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Verordnung
über die Sicherheit und den Gesundheitsschutz
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Bauarbeiten
(Bauarbeitenverordnung, BauAV)

vom 29. Juni 2005 (Stand am 1. November 2011)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 83 Absatz 1 des Unfallversicherungsgesetzes
vom 20. März 19811 (UVG)
und auf Artikel 40 des Arbeitsgesetzes vom 13. März 19642 (ArG),

verordnet:

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand und anderes geltendes Recht  

1 Die­se Ver­ord­nung legt fest, wel­che Mass­nah­men für die Si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer bei Bau­ar­bei­ten ge­trof­fen wer­den müs­sen.

2 Ne­ben die­ser Ver­ord­nung gel­ten ins­be­son­de­re die Ver­ord­nung vom 19. De­zem­ber 19833 über die Un­fall­ver­hü­tung (VUV) und die Ver­ord­nung 3 vom 18. Au­gust 19934 zum Ar­beits­ge­setz.

Art. 2 Begriffe  

In die­ser Ver­ord­nung be­deu­ten:

a.5
Bau­ar­bei­ten: die Her­stel­lung, die In­stand­stel­lung, die Än­de­rung, der Un­ter­halt, die Kon­trol­le und der Rück­bau oder der Ab­bruch von Bau­wer­ken, ein­sch­liess­lich der vor­be­rei­ten­den und ab­sch­lies­sen­den Ar­bei­ten; wei­ter gel­ten als Bau­ar­bei­ten Ar­bei­ten in Grä­ben, Schäch­ten, Bau­gru­ben, Stein­brü­chen und Kies­gru­ben, Ar­bei­ten an wär­me­tech­ni­schen An­la­gen und Hoch­ka­mi­nen, am hän­gen­den Seil, an und in Rohr­lei­tun­gen, Un­ter­tag­ar­bei­ten so­wiedie Stein­be­ar­bei­tung;
b.
Ab­sturz­hö­he:die Hö­hen­dif­fe­renz zwi­schen Ab­sturz­kan­te und tiefst­mög­li­cher Auf­schlag­stel­le; bei ei­ner mehr als 60° ge­neig­ten Ar­beits- oder Ver­kehrs­flä­che: die Hö­hen­dif­fe­renz zwi­schen dem höchst­mög­li­chen Ort, an dem ein Ab­sturz be­gin­nen kann, und der tiefst­mög­li­chen Auf­schlag­stel­le;
c.
6
d.
durch­bruch­si­che­re Flä­che: Flä­che, die al­len Be­las­tun­gen stand­hält, die wäh­rend der Aus­füh­rung von Ar­bei­ten auf­tre­ten kön­nen;
e.
be­schränkt durch­bruch­si­che­re Flä­che: Flä­che, die ei­ne Ein­zel­per­son oh­ne Ein­sturz­ge­fahr be­ge­hen kann;
f.
lich­te Brei­te: der kleins­te Ab­stand zwi­schen Gra­ben­wän­den, wenn kei­ne Spries­sung vor­han­den ist, zwi­schen ge­gen­über­lie­gen­den Spriess­wän­den oder zwi­schen Bau­gru­ben­bö­schung und fes­ten Bau­tei­len.

5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

6 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, mit Wir­kung seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

2. Kapitel: Bestimmungen für alle Bauarbeiten

1. Abschnitt: Allgemeines

Art. 3 Planung von Bauarbeiten  

1 Bau­ar­bei­ten müs­sen so ge­plant wer­den, dass das Ri­si­ko von Be­rufs­un­fäl­len, Be­rufs­krank­hei­ten oder Ge­sund­heits­be­ein­träch­ti­gun­gen mög­lichst klein ist und die not­wen­di­gen Si­cher­heits­mass­nah­men, na­ment­lich bei der Ver­wen­dung von Ar­beits­mit­teln, ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen.7

1bis Be­steht der Ver­dacht, dass be­son­ders ge­sund­heits­ge­fähr­den­de Stof­fe wie As­best oder po­ly­chlo­rier­te Bi­phe­ny­le (PCB) auf­tre­ten kön­nen, so muss der Ar­beit­ge­ber die Ge­fah­ren ein­ge­hend er­mit­teln und die da­mit ver­bun­de­nen Ri­si­ken be­wer­ten. Dar­auf ab­ge­stützt sind die er­for­der­li­chen Mass­nah­men zu pla­nen. Wird ein be­son­ders ge­sund­heits­ge­fähr­den­der Stoff im Ver­lauf der Bau­ar­bei­ten un­er­war­tet vor­ge­fun­den, sind die be­trof­fe­nen Ar­bei­ten ein­zu­stel­len und ist der Bau­herr zu be­nach­rich­ti­gen.8

2 Der Ar­beit­ge­ber, der sich im Rah­men ei­nes Werk­ver­trags als Un­ter­neh­mer zur Aus­füh­rung von Bau­ar­bei­ten ver­pflich­ten will, hat vor dem Ver­trags­ab­schluss zu prü­fen, wel­che Mass­nah­men not­wen­dig sind, um die Ar­beits­si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz bei der Aus­füh­rung sei­ner Ar­bei­ten zu ge­währ­leis­ten. Bau­stel­len­spe­zi­fi­sche Mass­nah­men, die nicht be­reits rea­li­siert wer­den, so­wie die von den Er­geb­nis­sen der Ri­si­ko­be­wer­tung nach Ab­satz 1bis ab­hän­gen­den Mass­nah­men sind in den Werk­ver­trag auf­zu­neh­men und in der glei­chen Form zu spe­zi­fi­zie­ren wie die üb­ri­gen In­hal­te des Werk­ver­trags. Die Mass­nah­men, die be­reits rea­li­siert wer­den, sind im Werk­ver­trag an­zu­mer­ken.9

3 Als bau­stel­len­spe­zi­fi­sche Mass­nah­men gel­ten Schutz­mass­nah­men, die von meh­re­ren Un­ter­neh­men be­nützt wer­den wie Ge­rüs­te, Auf­fang­net­ze, Lauf­ste­ge, Si­che­rungs­mass­nah­men in Grä­ben und Bau­gru­ben so­wie Hohl­raum­si­che­rungs­mass­nah­men im Un­ter­tag­bau.

4 Über­trägt der Ar­beit­ge­ber die Um­set­zung des Werk­ver­trags ei­nem an­de­ren Ar­beit­ge­ber, so muss er si­cher­stel­len, dass die­ser die im Werk­ver­trag ent­hal­te­nen Si­cher­heits- und Ge­sund­heits­schutz­mass­nah­men rea­li­siert.

5 Der Ar­beit­ge­ber, der Bau­ar­bei­ten aus­führt, hat da­für zu sor­gen, dass ge­eig­ne­te Ma­te­ria­li­en, In­stal­la­tio­nen und Ge­rä­te in ge­nü­gen­der Men­ge und recht­zei­tig zur Ver­fü­gung ste­hen. Sie müs­sen sich in be­triebs­si­che­rem Zu­stand be­fin­den und den An­for­de­run­gen der Ar­beits­si­cher­heit und des Ge­sund­heits­schut­zes ent­spre­chen.

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­li 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 3685).

8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­li 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 3685).

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­li 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 3685).

Art. 4 Organisation der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes  

1 Der Ar­beit­ge­ber muss auf je­der Bau­stel­le ei­ne Per­son be­zeich­nen, die für die Ar­beits­si­cher­heit und den Ge­sund­heits­schutz zu­stän­dig ist; die­se Per­son kann den Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern dies­be­züg­li­che Wei­sun­gen er­tei­len.

2 Wer durch sein Ver­hal­ten oder sei­nen Zu­stand sich selbst oder an­de­re ge­fähr­det, istvon der Bau­stel­le weg­zu­wei­sen.

Art. 5 Schutzhelmtragpflicht  

1 Die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer müs­sen bei al­len Ar­bei­ten, bei de­nen sie durch her­un­ter­fal­len­de Ge­gen­stän­de oder Ma­te­ria­li­en ge­fähr­det wer­den kön­nen, einen Schutz­helm tra­gen.

2 In je­dem Fall ist ein Schutz­helm zu tra­gen:

a.
bei Hoch­bau- und Brücken­bau­ar­bei­ten bis zum Ab­schluss des Roh­bau­es;
b.
bei Ar­bei­ten im Be­reich von Kra­nen,Aus­hub­ge­rä­ten und Spe­zi­al­tief­bau­­ma­schi­nen;
c.
beim Gra­ben- und Schacht­bau so­wie beim Er­stel­len von Bau­gru­ben;
d.
in Stein­brü­chen;
e.
im Un­ter­tag­bau;
f.
bei Spreng­ar­bei­ten;
g.
bei Rück­bau- oder Ab­bruch­ar­bei­ten;
h.
bei Holz­bau- und Me­tall­bau­ar­bei­ten;
i.
bei Ar­bei­ten an und in Rohr­lei­tun­gen.
Art. 6 Warnkleider  

Bei Ar­bei­ten im Be­reich von Ver­kehrs­mit­teln sind Klei­der in grel­len Far­ben zu tra­gen. Die­se Klei­der müs­sen mit licht­re­flek­tie­ren­den Flä­chen be­schich­tet sein.

Art. 7 Rettung von Verunfallten  

1 Die Ret­tung von Ver­un­fall­ten muss ge­währ­leis­tet sein.

2 Den Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern sind die Not­ruf­num­mern der Ret­tungs­diens­te wie Arzt oder Ärz­tin, Spi­tal, Am­bu­lanz, Po­li­zei, Feu­er­wehr, He­li­kop­ter der nächs­ten Um­ge­bung in ge­eig­ne­ter Form be­kannt zu ge­ben.

2. Abschnitt: Arbeitsplätze und Verkehrswege

Art. 8 Allgemeine Anforderungen  

1 Die Ar­beitsplät­ze müs­sen si­cher und über si­che­re Ver­kehrs­we­ge zu er­rei­chen sein.

2 Zur Ge­währ­leis­tung der Si­cher­heit der Ar­beitsplät­ze und Ver­kehrs­we­ge ge­hö­ren ins­be­son­de­re fol­gen­de Mass­nah­men:

a.
Es sind Ab­sturz­si­che­run­gen im Sin­ne der Ar­ti­kel 15–19 an­zu­brin­gen.
b.
Bei nicht durch­bruch­si­che­ren Flä­chen, Bau­tei­len und Ab­de­ckun­gen sind Ab­schran­kun­gen an­zu­brin­gen oder an­de­re Mass­nah­men zu tref­fen, da­mit sie nicht ver­se­hent­lich be­gan­gen wer­den. Nö­ti­gen­falls sind sie mit trag­fä­hi­gen Ab­de­ckun­gen oder Lauf­ste­gen zu über­brücken.
c.
Be­schränkt durch­bruch­si­che­re Flä­chen sind als sol­che zu kenn­zeich­nen.
d.
An den Zu­gän­gen zu be­schränkt oder nicht durch­bruch­si­che­ren Flä­chen sind An­schlag­ta­feln an­zu­brin­gen, auf de­nen die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in ih­nen ver­ständ­li­chen Spra­chen oder Sym­bo­len dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass das Be­tre­ten der Flä­che ver­bo­ten be­zie­hungs­wei­se ein­ge­schränkt ist.
e.
Lauf­ste­ge und Ab­de­ckun­gen müs­sen die ih­rer Funk­ti­on ent­spre­chen­den Ab­mes­sun­gen auf­wei­sen und ge­gen Ver­rut­schen ge­si­chert sein.
f.
Scharf­kan­ti­ge und spit­zi­ge Ge­gen­stän­de sind zu ent­fer­nen oder ab­zu­de­cken. Vor­ste­hen­de Ar­mie­rungs­stä­be müs­sen mit Ha­ken aus­ge­bil­det sein. Ist dies nicht mög­lich, so ist die Ver­let­zungs­ge­fahr durch ge­eig­ne­te Ab­de­ckun­gen aus­zu­sch­lies­sen.
g.
Zwi­schen sich be­we­gen­den An­la­ge­tei­len und fes­ten Hin­der­nis­sen ist ein frei­er Durch­gang von 0,5 m Brei­te und 2,5 m Hö­he frei­zu­hal­ten. Wird ei­nes die­ser Mas­se un­ter­schrit­ten, so ist der Durch­gang zu sper­ren oder sind die An­la­ge­tei­le zu ver­scha­len.
h.
Es müs­sen Lei­tern, Trep­pen oder gleich­wer­ti­ge Ar­beits­mit­tel ver­wen­det wer­den, wenn zum Er­rei­chen der Ar­beitsplät­ze Ni­veau­un­ter­schie­de von mehr als 1 m zu über­win­den sind.
Art. 9 Besondere Anforderungen für Verkehrswege  

Zur Ge­währ­leis­tung der Si­cher­heit der Ver­kehrs­we­ge ge­hö­ren fol­gen­de Mass­nah­men:

a.
Bau­stel­len­zu­gän­ge müs­sen min­des­tens 1 m breit sein, die üb­ri­gen Ver­kehrs­we­ge min­des­tens 60 cm breit.
b.
Die Ver­kehrs­we­ge sind frei­zu­hal­ten.
c.
Ver­kehrs­we­ge über be­schränkt oder nicht durch­bruch­si­che­re Flä­chen sind über Lauf­ste­ge mit beid­sei­ti­gem Sei­ten­schutz zu füh­ren.
d.
Bei Gleit­ge­fahr müs­sen die Ver­kehrs­we­ge durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men ge­si­chert wer­den.
e.
Bei Stei­gun­gen von mehr als 20 Pro­zent muss ei­ne Rutsch­si­che­rung an­ge­bracht sein.
f.
An Trep­pen mit mehr als fünf Stu­fen ist ein Hand­lauf an­zu­brin­gen.
Art. 10 Fahrbahnen  

1 Fahr­bah­nen müs­sen den zu er­war­ten­den Las­ten stand­hal­ten.

2 Däm­me und Ram­pen müs­sen so an­ge­legt und be­fes­tigt sein, dass sie nicht eins­tür­zen kön­nen. Da­zu muss der Ab­stand zwi­schen dem Fahr­spur­rand und dem Rand des Dam­mes oder der Ram­pe min­des­tens 1 m be­tra­gen. Bei un­güns­ti­gen Bo­den­ver­hält­nis­sen muss der Ab­stand ent­spre­chend grös­ser sein. Ist dies aus Platz­grün­den nicht mög­lich, so sind ge­eig­ne­te tech­ni­sche Mass­nah­men zu tref­fen.

3 Es sind Mass­nah­men zum Schutz der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer
na­ment­lich vor Stei­nen, Schmutz und Spritz­was­ser zu tref­fen.

Art. 11 Schutz vor herabfallenden Gegenständen und Materialien  

Bei über­ein­an­der­lie­gen­den Ar­beitsplät­zen und Ver­kehrs­we­gen sind Mass­nah­men zu tref­fen, da­mit Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer auf un­ten lie­gen­den Ar­beits­plät­zen und Ver­kehrs­we­gen nicht durch her­ab­fal­len­de, her­ab­glei­ten­de, her­ab­rol­len­de oder her­ab­flies­sen­de Ge­gen­stän­de oder Ma­te­ria­li­en ge­fähr­det wer­den.

Art. 12 Werfen oder Fallenlassen von Gegenständen und Materialien  

Ge­gen­stän­de und Ma­te­ria­li­en dür­fen nur ge­wor­fen oder fal­len ge­las­sen wer­den, wenn der Zu­gang zur Ge­fah­ren­zo­ne ab­ge­sperrt ist oder wenn die Ge­gen­stän­de oder Ma­te­ria­li­en auf der gan­zen Län­ge über Kanä­le, ge­schlos­se­ne Rut­schen oder Ähn­li­ches ge­führt wer­den.

Art. 13 Rückwärtsfahrten von Transportfahrzeugen und Baumaschinen  

Rück­wärts­fahr­ten von Trans­port­fahr­zeu­gen und Bau­ma­schi­nen sind kurz zu hal­ten und, wenn sich Per­so­nen im Fahr­be­reich auf­hal­ten kön­nen, durch ei­ne Hilfs­per­son oder ei­ne tech­ni­sche Mass­nah­me zu über­wa­chen.

3. Abschnitt: Leitern

Art. 14  

1 Es dür­fen nur Lei­tern ver­wen­det wer­den, die ins­be­son­de­re be­züg­lich Be­last­bar­keit und Stand­fes­tig­keit für die be­ab­sich­tig­ten Ar­bei­ten ge­eig­net sind.

2 Be­schä­dig­te Lei­tern dür­fen nicht be­nützt wer­den. Sie sind fach­ge­recht in Stand zu stel­len oder un­be­nütz­bar zu ma­chen.

3 Lei­tern müs­sen auf ei­ner trag­fä­hi­gen Un­ter­la­ge ste­hen und ge­gen Weg­rut­schen, Dre­hen und Kip­pen ge­si­chert sein.

4 Der Lei­t­ern­stand­ort ist so zu wäh­len, dass kei­ne Ge­fahr be­steht, durch her­ab­fal­len­de Ge­gen­stän­de oder Ma­te­ria­li­en ge­trof­fen zu wer­den.

5 Die obers­ten drei Spros­sen von Lei­tern dür­fen nur dann be­stie­gen wer­den, wenn beim Aus­tritt ei­ne Platt­form und ei­ne Hal­te­vor­rich­tung vor­han­den sind.

4. Abschnitt: Absturzsicherungen

Art. 15 Verwendung eines Seitenschutzes  

1 Ein Sei­ten­schutz ist zu ver­wen­den bei un­ge­schütz­ten Stel­len mit ei­ner Ab­sturz­hö­he von mehr als 2 m und bei sol­chen im Be­reich von Ge­wäs­sern und Bö­schun­gen.

2 Bei Ver­kehrs­we­gen im Be­reich von Ge­wäs­sern oder Bö­schun­gen reicht ein Ge­län­der­holm.

3 Bei Li­ni­en­bau­stel­len kann auf den Sei­ten­schutz ver­zich­tet wer­den, wenn sich nie­mand im Be­reich des Gra­ben­ran­des auf­hal­ten muss und die Bau­stel­le gut sicht­bar si­gna­li­siert ist.

Art. 16 Seitenschutz  

1 Der Sei­ten­schutz be­steht aus Ge­län­der­holm, Zwi­schen­holm und Bord­brett.

2 Die Ober­kan­te des Ge­län­der­holms muss zwi­schen 95 und 105 cm, die­je­ni­ge des Zwi­schen­holms zwi­schen 50 und 60 cm über der Stand­flä­che lie­gen.

3 Die Bord­bret­ter müs­sen ei­ne Hö­he von min­des­tens 15 cm ab der Stand­flä­che auf­wei­sen.

4 Der Ab­stand zwi­schen Ge­län­der- und Zwi­schen­holm darf nicht mehr als 47 cm be­tra­gen.

5 An Stel­le von Ge­län­der- und Zwi­schen­holm kön­nen Rah­men oder Git­ter ver­wen­det wer­den, die den glei­chen Schutz bie­ten.

6 Der Sei­ten­schutz ist so zu be­fes­ti­gen, dass er nicht un­be­ab­sich­tigt ent­fernt wer­den oder sich lö­sen kann.

Art. 17 Niveauunterschiede von Böden und Bodenöffnungen  

1 Im Ge­bäu­dein­nern sind bei Bö­den Ni­veau­un­ter­schie­de von mehr als 50 cm mit ei­nem Ge­län­der­holm ab­zu­schran­ken.

2 Bo­den­öff­nun­gen, in die man hin­ein­tre­ten kann, sind mit ei­nem Sei­ten­schutz ab­zu­schran­ken oder mit ei­ner durch­bruch­si­che­ren und un­ver­rück­ba­ren Ab­de­ckung zu ver­se­hen.

Art. 18 Gerüste  

Wird bei Hoch­bau­ar­bei­ten die Ab­sturz­hö­he von 3 m über­schrit­ten, so ist ein Fas­sa­den­ge­rüst zu er­stel­len. Der obers­te Holm des Ge­rüs­tes hat wäh­rend der gan­zen Bau­ar­bei­ten die höchs­te Ab­sturz­kan­te um min­des­tens 80 cm zu über­ra­gen.

Art. 19 Andere Absturzsicherungen  

1 Wo das An­brin­gen ei­nes Sei­ten­schut­zes nach Ar­ti­kel 16 oder ei­nes Ge­rüs­tes nach Ar­ti­kel 18 tech­nisch nicht mög­lich oder zu ge­fähr­lich ist, sind Fang­ge­rüs­te, Auf­fang­net­ze oder Seil­si­che­run­gen zu ver­wen­den oder gleich­wer­ti­ge Schutz­mass­nah­men zu tref­fen.10

2 Die Ab­sturz­hö­he bei Ab­stür­zen in ein Schutz­netz darf nicht mehr als 6 m, die­je­ni­ge bei Ab­stür­zen in ein Fang­ge­rüst nicht mehr als 3 m be­tra­gen.

10 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

5. Abschnitt: Bestehende Anlagen sowie Werkleitungen

Art. 20 Bestehende Anlagen  

1 Vor Be­ginn der Bau­ar­bei­ten muss ab­ge­klärt wer­den, ob im Ar­beits­be­reich An­la­gen vor­han­den sind, durch die Per­so­nen ge­fähr­det wer­den kön­nen, na­ment­lich elek­tri­sche An­la­gen, Ver­kehrs­an­la­gen, Lei­tun­gen, Kanä­le, Schäch­te, An­la­gen mit Ex­plo­si­ons­ge­fahr oder Gift­stof­fen.

2 Sind sol­che An­la­gen vor­han­den, so ist mit de­ren Ei­gen­tü­mern oder Be­trei­bern schrift­lich fest­zu­le­gen, wel­che Si­cher­heits­mass­nah­men er­for­der­lich sind und wer sie durch­zu­füh­ren hat.

3 Wer­den sol­che An­la­gen erst nach Ar­beits­auf­nah­me ent­deckt, so müs­sen die Ar­bei­ten so­fort ein­ge­stellt wer­den und dür­fen erst wie­der auf­ge­nom­men wer­den, wenn die er­for­der­li­chen Mass­nah­men ge­trof­fen wor­den sind.

Art. 21 Werkleitungen  

1 Für die Ver­sor­gung von Bau­stel­len mit Ener­gie sind die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten und die an­er­kann­ten Re­geln der Tech­nik zu be­ach­ten.

2 FürSteck­do­sen mit ei­ner Nenn­strom­stär­ke von höchs­tens 32 A, die zum An­schluss be­weg­li­cher Ge­rä­te die­nen, ist ei­ne Feh­ler­strom­schutz­schal­tung mit ma­xi­mal 30 mA Nen­naus­lö­se­strom ob­li­ga­to­risch.

6. Abschnitt: Arbeitsumgebung

Art. 22 Luftqualität  

1 Durch Mass­nah­men, wel­che die Emis­si­on ge­sund­heits­ge­fähr­den­der Stof­fe ver­min­dern, so­wiedurch ei­ne na­tür­li­che oder künst­li­che Lüf­tung ist da­für zu sor­gen, dass am Ar­beits­platz der Sau­er­stoff­ge­halt der Luft zwi­schen 19 und 21 Vo­lu­men­pro­zen­te be­trägt und die Grenz­wer­te für ge­sund­heits­ge­fähr­den­de Stof­fe in der Luft nach den Richt­li­ni­en über die ma­xi­ma­le Ar­beits­platz-Kon­zen­tra­ti­on nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 3 VUV11 nicht über­schrit­ten wer­den.

2 Ge­sund­heits­ge­fähr­den­de Stof­fe, die na­ment­lich in Grä­ben, Ka­na­li­sa­tio­nen, Schäch­ten oder Tun­nels so­wie im Ge­bäu­dein­nern ent­ste­hen, sind oh­ne Ge­fähr­dung von Per­so­nen ins Freie ab­zu­lei­ten. Die Luft­qua­li­tät ist re­gel­mäs­sig zu über­prü­fen.

3 Kann die Luft­qua­li­tät nicht durch Mass­nah­men nach Ab­satz 1 si­cher­ge­stellt wer­den, so sind Atem­schutz­ge­rä­te zu ver­wen­den.

4 Müs­sen Atem­schutz­ge­rä­te mit künst­li­cher Fri­schluft­zu­fuhr ver­wen­det wer­den, so sind Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ein­zu­set­zen, die:

a.
da­zu ge­eig­net sind; und
b.
in der An­wen­dung die­ser Ge­rä­te in­stru­iert wor­den sind.
Art. 23 Explosions- und Brandgefahr  

1 Ar­bei­ten mit Brand­ge­fahr sind so zu pla­nen und aus­zu­füh­ren, dass im Brand­fall die Ar­beitsplät­ze ge­fahr­los ver­las­sen wer­den kön­nen.

2 Es müs­sen Lösch­mit­tel und Lö­schein­rich­tun­gen, die den mög­li­chen Brand­stof­fen an­ge­passt sind, in un­mit­tel­ba­rer Nä­he zur Ver­fü­gung ste­hen.

3 Ex­plo­si­ons­ge­fähr­de­te Be­rei­che sind ab­zu­sper­ren und mit ei­nem Warn­drei­eck zu kenn­zeich­nen.

Art. 24 Ertrinkungsgefahr  

1 Bei Ar­bei­ten am, im und über dem Was­ser, bei de­nen Er­trin­kungs­ge­fahr be­steht, so­wie bei Über­setz­fahr­ten müs­sen ge­eig­ne­te Schwimm­wes­ten ge­tra­gen wer­den.

2 Bei Ar­bei­ten an, in und über flies­sen­den Ge­wäs­sern ist na­ment­lich durch Auf­fang­vor­rich­tun­gen oder Ret­tungs­boo­te zu ver­hin­dern, dass Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer weg­ge­schwemmt wer­den.

Art. 25 Lärm  

Kann die Lärm­be­las­tung durch tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men nicht un­ter den Grenz­wert nach den Richt­li­ni­en über Grenz­wer­te für phy­si­ka­li­sche Ein­wir­kun­gen nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 3 VUV12 ge­senkt wer­den, so sind ge­eig­ne­te Ge­hör­schutz­mit­tel zu tra­gen.

Art. 26 Aussergewöhnliche Gefährdungen  

1 In Zo­nen be­son­de­rer Ge­fähr­dung durch Er­eig­nis­se wie La­wi­nen, Hoch­was­ser, Erd­rut­sche oder Stein­schlag dür­fen Ar­bei­ten nur un­ter ge­eig­ne­ter Über­wa­chung aus­ge­führt wer­den.

2 Es ist ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on ein­zu­rich­ten, wel­che die Ret­tung der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer je­der­zeit ge­währ­leis­tet.

3 Bei aku­ter Ge­fahr dür­fen sich kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in der Ge­fah­ren­zo­ne auf­hal­ten.

4 Sind die Ver­bin­dun­gen zwi­schen ei­nem Ar­beits­platz und dem nächs­ten Arzt oder Spi­tal un­ter­bro­chen und ist auch ein He­li­ko­pter­ein­satz nicht mög­lich, so sind die Ar­bei­ten ein­zu­stel­len.

7. Abschnitt: Transport

Art. 27  

1 Trans­port­an­la­gen sind so ein­zu­rich­ten und in Stand zu hal­ten, dass zwi­schen dem Per­so­nal, das die An­la­gen steu­ert, und je­der Stel­le, die be­dient wird, di­rek­te Sicht­ver­bin­dung be­steht. Wenn dies we­gen der ört­li­chen Ver­hält­nis­se nicht mög­lich ist, muss ein zu­ver­läs­si­ges Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­tem ein­ge­rich­tet wer­den.

2 Der Ge­fah­ren­be­reich un­ter­halb ei­ner Auf­zug­s­ein­rich­tung ist ent­we­der ab­zu­sper­ren oder durch Warn­pos­ten zu si­chern. Muss der Ge­fah­ren­be­reich be­tre­ten wer­den, so ist die Ein­rich­tung vor­gän­gig still­zu­le­gen und zu si­chern.

3 Per­so­nen­trans­por­te dür­fen nur mit tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen und Ge­rä­ten aus­ge­führt wer­den, die vom Her­stel­ler da­für vor­ge­se­hen sind.

4 Das zu­stän­di­ge Durch­füh­rungs­or­gan kann für spe­zi­el­le Bau­ver­fah­ren oder in be­grün­de­ten Ein­zel­fäl­len auf schrift­li­chen An­trag hin Aus­nah­men von der Re­ge­lung nach Ab­satz 3 be­wil­li­gen.

3. Kapitel: Arbeiten auf Dächern

1. Abschnitt: Schutz vor Stürzen über den Dachrand

Art. 28 Allgemeines  

1 An Dachrän­dern, auch an gie­bel­sei­ti­gen Dachrän­dern, sind ab ei­ner Ab­sturz­hö­he von 3 m Mass­nah­men zu tref­fen, um Ab­stür­ze zu ver­hin­dern.

2 Bei un­ter­schied­li­chen Dach­nei­gun­gen ist für die zu tref­fen­den Mass­nah­men die Nei­gung an der Dachtrau­fe mass­ge­bend.

Art. 29 Massnahmen an Dachrändern  

1 Bei Dä­chern mit ei­ner Nei­gung bis und mit 60° ist ein Spengl­er­gang nach Ar­ti­kel 47 an­zu­brin­gen.

2 Bei Dä­chern mit ei­ner Nei­gung bis 10° kann der Spengl­er­gang ent­fal­len, wenn ein durch­ge­hen­der Sei­ten­schutz nach Ar­ti­kel 16 an­ge­bracht ist und al­le Ar­bei­ten in­ner­halb des Sei­ten­schut­zes aus­ge­führt wer­den kön­nen.

3 Bei Dä­chern mit ei­ner Nei­gung zwi­schen 25° und 60° ist der Sei­ten­schutz des Spengl­er­gan­ges als Dach­decker­schutz­wand nach Ar­ti­kel 48 aus­zu­ge­stal­ten.

4 Bei Dä­chern mit ei­ner Nei­gung über 60° darf, un­ab­hän­gig von der Trau­fen­hö­he, nur von Ge­rüs­ten oder be­weg­li­chen Ar­beits­büh­nen aus ge­ar­bei­tet wer­den.

5 An gie­bel­sei­ti­gen Dachrän­dern sind ein Ge­län­der­holm und ein Zwi­schen­holm an­zu­brin­gen. Die­se Mass­nah­me kann ent­fal­len, wenn ein durch­ge­hen­der Speng­ler­gang an­ge­bracht ist oder gleich­wer­ti­ge Schutz­mass­nah­men ge­trof­fen wor­den sind.

Art. 30 Öffnung zwischen Spenglergang und Fassade  

Be­trägt die Öff­nung zwi­schen dem Be­lag des Spengl­er­gangs und der Fassa­de mehr als 30 cm, so sind Mass­nah­men zu tref­fen, die Ab­stür­ze durch die­se Öff­nung ver­hin­dern.

Art. 31 Dachfangwand  

1 Für Ar­bei­ten auf be­ste­hen­den Dä­chern kann an Stel­le ei­nes Spengl­er­gan­ges ei­ne Dach­fang­wand ver­wen­det wer­den.

2 Die Dach­fang­wand ist ei­ne Schutzein­rich­tung auf ge­neig­ten Dach­flä­chen, die ver­hin­dert, dass ab­rut­schen­de Per­so­nen über den Dachrand ab­stür­zen kön­nen.

2bis Die Dach­fang­wand ist für ei­ne dy­na­mi­sche Be­las­tung zu be­mes­sen.13

3 Sie wird di­rekt an der Trau­fe er­rich­tet, hat die­se um min­des­tens 80 cm zu über­ra­gen, muss ei­ne Bau­hö­he von min­des­tens 100 cm auf­wei­sen und ist in der tra­gen­den Un­ter­kon­struk­ti­on zu ver­an­kern.

4 Bei Dach­nei­gun­gen von mehr als 40° sind für Ar­bei­ten an der Trau­fe zu­sätz­lich zur Dach­fang­wand Fang­ge­rüs­te, Auf­fang­net­ze oder Seil­si­che­run­gen zu ver­wen­den oder gleich­wer­ti­ge Schutz­mass­nah­men zu tref­fen.14

13 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

Art. 32 Arbeiten von geringem Umfang  

1 Bei Ar­bei­ten, die ge­samt­haft pro Dach we­ni­ger als zwei Per­so­nen­ar­beits­ta­ge dau­ern und bei de­nen die Ab­sturz­hö­he mehr als 3 m be­trägt, ge­nü­gen die fol­gen­den Mass­nah­men:

a.
bei Dach­nei­gun­gen bis 40°: Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 19;
b.
bei Dach­nei­gun­gen zwi­schen 40° und 60°: Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 19 und zu­dem Ver­wen­dung von Dach­lei­tern;
c.
bei Dach­nei­gun­gen von mehr als 60°: Ver­wen­dung von Hu­b­ar­beits­büh­nen oder gleich­wer­ti­gen Vor­rich­tun­gen.15

2 Bei Gleit­ge­fahr sind sol­che Mass­nah­men be­reits für Ab­sturz­hö­hen von mehr als 2 m zu tref­fen.

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

2. Abschnitt: Schutz vor Stürzen durch das Dach

Art. 33 Allgemeines  

1 Vor Be­ginn der Ar­bei­ten ist ab­zu­klä­ren, ob die Dach­flä­chen:

a.
durch­bruch­si­cher sind;
b.
be­schränkt durch­bruch­si­cher sind;
c.
nicht durch­bruch­si­cher sind.

2 Kann nicht nach­ge­wie­sen wer­den, dass die Dach­flä­chen durch­bruch­si­cher oder be­schränkt durch­bruch­si­cher sind, so müs­sen die ent­spre­chen­den Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 35 ge­trof­fen wer­den.16

3 Bei Dach­öff­nun­gen sind, un­ab­hän­gig von der Ab­sturz­hö­he, trag­fä­hi­ge und un­ver­rück­ba­re Ab­sturz­si­che­run­gen an­zu­brin­gen.17

16 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

Art. 34 Beschränkt durchbruchsichere Dachflächen  

1 Auf be­schränkt durch­bruch­si­che­re Dach­flä­chen darf nicht hin­un­ter­ge­sprun­gen wer­den.

2 Es dür­fen dar­auf kei­ne Lei­tern und kei­ne schwe­ren Ge­rä­te oder Ge­gen­stän­de ge­stellt wer­den.

3 Müs­sen über sol­che Flä­chen schwe­re Las­ten ge­tra­gen wer­den, so sind Lauf­ste­ge zu ver­wen­den.

4 Aus­kra­gen­de Tei­le von Dach­plat­ten wie Ble­che und Well­plat­ten dür­fen nicht be­tre­ten wer­den.

Art. 35 Nicht durchbruchsichere Dachflächen  

1 Das Ar­bei­ten auf nicht durch­bruch­si­che­ren Dach­flä­chen ist nur von Lauf­ste­gen aus ge­stat­tet. Ist das An­brin­gen von Lauf­ste­gen tech­nisch nicht mög­lich oder un­ver­hält­nis­mäs­sig, so sind ab ei­ner Ab­sturz­hö­he von 3 m Auf­fang­net­ze oder Fang­ge­rüs­te zu mon­tie­ren.18

2 Sind Ar­bei­ten in der Nä­he von nicht durch­bruch­si­che­ren Dach­flä­chen aus­zu­füh­ren, so sind die­se ge­gen­über den Ar­beits­be­rei­chen ab­zu­schran­ken oder durch­bruch­si­cher ab­zu­de­cken.

18 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

Art. 36 Montage von Dachelementen 19  

1 Für die Mon­ta­ge von Dach­ele­men­ten sind ab ei­ner Ab­sturz­hö­he von 3 m voll­flä­chig Auf­fang­net­ze oder Fang­ge­rüs­te zu mon­tie­ren.

2 Dach­ele­men­te dür­fen erst be­tre­ten wer­den, wenn sie be­fes­tigt sind.

19 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

4. Kapitel: Gerüste

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 37 Trag- und Widerstandsfähigkeit  

1 Es dür­fen nur Ge­rüs­te und Ge­rüst­be­stand­tei­le ver­wen­det wer­den, die den An­for­de­run­gen an das In­ver­kehr­brin­gen nach dem Bun­des­ge­setz vom 12. Ju­ni 200920 über die Pro­duk­te­si­cher­heit ent­spre­chen.21

2 Sie müs­sen al­le ein­wir­ken­den Kräf­te, auch wäh­rend des Auf-, Um- und Ab­baus, auf­neh­men kön­nen, na­ment­lich:

a.
Ei­gen­ge­wicht;
b.
Nutz­las­ten;
c.
Wind­kräf­te;
d.
Schnee­las­ten;
e.
dy­na­mi­sche Ein­wir­kun­gen wie bei Sprün­gen, Stür­zen oder Er­schüt­te­run­gen;
f.
spe­zi­el­le Kräf­te, die wäh­rend des Auf-, Um- und Ab­baus auf­tre­ten.

3 Der Ar­beit­ge­ber hat auf Ver­lan­gen nach­zu­wei­sen, dass die An­for­de­run­gen nach Ab­satz 2 er­füllt sind. Er kann für den Nach­weis den Er­stel­ler des Ge­rüs­tes bei­zie­hen.

20 SR 930.11

21 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 4 Ziff. II 10 der V vom 19. Mai 2010 über die Pro­duk­te­si­cher­heit, in Kraft seit 1. Ju­li 2010 (AS 2010 2583).

Art. 38 Gerüstbestandteile  

Ge­rüst­be­stand­tei­le, die ver­bo­gen, ge­knickt, durch Kor­ro­si­on oder an­ders­wie beschä­digt sind, dür­fen nicht be­nützt wer­den.

Art. 39 Stabilität  

Ge­rüs­te sind so auf­zu­bau­en, dass sämt­li­che Be­stand­tei­le ge­gen un­be­ab­sich­tig­tes Ver­schie­ben ge­si­chert sind.

Art. 40 Fundation  

Ge­rüs­te müs­sen auf ei­ne trag­fä­hi­ge Un­ter­la­ge ab­ge­stellt und ge­gen Weg­rut­schen ge­si­chert wer­den. Wenn not­wen­dig, sind Hilfs­kon­struk­tio­nen zu er­stel­len.

Art. 41 Verankerungen  

1 Das Ge­rüst ist am Bau­werk zug- und druck­fest zu ver­an­kern oder an­der­wei­tig in ge­eig­ne­ter Wei­se, na­ment­lich durch Ab­stüt­zen oder Ab­span­nen, zu fi­xie­ren.

2 Die Ver­an­ke­run­gen und an­der­wei­ti­gen Fi­xie­run­gen sind fort­lau­fend dem Ge­rüst­auf­bau oder -ab­bau fol­gend zu mon­tie­ren be­zie­hungs­wei­se zu ent­fer­nen.

Art. 42 Gerüstfremde Ein- und Anbauten  

Wer Ein- und An­bau­ten jeg­li­cher Art wie Auf­zü­ge, Seil­win­den oder Kon­so­len an ein Ge­rüst an­brin­gen will, hat sich vor­gän­gig zu ver­ge­wis­sern, dass das Ge­rüst be­züg­lich Trag­si­cher­heit und Sta­bi­li­tät den zu er­war­ten­den Zu­satz­kräf­ten stand­hält.

2. Abschnitt: Arbeitsgerüste

Art. 43 Arten  

1 Ar­beits­ge­rüs­te sind Kon­struk­tio­nen, die be­geh­ba­re Ar­beits­flä­chen am Bau­werk schaf­fen. Es wer­den die fol­gen­den Ar­beits­ge­rüs­te un­ter­schie­den:

a.
Stahl­rohr­ge­rüs­te (Art. 50);
b.
Sys­tem­ge­rüs­te (Art. 51);
c.
Holz­ge­rüs­te (Art. 52);
d.
Roll­ge­rüs­te (Art. 53).

2 Als Ar­beits­ge­rüst in Re­ge­l­aus­füh­rung gilt ein Ge­rüst, das nach den Re­geln der Tech­nik kon­stru­iert und ent­spre­chend den An­lei­tun­gen des Her­stel­lers auf­ge­baut ist.

3 Nicht als Ar­beits­ge­rüs­te gel­ten be­weg­li­che Ar­beits­büh­nen, Lehr- und Trag­ge­rüs­te.

Art. 44 Tragfähigkeit und Belagsbreite  

In Hin­sicht auf die aus­zu­füh­ren­den Ar­bei­ten dür­fen nur Ge­rüs­te mit fol­gen­der mi­ni­ma­ler Trag­fä­hig­keit und Be­lags­brei­te ver­wen­det wer­den:

Nutz­last in kN
pro m2

mi­ni­ma­le
Be­lags­brei­te (auch
zwi­schen Stän­dern)

Ge­rüst­be­zeich­nung

Ar­bei­ten mit leich­tem
Ma­te­ri­al wie Ver­putz-
oder Ma­ler­ar­bei­ten

2,00

60 cm

leich­tes Ar­beits­ge­rüst (Ver­putz-/Mal­er­ge­rüst)

Ar­bei­ten mit Ma­te­ri­al-la­ge­rung wie Mau­rer­ar­bei­ten

3,00

90 cm

schwe­res Ar­beits­ge­rüst (Mau­rer­ge­rüst)

Ar­bei­ten mit schwe­rem
Ma­te­ri­al wie das Ver­set­zen
von Fer­ti­g­ele­men­ten

4,50

90 cm

be­son­ders schwe­res
Ar­beits­ge­rüst
(Stein­hau­er­ge­rüst)

Art. 45 Zugänge zu Arbeitsplätzen  

1 Ge­rüst­gän­ge müs­sen über si­che­re Zu­gän­ge ver­fü­gen.

2 Für je­den Ar­beits­platz muss in höchs­tens 25 m Ent­fer­nung ein Zu­gang vor­han­den sein.

3 An Ge­rüs­ten, die hö­her als 25 m sind, sind nur Auf­zü­ge ge­stat­tet, die vom Her­stel­ler auch für Per­so­nen­trans­por­te vor­ge­se­hen sind. Der Auf­zug er­setzt nicht die er­for­der­li­chen Zu­gän­ge.

4 Für den Aus­sen­auf­stieg sind Lei­tern bis zu ei­ner Ab­sturz­hö­he von 5 m zu­ge­las­sen.

Art. 46 Gerüstgänge  

1 Die Gän­ge der Ar­beits­ge­rüs­te sind in ei­nem ver­ti­ka­len Ab­stand von höchs­tens 2,3 m an­zu­ord­nen.

2 Der Ab­stand des Be­la­ges von der Fassa­de darf in kei­ner Bau­pha­se 30 cm übers­tei­gen. Ist dies nicht mög­lich, so sind zu­sätz­li­che Mass­nah­men zu tref­fen, um einen Ab­sturz zu ver­hin­dern.

Art. 47 Gerüstgang am Dachrand (Spenglergang)  

1 Der Spengl­er­gang ist ein Ge­rüst­gang, der das si­che­re Ar­bei­ten am Dachrand er­mög­licht und in der Re­gel aus­kra­gend am Ge­rüst mon­tiert ist.

2 Bei Ab­sturz­hö­hen ab der Trau­fe oder ab dem Flach­dachrand von mehr als 3 m ist ma­xi­mal 1 m un­ter­halb der­sel­ben ein Ge­rüst­gang (Spengl­er­gang) zu er­stel­len.

3 Der Be­lag des Spengl­er­gan­ges ist für ei­ne dy­na­mi­sche Be­an­spru­chung wie beim Sturz vom Dach zu be­mes­sen.

4 Der Sei­ten­schutz des Spengl­er­gan­ges muss min­des­tens 60 cm von der fer­ti­gen Dachtrau­fe oder der Aus­sen­kan­te des Daches ent­fernt ste­hen; sein obers­ter Holm muss min­des­tens 80 cm ober­halb des Dachran­des lie­gen.

5 Die Ab­stän­de zwi­schen Hol­men oder zwi­schen Hol­men und Bord­bret­tern dür­fen 50 cm nicht über­schrei­ten.

Art. 48 Dachdeckerschutzwand  

1 Die Dach­decker­schutz­wand ist ei­ne Schutzein­rich­tung am Spengl­er­gang, die vom Dach stür­zen­de Per­so­nen, Ge­gen­stän­de und Ma­te­ria­li­en auf­fängt.

2 In der Dach­decker­schutz­wand sind Öff­nun­gen ober­halb der Trau­fe oder des Dach­ran­des bis zu ei­ner Hö­he von je 25 cm, un­ter­halb der Trau­fe oder des Dachran­des bis zu ei­ner Flä­che von je 100 cm2 zu­läs­sig.

Art. 49 Benützung und Unterhalt  

1 Das Ge­rüst ist durch je­den Be­nüt­zer und je­de Be­nüt­ze­rin täg­lich ei­ner Sicht­kon­trol­le zu un­ter­zie­hen. Weist es Män­gel auf, so darf es nicht be­nützt wer­den.

2 Auf Ge­rüst­be­lä­gen so­wie auf Zu­gän­gen, Auf- und Ab­stie­gen muss über­flüs­si­ges oder ge­fähr­li­ches Ma­te­ri­al, na­ment­lich Schutt, Schnee und Eis, ent­fernt wer­den.

3 Die Nutz­last ei­nes Ar­beits­ge­rüs­tes muss auf ei­nem Schild gut sicht­bar an­ge­ge­ben sein.

Art. 50 Stahlrohrgerüste  

1 Es sind Stahl­roh­re mit ei­nem Aus­sen­durch­mes­ser von 48,3 mm und Wand­stär­ken von 3,2 oder 4,0 mm zu ver­wen­den.

2 Die Stän­der sind zwei- oder mehr­rei­hig aus­zu­füh­ren. Die Stän­der­roh­re sind mit Zen­trier­bol­zen und Kupp­lun­gen zu stos­sen.

3 Im ver­ti­ka­len Ab­stand von ma­xi­mal 2 m sind Längs­roh­re an je­der Stän­der­rei­he an­zu­brin­gen. Sie müs­sen we­nigs­tens über 2 Fel­der lau­fen. Die Stös­se sind ge­gen­ein­an­der ver­setzt an­zu­ord­nen.

4 Die Ge­rüst­fron­ten sind auf gan­zer Hö­he auf ge­eig­ne­te Wei­se aus­zu­stei­fen.

5 An je­dem Kno­ten zwi­schen Stän­der und Längs­rohr ist ein Quer­rohr an­zu­ord­nen und am Stän­der an­zu­sch­lies­sen.

6 Längs­roh­re und Dia­go­na­len sind mit al­len Stän­dern zu ver­bin­den.

7 Kon­so­len mit mehr als 30 cm Aus­la­dung dür­fen nur an Kno­ten­punk­ten an­ge­schlos­sen und ab­ge­stützt wer­den.

8 Stahl­rohr­ge­rüs­te in Re­ge­l­aus­füh­rung dür­fen als Ver­putz- oder Mal­er­ge­rüs­te bis zu fol­gen­den Bau­hö­hen er­stellt wer­den:

a.
mit höchs­tens ei­nem Kon­sol­ge­rüst­gang wie bei ei­nem Spengl­er­gang:

Stän­der­ab­stand bis

max. Bau­hö­he (S = Wand­stär­ke)

Roh­re S = 3,2 mm

Roh­re S = 4,0 mm

1,50 m

45 m

55 m

2,00 m

35 m

45 m

2,25 m

30 m

40 m

2,50 m

25 m

35 m

3,00 m

20 m

30 m

b.
mit Kon­so­len von ma­xi­mal 30 cm Aus­la­dung:

Stän­der­ab­stand bis

max. Bau­hö­he (S = Wand­stär­ke)

Roh­re S = 3,2 mm

Roh­re S = 4,0 mm

1,50 m

20 m

30 m

2,00 m

18 m

24 m

2,50 m

15 m

18 m

3,00 m

12 m

15 m

c.
mit Kon­so­len von ma­xi­mal 60 cm Aus­la­dung:

Stän­der­ab­stand bis

max. Bau­hö­he (S = Wand­stär­ke)

Roh­re S = 3,2 mm

Roh­re S = 4,0 mm

1,50 m

12 m

15 m

2,00 m

8 m

10 m

9 Stahl­rohr­ge­rüs­te in Re­ge­l­aus­füh­rung dür­fen als Mau­rer- oder Stein­hau­er­ge­rüs­te höchs­tens mit ei­nem Kon­sol­ge­rüst­gang wie bei ei­nem Spengl­er­gang und bis zu fol­gen­den Bau­hö­hen er­stellt wer­den:

Stän­der­ab­stand bis

max. Bau­hö­he (S = Wand­stär­ke)

Roh­re S = 3,2 mm

Roh­re S = 4,0 mm

1,50 m

20 m

25 m

2,00 m

17 m

22 m

2,25 m

15 m

20 m

2,50 m

12 m

17 m

Art. 51 Systemgerüste  

1 Die Mon­ta­gean­lei­tung des Her­stel­lers, ins­be­son­de­re An­ga­ben über Aus­stei­fung, Ver­an­ke­rung, Über­brückung von Öff­nun­gen und Eck­aus­bil­dung des Ge­rüs­tes, ist zu be­ach­ten.

2 Sys­tem­ge­rüs­te in Re­ge­l­aus­füh­rung dür­fen bis zu fol­gen­den Bau­hö­hen er­stellt wer­den:

Rah­men-Stän­der­roh­re
mit 48,3 mm
Aus­sen­durch­mes­ser

S = Wand­stär­ke in mm

ma­xi­ma­le Bau­hö­he in m

Ver­putz-/Mal­er­ge­rüst

Mau­rer­ge­rüst

Stein­hau­er­ge­rüst

mit
Kon­so­len
von 60 cm

mit
Kon­so­len
von 30 cm

ma­xi­mal
1 Kon­so­le

mit
Kon­so­len
von 30 cm

ma­xi­mal
1 Kon­so­le

mit
Kon­so­len
von 30 cm

ma­xi­mal
1 Kon­so­le

Stahl, S = 3,2

20

30

50

20

30

15

25

Alu­mi­ni­um,
S = 4,0


14


20


30


12


20


10


15

Art. 52 Holzgerüste  

1 Der ge­gen­sei­ti­ge Ab­stand der ver­ti­ka­len Ge­rüst­stan­gen darf höchs­tens 3 m be­tra­gen.

2 Der Durch­mes­ser der ver­ti­ka­len Ge­rüst­stan­gen muss auf der Hö­he des obers­ten Ge­rüst­gan­ges min­des­tens 8 cm be­tra­gen.

3 Je­de Stan­ge ist zug- und druck­fest zu ver­an­kern.

4 An Kon­sol­ge­rüs­ten sind in ei­nem ge­gen­sei­ti­gen Ab­stand von ma­xi­mal 6 m waag­rech­te Streichs­tan­gen an­zu­brin­gen.

5 An He­bel­ge­rüs­ten sind un­mit­tel­bar un­ter je­dem Ge­rüst­gang Streichs­tan­gen mit ei­nem Min­dest­durch­mes­ser von 12 cm an­zu­brin­gen.

6 Ge­rüst­fron­ten von über 8 m Hö­he sind mit Dia­go­na­len kreuz­wei­se zu ver­stei­fen (ver­schwer­ten).

7 Als Ver­putz- oder Mal­er­ge­rüst darf ein Holz­ge­rüst nur bis zu ei­ner Hö­he von 12 m er­rich­tet wer­den.

8 Als Mau­rer- oder Stein­hau­er­ge­rüst darf ein Holz­ge­rüst nur bis zu der Hö­he er­rich­tet wer­den, die mit ei­ner ein­zel­nen Ge­rüst­stan­ge er­reicht wer­den kann.

Art. 53 Rollgerüste  

1 Roll­ge­rüs­te sind vor der Be­nüt­zung hin­sicht­lich der Art der aus­zu­füh­ren­den Ar­bei­ten und mit Rück­sicht auf die Bo­den­ver­hält­nis­se auf ih­re Stand­si­cher­heit zu prü­fen.

2 Sie müs­sen ge­gen un­be­ab­sich­tig­tes Ver­schie­ben ge­si­chert sein. Wäh­rend des Ver­schie­bens dür­fen sich kei­ne Per­so­nen dar­auf auf­hal­ten.

3. Abschnitt: Fanggerüste

Art. 54  

1 Fang­ge­rüs­te sind so an­zu­brin­gen, dass Per­so­nen, Ge­gen­stän­de und Ma­te­ria­li­en nicht tiefer als 3 m ab­stür­zen kön­nen.

2 Ent­spre­chend der mög­li­chen Ab­sturz­hö­he hat die ho­ri­zon­ta­le Aus­kra­gung des Fang­ge­rüs­tes min­des­tens zu be­tra­gen:

mög­li­che Ab­sturz­hö­he

mi­ni­ma­le ho­ri­zon­ta­le Aus­kra­gung

bis 2 m

1,50 m

bis 3 m

1,80 m

3 Sturz­sei­tig ist ein Sei­ten­schutz nach Ar­ti­kel 15 an­zu­brin­gen.

5. Kapitel: Gräben, Schächte und Baugruben

Art. 55 Allgemeines  

1 Grä­ben, Schäch­te und Bau­gru­ben sind so aus­zu­ge­stal­ten, dass nie­mand durch her­ab­fal­len­de oder ab­rut­schen­de Mas­sen ge­fähr­det wird.

2 Grä­ben, Schäch­te und Bau­gru­ben von mehr als 1,5 m Tie­fe, die nicht ver­spriesst wer­den, sind ge­mä­ss Ar­ti­kel 56 ab­zu­bö­schen oder durch an­de­re ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu si­chern.

3 Grä­ben und Schäch­te müs­sen so er­stellt wer­den, dass die lich­te Brei­te, im Soh­len­be­reich ge­mes­sen, ein si­che­res Ar­bei­ten ge­währ­leis­tet. So­fern der Gra­ben für das Ver­le­gen von Lei­tun­gen be­gan­gen wer­den muss, hat die lich­te Brei­te des Gra­bens zu be­tra­gen:

a.
min­des­tens 40 cm plus das Aus­sen­mass der Lei­tung (Nenn­mass plus Wand­stär­ken);
b.
ab ei­ner Gra­ben­tie­fe von 1 m: min­des­tens 60 cm.

4 Die Brei­te des Ar­beits­rau­mes in Bau­gru­ben muss in je­der Bau­pha­se min­des­tens 60 cm be­tra­gen.

5 Gra­ben­rän­der müs­sen bei Spries­sun­gen auf ei­ne Brei­te von min­des­tens 50 cm oder bei Bö­schun­gen auf ei­ne Brei­te von min­des­tens 1 m ho­ri­zon­tal frei ge­hal­ten wer­den.

6 De­po­ni­en von Aus­hub- und Bau­ma­te­ri­al sind so zu er­stel­len, dass nie­mand ge­fähr­det wird.

7 Trep­pen und Lei­tern in Schäch­ten und Bau­gru­ben müs­sen im ver­ti­ka­len Ab­stand von ma­xi­mal 5 m mit Zwi­schen­po­des­ten un­ter­bro­chen sein. Lei­tern müs­sen ver­setzt wei­ter­ge­führt wer­den.

8 Ge­gen das Über­fah­ren von Gra­ben-, Gru­ben- und Schachträn­dern so­wie Bö­schungs­kan­ten sind im Be­reich von Fahr­bah­nen und Kipp­stel­len die er­for­der­li­chen Mass­nah­men zu tref­fen, na­ment­lich durch Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zun­gen, ge­eig­ne­te Ver­kehrs­füh­rung mit Si­gna­li­sa­tio­nen, Ab­schran­kun­gen und Rad­ab­wei­sern.

Art. 56 Böschungen  

1 Die Bö­schungs­nei­gun­gen sind der Stand­fes­tig­keit des Bau­grun­des an­zu­pas­sen.

2 Wird die Stand­fes­tig­keit des Bau­grun­des durch Wit­te­rungs­ein­flüs­se wie star­ke Nie­der­schlä­ge oder Tau­wet­ter be­ein­träch­tigt, sind ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu tref­fen.

3 In Spreng­fels so­wie in ho­mo­ge­nem Fels, der mit me­cha­ni­schen Ge­rä­ten ab­bau­bar ist (z. B. Sand­stein oder Mer­gel), kön­nen die Wän­de senk­recht aus­ge­bil­det wer­den.

4 Es muss ein Si­cher­heits­nach­weis er­bracht wer­den, wenn:

a.
die fol­gen­den Ver­hält­nis­se zwi­schen Senk­rech­te und Waag­rech­te nicht ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen:
1.
höchs­tens 3 : 1 bei gu­tem ver­fes­tig­tem, stand­fes­tem Ma­te­ri­al,
2.
höchs­tens 2 : 1 bei mäs­sig ver­fes­tig­tem, je­doch noch stand­fes­tem Ma­te­ri­al,
3.
höchs­tens 1 : 1 bei rol­li­gem Ma­te­ri­al;
b.
die Hö­he der Bö­schung mehr als 4 m be­trägt;
c.
die Bö­schung vor­aus­sicht­lich durch Fahr­zeu­ge, Bau­ma­schi­nen oder Ma­te­ri­al­de­pots zu­sätz­lich be­las­tet wird;
d.
Hang­was­ser zu­tritt oder der Bö­schungs­fuss sich im Grund­was­ser­be­reich be­fin­det.
Art. 57 Spriessungen  

1 Spries­sun­gen müs­sen den zu er­war­ten­den Be­las­tun­gen und Be­an­spru­chun­gen stand­hal­ten und nach den Re­geln der Tech­nik aus­ge­führt wer­den.

2 Bei der Di­men­sio­nie­rung der Spries­sun­gen sind zu­sätz­li­che Be­las­tun­gen durch Fahr­zeu­ge, Bau­ma­schi­nen so­wie De­po­ni­en von Aus­hub, Ma­te­ri­al und Ge­rä­ten zu be­rück­sich­ti­gen.

3 Die Spriess­ar­bei­ten sind so aus­zu­füh­ren, dass be­nach­bar­te un­ver­spriess­te Wand­tei­le kei­ne Per­so­nen ge­fähr­den.

4 Der un­ters­te Teil der Gra­ben­wän­de kann je nach Ma­te­ri­al bis 80 cm hoch un­ver­spriesst blei­ben.

5 Die Spriess­ele­men­te dür­fen in stand­fes­tem Ma­te­ri­al Zwi­schen­räu­me von höchs­tens 20 cm auf­wei­sen.

6 Hohl­räu­me hin­ter Spriess­wän­den sind so­fort satt aus­zu­fül­len.

7 Die Spries­sun­gen müs­sen min­des­tens 15 cm über den Gra­ben­rand vor­ste­hen.

8 Beim Ein- und Aus­bau der Spries­sun­gen so­wie beim Wie­der­ein­fül­len der Grä­ben darf sich nie­mand im un­ge­si­cher­ten Be­reich auf­hal­ten.

9 Grä­ben, die un­ter­halb von Bö­schun­gen senk­recht aus­ge­ho­ben wer­den, sind auf der ge­sam­ten ver­ti­ka­len Aus­hub­tie­fe zu ver­spries­sen; aus­ge­nom­men sind Grä­ben in Fels nach Ar­ti­kel 56 Ab­satz 3.22

22 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

Art. 58 Bodenverfestigungen  

1 Bo­den­ver­fes­ti­gun­gen wie In­jek­tio­nen, Ver­mör­te­lun­gen oder künst­li­che Ver­ei­sung müs­sen auf Grund ei­nes Stand­si­cher­heits­nach­wei­sesaus­ge­führt wer­den.

2 Die not­wen­di­gen Prü­fun­gen und Mes­sun­gen sind nach den An­wei­sun­gen ei­ner Fach­per­son durch­zu­füh­ren und durch die­se zu über­prü­fen.

Art. 59 Untergrabungen  

1 Über­hän­ge an den Bö­schun­gen oder Gra­ben­wän­den sind un­ver­züg­lich zu be­sei­ti­gen.

2 Frei­ge­leg­te Ge­gen­stän­de wie Bau­werks­tei­le, Werk­lei­tun­gen, Rand­stei­ne, Be­lags­tei­le, Find­lin­ge, lo­se Stei­ne, Bäu­me und Sträu­cher sind zu si­chern.

6. Kapitel: Rückbau- oder Abbrucharbeiten

Art. 60 Allgemeines 23  

1 Be­vor mit den Ar­bei­ten be­gon­nen wer­den darf, müs­sen die Si­cher­heits- und Ge­sund­heits­ri­si­ken ab­ge­klärt wer­den.

2 Die er­for­der­li­chen Mass­nah­men müs­sen ge­trof­fen wer­den, um zu ver­hin­dern, dass:

a.
Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ab­stür­zen;
b.
Bau­tei­le un­be­ab­sich­tigt ein­stür­zen;
c.
Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer in ge­sund­heits­ge­fähr­den­der Wei­se mit Stof­fen wie Staub, As­best, po­ly­chlo­rier­ten Bi­phe­ny­len (PCB), Ga­sen oder Che­mi­ka­li­en so­wie mit Strah­len in Kon­takt kom­men;
d.
Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer durch her­um­flie­gen­des, her­un­ter- und ein­stür­zen­des Ma­te­ri­al ge­trof­fen wer­den;
e.
Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer durch die In­sta­bi­li­tät von Nach­bar­bau­wer­ken, durch be­ste­hen­de An­la­gen, durch be­schä­dig­te Werk­lei­tun­gen oder durch den plötz­li­chen Bruch von Zug­sei­len ge­fähr­det wer­den.
f.
Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer durch Brän­de oder Ex­plo­sio­nen ge­fähr­det wer­den.

3 Das Be­tre­ten von Ge­fah­ren­zo­nen ist durch Schutz­wän­de, Ab­sper­run­gen oder Warn­pos­ten zu ver­hin­dern. Es ist na­ment­lich der Ge­fahr ei­nes Seil­bru­ches und von Ma­te­ri­al­wurf Rech­nung zu tra­gen.

4 Die Ar­bei­ten dür­fen nur un­ter stän­di­ger fach­kun­di­ger Auf­sicht durch­ge­führt wer­den.

23 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­li 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 3685).

Art. 60a Meldepflicht von Sanierungsarbeiten an asbesthaltigen Bau­materialien 24  

1 Die Ar­beit­ge­ber sind ver­pflich­tet, die fol­gen­den Ar­bei­ten vor de­ren Aus­füh­rung der Schwei­ze­ri­schen Un­fall­ver­si­che­rungs­an­stalt (SU­VA) zu mel­den:

a.
voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Ent­fer­nung von:
1.
as­best­hal­ti­gen Spritz­be­lä­gen;
2.
as­best­hal­ti­gen Bo­den- und Wand­be­lä­gen ab ei­ner Flä­che von 5 m2;
3.
as­best­hal­ti­gen Leicht­bau­plat­ten ab ei­ner Flä­che von 2 m2.
b.
Ab­bruch- und Aus­bruch­ar­bei­ten an Ge­bäu­den und Ge­bäu­de­tei­len mit:
1.
as­best­hal­ti­gen Spritz­be­lä­gen;
2.
as­best­hal­ti­gen Bo­den- und Wand­be­lä­gen ab ei­ner Flä­che von 5 m2;
3.
as­best­hal­ti­gen Leicht­bau­plat­ten ab ei­ner Flä­che von 2 m2.

2 Die SU­VA be­stimmt Frist und Form der Mel­dun­gen nach Kon­sul­ta­ti­on der in­te­res­sier­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen.

24 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­li 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 3685).

Art. 60b Anerkannte Asbestsanierungsunternehmen 25  

1 Ar­bei­ten, bei de­nen er­heb­li­che Men­gen ge­sund­heits­ge­fähr­den­der As­best­fa­sern frei­ge­setzt wer­den kön­nen, dür­fen nur von an­er­kann­ten As­best­sa­nie­rungs­un­ter­neh­men aus­ge­führt wer­den.

2 Die SU­VA an­er­kennt As­best­sa­nie­rungs­un­ter­neh­men, wenn die­se:

a.
Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten für As­best­sa­nie­run­gen nach Ar­ti­kel 60c be­schäf­ti­gen und si­cher­stel­len, dass wäh­rend der As­best­sa­nie­rung ei­ne sol­che Spe­zia­lis­tin oder ein sol­cher Spe­zia­list an­we­send ist und die Ar­bei­ten über­wacht;
b.
Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer be­schäf­ti­gen, die für die­se Ar­bei­ten nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 VUV26 aus­ge­bil­det und bei der SU­VA ge­mä­ss dem 4. Ti­tel der VUV (ar­beits­me­di­zi­ni­sche Vor­sor­ge) ge­mel­det sind;
c.
über die not­wen­di­gen Ar­beits­mit­tel und einen Plan für de­ren In­stand­hal­tung ver­fü­gen;
d.
für die Ein­hal­tung des an­wend­ba­ren Rechts, na­ment­lich die­ser Ver­ord­nung, Ge­währ bie­ten.

3 Sind die Vor­aus­set­zun­gen für die An­er­ken­nung nicht mehr er­füllt, so kann die SU­VA die An­er­ken­nung ent­zie­hen.

25 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­li 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 3685).

26 SR 832.30

Art. 60c Eignung von Spezialistinnen und Spezialisten für Asbestsanierungen 27  

Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten für As­best­sa­nie­run­gen müs­sen na­ment­lich Kennt­nis­se in fol­gen­den Be­rei­chen nach­wei­sen kön­nen:

a.
Grund­kennt­nis­se in Ar­beits­si­cher­heit und Ge­sund­heits­schutz;
b.
Me­tho­de der stau­bar­men Ent­fer­nung von schwach ge­bun­de­nem As­best;
c.
sach­ge­rech­te Ver­wen­dung der per­sön­li­chen Schutzaus­rüs­tun­gen und der an­de­ren Ar­beits­mit­tel;
d.
Er­stel­len ei­nes Ar­beits­plans;
e.
Füh­ren ei­nes Bau­stel­len­ta­ge­bu­ches;
f.
Füh­ren und In­stru­ie­ren von Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern auf Bau­stel­len.

27 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­li 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 3685).

7. Kapitel: Untertagarbeiten

Art. 61 Meldepflicht  

1 Die Ar­beit­ge­ber sind ver­pflich­tet, al­le Un­ter­tag­ar­bei­ten vor de­ren Aus­füh­rung der SU­VA zu mel­den.28

2 Von die­ser Mel­de­pflicht aus­ge­nom­men sind die Kon­troll- und Un­ter­halts­ar­bei­ten an und in be­ste­hen­den Tun­nels.

3 Die SU­VA be­stimmt nach An­hö­ren der in­ter­es­sier­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen die Form der Mel­dung und die Mel­de­frist.

28 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­li 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 3685).

Art. 62 Sicherheits- und Gesundheitsschutzkonzept  

Der Ar­beit­ge­ber hat da­für zu sor­gen, dass vor Be­ginn von Un­ter­tag­ar­bei­ten ein schrift­li­ches Si­cher­heits- und Ge­sund­heits­schutz­kon­zept vor­liegt. Die­ses muss die Not­fall­or­ga­ni­sa­ti­on und die Um­set­zung der Ar­ti­kel 63–73 re­geln.

Art. 63 Netzunabhängige Stromversorgung  

Ei­ne net­zu­nab­hän­gi­ge Strom­ver­sor­gung muss si­cher­ge­stellt wer­den für:

a.
Schacht­be­fahr­an­la­gen;
b.
Erd­gas­warn­an­la­gen;
c.
Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ein­rich­tun­gen;
d.
Kom­pres­so­ren bei Ar­bei­ten un­ter Über­druck;
e.
Lüf­ter bei Erd­gas­ge­fähr­dung;
f.
Be­leuch­tun­gen.
Art. 64 Klimatische Bedingungen  

Ist ei­ne Ge­fähr­dung der Ge­sund­heit der Ar­beit­neh­mer durch kli­ma­ti­sche Be­din­gun­gen wie be­son­de­re Wär­me, Käl­te und Luft­feuch­tig­keit zu er­war­ten, sind ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu tref­fen.

Art. 65 Belüftung  

1 Vor Be­ginn von Un­ter­tag­ar­bei­ten muss ein Lüf­tungs­kon­zept er­stellt wer­den.

2 Der Zu­gang zu nicht be­lüf­te­ten Räu­men muss ver­hin­dert wer­den.

3 In durch­ge­schla­ge­nen Bau­wer­ken, die nicht be­lüf­tet wer­den, muss die Luft­qua­li­tät dau­ernd mess­tech­nisch über­wacht wer­den.

4 Zum Schutz vor ge­sund­heits­ge­fähr­den­den Stof­fen sind be­son­de­re Mass­nah­men zu tref­fen.

5 Der Ar­beit­ge­ber muss ab­klä­ren las­sen, ob in den Ge­steins­schich­ten mög­li­cher­wei­se Erd­gas vor­han­den ist. Er hat nö­ti­gen­falls die ent­spre­chen­den Mass­nah­men an­zu­ord­nen.

Art. 66 Explosions- und Brandschutz  

1 Ben­zin- und Flüs­sig­gas­mo­to­ren dür­fen un­ter­tags nicht ein­ge­setzt wer­den.

2 Es müs­sen ge­eig­ne­te Mass­nah­men ge­trof­fen wer­den, um Brand­fäl­le zu ver­hin­dern und in Brand­fäl­len all­fäl­li­ge Fol­gen für die Ge­sund­heit der Ar­beit­neh­mer zu ver­mei­den.

Art. 67 Beleuchtung  

1 Al­le Ar­beitsplät­ze, Ver­kehrs­we­ge und Räu­me müs­sen hin­rei­chend be­leuch­tet sein.

2 Wenn kei­ne Not­be­leuch­tung in­stal­liert ist, muss je­de Per­son ei­ne Lam­pe mit­füh­ren.

Art. 68 Arbeiten in Bahntunnels  

Für die Dau­er der Ar­bei­ten in Bahn­tun­nels ist durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men si­cher­zu­stel­len, dass nie­mand durch vor­bei­fah­ren­de Zü­ge ge­fähr­det wird.

Art. 69 Transport  

1 Trans­port­pis­ten, Gleis- und Band­an­lagen sind so an­zu­le­gen und zu un­ter­hal­ten, dass nie­mand ge­fähr­det wird, na­ment­lich nicht durch den Be­trieb, das För­der­gut oder durch die In­stal­la­tio­nen.

2 Fahr­zeu­ge wie Trans­port­fahr­zeu­ge und Bau­ma­schi­nen müs­sen so aus­ge­rüs­tet und be­la­den sein, dass die Per­son, die das Fahr­zeug führt, je­der­zeit den Ge­fah­ren­be­reich ih­res Fahr­zeu­ges in Fahrtrich­tung ein­se­hen und über­wa­chen kann.

3 Tech­ni­sche In­stal­la­tio­nen wie Lüf­tung, Fri­schluft­zu­fuhr und La­ger von Ge­fahr­stof­fen, die bei Be­schä­di­gung zur Ge­fähr­dung von Per­so­nen füh­ren kön­nen, sind zu schüt­zen.

Art. 70 Fusswege  

1 Fuss­we­ge ent­lang von Fahr­pis­ten und Gleis­an­la­gen sind mit tech­ni­schen Mass­nah­men von die­sen zu tren­nen.

2 Bei Kon­troll- und Un­ter­halts­ar­bei­ten an und in be­ste­hen­den Tun­nels müs­sen kei­ne ent­spre­chen­den tech­ni­schen Mass­nah­men ge­trof­fen wer­den.

Art. 71 Ausbruch und Hohlraumsicherung  

1 Wo die Ge­fähr­dung durch nie­der- oder ein­bre­chen­des Ge­stein so­wie Was­se­rein­bruch be­steht, sind vor Be­ginn der Aus­bruch­ar­bei­ten Vor­er­kun­dun­gen durch­zu­füh­ren.

2 Die Ar­beitsplät­ze sind so an­zu­ord­nen und zu si­chern, dass nie­mand durch ein­bre­chen­des Ge­stein so­wie Was­ser­ein­bruch ge­fähr­det wird.

3 Wo die Bau­grund­ver­hält­nis­se es er­for­dern, sind ge­eig­ne­te Mass­nah­men zur Hohl­raum­si­che­rung zu tref­fen.

Art. 72 Sprengvortrieb  

1 Die Ar­beit­neh­mer dür­fen durch die Spreng­schwa­den nicht ge­fähr­det wer­den.

2 Die Ar­beit an der Spreng­stel­le darf frü­he­s­tens 15 Mi­nu­ten nach der Spren­gung wie­der auf­ge­nom­men wer­den.

3 Nach je­dem Ab­schlag sind Ma­te­ri­al­ab­lö­sun­gen und ge­lo­cker­te Ge­stein­spar­ti­en von der aus­ge­bro­che­nen Stre­cke zu ent­fer­nen.

Art. 73 Warnkleider  

Die Ar­beit­neh­mer müs­sen Warn­klei­der in grel­len Far­ben tra­gen, die den gan­zen Kör­per be­de­cken und mit licht­re­flek­tie­ren­den Flä­chen ver­se­hen sind.

8. Kapitel: Abbau von Gestein, Kies und Sand

Art. 74 Meldepflicht für den Abbau von Gestein  

1 Die Ar­beit­ge­ber sind ver­pflich­tet, den Ab­bau im Frei­en von Ge­stein von über 5000 m3 pro Ab­bau­stel­le vor der Aus­füh­rung der SU­VA zu mel­den.

2 Die SU­VA be­stimmt nach An­hö­ren der in­ter­es­sier­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen die Form der Mel­dung und die Mel­de­frist.

Art. 75 Abbauplan  

1 Der Ab­bau von Ge­stein, Kies und Sand hat nach ei­nem vor Be­ginn der Ar­bei­ten er­stell­ten Plan zu er­fol­gen. Die­ser muss den La­ge­rungs- und Schicht­ver­hält­nis­sen so­wie der Stand­fes­tig­keit des ab­zu­bau­en­den Ma­te­ri­als Rech­nung tra­gen.

2 Die ma­xi­ma­len Bö­schungs­nei­gun­gen sind im Ab­bau­plan fest­zu­le­gen

Art. 76 Böschungsneigung  

1 Die Bö­schungs­nei­gung von Ab­raum­de­cken darf nicht stei­ler als 1:1 sein.29

2 Die Di­stanz zwi­schen dem Fuss­punkt des Ab­rau­mes und der Bö­schungs­kan­te muss min­des­tens 1 m be­tra­gen.

3 Ab­bau­wän­de dür­fen zu kei­nem Zeit­punkt unter­höhlt wer­den.

29 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 29. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

Art. 77 Abbau von Gestein durch Sprengung  

1 Bei Ab­bau von Ge­stein durch Spren­gung sind die Ab­bau­wän­de in Stu­fen von ma­xi­mal 40 m Hö­he zu un­ter­tei­len.

2 Nach je­dem Ab­schlag sind Ma­te­ri­al­ab­lö­sun­gen und ge­lo­cker­te Ge­stein­spar­ti­en von der Wand zu ent­fer­nen.

Art. 78 Abbau von Kies und Sand  

1 Der ma­schi­nel­le Ab­bau von Kies und Sand von oben hat in Stu­fen zu er­fol­gen.

2 Der Ab­bau von un­ten darf nur in lo­cker ge­la­ger­tem Ma­te­ri­al er­fol­gen. Da­bei darf das an­ste­hen­de stand­fes­te Ma­te­ri­al von un­ten her nur ab­ge­tra­gen wer­den, wenn die Wand nicht hö­her ist als der höchs­te mit die­sem Ab­bau­ge­rät er­reich­ba­re Punkt plus des­sen Rad­durch­mes­ser.

3 Beim Ab­bau mit Was­ser­strahl ist die Wand­hö­he frei wähl­bar, wo­bei der Stand­ort für die Be­die­nung des Ge­rä­tes aus­ser­halb des Ge­fah­ren­be­rei­ches lie­gen muss.

Art. 79 Absturzsicherung  

Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, die Ar­bei­ten in stei­len Ab­bau­wän­den aus­füh­ren, müs­sen ge­gen Ab­sturz ge­si­chert sein.

Art. 80 Schutz vor niedergehenden Steinen und Materialien  

1 Durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men ist zu ver­hin­dern, dass Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer am Ein­satzort durch nie­der­ge­hen­de Stei­ne und Ma­te­ria­li­en ge­fähr­det wer­den.

2 Dro­hen Ma­te­rial­mas­sen oder Ge­stein­s­pa­ke­te ab­zu­stür­zen und kann die Ge­fahr nicht so­fort be­sei­tigt wer­den, so ist der Fall­be­reich un­ver­züg­lich ab­zu­sper­ren.

3 Die Fah­rer­ka­bi­nen oder die Be­die­nungs­stän­de von Ma­schi­nen und Ge­rä­ten sind mit ei­ner Schutz­vor­rich­tung aus­zu­rüs­ten, da­mit die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, wel­che die Ma­schi­nen und Ge­rä­te be­die­nen, vor nie­der­ge­hen­den Stei­nen und Ma­te­ria­li­en ge­schützt sind.

4 Durch­gän­ge und Ver­kehrs­we­ge, die durch Stein­schlag ge­fähr­det sind, sind mit ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zu si­chern.

Art. 81 Wiederaufnahme der Arbeiten  

Vor Wie­der­auf­nah­me der Ar­bei­ten nach Ar­beits­un­ter­brü­chen sind na­ment­lich durch Wit­te­rungs­ein­flüs­se ent­stan­de­ne über­hän­gen­de Par­ti­en ab­zu­bau­en und lo­ses Ma­te­ri­al aus der Bö­schung zu ent­fer­nen.

8a. Kapitel: Wärmetechnische Anlagen und Hochkamine30

30 Eingefügt durch Ziff. I der V vom 29. Juni 2011, in Kraft seit 1. Nov. 2011 (AS 2011 3537).

Art. 81a Begriffe  

In die­sem Ka­pi­tel be­deu­ten:

a.
wär­me­tech­ni­sche An­la­gen: Feue­rungs­an­la­gen und sta­tio­näre Ver­bren-nungs­mo­to­ren für fes­te, flüs­si­ge oder gas­för­mi­ge Brenn­stof­fe, ein­sch­liess­lich Wär­me­er­zeu­gungs-, Wär­me­trans­port- und Wär­me­ver­tei­lein­rich­tun­gen, Steu­er- und Si­cher­heits­ein­rich­tun­gen so­wie Ver­bin­dungs­roh­re und An­la­gen zur Ab­lei­tung der Ab­gase;
b.
Hoch­ka­mi­ne: frei­ste­hen­de, von in­nen oder aus­sen be­geh­ba­re An­la­gen zur Ab­lei­tung der Ab­gase, die nur von oben nach un­ten ge­rei­nigt wer­den kön­nen.
Art. 81b Persönliche Anforderungen  

Für Ar­bei­ten an wär­me­tech­ni­schen An­la­gen und Hoch­ka­mi­nen dür­fen nur Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ein­ge­setzt wer­den, die:

a.
auf­grund ih­rer kör­per­li­chen und geis­ti­gen Ver­fas­sung in der La­ge sind, die ih­nen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben zu­ver­läs­sig und si­cher aus­zu­füh­ren;
b.
sich am Ar­beits­platz ver­stän­di­gen kön­nen;
c.
über ei­ne ent­spre­chen­de Aus­bil­dung für Ar­bei­ten an wär­me­tech­ni­schen An­la­gen und Hoch­ka­mi­nen ver­fü­gen.
Art. 81c Steuer - und Schalteinrichtungen  

1 Je­de wär­me­tech­ni­sche An­la­ge und wenn nö­tig auch ih­re Funk­ti­ons­ein­hei­ten müs­sen mit Ein­rich­tun­gen aus­ge­rüs­tet sein, mit de­nen sie von je­der Ener­gie­quel­le ab­ge­trennt oder ab­ge­schal­tet wer­den kön­nen. Die Ein­rich­tun­gen müs­sen sich ge­gen Wie­der­ein­schal­ten si­chern las­sen, wenn sich aus dem Wie­der­ein­schal­ten ei­ne Ge­fahr für Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer er­gibt.

2 Bei Ar­bei­ten an be­geh­ba­ren wär­me­tech­ni­schen An­la­gen und an Hoch­ka­mi­nen, muss:

a.
die Si­cher­heits­ab­schalt­ein­rich­tung mit ei­nem Vor­hän­ge­schloss in der Ab­schalt­stel­lung ab­ge­schlos­sen wer­den;
b.
der Elek­tro­ste­cker des Bren­ners, des Ven­ti­la­tors oder der Brenn­stoff­zu­fuhr aus­ge­zo­gen und die Steck­do­se mit ei­nem Vor­hän­ge­schloss ge­si­chert wer­den;
c.
beim Ein­stieg in die wär­me­tech­ni­sche An­la­ge oder beim Be­stei­gen des Hoch­ka­mins an der Si­cher­heits­ab­schalt­ein­rich­tung ei­ne Hin­weis­ta­fel an­ge­bracht sein.
Art. 81d Arbeiten an begehbaren wärmetechnischen Anlagen und an Hochkaminen  

1 Die Ar­bei­ten an be­geh­ba­ren wär­me­tech­ni­schen An­la­gen und an Hoch­ka­mi­nen müs­sen durch ei­ne Per­son aus­ser­halb des Ge­fah­ren­be­reichs über­wacht wer­den.

2 Die wär­me­tech­ni­schen An­la­gen und die Hoch­ka­mi­ne dür­fen erst be­tre­ten oder be­stie­gen wer­den, nach­dem sie sich ge­nü­gend ab­ge­kühlt ha­ben und die an­ge­sam­mel­ten ge­sund­heits­ge­fähr­den­den Ga­se ent­fernt wor­den sind. Dies ist durch ei­ne Mes­sung zu über­prü­fen.

3 Kön­nen die ge­sund­heits­ge­fähr­den­den Ga­se nicht ent­fernt wer­den, so sind beim Be­tre­ten oder Be­stei­gen der be­geh­ba­ren wär­me­tech­ni­schen An­la­gen und der Hoch­ka­mi­ne von der Um­ge­bungs­at­mo­sphä­re un­ab­hän­gi­ge Atem­schutz­ge­rä­te zu ver­wen­den.

Art. 81e Zugänge zu Anlagen zur Ableitung der Abgase auf Dächern  

1 Zu­gän­ge zu An­la­gen zur Ab­lei­tung der Ab­gase auf Dä­chern dür­fen be­gan­gen wer­den, wenn die zur Si­che­rung not­wen­di­gen fes­ten Vor­rich­tun­gen wie Lauf­ste­ge oder fes­te Lei­tern zwi­schen den Aus­stei­g­öff­nun­gen im Dach und den be­tref­fen­den An­la­gen vor­han­den sind.

2 Feh­len die zur Si­che­rung not­wen­di­gen fes­ten Vor­rich­tun­gen, so sind Schutz­mass­nah­men wie die Ver­wen­dung von Fang­ge­rüs­ten, Auf­fang­net­zen oder Seil­si­che­run­gen zu tref­fen.

Art. 81f Besteigen von Hochkaminen  

1 Von aus­sen dür­fen Hoch­ka­mi­ne nur über orts­fes­te Lei­tern be­stie­gen wer­den. Sind kei­ne orts­fes­ten Lei­tern vor­han­den, so sind Trans­port­mit­tel, die für Per­so­nen zu­ge­las­sen sind, zu be­nüt­zen.

2 Von in­nen dür­fen Hoch­ka­mi­ne nur über be­ste­hen­de Steig­ei­sen oder ähn­li­che Auf­stieg­s­ein­rich­tun­gen, die sich in ein­wand­frei­em Zu­stand be­fin­den, be­stie­gen wer­den.

Art. 81g Elektrische Anschlüsse über Dachständer  

1 Elek­tri­sche An­schlüs­se über Dach­stän­der, die im Ar­beits­be­reich ver­lau­fen, sind von der Strom­zu­füh­rung ab­zu­tren­nen oder ge­gen Be­rüh­rung zu si­chern.

2 Vor der Ar­beits­auf­nah­me im Be­reich von elek­tri­schen An­schlüs­sen über Dach­stän­der ist der Lei­tungs­ei­gen­tü­mer recht­zei­tig zu be­nach­rich­ti­gen.

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