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Verordnung über die elektronische öffentliche Beurkundung

vom 23. September 2011 (Stand am 1. Januar 2017)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 55a Absatz 4 des Schlusstitels des Zivilgesetzbuches1 und die Artikel 7 Absatz 4 und 9 Absatz 4 des Bundesgesetzes vom 18. März 20162 über die elektronische Signatur (ZertES),3

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand und Zweck  

1Die­se Ver­ord­nung re­gelt im Be­reich des Pri­vat­rechts die tech­ni­schen An­for­de­run­gen und das Ver­fah­ren für:

a.
die elek­tro­ni­sche Aus­fer­ti­gung öf­fent­li­cher Ur­kun­den;
b.
die elek­tro­ni­sche Be­glau­bi­gung von Ko­pi­en und Un­ter­schrif­ten;
c.
die Be­glau­bi­gung von Pa­pier­ko­pi­en elek­tro­ni­scher Do­ku­men­te.

2Sie soll si­cher­stel­len, dass elek­tro­ni­sche öf­fent­li­che Ur­kun­den min­des­tens gleich si­cher sind wie öf­fent­li­che Ur­kun­den auf Pa­pier und zwi­schen un­ter­schied­li­chen In­for­ma­tik­sys­te­men aus­ge­tauscht wer­den kön­nen.

Art. 2 Öffentliche Urkunde  

Ei­ne öf­fent­li­che Ur­kun­de ist die Auf­zeich­nung rechts­ge­schäft­li­cher oder pro­zess­recht­li­cher Er­klä­run­gen oder recht­s­er­heb­li­cher Tat­sa­chen in ei­nem Do­ku­ment durch ei­ne da­zu ört­lich und sach­lich zu­stän­di­ge Ur­kunds­per­son in ei­ner vor­ge­schrie­be­nen Form und in ei­nem vor­ge­schrie­be­nen Ver­fah­ren.

Art. 3 Erstellung elektronischer öffentlicher Urkunden  

1Zur Er­stel­lung ei­ner elek­tro­ni­schen öf­fent­li­chen Ur­kun­de oder Be­glau­bi­gung geht die Ur­kunds­per­son wie folgt vor:

a.
Sie er­stellt das elek­tro­ni­sche Do­ku­ment in den Fäl­len nach den Ar­ti­keln 10, 11 und 13.
b.
Sie spei­chert das Do­ku­ment in ei­nem an­er­kann­ten elek­tro­ni­schen For­mat.
c.
Sie fügt dem ge­spei­cher­ten Do­ku­ment die er­for­der­li­che Be­stä­ti­gung (Ver­bal) bei.
d.1
Sie si­gniert das Do­ku­ment mit ei­ner qua­li­fi­zier­ten elek­tro­ni­schen Si­gna­tur mit qua­li­fi­zier­tem elek­tro­ni­schem Zeit­stem­pel nach Ar­ti­kel 2 Buch­sta­ben e und j Zer­tES, zu­sam­men mit dem Nach­weis der Be­rech­ti­gung zur Be­ur­kun­dung.

2Der Nach­weis der Be­rech­ti­gung zur Be­ur­kun­dung wird er­bracht durch ei­ne se­pa­ra­te, für die je­wei­li­ge Be­ur­kun­dung aus dem Re­gis­ter der Ur­kunds­per­so­nen ab­ge­ru­fe­ne Zu­las­sungs­be­stä­ti­gung, die fol­gen­de An­ga­ben ent­hält:

a.
die Be­schei­ni­gung, dass der In­ha­ber oder die In­ha­be­rin die Be­rech­ti­gung zur Be­ur­kun­dung be­sitzt;
b.
die Be­rufs- oder Funk­ti­ons­be­zeich­nung nach kan­to­na­lem Recht so­wie die Ab­kür­zung des zu­las­sen­den Kan­tons;
c.
den Ver­weis auf den Ein­trag im Re­gis­ter.2

3Das Eid­ge­nös­si­sche Jus­tiz- und Po­li­zei­de­par­te­ment (EJPD) be­zeich­net die an­er­kann­ten elek­tro­ni­schen For­ma­te in ei­ner Ver­ord­nung und re­gelt die tech­ni­schen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Vor­ga­ben.3


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 11 der V vom 23. Nov. 2016 über die elek­tro­ni­sche Si­gna­tur, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4667).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 21. Sept. 2012, in Kraft seit 1. Nov. 2012 (AS 2012 5433).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 21. Sept. 2012, in Kraft seit 1. Nov. 2012 (AS 2012 5433).

Art. 4 Sorgfaltspflicht der Urkundspersonen  

1Die Ur­kunds­per­son trifft al­le nö­ti­gen und ge­eig­ne­ten Vor­keh­run­gen, da­mit ihr zur Be­ur­kun­dung be­stimm­tes Zer­ti­fi­kat von kei­ner an­de­ren Per­son be­nutzt wer­den kann, na­ment­lich nicht von ih­ren Hilfs­per­so­nen.

2Die Ur­kunds­per­son ver­wen­det zur elek­tro­ni­schen Si­gnie­rung stets einen Kar­ten­le­ser, der ge­währ­leis­tet, dass die Ein­ga­be ih­rer per­sön­li­chen Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer (PIN) nicht mit­ge­le­sen wer­den kann.

Art. 5 Gleichwertigkeit der Formen  

1Nach die­ser Ver­ord­nung er­stell­te elek­tro­ni­sche Aus­fer­ti­gun­gen und Be­glau­bi­gun­gen sind den Aus­fer­ti­gun­gen und Be­glau­bi­gun­gen auf Pa­pier gleich­ge­stellt.

2Sie kön­nen im Ver­kehr mit al­len Be­hör­den ver­wen­det wer­den, die den elek­tro­ni­schen Ge­schäfts­ver­kehr ein­ge­führt ha­ben.

Art. 6 Anwendbarkeit ausländischen Rechts  

Ist ei­ne elek­tro­ni­sche Aus­fer­ti­gung oder Be­glau­bi­gung für die Ver­wen­dung im Aus­land be­stimmt, so kann sie in Ab­wei­chung von den Vor­schrif­ten die­ser Ver­ord­nung nach den dort gül­ti­gen An­for­de­run­gen er­stellt wer­den, so­fern die­se ei­ne ver­gleich­ba­re In­te­gri­tät, Au­then­ti­zi­tät und Si­cher­heit bie­ten.

2. Abschnitt: Schweizerisches Register der Urkundspersonen

Art. 7 Bereitstellung des Registers  

1Das Bun­des­amt für Jus­tiz über­trägt ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on aus­ser­halb der zen­tra­len Bun­des­ver­wal­tung die Be­reit­stel­lung und den Be­trieb ei­nes Sys­tems zur Füh­rung ei­nes schwei­ze­ri­schen Re­gis­ters der Ur­kunds­per­so­nen (Re­gis­ter).

2Die Re­gis­ter­be­trei­be­rin fi­nan­ziert sich durch kos­ten­de­cken­de Ge­büh­ren sel­ber.

Art. 8 Eintragungen durch die Kantone  

1Die Kan­to­ne tra­gen in das Re­gis­ter min­des­tens die im Kan­ton zu­ge­las­se­nen Ur­kunds­per­so­nen ein, wel­che die elek­tro­ni­sche Be­ur­kun­dung an­bie­ten wol­len.

2Sie tra­gen je­de Än­de­rung der von ih­nen im Re­gis­ter ge­führ­ten An­ga­ben un­ver­züg­lich ein.

Art. 9 Inhalt des Registers  

1Die Ur­kunds­per­so­nen wer­den im Re­gis­ter mit den fol­gen­den Da­ten ein­ge­tra­gen:

a.
Na­me und Vor­na­men ge­mä­ss Pass oder Iden­ti­täts­kar­te, Ge­burts­da­tum so­wie Staats­an­ge­hö­rig­keit;
b.
Bü­ro- oder Amts­adres­se;
c.
Be­rufs- oder Funk­ti­ons­be­zeich­nung nach kan­to­na­lem Recht so­wie Ab­kür­zung des zu­las­sen­den Kan­tons;
d.
Un­ter­neh­mens-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer (UID) nach dem Bun­des­ge­setz vom 18. Ju­ni 20101 über die Un­ter­neh­mens-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer und ge­ge­be­nen­falls im Kan­ton ver­wen­de­te Num­mer der Ur­kunds­per­son;
e.
Da­tum der Zu­las­sung;
f.
ge­ge­be­nen­falls Da­tum des Weg­falls der Be­rech­ti­gung;
g.
die Zer­ti­fi­ka­te, die zur Be­ur­kun­dung ver­wen­det wer­den oder wur­den.

2Die Ur­kunds­per­son mel­det dem Re­gis­ter die Zer­ti­fi­ka­te nach Ab­satz 1 Buch­sta­be g.

3Für je­de er­neu­te Zu­las­sung ei­ner schon ein­mal zu­ge­las­se­nen Ur­kunds­per­son wird im Re­gis­ter ein neu­er Ein­trag er­stellt. Frü­he­re Ein­trä­ge wer­den nicht ge­löscht.

4Die Kan­to­ne kön­nen wei­te­re Da­ten der Ur­kunds­per­so­nen im Re­gis­ter füh­ren, so­fern da­für ei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge be­steht.

5Die Da­ten des Re­gis­ters, aus­ge­nom­men die­je­ni­gen nach Ab­satz 4, sind öf­fent­lich.


3. Abschnitt: Verfahren für Ausfertigungen und Beglaubigungen

Art. 10 Elektronische Ausfertigung einer Urschrift  

1Die Ur­schrift wird auf Pa­pier er­stellt.

2Sie wird zu­sam­men mit all­fäl­li­gen Bei­la­gen ganz oder teil­wei­se ein­ge­le­sen.

3Die Ur­kunds­per­son fügt dem elek­tro­ni­schen Do­ku­ment das Ver­bal bei, dass das Do­ku­ment mit der Ur­schrift oder de­ren ent­spre­chen­den Tei­len über­ein­stimmt.

4Sie kann dem Ver­bal wei­te­re An­ga­ben wie die Adres­sa­tin oder den Adres­sa­ten oder die Lauf­num­mer der Aus­fer­ti­gung bei­fü­gen.

5Sie er­stellt aus dem Do­ku­ment ei­ne elek­tro­ni­sche öf­fent­li­che Aus­fer­ti­gung nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1.

Art. 11 Beglaubigte elektronische Kopie eines Papierdokuments  

1Beim Er­stel­len ei­ner be­glau­big­ten elek­tro­ni­schen Ko­pie ei­nes Pa­pier­do­ku­ments wird die­ses ganz oder teil­wei­se ein­ge­le­sen.

2Die Ur­kunds­per­son fügt der elek­tro­ni­schen Ko­pie das Ver­bal bei, dass die Ko­pie mit dem Pa­pier­do­ku­ment oder des­sen ent­spre­chen­den Tei­len über­ein­stimmt.

3Sie er­stellt aus dem Do­ku­ment ei­ne be­glau­big­te elek­tro­ni­sche Ko­pie nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1.

Art. 12 Beglaubigter Papierausdruck eines elektronischen Dokuments  

1Das in ei­nem an­er­kann­ten elek­tro­ni­schen For­mat vor­lie­gen­de Do­ku­ment wird ganz oder teil­wei­se auf Pa­pier aus­ge­druckt.

2Die Ur­kunds­per­son fügt dem Pa­pier­aus­druck das Ver­bal bei, dass der Aus­druck den In­halt des vor­ge­leg­ten elek­tro­ni­schen Do­ku­ments oder des ent­spre­chen­den Teils rich­tig wie­der­gibt.

3Ist das zu be­glau­bi­gen­de Do­ku­ment di­gi­tal si­gniert, so über­prüft die Ur­kunds­per­son die Si­gna­tur und do­ku­men­tiert auf dem Pa­pier­aus­druck das Prü­fungs­er­geb­nis hin­sicht­lich:

a.
In­te­gri­tät des Do­ku­ments;
b.
Iden­ti­tät des Un­ter­zeich­ners oder der Un­ter­zeich­ne­rin;
c.
Gül­tig­keit und Qua­li­tät der Si­gna­tur ein­sch­liess­lich all­fäl­li­ger recht­lich be­deu­ten­der At­tri­bu­te;
d.1
Zeit­punkt der Si­gna­tur und An­ga­be, ob das Do­ku­ment mit ei­nem qua­li­fi­zier­ten elek­tro­ni­schen Zeit­stem­pel nach Ar­ti­kel 2 Buch­sta­be j Zer­tES ver­se­hen ist.

4Sie da­tiert und un­ter­schreibt den mit dem Ver­bal ver­se­he­nen Pa­pier­aus­druck nach kan­to­na­lem Recht.

5Sie kann auch Pa­pier­aus­dru­cke von elek­tro­ni­schen Do­ku­men­ten in nicht an­er­kann­ten For­ma­ten be­glau­bi­gen. In die­sem Fall be­stä­tigt sie aus­sch­liess­lich das, was sie zu­ver­läs­sig wahr­neh­men kann.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 11 der V vom 23. Nov. 2016 über die elek­tro­ni­sche Si­gna­tur, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4667).

Art. 13 Elektronische Beglaubigung einer eigenhändigen Unterschrift auf einem Papierdokument  

1Bei der elek­tro­ni­schen Be­glau­bi­gung ei­ner ei­gen­hän­di­gen Un­ter­schrift auf ei­nem Pa­pier­do­ku­ment wird die­ses ganz oder teil­wei­se, ein­sch­liess­lich der Un­ter­schrift, ein­ge­le­sen.

2Die Ur­kunds­per­son fügt dem elek­tro­ni­schen Do­ku­ment das Ver­bal bei, dass die Un­ter­schrift auf dem Pa­pier­do­ku­ment vom Un­ter­zeich­ner oder von der Un­ter­zeich­ne­rin:

a.
in An­we­sen­heit der Ur­kunds­per­son ei­gen­hän­dig ge­schrie­ben wur­de; oder
b.
als ei­ge­ne Un­ter­schrift an­er­kannt wur­de.

3Sie si­gniert das mit dem Ver­bal ver­se­he­ne Do­ku­ment nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1.

Art. 14 Elektronische Beglaubigung einer elektronischen Unterschrift  

1Bei der elek­tro­ni­schen Be­glau­bi­gung ei­ner elek­tro­ni­schen Un­ter­schrift fügt die Ur­kunds­per­son dem elek­tro­ni­schen Do­ku­ment das Ver­bal bei, dass die elek­tro­ni­sche Si­gna­tur vom Un­ter­zeich­ner oder von der Un­ter­zeich­ne­rin:

a.
in An­we­sen­heit der Ur­kunds­per­son sel­ber vor­ge­nom­men wur­de; oder
b.
als sel­ber vor­ge­nom­me­ne elek­tro­ni­sche Si­gna­tur an­er­kannt wur­de.

2Sie da­tiert und si­gniert das mit dem Ver­bal ver­se­he­ne Do­ku­ment nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1.

4. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 14a Übergangsbestimmung zur Änderung vom
21.September 2012
 

Das EJPD kann bis zur Be­reit­stel­lung des Re­gis­ters nach Ar­ti­kel 7 Be­stim­mun­gen er­las­sen, wie der Nach­weis der Be­rech­ti­gung zur Be­ur­kun­dung oh­ne Ab­ruf der Zu­las­sungs­be­stä­ti­gung nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 er­bracht wer­den kann. Die­se Be­stim­mun­gen gel­ten längs­tens bis 31. De­zem­ber 2013.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 21. Sept. 2012, in Kraft seit 1. Nov. 2012 (AS 2012 5433).

Art. 15 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 2012 in Kraft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 21. Sept. 2012, in Kraft seit 1. Nov. 2012 (AS 2012 5433).

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