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Bundesgesetz
über die im Ausland erbrachten privaten
Sicherheitsdienstleistungen
(BPS)

vom 27. September 2013 (Stand am 1. Dezember 2021)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 54 Absatz 1, 95 Absatz 1 und 173 Absatz 2
der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 23. Januar 20132,

beschliesst:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Zweck  

Die­ses Ge­setz soll da­zu bei­tra­gen:

a.
die in­ne­re und äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz zu ge­währ­leis­ten;
b.
die aus­sen­po­li­ti­schen Zie­le der Schweiz zu ver­wirk­li­chen;
c.
die schwei­ze­ri­sche Neu­tra­li­tät zu wah­ren;
d.
die Ein­hal­tung des Völ­ker­rechts, ins­be­son­de­re der Men­schen­rech­te und des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts, zu ga­ran­tie­ren.
Art. 2 Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz gilt für ju­ris­ti­sche Per­so­nen und Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten (Un­ter­neh­men), die:

a.
von der Schweiz aus pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen im Aus­land er­brin­gen;
b.
in der Schweiz mit ei­ner im Aus­land er­brach­ten pri­va­ten Si­cher­heits­dienst­leis­tung zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tun­gen er­brin­gen;
c.
in der Schweiz ein Un­ter­neh­men grün­den, an­sie­deln, be­trei­ben oder füh­ren, das pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen im Aus­land er­bringt oder da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tun­gen in der Schweiz oder im Aus­land er­bringt;
d.
von der Schweiz aus ein Un­ter­neh­men kon­trol­lie­ren, das pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen im Aus­land er­bringt oder da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tun­gen in der Schweiz oder im Aus­land er­bringt.

2 Es gilt für Per­so­nen, die im Dienst von Un­ter­neh­men ste­hen, wel­che die­sem Ge­setz un­ter­wor­fen sind.

3 Die Be­stim­mun­gen über Un­ter­neh­men in die­sem Ge­setz gel­ten auch für na­tür­li­che Per­so­nen, die Tä­tig­kei­ten nach den Ab­sät­zen 1 und 2 aus­üben.

4 Die­ses Ge­setz gilt zu­dem für Bun­des­be­hör­den, die ein Un­ter­neh­men für die Wahr­neh­mung von Schutz­auf­ga­ben im Aus­land ein­set­zen.

Art. 3 Ausnahmen vom Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz fin­det kei­ne An­wen­dung auf Un­ter­neh­men, die von der Schweiz aus auf dem Ge­biet, das un­ter das Ab­kom­men vom 21. Ju­ni 19993 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits über die Frei­zü­gig­keit oder un­ter das Über­ein­kom­men vom 4. Ja­nu­ar 19604 zur Er­rich­tung der Eu­ro­päi­schen Frei­han­dels­as­so­zia­ti­on fällt, ei­ne der fol­gen­den pri­va­ten Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen er­brin­gen:

a.
Per­so­nen­schutz;
b.
Be­wa­chung oder Über­wa­chung von Gü­tern und Lie­gen­schaf­ten;
c.
Ord­nungs­dienst bei An­läs­sen.

2 Es fin­det zu­dem kei­ne An­wen­dung auf Un­ter­neh­men, die:

a.
ei­ne mit ei­ner pri­va­ten Si­cher­heits­dienst­leis­tung nach Ab­satz 1 zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tung in der Schweiz er­brin­gen;
b.
in der Schweiz ein Un­ter­neh­men grün­den, an­sie­deln, be­trei­ben oder füh­ren, das Dienst­leis­tun­gen nach Ab­satz 1 oder 2 Buch­sta­be a er­bringt;
c.
von der Schweiz aus ein Un­ter­neh­men kon­trol­lie­ren, das Dienst­leis­tun­gen nach Ab­satz 1 oder 2 Buch­sta­be a er­bringt.
Art. 4 Begriffe  

In die­sem Ge­setz be­deu­ten:

a.
pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tungins­be­son­de­re fol­gen­de, von ei­nem pri­va­ten Un­ter­neh­men er­brach­te Tä­tig­kei­ten:
1.
Per­so­nen­schutz in ei­nem kom­ple­xen Um­feld,
2.
Be­wa­chung von Gü­tern und Lie­gen­schaf­ten in ei­nem kom­ple­xen Um­feld,
3.
Ord­nungs­dienst bei An­läs­sen,
4.
Kon­trol­le, Fest­hal­ten oder Durch­su­chung von Per­so­nen, Durch­su­chung von Räu­men oder Be­hält­nis­sen so­wie Be­schlag­nah­me von Ge­gen­stän­den,
5.
Be­wa­chung, Be­treu­ung und Trans­port von Ge­fan­ge­nen, Be­trieb von Ge­fäng­nis­sen so­wie Hil­fe­leis­tun­gen beim Be­trieb von La­gern für Kriegs­ge­fan­ge­ne oder in­ter­nier­te Zi­vil­per­so­nen,
6.
ope­ra­tio­nel­le oder lo­gis­ti­sche Un­ter­stüt­zung von Streit- oder Si­cher­heits­kräf­ten, so­weit die­se nicht im Rah­men ei­ner un­mit­tel­ba­ren Teil­nah­me an Feind­se­lig­kei­ten nach Ar­ti­kel 8 er­folgt,
7.
Be­trieb und War­tung von Waf­fen­sys­te­men,
8.
Be­ra­tung oder Aus­bil­dung von An­ge­hö­ri­gen von Streit- oder Si­cher­heits­kräf­ten,
9.
nach­rich­ten­dienst­li­che Tä­tig­kei­ten, Spio­na­ge und Spio­na­ge­ab­wehr;
b.
mit ei­ner pri­va­ten Si­cher­heits­dienst­leis­tung zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tung:
1.
Re­kru­tie­rung oder Aus­bil­dung von Per­so­nal für pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen im Aus­land,
2.
Ver­mitt­lung oder Zur­ver­fü­gung­stel­lung von Per­so­nal zu­guns­ten ei­nes Un­ter­neh­mens, das pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen im Aus­land an­bie­tet;
c.
un­mit­tel­ba­re Teil­nah­me an Feind­se­lig­kei­ten:
un­mit­tel­ba­re Teil­nah­me an Feind­se­lig­kei­ten im Aus­land im Rah­men ei­nes be­waff­ne­ten Kon­flikts im Sin­ne der Gen­fer Ab­kom­men5 so­wie der Zu­satz­pro­to­kol­le I und II6.
Art. 5 Kontrolle eines Unternehmens  

1 Ein Un­ter­neh­men kon­trol­liert ein an­de­res Un­ter­neh­men, wenn es:

a.
di­rekt oder in­di­rekt über die Mehr­heit der Stim­men im obers­ten Or­gan ver­fügt;
b.
di­rekt oder in­di­rekt über das Recht ver­fügt, die Mehr­heit der Mit­glie­der des obers­ten Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gans zu be­stel­len oder ab­zu­be­ru­fen; oder
c.
auf­grund der Sta­tu­ten, der Stif­tungs­ur­kun­de, ei­nes Ver­trags oder ver­gleich­ba­rer In­stru­men­te einen be­herr­schen­den Ein­fluss aus­üben kann.

2 Han­delt sich beim Un­ter­neh­men um ei­ne Per­so­nen­ge­sell­schaft, so gilt sie als kon­trol­liert, wenn:

a.
ein Un­ter­neh­men un­be­schränkt haf­ten­der Ge­sell­schaf­ter der be­tref­fen­den Per­so­nen­ge­sell­schaft ist;
b.
das kon­trol­lie­ren­de Un­ter­neh­men als Kom­man­di­tär der Per­so­nen­ge­sell­schaft Mit­tel zur Ver­fü­gung stellt, die ein Drit­tel der Ei­gen­mit­tel der Per­so­nen­ge­sell­schaft über­stei­gen; oder
c.
das kon­trol­lie­ren­de Un­ter­neh­men der Per­so­nen­ge­sell­schaft oder den un­be­schränkt haf­ten­den Ge­sell­schaf­tern rück­zahl­ba­re Mit­tel zur Ver­fü­gung stellt, die mehr als die Hälf­te der Dif­fe­renz zwi­schen den Ak­ti­ven der Ge­sell­schaft und ih­ren Schul­den ge­gen­über Drit­ten aus­ma­chen.
Art. 6 Weitervergabe  

1 Ver­gibt ein Un­ter­neh­men die Er­brin­gung ei­ner pri­va­ten Si­cher­heits­dienst­leis­tung oder ei­ner da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Dienst­leis­tung an ein an­de­res Un­ter­neh­men, so ver­ge­wis­sert es sich, dass das an­de­re Un­ter­neh­men die Dienst­leis­tung in­ner­halb der Schran­ken aus­führt, die für das ver­ge­ben­de Un­ter­neh­men sel­ber gel­ten.

2 Die Haf­tung des ver­ge­ben­den Un­ter­neh­mens für Schä­den, die das an­de­re Un­ter­neh­men ver­ur­sacht, rich­tet sich nach dem Ob­li­ga­tio­nen­recht7.

Art. 7 Beitritt zum internationalen Verhaltenskodex für private Sicherheitsdienstleister  

1 Un­ter­neh­men, die un­ter Ar­ti­kel 2 Ab­sät­ze 1, 3 und 4 fal­len, sind ver­pflich­tet, dem in­ter­na­tio­na­len Ver­hal­tens­ko­dex für pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­ter (Ver­hal­tens­ko­dex) in sei­ner Fas­sung vom 9. No­vem­ber 20108 bei­zu­tre­ten.

2 Das De­par­te­ment, das der zu­stän­di­gen Be­hör­de über­ge­ord­net ist, kann be­schlies­sen, dass ei­ne Än­de­rung des Ver­hal­tens­ko­dex auf Sach­ver­hal­te an­wend­bar ist, die in die­sem Ge­setz ge­re­gelt sind, so­fern die Än­de­rung die­sem Ge­setz nicht wi­der­spricht.

8 Der in­ter­na­tio­na­le Ver­hal­tens­ko­dex für pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­ter kann un­ter fol­gen­der In­ter­net­adres­se ab­ge­ru­fen wer­den: www.icoc‑psp.org

2. Abschnitt: Verbote

Art. 8 Unmittelbare Teilnahme an Feindseligkeiten  

1 Es ist ver­bo­ten:

a.
zum Zwe­cke der un­mit­tel­ba­ren Teil­nah­me an Feind­se­lig­kei­ten im Aus­land Per­so­nal in der Schweiz zu re­kru­tie­ren oder aus­zu­bil­den;
b.
zum Zwe­cke der un­mit­tel­ba­ren Teil­nah­me an Feind­se­lig­kei­ten im Aus­land von der Schweiz aus Per­so­nal zu ver­mit­teln oder zur Ver­fü­gung zu stel­len;
c.
in der Schweiz ein Un­ter­neh­men zu grün­den, an­zu­sie­deln, zu be­trei­ben oder zu füh­ren, das zum Zwe­cke der un­mit­tel­ba­ren Teil­nah­me an Feind­se­lig­kei­ten im Aus­land Per­so­nal re­kru­tiert, aus­bil­det, ver­mit­telt oder zur Ver­fü­gung stellt;
d.
von der Schweiz aus ein Un­ter­neh­men zu kon­trol­lie­ren, das zum Zwe­cke der un­mit­tel­ba­ren Teil­nah­me an Feind­se­lig­kei­ten im Aus­land Per­so­nal re­kru­tiert, aus­bil­det, ver­mit­telt oder zur Ver­fü­gung stellt.

2 Per­so­nen, die ih­ren Wohn­sitz oder ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in der Schweiz ha­ben und die im Dienst ei­nes Un­ter­neh­mens ste­hen, das die­sem Ge­setz un­ter­steht, ist es ver­bo­ten, un­mit­tel­baran Feind­se­lig­kei­ten im Aus­land teil­zu­neh­men.

Art. 9 Schwere Verletzung von Menschenrechten  

Es ist ver­bo­ten:

a.
von der Schweiz aus pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen oder da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tun­gen zu er­brin­gen, von de­nen an­zu­neh­men ist, dass die Emp­fän­ge­rin­nen oder Emp­fän­ger sie im Rah­men der Be­ge­hung schwe­rer Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen nut­zen;
b.
in der Schweiz ein Un­ter­neh­men zu grün­den, an­zu­sie­deln, zu be­trei­ben oder zu füh­ren, das pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen oder da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tun­gen er­bringt, von de­nen an­zu­neh­men ist, dass die Emp­fän­ge­rin­nen oder Emp­fän­ger sie im Rah­men der Be­ge­hung schwe­rer Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen nut­zen;
c.
von der Schweiz aus ein Un­ter­neh­men zu kon­trol­lie­ren, das pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen oder da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tun­gen er­bringt, von de­nen an­zu­neh­men ist, dass die Emp­fän­ge­rin­nen oder Emp­fän­ger sie im Rah­men der Be­ge­hung schwe­rer Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen nut­zen.

3. Abschnitt: Verfahren

Art. 10 Meldepflicht  

1 Be­ab­sich­tigt ein Un­ter­neh­men, ei­ne Tä­tig­keit nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 aus­zuü­ben, so ist es ver­pflich­tet, der zu­stän­di­gen Be­hör­de ins­be­son­de­re Fol­gen­des zu mel­den:

a.
Art, Er­brin­ge­rin­nen oder Er­brin­ger und Aus­füh­rungs­ort der be­ab­sich­tig­ten Tä­tig­keit;
b.
die für die Be­ur­tei­lung not­wen­di­gen An­ga­ben über die Auf­trag­ge­be­rin oder den Auf­trag­ge­ber und die Emp­fän­ge­rin oder den Emp­fän­ger der Dienst­leis­tung;
c.
An­ga­ben über die Per­so­nen, die für die be­ab­sich­tig­te Tä­tig­keit ein­ge­setzt wer­den sol­len, und de­ren Aus­bil­dung;
d.
Über­blick über die Tä­tig­keits­be­rei­che des Un­ter­neh­mens;
e.
Nach­weis des Bei­tritts zum Ver­hal­tens­ko­dex9;
f.
Iden­ti­tät al­ler für das Un­ter­neh­men ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen.

2 Die Mel­de­pflicht ei­nes Un­ter­neh­mens im Sin­ne von Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 Buch­sta­be d er­streckt sich so­wohl auf die ei­ge­ne Kon­troll­tä­tig­keit wie auch auf die Tä­tig­keit des kon­trol­lier­ten Un­ter­neh­mens.

3 Wenn sich die Ver­hält­nis­se er­heb­lich ge­än­dert ha­ben, nach­dem die Mel­dung er­folgt ist, so teilt das Un­ter­neh­men dies der zu­stän­di­gen Be­hör­de un­ver­züg­lich mit. Die zu­stän­di­ge Be­hör­de in­for­miert das Un­ter­neh­men um­ge­hend dar­über, ob die be­tref­fen­de Tä­tig­keit wei­ter aus­ge­übt wer­den kann.

9 Der in­ter­na­tio­na­le Ver­hal­tens­ko­dex für pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­ter kann un­ter fol­gen­der In­ter­net­adres­se ab­ge­ru­fen wer­den: www.icoc‑psp.org

Art. 11 Unterlassungspflicht  

1 Bis das Un­ter­neh­men von der zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­ne Mit­tei­lung oder einen Ent­scheid nach den Ar­ti­keln 12–14 er­hal­ten hat, hat es die Aus­übung der ge­mel­de­ten Tä­tig­keit zu un­ter­las­sen.

2 Lei­tet die zu­stän­di­ge Be­hör­de das Prüf­ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 13 ein, so kann sie die Aus­übung der Tä­tig­keit für die Dau­er des Ver­fah­rens aus­nahms­wei­se zu­las­sen, wenn ein über­wie­gen­des öf­fent­li­ches oder pri­va­tes In­ter­es­se vor­liegt.

Art. 12 Mitteilung der zuständigen Behörde  

Die zu­stän­di­ge Be­hör­de teilt dem Un­ter­neh­men in­ner­halb von 14 Ta­gen nach Ein­gang der Mel­dung mit, ob die ge­mel­de­te Tä­tig­keit An­lass zur Ein­lei­tung des Prüf­ver­fah­rens gibt.

Art. 13 Prüfverfahren  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de lei­tet das Prüf­ver­fah­ren ein, wenn:

a.
es An­halts­punk­te da­für gibt, dass die ge­mel­de­te Tä­tig­keit im Wi­der­spruch zu den Zwe­cken nach Ar­ti­kel 1 ste­hen könn­te;
b.
sich die Ver­hält­nis­se in Be­zug auf ei­ne ge­mel­de­te Tä­tig­keit er­heb­lich ge­än­dert ha­ben, nach­dem die Mit­tei­lung nach Ar­ti­kel 12 er­folgt ist;
c.
sie von ei­ner nicht ge­mel­de­ten Tä­tig­keit Kennt­nis er­hält;
d.
sie von ei­ner Ver­let­zung des schwei­ze­ri­schen Rechts oder des Völ­ker­rechts Kennt­nis er­hält.

2 Er­hält die zu­stän­di­ge Be­hör­de Kennt­nis von ei­ner nicht ge­mel­de­ten Tä­tig­keit, so in­for­miert sie das Un­ter­neh­men, dass sie das Prüf­ver­fah­ren ein­lei­tet, und gibt ihm Ge­le­gen­heit, in­ner­halb von zehn Ta­gen Stel­lung zu neh­men. Ar­ti­kel 11 Ab­satz 1 fin­det sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

3 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kon­sul­tiert die be­trof­fe­nen Be­hör­den.

4 Sie teilt dem Un­ter­neh­men das Re­sul­tat des Prüf­ver­fah­rens in­ner­halb von 30 Ta­gen mit. Die­se Frist kann bei Be­darf ver­län­gert wer­den.

Art. 14 Verbot durch die zuständige Behörde  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de ver­bie­tet ei­ne Tä­tig­keit ganz oder teil­wei­se, so­fern sie im Wi­der­spruch zu den in Ar­ti­kel 1 ge­nann­ten Zwe­cken steht. Bei fol­gen­den Tä­tig­kei­ten ist be­son­ders ge­nau zu prü­fen, ob sie im Ein­klang mit die­sen Zwe­cken ste­hen:

a.
pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tung, die für Per­so­nen oder Ge­sell­schaf­ten und für aus­län­di­sche Or­ga­ne in ei­nem Kri­sen- oder Kon­flikt­ge­biet er­bracht wird;
b.
pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tung oder ei­ne da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tung, die Or­ga­nen oder Per­so­nen bei der Ver­übung von Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen von Nut­zen sein kann;
c.
ope­ra­tio­nel­le oder lo­gis­ti­sche Un­ter­stüt­zung von aus­län­di­schen Streit- oder Si­cher­heits­kräf­ten;
d.
Dienst­leis­tung im Be­reich des mi­li­tä­ri­schen Fach­wis­sens, die mit ei­ner pri­va­ten Si­cher­heits­dienst­leis­tung zu­sam­men­hängt;
e.
pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tung oder ei­ne da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Dienst­leis­tung, die ter­ro­ris­ti­schen Grup­pie­run­gen oder kri­mi­nel­len Or­ga­ni­sa­tio­nen von Nut­zen sein kann;
f.
Grün­dung, Nie­der­las­sung, Be­trieb, Füh­rung oder Kon­trol­le ei­nes Un­ter­neh­mens, das ei­ne Dienst­leis­tung nach den Buch­sta­ben a–e er­bringt.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de ver­bie­tet ei­ne Tä­tig­keit ganz oder teil­wei­se, so­fern ein Un­ter­neh­men:

a.
in der Ver­gan­gen­heit schwe­re Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen be­ging und kei­ne ge­nü­gen­den Vor­keh­run­gen ge­trof­fen hat, um si­cher­zu­stel­len, dass sich sol­che nicht wie­der­ho­len;
b.
Per­so­nal ein­setzt, das kei­ne für die be­ab­sich­tig­te Tä­tig­keit an­ge­mes­se­ne Aus­bil­dung er­hal­ten hat;
c.
die Be­stim­mun­gen des Ver­hal­tens­ko­dex10 nicht ein­hält.

3 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de ver­bie­tet ei­nem Un­ter­neh­men die Wei­ter­ver­ga­be der Er­brin­gung ei­ner pri­va­ten Si­cher­heits­dienst­leis­tung oder ei­ner da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Dienst­leis­tung, wenn das die Dienst­leis­tung er­brin­gen­de Un­ter­neh­men die Schran­ken nach Ar­ti­kel 6 Ab­satz 1 miss­ach­tet.

10 Der in­ter­na­tio­na­le Ver­hal­tens­ko­dex für pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­ter kann un­ter fol­gen­der In­ter­net­adres­se ab­ge­ru­fen wer­den: www.icoc‑psp.org

Art. 15 Ausnahmebewilligung  

1 Der Bun­des­rat kann ei­ne Tä­tig­keit, die nicht un­ter Ar­ti­kel 8 oder 9 fällt, die aber nach Ar­ti­kel 14 zu ver­bie­ten wä­re, aus­nahms­wei­se be­wil­li­gen, wenn ein ho­hes Staats­in­ter­es­se deut­lich über­wiegt.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de un­ter­brei­tet den zu be­ur­tei­len­den Fall dem Bun­des­rat.

3 Der Bun­des­rat legt die er­for­der­li­chen Kon­troll­mass­nah­men fest.

Art. 16 Koordination  

1 Fällt ein Sach­ver­halt so­wohl un­ter den Gel­tungs­be­reich die­ses Ge­set­zes als auch un­ter den Gel­tungs­be­reich des Kriegs­ma­te­ri­al­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 199611, des Gü­ter­kon­troll­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 199612 oder des Em­bargo­ge­set­zes vom 22. März 200213, so be­stim­men die be­tei­lig­ten Be­hör­den die­je­ni­ge Be­hör­de, die das Ver­fah­ren ko­or­di­niert.

2 Die Be­hör­de, die das Ver­fah­ren ko­or­di­niert, sorgt für einen mög­lichst ein­fa­chen Ver­fah­rensab­lauf und stellt si­cher, dass dem Un­ter­neh­men al­le Ver­fah­rens­er­geb­nis­se in­ner­halb der ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Fris­ten mit­ge­teilt wer­den.

Art. 17 Gebühren  

1 Der Bun­des­rat re­gelt die Er­he­bung kos­ten­de­cken­der Ge­büh­ren für:

a.
das Prüf­ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 13;
b.
die nach Ar­ti­kel 14 ver­häng­ten Ver­bo­te;
c.
die Kon­troll­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 19.

2 Im Üb­ri­gen gilt Ar­ti­kel 46a des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 199714.

4. Abschnitt: Kontrolle

Art. 18 Mitwirkungspflicht  

Un­ter­neh­men er­tei­len der zu­stän­di­gen Be­hör­de al­le Aus­künf­te, die zur Prü­fung der un­ter die­ses Ge­setz fal­len­den Tä­tig­kei­ten er­for­der­lich sind, und le­gen ihr die not­wen­di­gen Un­ter­la­gen vor.

Art. 19 Kontrollbefugnisse der Behörde  

1 Ver­sucht das Un­ter­neh­men die zu­stän­di­ge Be­hör­de zu be­ein­flus­sen oder kommt es sei­ner Mit­wir­kungs­pflicht nicht nach und sind sämt­li­che Ver­su­che der zu­stän­di­gen Be­hör­de, die nö­ti­gen Aus­künf­te und Un­ter­la­gen zu er­hal­ten, er­folg­los ge­blie­ben, so kann die­se in den in Ar­ti­kel 13 Ab­satz 1 vor­ge­se­he­nen Fäl­len fol­gen­de Kon­troll­mass­nah­men tref­fen:

a.
In­spek­ti­on der Räum­lich­kei­ten des Un­ter­neh­mens oh­ne Vor­an­kün­di­gung;
b.
Ein­sicht in ein­schlä­gi­ge Un­ter­la­gen;
c.
Be­schlag­nah­me von Ma­te­ri­al.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann da­zu an­de­re Bun­des­be­hör­den so­wie die Po­li­zei­or­ga­ne der Kan­to­ne und der Ge­mein­den bei­zie­hen.

Art. 2015  

15 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. Dez. 2020 über die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten durch das EDA, mit Wir­kung seit 1. Dez. 2021 (AS 2021 650; BBl2020 1349).

5. Abschnitt: Sanktionen

Art. 21 Widerhandlungen gegen ein gesetzliches Verbot  

1 Wer un­ter Ver­sto­ss ge­gen Ar­ti­kel 8 ei­ne mit der un­mit­tel­ba­ren Teil­nah­me an Feind­se­lig­kei­ten zu­sam­men­hän­gen­de Tä­tig­keit aus­übt oder un­mit­tel­bar an Feind­se­lig­kei­ten teil­nimmt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Wer ei­ne Tä­tig­keit aus­übt, die ge­gen Ar­ti­kel 9 ver­stösst, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

3 Die vor­lie­gen­de Be­stim­mung schliesst ei­ne Be­stra­fung der Tä­te­rin oder des Tä­ters nach dem Straf­ge­setz­buch16 oder dem Mi­li­tär­straf­ge­setz vom 13. Ju­ni 192717 nicht aus, wenn ei­ne schwe­re­re Straf­tat im Sin­ne die­ser Ge­set­ze vor­liegt.

Art. 22 Widerhandlungen gegen ein behördliches Verbot  

Wer ge­gen ein be­hörd­li­ches Ver­bot nach Ar­ti­kel 14 ver­stösst, wird mit Frei­heits­stra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 23 Widerhandlungen gegen die Melde- oder Unterlassungspflicht  

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder mit Geld­stra­fe wird be­straft, wer:

a.
Ar­ti­kel 10 ver­letzt, in­dem sie oder er es un­ter­lässt, ei­ne Tä­tig­keit zu mel­den;
b.
ei­ne Tä­tig­keit un­ter Miss­ach­tung der Un­ter­las­sungs­pflicht nach Ar­ti­kel 11 oder 39 Ab­satz 2 ganz oder teil­wei­se aus­übt.

2 Wird die Tat fahr­läs­sig be­gan­gen, so ist die Stra­fe Geld­stra­fe.

Art. 24 Widerhandlung gegen die Mitwirkungspflicht  

1 Mit Bus­se bis zu 100 000 Fran­ken wird be­straft, wer:

a.
nach Ar­ti­kel 18 oder 19 Ab­satz 1 Aus­künf­te, die Ein­sicht in Un­ter­la­gen oder den Zu­tritt zu Räum­lich­kei­ten ver­wei­gert;
b.
falsche An­ga­ben macht.

2 Wird die Tat fahr­läs­sig be­gan­gen, so ist die Stra­fe Bus­se bis zu 40 000 Fran­ken.

3 Ver­such und Ge­hil­fen­schaft sind straf­bar.

4 Die Straf­ver­fol­gung ver­jährt nach fünf Jah­ren.

Art. 25 Widerhandlungen in Geschäftsbetrieben  

1 Auf Wi­der­hand­lun­gen in Ge­schäfts­be­trie­ben ist Ar­ti­kel 6 des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 197418 über das Ver­wal­tungs­straf­recht (VStrR) an­wend­bar.

2 Von der Er­mitt­lung der straf­ba­ren Per­so­nen kann nach Ar­ti­kel 7 VStR Um­gang ge­nom­men und an ih­rer Stel­le der Ge­schäfts­be­trieb zur Be­zah­lung der Bus­se ver­ur­teilt wer­den, wenn:

a.
die Er­mitt­lung der Per­so­nen, die nach Ar­ti­kel 6 VStrR straf­bar sind, Un­ter­su­chungs­mass­nah­men be­dingt, wel­che im Hin­blick auf die ver­wirk­te Stra­fe un­ver­hält­nis­mäs­sig wä­ren; und
b.
für die Wi­der­hand­lung ge­gen Über­tre­tungs­be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes ei­ne Bus­se von höchs­tens 20 000 Fran­ken in Be­tracht fällt.
Art. 26 Auflösung und Liquidation  

1 Ver­stösst die Tä­tig­keit ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son, ei­ner Kol­lek­tiv- oder ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft ge­gen ein ge­setz­li­ches oder be­hörd­li­ches Ver­bot, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de die Auf­lö­sung und die Li­qui­da­ti­on nach dem Bun­des­ge­setz vom 11. April 188919 über Schuld­be­trei­bung und Kon­kurs an­ord­nen.

2 Han­delt es sich beim Un­ter­neh­men um ein Ein­zel­un­ter­neh­men, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de die Li­qui­da­ti­on des Ge­schäfts­ver­mö­gens und ge­ge­be­nen­falls die Lö­schung des Ein­trags im Han­dels­re­gis­ter an­ord­nen.

3 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann einen aus der Li­qui­da­ti­on re­sul­tie­ren­den Über­schuss ein­zie­hen.

Art. 27 Gerichtsbarkeit und Anzeigepflicht  

1 Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die­ses Ge­setz un­ter­ste­hen der Bun­des­ge­richts­bar­keit.

2 Die zur Um­set­zung die­ses Ge­set­zes zu­stän­di­gen Be­hör­den sind ver­pflich­tet, Wi­der­hand­lun­gen, von de­nen sie bei ih­rer dienst­li­chen Tä­tig­keit Kennt­nis er­lan­gen, bei der Bun­des­an­walt­schaft an­zu­zei­gen.

6. Abschnitt: Amtshilfe

Art. 28 Amtshilfe innerhalb der Schweiz  

1 Die Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne ge­ben der zu­stän­di­gen Be­hör­de die für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes er­for­der­li­chen In­for­ma­tio­nen und Per­so­nen­da­ten be­kannt.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de gibt In­for­ma­tio­nen und Per­so­nen­da­ten fol­gen­den Be­hör­den zur Er­fül­lung von de­ren ge­setz­li­chen Auf­ga­ben be­kannt:

a.
den für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes ver­ant­wort­li­chen Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne;
b.
den für den Voll­zug des Kriegs­ma­te­ri­al­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 199620, des Gü­ter­kon­troll­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 199621 und des Em­bargo­ge­set­zes vom 22. März 200222 zu­stän­di­gen Be­hör­den;
c.
den Straf­be­hör­den, so­fern es um die Ver­fol­gung von Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen geht;
d.
den für die Wah­rung der in­ne­ren Si­cher­heit zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne;
e.
den für die aus­wär­ti­gen An­ge­le­gen­hei­ten und für die Wah­rung der äus­se­ren Si­cher­heit zu­stän­di­gen Bun­des­be­hör­den;
f.
den für die Be­wil­li­gung und die Kon­trol­le pri­va­ter Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den.
Art. 29 Amtshilfe zwischen schweizerischen und ausländischen Behörden  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann aus­län­di­sche Be­hör­den dar­um er­su­chen, für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes er­for­der­li­che In­for­ma­tio­nen und Per­so­nen­da­ten her­aus­zu­ge­ben. Zu die­sem Zweck kann sie ih­nen ins­be­son­de­re In­for­ma­tio­nen lie­fern über:

a.
Art, Er­brin­ge­rin­nen oder Er­brin­ger, Auf­trag­ge­be­rin­nen oder Auf­trag­ge­ber, Emp­fän­ge­rin­nen oder Emp­fän­ger und Aus­füh­rungs­ort der Tä­tig­keit;
b.
die Tä­tig­keits­be­rei­che des Un­ter­neh­mens, das pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen im Aus­land an­bie­tet, so­wie die Iden­ti­tät al­ler für das Un­ter­neh­men ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen.

2 Hält der aus­län­di­sche Staat Ge­gen­recht, so kann ihm die zu­stän­di­ge Be­hör­de die Da­ten nach Ab­satz 1 be­kannt­ge­ben, wenn die aus­län­di­sche Be­hör­de zu­si­chert, dass die Da­ten:

a.
nur für Zwe­cke be­ar­bei­tet wer­den, die die­sem Ge­setz ent­spre­chen; und
b.
in ei­nem Straf­ver­fah­ren nur nach den Be­stim­mun­gen über die in­ter­na­tio­na­le Rechts­hil­fe ver­wen­det wer­den.

7. Abschnitt: Einsatz von Sicherheitsunternehmen für Schutzaufgaben im Ausland durch Bundesbehörden

Art. 30 Schutzaufgaben  

1 Der Bund kann ein Un­ter­neh­men, das pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen er­bringt, für fol­gen­de Schutz­auf­ga­ben im Aus­land ein­set­zen:

a.
Per­so­nen­schutz;
b.
Be­wa­chung oder Über­wa­chung von Gü­tern und Lie­gen­schaf­ten.

2 Die Bun­des­be­hör­de, die ein Un­ter­neh­men ein­setzt (ein­set­zen­de Be­hör­de), kon­sul­tiert die nach Ar­ti­kel 38 Ab­satz 2 zu­stän­di­ge Be­hör­de so­wie das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport.

Art. 31 Anforderungen an das Unternehmen  

1 Be­vor die ein­set­zen­de Be­hör­de ein Un­ter­neh­men ein­setzt, ver­ge­wis­sert sie sich, dass die­ses fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen er­füllt:

a.
Es bie­tet die not­wen­di­gen Ga­ran­ti­en hin­sicht­lich Re­kru­tie­rung, Aus­bil­dung und Kon­trol­le sei­nes Per­so­nals.
b.
Sein gu­ter Ruf und sein ein­wand­frei­es Ge­schäfts­ge­ba­ren sind nach­ge­wie­sen durch sei­nen Bei­tritt zum Ver­hal­tens­ko­dex23 und die Ein­hal­tung von des­sen Be­stim­mun­gen so­wie ins­be­son­de­re durch:
1.
sei­ne Fel­der­fah­rung;
2.
Re­fe­ren­zen; oder
3.
sei­ne Mit­glied­schaft in ei­nem Be­rufs­ver­band.
c.
Es ist zah­lungs­fä­hig.
d.
Es ver­fügt über ein an­ge­mes­se­nes in­ter­nes Kon­troll­sys­tem, das si­cher­stellt, dass sein Per­so­nal die Ver­hal­tens­stan­dards ein­hält und dass bei ei­nem Fehl­ver­hal­ten Dis­zi­plin­ar­mass­nah­men er­grif­fen wer­den.
e.
Das an­wend­ba­re Recht ge­stat­tet ihm die Aus­übung ei­ner Tä­tig­keit im pri­va­ten Si­cher­heits­be­reich.
f.
Es hat ei­ne Haft­pflicht­ver­si­che­rung mit ei­ner dem Ri­si­ko ent­spre­chen­den De­ckungs­s­um­me ab­ge­schlos­sen.

2 Die ein­set­zen­de Be­hör­de kann aus­nahms­wei­se ein Un­ter­neh­men ein­set­zen, das kei­ne Haft­pflicht­ver­si­che­rung ab­ge­schlos­sen hat, wenn:

a.
ein Ver­si­che­rungs­ab­schluss für das Un­ter­neh­men mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Kos­ten ver­bun­den wä­re; und
b.
das Ri­si­ko ei­ner Haf­tung so­wie die Hö­he all­fäl­li­ger Scha­den­er­satz­leis­tun­gen des Bun­des als ge­ring ein­zu­stu­fen sind.

23 Der in­ter­na­tio­na­le Ver­hal­tens­ko­dex für pri­va­te Si­cher­heits­dienst­leis­ter kann un­ter fol­gen­der In­ter­net­adres­se ab­ge­ru­fen wer­den: www.icoc‑psp.org

Art. 32 Ausbildung des Personals  

1 Die ein­set­zen­de Be­hör­de ver­ge­wis­sert sich, dass das Si­cher­heits­per­so­nal des Un­ter­neh­mens ei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­bil­dung er­hal­ten hat, die der Schutz­auf­ga­be, die es zu er­fül­len hat, und dem an­wend­ba­ren Völ­ker- und Lan­des­recht ent­spricht.

2 Die Aus­bil­dung schliesst ins­be­son­de­re fol­gen­de Aspek­te ein:

a.
Grund­rech­te, Per­sön­lich­keits­schutz und Ver­fah­rens­recht;
b.
Ein­satz von kör­per­li­cher Ge­walt und von Waf­fen für das Han­deln in Not­wehr oder in Not­stands­si­tua­tio­nen;
c.
Um­gang mit Wi­der­stand leis­ten­den oder ge­walt­be­rei­ten Per­so­nen;
d.
Leis­tung ers­ter Hil­fe;
e.
Be­ur­tei­lung ge­sund­heit­li­cher Ri­si­ken ei­ner Ge­walt­an­wen­dung;
f.
Kor­rup­ti­ons­be­kämp­fung.

3 Die ein­set­zen­de Be­hör­de kann aus­nahms­wei­se ein Un­ter­neh­men ein­set­zen, das den An­for­de­run­gen nach den Ab­sät­zen 1 und 2 nicht voll­stän­dig ge­nügt, so­fern am Ort der Leis­tungs­er­brin­gung kein an­de­res Un­ter­neh­men die­se An­for­de­run­gen er­füllt und die Schutz­auf­ga­be nicht an­ders er­füllt wer­den kann.

4 Ein Ver­trag nach Ab­satz 3 kann höchs­tens für sechs Mo­na­te ab­ge­schlos­sen wer­den. Die ein­set­zen­de Be­hör­de trifft Mass­nah­men, um si­cher­zu­stel­len, dass das Un­ter­neh­men die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ab­sät­zen 1 und 2 mög­lichst rasch er­füllt. Sie hält die­se Mass­nah­men im Ver­trag fest.

Art. 33 Identifizierbarkeit  

Die ein­set­zen­de Be­hör­de stellt si­cher, dass das Per­so­nal bei der Aus­übung sei­ner Funk­ti­on iden­ti­fi­zier­bar ist.

Art. 34 Ausrüstung des Personals  

1 Das Per­so­nal tritt grund­sätz­lich un­be­waff­net auf.

2 Er­for­dert es die La­ge im Aus­land aus­nahms­wei­se, dass das Per­so­nal Waf­fen trägt, um in Not­wehr- oder Not­stands­si­tua­tio­nen han­deln zu kön­nen, so hält die ein­set­zen­de Be­hör­de dies ver­trag­lich fest.

3 Die ein­set­zen­de Be­hör­de stellt si­cher, dass das Per­so­nal über die nach dem ein­schlä­gi­gen Recht er­for­der­li­chen Be­wil­li­gun­gen ver­fügt.

4 Die Waf­fen­ge­setz­ge­bung, die am Ort gilt, an dem die Schutz­auf­ga­be er­bracht wer­den soll, bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 35 Polizeilicher Zwang und polizeiliche Massnahmen  

1 Kann die Schutz­auf­ga­be nur er­füllt wer­den, in­dem po­li­zei­li­cher Zwang oder po­li­zei­li­che Mass­nah­men im Sin­ne des Zwangs­an­wen­dungs­ge­set­zes vom 20. März 200824 an­ge­wen­det wer­den, so kann der Bun­des­rat dies auch aus­ser­halb von Not­wehr- oder Not­stands­si­tua­tio­nen ge­stat­ten.

2 Der Bun­des­rat stellt si­cher, dass das Per­so­nal die ent­spre­chen­de Aus­bil­dung er­hal­ten hat.

3 Das am Ein­satzort gel­ten­de Recht bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 36 Vertragliche Weitervergabe von Schutzaufgaben  

Die ver­trag­li­che Wei­ter­ver­ga­be von Schutz­auf­ga­ben ist ver­bo­ten, es sei denn, die ein­set­zen­de Be­hör­de hat vor­gän­gig ih­re schrift­li­che Zu­stim­mung ge­ge­ben.

8. Abschnitt: Information

Art. 37  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de ver­fasst jähr­lich einen Tä­tig­keits­be­richt zu­han­den des Bun­des­ra­tes.

2 Der Be­richt wird ver­öf­fent­licht.

9. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 38 Ausführungsbestimmungen  

1 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen; ins­be­son­de­re re­gelt er:

a.
die Ein­zel­hei­ten des Mel­de­ver­fah­rens (Art. 10);
b.25
den Ka­ta­log der be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten so­wie die Ka­te­go­ri­en der nach Ar­ti­kel 28 be­ar­bei­te­ten Per­so­nen­da­ten und ih­re Auf­be­wah­rungs­dau­er;
c.
die für den Ein­satz ei­nes Un­ter­neh­mens durch ei­ne Bun­des­be­hör­de not­wen­di­gen Ver­trags­be­stim­mun­gen.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt die zu­stän­di­ge Be­hör­de.

25 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. Dez. 2020 über die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten durch das EDA, in Kraft seit 1. Dez. 2021 (AS 2021 650; BBl2020 1349).

Art. 39 Übergangsbestimmung  

1 Je­de nach die­sem Ge­setz zu mel­den­de Tä­tig­keit, die bei des­sen In­kraft­tre­ten aus­ge­übt wird, muss der zu­stän­di­gen Be­hör­de in­ner­halb von drei Mo­na­ten ab dem Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ge­set­zes ge­mel­det wer­den.

2 Er­öff­net die zu­stän­di­ge Be­hör­de ein Prüf­ver­fah­ren, so teilt sie dem Un­ter­neh­men mit, ob es die Aus­übung der ge­mel­de­ten Tä­tig­keit ganz oder teil­wei­se vor­läu­fig zu un­ter­las­sen hat.

3 Be­ab­sich­tigt die zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­ne Tä­tig­keit zu ver­bie­ten, die bei In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes aus­ge­übt wird und wei­ter­hin aus­ge­übt wer­den soll, so kann sie dem Un­ter­neh­men ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Ein­hal­tung der ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ein­räu­men.

Art. 40 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Sep­tem­ber 201526

26 BRB vom 24. Ju­ni 2015

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