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Bundesgesetz
über Bauprodukte
(Bauproduktegesetz, BauPG)

vom 21. März 2014 (Stand am 1. Oktober 2014)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 95, 97 und 101 der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 4. September 20132,

beschliesst:

1. Abschnitt: Zweck, Geltungsbereich und Begriffe

Art. 1 Gegenstand, Zweck und Vorbehalt anderer Bundesgesetze  

1 Die­ses Ge­setz re­gelt das In­ver­kehr­brin­gen von Bau­pro­duk­ten und ih­re Be­reit­stel­lung auf dem Markt.

2 Auf­grund die­ses Ge­set­zes soll die Si­cher­heit von Bau­pro­duk­ten ge­währ­leis­tet und der grenz­über­schrei­ten­de freie Wa­ren­ver­kehr er­leich­tert wer­den.

3 Tech­ni­sche Vor­schrif­ten, ins­be­son­de­re in che­mi­ka­li­en-, ge­wäs­ser­schutz-, um­welt­schutz-, le­bens­mit­tel- und ener­gierecht­li­chen Er­las­sen, die An­for­de­run­gen an das In­ver­kehr­brin­gen ent­hal­ten, sind auf Bau­pro­duk­te an­wend­bar, so­weit sie:

a.
In­haltss­tof­fe von Bau­pro­duk­ten be­tref­fen;
b.
die Ver­wen­dung, In­be­trieb­nah­me, An­wen­dung oder In­stal­la­ti­on von Bau­pro­duk­ten be­tref­fen, die von ei­ner har­mo­ni­sier­ten Norm er­fasst wer­den oder für die ei­ne Eu­ro­päi­sche Tech­ni­sche Be­wer­tung aus­ge­stellt wor­den ist;
c.
Bau­pro­duk­te be­tref­fen, die von kei­ner har­mo­ni­sier­ten Norm er­fasst wer­den und für die kei­ne Eu­ro­päi­sche Tech­ni­sche Be­wer­tung aus­ge­stellt wor­den ist; oder
d.
sek­tor­spe­zi­fi­sche Be­stim­mun­gen für Pro­duk­te oder de­ren Kom­po­nen­ten ent­hal­ten, die nicht nur als Bau­pro­duk­te in Ver­kehr ge­bracht wer­den kön­nen, und so­fern die­se Be­stim­mun­gen sek­tor­spe­zi­fi­sches Recht der Eu­ro­päi­schen Uni­on (EU) für die be­tref­fen­den Pro­duk­te und Kom­po­nen­ten über­neh­men.

4 Die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 12. Ju­ni 20093 über die Pro­duk­te­si­cher­heit (PrSG) blei­ben an­wend­bar auf Pro­duk­te oder de­ren Kom­po­nen­ten, so­fern Si­cher­heits­a­spek­te be­trof­fen sind und so­weit:

a.
das be­tref­fen­de Pro­dukt ge­mä­ss an­de­ren tech­ni­schen Vor­schrif­ten nicht als Bau­pro­dukt in Ver­kehr ge­bracht wird;
b.
Be­stand­tei­le von Bau­pro­duk­ten be­trof­fen sind, de­ren Ver­wen­dung nicht spe­zi­fisch in Bau­pro­duk­ten be­ab­sich­tigt ist; oder
c.
der Bun­des­rat es vor­sieht, um die Über­ein­stim­mung mit An­pas­sun­gen des Rechts der EU zu ge­währ­leis­ten.
Art. 2 Begriffe  

In die­sem Ge­setz be­deu­ten:

1.
«Bau­pro­dukt»: je­des Pro­dukt, das her­ge­stellt und in Ver­kehr ge­bracht wird, um dau­er­haft in Bau­wer­ke oder Tei­le da­von ein­ge­baut zu wer­den, und des­sen Leis­tung sich auf die Leis­tung des Bau­werks im Hin­blick auf die Grun­dan­for­de­run­gen an Bau­wer­ke aus­wirkt;
2.
«Bau­satz»: ein Bau­pro­dukt, das von ei­nem ein­zi­gen Her­stel­ler in Ver­kehr ge­bracht wird als Satz von min­des­tens zwei ge­trenn­ten Kom­po­nen­ten, die zu­sam­men­ge­fügt wer­den müs­sen, um ins Bau­werk ein­ge­fügt zu wer­den;
3.
«Bau­werk»: Bau­te so­wohl des Hoch­baus als auch des Tief­baus;
4.
«we­sent­li­che Merk­ma­le»: die­je­ni­gen Merk­ma­le des Bau­pro­dukts, die sich auf die Grun­dan­for­de­run­gen an Bau­wer­ke be­zie­hen;
5.
«Leis­tung ei­nes Bau­pro­dukts»: die Leis­tung in Be­zug auf die re­le­van­ten we­sent­li­chen Merk­ma­le ei­nes Bau­pro­dukts, die in Stu­fen, Klas­sen oder ei­ner Be­schrei­bung aus­ge­drückt wird;
6.
«Leis­tungs­stu­fe»: das Er­geb­nis der Be­wer­tung der Leis­tung ei­nes Bau­pro­dukts in Be­zug auf sei­ne we­sent­li­chen Merk­ma­le, aus­ge­drückt als Zah­len­wert;
7.
«Leis­tungs­klas­se»: ei­ne Band­brei­te von Leis­tungs­stu­fen ei­nes Bau­pro­dukts, die durch einen Min­dest- und einen Höchst­wert ab­ge­grenzt wird;
8.
«Schwel­len­wert»: die Min­dest- oder Höchst­leis­tungs­stu­fe ei­nes we­sent­li­chen Merk­mals ei­nes Bau­pro­dukts;
9.
«Pro­dukt­typ»: der de­kla­rier­te Satz der re­prä­sen­ta­ti­ven Leis­tungs­stu­fen oder Leis­tungs­klas­sen der we­sent­li­chen Merk­ma­le ei­nes Bau­pro­dukts, das un­ter Ver­wen­dung ei­ner be­stimm­ten Kom­bi­na­ti­on von Roh­stof­fen oder an­de­rer Be­stand­tei­le in ei­nem be­stimm­ten Pro­duk­ti­ons­pro­zess her­ge­stellt wird;
10.
«tech­ni­sche Spe­zi­fi­ka­ti­on»: ein Schrift­stück, das die Me­tho­den und die Kri­te­ri­en zur Be­wer­tung der Leis­tung von Bau­pro­duk­ten in Be­zug auf ih­re we­sent­li­chen Merk­ma­le, ein­sch­liess­lich des Aspekts der Si­cher­heit für die Ver­wen­de­rin oder den Ver­wen­der, ent­hält;
11.
«har­mo­ni­sier­te tech­ni­sche Spe­zi­fi­ka­ti­on»: ei­ne har­mo­ni­sier­te tech­ni­sche Norm oder ein Eu­ro­päi­sches Be­wer­tungs­do­ku­ment;
12.
«tech­ni­sche Norm»: ei­ne tech­ni­sche Spe­zi­fi­ka­ti­on zur wie­der­hol­ten oder stän­di­gen An­wen­dung, die von ei­nem na­tio­na­len oder in­ter­na­tio­na­len Nor­mungs­gre­mi­um an­ge­nom­men wur­de;
13.
«har­mo­ni­sier­te tech­ni­sche Norm»: ei­ne tech­ni­sche Norm, die auf der Grund­la­ge ei­nes Er­su­chens der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on oder der EFTA von ei­nem der fol­gen­den eu­ro­päi­schen Nor­mungs­gre­mi­en an­ge­nom­men wur­de:
a.
Eu­ro­päi­sches Ko­mi­tee für Nor­mung (CEN),
b.
Eu­ro­päi­sches Ko­mi­tee für elek­tro­tech­ni­sche Nor­mung (CE­NE­LEC),
c.
Eu­ro­päi­sches In­sti­tut für Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­nor­men (ET­SI);
14.
«Eu­ro­päi­sches Be­wer­tungs­do­ku­ment» (EBD): ein Do­ku­ment, das von der Or­ga­ni­sa­ti­on Tech­ni­scher Be­wer­tungs­stel­len (OTB) zum Zweck der Aus­stel­lung Eu­ro­päi­scher Tech­ni­scher Be­wer­tun­gen an­ge­nom­men wur­de;
15.
«Eu­ro­päi­sche Tech­ni­sche Be­wer­tung» (ETB): die do­ku­men­tier­te Be­wer­tung der Leis­tung ei­nes Bau­pro­dukts in Be­zug auf sei­ne we­sent­li­chen Merk­ma­le im Ein­klang mit dem be­tref­fen­den Eu­ro­päi­schen Be­wer­tungs­do­ku­ment;
16.
«Ver­wen­dungs­zweck»: die be­ab­sich­tig­te Ver­wen­dung des Bau­pro­dukts, die in der je­weils an­wend­ba­ren har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­ti­on fest­ge­legt ist;
17.
«In­ver­kehr­brin­gen»: die erst­ma­li­ge Be­reit­stel­lung ei­nes Bau­pro­dukts auf dem Markt;
18.
«Be­reit­stel­lung auf dem Markt»: je­de ent­gelt­li­che oder un­ent­gelt­li­che Ab­ga­be ei­nes Bau­pro­dukts zum Ver­trieb oder zur Ver­wen­dung auf dem Markt im Rah­men ei­ner Ge­schäftstä­tig­keit;
19.
«Wirt­schafts­ak­teu­rin»: Her­stel­le­rin, Im­por­teu­rin, Händ­le­rin oder Be­voll­mäch­tig­te;
20.
«Her­stel­le­rin»: je­de na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son, die ein Bau­pro­dukt her­stellt be­zie­hungs­wei­se ent­wi­ckeln oder her­stel­len lässt und die­ses Pro­dukt un­ter ih­rem ei­ge­nen Na­men oder ih­rer ei­ge­nen Mar­ke in Ver­kehr bringt oder auf dem Markt be­reit­stellt;
21.
«Im­por­teu­rin»: je­de im In­land an­säs­si­ge na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son, die ein Bau­pro­dukt aus dem Aus­land in die Schweiz in Ver­kehr bringt;
22.
«Händ­le­rin»: je­de na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son in der Lie­fer­ket­te aus­ser der Her­stel­le­rin oder Im­por­teu­rin, die ein Bau­pro­dukt auf dem Markt be­reit­stellt;
23.
«Be­voll­mäch­tig­te»: je­de im In­land an­säs­si­ge na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son, die von ei­ner Her­stel­le­rin schrift­lich be­auf­tragt wur­de, in ih­rem Na­men be­stimm­te Auf­ga­ben wahr­zu­neh­men;
24.
«Rück­nah­me»: je­de Mass­nah­me, mit der ver­hin­dert wer­den soll, dass ein in der Lie­fer­ket­te be­find­li­ches Bau­pro­dukt auf dem Markt be­reit­ge­stellt wird;
25.
«Rück­ruf»: je­de Mass­nah­me, die dar­auf ab­zielt, dass die End­ver­wen­de­rin oder der End­ver­wen­der ein be­reits be­reit­ge­stell­tes Bau­pro­dukt zu­rück­gibt;
26.
«werks­ei­ge­ne Pro­duk­ti­ons­kon­trol­le»: die do­ku­men­tier­te stän­di­ge in­ter­ne Kon­trol­le der Pro­duk­ti­on in ei­nem Werk im Ein­klang mit den ein­schlä­gi­gen har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen;
27.
«Klein­st­un­ter­neh­men»: ein Un­ter­neh­men be­lie­bi­ger Rechts­form, das ei­ne wirt­schaft­li­che Tä­tig­keit aus­übt, we­ni­ger als zehn Per­so­nen be­schäf­tigt und des­sen Jah­res­um­satz oder des­sen Jah­res­bi­lanz 3 Mil­lio­nen Fran­ken nicht über­steigt.

2. Abschnitt: Voraussetzungen für das Inverkehrbringen und die Bereitstellung von Bauprodukten auf dem Markt

Art. 3 Wesentliche Merkmale von Bauprodukten und Grundanforderungen an Bauwerke  

1 Bau­wer­ke müs­sen als Gan­zes und in ih­ren Tei­len für ih­ren Ver­wen­dungs­zweck taug­lich sein, wo­bei ins­be­son­de­re der Ge­sund­heit und der Si­cher­heit von Per­so­nen wäh­rend des ge­sam­ten Le­bens­zy­klus der Bau­wer­ke Rech­nung zu tra­gen ist.

2 Bau­wer­ke müs­sen die nach­ste­hen­den Grun­dan­for­de­run­gen bei nor­ma­ler In­stand­hal­tung über einen wirt­schaft­lich an­ge­mes­se­nen Zeit­raum er­fül­len:

a.
me­cha­ni­sche Fes­tig­keit und Stand­si­cher­heit;
b.
Brand­schutz;
c.
Hy­gie­ne, Ge­sund­heit und Um­welt­schutz;
d.
Si­cher­heit und Bar­rie­re­frei­heit bei der Nut­zung;
e.
Schall­schutz;
f.
Ener­gie­ein­spa­rung und Wär­me­schutz;
g.
nach­hal­ti­ge Nut­zung der na­tür­li­chen Res­sour­cen.

3 Der Bun­des­rat kon­kre­ti­siert die Grun­dan­for­de­run­gen an Bau­wer­ke nach Ab­satz 2.

4 Im Rah­men von Ab­satz 3 kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den von Bund und Kan­to­nen tech­ni­sche Vor­schrif­ten er­las­sen über:

a.
die Grun­dan­for­de­run­gen an Bau­wer­ke;
b.
die Ver­wen­dung von Bau­pro­duk­ten in Be­zug auf ih­re we­sent­li­chen Merk­ma­le;
c.
die we­sent­li­chen Merk­ma­le von Bau­pro­duk­ten, die von kei­ner har­mo­ni­sier­ten Norm er­fasst wer­den und für die kei­ne Eu­ro­päi­sche Tech­ni­sche Be­wer­tung aus­ge­stellt wor­den ist.

5 Die Über­nah­me von tech­ni­schen Vor­schrif­ten nach den Ab­sät­zen 3 und 4 in har­mo­ni­sier­te tech­ni­sche Spe­zi­fi­ka­tio­nen rich­tet sich nach dem Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 11.

6 Bund und Kan­to­ne pas­sen ih­re tech­ni­schen Vor­schrif­ten nach den Ab­sät­zen 3 und 4 in Be­zug auf die we­sent­li­chen Merk­ma­le von Bau­pro­duk­ten an die har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen an.

Art. 4 Allgemeines Sicherheitsgebot  

1 Bau­pro­duk­te dür­fen nur in Ver­kehr ge­bracht oder auf dem Markt be­reit­ge­stellt wer­den, wenn sie im Sin­ne des Ar­ti­kels 3 Ab­satz 1 PrSG4 si­cher sind und da­her bei nor­ma­ler oder bei ver­nünf­ti­ger­wei­se vor­her­seh­ba­rer Ver­wen­dung die Si­cher­heit und die Ge­sund­heit der Ver­wen­de­rin­nen und Ver­wen­der oder Drit­ter nicht oder nur ge­ring­fü­gig ge­fähr­den.

2 Mass­stab für die Be­ur­tei­lung der Si­cher­heit sind:

a.
für Bau­pro­duk­te, die von ei­ner be­zeich­ne­ten har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Norm er­fasst wer­den oder für die ei­ne ETB aus­ge­stellt wor­den ist: die an­wend­ba­ren har­mo­ni­sier­ten Nor­men oder ETB so­wie die nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 3 zwei­ter Satz fest­ge­leg­ten Schwel­len­wer­te oder Leis­tungs­klas­sen;
b.
für Bau­pro­duk­te, die von kei­ner be­zeich­ne­ten har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Norm er­fasst wer­den oder für die kei­ne ETB aus­ge­stellt wor­den ist: die Si­cher­heit, wie sie von den Ver­wen­de­rin­nen und Ver­wen­dern ver­nünf­ti­ger­wei­se er­war­tet wer­den kann.

3 Mit Be­zug auf Ab­satz 2 Buch­sta­be b kann die Her­stel­le­rin zum Nach­weis, dass die Si­cher­heits­an­for­de­rung er­füllt ist, ei­ne Her­stel­ler­er­klä­rung er­stel­len. Da­bei kann sie sich ge­ge­be­nen­falls auf ei­ne nach Ar­ti­kel 12 Ab­satz 2 be­zeich­ne­te tech­ni­sche Norm stüt­zen.

Art. 5 Leistungserklärung  

1 Ist ein Bau­pro­dukt von ei­ner be­zeich­ne­ten har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Norm er­fasst oder ist für ein Bau­pro­dukt ei­ne ETB aus­ge­stellt wor­den, so darf es nur in Ver­kehr ge­bracht oder auf dem Markt be­reit­ge­stellt wer­den, wenn die Her­stel­le­rin ei­ne Leis­tungs­er­klä­rung für das Pro­dukt er­stellt hat.

2 Un­ter dem Vor­be­halt an­ders­lau­ten­der bun­des­recht­li­cher oder kan­to­na­ler Vor­schrif­ten im Hin­blick auf die Ver­wen­dung muss kei­ne Leis­tungs­er­klä­rung er­stellt wer­den, wenn ein Bau­pro­dukt zwar von ei­ner be­zeich­ne­ten har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Norm er­fasst wird, das Bau­pro­dukt aber:

a.
auf einen be­son­de­ren Auf­trag hin, in­di­vi­du­ell ge­fer­tigt wur­de oder als Son­der­an­fer­ti­gung im Rah­men ei­ner Nicht-Se­ri­en­fer­ti­gung ge­fer­tigt wur­de, und es in ei­nem be­stimm­ten ein­zel­nen Bau­werk von ei­ner Her­stel­le­rin ein­ge­baut wird, die für den si­che­ren Ein­bau des Pro­dukts in das Bau­werk ver­ant­wort­lich ist;
b.
auf der Bau­stel­le zum Zweck des Ein­baus in das je­wei­li­ge Bau­werk im Ein­klang mit den gel­ten­den Be­stim­mun­gen ge­fer­tigt wird; oder
c.
auf tra­di­tio­nel­le Wei­se oder in ei­ner der Er­hal­tung des kul­tu­rel­len Er­bes an­ge­mes­se­nen Wei­se in ei­nem nicht-in­dus­tri­el­len Ver­fah­ren nach den gel­ten­den Vor­schrif­ten ge­fer­tigt wur­de, ins­be­son­de­re zur an­ge­mes­se­nen Re­no­vie­rung von Bau­wer­ken, die als Teil ei­nes be­zeich­ne­ten Orts- oder Land­schafts­bilds oder auf­grund ih­res be­son­de­ren ar­chi­tek­to­ni­schen oder hi­sto­ri­schen Werts of­fi­zi­ell ge­schützt sind.
Art. 6 Bewertung der Leistung  

1 Der Bun­des­rat legt die an­zu­wen­den­den Ver­fah­ren zur Be­wer­tung und Über­prü­fung der Leis­tungs­be­stän­dig­keit fest.

2 Die Her­stel­le­rin be­wer­tet die Leis­tung ei­nes Bau­pro­dukts nach dem nach Ab­satz 1 fest­ge­leg­ten Ver­fah­ren, das in der be­zeich­ne­ten har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­ti­on wie­der­ge­ge­ben ist. Da­bei sind, je nach an­wend­ba­rem Ver­fah­ren, un­ab­hän­gi­ge Stel­len ein­zu­be­zie­hen, die:

a.
nach Ar­ti­kel 15 Ab­satz 1 be­zeich­net wor­den sind; oder
b.
von der Schweiz im Rah­men des Ab­kom­mens vom 21. Ju­ni 19995 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft über die ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung von Kon­for­mi­täts­be­wer­tun­gen an­er­kannt wor­den sind.

3 Der Bun­des­rat kann für die an­wend­ba­ren Ver­fah­ren Ver­ein­fa­chun­gen vor­se­hen:

a.
für die Be­stim­mung des Pro­dukt­typs ei­nes Bau­pro­dukts;
b.
zu­guns­ten von Klein­st­un­ter­neh­men;
c.
für nicht in Se­rie ge­fer­tig­te Bau­pro­duk­te.
Art. 7 Leistungsstufen oder ‑klassen und Schwellenwerte  

1 Der Bun­des­rat kann fest­le­gen:

a.
die Leis­tungs­klas­sen in Be­zug auf die we­sent­li­chen Merk­ma­le ei­nes Bau­pro­dukts;
b.
die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen an­zu­neh­men ist, dass ein Bau­pro­dukt oh­ne Prü­fun­gen oder oh­ne wei­te­re Prü­fun­gen ei­ner be­stimm­ten Leis­tungs­stu­fe oder -klas­se an­ge­hört.

2 So­weit nach Ab­satz 1 Klas­si­fi­zie­rungs­sys­te­me fest­ge­legt sind, kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den von Bund und Kan­to­nen die in der Schweiz an­wend­ba­ren Schwel­len­wer­te oder Leis­tungs­klas­sen, die Bau­pro­duk­te in Be­zug auf ih­re we­sent­li­chen Merk­ma­le er­fül­len müs­sen, nur in Über­ein­stim­mung mit die­sen Klas­si­fi­zie­rungs­sys­te­men fest­le­gen.

Art. 8 Funktion und Inhalt der Leistungserklärung  

1 Mit der Leis­tungs­er­klä­rung über­nimmt die Her­stel­le­rin die Ver­ant­wor­tung für die Über­ein­stim­mung des Bau­pro­dukts mit der er­klär­ten Leis­tung. Lie­gen kei­ne ob­jek­ti­ven Hin­wei­se auf das Ge­gen­teil vor, so gilt die Ver­mu­tung, dass die von der Her­stel­le­rin er­stell­te Leis­tungs­er­klä­rung ge­nau und zu­ver­läs­sig ist.

2 Die Leis­tungs­er­klä­rung gibt die Leis­tung von Bau­pro­duk­ten in Be­zug auf die we­sent­li­chen Merk­ma­le die­ser Pro­duk­te ge­mä­ss den an­wend­ba­ren be­zeich­ne­ten har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen an.

3 Der Bun­des­rat kann in sei­nen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen die­je­ni­gen we­sent­li­chen Merk­ma­le fest­le­gen, für die die Her­stel­le­rin in je­dem Fall die Leis­tung des Pro­dukts zu er­klä­ren hat. In die­sem Fall legt er, so­weit an­ge­zeigt, die zu er­fül­len­den Schwel­len­wer­te und Leis­tungs­klas­sen fest.

4 Ist ei­ne Leis­tungs­er­klä­rung nach Ar­ti­kel 5 zu er­stel­len, so dür­fen An­ga­ben über die Leis­tun­gen ei­nes Bau­pro­dukts in Be­zug auf sei­ne we­sent­li­chen Merk­ma­le nur in der Leis­tungs­er­klä­rung zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den. Zu­läs­sig sind An­ga­ben über die Leis­tun­gen ei­nes Bau­pro­dukts aus­ser­halb ei­ner Leis­tungs­er­klä­rung nur dann, wenn die­se An­ga­ben zu­gleich auch in der Leis­tungs­er­klä­rung ent­hal­ten und spe­zi­fi­ziert sind.

5 Die nach che­mi­ka­li­en­recht­li­chen Vor­schrif­ten er­for­der­li­chen Pro­dukt­in­for­ma­tio­nen wer­den zu­sam­men mit der Leis­tungs­er­klä­rung zur Ver­fü­gung ge­stellt.

6 Der Bun­des­rat be­stimmt den nä­he­ren In­halt der Leis­tungs­er­klä­rung.

Art. 9 Vermutungswirkung und Beweislastumkehr  

Ent­spricht ein Bau­pro­dukt im Hin­blick auf sei­ne Ri­si­ken den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes und sei­ner Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen, so wird ver­mu­tet, dass es dem all­ge­mei­nen Si­cher­heits­ge­bot nach Ar­ti­kel 4 ent­spricht.

3. Abschnitt: Bestimmungen für die Wirtschaftsakteurinnen

Art. 10  

1 Mit dem Ziel, die Ri­si­ken beim In­ver­kehr­brin­gen, beim Be­reit­stel­len auf dem Markt und bei der Ver­wen­dung von Bau­pro­duk­ten mög­lichst klein zu hal­ten, legt der Bun­des­rat für die Her­stel­le­rin­nen, Im­por­teu­rin­nen, Händ­le­rin­nen und Be­voll­mäch­tig­ten fest:

a.
wie ei­ne Leis­tungs- und ei­ne Her­stel­ler­er­klä­rung zu er­stel­len und zur Ver­fü­gung zu stel­len und wie lan­ge die­se auf­zu­be­wah­ren sind;
b.
wie lan­ge tech­ni­sche Un­ter­la­gen auf­be­wahrt wer­den müs­sen;
c.
in wel­cher Wei­se Bau­pro­duk­te iden­ti­fi­zier­bar ge­macht wer­den müs­sen, da­mit sie in der Her­stel­lungs- und Lie­fer­ket­te zur ver­ant­wort­li­chen Wirt­schafts­ak­teu­rin zu­rück­ver­folgt wer­den kön­nen;
d.
wel­che Si­cher­heits­in­for­ma­tio­nen dem Bau­pro­dukt bei­ge­fügt wer­den müs­sen;
e.
wel­che Kon­troll- und Kor­rek­tur­mass­nah­men ei­ne Wirt­schafts­ak­teu­rin zu er­grei­fen hat, wenn An­for­de­run­gen nach die­sem Ge­setz nicht ein­ge­hal­ten wer­den oder mit dem Bau­pro­dukt Ri­si­ken ver­bun­den sein kön­nen, und in wel­cher Wei­se die Wirt­schafts­ak­teu­rin mit den Markt­über­wa­chungs­or­ga­nen (Art. 29) zu­sam­men­ar­bei­ten muss;
f.
wel­che La­ge­rungs- und Trans­port­be­din­gun­gen für Bau­pro­duk­te gel­ten.

2 Bringt ei­ne Im­por­teu­rin oder ei­ne Händ­le­rin ein Bau­pro­dukt un­ter ih­rem Na­men oder ih­rer Han­dels­mar­ke in Ver­kehr oder ver­än­dert sie ein be­reits in Ver­kehr ge­brach­tes Bau­pro­dukt so, dass die Über­ein­stim­mung des Bau­pro­dukts mit der er­klär­ten Leis­tung be­ein­flusst wer­den kann, so un­ter­liegt sie den Pflich­ten der Her­stel­le­rin.

3 Die Wirt­schafts­ak­teu­rin­nen müs­sen wäh­rend ei­ner vom Bun­des­rat fest­zu­le­gen­den Frist den Markt­über­wa­chungs­or­ga­nen auf Ver­lan­gen al­le Wirt­schafts­ak­teu­rin­nen nen­nen:

a.
von de­nen sie ein Bau­pro­dukt be­zo­gen ha­ben;
b.
an die sie ein Bau­pro­dukt ab­ge­ge­ben ha­ben.

4. Abschnitt: Technische Spezifikationen

Art. 11 Übernahme von Bewertungsverfahren  

1 Das Bun­des­amt für Bau­ten und Lo­gis­tik (BBL) lei­tet die not­wen­di­gen Pro­zes­se mit dem Ziel ein, dass Be­wer­tungs­ver­fah­ren zur Fest­stel­lung der­je­ni­gen Schwel­len­wer­te und Leis­tungs­klas­sen, die das Bau­pro­dukt ge­mä­ss den tech­ni­schen Vor­schrif­ten von Bund und Kan­to­nen in Be­zug auf sei­ne we­sent­li­chen Merk­ma­le er­fül­len muss, in die ent­spre­chen­den har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen in­te­griert wer­den kön­nen.

2 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den tei­len dem BBL Er­las­se, die tech­ni­sche Vor­schrif­ten nach Ab­satz 1 ent­hal­ten, mög­lichst vor de­ren In­kraft­tre­ten mit.

Art. 12 Bezeichnung technischer Normen  

1 Das BBL be­zeich­net nach An­hö­rung der mit­be­trof­fe­nen Bun­de­säm­ter und der Eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Bau­pro­duk­te (Art. 30) die har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Nor­men, die ge­eig­net sind, die Leis­tung von Bau­pro­duk­ten in Be­zug auf ih­re we­sent­li­chen Merk­ma­le zu be­wer­ten und die Bau­pro­duk­te auf ih­re Leis­tungs­be­stän­dig­keit zu über­prü­fen.

2 Be­ste­hen kei­ne har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen oder sind kei­ne sol­chen in Er­ar­bei­tung, so kann das BBL nach An­hö­rung der mit­be­trof­fe­nen Bun­de­säm­ter und der Eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Bau­pro­duk­te an­de­re tech­ni­sche Nor­men be­zeich­nen, die Be­wer­tungs­ver­fah­ren zum Nach­weis der Si­cher­heit nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 3 ent­hal­ten.

Art. 13 Technische Bewertung auf der Grundlage eines Europäischen Bewertungsdokuments  

1 Wird ein Bau­pro­dukt nicht oder nicht voll­stän­dig von ei­ner har­mo­ni­sier­ten tech­ni­schen Norm er­fasst, so kann ei­ne Her­stel­le­rin bei ei­ner Tech­ni­schen Be­wer­tungs­stel­le (TBS) nach Ar­ti­kel 17 ei­ne ETB be­an­tra­gen.

2 Lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 1 vor, er­wirkt die TBS un­ter Be­rück­sich­ti­gung ih­rer Ver­pflich­tun­gen nach Ab­satz 4 nach den an­wend­ba­ren in­ter­na­tio­na­len Vor­schrif­ten bei der OTB ein EBD.

3 Auf der Grund­la­ge ei­nes EBD stellt die TBS ei­ne ETB aus.

4 Der Bun­des­rat re­gelt:

a.
die Pflich­ten der TBS im Ver­fah­ren zur Er­stel­lung ei­nes EBD;
b.
den In­halt und das For­mat der ETB; und
c.
die Ein­zel­hei­ten des Ver­fah­rens zur Er­stel­lung ei­ner ETB auf der Grund­la­ge ei­nes EBD.
Art. 14 Bezeichnung Europäischer Bewertungsdokumente  

1 Das BBL be­zeich­net nach An­hö­rung der mit­be­trof­fe­nen Bun­de­säm­ter und der Eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Bau­pro­duk­te (Art. 30) die EBD, die ge­eig­net sind, als Grund­la­ge für die Aus­stel­lung ei­ner ETB durch ei­ne TBS zu die­nen.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die An­for­de­run­gen an den In­halt ei­nes EBD, da­mit die­ses be­zeich­net wer­den kann.

3 Hat das BBL ein EBD be­zeich­net, so kann ei­ne ETB auch dann aus­ge­stellt wer­den, wenn ein Man­dat für ei­ne har­mo­ni­sier­te Norm er­teilt wur­de, längs­tens aber bis zu dem Zeit­punkt, zu wel­chem ei­ne be­zeich­ne­te har­mo­ni­sier­te Norm erst­mals ver­wen­det wer­den kann, um ei­ne Leis­tungs­er­klä­rung für ein von der Norm er­fass­tes Bau­pro­dukt zu er­stel­len.

5. Abschnitt: Bezeichnete Stellen, technische Bewertungsstellen und Produktinformationsstelle

Art. 15 Bezeichnete Stellen  

1 Das BBL be­zeich­net die Stel­len, die be­fugt sind, Auf­ga­ben ei­ner un­ab­hän­gi­gen Dritt­per­son zur Be­wer­tung und Über­prü­fung der Leis­tungs­be­stän­dig­keit ge­mä­ss die­sem Ge­setz wahr­zu­neh­men. Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (SE­CO) no­ti­fi­ziert die be­zeich­ne­ten Stel­len ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen des Ab­kom­mens vom 21. Ju­ni 19996 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft über die ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung von Kon­for­mi­täts­be­wer­tun­gen.

2 Die Be­zeich­nung setzt vor­aus, dass die be­tref­fen­de Stel­le ge­mä­ss den gel­ten­den Be­stim­mun­gen des Bun­des über die Ak­kre­di­tie­rung ak­kre­di­tiert ist.

3 Der Bun­des­rat be­stimmt:

a.
wel­che An­for­de­run­gen die be­zeich­ne­ten Stel­len zu er­fül­len ha­ben;
b.
nach wel­chen Ver­fah­ren die Stel­len zu be­zeich­nen und zu no­ti­fi­zie­ren sind;
c.
wie die be­zeich­ne­ten Stel­len ih­re Auf­ga­ben zu er­fül­len ha­ben; und
d.
wie die be­zeich­ne­ten Stel­len sich un­ter­ein­an­der und mit den zu­stän­di­gen eu­ro­päi­schen Gre­mi­en ko­or­di­nie­ren.
Art. 16 Bezeichnungsbehörde  

1 Das BBL stellt die Ein­hal­tung der Vor­aus­set­zun­gen für die Be­zeich­nung der Stel­len nach Ar­ti­kel 15 fest; es über­wacht die Ein­hal­tung die­ser Vor­aus­set­zun­gen.

2 Es ge­währ­leis­tet durch sei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on und Ar­beits­wei­se, dass:

a.
es über das not­wen­di­ge fach­kun­di­ge Per­so­nal zur Er­fül­lung der Be­zeich­nungs­auf­ga­ben ver­fügt;
b.
bei der Aus­übung der Be­zeich­nungs­tä­tig­keit Ob­jek­ti­vi­tät und Un­par­tei­lich­keit ge­wahrt wer­den; und
c.
es zu kei­nen In­ter­es­sen­kon­flik­ten mit den Stel­len kommt.

3 Das BBL bie­tet kei­ne Dienst­leis­tun­gen an, die von den Stel­len an­ge­bo­ten wer­den.

4 Es stellt die Ver­trau­lich­keit der er­lang­ten In­for­ma­tio­nen si­cher.

Art. 17 Bewertungsstellen für die Europäische Technische Bewertung  

1 Ei­ne TBS führt in ei­nem Pro­dukt­be­reich, für den sie be­zeich­net wur­de, Be­wer­tun­gen durch und stellt die ent­spre­chen­de ETB aus.

2 Der Bun­des­rat be­nennt ei­ne amt­li­che TBS, die be­fugt ist, ei­ne ETB aus­zu­stel­len.

3 Das BBL kann wei­te­re im In­land an­säs­si­ge TBS durch Ver­fü­gung be­nen­nen.

4 Die Be­nen­nung setzt vor­aus, dass die be­tref­fen­de Stel­le als TBS ak­kre­di­tiert ist. Sie muss Mit­glied der OTB sein.

5 Das SE­CO no­ti­fi­ziert die nach den Ab­sät­zen 2 und 3 be­nann­ten TBS ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen des Ab­kom­mens vom 21. Ju­ni 19997 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft über die ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung von Kon­for­mi­täts­be­wer­tun­gen.

6 Das BBL über­wacht die Ein­hal­tung der Vor­aus­set­zun­gen für die Be­nen­nung der TBS.

7 Der Bun­des­rat be­stimmt die An­for­de­run­gen an TBS und re­gelt das Ver­fah­ren der Be­nen­nung sol­cher Stel­len.

Art. 18 Entschädigung für die Koordinierung Technischer Bewertungsstellen  

1 Auf An­trag ent­schä­digt der Bund die TBS für Kos­ten, die durch ih­re Mit­glied­schaft und Tä­tig­keit in der OTB ent­ste­hen, so­weit die­se Kos­ten nicht im Rah­men der Leis­tungs­er­brin­gung an Drit­te zu ver­rech­nen sind.

2 Der Bun­des­rat legt fest:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen für die Ent­rich­tung der Ent­schä­di­gung;
b.
die Hö­he der Ent­schä­di­gung.
Art. 19 Produktinformationsstelle für das Bauwesen  

1 Das BBL be­treibt ei­ne Pro­dukt­in­for­ma­ti­ons­stel­le für das Bau­we­sen.

2 Es kann pri­va­te oder kan­to­na­le Stel­len durch Ver­trag be­auf­tra­gen, die Tä­tig­kei­ten der Pro­dukt­in­for­ma­ti­ons­stel­le wahr­zu­neh­men und da­für ein Ent­gelt vor­se­hen. Das BBL bleibt die ver­ant­wort­li­che Pro­dukt­in­for­ma­ti­ons­stel­le.

3 Der Bun­des­rat be­stimmt, wel­che In­for­ma­tio­nen die Pro­dukt­in­for­ma­ti­ons­stel­le zur Ver­fü­gung stel­len muss, und re­gelt, in­wie­weit da­für ein Ent­gelt ver­langt wer­den kann. Er kann der Pro­dukt­in­for­ma­ti­ons­stel­le wei­te­re Auf­la­gen ma­chen.

6. Abschnitt: Marktüberwachung

Art. 20 Kontrollbefugnisse der Marktüberwachungsorgane  

1 Die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne kon­trol­lie­ren auf ge­eig­ne­te Wei­se und in an­ge­mes­se­nem Um­fang, ins­be­son­de­re an­hand von Stich­pro­ben, ob ein Bau­pro­dukt die de­kla­rier­ten Pro­dukt­leis­tun­gen er­bringt und mit den gel­ten­den Vor­schrif­ten über­ein­stimmt.

2 Die Kon­trol­le nach Ab­satz 1 kann ins­be­son­de­re durch­ge­führt wer­den:

a.
durch die for­mel­le Über­prü­fung der Leis­tungs­er­klä­rung und der sie be­glei­ten­den Nach­weis­do­ku­men­te und Un­ter­la­gen;
b.
durch phy­si­sche Kon­trol­len und La­bor­prü­fun­gen.

3 Die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne be­rück­sich­ti­gen die gel­ten­den Grund­sät­ze der Ri­si­ko­be­wer­tung, die ein­ge­gan­ge­nen Be­schwer­den und sons­ti­ge re­le­van­te In­for­ma­tio­nen.

4 Im Rah­men der Kon­trol­le nach Ab­satz 1 sind die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne ins­be­son­de­re be­fugt:

a.
von der Wirt­schafts­ak­teu­rin den Zu­gang zu den Un­ter­la­gen und In­for­ma­tio­nen zu ver­lan­gen, die für die Kon­trol­le er­for­der­lich sind;
b.
Mus­ter zu er­he­ben;
c.
Prü­fun­gen an­zu­ord­nen;
d.
die Be­triebs- oder Pro­duk­ti­ons­räu­me oder den Ver­wen­dungs­ort der Pro­duk­te zu be­tre­ten.

5 Bau­pro­duk­te kön­nen wäh­rend der Her­stel­lung, der La­ge­rung, des Trans­ports oder auf der Bau­stel­le kon­trol­liert wer­den.

6 Die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne kön­nen ei­ne tech­ni­sche Über­prü­fung des Bau­pro­duk­tes an­ord­nen, wenn Zwei­fel be­ste­hen, ob:

a.
die tat­säch­li­chen Leis­tun­gen ei­nes Bau­pro­dukts mit den von der Her­stel­le­rin de­kla­rier­ten Pro­dukt­leis­tun­gen in den ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen über­ein­stimmt; oder
b.
das Bau­pro­dukt trotz kor­rek­ter Un­ter­la­gen den gel­ten­den Vor­schrif­ten ent­spricht.
Art. 21 Formale Nichtkonformität  

1 Er­gibt ei­ne Kon­troll­mass­nah­me ei­ne for­ma­le Nicht­kon­for­mi­tät, so for­dert das Markt­über­wa­chungs­or­gan die be­trof­fe­ne Wirt­schafts­ak­teu­rin da­zu auf, den Man­gel zu be­he­ben.

2 Ei­ne for­ma­le Nicht­kon­for­mi­tät liegt ins­be­son­de­re in fol­gen­den Fäl­len vor:

a.
Die Leis­tungs­er­klä­rung wur­de nicht er­stellt, ob­wohl dies nach Ar­ti­kel 5 er­for­der­lich ist.
b.
Die Leis­tungs­er­klä­rung wur­de nicht in Über­ein­stim­mung mit den Ar­ti­keln 5–8 er­stellt.
c.
An­de­re er­for­der­li­che tech­ni­sche Un­ter­la­gen, Do­ku­men­te oder Kenn­zeich­nun­gen sind ent­we­der nicht ver­füg­bar oder un­voll­stän­dig oder stim­men nicht mit der Leis­tungs­er­klä­rung über­ein. Dies be­trifft aus­drück­lich auch feh­len­de oder man­gel­be­haf­te­te er­for­der­li­che Ge­brauchs- und Be­die­nungs­an­lei­tun­gen so­wie Si­cher­heits­in­for­ma­tio­nen.

3 Ei­ne amt­li­che Fest­stel­lung der for­ma­len Nicht­kon­for­mi­tät nach Ab­satz 2 gibt aus­ser­dem einen hin­rei­chen­den Grund zu der An­nah­me, dass mit dem Bau­pro­dukt ein Ri­si­ko ver­bun­den ist.

4 Kommt die Wirt­schaf­tak­teu­rin der Auf­for­de­rung nach Ab­satz 1 nicht nach, so sorgt das Markt­über­wa­chungs­or­gan da­für, dass das Pro­dukt zu­rück­ge­ru­fen oder zu­rück­ge­nom­men wird.

Art. 22 Massnahmen zur Abwendung oder Minderung von Risiken  

1 Hat ein Markt­über­wa­chungs­or­gan Grund zur An­nah­me, dass ein in Ver­kehr ge­brach­tes, auf dem Markt be­reit­ge­stell­tes oder im Zu­ge der Er­brin­gung ei­ner Dienst­leis­tung ver­wen­de­tes Bau­pro­dukt mit ei­nem Ri­si­ko ver­bun­den ist, so un­ter­sucht es, ob das be­tref­fen­de Bau­pro­dukt die An­for­de­run­gen nach die­sem Ge­setz er­füllt. Aus der Mög­lich­keit, einen hö­he­ren Si­cher­heits­grad zu er­rei­chen, oder aus der Ver­füg­bar­keit ei­nes an­de­ren Bau­pro­dukts, von dem ei­ne ge­rin­ge­re Ge­fähr­dung aus­geht, darf je­doch nicht ge­schlos­sen wer­den, dass von dem kon­trol­lier­ten Bau­pro­dukt ein Ri­si­ko aus­geht.

2 Ein mit ei­nem Ri­si­ko ver­bun­de­nes Pro­dukt ist ein Pro­dukt, das öf­fent­li­che In­ter­es­sen wie die Ge­sund­heit und Si­cher­heit im All­ge­mei­nen, die Ge­sund­heit und Si­cher­heit am Ar­beits­platz, den Ver­brau­cher- und Um­welt­schutz und die öf­fent­li­che Si­cher­heit stär­ker ne­ga­tiv be­ein­flus­sen kann, als bei nor­ma­ler oder ver­nünf­ti­ger­wei­se vor­her­seh­ba­rer Ver­wen­dung als ver­nünf­tig und ver­tret­bar gilt; dies schliesst auch die Ge­brauchs­dau­er und ge­ge­be­nen­falls die In­be­trieb­nah­me, In­stal­la­ti­on und War­tungs­an­for­de­run­gen ein.

3 Ge­langt das Markt­über­wa­chungs­or­gan im Ver­lauf der Un­ter­su­chung nach Ab­satz 1 zu dem Er­geb­nis, dass das Bau­pro­dukt die An­for­de­run­gen nach die­sem Ge­setz nicht er­füllt, so for­dert es die be­trof­fe­ne Wirt­schafts­ak­teu­rin un­ver­züg­lich auf:

a.
in­ner­halb ei­ner der Art des Ri­si­kos an­ge­mes­se­nen Frist al­le ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zu er­grei­fen, da­mit das Bau­pro­dukt die­se An­for­de­run­gen er­füllt, ins­be­son­de­re da­mit die er­klär­ten und die tat­säch­li­chen Leis­tun­gen des Bau­pro­dukts über­ein­stim­men;
b.
das Bau­pro­dukt zu­rück­zu­neh­men oder das Bau­pro­dukt zu­rück­zu­ru­fen; oder
c.
an­stel­le von Kor­rek­tur­mass­nah­men nach den Buch­sta­ben a und b tech­ni­sche Kom­pen­sa­ti­ons­mass­nah­men am Bau­werk vor­zu­schla­gen, mit de­nen die fest­ge­stell­ten Ri­si­ken ge­min­dert wer­den.

4 Er­gibt ei­ne Kon­troll­mass­nah­me, dass ein Bau­pro­dukt ein Ri­si­ko für die Ein­hal­tung der Grun­dan­for­de­run­gen an Bau­wer­ke dar­stellt, ob­wohl es die sons­ti­gen An­for­de­run­gen nach die­sem Ge­setz er­füllt, so hat die Wirt­schafts­ak­teu­rin da­für zu sor­gen, dass das be­tref­fen­de Bau­pro­dukt die­ses Ri­si­ko bei sei­nem In­ver­kehr­brin­gen nicht mehr auf­weist.

5 Die Wirt­schafts­ak­teu­rin stellt si­cher, dass sich al­le ge­eig­ne­ten Kor­rek­tur­mass­nah­men, die sie er­greift, auf sämt­li­che be­trof­fe­nen Bau­pro­duk­te er­stre­cken, die sie auf dem Markt be­reit­ge­stellt hat.

6 Er­greift die be­tref­fen­de Wirt­schafts­ak­teu­rin in­ner­halb der in Ab­satz 3 Buch­sta­be a ge­nann­ten Frist kei­ne an­ge­mes­se­nen Kor­rek­tur­mass­nah­men, so kann das Marktü­ber­wa­chungs­or­gan:

a.
al­le ge­eig­ne­ten vor­läu­fi­gen Mass­nah­men tref­fen, um die Be­reit­stel­lung des Bau­pro­dukts auf dem Markt zu un­ter­sa­gen oder ein­zu­schrän­ken;
b.
die Rück­nah­me oder den Rück­ruf des Bau­pro­dukts ver­an­las­sen; oder
c.
die Ver­wen­de­rin­nen und Ver­wen­der des Bau­pro­dukts vor mit dem Pro­dukt ver­bun­de­nen Ri­si­ken war­nen, um das Ri­si­ko ei­ner Ver­let­zung oder des Ein­tre­tens ei­nes an­de­ren Scha­dens zu ver­rin­gern; in die­sem Fal­le macht das Markt­über­wa­chungs­or­gan die In­for­ma­tio­nen über die Ge­fähr­lich­keit des Bau­pro­dukts und über die ge­trof­fe­nen Mass­nah­men öf­fent­lich zu­gäng­lich.
Art. 23 Massnahmen zum Schutz überwiegender öffentlicher Interessen  

1 Ist es zum Schutz über­wie­gen­der öf­fent­li­cher In­ter­es­sen er­for­der­lich, so kann das Markt­über­wa­chungs­or­gan ne­ben den Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 22 wei­te­re ge­eig­ne­te Mass­nah­men tref­fen und ins­be­son­de­re:

a.
das Be­reit­stel­len ei­nes Bau­pro­dukts auf dem Markt ver­bie­ten;
b.
die War­nung vor den Ri­si­ken ei­nes Bau­pro­dukts, sei­ne Rück­nah­me oder sei­nen Rück­ruf an­ord­nen und nö­ti­gen­falls selbst voll­zie­hen;
c.
die Aus­fuhr ei­nes Bau­pro­dukts, des­sen Be­reit­stel­lung auf dem Markt nach Buch­sta­be a ver­bo­ten wor­den ist, ver­bie­ten.

2 Ist in den Fäl­len nach Ab­satz 1 mit dem Bau­pro­dukt ein erns­tes Ri­si­ko ver­bun­den und er­for­dert dies ein ra­sches Ein­grei­fen, so kann das Markt­über­wa­chungs­or­gan das Bau­pro­dukt auch ein­zie­hen und ver­nich­ten oder un­brauch­bar ma­chen.

3 Die Ent­schei­dung, ob ein Bau­pro­dukt ein erns­tes Ri­si­ko dar­stellt, wird auf der Grund­la­ge ei­ner an­ge­mes­se­nen Ri­si­ko­be­wer­tung un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Art des Ri­si­kos und der Wahr­schein­lich­keit sei­nes Ein­tritts ge­trof­fen.

4 Mass­nah­men nach den Ab­sät­zen 1 und 2 wer­den, so­fern dies zum Schutz der Be­völ­ke­rung er­for­der­lich ist, als All­ge­mein­ver­fü­gung er­las­sen. Hat ei­ne be­auf­trag­te Or­ga­ni­sa­ti­on das Bau­pro­dukt über­prüft, so stellt sie dem BBL An­trag auf Er­lass ei­ner All­ge­mein­ver­fü­gung.

Art. 24 Weitere Kontroll- und Massnahmenbefugnisse  

1 Um die Über­ein­stim­mung mit An­pas­sun­gen des Rechts der EU zu ge­währ­leis­ten, kann der Bun­des­rat in den Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen:

a.
die Kon­troll­be­fug­nis­se der Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne nach Ar­ti­kel 20 an­pas­sen;
b.
wei­te­re mög­li­che Mass­nah­men, die die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne nach den Ar­ti­keln 22 und 23 er­grei­fen kön­nen, fest­le­gen;
c.
die Er­stel­lung und Durch­füh­rung von na­tio­na­len und die Be­tei­li­gung an in­ter­na­tio­na­len Markt­über­wa­chungs­pro­gram­men re­geln;
d.
die Be­tei­li­gung an in­ter­na­tio­na­len In­for­ma­ti­ons- und Voll­zugs­sys­te­men, so­weit Bau­pro­duk­te be­trof­fen sind (Art. 29 Abs. 5), an­pas­sen;
e.
die Aspek­te, die für die Ri­si­ko­be­wer­tung in Be­tracht ge­zo­gen wer­den müs­sen, re­geln.

2 Führt ei­ne Be­stim­mung nach Ab­satz 1 zu Ab­wei­chun­gen von die­sem Ge­setz, so be­an­tragt der Bun­des­rat der Bun­des­ver­samm­lung in­nert an­ge­mes­se­ner Frist einen Ge­set­ze­s­ent­wurf.

3 Das BBL be­zeich­net im Ein­ver­neh­men mit dem SE­CO und nach An­hö­rung der Eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Bau­pro­duk­te (Art. 30) die­je­ni­gen Rechts­ak­te der EU im Be­reich der Markt­über­wa­chung, die:

a.
ein­heit­li­che Be­din­gun­gen für die Kon­trol­le ei­nes Bau­pro­dukts, ei­ner Pro­dukt­ka­te­go­rie oder der Merk­ma­le der zu kon­trol­lie­ren­den Ri­si­ken fest­le­gen;
b.
die In­for­ma­tio­nen fest­le­gen, die die Wirt­schafts­ak­teu­rin­nen den Marktü­ber­wa­chungs­or­ga­nen zur Durch­füh­rung ih­rer Markt­über­wa­chungs­tä­tig­keit zu über­mit­teln ha­ben.
Art. 25 Einbezug und Mitwirkungspflichten  

1 Die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne be­zie­hen die be­trof­fe­nen Wirt­schafts­ak­teu­rin­nen bei den Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 20–22, 23 Ab­satz 1 und 24 ein, durch die Ri­si­ken ab­ge­wen­det oder ge­min­dert wer­den kön­nen.

2 Die be­trof­fe­nen Wirt­schafts­ak­teu­rin­nen und all­fäl­li­ge wei­te­re be­trof­fe­ne Per­so­nen sind beim Voll­zug der Markt­über­wa­chung im er­for­der­li­chen Um­fang zur Mit­wir­kung ver­pflich­tet. Sie ha­ben ins­be­son­de­re un­ent­gelt­lich den Markt­über­wa­chungs­or­ga­nen al­le er­for­der­li­chen Aus­künf­te zu er­tei­len so­wie die er­for­der­li­chen Nach­wei­se und Un­ter­la­gen her­aus­zu­ge­ben.

3 Vor der Ent­schei­dung über Mass­nah­men ge­ben die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne der be­trof­fe­nen Wirt­schafts­ak­teu­rin Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me.

4 Wur­de das Bau­pro­dukt, das Ge­gen­stand ei­ner Mass­nah­me ist, von ei­ner be­zeich­ne­ten oder ge­mä­ss des Ab­kom­mens vom 21. Ju­ni 19998 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft über die ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung von Kon­for­mi­täts­be­wer­tun­gen an­er­kann­ten Stel­le be­wer­tet, so un­ter­rich­tet das Markt­über­wa­chungs­or­gan die­se Stel­le.

7. Abschnitt: Strafbestimmungen

Art. 26 Vergehen  

1 Wer vor­sätz­lich ein Bau­pro­dukt in Ver­kehr bringt oder auf dem Markt be­reit­stellt, das die An­for­de­run­gen die­ses Ge­set­zes nicht er­füllt, und da­durch die Si­cher­heit oder Ge­sund­heit von Per­so­nen ge­fähr­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder mit Geld­stra­fe be­straft.

2 Han­delt die Tä­te­rin oder der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

3 Han­delt die Tä­te­rin oder der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Geld­stra­fe bis zu 180 Ta­ges­sät­zen.

4 Für Fäl­schun­gen, Falsch­be­ur­kun­dun­gen, das Er­schlei­chen falscher Be­ur­kun­dun­gen, den Ge­brauch un­ech­ter oder un­wah­rer Be­schei­ni­gun­gen, das un­be­rech­tig­te Aus­stel­len von Leis­tungs­er­klä­run­gen so­wie das un­be­rech­tig­te An­brin­gen und Ver­wen­den von Kon­for­mi­täts­zei­chen im Sin­ne der Ar­ti­kel 23–28 des Bun­des­ge­set­zes vom 6. Ok­to­ber 19959 über die tech­ni­schen Han­dels­hem­mis­se gel­ten die dort ge­nann­ten Straf­an­dro­hun­gen.

Art. 27 Übertretungen  

1 Mit Bus­se bis zu 40 000 Fran­ken wird be­straft, wer vor­sätz­lich:

a.
ein Bau­pro­dukt in Ver­kehr bringt oder auf dem Markt be­reit­stellt, das die An­for­de­run­gen die­ses Ge­set­zes nicht er­füllt, oh­ne dass da­durch die Si­cher­heit und Ge­sund­heit von Per­so­nen ge­fähr­det wird;
b.
die Mit­wir­kungs- und Aus­kunfts­pflicht nach Ar­ti­kel 25 Ab­satz 2 ver­letzt;
c.
ge­gen ei­ne Aus­füh­rungs­vor­schrift, de­ren Über­tre­tung für straf­bar er­klärt wird, oder ei­ne un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels an sie oder ihn ge­rich­te­te Ver­fü­gung ver­stösst.

2 Han­delt die Tä­te­rin oder der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken.

3 Die Ar­ti­kel 6 und 7 des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 197410 über das Ver­wal­tungs­­straf­recht sind an­wend­bar.

Art. 28 Strafverfolgung  

Die Straf­ver­fol­gung ist Sa­che der Kan­to­ne.

8. Abschnitt: Vollzug, Finanzierung und Rechtsschutz

Art. 29 Zuständige Behörde und Koordination  

1 Das BBL voll­zieht die­ses Ge­setz und sei­ne Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

2 Es ver­tritt die Bun­des­ver­wal­tung in den ent­spre­chen­den in­ter­na­tio­na­len Fach­gre­mi­en.

3 Es ist das zen­tra­le Markt­über­wa­chungs­or­gan.

4 Der Bun­des­rat kann die Kan­to­ne so­wie ge­eig­ne­te Or­ga­ni­sa­tio­nen mit Marktü­ber­wa­chungs­auf­ga­ben be­trau­en. Das BBL ko­or­di­niert und be­auf­sich­tigt die Aus­füh­rung die­ser Auf­ga­ben.

5 Das BBL ko­or­di­niert den Voll­zug der Markt­über­wa­chung mit an­de­ren Stel­len, die Auf­ga­ben im Be­reich der Pro­duk­te­si­cher­heit wahr­neh­men. Da­zu ge­hört auch de­ren Be­tei­li­gung an in­ter­na­tio­na­len In­for­ma­ti­ons- und Voll­zugs­sys­te­men ge­mä­ss den ent­spre­chen­den Bun­deser­las­sen.

6 Das BBL kann dem SE­CO für den in­ter­na­tio­na­len Aus­tausch Da­ten nach Ar­ti­kel 32 durch ein Ab­ruf­ver­fah­ren zu­gäng­lich ma­chen.

7 Sind durch Mass­nah­men im Rah­men des Voll­zugs an­de­rer Bun­deser­las­se Bau­pro­duk­te be­trof­fen, so in­for­mie­ren die für die an­de­ren Bun­deser­las­se zu­stän­di­gen Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne das BBL über ih­re Voll­zugs­mass­nah­men.

Art. 30 Eidgenössische Kommission für Bauprodukte  

1 Der Bun­des­rat be­stellt ei­ne Kom­mis­si­on für Bau­pro­duk­te. Er legt de­ren Or­ga­ni­sa­ti­on und Auf­ga­ben fest. Er wählt die Kom­mis­si­ons­mit­glie­der und be­stimmt die Prä­si­den­tin oder den Prä­si­den­ten.

2 Die Kom­mis­si­on berät die für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes zu­stän­di­gen Be­hör­den und Or­ga­ne und nimmt die üb­ri­gen ihr vom Bun­des­rat über­tra­ge­nen Auf­ga­ben wahr.

Art. 31 Schweigepflicht  

Die Voll­zugs­or­ga­ne un­ter­ste­hen der Schwei­ge­pflicht, so­weit ih­re Wahr­neh­mun­gen nicht für die Si­cher­heit von Bau­pro­duk­ten oder für den Er­fah­rungs­aus­tausch über si­cher­heits­tech­ni­sche Mass­nah­men be­deut­sam sind.

Art. 32 Datenschutz und Amtshilfe  

1 Das BBL führt zum Zweck der Markt­über­wa­chung ei­ne zen­tra­le Voll­zugs­da­ten­bank. Die­se ent­hält Da­ten über:

a.
die be­zeich­ne­ten Stel­len, die TBS und die Pro­dukt­in­for­ma­ti­ons­stel­len;
b.
die Zu­stän­dig­kei­ten der Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne;
c.
die Pla­nung, Durch­füh­rung, Ko­or­di­na­ti­on und Aus­wer­tung der Marktü­ber­wa­chung;
d.
die ad­mi­nis­tra­ti­ven und straf­recht­li­chen Ver­fol­gun­gen und Sank­tio­nen nach den Ar­ti­keln 20–23 so­wie nach den Ar­ti­keln 26 und 27;
e.
den in­ter­na­tio­na­len In­for­ma­ti­ons­aus­tausch und die Ge­wäh­rung von Amts­hil­fe.

2 Die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne sind be­rech­tigt, Per­so­nen­da­ten ein­sch­liess­lich Da­ten über ad­mi­nis­tra­ti­ve und straf­recht­li­che Ver­fol­gun­gen und Sank­tio­nen zu be­ar­bei­ten. Sie ge­ben die ent­spre­chen­den Da­ten in die zen­tra­le Voll­zugs­da­ten­bank zur Markt­über­wa­chung ein. Da­bei gel­ten die Be­stim­mun­gen über die Be­schaf­fung von Per­so­nen­da­ten nach Ar­ti­kel 18 des Bun­des­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 199211 über den Da­ten­schutz.

3 Das BBL ko­or­di­niert die Da­ten­be­ar­bei­tung durch die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne und kon­trol­liert, ob die Da­ten vor­schrifts­ge­mä­ss be­ar­bei­tet wer­den. Es kann feh­ler­haf­te Ein­ga­ben selbst­stän­dig be­rich­ti­gen oder das be­tref­fen­de Markt­über­wa­chungs­or­gan zur Be­rich­ti­gung auf­for­dern.

4 Die Markt­über­wa­chungs­or­ga­ne ha­ben Zu­griff auf die Da­ten­bank der Markt­über­wa­chung. Sie kön­nen die be­ar­bei­te­ten Da­ten aus­ser­dem elek­tro­nisch auf ei­ge­nen Da­ten­ban­ken auf­be­wah­ren und sie, so­weit dies für den ein­heit­li­chen Voll­zug die­ses Ge­set­zes er­for­der­lich ist, un­ter­ein­an­der aus­tau­schen.

5 Die Ge­wäh­rung von Amts­hil­fe rich­tet sich nach den Ar­ti­keln 21 und 22 des Bun­des­ge­set­zes vom 6. Ok­to­ber 199512 über die tech­ni­schen Han­dels­hemm­nis­se.

Art. 33 Gebühren und Finanzierung des Vollzugs  

1 Die Voll­zugs­or­ga­ne kön­nen für die Kon­trol­le von Bau­pro­duk­ten und für den Voll­zug von Mass­nah­men Ge­büh­ren er­he­ben. Der Bun­des­rat legt die Ge­büh­ren fest.

2 Der Bund kann Be­hör­den und pri­va­te Or­ga­ni­sa­tio­nen, die Markt­über­wa­chungs­auf­ga­ben wahr­neh­men, ent­schä­di­gen, so­fern die Kos­ten nicht über Ge­büh­ren nach Ab­satz 1 ge­deckt wer­den. Der Bun­des­rat legt die Vor­aus­set­zun­gen für die Ent­rich­tung der Ab­gel­tun­gen und de­ren Hö­he fest.

Art. 34 Rechtsschutz  

1 Der Rechts­schutz rich­tet sich nach den all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­rechts­pfle­ge.

2 Ge­gen Ver­fü­gun­gen der Voll­zugs­or­ga­ne kann beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Be­schwer­de ge­führt wer­den.

Art. 35 Ausführungsbestimmungen  

1 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

2 Er kann den Er­lass ad­mi­nis­tra­ti­ver und tech­ni­scher Vor­schrif­ten dem BBL über­tra­gen.

3 Er kann das BBL auch be­auf­tra­gen, nach An­hö­rung des SE­CO und der Eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Bau­pro­duk­te die­je­ni­gen Rechts­ak­te der EU zu be­zeich­nen, die die ent­spre­chen­den tech­ni­schen Vor­schrif­ten ent­hal­ten. Dies gilt ins­be­son­de­re für Rechts­ak­te, die:

a.
die an­zu­wen­den­den Ver­fah­ren zur Be­wer­tung und Über­prü­fung der Leis­tungs­be­stän­dig­keit fest­le­gen (Art. 6 Abs. 1);
b.
die Fest­le­gun­gen von Leis­tungs­klas­sen oder die pro­dukt­be­zo­ge­ne Ein­ord­nung in be­stimm­te Leis­tungs­stu­fen oder -klas­sen vor­se­hen (Art. 7 Abs. 1 Bst. a und b);
c.
die we­sent­li­chen Merk­ma­le ei­nes Bau­pro­dukts fest­le­gen, für die die Her­stel­le­rin die Leis­tung des Pro­dukts in je­dem Fall zu er­klä­ren hat (Art. 8 Abs. 3);
d.
die Schwel­len­wer­te für die Pro­dukt­leis­tung fest­le­gen, die in Be­zug auf die we­sent­li­chen Merk­ma­le zu er­fül­len sind (Art. 8 Abs. 3);
e.
die Be­din­gun­gen für die Zur­ver­fü­gung­stel­lung der Leis­tungs­er­klä­rung auf ei­ner Web­sei­te fest­le­gen (Art. 10 Abs. 1 Bst. a);
f.
nach Bau­pro­duk­te­fa­mi­li­en auf der Grund­la­ge der Le­bens­er­war­tung oder der Be­deu­tung des Bau­pro­dukts für die Bau­wer­ke die Frist fest­le­gen, wie lan­ge ab dem In­ver­kehr­brin­gen ei­nes Bau­pro­dukts die Leis­tungs­er­klä­rung und die tech­ni­schen Un­ter­la­gen auf­zu­be­wah­ren sind (Art. 10 Abs. 1 Bst. a und b);
g.
das For­mat der ETB ver­ein­heit­li­chen (Art. 13 Abs. 4 Bst. b);
h.
das Ver­fah­ren zur Er­stel­lung ei­ner ETB auf der Grund­la­ge ei­nes EBD an­pas­sen kön­nen (Art. 13 Abs. 4 Bst. c).

4 Ti­tel und Fund­stel­len der nach die­sem Ge­setz be­zeich­ne­ten Rechts­ak­te wer­den in der Amt­li­chen Samm­lung des Bun­des­rechts pu­bli­ziert.

9. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 36 Aufhebung eines anderen Erlasses  

Das Bau­pro­duk­te­ge­setz vom 8. Ok­to­ber 199913 wird auf­ge­ho­ben.

13 [AS 2000 3104, 2008 3437Ziff. II 52, 2010 2573Art. 20 Abs. 2 Ziff. 3 2617 An­hang Ziff. 4]

Art. 37 Übergangsbestimmungen  

1 Bau­pro­duk­te dür­fen bis zum 30. Ju­ni 2015 nach bis­he­ri­gem Recht in Ver­kehr ge­bracht wer­den.

2 Die Her­stel­le­rin kann ei­ne Leis­tungs­er­klä­rung auf der Grund­la­ge ei­ner Kon­for­mi­täts­be­schei­ni­gung oder ei­ner Kon­for­mi­täts­er­klä­rung er­stel­len, die nach bis­he­ri­gem Recht er­stellt wur­de.

3 Leit­li­ni­en für die Eu­ro­päi­sche Tech­ni­sche Zu­las­sung, die nach bis­he­ri­gem Recht als Grund­la­ge für die Er­tei­lung Eu­ro­päi­scher Tech­ni­scher Zu­las­sun­gen ver­öf­fent­licht wur­den, kön­nen als EBD ver­wen­det wer­den.

4 Her­stel­le­rin­nen und Im­por­teu­rin­nen kön­nen Eu­ro­päi­sche Tech­ni­sche Zu­las­sun­gen, die nach bis­he­ri­gem Recht er­teilt wur­den, wäh­rend ih­rer Gül­tig­keits­dau­er als ETB ver­wen­den.

Art. 38 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

In­kraft­tre­ten: 1. Ok­to­ber 201414

14 BRB vom 27. Aug. 2014

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