck­luft bei Ar­bei­ten un­ter Über­druck;
e.
Lüf­ter bei Erd­gas­ge­fähr­dung;
f.
Be­leuch­tun­gen;
g.
Pum­pen bei Ge­fähr­dung durch ge­flu­te­te Flucht- und Ret­tungs­we­ge.
Art. 90 Klimatische Bedingungen  

Ist ei­ne Ge­fähr­dung der Ge­sund­heit der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer durch kli­ma­ti­sche Be­din­gun­gen wie be­son­de­re Wär­me, Käl­te und Luft­feuch­tig­keit zu er­war­ten, sind ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu tref­fen.

Art. 91 Belüftung  

1 Vor Be­ginn von Un­ter­tag­ar­bei­ten muss ein Lüf­tungs­kon­zept er­stellt wer­den.

2 Räu­me, in de­nen ge­ar­bei­tet wird, müs­sen be­lüf­tet wer­den.

3 Der Zu­gang zu nicht be­lüf­te­ten Räu­men ist ver­bo­ten.

4 In Aus­nah­me­fäl­len, in de­nen der Zu­gang zu nicht be­lüf­te­ten Räu­men nicht ver­meid­bar ist, muss die Luft­qua­li­tät un­un­ter­bro­chen mess­tech­nisch über­wacht wer­den.

5 In durch­ge­schla­ge­nen Bau­wer­ken, die nicht künst­lich be­lüf­tet wer­den, muss die Luft­qua­li­tät un­un­ter­bro­chen mess­tech­nisch über­wacht wer­den.

Art. 92 Erdgas in Gesteinsschichten  

Der Ar­beit­ge­ber muss ab­klä­ren, ob in den Ge­steins­schich­ten Erd­gas vor­han­den ist.Er hat nö­ti­gen­falls die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zu tref­fen.

Art. 93 Explosions- und Brandgefahr  

Ver­bren­nungs­mo­to­ren, die mit Treib­stof­fen mit nied­ri­gem Flamm­punkt be­trie­ben wer­den, wie Ben­zin- und Flüs­sig­gas­mo­to­ren dür­fen un­ter­tags nicht ein­ge­setzt wer­den.

Art. 94 Beleuchtung  

Un­ter­tag­ar­bei­ten dür­fen nur durch­ge­führt wer­den, wenn ei­ne Not­be­leuch­tung in­stal­liert ist oder wenn je­de Per­son ei­ne Lam­pe mit­führt.

Art. 95 Arbeiten in Tunnels bei laufendem Bahn- oder Strassenverkehr  

Für die Dau­er der Ar­bei­ten in Tun­nels bei lau­fen­dem Bahn- oder Stras­sen­ver­kehr ist durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men si­cher­zu­stel­len, dass kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer durch vor­bei­fah­ren­de Zü­ge oder Fahr­zeu­ge ge­fähr­det wer­den.

Art. 96 Transport  

1 Trans­port­pis­ten so­wie Gleis- und Band­an­lagen sind so an­zu­le­gen, zu be­nut­zen und zu un­ter­hal­ten, dass kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ge­fähr­det wer­den, na­ment­lich durch den Be­trieb, das För­der­gut oder die In­stal­la­tio­nen.

2 Ver­kehrs­mit­tel wie Trans­port­fahr­zeu­ge und Bau­ma­schi­nen müs­sen so aus­ge­rüs­tet und be­la­den sein, dass die Per­son, die das Ver­kehrs­mit­tel führt, je­der­zeit den Ge­fah­ren­be­reich ih­res Fahr­zeugs in Fahrtrich­tung über­bli­cken und über­wa­chen kann.

Art. 97 Schutz von technischen Installationen sowie Lager von Gefahrstoffen  

Tech­ni­sche In­stal­la­tio­nen wie Lüf­tun­gen und Fri­schluft­zu­fuhr so­wie La­ger von Ge­fahr­stof­fen, die bei Be­schä­di­gung zur Ge­fähr­dung von Per­so­nen füh­ren kön­nen, sind zu schüt­zen.

Art. 98 Fusswege  

Fuss­we­ge ent­lang von Fahr­pis­ten und Gleis­an­la­gen sind mit tech­ni­schen Mass­nah­men von die­sen zu tren­nen.Da­von aus­ge­nom­men sind Kon­trol­l­ar­bei­ten und klei­ne­re Un­ter­halts­ar­bei­ten an und in be­ste­hen­den Tun­nels.

Art. 99 Schutz vor einbrechendem Gestein und Wassereinbruch sowie Hohlraumsicherung  

1 Wo die Ge­fähr­dung durch nie­der- oder ein­bre­chen­des Ge­stein so­wie Was­ser­ein­bruch be­steht, sind vor Be­ginn der Aus­bruch­ar­bei­ten Vor­er­kun­dun­gen durch­zu­füh­ren.

2 Die Ar­beitsplät­ze sind so an­zu­ord­nen und zu si­chern, dass kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer durch ein­bre­chen­des Ge­stein und Was­ser­ein­bruch ge­fähr­det wer­den.

3 Wo die Bau­grund­ver­hält­nis­se es er­for­dern, sind ge­eig­ne­te Mass­nah­men zur Hohl­raum­si­che­rung zu tref­fen.

Art. 100 Sprengvortrieb  

1 Es sind ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu tref­fen, da­mit für die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer bei Spren­gun­gen kei­ne Ge­fahr ins­be­son­de­re durch Druck­sto­ss, Lärm, Stein­wurf oder Spreng­schwa­den be­steht.

2 Die Ar­beit an der Spreng­stel­le darf frü­he­s­tens 15 Mi­nu­ten nach der Spren­gung wie­der­auf­ge­nom­men wer­den.

3 Nach je­dem Ab­schlag sind Ma­te­ri­al­ab­lö­sun­gen und ge­lo­cker­te Ge­stein­spar­ti­en von der aus­ge­bro­che­nen Stre­cke zu ent­fer­nen.

Art. 101 Warnkleider  

Die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer müs­sen Warn­klei­der nach Ar­ti­kel 7 tra­gen, die den gan­zen Kör­per be­de­cken.

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