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Verordnung über die Beaufsichtigung von privaten Versicherungsunternehmen

vom 9. November 2005 (Stand am 1. Januar 2016)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf das Versicherungsaufsichtsgesetz vom 17. Dezember 20041 (VAG), Artikel 15 des Bundespersonalgesetzes vom 24. März 20002 sowie in Anwendung des Abkommens vom 10. Oktober 19893 zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der EWG betreffend die Direktversicherung mit Ausnahme der Lebensversicherung und des Abkommens vom 19. Dezember 19964 zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Fürstentum Liechtenstein betreffend die Direktversicherung,

verordnet:

1. Titel: Geltungsbereich

Art. 1 Versicherungstätigkeit in der Schweiz  

1Ei­ne Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit in der Schweiz liegt, un­ab­hän­gig von der Art und vom Ort des Ver­trags­schlus­ses vor, wenn:

a.
ei­ne in der Schweiz do­mi­zi­lier­te na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son zu den Ver­si­che­rungs­neh­mern oder Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen oder zu den Ver­si­cher­ten ge­hört; oder
b.
in der Schweiz ge­le­ge­ne Sa­chen ver­si­chert wer­den.

2Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz im Aus­land oh­ne Nie­der­las­sung in der Schweiz un­ter­ste­hen nicht der Ver­si­che­rungs­auf­sicht, wenn sie in der Schweiz aus­sch­liess­lich fol­gen­de Ver­si­che­rungs­ge­schäf­te tä­ti­gen:

a.
De­ckung von Ver­si­che­rungs­ri­si­ken im Zu­sam­men­hang mit Hoch­see­schiff­fahrt, Luft­fahrt und grenz­über­schrei­ten­den Trans­por­ten;
b.
De­ckung für im Aus­land ge­le­ge­ne Ri­si­ken;
c.
De­ckung von Kriegs­ri­si­ken.

3Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten für die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­lung sinn­ge­mä­ss.

Art. 2  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Titel: Aufnahme der Versicherungstätigkeit

1. Kapitel: Allgemeines

Art. 3 Umfang der Bewilligung  

1Die Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­mark­tauf­sicht (FIN­MA) er­teilt die Be­wil­li­gung zum Ge­schäfts­be­trieb für einen oder meh­re­re Ver­si­che­rungs­zwei­ge nach An­hang 1.1

2Die Be­wil­li­gung zum Be­trieb ei­nes Scha­den­ver­si­che­rungs­zweigs er­mäch­tigt auch zum Be­trieb der Ver­si­che­rungs­zwei­ge B1-B13, B16 und B18, so­fern die zu­ge­rech­ne­ten Ri­si­ken:

a.
im Zu­sam­men­hang mit dem Hauptri­si­ko ste­hen oder den Ge­gen­stand be­tref­fen, der ge­gen das Hauptri­si­ko ver­si­chert ist; und
b.
durch den glei­chen Ver­trag ge­deckt wer­den, der das Hauptri­si­ko deckt.

3Das dem Ver­si­che­rungs­zweig B17 zu­ge­rech­ne­te Ri­si­ko darf un­ter den Be­din­gun­gen von Ab­satz 2 oh­ne be­son­de­re Be­wil­li­gung ge­deckt wer­den, so­fern die­ses Ri­si­ko:

a.
im Zu­sam­men­hang mit den dem Ver­si­che­rungs­zweig B18 zu­ge­rech­ne­ten Ri­si­ken steht; oder
b.
sich auf Strei­tig­kei­ten oder An­sprü­che be­zieht, die aus dem Ein­satz von Schif­fen auf See ent­ste­hen oder mit die­sem Ein­satz ver­bun­den sind.

4Die Be­wil­li­gung zum Be­trieb der Ver­si­che­rungs­zwei­ge A1, A3, A4 und A5 so­wie B1 und B2 er­mäch­tigt auch zum Be­trieb der In­va­li­di­täts­ver­si­che­rung.

5Die Be­wil­li­gung zum Be­trieb der Di­rekt­ver­si­che­rung er­mäch­tigt auch zum Be­trieb der Rück­ver­si­che­rung in den be­wil­lig­ten Ver­si­che­rungs­zwei­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 4 Bewilligung von Fusionen, Spaltungen und Umwandlungen  

1Die FIN­MA1 er­teilt die Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 VAG, wenn der Schutz der Ver­si­cher­ten, ins­be­son­de­re der Schutz vor In­sol­venz­ri­si­ken des über­neh­men­den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens und vor Miss­bräu­chen, ge­währ­leis­tet ist.

2Bei Fu­sio­nen, Spal­tun­gen und Um­wand­lun­gen ha­ben die be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men si­cher­zu­stel­len, dass be­ste­hen­de Ver­si­che­rungs­ver­hält­nis­se un­ver­än­dert fort­ge­führt wer­den.

3Fu­sio­nen, Spal­tun­gen und Um­wand­lun­gen dür­fen erst beim Han­dels­re­gis­ter zur Ein­tra­gung an­ge­mel­det wer­den, wenn die Be­wil­li­gung vor­liegt.

4Wur­den Fu­sio­nen, Spal­tun­gen oder Um­wand­lun­gen nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 VAG oh­ne Be­wil­li­gung der FIN­MA im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, ver­an­lasst die­se die zur Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des er­for­der­li­chen Mass­nah­men auf Kos­ten der be­tei­lig­ten Ge­sell­schaf­ten.


1 Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 der Fi­nanz­markt­prüf­ver­ord­nung vom 15. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5363). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 5 Mitteilungspflicht bei Änderungen des Geschäftsplans  

Än­de­run­gen des Ge­schäfts­plans nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 2 VAG sind der FIN­MA in­nert vier­zehn Ta­gen ab Ein­tritt des be­tref­fen­den Sach­ver­hal­tes mit­zu­tei­len.

Art. 5a Zusatzversicherungen von Krankenkassen  

Kran­ken­kas­sen nach Ar­ti­kel 2 des Kran­ken­ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­set­zes vom 26. Sep­tem­ber 20142 (KVAG) dür­fen Zu­satz­ver­si­che­run­gen nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 2 KVAG be­trei­ben, so­bald ih­nen die FIN­MA die Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 3 VAG da­für er­teilt hat.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 6 der Kran­ken­ver­si­che­rungs­auf­sichts­ver­ord­nung vom 18. Nov. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5165).
2 SR 832.12

2. Kapitel: Bewilligungsvoraussetzungen

1. Abschnitt: Mindestkapital

Art. 6 Grundsatz  

1Um­fasst die Tä­tig­keit ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens meh­re­re Zwei­ge oder meh­re­re Ri­si­ken, so ist für die Fest­set­zung des Min­dest­ka­pi­tals der Zweig oder das Ri­si­ko mit dem höchs­ten Be­trag mass­ge­bend.

21


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 18. Okt. 2006, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4425).

Art. 7 Lebensversicherung  

Das Min­dest­ka­pi­tal be­trägt für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Le­bens­ver­si­che­rung be­trei­ben:

a.
5 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge A2.1, A2.4 und A7 so­wie für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge A3.3, A3.4 und A6, so­fern le­dig­lich To­des­fall­schutz oder Prä­mi­en­be­frei­ung ver­si­chert wird;
b.
8 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge A2.2, A2.3, A2.5, A2.6, A3.1, A3.2, A4 und A5 so­wie für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge A3.3, A3.4 und A6, so­fern über To­des­fall­schutz und Prä­mi­en­be­frei­ung hin­aus Ka­pi­tal­schutz mit Zins­ga­ran­tie oder wei­te­re Ga­ran­ti­en ab­ge­ge­ben wer­den;
c.
10 Mil­lio­nen Fran­ken für den Ver­si­che­rungs­zweig A1;
d.
12 Mil­lio­nen Fran­ken für den Ver­si­che­rungs­zweig A1, so­fern Voll­schutz ge­währt wird (Füh­rung Spar­pro­zess in der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge, mit Ka­pi­tal­schutz, Min­dest­zins­satz- und Ren­ten­um­wand­lungs­satz­ga­ran­tie).
Art. 8 Schadenversicherung  

Das Min­dest­ka­pi­tal be­trägt für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Scha­den­ver­si­che­rung be­trei­ben:

a.
8 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge B1-B8 und B10-B15;
b.
3 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge B9, B16, B17 und B18.
Art. 9 Rückversicherung  

Das Min­dest­ka­pi­tal be­trägt für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Rück­ver­si­che­rung be­trei­ben:

a.
10 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge C1 und C2;
b.
3 Mil­lio­nen Fran­ken für den Ver­si­che­rungs­zweig C3.
Art. 10 Abweichung vom Mindestkapital  

Un­ter be­son­de­ren Ver­hält­nis­sen, na­ment­lich wenn die Ri­si­ko­ex­po­si­ti­on des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens und der ge­plan­te Ge­schäfts­um­fang dies recht­fer­ti­gen, kann die FIN­MA in­ner­halb der ge­setz­li­chen Li­mi­ten nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 VAG von den Be­trä­gen nach den Ar­ti­keln 7-9 ab­wei­chen.

2. Abschnitt: Organisationsfonds

Art. 11  

1Der Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds be­trägt in der Re­gel 20 Pro­zent des Min­dest­ka­pi­tals. Er darf frü­he­s­tens drei Jah­re nach sei­ner Be­stel­lung und nur mit Zu­stim­mung der FIN­MA für an­de­re als die in Ar­ti­kel 10 Ab­satz 1 VAG ge­nann­ten Zwe­cke ver­wen­det wer­den.

2Für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die zum Be­trieb des Ver­si­che­rungs­zweigs C3 er­mäch­tigt sind, be­trägt der Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds min­des­tens 300 000 Fran­ken.

3Die FIN­MA kann die Er­hö­hung oder die Wie­der­be­stel­lung des Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds ver­lan­gen, wenn sich in der Jah­res­rech­nung ein Ver­lust ab­zeich­net oder das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ei­ne aus­ser­ge­wöhn­li­che Ge­schäfts­aus­wei­tung plant.

3. Kapitel: Gewährsvorschriften

Art. 12 Verwaltungsrat  

1Der Ver­wal­tungs­rat muss so zu­sam­men­ge­setzt sein, dass er die Be­auf­sich­ti­gung und Ober­lei­tung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ein­wand­frei wahr­neh­men kann. Im Ver­wal­tungs­rat muss ins­be­son­de­re aus­rei­chen­des Ver­si­che­rungs­wis­sen vor­han­den sein.

2Je­des Ver­wal­tungs­rats­mit­glied muss über das für sei­ne Auf­ga­be not­wen­di­ge Fach­wis­sen und über aus­rei­chend Zeit für de­ren Er­fül­lung ver­fü­gen.

3Für je­des neue Mit­glied ist der FIN­MA in­nert 14 Ta­gen nach sei­ner Er­nen­nung das Cur­ri­cu­lum Vi­tae zu­zu­stel­len.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 13 Doppelfunktionen  

1Mit­glie­der des Ver­wal­tungs­ra­tes dür­fen nicht zu­gleich Mit­glie­der der Ge­schäfts­lei­tung sein.

2Die Funk­ti­on des in­ter­nen Re­vi­sors oder der in­ter­nen Re­vi­so­rin ist mit der­je­ni­gen des ver­ant­wort­li­chen Ak­tuars oder der ver­ant­wort­li­chen Ak­tua­rin un­ver­ein­bar.

3Die FIN­MA kann dem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men in be­grün­de­ten Ein­zel­fäl­len Aus­nah­men be­wil­li­gen und die­se an Be­din­gun­gen knüp­fen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 14 Geschäftsführung  

1Die für die Ge­schäfts­füh­rung ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen müs­sen über die für die Lei­tung der ih­nen un­ter­stell­ten Be­rei­che des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens er­for­der­li­chen Kennt­nis­se ver­fü­gen.

2Für je­des neue Mit­glied der Ge­schäfts­lei­tung ist der FIN­MA in­nert vier­zehn Ta­gen nach sei­ner Er­nen­nung das Cur­ri­cu­lum Vi­tae zu­zu­stel­len.1


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 11 der Re­vi­si­ons­auf­sichts­ver­ord­nung vom 22. Aug. 2007, in Kraft seit 1. Sept. 2007 (AS 2007 3989).

4. Kapitel: Ergänzende Vorschriften für ausländische Versicherungsunternehmen

1. Abschnitt: …

Art. 15  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Abschnitt: Generalbevollmächtigter oder Generalbevollmächtigte

Art. 16 Anforderungen  

1Der oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te des aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ist in der Schweiz wohn­haft und hat die tat­säch­li­che Lei­tung der Ge­schäfts­stel­le für das ge­sam­te schwei­ze­ri­sche Ge­schäft in­ne.

2Er oder sie muss über die er­for­der­li­chen Kennt­nis­se zum Be­trieb des Ver­si­che­rungs­ge­schäf­tes ver­fü­gen.

3Vor der Ein­set­zung ei­nes oder ei­ner neu­en Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten sind der FIN­MA das Cur­ri­cu­lum Vi­tae und die Voll­macht der Ge­schäfts­lei­tung zu­zu­stel­len.

Art. 17 Pflichten und Befugnisse  

1Der oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te ver­tritt das aus­län­di­sche Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ge­gen­über der FIN­MA und ge­gen­über Drit­ten in al­len An­ge­le­gen­hei­ten, wel­che die Aus­füh­rung der Ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­setz- ge­bung be­tref­fen. Ins­be­son­de­re hat er oder sie fol­gen­de Pflich­ten und Be­fug­nis­se:

a.
Er­werb oder Ver­äus­se­rung von Ver­mö­gens­wer­ten auf Rech­nung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens zum Zwe­cke der Be­stel­lung oder Ver­än­de­rung der Kau­ti­on oder des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens nach den Wei­sun­gen des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder nach den Ver­fü­gun­gen der FIN­MA;
b.
Auf­be­wah­rung der Ak­ten an der Ge­schäfts­stel­le für das ge­sam­te schwei­ze­ri­sche Ge­schäft und die Füh­rung der Bü­cher und Re­gis­ter (Art. 19);
c.
Ab­ga­be von bin­den­den Er­klä­run­gen zu den Re­gis­tern und Grund­bü­chern zur Durch­füh­rung der Rechts­hand­lun­gen nach Buch­sta­be a;
d.
Ab­ga­be von Er­klä­run­gen über die in der Schweiz zu ver­wen­den­den Ta­ri­fe und üb­ri­gen Ver­si­che­rungs­ma­te­ria­li­en.

2Er oder sie ver­tritt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men vor den schwei­ze­ri­schen Ge­rich­ten und Be­trei­bungs- und Kon­kurs­be­hör­den und nimmt Zu­stel­lun­gen und Mit­tei­lun­gen zu­han­den des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ver­bind­lich ent­ge­gen.

3Nicht in sei­ne oder ih­re Kom­pe­ten­zen fal­len Er­klä­run­gen über:

a.
die Er­wei­te­rung der Be­wil­li­gung;
b.
den Ver­zicht auf die Be­wil­li­gung;
c.
Än­de­run­gen des Ge­schäfts­pla­nes des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens, un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 1 Buch­sta­be d;
d.
die Jah­res­rech­nung für das Ge­samt­ge­schäft des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens;
e.
die frei­wil­li­ge Über­tra­gung des schwei­ze­ri­schen Ver­si­che­rungs­be­stan­des.
Art. 18 Vollmacht  

1In der Voll­macht sind die Rech­te und Pflich­ten nach Ar­ti­kel 17 zu um­schrei­ben.

2Die Er­nen­nung des oder der Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten und das Er­lö­schen der Voll­macht wer­den im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt ver­öf­fent­licht.

Art. 19 Aufbewahrung der Akten  

1Der oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te be­wahrt die Un­ter­la­gen des schwei­ze­ri­schen Ver­si­che­rungs­be­stan­des an der Ge­schäfts­stel­le für das ge­sam­te schwei­ze­ri­sche Ge­schäft auf und führt die ent­spre­chen­den Bü­cher und Re­gis­ter.

2Auf be­grün­de­tes Be­geh­ren kann die FIN­MA die Auf­be­wah­rung be­stimm­ter Ak­ten an ei­nem an­de­ren Ort ge­stat­ten.

Art. 20 Auslandgeschäft  

1Aus­län­di­sche Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die von der Schweiz aus nur das Aus­land­ge­schäft be­trei­ben, müs­sen den Nach­weis er­brin­gen, dass sie im Sitz­staat zur Aus­übung der Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit be­fugt sind und die Sitz­staats­auf­sichts­be­hör­de mit der Er­rich­tung der Nie­der­las­sung in der Schweiz ein­ver­stan­den ist.1

2Die Be­stim­mun­gen über den Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te gel­ten sinn­ge­mä­ss.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 der Fi­nanz­markt­prüf­ver­ord­nung vom 15. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5363).

3. Titel: Solvabilität

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 21 Finanzielle Sicherheit  

Die fi­nan­zi­el­le Si­cher­heit be­misst sich nach der Sol­va­bi­li­tät und den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen.

Art. 22 Methoden zur Bestimmung der Solvabilität  

1Die Sol­va­bi­li­tät der Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men wird nach dem Schwei­zer Sol­venz­test (Swiss Sol­ven­cy Test, SST) be­ur­teilt. Wo staats­ver­trag­li­che Be­stim­mun­gen es ver­lan­gen, wird sie zu­sätz­lich nach Sol­va­bi­li­tät I be­ur­teilt.

2Mit dem SST wer­den die er­for­der­li­chen Ei­gen­mit­tel nach Mass­ga­be der Ri­si­ken fest­ge­legt, de­nen das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men aus­ge­setzt ist (Ziel­ka­pi­tal), und der an­re­chen­ba­ren Ei­gen­mit­tel (ri­si­ko­tra­gen­des Ka­pi­tal).

3Mit der Sol­va­bi­li­tät I wer­den die er­for­der­li­chen Ei­gen­mit­tel nach Mass­ga­be des Ge­schäfts­um­fangs (ge­for­der­te Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne) und der an­re­chen­ba­ren Ei­gen­mit­tel (ver­füg­ba­re Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne) fest­ge­legt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 22a Risikoabsorbierende Kapitalinstrumente  

1Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te, ins­be­son­de­re Hy­brid­ka­pi­tal, kön­nen un­ter fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen und nach Ge­neh­mi­gung durch die FIN­MA in der ver­füg­ba­ren Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne nach Sol­va­bi­li­tät I an­ge­rech­net und ent­we­der im ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal oder im Ziel­ka­pi­tal nach SST be­rück­sich­tigt wer­den:

a.
Sie sind tat­säch­lich ein­be­zahlt und nicht mit Ver­mö­gens­wer­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens si­cher­ge­stellt.
b.
Sie kön­nen nicht mit For­de­run­gen des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ver­rech­net wer­den.
c.
Es ist un­wi­der­ruf­lich fest­ge­legt, dass sie ge­gen­über den For­de­run­gen al­ler üb­ri­gen Gläu­bi­ger und Gläu­bi­ge­rin­nen im Fall der Li­qui­da­ti­on, des Kon­kur­ses oder Nach­lass­ver­tra­ges des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens nach­ge­hen oder nach dem Ein­tre­ten von Be­din­gun­gen in sta­tu­ta­ri­sches Ei­gen­ka­pi­tal ge­wan­delt wer­den.
d.
Im Ver­trag ist fest­ge­legt, dass das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­rech­tigt oder un­ter ge­wis­sen Be­din­gun­gen ver­pflich­tet ist, die Zah­lung fäl­li­ger Schuld­zin­sen auf­zu­schie­ben oder aus­fal­len zu las­sen.
e.
Im Ver­trag ist fest­ge­legt, dass die Schuld und die un­be­zahl­ten Zin­sen einen Ver­lust mit­tra­gen, oh­ne dass das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zur Ein­stel­lung der Ge­schäftstä­tig­keit ge­zwun­gen ist.
f.
Der Ver­trag ent­hält kei­ne Klau­seln, wo­nach die Schuld un­ter an­de­ren Um­stän­den als im Fal­le der Li­qui­da­ti­on des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens vor dem ver­ein­bar­ten Rück­zah­lungs­ter­min zu­rück­zu­zah­len ist.
g.
Sie kön­nen nicht auf In­itia­ti­ve des In­ha­bers oder der In­ha­be­rin und nur mit vor­he­ri­ger Ge­neh­mi­gung der FIN­MA vor­zei­tig zu­rück­be­zahlt wer­den. Die Ge­neh­mi­gung wird er­teilt, wenn das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach­weist, dass die Rück­zah­lung nicht zu ei­ner Ge­fähr­dung der Sol­venz führt.

2Die FIN­MA kann die Kri­te­ri­en für die An­rech­nung von ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten aus­füh­ren, na­ment­lich zur Be­ur­tei­lung der Qua­li­tät der In­stru­men­te, zu de­ren recht­li­cher Durch­setz­bar­keit, zur Fun­gi­bi­li­tät des Ka­pi­tals so­wie zum Aus­fall­ri­si­ko des Leis­tungs­er­brin­gers.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 22b Beschränkung der Anrechenbarkeit unter SST  

1Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te kön­nen höchs­tens so weit be­rück­sich­tigt wer­den, als die Sum­me der sich er­ge­ben­den be­trags­mäs­si­gen Aus­wir­kun­gen im Ziel­ka­pi­tal und im ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal nicht mehr als das Kern­ka­pi­tal be­trägt.

2Für die Be­rück­sich­ti­gung der ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te im ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal oder im Ziel­ka­pi­tal gel­ten des Wei­te­ren die Be­schrän­kun­gen nach den Ar­ti­keln 47 und 49.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 22c Beschränkung der Anrechenbarkeit unter Solvabilität I  

1Für die An­rech­nung der ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te un­ter Sol­va­bi­li­tät I gel­ten fol­gen­de Be­schrän­kun­gen:

a.
Ver­bind­lich­kei­ten kön­nen ge­samt­haft bis zu ei­ner Höchst­gren­ze von 50 Pro­zent der ver­füg­ba­ren oder der ge­for­der­ten Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne an­ge­rech­net wer­den, wo­bei der nied­ri­ge­re der bei­den Be­trä­ge mass­ge­bend ist.
b.
Ver­bind­lich­kei­ten mit fes­ter Lauf­zeit kön­nen bis zu ei­ner Höchst­gren­ze von 25 Pro­zent der ver­füg­ba­ren oder der ge­for­der­ten Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne an­ge­rech­net wer­den, wo­bei der nied­ri­ge­re der bei­den Be­trä­ge mass­ge­bend ist.

2Die An­rech­nung von Ver­bind­lich­kei­ten mit fes­ter Lauf­zeit wird in den letz­ten fünf Jah­ren der Lauf­zeit um jähr­lich 20 Pro­zent des ur­sprüng­li­chen No­mi­nal­be­tra­ges re­du­ziert.

3Wird dem Gläu­bi­ger oder der Gläu­bi­ge­rin ein Kün­di­gungs­recht ein­ge­räumt, so gilt die frü­hest­mög­li­che Rück­zah­lung als mass­ge­bli­ches En­de der Lauf­zeit. Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Ein­zel­fäl­len Aus­nah­men zu­las­sen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Kapitel: Solvabilität I

1. Abschnitt: …

Art. 23-26  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Abschnitt: Geforderte Solvabilitätsspanne für Versicherungsunternehmen, welche die Schadenversicherung betreiben

Art. 27 Berechnung  

1Die ge­for­der­te Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne be­rech­net sich ent­we­der nach den jähr­li­chen Brut­to­prä­mi­en (Art. 28) oder nach der mitt­le­ren Scha­den­be­las­tung für die drei letz­ten Ge­schäfts­jah­re (Art. 29). Das hö­he­re der bei­den Rech­nungs­er­geb­nis­se ist mass­ge­bend.

2Bei ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das im We­sent­li­chen nur Kre­dit-, Sturm-, Ha­gel- oder Frost­ri­si­ken über­nimmt, be­rech­net sich die mitt­le­re Scha­den­be­las­tung nach den letz­ten sie­ben Ge­schäfts­jah­ren.

Art. 28 Prämienindex  

1Der Prä­mien­in­dex er­rech­net sich an­hand der ver­buch­ten oder der ver­dien­ten Brut­to­prä­mi­en. Es ist vom hö­he­ren Be­trag aus­zu­ge­hen.

2Las­sen sich die Prä­mi­en der Ver­si­che­rungs­zwei­ge B11, B12 und B13 nicht ge­nau be­stim­men, so kann ih­re Zu­wei­sung mit Zu­stim­mung der FIN­MA an­hand sta­tis­ti­scher Ver­fah­ren er­fol­gen. Die Be­trä­ge der Prä­mi­en die­ser Ver­si­che­rungs­zwei­ge wer­den in je­dem Fall um 50 Pro­zent er­höht.

3Der Prä­mien­in­dex wird wie folgt er­mit­telt:

a.
Von der Sum­me der im Di­rekt­ver­si­che­rungs­ge­schäft und im Rück­ver­si­che­rungs­ge­schäft im Lau­fe des letz­ten Ge­schäfts­jah­res ein­ge­nom­me­nen Brut­to­prä­mi­en, ein­sch­liess­lich Ne­ben­ein­nah­men, wer­den zu­erst der Prä­mi­en­stor­no und die di­rekt mit den Prä­mi­en über­wälz­ten Steu­ern und Ge­büh­ren ab­ge­zo­gen;
b.
Von den ers­ten 80 Mil­lio­nen Fran­ken des Be­trags nach Buch­sta­be a wer­den 18 Pro­zent und vom dar­über hin­aus­ge­hen­den Be­trag 16 Pro­zent ge­rech­net und ad­diert;
c.
Das Zwi­schen­er­geb­nis nach Buch­sta­be b wird mul­ti­pli­ziert mit dem Quo­ti­en­ten der drei letz­ten Ge­schäfts­jah­re, der sich aus dem Be­trag der Schä­den, die nach Ab­zug der rück­ver­si­cher­ten Schä­den zu Las­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ge­hen, und dem Brut­to­scha­den­be­trag er­gibt, min­des­tens aber mit 0,5.
Art. 29 Schadenindex  

1Der Scha­den­in­dex be­rech­net sich auf­grund der Scha­den­zah­lun­gen, die wäh­rend der Zeiträu­me nach Ar­ti­kel 27 im Di­rekt- und im Rück­ver­si­che­rungs­ge­schäft aus­ge­rich­tet wur­den, zu­züg­lich der Rück­stel­lun­gen für schwe­ben­de Schä­den, die am En­de des letz­ten Ge­schäfts­jah­res in den bei­den Ge­schäfts­be­rei­chen ge­bil­det wur­den.

2Las­sen sich die Schä­den, Rück­stel­lun­gen oder Rück­grif­fe der Ver­si­che­rungs­zwei­ge B11, B12 und B13 nicht ge­nau be­stim­men, so kann ih­re Zu­wei­sung mit Zu­stim­mung der FIN­MA an­hand sta­tis­ti­scher Ver­fah­ren er­fol­gen. Die Be­trä­ge für Schä­den, Rück­stel­lun­gen oder Rück­grif­fe die­ser Ver­si­che­rungs­zwei­ge wer­den in je­dem Fall um 50 Pro­zent er­höht.

3Der Scha­den­in­dex wird wie folgt er­mit­telt:

a.
Vom Be­trag nach Ab­satz 1 wer­den die Ein­nah­men aus Rück­grif­fen der Zeiträu­me nach Ar­ti­kel 27 so­wie die Rück­stel­lun­gen für schwe­ben­de Schä­den im Di­rekt- und im Rück­ver­si­che­rungs­ge­schäft ab­ge­zo­gen, die zu Be­ginn des Ge­schäfts­jah­res, das dem letz­ten ab­ge­schlos­se­nen Ge­schäfts­jahr um zwei Jah­re vor­an­geht, ge­bil­det wur­den. Be­trägt der Zeit­raum sie­ben Jah­re, so ent­spricht der ab­zu­zie­hen­de Be­trag den Rück­stel­lun­gen, die zu Be­ginn des Ge­schäfts­jah­res ge­bil­det wur­den, das dem letz­ten ab­ge­schlos­se­nen Ge­schäfts­jahr um sechs Jah­re vor­an­geht;
b.
Vom Jah­res­durch­schnitt des sich er­ge­ben­den Be­tra­ges wer­den von den ers­ten 56 Mil­lio­nen Fran­ken 26 Pro­zent und vom dar­über hin­aus­ge­hen­den Be­trag 23 Pro­zent ge­rech­net und ad­diert. Dar­aus re­sul­tiert das Zwi­schen­er­geb­nis;
c.
Das Zwi­schen­er­geb­nis wird mit dem Quo­ti­en­ten der drei letz­ten Ge­schäfts­jah­re mul­ti­pli­ziert, der sich aus dem Be­trag der Schä­den, die nach Ab­zug der rück­ver­si­cher­ten Schä­den zu Las­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ge­hen, und dem Brut­to­scha­den­be­trag er­gibt, min­des­tens aber mit 0,5.
Art. 30 Rückgang der geforderten Solvabilitätsspanne  

1Ist die ge­for­der­te Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne, die sich aus den Be­rech­nun­gen nach den Ar­ti­keln 27-29 er­gibt, nied­ri­ger als die ge­for­der­te Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne des Vor­jah­res, so ent­spricht die neue ge­for­der­te Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne min­des­tens der­je­ni­gen des Vor­jah­res, mul­ti­pli­ziert mit dem Quo­ti­en­ten aus dem Be­trag der Rück­stel­lun­gen für schwe­ben­de Schä­den am En­de des letz­ten Ge­schäfts­jah­res und dem Be­trag der Rück­stel­lun­gen für schwe­ben­de Schä­den zu Be­ginn des letz­ten Ge­schäfts­jah­res, höchs­tens aber mit 1.

2Bei der Be­rech­nung der Rück­stel­lun­gen wird die Rück­ver­si­che­rung aus­ser Be­tracht ge­las­sen.

Art. 31 Krankenversicherung  

Die Pro­zent­sät­ze nach den Ar­ti­keln 28 Ab­satz 3 Buch­sta­be b und 29 Ab­satz 3 Buch­sta­be b wer­den für Kran­ken­ver­si­che­run­gen, die nach Art der Le­bens­ver­si­che­rung be­trie­ben wer­den, auf einen Drit­tel ge­kürzt, wenn:

a.
auf der Grund­la­ge von Wahr­schein­lich­keits­ta­feln nach ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­schen Grund­sät­zen be­rech­ne­te Prä­mi­en er­ho­ben wer­den;
b.
ei­ne Al­ters­rück­stel­lung ge­bil­det wird;
c.
ein an­ge­mes­se­ner Si­cher­heits­zu­schlag er­ho­ben wird; und
d.
das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men spä­tes­tens nach Ab­lauf des drit­ten Ver­si­che­rungs­jah­res den Ver­trag nicht mehr kün­di­gen kann.
Art. 32 Touristische Beistandsleistung  

Beim Ver­si­che­rungs­zweig B18 ent­spricht die Sum­me der Scha­dens­zah­lun­gen, wel­che in die Be­rech­nung des Scha­den­in­de­xes ein­geht, den Kos­ten, die dem Un­ter­neh­men aus der er­brach­ten Bei­stands­leis­tung er­wach­sen.

3. Abschnitt: …

Art. 33-36  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

4. Abschnitt: Verfügbare Solvabilitätsspanne

Art. 37 Anrechenbare Eigenmittel  

1Als Ei­gen­mit­tel an­re­chen­bar sind:1

a.
das ein­be­zahl­te Ka­pi­tal;
b.
das Agio;
c.
ein all­fäl­li­ges Par­ti­zi­pa­ti­ons­schein­ka­pi­tal;
d.
die ge­setz­li­chen, sta­tu­ta­ri­schen und frei­en Re­ser­ven;
e.
der Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds;
f.
der Ge­winn­vor­trag des Vor­jah­res;
g.
der Ge­winn des ab­ge­schlos­se­nen Ge­schäfts­jah­res;
h.2

2Auf be­grün­de­ten An­trag des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens kann die FIN­MA die An­rech­nung wei­te­rer Ele­men­te als Ei­gen­mit­tel zu­las­sen, ins­be­son­de­re:

a.3
b.
Rück­stel­lun­gen für künf­ti­ge Ver­pflich­tun­gen und Ver­lus­te, die nicht ein­deu­tig ei­nem be­stimm­ten Ge­schäfts­fall zu­zu­ord­nen sind;
c.
Be­wer­tungs­re­ser­ven als Dif­fe­renz zwi­schen den bi­lan­zier­ten Buch­wer­ten und den ent­spre­chen­den Markt­wer­ten für al­le Wer­te mit Aus­nah­me der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen und der fest­ver­zins­li­chen Wert­pa­pie­re nach Ar­ti­kel 110 Ab­satz 1, wo­bei min­des­tens 50 Pro­zent der ge­for­der­ten Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne mit an­de­ren Ei­gen­mit­teln ge­deckt sein müs­sen;
d.4
ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 22a-22c er­füllt sind.

3Von den an­re­chen­ba­ren Ei­gen­mit­teln ab­zu­zie­hen sind:

a.5
b.
im­ma­te­ri­el­le Ver­mö­gens­wer­te;
c.
der Ver­lust­vor­trag des Vor­jah­res;
d.
der Ver­lust des ab­ge­schlos­se­nen Ge­schäfts­jah­res; und
e.
die vor­ge­se­he­nen Di­vi­den­den und Ka­pi­tal­rück­zah­lun­gen.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
3 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
5 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 38 Besondere Fälle  

Für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Scha­den­ver­si­che­rung oder die Scha­den­rück­ver­si­che­rung be­trei­ben und ih­re ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ab­zin­sen oder re­du­zie­ren, wird die ver­füg­ba­re Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne um die Dif­fe­renz zwi­schen den nicht ab­ge­zins­ten oder nicht re­du­zier­ten ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen und den ab­ge­zins­ten oder re­du­zier­ten ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen er­mäs­sigt. Ei­ne An­pas­sung für die Ab­zin­sung der in den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ent­hal­te­nen Ren­ten ist nicht not­wen­dig.

Art. 39  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 40 Kontrolle und Berichterstattung  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­auf­tragt ei­ne in­ter­ne Stel­le mit der Kon­trol­le der ver­füg­ba­ren Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne. Die­se er­stellt je­weils am En­de des Ge­schäfts­jah­res einen Be­richt und un­ter­brei­tet ihn der Ge­schäfts­lei­tung und der FIN­MA in­nert drei Mo­na­ten.

2In be­son­de­ren Si­tua­tio­nen kann die FIN­MA ei­ne un­ter­jäh­ri­ge Be­richt­er­stat­tung an­ord­nen.

3. Kapitel: Schweizer Solvenztest (SST)

1. Abschnitt: Zielkapital

Art. 41 Begriff  

1Das Ziel­ka­pi­tal ent­spricht dem ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal (Art. 47-49), das zu Be­ginn des Jah­res vor­han­den sein muss, da­mit der Durch­schnitt der mög­li­chen Wer­te des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals, die un­ter ei­nem be­stimm­ten Schwel­len­wert (Va­lue at Risk) lie­gen (Ex­pec­ted Short­fall nach An­hang 2), En­de des Jah­res grös­ser oder gleich dem Min­dest­be­trag nach Ab­satz 3 ist.

2Der Schwel­len­wert des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals ist der­je­ni­ge Wert, der vom ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal höchs­tens mit ei­ner be­stimm­ten Wahr­schein­lich­keit un­ter­schrit­ten wird. Die FIN­MA setzt den Wert die­ser Wahr­schein­lich­keit fest und kün­digt Än­de­run­gen spä­tes­tens zwölf Mo­na­te vor dem Stich­tag an, auf den sich die ers­te SST-Er­mitt­lung be­zieht, die von die­ser Än­de­rung be­trof­fen ist.

3Der Min­dest­be­trag ist der Ka­pi­tal­auf­wand für das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal, das wäh­rend der Dau­er der Ab­wick­lun­gen der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Ver­pflich­tun­gen zu stel­len ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 42 Ermittlung  

1Die Er­mitt­lung des Ziel­ka­pi­tals be­ruht auf:

a.
ei­nem Mo­dell zur Quan­ti­fi­zie­rung der re­le­van­ten Ri­si­ken;
b.
der Aus­wer­tung ei­ner Rei­he von Sze­na­ri­en, und
c.
ei­nem Ag­gre­ga­ti­ons­ver­fah­ren, wel­ches die Re­sul­ta­te des Mo­dells und der Sze­na­rio­aus­wer­tung ver­ei­nigt.

2Die FIN­MA legt die re­le­van­ten Ri­si­ken fest; da­zu ge­hö­ren auf je­den Fall Markt-, Kre­dit- und Ver­si­che­rungs­ri­si­ken.1

3-52


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 43  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 44 Szenarien  

1Die FIN­MA de­fi­niert hy­po­the­ti­sche Er­eig­nis­se oder die Kom­bi­na­ti­on von Er­eig­nis­sen (Sze­na­ri­en), mit de­ren Ein­tritt in­nert Jah­res­frist mit ei­ner be­stimm­ten Wahr­schein­lich­keit zu rech­nen ist und die sich in be­stimm­tem Aus­mass un­güns­tig auf das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men aus­wir­ken.1

2Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men de­fi­niert ei­ge­ne Sze­na­ri­en, die sei­ner in­di­vi­du­el­len Ri­si­ko­si­tua­ti­on Rech­nung tra­gen.

3Bei be­son­de­ren Ri­si­ko­si­tua­tio­nen stellt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men der FIN­MA An­trag auf Mo­di­fi­ka­ti­on der vor­ge­ge­be­nen Sze­na­ri­en.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 45 Aggregation  

Die FIN­MA legt fest, wie die Er­geb­nis­se der Aus­wer­tung der Mo­del­le zur Quan­ti­fi­zie­rung der Ri­si­ken und die Er­geb­nis­se der Aus­wer­tung der Sze­na­ri­en ag­gre­giert wer­den. Für in­ter­ne Mo­del­le kann sie auf An­trag an­de­re Ag­gre­ga­ti­ons­ver­fah­ren ge­neh­mi­gen.

Art. 46 Verfahren zur Ermittlung  

1Bei der Er­mitt­lung des Ziel­ka­pi­tals sind, so­fern sie we­sent­lich sind, zu be­rück­sich­ti­gen:

a.
in Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen ein­ge­bet­te­te Op­tio­nen und Ga­ran­ti­en;
b.
wei­te­re Ga­ran­ti­en so­wie Even­tual­ver­pflich­tun­gen.

2Bei der Er­mitt­lung des Ziel­ka­pi­tals wer­den die Rück­ver­si­che­rung und die Re­tro­zes­si­on von Ri­si­ken im Rah­men des quan­ti­fi­zier­ten Ri­si­kotrans­fers voll­um­fäng­lich an­er­kannt. Das Aus­fall­ri­si­ko von Rück­ver­si­che­run­gen ist bei der Ziel­ka­pi­tal­be­rech­nung zu be­rück­sich­ti­gen.

3Wei­te­re Ka­pi­tal- und Ri­si­kotrans­fer­in­stru­men­te, ins­be­son­de­re emp­fan­ge­ne Ga­ran­ti­en oder ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te ge­mä­ss den Ar­ti­keln 22a und 22b, kön­nen un­ter fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen ziel­ka­pi­tal­min­dernd be­rück­sich­tigt wer­den:

a.
Die Ka­pi­tal- und Ri­si­kotrans­fer­in­stru­men­te wer­den im Ein­klang mit den Be­wer­tungs- und Ri­si­ko­quan­ti­fi­zie­rungs­grund­sät­zen die­ses Ab­schnitts mo­del­liert.
b.
So­fern Leis­tungs­emp­fän­ger und Leis­tungs­er­brin­ger Ein­hei­ten ei­ner un­ter FIN­MA-Auf­sicht ste­hen­den Ver­si­che­rungs­grup­pe sind, wer­den die Ka­pi­tal- und Ri­si­kotrans­fer­in­stru­men­te kon­sis­tent mit dem Mo­dell für den Grup­pen-SST nach den Ar­ti­keln 198a-198c mo­del­liert.

4Nach Ab­satz 3 ziel­ka­pi­tal­min­dernd be­rück­sich­tig­te In­stru­men­te kön­nen nicht gleich­zei­tig an das er­gän­zen­de Ka­pi­tal an­ge­rech­net wer­den.

5In­stru­men­te, wel­che nicht un­ter die Be­stim­mun­gen der Ar­ti­kel 22a-22c fal­len, kön­nen ge­samt­haft bis zu ei­ner Höchst­gren­ze von 50 Pro­zent des Kern­ka­pi­tals zu Be­ginn des Jah­res be­rück­sich­tigt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Abschnitt: Risikotragendes Kapital

Art. 47 Begriff und Anrechenbarkeit  

1Das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal dient der Be­de­ckung des Ziel­ka­pi­tals. Es ist gleich der Sum­me aus Kern­ka­pi­tal und er­gän­zen­dem Ka­pi­tal.

2Er­gän­zen­des Ka­pi­tal kann im ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal bis höchs­tens 100 Pro­zent des Kern­ka­pi­tals an­ge­rech­net wer­den. Un­te­res er­gän­zen­des Ka­pi­tal nach Ar­ti­kel 49 Ab­satz 2 kann je­doch nur bis höchs­tens 50 Pro­zent des Kern­ka­pi­tals an­ge­rech­net wer­den.

3Die FIN­MA kann auf An­trag Aus­nah­men von die­sen Be­gren­zun­gen zu­las­sen. Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss ins­be­son­de­re dar­le­gen, wie die Ri­si­ken, die Si­cher­heit und die Ver­füg­bar­keit der Be­stand­tei­le des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals ab­ge­bil­det wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 48 Kernkapital  

1Für die Be­rech­nung des Kern­ka­pi­tals wird die Dif­fe­renz zwi­schen dem markt­na­hen Wert der Ak­ti­ven und dem markt­na­hen Wert des Fremd­ka­pi­tals (An­hang 3) zum Min­dest­be­trag nach Ar­ti­kel 41 Ab­satz 3 ad­diert. Da­von ab­ge­zo­gen wer­den:

a.
vor­ge­se­he­ne Di­vi­den­den und Ka­pi­tal­rück­zah­lun­gen;
b.
die im un­mit­tel­ba­ren Be­sitz des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens be­find­li­chen ei­ge­nen Ak­ti­en, die auf ei­ge­nes Ri­si­ko ge­hal­ten wer­den;
c.
im­ma­te­ri­el­le Ver­mö­gens­wer­te;
d.
la­ten­te Lie­gen­schafts­steu­ern, in dem Um­fang, in dem kei­ne Ver­rech­nung mög­lich ist.

2Das Kern­ka­pi­tal wird auf der Grund­la­ge ei­ner Markt­wert­bi­lanz er­mit­telt, die sämt­li­che öko­no­misch re­le­van­ten Po­si­tio­nen be­rück­sich­tigt (Ge­samt­bi­lan­zan­satz). Die FIN­MA er­lässt Vor­schrif­ten über die Er­stel­lung der Markt­wert­bi­lanz.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 49 Ergänzendes Kapital  

1Als obe­res er­gän­zen­des Ka­pi­tal gel­ten ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach Ar­ti­kel 22a Ab­satz 1 oh­ne fes­ten Rück­zah­lungs­ter­min.

2Als un­te­res er­gän­zen­des Ka­pi­tal gel­ten ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach Ar­ti­kel 22a Ab­satz 1 mit ei­ner ur­sprüng­li­chen Lauf­zeit von min­des­tens fünf Jah­ren.

3Für die An­rech­nung der ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach Ab­satz 2 gel­ten fol­gen­de Be­schrän­kun­gen:

a.
In den letz­ten fünf Jah­ren der Lauf­zeit re­du­ziert sich der an­re­chen­ba­re Be­trag um jähr­lich 20 Pro­zent des ur­sprüng­li­chen No­mi­nal­be­trags.
b.
Wird der Gläu­bi­ge­rin oder dem Gläu­bi­ger ein Kün­di­gungs­recht ein­ge­räumt, so gilt die frü­hest­mög­li­che Rück­zah­lung als mass­ge­bli­ches En­de der Lauf­zeit. Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Ein­zel­fäl­len Aus­nah­men zu­las­sen.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 50  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

3. Abschnitt: Modelle

Art. 50a Grundsatz  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­stimmt sei­ne Sol­va­bi­li­tät nach ei­nem Stan­dard­mo­dell der FIN­MA.

2Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kann sei­ne Sol­va­bi­li­tät teil­wei­se oder ganz nach ei­nem ei­ge­nen Mo­dell (in­ter­nes Mo­dell) be­stim­men, wenn die­ses von der FIN­MA ge­neh­migt ist.

Art. 50b Standardmodelle  

1Die FIN­MA er­ar­bei­tet oder be­zeich­net Stan­dard­mo­del­le, wel­che die Ri­si­ko­pro­fi­le der meis­ten Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ab­bil­den.

2Sie ent­schei­det, wel­ches Stan­dard­mo­dell ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zu ver­wen­den hat.

3Sie kann ver­lan­gen, dass das Stan­dard­mo­dell an­zu­pas­sen oder ein an­de­res Stan­dard­mo­dell oder ein in­ter­nes Mo­dell nach Ar­ti­kel 50c zu ver­wen­den ist, falls das ver­wen­de­te Stan­dard­mo­dell der spe­zi­fi­schen Ri­si­ko­si­tua­ti­on ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens nicht ent­spricht.

Art. 50c Interne Modelle  

Die FIN­MA ge­neh­migt ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Ver­wen­dung ei­nes in­ter­nen Mo­dells, wenn:

a.
die Stan­dard­mo­del­le die spe­zi­fi­sche Ri­si­ko­si­tua­ti­on nicht ge­nü­gend wi­der­spie­geln wür­den; und
b.
die qua­li­ta­ti­ven, quan­ti­ta­ti­ven und or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­for­de­run­gen der FIN­MA er­füllt sind.
Art. 50d Genehmigung, Wechsel und Anpassung des Modells  

1Wahl, Wech­sel und we­sent­li­che Än­de­run­gen des Mo­dells sind von der FIN­MA ge­neh­mi­gen zu las­sen. Die FIN­MA kann bis zur Ge­neh­mi­gung die Ver­wen­dung ei­nes an­ge­pass­ten in­ter­nen Mo­dells oder ei­nes Stan­dard­mo­dells an­ord­nen.

2Sie ge­währt im Ein­zel­fall an­ge­mes­se­ne Über­gangs­mo­da­li­tä­ten und -fris­ten für den Wech­sel von ei­nem in­ter­nen Mo­dell zu ei­nem Stan­dard­mo­dell und be­rück­sich­tigt da­bei die kos­ten­mäs­si­ge Be­las­tung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens, ins­be­son­de­re die Be­las­tung durch Ka­pi­tal­kos­ten.

3Das Mo­dell ist re­gel­mäs­sig durch das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zu über­prü­fen und ge­ge­be­nen­falls an­zu­pas­sen.

4. Abschnitt: Weitere Bestimmungen

Art. 50e Vereinfachungen  

Die FIN­MA kann für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men Ver­ein­fa­chun­gen bei der Durch­füh­rung des SST ver­fü­gen, wenn be­son­de­re Um­stän­de, na­ment­lich der klei­ne Ge­schäfts­um­fang, die ge­ring­fü­gi­ge Kom­ple­xi­tät oder die un­pro­ble­ma­ti­sche Ri­si­ko­si­tua­ti­on, dies recht­fer­ti­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 50f Aufschläge auf dem Zielkapital und Abschläge auf dem risikotragenden Kapital  

Die FIN­MA kann der Ri­si­ko­si­tua­ti­on an­ge­mes­se­ne Ka­pi­tal­auf­schlä­ge auf dem Ziel­ka­pi­tal oder Ka­pi­tal­ab­schlä­ge auf dem ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal ver­fü­gen:

a.
bei un­zu­rei­chen­der Mo­del­lie­rung;
b.
zur Ab­de­ckung wei­te­rer, nicht be­rück­sich­tig­ter Ri­si­ken, ins­be­son­de­re ope­ra­tio­nel­ler Ri­si­ken und Kon­zen­tra­ti­ons­ri­si­ken.

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 51 Häufigkeit der Ermittlung  

1Das Ziel­ka­pi­tal und das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal sind jähr­lich zu er­mit­teln.

2So­fern die Ri­si­ko­si­tua­ti­on ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens dies er­for­dert, kann die FIN­MA die Fre­quenz der Er­mitt­lung er­hö­hen. Sie kann in die­sem Fall auch ei­ne nä­he­rungs­wei­se Be­stim­mung des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals oder des Ziel­ka­pi­tals zu­las­sen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 52 Datenerhebung  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men er­hebt und er­fasst die re­le­van­ten Da­ten so, dass das Ziel­ka­pi­tal, das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal so­wie der markt­na­he Wert der Ver­si­che­rungs­ver­pflich­tun­gen be­rech­net wer­den kön­nen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 53 SST-Bericht  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ver­fasst über die Be­rech­nung des Ziel­ka­pi­tals und des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals jähr­lich einen Be­richt. Die­ser ist von der Ge­schäfts­lei­tung zu un­ter­zeich­nen und der FIN­MA ein­zu­rei­chen. Die FIN­MA kann häu­fi­ge­re In­for­ma­tio­nen ein­for­dern, so­fern die Ri­si­ko­si­tua­ti­on dies ge­bie­tet.1

2Der SST-Be­richt ent­hält al­le re­le­van­ten In­for­ma­tio­nen, die zum Ver­ständ­nis der Be­rech­nung des Ziel­ka­pi­tals und des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals so­wie zur Ri­si­ko­si­tua­ti­on des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens not­wen­dig sind.

3Die FIN­MA legt den Ter­min für die Ein­rei­chung jähr­lich un­ter An­set­zung ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist fest.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 53a Stresstests  

Die FIN­MA kann zu­sätz­lich zum SST-Be­richt na­ment­lich für Markt­ver­glei­che SST-Be­rech­nun­gen so­wie stan­dar­di­sier­te Stress­tests ver­lan­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

4. Titel: Versicherungstechnische Rückstellungen und gebundenes Vermögen

1. Kapitel: Versicherungstechnische Rückstellungen

1. Abschnitt: Grundsätze

Art. 54  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ver­fügt über aus­rei­chen­de ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Rück­stel­lun­gen.

2Es löst nicht mehr be­nö­tig­te ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Rück­stel­lun­gen auf.

3Es nennt im Ge­schäfts­plan die Be­din­gun­gen der Bil­dung und der Auf­lö­sung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen. Es do­ku­men­tiert die ver­wen­de­ten Rück­stel­lungs­me­tho­den und die Be­wer­tung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Ver­bind­lich­kei­ten.

4Die FIN­MA re­gelt die Ein­zel­hei­ten be­züg­lich Art und Um­fang der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen.

2. Abschnitt: Lebensversicherung

Art. 55 Arten versicherungstechnischer Rückstellungen  

Ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Rück­stel­lun­gen sind:

a.
Rück­stel­lun­gen, die nach den Ta­rif­grund­la­gen der lau­fen­den Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge oder nach vor­sich­ti­ge­ren Grund­la­gen be­rech­net wer­den;
b.
Rück­stel­lun­gen, die zur Bil­dung aus­rei­chen­der Rück­stel­lun­gen er­for­der­lich sind;
c.
Rück­stel­lun­gen, die nach ak­tua­ri­el­len und im Ge­schäfts­plan fest­ge­hal­te­nen Me­tho­den ge­bil­det wer­den, um die Er­füll­bar­keit der Ver­pflich­tun­gen aus den Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen wei­ter zu er­hö­hen.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 56 Sollbetrag des gebundenen Vermögens  

1Der Soll­be­trag des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens setzt sich zu­sam­men aus:

a.
den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen nach Ar­ti­kel 55 Buch­sta­ben a und b;
b
den Ver­bind­lich­kei­ten aus Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit ge­gen­über Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern;
c.
dem Zu­schlag nach Ar­ti­kel 18 VAG.

2Von den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ge­mä­ss Ab­satz 1 Buch­sta­be a kön­nen in Ab­zug ge­bracht wer­den:

a.
Po­li­cen­dar­le­hen;
b.
vor­aus­be­zahl­te Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen;
c.
aus­ste­hen­de Prä­mi­en, so­weit die­se mit Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen ver­rech­net wer­den kön­nen.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 57 Sollbetrag für die Kranken- und Unfallversicherung  

1Be­treibt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ne­ben der Le­bens­ver­si­che­rung auch die Kran­ken- und Un­fall­ver­si­che­rung, so be­rech­net sich die Hö­he des Soll­be­tra­ges für die­se bei­den Zwei­ge nach den Re­geln des Soll­be­tra­ges für die Kran­ken- und Un­fall­ver­si­che­rung.

21


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 58 Grundsatz der Einzelberechnung  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­rech­net die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ge­mä­ss Ar­ti­kel 55 Buch­sta­be a für je­den ein­zel­nen Ver­trag.

2Nicht in­di­vi­dua­li­siert, son­dern un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Ver­trä­ge zu be­rech­nen sind die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ge­mä­ss Ar­ti­kel 55 Buch­sta­ben b und c.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 59 Bruttoprinzip  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men bil­det al­le ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen oh­ne Be­rück­sich­ti­gung ei­ner all­fäl­li­gen Rück­ver­si­che­rung. Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Fäl­len Aus­nah­men zu­las­sen.

Art. 60 und 61  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit­Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 62 Verstärkung versicherungstechnischer Rückstellungen  

1Die FIN­MA kann dem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Be­wil­li­gung zur plan­mäs­si­gen Ver­stär­kung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen über einen Zeit­raum von höchs­tens zehn Jah­ren er­tei­len.

2Die Ver­stär­kun­gen der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen sind in­di­vi­du­ell pro ver­si­cher­te Per­son zu füh­ren, so­fern sie die­ser bei ih­rem Aus­schei­den aus dem Kol­lek­tiv mit­ge­ge­ben wer­den müs­sen.

3Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Fäl­len zu­sätz­li­che Ver­stär­kun­gen der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen an­ord­nen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 63 Deckung der Abfindungswerte  

Die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ab­züg­lich der Be­trä­ge all­fäl­li­ger ak­ti­vier­ter Ab­schluss­kos­ten müs­sen die Ab­fin­dungs­wer­te je­der­zeit de­cken.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 64  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 65 Zillmerung versicherungstechnischer Rückstellungen und Aktivierung nicht getilgter Abschlusskosten  

1Die Zill­me­rung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ist nicht zu­läs­sig. Da­von aus­ge­nom­men sind die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen der Nie­der­las­sun­gen schwei­ze­ri­scher Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men in Staa­ten, in de­nen die Zill­me­rung auf­sichts­recht­lich zu­ge­las­sen ist.

2Die Ak­ti­vie­rung noch nicht ge­tilg­ter Ab­schluss­kos­ten ist grund­sätz­lich zu­läs­sig. Die FIN­MA er­lässt Richt­li­ni­en be­tref­fend den Um­fang und die Mo­da­li­tä­ten der Ak­ti­vie­rung. Sie kann in be­grün­de­ten Fäl­len die Ak­ti­vie­rung ver­bie­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 66-67  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

3. Abschnitt: Schadenversicherung

Art. 68 Sollbetrag des gebundenen Vermögens  

1Der Soll­be­trag des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens setzt sich zu­sam­men aus:

a.
den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen nach Ar­ti­kel 69;
b.
den Ver­bind­lich­kei­ten aus der Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit ge­gen­über Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern;
c.
dem Zu­schlag nach Ar­ti­kel 18 VAG.

2Die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen wer­den oh­ne Be­rück­sich­ti­gung der Rück­ver­si­che­rung ge­bil­det. Die FIN­MA kann auf An­trag die rück­ver­si­cher­ten An­tei­le der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ganz oder teil­wei­se zur Be­stel­lung des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens zu­las­sen.

3Aus­ste­hen­de Prä­mi­en kön­nen von den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen in Ab­zug ge­bracht wer­den, so­weit kei­ne Ver­si­che­rungs­de­ckung be­steht oder so­weit die aus­ste­hen­den Prä­mi­en mit Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen ver­rech­net wer­den kön­nen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 69 Arten versicherungstechnischer Rückstellungen  

1Ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Rück­stel­lun­gen sind:

a.
die Prä­mi­en­über­trä­ge;
b.
die Scha­den­rück­stel­lun­gen;
c.
die Si­cher­heits- und Schwan­kungs­rück­stel­lun­gen;
d.
die Al­te­rungs­rück­stel­lun­gen;
e.
die Rück­stel­lun­gen für ver­trag­li­che Über­schuss­be­tei­li­gun­gen;
f.
die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen für Ren­ten;
g.
al­le üb­ri­gen Rück­stel­lun­gen, die zur Bil­dung aus­rei­chen­der Rück­stel­lun­gen er­for­der­lich sind.

2Schwan­kungs­rück­stel­lun­gen in der Kre­dit­ver­si­che­rung wer­den nach der Me­tho­de Nr. 2 des An­hangs Nr. 5 zum Ab­kom­men vom 10. Ok­to­ber 19892 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft und der EWG be­tref­fend die Di­rekt­ver­si­che­rung mit Aus­nah­me der Le­bens­ver­si­che­rung ge­bil­det.

3Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Kre­dit­ver­si­che­rung be­trei­ben, sind von der Bil­dung von Schwan­kungs­rück­stel­lun­gen be­freit, so­fern ih­re zum Soll ge­stell­ten Prä­mi­enein­nah­men in die­sem Ver­si­che­rungs­zweig we­ni­ger als 4 Pro­zent der Ge­samt­sum­me der zum Soll ge­stell­ten Prä­mi­enein­nah­men aus­ma­chen und we­ni­ger als 4 Mil­lio­nen Fran­ken be­tra­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 SR 0.961.1

2. Kapitel: Gebundenes Vermögen

1. Abschnitt: Allgemeines

Art. 70 Mindestbetrag  

Das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen be­trägt bei sei­ner Be­stel­lung min­des­tens:

a.
750 000 Fran­ken für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Le­bens- ver­si­che­rung be­trei­ben;
b.
100 000 Fran­ken für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Scha­den- ver­si­che­rung be­trei­ben.
Art. 71 Ermittlung des Sollbetrags des gebundenen Vermögens  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­rech­net den Soll­be­trag für je­des ge­bun­de­ne Ver­mö­gen ge­son­dert auf­grund der je­weils ak­tu­el­len ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen.

2Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Fäl­len un­ter­jäh­rig fun­dier­te Schät­zun­gen der ak­tu­el­len ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen zu­las­sen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 72 Berichterstattung  

1In­nert drei Mo­na­ten nach Ab­schluss des Rech­nungs­jah­res teilt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men der Prüf­ge­sell­schaft den per En­de des Rech­nungs­jah­res be­rech­ne­ten Soll­be­trag für je­des ge­bun­de­ne Ver­mö­gen zu­sam­men mit dem Ver­zeich­nis der De­ckungs­wer­te mit. In­nert vier Mo­na­ten nach Ab­schluss des Rech­nungs­jah­res er­stat­tet das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men der FIN­MA Be­richt.1

2Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz müs­sen zu­dem Be­richt er­stat­ten über je­den aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­be­stand, für den sie im Aus­land Si­cher­heit leis­ten müs­sen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 73 Ausländischer Versicherungsbestand  

Als aus­län­di­scher Ver­si­che­rungs­be­stand nach Ar­ti­kel 17 Ab­satz 2 VAG gilt die Ge­samt­heit der Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge mit im Aus­land do­mi­zi­lier­ten Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und Ver­si­che­rungs­neh­mern.

Art. 74 Deckung  

1Der Soll­be­trag muss je­der­zeit durch Ak­ti­ven (Art. 79) ge­deckt sein.

2Stellt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ei­ne Un­ter­de­ckung fest, so hat es das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen un­ver­züg­lich zu er­gän­zen. Die FIN­MA kann in be­son­de­ren Fäl­len ei­ne Frist zur Er­gän­zung ein­räu­men.

Art. 75 Effektenleihe und Pensionsgeschäft  

Die FIN­MA er­lässt Vor­schrif­ten über die Ef­fek­ten­lei­he (Se­cu­ri­ties Len­ding) und das Pen­si­ons­ge­schäft (Re­po, Re­ver­se Re­po) durch Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, ins­be­son­de­re über:

a.
die Mo­da­li­tä­ten der Si­cher­stel­lung;
b.
die Aus­ge­stal­tung der Ver­trä­ge;
c.
de­ren Um­fang.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Abschnitt: Bestellung

Art. 76 Allgemeine Grundsätze  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­stellt das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen durch Zu­wei­sung von Ver­mö­gens­wer­ten. Es er­fasst und kenn­zeich­net die­se Wer­te so, dass es je­der­zeit oh­ne Ver­zug nach­wei­sen kann, wel­che Wer­te zum ge­bun­de­nen Ver­mö­gen ge­hö­ren und dass der Soll­be­trag des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens ge­deckt ist.

2Die Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens sind in ers­ter Li­nie un­ter dem Ge­sichts­punkt der Si­cher­heit, der tat­säch­li­chen fi­nan­zi­el­len La­ge so­wie der Struk­tur und der zu er­war­ten­den Ent­wick­lung des Ver­si­che­rungs­be­stan­des aus­zu­wäh­len.

3Im Üb­ri­gen ist ein markt­ge­rech­ter Er­trag bei zweck­mäs­si­ger Di­ver­si­fi­ka­ti­on an­zu­stre­ben und der vor­aus­seh­ba­re Be­darf an flüs­si­gen Mit­teln je­der­zeit si­cher- zu­stel­len.

Art. 77 Separate gebundene Vermögen  

1Je ein se­pa­ra­tes ge­bun­de­nes Ver­mö­gen ist ins­be­son­de­re zu be­stel­len für:

a.
die Ver­si­che­run­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge;
b.
die Ver­si­cher­ten­an­sprü­che aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2.1, A2.2, A2.3 und A6.1;
c.
die Ver­si­cher­ten­an­sprü­che aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2.4, A2.5, A2.6 und A6.2.

2Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kann für wei­te­re spe­zi­el­le So­li­dar­ge­mein­schaf­ten wei­te­re se­pa­ra­te ge­bun­de­ne Ver­mö­gen be­stel­len, na­ment­lich für:

a.
Ver­trä­ge des schwei­ze­ri­schen Ver­si­che­rungs­be­stan­des, die in frem­den Wäh­run­gen aus­ge­stellt sind;
b.
Ver­trä­ge ei­nes aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­be­stan­des, für die im Aus­land kei­ne gleich­wer­ti­ge Si­cher­heit ge­stellt wer­den muss.

3Die FIN­MA kann die Bil­dung se­pa­ra­ter ge­bun­de­ner Ver­mö­gen für wei­te­re spe­zi­el­le So­li­dar­ge­mein­schaf­ten an­ord­nen, wenn dies für die Si­cher­stel­lung der An­sprü­che aus den be­tref­fen­den Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen nö­tig ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 78 Verwaltung der Kapitalanlagen  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ver­fügt über:

a.
ei­ne An­la­ge­stra­te­gie;
b.
ein An­la­ge­re­gle­ment, wel­ches die Ein­hal­tung der Grund­sät­ze für Ka­pi­tal­an­la­gen nach Ar­ti­kel 76 ge­währ­leis­tet;
c.
ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on, die si­cher­stellt, dass die mit der Ver­wal­tung und Kon­trol­le be­trau­ten Per­so­nen über die da­zu er­for­der­li­chen Kennt­nis­se ver­fü­gen;
d.
ein Ri­si­ko­ma­na­ge­ment, das dem Ge­schäfts­um­fang und der Kom­ple­xi­tät der An­la­ge­tä­tig­keit an­ge­passt ist.

2Die Ge­schäfts­lei­tung legt die An­la­ge­stra­te­gie fest und un­ter­brei­tet sie dem Ver­wal­tungs­rat zur Ge­neh­mi­gung.

Art. 79 Zulässige Werte  

1Dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen kön­nen fol­gen­de Ver­mö­gens­wer­te zu­ge­wie­sen wer­den:

a.1
Ba­r­ein­la­gen, na­ment­lich Bank­gut­ha­ben, so­wie Fest­gel­der und sons­ti­ge Geld­markt­an­la­gen;
b.
For­de­run­gen, die auf einen fes­ten Geld­be­trag lau­ten, na­ment­lich An­lei­hen­sob­li­ga­tio­nen und Op­ti­ons­an­lei­hen so­wie Wan­del­an­lei­hen mit Ob­li­ga­tio­nen­cha­rak­ter;
c.
struk­tu­rier­te An­la­ge­pro­duk­te, ver­brief­te For­de­run­gen und Kre­dit­de­ri­va­te;
d.
an­de­re Schuld­an­er­ken­nun­gen;
e.
Ak­ti­en, Ge­nuss­schei­ne, Par­ti­zi­pa­ti­ons­schei­ne, Wan­del­an­lei­hen mit Ak­ti­en- cha­rak­ter, An­teil­schei­ne von Ge­nos­sen­schaf­ten und ähn­li­che Wert­schrif­ten, wenn die Wer­te an ei­nem re­gu­lier­ten Markt ge­han­delt wer­den und kurz­fris­tig ver­äus­ser­bar sind;
f.
in­län­di­sche Wohn- und Ge­schäfts­häu­ser, die sich im Ei­gen­tum des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens be­fin­den, so­wie Be­tei­li­gun­gen an Ge­sell­schaf­ten, de­ren Ge­schäfts­zweck ein­zig der Er­werb und Ver­kauf so­wie die Ver­mie­tung und die Ver­pach­tung ei­ge­ner Wohn- und Ge­schäfts­häu­ser ist (Im­mo­bi­li­en­ge­sell­schaf­ten), so­fern die­se Be­tei­li­gun­gen mehr als 50 Pro­zent be­tra­gen;
g.
For­de­run­gen, die durch ein in der Schweiz ge­le­ge­nes Grund­stück pfand­ge­si­chert sind;
h.
al­ter­na­ti­ve Fi­nanz­an­la­gen wie Hed­ge-Funds und Pri­va­te Equi­ty;
i.
de­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te, die der Ab­si­che­rung die­nen und kei­ne He­bel- wir­kung auf das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen ha­ben, falls die Ba­sis­wer­te im ge­bun- de­nen Ver­mö­gen vor­han­den sind und de­ren An­rech­nung die Schwan­kun­gen des Mark­tes nach­voll­zieht;
j.
An­teil­schei­ne an kol­lek­ti­ven Ka­pi­tal­an­la­gen und Ein­an­le­ger­fonds.

2Un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen und in ei­nem be­stimm­ten Um­fang kön­nen dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen auch de­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te, die zum Zwe­cke der Er­werbs­vor­be­rei­tung, Er­trags­ver­meh­rung und der Ab­si­che­rung von Zah­lungs­strö­men aus ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Ver­pflich­tun­gen, ge­hal­ten wer­den, zu­ge­wie­sen wer­den. Die FIN­MA legt Um­fang und Vor­aus­set­zun­gen fest.2

3Die FIN­MA kann auf An­trag zu­las­sen, dass wei­te­re Ver­mö­gens­wer­te dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu­ge­wie­sen wer­den, so­fern da­durch die Si­cher­heit nicht be­ein­träch­tigt wird.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 80  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 18. Okt. 2006, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4425).

Art. 81 Zulässige Werte für anteilgebundene Lebensversicherungen  

1Das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen für die Ver­si­cher­ten­an­sprü­che aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2.1, A2.2, A2.3 und A6.1 muss durch die den Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen zu­grun­de lie­gen­den Ver­mö­gens­wer­te be­stellt wer­den.

2Das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen für die Ver­si­cher­ten­an­sprü­che aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2.4, A2.5 A2.6 und A6.2 darf un­ter fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen mit den Wer­ten nach Ar­ti­kel 79 be­stellt wer­den:

a.
Sind die Leis­tun­gen di­rekt an den Wert ei­nes in­ter­nen An­la­ge­be­stan­des ge­bun­den, so muss das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen durch die ent­spre­chen­den An­tei­le oder, so­weit kei­ne An­tei­le ge­bil­det wer­den, durch die zu­grun­de lie­gen­den Ver­mö­gens­wer­te be­stellt wer­den.
b.
Sind die Leis­tun­gen an einen In­dex oder an einen an­de­ren Be­zugs­wert ge­bun­den, so muss das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen durch Ver­mö­gens­wer­te be­stellt wer­den, die den Wer­ten ent­spre­chen, auf de­nen der spe­zi­fi­sche Be­zugs­wert be­ruht.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 82 Kollektive Kapitalanlagen und Einanlegerfonds  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kann An­teil­schei­ne an kol­lek­ti­ven Ka­pi­tal­an­la­gen an das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen an­rech­nen, so­fern:

a.
die­se ei­ner wirk­sa­men Auf­sicht zum Schutz der An­le­ger un­ter­ste­hen; und
b.
die An­teils­schei­ne in ei­nem ge­re­gel­ten, li­qui­den Markt ge­han­delt wer­den oder je­der­zeit ver­äus­ser­bar sind.

2An­teil­schei­ne an Ein­an­le­ger­fonds kön­nen an das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen an­ge­rech­net wer­den, so­fern die­se Ein­an­le­ger­fonds:

a.
ei­ner wirk­sa­men Auf­sicht un­ter­ste­hen;
b.
zu 100 Pro­zent vom Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ge­hal­ten wer­den;
c.
den Durch­griff auf die Ein­zel­an­la­ge der Fonds je­der­zeit ge­währ­leis­ten;
d.
An­la­gen nach Ar­ti­kel 79 vor­neh­men; und
e.
die An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 87 er­fül­len.

3Die Or­ga­ni­sa­ti­ons­form der kol­lek­ti­ven Ka­pi­tal­an­la­gen und der Ein­an­le­ger­fonds muss be­züg­lich Fest­le­gung der An­la­ge­richt­li­ni­en, Kom­pe­tenz­re­ge­lung, An­teil­ser­mitt­lung so­wie Kauf und Rück­nah­me der An­tei­le so ge­re­gelt sein, dass die In­ter­es­sen der be­tei­lig­ten Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ge­wahrt sind.

4Be­tei­li­gun­gen an In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten, wel­che nicht ko­tiert sind, kön­nen ans ge­bun­de­ne Ver­mö­gen an­ge­rech­net wer­den, wenn sie die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 1 oder 2 er­fül­len.

Art. 83 Begrenzungen  

Die FIN­MA kann für ein­zel­ne An­la­ge­ka­te­go­ri­en Be­gren­zun­gen fest­le­gen.

3. Abschnitt: Zulassung und Kontrolle

Art. 84 Zulassung der Werte  

1Die FIN­MA ent­schei­det über die Eig­nung der Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens. Für den Er­satz von Wer­ten, die sie als un­ge­eig­net be­ur­teilt, setzt sie ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist.

2Die Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens müs­sen un­be­las­tet sein. Ver­bind­lich­kei­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens dür­fen nicht mit For­de­run­gen, die zum ge­bun­de­nen Ver­mö­gen ge­hö­ren, ver­rech­net wer­den. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 91 Ab­satz 3 (de­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te).1

2bisDie FIN­MA kann Aus­nah­men zu­las­sen, so­fern da­durch die Si­cher­heit des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens nicht be­ein­träch­tigt wird.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 85 Prüfungen durch die FINMA  

1Die FIN­MA prüft jähr­lich we­nigs­tens ein­mal, ob:

a.
der Soll­be­trag rich­tig be­rech­net ist;
b.
die dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu­ge­wie­se­nen Wer­te:
1.
vor­han­den sind,
2.
vor­schrifts­ge­mä­ss zu­ge­wie­sen und ver­wahrt wer­den,
3.
min­des­tens dem Soll­be­trag ent­spre­chen,
4.
den auf­sichts­recht­li­chen An­la­ge­vor­schrif­ten ge­nü­gen.

2Sie kann die Kon­trol­le auf Stich­pro­ben be­schrän­ken.

3Sie kann bei der Kon­trol­le auch die Er­geb­nis­se ei­ner Kon­trol­le durch in­ter­ne Or­ga­ne des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder durch be­auf­trag­te Drit­te be­rück­sich­ti­gen. Für die Kon­trol­le fremd­ver­wahr­ter Wer­te kann sie sich auf das Ver­zeich­nis des Ver­wah­rers stüt­zen.

4Sie kann mit der Kon­trol­le teil­wei­se oder voll­stän­dig Drit­te be­auf­tra­gen.

Art. 86 Verwahrung der Werte  

1Die dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu­ge­wie­se­nen be­weg­li­chen Ver­mö­gens­wer­te kön­nen am Sitz in der Schweiz des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens be­zie­hungs­wei­se am Ort der Ge­schäfts­stel­le für das ge­sam­te schwei­ze­ri­sche Ge­schäft ver­wahrt (Ei­gen­ver­wah­rung) oder in Fremd­ver­wah­rung ge­ge­ben wer­den.

2Die Wer­te in Ei­gen­ver­wah­rung sind ge­son­dert von den üb­ri­gen Ver­mö­gens­wer­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens zu ver­wah­ren und als sol­che zu kenn­zeich­nen. Bei Ver­wah­rung im Tre­sor ge­nügt ei­ne La­ge­rung in ge­son­der­ten Schliess­fä­chern.

3Wer Wer­te in Fremd­ver­wah­rung auf­be­wahrt, führt ein Ver­zeich­nis die­ser Wer­te und kenn­zeich­net sie als zum ge­bun­de­nen Ver­mö­gen ge­hö­rend.

4Die FIN­MA kann aus wich­ti­gen Grün­den je­der­zeit einen Wech­sel des Ver­wah­rungs­or­tes, der Hin­ter­le­gungs­stel­le oder der Ver­wah­rungs­art ver­fü­gen.

Art. 87 Meldung und Haftung des Verwahrers  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mel­det der FIN­MA Ver­wah­rungs­ort, Hin­ter­le­gungs­stel­le und Ver­wah­rungs­art so­wie de­ren Än­de­run­gen.

2Die Fremd­ver­wah­rung ist nur zu­läs­sig, wenn der Ver­wah­rer in der Schweiz ge­gen­über dem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men für die Er­fül­lung der Ver­wah­rer­pflich­ten haf­tet.

3Die Fremd­ver­wah­rung im Aus­land ist zu­läs­sig, so­fern das Vor­rang­pri­vi­leg des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens ent­spre­chend dem Schwei­zer Recht ge­währ­leis­tet bleibt.1

4Die FIN­MA kann bei Vor­lie­gen ge­eig­ne­ter Si­cher­stel­lun­gen wei­te­re Aus­nah­men zu­las­sen.2


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

4. Abschnitt: Bewertung der Werte

Art. 88 Festverzinsliche Wertpapiere  

1Für fest­ver­zins­li­che Wert­pa­pie­re, die auf einen be­stimm­ten Zeit­punkt zu­rück­be­zahlt oder amor­ti­siert wer­den müs­sen und auf ei­ne fes­te Wäh­rung lau­ten, aus­ge­nom­men Grund­pfand­ti­tel, be­stimmt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men den ma­xi­mal an­re­chen­ba­ren Wert nach der wis­sen­schaft­li­chen oder der li­nea­ren Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de.

2Liegt der Markt­wert ei­ner Wan­del­an­lei­he deut­lich über dem No­mi­nal­wert, so kann die FIN­MA ei­ne Be­wer­tung höchs­tens zum Markt­wert zu­las­sen. An­lei­hen, wel­che zwin­gend in Ak­ti­en ge­wan­delt wer­den, dür­fen höchs­tens zum Markt­wert an­ge­rech­net wer­den.

3Mit fest­ver­zins­li­chen Wert­pa­pie­ren ver­gleich­ba­re struk­tu­rier­te Pro­duk­te oder Kom­bi­na­tio­nen von Fi­nan­z­in­stru­men­ten kön­nen höchs­tens zum Wert nach der wis­sen­schaft­li­chen oder li­nea­ren Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de an­ge­rech­net wer­den. Die FIN­MA re­gelt Um­fang und Rah­men­be­din­gun­gen für die An­rech­nung.1


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 88a Marchzinsen  

Bei der Be­wer­tung der Ka­pi­tal­an­la­gen wer­den auch die Mar­ch­zin­sen be­rück­sich­tigt.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 89 Kostenamortisationsmethode  

1Bei der wis­sen­schaft­li­chen Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de ist die Dif­fe­renz zwi­schen An­schaf­fungs­wert und Rück­zah­lungs­wert wäh­rend der Rest­lauf­zeit des Ti­tels je­weils am Bi­lanz­stich­tag so weit ab­zu­schrei­ben oder auf­zu­wer­ten, dass der an­fäng­li­che in­ter­ne Zins­satz (Ver­falls­ren­di­te) bei­be­hal­ten wer­den kann.

2Bei der li­nea­ren Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de ist die Dif­fe­renz zwi­schen An­schaf­fungs­wert und Rück­zah­lungs­wert je­weils auf den Bi­lanz­stich­tag in gleich- mäs­si­gen Be­trä­gen als Ab­schrei­bung oder als Auf­wer­tung über die Rest­lauf­zeit zu ver­tei­len.

Art. 90 Wohn- und Geschäftshäuser sowie Immobiliengesellschaften  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men rech­net Wohn- und Ge­schäfts­häu­ser, die ihr Ei­gen­tum sind, höchs­tens zum Markt­wert an. Die FIN­MA legt das Ver­fah­ren für die Be­stim­mung des Markt­werts fest.

2Für Im­mo­bi­li­en­ge­sell­schaf­ten, an de­nen das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zu mehr als 50 Pro­zent be­tei­ligt ist, legt die FIN­MA den An­rech­nungs­wert fest. Sie geht da­bei vom Schat­zungs­wert der vor­han­de­nen Lie­gen­schaf­ten aus und be­rück­sich­tigt all­fäl­li­ge Ver­pflich­tun­gen.

Art. 91 Derivative Finanzinstrumente  

1De­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te nach Ar­ti­kel 79 Ab­satz 1 Buch­sta­be i dür­fen höchs­tens zum Markt­wert an­ge­rech­net wer­den. Sind sie nicht bör­sen­ko­tiert, so wird ei­ne marktüb­li­che Be­wer­tungs­me­tho­de an­ge­wen­det.

2Bei de­ri­va­ti­ven Fi­nan­z­in­stru­men­ten nach Ar­ti­kel 79 Ab­satz 2 legt die FIN­MA den An­rech­nungs­wert fest.

3Die Ver­rech­nung (Net­ting) al­ler un­ter ei­nem Rah­men­ver­trag ab­ge­schlos­se­ner De­ri­vat­ge­schäf­te ist nur dann zu­läs­sig, wenn für je­des ein­zel­ne ge­bun­de­ne Ver­mö­gen ein sol­cher Rah­men­ver­trag se­pa­rat ab­ge­schlos­sen wird. Ne­ga­tiv­pos­ten, die aus sol­chen Ver­trä­gen ent­ste­hen, sind vom ge­bun­de­nen Ver­mö­gen in Ab­zug zu brin­gen. Be­züg­lich der Aus­ge­stal­tung der Rah­men­ver­trä­ge kann die FIN­MA Auf­la­gen ma­chen.

Art. 91a Bestellung von Sicherheiten  

1Beim Ab­schluss von De­ri­vat­ge­schäf­ten ist es zu­läs­sig, die Si­cher­hei­ten mit Ver­mö­gens­wer­ten aus dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu be­stel­len. Dies gilt so­wohl für Er­stein­schuss­zah­lun­gen als auch für Nach­schuss­zah­lun­gen.

2Die Si­cher­hei­ten kön­nen be­stellt wer­den in Form ei­nes re­gu­lä­ren Pfand­rechts oder ei­nes ir­re­gu­lä­ren Pfand­rechts nach Schwei­zer Recht oder ei­nem dem schwei­ze­ri­schen Recht ver­gleich­ba­ren Recht, so­fern:

a.
die Er­stein­schuss­zah­lung un­ter voll­stän­di­ger Se­gre­ga­ti­on bei ei­nem un­ab­hän­gi­gen Dritt­ver­wah­rer de­po­niert ist; und
b.
ver­trag­lich si­cher­ge­stellt ist, dass die Er­stein­schuss­zah­lung im Kon­kurs­fall je­der der Ver­trags­par­tei­en nur zu ih­rer Ver­rech­nung mit of­fe­nen For­de­run­gen ge­gen­über dem Ver­si­che­rer aus von die­sem ab­ge­schlos­se­nen über die zen­tra­le Ge­gen­par­tei oder den Clea­ring Bro­ker ab­ge­wi­ckel­ten De­ri­vat­ge­schäf­ten dient.

3Die FIN­MA re­gelt die Ein­zel­hei­ten über die Zu­wei­sung und An­rech­nung sol­cher Ver­mö­gens­wer­te. Sie kann die Be­stel­lung von Si­cher­hei­ten be­gren­zen oder in be­grün­de­ten Fäl­len Aus­nah­men da­von zu­las­sen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 92 Kollektive Kapitalanlagen  

1Kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­gen nach Ar­ti­kel 82 Ab­satz 1 dür­fen höchs­tens zum Markt­wert oder, wenn die An­teil­schei­ne nicht ko­tiert sind, zum Net­to­in­ven­tar­wert an­ge­rech­net wer­den.

2Bei Ein­an­le­ger­fonds nach Ar­ti­kel 82 Ab­satz 2 müs­sen die ein­zel­nen Ti­tel des Fonds­ver­mö­gens im ge­bun­de­nen Ver­mö­gen auf­ge­führt wer­den und ana­log den di­rek­ten An­la­gen nach den Vor­schrif­ten die­ses Ab­schnit­tes be­wer­tet wer­den.

Art. 93 Übrige Werte  

1An­la­gen nach Ar­ti­kel 79 Ab­satz 1 Buch­sta­ben c, e und h so­wie Geld­markt­buch­for­de­run­gen und die Wert­pa­pie­re mit va­ria­blem Zins­satz oh­ne fes­ten Ver­fall wer­den höchs­tens zum Markt­wert an­ge­rech­net. Sind sie nicht bör­sen­ko­tiert, so wird ei­ne marktüb­li­che Be­wer­tungs­me­tho­de an­ge­wen­det.

2Al­le an­de­ren Wer­te, ein­sch­liess­lich der Grund­pfand­for­de­run­gen und der Fest­gel­der wer­den un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Si­cher­heit und des Er­tra­ges höchs­tens zum Nenn­wert be­wer­tet.

Art. 93a Anlagen zur Sicherstellung anteilgebundener Verträge  

An­la­gen, die der Si­cher­stel­lung von Ver­pflich­tun­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2, A6.1 oder A6.2 die­nen, dür­fen höchs­tens zum Markt­wert an­ge­rech­net wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 94 Auf fremde Währung lautende Werte  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men darf die auf frem­de Wäh­rung lau­ten­den Wer­te höchs­tens zum De­vi­sen-Mit­tel­kurs im Zeit­punkt der Be­wer­tung in Schwei­zer­fran­ken um­rech­nen.

Art. 95 Entscheid über die Bewertung  

1Die FIN­MA ent­schei­det über die Be­wer­tung der Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens.

2Sie kann für ein­zel­ne An­la­ge­wer­te und -ka­te­go­ri­en tiefe­re An­rech­nungs­wer­te fest­set­zen, wenn dies aus Grün­den des Ver­si­cher­ten­schut­zes ge­bo­ten er­scheint.

3Sie kann je­der­zeit ei­ne Be­wer­tung der Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens an­ord­nen.

5. Titel: Übrige Vorschriften zur Ausübung der Versicherungstätigkeit

1. Kapitel: Risikomanagement

Art. 96 Ziel und Inhalt  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men stellt durch ein sei­nen Ge­schäfts­ver­hält­nis­sen an­ge­mes­se­nes Ri­si­ko­ma­na­ge­ment und durch in­ter­ne Kon­troll­me­cha­nis­men si­cher, dass früh­zei­tig:

a.
Ri­si­ko­po­ten­zia­le er­kannt und be­ur­teilt wer­den, und
b.
Mass­nah­men zur Ver­hin­de­rung oder Ab­si­che­rung er­heb­li­cher Ri­si­ken und Ri­si­ko­ku­mu­la­tio­nen ein­ge­lei­tet wer­den.

2Das Ri­si­ko­ma­na­ge­ment um­fasst ins­be­son­de­re:

a.
die Fest­le­gung und re­gel­mäs­si­ge Über­prü­fung der Stra­te­gi­en und Mass­nah­men hin­sicht­lich al­ler ein­ge­gan­ge­nen Ri­si­ken durch die Lei­tungs­gre­mi­en;
b.
ei­ne Ab­si­che­rungs­po­li­tik, wel­che den Aus­wir­kun­gen der Ge­schäftss­tra­te­gie Rech­nung trägt und ei­ne an­ge­mes­se­ne Ka­pi­tal­aus­stat­tung bein­hal­tet;
c.
ge­eig­ne­te Ver­fah­ren, die si­cher­stel­len, dass die Ri­si­ko­über­wa­chung in die Ge­schäfts­or­ga­ni­sa­ti­on in­te­griert sind;
d.1
die Iden­ti­fi­ka­ti­on, die Über­wa­chung, die Quan­ti­fi­zie­rung und die Steue­rung al­ler we­sent­li­chen Ri­si­ken;
e.
ein in­ter­nes Be­richts­sys­tem zur Er­mitt­lung, Be­ur­tei­lung und Kon­trol­le der Ri­si­ken und Ri­si­ko­kon­zen­tra­tio­nen wie auch der da­mit ver­bun­de­nen Ge­schäftspro­zes­se.

3Die in­ter­nen Kon­troll­me­cha­nis­men um­fas­sen ei­ne wirk­sa­me Com­plian­ce-Funk­ti­on und wirk­sa­me Com­plian­ce-Pro­zes­se. Sie stel­len in ih­rer Ge­samt­heit si­cher, dass die Rechts­nor­men und die in­ter­nen Vor­schrif­ten ein­ge­hal­ten wer­den.2

4Die Ri­si­ko­ma­na­ge­ment-Funk­ti­on und die Com­plian­ce-Funk­ti­on müs­sen un­ab­hän­gig sein. Sie sind nach Mass­ga­be der Grös­se, der Ge­schäfts- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­kom­ple­xi­tät und der Ri­si­ken des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens aus­zu­stat­ten.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 96a Selbstbeurteilung der Risikosituation und des Kapitalbedarfs  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nimmt min­des­tens jähr­lich vor­aus­schau­end ei­ne Be­ur­tei­lung vor:

a.
der Ri­si­ken, de­nen es aus­ge­setzt ist, ein­sch­liess­lich der si­gni­fi­kan­ten Ri­si­ko­kon­zen­tra­tio­nen und grup­pen­wei­ten Ri­si­ken (Ge­sam­tri­si­ko­pro­fil);
b.
des ge­sam­ten Ka­pi­tal­be­darfs;
c.
der Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen an die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen und an das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen;
d.
der An­ge­mes­sen­heit und Wirk­sam­keit des Ri­si­ko­ma­na­ge­ments.

2Die­se Selbst­be­ur­tei­lung der Ri­si­ko­si­tua­ti­on und des Ka­pi­tal­be­darfs sind in der Ge­schäftss­tra­te­gie und der Ge­schäfts­pla­nung zu be­rück­sich­ti­gen.

3Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men er­stat­tet der FIN­MA jähr­lich Be­richt über die Er­geb­nis­se der Selbst­be­ur­tei­lung.

4Die FIN­MA kann ei­ne Be­richt­er­stat­tung in kür­ze­ren Ab­stän­den an­ord­nen, wenn dies auf­grund der Ri­si­ko­si­tua­ti­on an­ge­zeigt ist. Sie kann in be­grün­de­ten Fäl­len Aus­nah­men von der Be­richt­er­stat­tungs­pflicht zu­las­sen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 97 Dokumentation  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men hält sein Ri­si­ko­ma­na­ge­ment in ei­ner Do­ku­men­ta­ti­on fest. Die­se ist lau­fend zu ak­tua­li­sie­ren.

2Die Do­ku­men­ta­ti­on um­fasst ins­be­son­de­re fol­gen­de Punk­te:

a.
Be­schrieb der Or­ga­ni­sa­ti­on des un­ter­neh­mens­wei­ten Ri­si­ko­ma­na­ge­ments so­wie der dies­be­züg­li­chen Kom­pe­ten­zen und Ver­ant­wort­lich­kei­ten;
b.
An­for­de­run­gen an das Ri­si­ko­ma­na­ge­ment;
c.
Ri­si­ko­po­li­tik ein­sch­liess­lich Ri­si­ko­to­le­ranz;
d.
Ver­fah­ren zur Iden­ti­fi­ka­ti­on der we­sent­li­chen Ri­si­ken so­wie Dar­stel­lung der Me­tho­de, In­stru­men­te und Pro­zes­se zu de­ren Mes­sung, Über­wa­chung und Steue­rung;
e.
Dar­stel­lung der gel­ten­den Li­mi­ten-Sys­te­me für Ri­si­ko­ex­po­si­tio­nen so­wie der Kon­troll­me­cha­nis­men;
f.
un­ter­neh­mensin­ter­ne Richt­li­ni­en zum Ri­si­ko­ma­na­ge­ment und der da­mit ver­bun­de­nen Pro­zes­se.
Art. 98 Operationelle Risiken  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men er­fasst und be­ur­teilt die ope­ra­tio­nel­len Ri­si­ken in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung.

2Die FIN­MA be­spricht die Er­geb­nis­se die­ser Be­ur­tei­lung pe­ri­odisch mit dem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men.

3Sie kann zur Un­ter­stüt­zung der Selbst­be­ur­tei­lung Fra­ge­bö­gen ab­ge­ben. Die­se sind ihr in­nert drei Mo­na­ten nach Jah­res­ab­schluss, ver­se­hen mit der Un­ter­schrift der Ge­schäfts­lei­tung, aus­ge­füllt zu­rück­zu­sen­den.

4Zei­gen sich bei der Selbst­be­ur­tei­lung Ri­si­ken, die zu ei­ner un­ge­nü­gen­den Sol­va­bi­li­tät füh­ren könn­ten, so kann die FIN­MA ins­be­son­de­re die Kon­troll­tä­tig­keit beim Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men in­ten­si­vie­ren.1

5Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men sam­melt und ana­ly­siert die Da­ten zu Schä­den aus ope­ra­tio­nel­len Ri­si­ken.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 98a Liquiditätsanforderungen  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss je­der­zeit über so viel Li­qui­di­tät ver­fü­gen, dass es sei­nen Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen auch in Stress­si­tua­tio­nen nach­kom­men kann (quan­ti­ta­ti­ve Li­qui­di­täts­an­for­de­run­gen).

2Es muss zu­dem fol­gen­de qua­li­ta­ti­ve Li­qui­di­täts­an­for­de­run­gen er­fül­len:

a.
Es ver­fügt über ad­ver­se Sze­na­ri­en und führt ent­spre­chen­de Stress­tests zur Er­mitt­lung sei­ner Li­qui­di­täts­po­si­ti­on durch. Es be­rück­sich­tigt da­bei ins­be­son­de­re Li­qui­di­täts­flüs­se aus aus­ser­bi­lan­zi­el­len Ge­schäfts­vor­gän­gen und an­de­ren Even­tual­ver­bind­lich­kei­ten.
b.
Es ver­fügt über ein Not­fall­kon­zept mit wirk­sa­men Stra­te­gi­en im Um­gang mit Li­qui­di­täts­eng­päs­sen. Es legt die Zu­stän­dig­kei­ten, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge und die in Be­tracht ge­zo­ge­nen Mass­nah­men fest.

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Kapitel: Verantwortlicher Aktuar oder verantwortliche Aktuarin

Art. 99  

1Der ver­ant­wort­li­che Ak­tu­ar oder die ver­ant­wort­li­che Ak­tua­rin müs­sen über den Ti­tel «Ak­tu­ar SAV» oder einen gleich­wer­ti­gen Ti­tel ver­fü­gen.

2Die FIN­MA kann auf An­trag auch ei­ne ent­spre­chen­de fach­li­che Aus­bil­dung ver­bun­den mit ei­ner min­des­tens fünf­jäh­ri­gen Be­rufs­er­fah­rung als Ak­tu­ar oder Ak­tua­rin als Nach­weis der be­ruf­li­chen Fä­hig­kei­ten an­er­ken­nen.

3Der ver­ant­wort­li­che Ak­tu­ar oder die ver­ant­wort­li­che Ak­tua­rin muss mit den schwei­ze­ri­schen Ge­ge­ben­hei­ten (Ge­setz­ge­bung, Auf­sichts­richt­li­ni­en, Ver­si­che­rungs­markt) ver­traut sein.

3. Kapitel: Einsatz derivativer Finanzinstrumente

Art. 100 Grundsatz  

1Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men dür­fen de­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te nur ein­set­zen, um die Ri­si­ken auf den Ka­pi­tal­an­la­gen oder auf ih­ren Ver­pflich­tun­gen ge­gen­über den Ver­si­cher­ten zu ver­min­dern oder um die Ka­pi­tal­an­la­gen ef­fi­zi­ent zu be­wirt­schaf­ten.

2Sämt­li­che Ver­pflich­tun­gen, wel­che sich aus de­ri­va­ti­ven Fi­nanz­trans­ak­tio­nen er­ge­ben kön­nen, müs­sen ge­deckt sein.

Art. 101 Anlagestrategie  

Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die de­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te ein­set­zen, müs­sen ei­ne An­la­ge­stra­te­gie für die­se In­stru­men­te fest­le­gen. Die Ge­schäfts­lei­tung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens er­ar­bei­tet die An­la­ge­stra­te­gie, un­ter­brei­tet sie dem Ver­wal­tungs­rat zur Ge­neh­mi­gung und über­wacht de­ren Um­set­zung.

Art. 102 Inhalt der Anlagestrategie  

1In der An­la­ge­stra­te­gie müs­sen die Rah­men­be­din­gun­gen für den Ein­satz de­ri­va­ti­ver Fi­nan­z­in­stru­men­te fest­ge­legt wer­den, ins­be­son­de­re die Gren­zen der Ri­si­ko­ex­po­si­ti­on und die Grund­sät­ze der Ri­si­ko­ana­ly­se.

2Die An­la­ge­stra­te­gie muss aus­ser­dem die üb­li­chen Grund­sät­ze für Ka­pi­tal­an­la­gen be­fol­gen, ins­be­son­de­re in Be­zug auf Si­cher­heit, Li­qui­di­tät, Ren­ta­bi­li­tät, Mi­schung und Streu­ung.

Art. 103 Limitensystem  

Die Gren­zen der Ri­si­ko­ex­po­si­ti­on sind ent­spre­chend der fi­nan­zi­el­len und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ka­pa­zi­tä­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens fest­zu­le­gen.

Art. 104 Risikoanalyse  

1Die Ge­gen­par­tei­ri­si­ken müs­sen vor dem Ein­satz de­ri­va­ti­ver Fi­nan­z­in­stru­men­te be­rück­sich­tigt wer­den.

2Die Ri­si­ken müs­sen ana­ly­siert wer­den, so oft es die Si­tua­ti­on er­for­dert, min­des­tens aber ein­mal pro Wo­che für Mark­tri­si­ken und ein­mal pro Mo­nat für Kre­di­tri­si­ken.

3Die Ana­ly­se der Markt- und Kre­di­tri­si­ken be­steht un­ter an­de­rem dar­in, die of­fe­nen Po­si­tio­nen zu be­wer­ten und sie mit den fest­ge­leg­ten Gren­zen der Ri­si­ko­ex­po­si­ti­on zu ver­glei­chen.

4Das Re­sul­tat der Ri­si­ko­ana­ly­se ist der Ge­schäfts­lei­tung vor­zu­le­gen, so oft es die Si­tua­ti­on er­for­dert, min­des­tens aber ein­mal pro Mo­nat für Mark­tri­si­ken und min­des­tens ein­mal al­le drei Mo­na­te für Kre­di­tri­si­ken.

Art. 105 Organisation  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­ches de­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te ein­setzt, ver­fügt über ei­ne da­für ge­eig­ne­te Or­ga­ni­sa­ti­on; es be­ach­tet ins­be­son­de­re die Ar­ti­kel 106-108.

Art. 106 Verwaltung und Kontrolle  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss den mit der Ver­wal­tung be­auf­trag­ten Per­so­nen de­tail­lier­te Richt­li­ni­en er­tei­len, ins­be­son­de­re zur Ri­si­ko­ana­ly­se.

2Es ver­fügt über ein Kon­troll­sys­tem, das dem Ge­schäfts­um­fang und der Kom­ple­xi­tät der de­ri­va­ti­ven Fi­nan­z­in­stru­men­te an­ge­passt ist.

3Die Ver­wal­tung der de­ri­va­ti­ven Fi­nan­z­in­stru­men­te und die Kon­trol­le müs­sen je­weils durch von­ein­an­der un­ab­hän­gi­ge Per­so­nen aus­ge­führt wer­den.

Art. 107 Qualifikation des Personals  

Wer mit der Ver­wal­tung und der Kon­trol­le be­traut ist, ver­fügt über die für die Auf­ga­be er­for­der­li­chen be­son­de­ren Kennt­nis­se und Qua­li­fi­ka­tio­nen.

Art. 108 Tätigkeitsbericht  

Dem Ver­wal­tungs­rat muss min­des­tens al­le sechs Mo­na­te ein Tä­tig­keits­be­richt über den Ein­satz von de­ri­va­ti­ven Fi­nan­z­in­stru­men­ten un­ter­brei­tet wer­den.

Art. 109 Aufsicht  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men stellt der FIN­MA jähr­lich einen Be­richt über die Ge­schäf­te mit de­ri­va­ti­ven Fi­nan­z­in­stru­men­ten zu.

4. Kapitel: Rechnungslegung

Art. 110 Wertpapiere und derivative Finanzinstrumente  

1Die in­län­di­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men dür­fen die fest­ver­zins­li­chen Wert­pa­pie­re, die auf ei­ne fes­te Wäh­rung lau­ten und zu ei­nem zum Vor­aus be­stimm­ten Zeit­punkt rück­zahl­bar sind oder amor­ti­siert wer­den kön­nen, höchs­tens zum Wert nach der wis­sen­schaft­li­chen oder li­nea­ren Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de nach Ar­ti­kel 89 in die Bi­lanz ein­stel­len. Mit fest­ver­zins­li­chen Wert­pa­pie­ren ver­gleich­ba­re struk­tu­rier­te Pro­duk­te oder Kom­bi­na­tio­nen von Fi­nan­z­in­stru­men­ten sind höchs­tens zum Wert nach der wis­sen­schaft­li­chen oder li­nea­ren Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de zu bi­lan­zie­ren.

2Bei An­teil­schei­nen an Ein­an­le­ger­fonds nach Ar­ti­kel 82 Ab­satz 2 wer­den die Di­rekt­an­la­gen des Fonds­ver­mö­gens nach den Be­stim­mun­gen die­ses Ar­ti­kels bi­lan­ziert.

31

4Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kön­nen mit Ge­neh­mi­gung der FIN­MA die zu aus­län­di­schen Ge­schäfts­ge­bie­ten ge­hö­ren­den Wert­pa­pie­re nach den auf­sichts­recht­li­chen Be­wer­tungs­vor­schrif­ten in den ein­zel­nen Län­dern be­wer­ten.

5An­la­gen, die der Si­cher­stel­lung von Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2, A6.1 und A6.2 die­nen, sind zum Markt­wert zu bi­lan­zie­ren.2

6Die am Bi­lanz­stich­tag of­fe­nen de­ri­va­ti­ven Fi­nan­z­in­stru­men­ten dür­fen:

a.
un­ter vor­sich­ti­gen An­nah­men für die Be­wer­tung der Ba­sis­wer­te be­rück­sich­tigt wer­den, oder
b.
in der Bi­lanz selb­stän­dig auf­ge­führt wer­den. In die­sem Fall müs­sen sie un­ter vor­sich­ti­gen An­nah­men be­wer­tet wer­den, höchs­tens aber zum Markt­wert. Für die de­ri­va­ti­ven Fi­nan­z­in­stru­men­te, die kei­nen Markt­wert ha­ben, darf die Be­wer­tung den auf der Grund­la­ge an­er­kann­ter Be­wer­tungs­mo­del­le er­mit­tel­ten Wert nicht über­stei­gen.

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 111 Risiken bei der Bewertung von Wertpapieren  

1Ist die Wert­hal­tig­keit ei­nes Wert­pa­piers ge­fähr­det, so muss dies bei sei­ner Be­wer­tung mit­be­rück­sich­tigt wer­den.

2Bei der Be­wer­tung von Wert­pa­pie­ren, die von im Aus­land do­mi­zi­lier­ten Schuld­nern aus­ge­ge­ben wer­den, ist den Schwie­rig­kei­ten Rech­nung zu tra­gen, die bei der Über­wei­sung von Ka­pi­tal oder Zin­sen ent­ste­hen kön­nen.

3Die nach Ar­ti­kel 110 Ab­satz 6 er­mit­tel­ten Wer­te sind ent­spre­chend dem Ri­si­ko, ins­be­son­de­re be­züg­lich Han­del­bar­keit, An­nul­la­ti­ons- und Er­fül­lungs­kos­ten, Kre­di­tri­si­ko oder Um­fang der ei­ge­nen Po­si­tio­nen im Ver­hält­nis zum Markt­vo­lu­men, an­ge­mes­sen zu kor­ri­gie­ren.

Art. 111a Bericht über die Finanzlage  

1Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ver­öf­fent­li­chen im Rah­men der Auf­sichts­be­richt­er­stat­tung min­des­tens jähr­lich einen Be­richt über ih­re Fi­nanz­la­ge.

2Der Be­richt über die Fi­nanz­la­ge ent­hält quan­ti­ta­ti­ve und qua­li­ta­ti­ve In­for­ma­tio­nen und be­schreibt ins­be­son­de­re:

a.
die Ge­schäftstä­tig­keit;
b.
den Un­ter­neh­mens­er­folg;
c.
das Ri­si­ko­ma­na­ge­ment und des­sen An­ge­mes­sen­heit;
d.
das Ri­si­ko­pro­fil;
e.
die Grund­la­gen und Me­tho­den, auf de­nen die Be­wer­tung ins­be­son­de­re der Rück­stel­lun­gen be­ruht;
f.
das Ka­pi­tal­ma­na­ge­ment;
g.
die Sol­va­bi­li­tät.

3Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ver­öf­fent­li­chen den Be­richt über die Fi­nanz­la­ge je­weils spä­tes­tens am 30. April auf ih­rer In­ter­netsei­te.

4Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die über kei­ne ei­ge­ne In­ter­netsei­te ver­fü­gen, stel­len auf An­fra­ge den Be­richt un­ent­gelt­lich zur Ver­fü­gung.

5Die FIN­MA re­gelt die Ein­zel­hei­ten. Sie kann ins­be­son­de­re Aus­nah­men von der Ver­öf­fent­li­chungs­pflicht vor­se­hen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 111b Mindestgliederung der Jahresrechnung  

1Die FIN­MA er­lässt Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zur Min­dest­glie­de­rung der Jah­res­rech­nung.

2Sie kann Ab­wei­chun­gen von den Ar­ti­keln 959a Ab­sät­ze 1 und 2, 959b Ab­sät­ze 2 und 3 so­wie 959c Ab­sät­ze 1 und 2 des Ob­li­ga­tio­nen­rechts2 vor­se­hen, so­weit sich dies aus den Be­son­der­hei­ten des Ver­si­che­rungs­ge­schäfts er­gibt. Die Min­dest­glie­de­rung muss ins­be­son­de­re:

a.
ei­ne stan­dar­di­sier­te Dar­stel­lung von Bi­lanz und Er­folgs­rech­nung auf­wei­sen;
b.
einen Ver­gleich der Ka­pi­tal­an­la­gen mit den ent­spre­chen­den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen er­mög­li­chen.

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 SR 220

5. Kapitel: …

Art. 112-116  

1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 11 der Fi­nanz­markt­prüf­ver­ord­nung vom 15. Okt. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5363).

6. Kapitel: Weitere Grundsätze zur Ausübung der Versicherungstätigkeit

Art. 117 Missbrauch  

1Als Miss­brauch im Sinn von Ar­ti­kel 46 Ab­satz 1 Buch­sta­be f VAG gel­ten Be­nach­tei­li­gun­gen von Ver­si­cher­ten oder An­spruchs­be­rech­tig­ten, wenn sie sich wie­der­ho­len oder einen brei­ten Per­so­nen­kreis be­tref­fen könn­ten, na­ment­lich:

a.
ein Ver­hal­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens be­zie­hungs­wei­se des Ver­si­che­rungs­ver­mitt­lers oder der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin, das ge­eig­net ist, Ver­si­cher­te oder An­spruchs­be­rech­tig­te er­heb­lich zu schä­di­gen;
b.
die Ver­wen­dung von Ver­trags­be­stim­mun­gen, die ge­gen zwin­gen­de Nor­men des Ver­si­che­rungs­ver­trags­ge­set­zes oder ge­gen zwin­gen­de Nor­men an­de­rer Er­las­se, die auf den Ver­trag an­wend­bar sind, ver­stos­sen;
c.
die Ver­wen­dung von Ver­trags­be­stim­mun­gen, wel­che ei­ne der Ver­trags­na­tur er­heb­lich wi­der­spre­chen­de Ver­tei­lung von Rech­ten und Pflich­ten vor­se­hen.

2Als Miss­brauch gilt auch die Be­nach­tei­li­gung ei­ner ver­si­cher­ten oder an­spruchs­be­rech­tig­ten Per­son durch ei­ne ju­ris­tisch oder ver­si­che­rungs­tech­nisch nicht be­gründ­ba­re er­heb­li­che Un­gleich­be­hand­lung.

Art. 118 Versicherungsleistungen mit Wartefrist  

1Bei Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen mit War­te­frist er­hebt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kei­ne Prä­mi­en mehr, so­bald der Ver­si­cher­te kei­ne Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen mehr er­war­ten kann.

2Die­se Be­stim­mung gilt nicht für die Prä­mi­en­be­frei­ung und für Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen aus Kol­lek­tiv­ver­si­che­rungs­ver­trä­gen.

Art. 119 Einlagen in Prämiendepots  

Der To­tal­be­trag der vom Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men pro Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder Ver­si­che­rungs­neh­mer ge­führ­ten Prä­mi­en­de­pots darf die Sum­me der künf­ti­gen Prä­mi­en nicht über­stei­gen.

6. Titel: Bestimmungen für einzelne Versicherungszweige

1. Kapitel: Lebensversicherung

1. Abschnitt: Tarifierung

Art. 120 Grundsätze  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das die Le­bens­ver­si­che­rung be­treibt, ist ver­pflich­tet, für die Ta­ri­fie­rung sei­ner Ver­trä­ge ri­si­ko­ge­rech­te bio­me­tri­sche und ka­pi­tal­markt­be­ding­te Grund­la­gen und Be­rech­nungs­me­tho­den zu ver­wen­den. Im Ge­schäfts­plan sind für die ver­wen­de­ten Grund­la­gen und Be­rech­nungs­me­tho­den ver­bind­li­che Gül­tig­keits­pe­ri­oden aus­zu­wei­sen.

2Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über­prüft die Ta­ri­fie­rungs­grund­la­gen jähr­lich an­hand sta­tis­ti­scher Aus­wer­tun­gen auf ih­re Zu­läng­lich­keit hin. Er­wei­sen sich die Ta­ri­fie­rungs­grund­la­gen als un­ge­nü­gend, so dür­fen sie für neue Ver­trä­ge nicht mehr ver­wen­det wer­den.

Art. 121 Kapitalmarktbedingte Grundlagen für die Tarifierung ausserhalb der beruflichen Vorsorge  

1Ent­hal­ten Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­trä­ge ei­ne Zins­ga­ran­tie, so darf der tech­ni­sche Zins­satz, der für die Ta­ri­fie­rung aus­ser­halb der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge ver­wen­det wird, 60 Pro­zent des rol­len­den Zehn­jah­res­mit­tels des Re­fe­renz­zins­sat­zes nicht über­schrei­ten. Die FIN­MA be­zeich­net den Re­fe­renz­zins­satz.

2In be­grün­de­ten Fäl­len kann die FIN­MA die­se Li­mi­te än­dern.1

3Wer­den Ga­ran­ti­en ab­ge­ge­ben, de­ren Ta­ri­fie­rung sich auf an­de­re ka­pi­tal­markt­be­ding­te Grund­la­gen als auf tech­ni­sche Zins­sät­ze stützt, so sind die­se Grund­la­gen nach Mass­ga­be der Ga­ran­ti­en vor­sich­tig fest­zu­le­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 122 Sterbetafeln und weitere statistische Grundlagen  

1Für die Ta­ri­fie­rung der Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­trä­ge ver­wen­det das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men von der FIN­MA an­er­kann­te Ster­be­ta­feln und an­de­re eben­falls an­er­kann­te sta­tis­ti­sche Grund­la­gen. Es darf die aus dem ei­ge­nen Ver­si­cher­ten­be­stand er­mit­tel­ten sta­tis­ti­schen Da­ten mit ei­nem ge­eig­ne­ten, von der FIN­MA an­er­kann­ten Ver­fah­ren ein­be­zie­hen.

2Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über­ar­bei­tet die ei­ge­nen für die Ta­ri­fie­rung ver­wen­de­ten sta­tis­ti­schen Grund­la­gen re­gel­mäs­sig und passt sie min­des­tens al­le zehn Jah­re den neues­ten Er­kennt­nis­sen an.

Art. 123 Tarifklassen und Erfahrungstarifierung  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men darf die Ein­tei­lung der ver­si­cher­ten Ri­si­ken in Ta­rif­klas­sen so­wie die Ta­ri­fie­rung nach der ver­trag­s­in­di­vi­du­el­len Scha­den­er­fah­rung (Er­fah­rungs­ta­ri­fie­rung) nur an­wen­den, wenn dies mit dem Ver­si­che­rungs­neh­mer oder der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin ver­ein­bart ist.

2Prä­mi­en­än­de­run­gen, die sich aus der Ein­tei­lung in ei­ne an­de­re Ta­rif­klas­se oder aus der Er­fah­rungs­ta­ri­fie­rung er­ge­ben, sind nur zu­läs­sig, wenn mit dem Ver­si­che­rungs­neh­mer oder der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin ver­ein­bart ist, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die Her­auf- oder Her­ab­stu­fung er­folgt.

3Wen­det das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men Ta­rif­klas­sen oder Er­fah­rungs­ta­ri­fie­rung an, so muss für die Prä­mi­en­be­stim­mung ne­ben der in­di­vi­du­el­len Scha­den­er­fah­rung auch die kol­lek­ti­ve Scha­den­er­fah­rung an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt wer­den.

4Die Ta­ri­fie­rung muss nach an­er­kann­ten ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­schen Me­tho­den er­fol­gen.

Art. 124 Tarifierung in der Restschuldversicherung  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men darf für die Ta­ri­fie­rung von Rest­schuld- ver­si­che­run­gen Prä­mi­en­be­rech­nungs­me­tho­den, die nicht nach Al­ter und Ge­schlecht dif­fe­ren­zie­ren (Durch­schnittsprä­mi­en­me­tho­den), ver­wen­den, so­fern die nach­fol­gen- den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind:

a.
Es han­delt sich um einen Kol­lek­tiv­ver­trag, in dem pro ver­si­cher­te Per­son ei­ne ein­heit­li­che Höchst­ver­si­che­rungs­s­um­me vor­ge­se­hen wird;
b.
Das Ein­tritts­al­ter der Ver­si­cher­ten ist auf höchs­tens 65 Jah­re be­grenzt;
c.
Die Durch­schnittsprä­mi­en­sät­ze wer­den min­des­tens al­le drei Jah­re über­prüft und ge­ge­be­nen­falls an­ge­passt.
Art. 125 Invaliditätsversicherung  

Be­treibt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die In­va­li­di­täts­ver­si­che­rung im Rah­men der Le­bens­ver­si­che­rung, so gel­ten die Vor­schrif­ten der Le­bens­ver­si­che­rung auch für die In­va­li­di­täts­ver­si­che­rung.

Art. 125a Anteilgebundene Lebensversicherung  

Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2.1, A2.2, A2.3 und A6.1 müs­sen an of­fe­ne kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­gen ge­bun­den sein, die un­ter das Kol­lek­ti­v­an­la­gen­ge­setz vom 23. Ju­ni 20062 fal­len.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 SR 951.31

Art. 126 Nachversicherungsgarantie  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kann dem Ver­si­che­rungs­neh­mer oder der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin das Recht ein­räu­men, die Ver­si­che­rungs­de­ckung wäh­rend der Lauf­zeit des Ver­tra­ges oh­ne neue Ge­sund­heits­prü­fung zu er­hö­hen (Nach­ver­si­che­rungs­ga­ran­tie).

2Falls das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ei­ne Nach­ver­si­che­rungs­ga­ran­tie ein­räumt, so hat es die Er­hö­hun­gen der Ver­si­che­rungs­de­ckung zu be­schrän­ken und da­bei fol­gen­de Fra­gen ver­trag­lich zu re­geln:

a.
die Be­schrän­kung der ein­zel­nen Er­hö­hung;
b.
die Be­schrän­kung der Ge­samt­heit der mög­li­chen Er­hö­hun­gen;
c.
das Al­ter, bis zu wel­chem Er­hö­hun­gen mög­lich sind;
d.
die zeit­li­chen In­ter­val­le, wäh­rend de­rer ei­ne Er­hö­hung gel­tend ge­macht wer­den kann, oder die Er­eig­nis­se, wel­che das An­recht auf ei­ne Er­hö­hung be­grün­den.

3Die Vor­aus­set­zun­gen der Nach­ver­si­che­rungs­ga­ran­tie müs­sen im Ge­schäfts­plan ent­hal­ten sein.

2. Abschnitt: Abfindung und Rückkauf

Art. 127 Abfindungswerte  

1Ab­fin­dungs­wer­te sind der FIN­MA vor ih­rer Ver­wen­dung zur Ge­neh­mi­gung vor­zu­le­gen. Aus­ge­nom­men sind Ab­fin­dungs­wer­te, die das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men frei­wil­lig ge­währt.

2Die Ab­fin­dungs­wer­te wer­den un­ter fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen ge­neh­migt:

a.
Sie sind an­ge­mes­sen;
b.1
Sie rich­ten sich nach den In­ven­tar­de­ckungs­rück­stel­lun­gen, die mit den tech­ni­schen Grund­la­gen des ent­spre­chen­den Ver­si­che­rungs­ver­tra­ges be­rech­net wur­den.
c.2
Ab­zü­ge von den In­ven­tar­de­ckungs­rück­stel­lun­gen sind nur zu­läs­sig für das Zins­ri­si­ko und für nicht amor­ti­sier­te Ab­schluss­kos­ten.
d.
Die um­ge­wan­del­te Ver­si­che­rung muss glei­cher Art sein wie die ur­sprüng­li­che Le­bens­ver­si­che­rung; weicht das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men hier­von ab, so hat es dies zu be­grün­den;
e.
Der Zill­mer­satz, der dem Ab­zug für nicht amor­ti­sier­te Ab­schluss­kos­ten zu­grun­de liegt, darf die von der FIN­MA be­stimm­ten Pro­zent­sät­ze nicht über­schrei­ten. Die­se Pro­zent­sät­ze tra­gen der Un­ter­schied­lich­keit der ver­trag­li­chen De­ckun­gen Rech­nung;
f.
Die FIN­MA gibt die Pro­zent­sät­ze nach Buch­sta­be e und die Ba­sis, auf der sie be­rech­net wer­den, in ge­eig­ne­ter Wei­se be­kannt;
g.3
Der ge­sam­te Ab­zug für Zins­ri­si­ko und nicht amor­ti­sier­te Ab­schluss­kos­ten darf einen Drit­tel der In­ven­tar­de­ckungs­rück­stel­lun­gen nicht über­schrei­ten, so­fern der Ver­si­che­rungs­neh­mer oder die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin die Prä­mi­en für drei Jah­re be­zahlt hat.

3Die FIN­MA kann sich für die Ge­neh­mi­gung auf einen Be­richt des ver­ant­wort­li­chen Ak­tuars oder der ver­ant­wort­li­chen Ak­tua­rin stüt­zen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 128 Kapitaloption  

Ge­währt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ei­ne Ka­pi­ta­l­op­ti­on, so ist die Ka­pi­tal­leis­tung in den Ver­trags­grund­la­gen fest­zu­hal­ten. Da­bei darf das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kei­ne Rück­kaufsab­zü­ge vor­neh­men.

Art. 129 Beschränkung von Policendarlehen  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men darf Dar­le­hen nur auf rück­kaufs­fä­hi­gen Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen ge­wäh­ren (Po­li­cen­dar­le­hen).

2Die Sum­me der Po­li­cen­dar­le­hen, wel­che das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ei­nem Ver­si­che­rungs­neh­mer oder ei­ner Ver­si­che­rungs­neh­me­rin ge­währt, darf den ak­tu­el­len Rück­kaufs­wert des Ver­si­che­rungs­ver­tra­ges nicht über­stei­gen.

3. Abschnitt: Anforderungen an Lebensversicherungsverträge

Art. 130 Überschussbeteiligung  

Wird ein An­recht auf Über­schuss­be­tei­li­gung vor­ge­se­hen, so weist das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men in den Ver­trags­grund­la­gen ins­be­son­de­re hin:

a.
auf die Mo­da­li­tä­ten der Über­schuss­zu­tei­lung, ins­be­son­de­re auf den An­teil, der jähr­lich und der erst bei Ver­trags­ab­lauf zu­ge­wie­sen wird;
b.
auf den Zeit­punkt, in dem die ers­te Über­schuss­zu­tei­lung er­folgt;
c.
dar­auf, ob die Über­schuss­zu­tei­lung vor- oder nach­schüs­sig er­folgt;
d.
auf die Ver­wen­dung des jähr­lich zu­ge­teil­ten An­teils;
e.
auf die Tat­sa­che, dass der Ver­si­che­rungs­neh­mer oder die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin jähr­lich über die Zu­tei­lung und den Stand der ihm oder ihr zu­ge­teil­ten Über­schussan­tei­le ori­en­tiert wird;
f.
auf die Mo­da­li­tä­ten ei­ner Än­de­rung des be­ste­hen­den Über­schuss­sys­tems wäh­rend der Ver­trags­lauf­zeit und die Pflicht, ei­ne sol­che Än­de­rung vor­gän­gig der FIN­MA mit­zu­tei­len.
Art. 131 Versicherung von Kindern  

1Stirbt ein im Rah­men ei­ner To­des­fall­ver­si­che­rung oder Un­fall­tod­zu­satz­ver­si­che­rung ver­si­cher­tes Kind, be­vor es zwei Jah­re und sechs Mo­na­te alt ist, so darf das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ein To­des­fall­ka­pi­tal von höchs­tens 2500 Fran­ken aus­be­zah­len. Stirbt das Kind, be­vor es das zwölf­te Le­bens­jahr vollen­det hat, so darf das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men aus sämt­li­chen bei ihm be­ste­hen­den Ver­si­che­run­gen auf das Le­ben des Kin­des ein To­des­fall­ka­pi­tal von höchs­tens 20 000 Fran­ken aus­be­zah­len.

2Ist die Sum­me der Prä­mi­en, auf­ge­zinst um 5 Pro­zent, die für das Kind ge­leis­tet wur­den, hö­her als die To­des­fall­sum­me nach Ab­satz 1, so ist die auf­ge­zins­te Prä­mi­en­sum­me zu­rück­zu­er­stat­ten.

Art. 132 Prämienanpassungsklauseln  

1Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men darf die Prä­mi­en ei­nes lau­fen­den Ver­si­che­rungs­ver­tra­ges nur dann an neue Ge­ge­ben­hei­ten an­pas­sen, wenn dies in den Ver­trags­grund­la­gen aus­drück­lich vor­ge­se­hen ist.

2Es darf kei­ne Prä­mi­enan­pas­sungs­klau­sel vor­se­hen, die Ta­rif­ga­ran­ti­en auf­hebt.

3Es darf kei­ne An­pas­sun­gen bei lau­fen­der Ren­te vor­se­hen.

4Prä­mi­enan­pas­sun­gen kön­nen nur vor­ge­nom­men wer­den, wenn sich die der Prä­mi­en­be­rech­nung zu­grun­de lie­gen­den Ver­hält­nis­se er­heb­lich ge­än­dert ha­ben.

4. Abschnitt: Restschuldversicherungsverträge

Art. 133 Begriff  

Als Rest­schuld­ver­si­che­run­gen gel­ten tem­po­rä­re Ver­si­che­run­gen auf den To­des­fall zur Si­cher­stel­lung pe­ri­odi­scher Ra­ten im Zu­sam­men­hang mit Kauf-, Kre­dit-, Miet-, Lea­sing- oder In­vest­ment­ver­trä­gen (Ein­zel­ver­trä­ge). Das Ri­si­ko der Er­werbs­un­fä­hig­keit kann mit­ver­si­chert wer­den.

Art. 134 Vertragsinhalt  

1Der Kol­lek­tiv­ver­si­che­rungs­ver­trag und die da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Ein­zel­ver­trä­ge ent­hal­ten al­le für die Ver­si­cher­ten re­le­van­ten Be­stim­mun­gen be­züg­lich ih­rer Rech­te und Pflich­ten. Sie re­geln ins­be­son­de­re, wel­che Aus­wir­kun­gen der Ab­lauf, die vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung oder ei­ne Sus­pen­si­on des Kol­lek­tiv­ver­tra­ges so­wie die vor­zei­ti­ge Rück­zah­lung der Rest­schuld und ei­ne Hand­än­de­rung auf das ein­zel­ne Ver­trags­ver­hält­nis ha­ben.

2Im Kol­lek­tiv­ver­si­che­rungs­ver­trag und in den da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Ein­zel­ver­trä­gen ist aus­ser­dem fest­zu­hal­ten, dass:

a.
der Ver­si­che­rungs­neh­mer oder die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin den Ver­si­cher­ten höchs­tens die ihm oder ihr vom Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­rech­ne­ten Prä­mi­en­be­trä­ge in­klu­si­ve Stem­pel über­wälzt;
b.
der Ver­si­che­rungs­neh­mer oder die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin sich den An­spruch des Ver­si­cher­ten oder der Ver­si­cher­ten auf Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen höchs­tens im Um­fan­ge der je­wei­li­gen Rest­schuld ab­tre­ten las­sen kann;
c.
nicht ver­brauch­te Prä­mi­en­an­tei­le nach Ar­ti­kel 135 an den Ver­si­cher­ten oder die Ver­si­cher­te zu­rück­ver­gü­tet wer­den, so­weit die­ser oder die­se an die nicht- ver­brauch­te Prä­mie Bei­trä­ge ge­leis­tet hat;
d.
die Rest­schuld des Ver­si­cher­ten oder der Ver­si­cher­ten im Um­fang der Leis­tun­gen des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens an den Ver­si­che­rungs­neh­mer oder die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin als ge­tilgt gilt.
Art. 135 Rückerstattung nicht verbrauchter Prämienanteile  

1Bei vor­zei­ti­ger Be­en­di­gung des Ein­zel­ver­tra­ges er­stat­tet das Ver­si­che­rungs- un­ter­neh­men dem Ver­si­che­rungs­neh­mer oder der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin die nicht ver­brauch­ten Prä­mi­en­an­tei­le zu­rück.

2Die Rück­er­stat­tung er­folgt di­rekt an den Ver­si­cher­ten oder die Ver­si­cher­te, so­fern sich das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men im Kol­lek­tiv­ver­trag da­zu ver­pflich­tet hat.

2. Kapitel: Vorschriften betreffend die Überschüsse in der Lebensversicherung ausserhalb der beruflichen Vorsorge

Art. 136 Überschussfonds  

1Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men bil­den für den Teil aus­ser­halb der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge einen Über­schuss­fonds. Der Über­schuss­fonds ist ei­ne ver­si­che­rung­stech- ni­sche Bi­lanz­po­si­ti­on zur Be­reit­stel­lung der den Ver­si­che­rungs­neh­mern und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen zu­ste­hen­den Über­schussan­tei­le.

2Im Über­schuss­fonds wird der dem Ver­si­cher­ten­kol­lek­tiv zu­ge­wie­se­ne Teil des er­wirt­schaf­te­ten Jah­res­über­schus­ses the­sau­riert.

3Über­schussan­tei­le an die Ver­si­che­rungs­neh­mer und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen dür­fen nur dem Über­schuss­fonds ent­nom­men wer­den.

4Jähr­lich sind dem Über­schuss­fond min­des­tens 20 Pro­zent der dar­in an­ge­sam­mel­ten Über­schüs­se zu ent­neh­men und den Ver­si­che­rungs­neh­mern und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen zu­zu­tei­len.

5Fehl­be­trä­ge dür­fen dem Über­schuss­fonds nur ent­nom­men wer­den, wenn die Er­trä­ge des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens für die ge­schäfts­plan­mäs­si­ge Be­stel­lung der tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen nicht aus­rei­chen.

Art. 137 Zuteilung der Überschussanteile  

1Die Über­schuss­zu­tei­lung ist nach an­er­kann­ten ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­schen Me­tho­den und un­ter Ver­mei­dung miss­bräuch­li­cher Un­gleich­be­hand­lun­gen vor­zu- neh­men.

2So­bald die Über­schussan­tei­le den ein­zel­nen Ver­si­che­rungs­neh­mern und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen zu­ge­teilt sind, gel­ten sie als ge­schul­det. Sie sind den An­spruchs­be­rech­tig­ten ent­spre­chend den ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen aus­zu­schüt­ten oder, falls die ver­zins­li­che An­samm­lung der Über­schussan­tei­le ver­ein­bart wur­de, in ei­ner ei­gens da­für ge­schaf­fe­nen ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Bi­lanz­po­si­ti­on aus­zu­wei­sen.

3Das Sys­tem der Über­schuss­be­tei­li­gung darf wäh­rend der Lauf­zeit ei­nes Ver­tra­ges nicht zu Un­guns­ten des Ver­si­che­rungs­neh­mers oder der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin ge­än­dert wer­den.

Art. 138 Schlussüberschuss  

1Sieht der Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­trag einen Schluss­über­schussan­teil vor, so ist da­für ei­ne ge­son­der­te, ver­trag­s­in­di­vi­du­el­le Rück­stel­lung zu bil­den und jähr­lich zu ali­men­tie­ren. Der Schluss­über­schussan­teil darf nicht nur aus der Er­trags­si­tua­ti­on beim Ab­lauf des Ver­trags ab­ge­lei­tet wer­den.

2Der An­teil der Rück­stel­lun­gen für den Schluss­über­schussan­teil, der bei voll­stän­di­ger oder teil­wei­ser Auf­lö­sung des Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­tra­ges vor Ver­trags­ab­lauf in­fol­ge Tod oder Rück­kauf frei wird, ist dem Über­schuss­fonds gut­zu­schrei­ben, so­fern er nicht dem Ver­si­che­rungs­neh­mer oder der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin aus­be­zahlt wird.

3Ist der Schluss­über­schussan­teil die wich­tigs­te Über­schuss­kom­po­nen­te des Ver­tra­ges, so muss das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men dem Ver­si­che­rungs­neh­mer oder der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin bei Tod oder Rück­kauf einen an­ge­mes­se­nen Teil des an­ge­sam­mel­ten Schluss­über­schussan­teils ver­trag­lich zu­si­chern.

3. Kapitel: Besondere Bestimmungen für die Versicherungen der beruflichen Vorsorge

1. Abschnitt: Jährliche Betriebsrechnung und Informationspflichten

Art. 139 Jährliche Betriebsrechnung  

1Für die Ver­si­che­run­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge ist ei­ne ge­son­der­te Be­triebs­rech­nung zu füh­ren. Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens für die Ver­si­che­run­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge sind als Be­stand­teil in der Be­triebs­rech­nung auf­zu­füh­ren.

2Ver­mö­gens­wer­te kön­nen nur zum Buch­wert von der Be­triebs­rech­nung für die be­ruf­li­che Vor­sor­ge zu der­je­ni­gen für das üb­ri­ge Ge­schäft über­tra­gen wer­den und um­ge­kehrt. Die Dif­fe­renz zwi­schen Buch­wert und Markt­wert wird in der Be­triebs­rech­nung für die be­ruf­li­che Vor­sor­ge als Ge­winn be­zie­hungs­wei­se als Ver­lust ver­bucht. Fehlt ein Markt­wert, so be­stimmt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die markt­na­he Be­wer­tung. Die FIN­MA muss die Be­wer­tungs­me­tho­de ge­neh­mi­gen.

Art. 140 Informationspflichten  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über­gibt den Ver­si­che­rungs­neh­mern und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen in­ner­halb von fünf Mo­na­ten nach dem Bi­lanz­stich­tag:

a.
die Be­triebs­rech­nung für die Ver­si­che­run­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge;
b.
die An­ga­ben zur Er­mitt­lung der Über­schuss­zu­wei­sung und -zu­tei­lung, und
c.
al­le wei­te­ren In­for­ma­tio­nen, wel­che die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und Ver­si­che­rungs­neh­mer zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen In­for­ma­ti­ons­pflich­ten be­nö­ti­gen.

2. Abschnitt: Überschussbeteiligung

Art. 141 Anspruch auf Überschussanteile  

1Die Ver­si­che­rungs­neh­mer und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen ha­ben An­spruch auf Über­schussan­tei­le ge­mä­ss die­sem Ab­schnitt.

2Die Über­schussan­tei­le sind un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 152 Ab­satz 3 erst­mals nach Ab­lauf des ers­ten Ver­si­che­rungs­jahrs zu­zu­tei­len.

Art. 142 Grundsätze zur Ermittlung  

1Die Über­schuss­zu­wei­sung ist auf der Grund­la­ge der Be­triebs­rech­nung zu er­mit­teln. Da­bei sind die Er­folgs­po­si­tio­nen nach Spar-, Ri­si­ko- und Kos­ten­pro­zess auf­zu­tei­len.

2Die Über­schuss­zu­wei­sung ist min­des­tens ein­mal jähr­lich zu er­mit­teln.

Art. 143 Sparprozess und Sparkomponente  

1Der Spar­pro­zess bein­hal­tet:

a.
die Äuf­nung des Al­ters­gut­ha­bens;
b.
die Um­wand­lung des Al­ters­gut­ha­bens in Al­ters­ren­ten;
c.
die Ab­wick­lung lau­fen­der Al­ters­ren­ten und da­mit ver­bun­de­ner Pen­sio­nier­ten­kin­der­ren­ten.

2Der Er­trag im Spar­pro­zess (Spar­kom­po­nen­te) ent­spricht den Ka­pi­tal­er­trä­gen in der Be­triebs­rech­nung ab­züg­lich der Ka­pi­tal­an­la­ge- und Ka­pi­tal­ver­wal­tungs­kos­ten (Net­to­ka­pi­tal­er­trag).

3Der Auf­wand im Spar­pro­zess ent­spricht den Auf­wen­dun­gen für die tech­ni­sche Ver­zin­sung zum ga­ran­tier­ten Zins­satz und für die Ab­wick­lung lau­fen­der Al­ters­ren­ten und Pen­sio­nier­ten­kin­der­ren­ten so­wie für die Ab­wick­lung von Frei­zü­gig­keits­po­li­cen.

Art. 144 Risikoprozess und Risikokomponente  

1Der Ri­si­ko­pro­zess bein­hal­tet:

a.
die Aus­zah­lung von To­des­fall­leis­tun­gen und de­ren Ab­wick­lung in Form von Ka­pi­tal­leis­tun­gen, Wit­wen-, Wit­wer- und Wai­sen­ren­ten;
b.
die Aus­zah­lung von In­va­li­di­täts­leis­tun­gen und de­ren Ab­wick­lung in Form von In­va­li­di­täts­ka­pi­tal, In­va­li­di­täts­ren­ten, In­va­li­den­kin­der­ren­ten und Prä­mi­en­be­frei­ung, und
c.
die Ab­wick­lung der mit lau­fen­den Al­ters­ren­ten ver­bun­de­nen An­wart­schaf­ten und der sich dar­aus er­ge­ben­den Hin­ter­blie­be­nen­ren­ten.

2Der Er­trag im Ri­si­ko­pro­zess (Ri­si­ko­kom­po­nen­te) ent­spricht den an­ge­fal­le­nen Ri­si­ko­prä­mi­en.

3Der Auf­wand im Ri­si­ko­pro­zess ent­spricht den Auf­wen­dun­gen im Zu­sam­men­hang mit Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen und Scha­den­be­ar­bei­tung, ins­be­son­de­re den Auf­wen­dun­gen für die Bil­dung des De­ckungs­ka­pi­tals von neu­en In­va­li­den- und Hin­ter­blie­be­nen­ren­ten, für die Ab­wick­lung lau­fen­der In­va­li­den- und Hin­ter­blie­be­nen­ren­ten so­wie für den Ein­be­zug des Rück­ver­si­che­rungs­er­geb­nis­ses.

Art. 145 Kostenprozess und Kostenkomponente  

1Der Kos­ten­pro­zess bein­hal­tet die Auf­wen­dun­gen für Ver­wal­tung und Ver­trieb von Ver­si­che­rungs­lö­sun­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge. Die Ab­wick­lung lau­fen­der Al­ters-, Hin­ter­blie­be­nen- und In­va­li­di­täts­ren­ten wird nicht im Kos­ten­pro­zess ge­führt.

2Der Er­trag im Kos­ten­pro­zess (Kos­ten­kom­po­nen­te) ent­spricht den an­ge­fal­le­nen Kos­ten­prä­mi­en oh­ne Ein­be­zug der Ka­pi­tal­an­la­ge- und Ka­pi­tal­ver­wal­tungs­kos­ten so­wie oh­ne Ein­be­zug der Ren­tenex­kas­so- und Ab­wick­lungs­kos­ten für lau­fen­de Ren­ten.

3Der Auf­wand im Kos­ten­pro­zess ent­spricht den Ver­wal­tungs- und Be­triebs­kos­ten der Ver­si­che­run­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge.

Art. 146 Besondere Fälle  

1Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge oder Tei­le da­von, für wel­che ge­son­der­te Ein­nah­men- und Aus­ga­ben­rech­nun­gen ver­ein­bart wor­den sind, wer­den für die Er­mitt­lung der Kom­po­nen­ten nach den Ar­ti­keln 143-145 nicht be­rück­sich­tigt.

2Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge oder Tei­le da­von, für wel­che die Über­tra­gung des Ka­pi­tal- an­la­ge­ri­si­kos auf den Ver­si­che­rungs­neh­mer oder die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin ver­ein­bart wor­den ist, wer­den für die Er­mitt­lung der Spar­kom­po­nen­te nach Ar­ti­kel 143 nicht be­rück­sich­tigt.

3Rei­ne Stop Loss-Ver­trä­ge wer­den für die Er­mitt­lung der Ri­si­ko- und der Kos­ten­kom­po­nen­te nach den Ar­ti­keln 144 und 145 nicht be­rück­sich­tigt.

4Die Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge nach den Ab­sät­zen 1-3 sind in der Be­triebs­rech­nung für die ent­spre­chen­den Pro­zes­se se­pa­rat aus­zu­wei­sen.

5Für die­se Ver­trä­ge gel­ten die Ar­ti­kel 152 Ab­satz 3 und 153 Ab­satz 1 zwei­ter Teil­satz nicht.

Art. 147 Mindestquote und Ausschüttungsquote  

1Ein Teil der Kom­po­nen­ten nach den Ar­ti­keln 143-145 muss zu Guns­ten der Ver­si­che­rungs­neh­mer und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen ver­wen­det wer­den (Aus­schüt- tungs­quo­te). Die Aus­schüt­tungs­quo­te muss min­des­tens 90 Pro­zent der Kom­po­nen­ten um­fas­sen (Min­dest­quo­te).

2Ent­spre­chen die Spar­kom­po­nen­te 6 Pro­zent oder mehr des De­ckungs­ka­pi­tals und der nach Ar­ti­kel 15 des Bun­des­ge­set­zes vom 25. Ju­ni 19821 über die be­ruf­li­che Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge (BVG) fest­ge­leg­te BVG-Min­dest­zins­satz zwei Drit­tel oder we­ni­ger die­ses Sat­zes in Pro­zen­ten, so sind die Über­schüs­se wie folgt zu ver­tei­len:

a.
der Net­to­ka­pi­tal­er­trag auf der Sol­va­bi­li­täts­s­pan­ne zu Guns­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens;
b.
90 Pro­zent des Er­geb­nis­ses zu Guns­ten der Ver­si­che­rungs­neh­mer und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und 10 Pro­zent zu Guns­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens. Un­ter Er­geb­nis ist der po­si­ti­ve Ge­samt­sal­do nach Ar­ti­kel 149 Ab­sät­ze 1 und 3 ab­züg­lich der ge­schäfts­plan­mäs­sig vor­ge­se­he­nen Bil­dung von Rück­stel­lun­gen nach Ar­ti­kel 149 Ab­satz 1 Buch­sta­be a zu ver­ste­hen.

3Braucht ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zur Er­fül­lung der Sol­venzan­for­de­run­gen zu­sätz­li­che Ei­gen­mit­tel oder steht der An­teil an der Dif­fe­renz zwi­schen der Sum­me der Kom­po­nen­ten und der Aus­schüt­tungs­quo­te, der dem Ei­gen­ka­pi­tal zu­ge­wie­sen wird, in ei­nem Miss­ver­hält­nis zur Zu­wei­sung an den Über­schuss­fonds, so hat es dies der FIN­MA zu mel­den. Die­se kann auf An­trag oder von Am­tes we­gen ei­ne von den Ab­sät­zen 1 und 2 ab­wei­chen­de Re­ge­lung ver­fü­gen.

4Die Aus­schüt­tungs­quo­te ist zu­sam­men mit dem Nach­weis der Ver­wen­dung zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten.


Art. 148 Verwendung der Ausschüttungsquote  

1Die Aus­schüt­tungs­quo­te wird zu­erst für die Auf­wän­de im Spar-, Ri­si­ko- und Kos­ten­pro­zess ver­wen­det.

2Der Ge­samt­sal­do ent­spricht der Aus­schüt­tungs­quo­te ab­züg­lich der Auf­wän­de im Spar-, Ri­si­ko- und Kos­ten­pro­zess.

Art. 149 Verfahren bei positivem Gesamtsaldo  

1Ein po­si­ti­ver Ge­samt­sal­do wird nach Mass­ga­be des Ge­schäfts­plans des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens her­an­ge­zo­gen zur:

a.
Bil­dung von Rück­stel­lun­gen für:
1.
das Lang­le­big­keits­ri­si­ko,
2.
künf­ti­ge De­ckungs­lücken bei Ren­ten­um­wand­lung,
3.
ge­mel­de­te, aber noch nicht er­le­dig­te Ver­si­che­rungs­fäl­le ein­sch­liess­lich De­ckungs­ka­pi­tal­ver­stär­kun­gen für In­va­li­den- und Hin­ter­blie­be­nen­ren­ten,
4.
ein­ge­tre­te­ne, aber noch nicht ge­mel­de­te Ver­si­che­rungs­fäl­le,
5.
Scha­den­schwan­kun­gen,
6.
Wert­schwan­kun­gen der Ka­pi­tal­an­la­gen,
7.
Zins­ga­ran­ti­en,
8.
Ta­rif­um­stel­lun­gen und -sa­nie­run­gen;
b.
De­ckung der Kos­ten für zu­sätz­li­ches, mit Zu­stim­mung der FIN­MA auf­ge­nom­me­nes Ri­si­ko­ka­pi­tal;
c.
Spei­sung des Über­schuss­fonds.

2Nicht mehr be­nö­tig­te Rück­stel­lun­gen, die nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a ge­bil­det wor­den sind, sind dem Über­schuss­fonds zu­zu­wei­sen.

3Ri­si­ko­ka­pi­tal nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b darf nur mit Zu­stim­mung der Auf­sichts­be­hör­de auf­ge­nom­men wer­den; es kann zur Er­fül­lung auf­sichts­recht­li­cher Vor- schrif­ten oder, im In­ter­es­se der Ver­si­cher­ten, zur Ver­bes­se­rung des Ka­pi­tal­an­la­ge­er­trags ein­ge­setzt wer­den.

Art. 150 Verfahren bei negativem Gesamtsaldo  

Bei ne­ga­ti­vem Ge­samt­sal­do sind nach­ein­an­der fol­gen­de Mass­nah­men zu tref­fen, bis der Fehl­be­trag ge­deckt ist:

a.
Nicht mehr be­nö­tig­te Rück­stel­lun­gen sind auf­zu­lö­sen;
b.
Die Aus­schüt­tungs­quo­te muss er­höht wer­den;
c.
Der rest­li­che Fehl­be­trag wird höchs­tens im Um­fang des vor­han­de­nen Über­schuss­fonds vor­ge­tra­gen und im Fol­ge­jahr mit dem Über­schuss­fonds ver­rech­net;
d.
Der rest­li­che Fehl­be­trag wird aus den frei­en Ei­gen­mit­teln ge­deckt.
Art. 151 Überschussfonds  

1Der Über­schuss­fonds ist ei­ne ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Bi­lanz­po­si­ti­on zur Be­reit- stel­lung der den Ver­si­che­rungs­neh­mern und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen zu­ste­hen­den Über­schussan­tei­le.

2Die dem Über­schuss­fonds gut­ge­schrie­be­nen Be­trä­ge dür­fen un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 150 Buch­sta­be c aus­sch­liess­lich zur Zu­tei­lung von Über­schussan­tei­len an die Ver­si­che­rungs­neh­mer und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen ver­wen­det wer­den.

Art. 152 Bedingungen für die Zuteilung der Überschussanteile  

1Die Über­schussan­tei­le für die Ver­si­che­rungs­neh­mer und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen sind aus­sch­liess­lich dem Über­schuss­fonds zu ent­neh­men.

2Mit­tel, die dem Über­schuss­fonds zu­ge­wie­sen wer­den, sind spä­tes­tens in­nert fünf Jah­ren den Ver­si­che­rungs­neh­mern und Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen zu­zu­tei­len.

3Bei ei­nem ne­ga­ti­ven Ge­samt­sal­do dür­fen für das be­tref­fen­de Jahr kei­ne Über­schuss- an­tei­le zu­ge­teilt wer­den.

Art. 153 Grundsätze für die Zuteilung der Überschussanteile  

1Die im Über­schuss­fonds an­ge­sam­mel­ten Über­schussan­tei­le sind nach an­er­kann­ten ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Me­tho­den zu­zu­tei­len, je­doch pro Jahr im Um­fang von höchs­tens zwei Drit­teln des Über­schuss­fonds.

2Die Zu­tei­lung der Über­schussan­tei­le an die Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen er­folgt ent­spre- chend dem an­tei­li­gen De­ckungs­ka­pi­tal, dem Scha­den­ver­lauf der ver­si­cher­ten Ri­si­ken und dem ver­ur­sach­ten Ver­wal­tungs­auf­wand so­wie un­ter Be­rück­sich­ti­gung von Ar­ti­kel 68a BVG1.

3Die FIN­MA kann aus be­son­de­ren Grün­den Ab­wei­chun­gen von der Zwei-Drit­tel­Re­gel in Ab­satz 1 ver­fü­gen.


Art. 154  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

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