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Verordnung
über die Erhaltung und die nachhaltige Nutzung
von pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft
(PGRELV)

vom 28. Oktober 2015 (Stand am 1. Januar 2018)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 147a Absatz 2, 147b und 177 Absatz 1
des Landwirtschaftsgesetzes vom 29. April 19981 (LwG)
sowie in Ausführung des Internationalen Vertrags vom 3. November 20012
über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft,

verordnet:

1

Art. 1 Gegenstand

Die­se Ver­ord­nung re­gelt die Er­hal­tung und die För­de­rung der nach­hal­ti­gen Nut­zung von pflan­zen­ge­ne­ti­schen Res­sour­cen für Er­näh­rung und Land­wirt­schaft so­wie den Zu­gang zu pflan­zen­ge­ne­ti­schen Res­sour­cen für Er­näh­rung und Land­wirt­schaft in der Na­tio­na­len Gen­bank PGREL und die Auf­tei­lung von Vor­tei­len, die aus der Nut­zung sol­cher Res­sour­cen ent­ste­hen.

Art. 2 Begriffe

Im Sin­ne die­se Ver­ord­nung be­deu­ten:

a.
pflan­zen­ge­ne­ti­sche Res­sourcen für Er­näh­rung und Land­wirt­schaft (PGREL): je­des ge­ne­ti­sche Ma­te­ri­al pflanz­li­chen Ur­sprungs, das einen tat­säch­li­chen oder po­ten­zi­el­len Wert für Er­näh­rung und Land­wirt­schaft hat;
b.
ge­ne­ti­sches Ma­te­ri­al: je­des Ma­te­ri­al pflanz­li­chen Ur­sprungs, ein­sch­liess­lich des ge­ne­ra­ti­ven und ve­ge­ta­ti­ven Ver­meh­rungs­ma­te­ri­als, das funk­tio­na­le Erb­ein­hei­ten ent­hält;
c.
Gen­bank: Ein­rich­tung, in der PGREL als Saat­gut ge­la­gert und er­hal­ten wer­den;
d.
Er­hal­tungs­samm­lung: Ein­rich­tung, in der PGREL als ve­ge­ta­ti­ves Pflan­zen­ma­te­ri­al er­hal­ten wer­den;
e.
Ex-si­tu-Er­hal­tung: Er­hal­tung von PGREL aus­ser­halb ih­res na­tür­li­chen Le­bens­raums;
f.
In-si­tu-Er­hal­tung: Er­hal­tung von Öko­sys­te­men und na­tür­li­chen Le­bens­räu­men so­wie Be­wah­rung und Wie­der­her­stel­lung le­bens­fä­hi­ger Po­pu­la­tio­nen von Ar­ten in ih­rer na­tür­li­chen Um­ge­bung und im Fall kul­ti­vier­ter Pflan­zen­ar­ten in der Um­ge­bung, in der sie ih­re be­son­de­ren Ei­gen­schaf­ten ent­wi­ckelt ha­ben.

Art. 3 Nationale Genbank PGREL

1 Das Bun­des­amt für Land­wirt­schaft (BLW) be­treibt für die Er­hal­tung und die nach­hal­ti­ge Nut­zung der PGREL die Na­tio­na­le Gen­bank PGREL. Sie ent­hält Gen­ban­ken, Er­hal­tungs­samm­lun­gen und In-si­tu-Er­hal­tungs­flä­chen.

2 Das BLW kann den Be­trieb und den Er­halt von Gen­ban­ken, Er­hal­tungs­samm­lun­gen und In-si­tu-Er­hal­tungs­flä­chen an Drit­te über­tra­gen, wenn die­se ge­währ­leis­ten kön­nen, dass die PGREL lang­fris­tig er­hal­ten wer­den.

Art. 4 Aufnahme in die Nationale Genbank PGREL

1 In die Na­tio­na­le Gen­bank PGREL wer­den ins­be­son­de­re fol­gen­de PGREL auf­ge­nom­men:

a.
in der Schweiz ent­stan­de­ne oder ge­züch­te­te Sor­ten und Land­sor­ten;
b.
Sor­ten und Land­sor­ten oder Ge­no­typen, die in der Ver­gan­gen­heit ei­ne na­tio­na­le, re­gio­na­le oder lo­ka­le Be­deu­tung hat­ten.

2 PGREL wer­den nur in die Na­tio­na­le Gen­bank PGREL auf­ge­nom­men, wenn sie:

a.
Drit­ten ge­mä­ss Ar­ti­kel 5 zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den dür­fen;
b.
nicht im­ma­te­ri­al­gü­ter­recht­lich ge­schützt sind.

3 PGREL, die im Ei­gen­tum von na­tür­li­chen und ju­ris­ti­schen Per­so­nen sind, kön­nen in die Na­tio­na­le Gen­bank PGREL auf­ge­nom­men wer­den, so­fern de­ren Ei­gen­tü­mer be­reit sind, die­se im Mul­ti­la­te­ra­len Sys­tem nach Ar­ti­kel 5 zur Ver­fü­gung zu stel­len.

Art. 5 Zugang zur Nationalen Genbank PGREL und Aufteilung von Vorteilen

1 Für land- und er­näh­rungs­wirt­schaft­li­che For­schung, Züch­tung, Wei­ter­ent­wick­lung oder das Her­stel­len von Ba­sis­ver­meh­rungs­ma­te­ri­al wird Ma­te­ri­al aus der Na­tio­na­len Gen­bank PGREL zur Ver­fü­gung ge­stellt, so­fern da­für ei­ne stan­dar­di­sier­te Ma­te­rial­über­tra­gungs­ver­ein­ba­rung (SM­TA)3 des Mul­ti­la­te­ra­len Sys­tems des In­ter­na­tio­na­len Ver­trags vom 3. No­vem­ber 2001 über pflan­zen­ge­ne­ti­sche Res­sour­cen für Er­näh­rung und Land­wirt­schaft ab­ge­schlos­sen wird.

2 Soll das Ma­te­ri­al für an­de­re Zwe­cke ver­wen­det wer­den, so ver­ein­bart das BLW die Vor­aus­set­zun­gen für den Zu­gang zur Na­tio­na­len Gen­bank PGREL; da­bei be­rück­sich­tigt es den fi­nan­zi­el­len oder sons­ti­gen Vor­teil, der aus der Nut­zung des Ma­te­ri­als ent­ste­hen kann.

3 Das BLW setzt Vor­tei­le, die ihm aus Ver­trä­gen nach Ab­satz 2 ent­ste­hen, zu­guns­ten der Er­hal­tung und der nach­hal­ti­gen Nut­zung der PGREL ein.

3 Die Ver­ein­ba­rung ist ein­seh­bar un­ter: www.plant­trea­ty.org/con­tent/what-sm­ta (Ver­si­on vom 16. Ju­ni 2006)

Art. 6 Massnahmen für die Erhaltung von PGREL

1 Für die Er­hal­tung ei­ner brei­ten ge­ne­ti­schen Viel­falt von PGREL kann das BLW ins­be­son­de­re fol­gen­de Mass­nah­men er­grei­fen:

a.
In­ven­ta­ri­sie­rung und Mo­ni­to­ring von PGREL;
b.
Iden­ti­fi­zie­rung von PGREL;
c.
Sa­nie­run­gen von PGREL;
d.
Ex-si­tu-Er­hal­tung von PGREL;
e.
Re­ge­ne­ra­ti­on und Ver­meh­rung von PGREL für de­ren Er­hal­tung.

2 Es kann die Durch­füh­rung der Mass­nah­men nach Ab­satz 1 an Drit­te über­tra­gen, wenn die­se nach­wei­sen kön­nen, dass sie über die er­for­der­li­chen fach­li­chen Kom­pe­ten­zen ver­fü­gen.

Art. 6a Beitrag für die In-situ-Erhaltung 4

1 Für In-si­tu-Er­hal­tungs­flä­chen kön­nen Bei­trä­ge aus­ge­rich­tet wer­den, wenn auf die­sen Flä­chen die fol­gen­den Be­wirt­schaf­tungs­zie­le er­reicht wer­den:

a.
Es wird die na­tür­li­che ge­ne­ti­sche Viel­falt des au­to­chtho­nen Pflan­zen­be­stands bei­be­hal­ten.
b.
Die bo­ta­ni­sche Zu­sam­men­set­zung des au­to­chtho­nen Pflan­zen­be­stands er­fährt kei­ne we­sent­li­che Ver­än­de­rung.

2 Das BLW in­for­miert über die Mög­lich­keit, für In-si­tu-Er­hal­tungs­flä­chen Bei­trä­ge zu er­hal­ten. Es wählt aus den Flä­chen, für die um Bei­trä­ge er­sucht wer­den, die bei­trags­be­rech­tig­ten Flä­chen aus.

3 Die Aus­wahl der bei­trags­be­rech­ti­gen Flä­chen er­folgt auf­grund der fol­gen­den Kri­te­ri­en:

a.
bo­ta­ni­sche Zu­sam­men­set­zung des au­to­chtho­nen Pflan­zen­be­stands;
b.
Art der Be­wirt­schaf­tung der Flä­che;
c.
geo­gra­fi­sche Ver­tei­lung al­ler Flä­chen, für die um Bei­trä­ge er­sucht wur­de;
d.
na­tio­na­les Flä­chen­ziel, aus­ge­drückt in Hekt­aren.

4 Bei­trags­be­rech­tigt sind Be­wirt­schaf­ter und Be­wirt­schaf­te­rin­nen, die:

a.
die An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 3 Ab­sät­ze 1 und 2 und den Ar­ti­keln 4–7 der Di­rekt­zah­lungs­ver­ord­nung vom 23. Ok­to­ber 20135 (DZV) so­wie den öko­lo­gi­schen Leis­tungs­nach­weis nach den Ar­ti­keln 11–25 DZV er­fül­len;
b.
ein­ver­stan­den sind, dass die Flä­che in die Na­tio­na­le Gen­bank PGREL auf­ge­nom­men wird; und
c.
im Rah­men von Ar­ti­kel 5 den Zu­gang zur Na­tio­na­len Gen­bank PGREL ge­wäh­ren.

5 Das BLW ent­schei­det über die Bei­trags­be­rech­ti­gung. Es kann vor­se­hen, dass die Kan­to­ne die Ge­su­che vor­prü­fen.

6 Die Bei­trä­ge wer­den aus­ge­rich­tet, so­fern die Be­wirt­schaf­tungs­zie­le er­reicht wer­den.

7 Der Bei­trag be­trägt 450 Fran­ken pro Hekt­are und Jahr.

8 Das Ver­fah­ren für die Kon­trol­le der Ein­hal­tung der Be­wirt­schaf­tungs­zie­le und für die Aus­zah­lung der Bei­trä­ge rich­tet sich sinn­ge­mä­ss nach den Be­stim­mun­gen des 3. Ti­tels DZV. Der Voll­zug ob­liegt den Kan­to­nen.

4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 18. Okt. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 6139).

5 SR 910.13

Art. 7 Projekte zur Förderung der nachhaltigen Nutzung

1 Pro­jek­te zur ge­ziel­ten Nut­zung ei­ner brei­ten ge­ne­ti­schen Viel­falt von PGREL kön­nen mit zeit­lich be­fris­te­ten Bei­trä­gen un­ter­stützt wer­den, wenn sie zu ei­ner viel­fäl­ti­gen, in­no­va­ti­ven oder nach­hal­ti­gen Pro­duk­ti­on mit lo­kal an­ge­pass­ten Sor­ten bei­tra­gen und ei­ne der fol­gen­den Mass­nah­men vor­se­hen:

a.
wei­ter­füh­ren­de Be­schrei­bun­gen von PGREL zur Eva­lua­ti­on von de­ren Nut­zungs­po­ten­zi­al;
b.
Be­reit­stel­lung von ge­sun­dem Ba­sis­ver­meh­rungs­ma­te­ri­al;
c.
Wei­ter­ent­wick­lung und Züch­tung von Sor­ten, wel­che die Be­dürf­nis­se ei­ner Ni­schen­pro­duk­ti­on er­fül­len und die nicht für den gross­flä­chi­gen An­bau vor­ge­se­hen sind.

2 Pro­jek­te wie Schau­gär­ten, Sen­si­bi­li­sie­rungs­pro­gram­me, Ver­öf­fent­li­chun­gen und Ta­gun­gen zur Öf­fent­lich­keits­ar­beit kön­nen mit zeit­lich be­fris­te­ten Bei­trä­gen un­ter­stützt wer­den.

3 Ein Pro­jekt nach Ab­satz 1 oder 2 wird nur un­ter­stützt, wenn es mit ei­nem mög­lichst ho­hen An­teil an Ei­gen- und Dritt­mit­teln fi­nan­ziert wird.

4 Das BLW kann Pro­jek­te nach von ihm fest­ge­leg­ten The­menschwer­punk­ten aus­wäh­len.

Art. 8 Gesuche

1 Ge­su­che um Bei­trä­ge für Pro­jek­te nach Ar­ti­kel 7 sind je­weils bis zum 31. Mai des Vor­jah­res beim BLW ein­zu­rei­chen.

2 Die Ge­su­che ha­ben ei­ne Be­schrei­bung des Pro­jekts mit Ziel­for­mu­lie­rung, einen Mass­nah­men- und Zeit­plan so­wie ein Bud­get und einen Fi­nan­zie­rungs­plan zu ent­hal­ten.

Art. 9 Informationssystem, Konzepte und Zusammenarbeit

1 Das BLW führt ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem, in dem Da­ten zu den pflan­zen­ge­ne­ti­schen Res­sour­cen der Na­tio­na­len Gen­bank PGREL und In­for­ma­tio­nen aus den un­ter­stütz­ten Pro­jek­ten öf­fent­lich zu­gäng­lich ge­macht wer­den. Es ar­bei­tet mit Be­trei­bern von an­de­ren re­le­van­ten und the­ma­tisch ver­wand­ten In­for­ma­ti­ons­sys­te­men zu­sam­men.

2 Es kann Kon­zep­te, Stra­te­gi­en und an­de­re Grund­la­gen er­ar­bei­ten oder er­ar­bei­ten las­sen, wel­che für die Er­hal­tung und nach­hal­ti­ge Nut­zung nö­tig oder hilf­reich sind.

3 Es för­dert die na­tio­na­le und in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit im Be­reich der PGREL.

Art. 10 Inkrafttreten

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 2016 in Kraft.