Bundesgesetz
über die Ausländerinnen und Ausländer
und über die Integration
(Ausländer- und Integrationsgesetz, AIG)1

vom 16. Dezember 2005 (Stand am 1. September 2023)

1 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Integration), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).


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Art. 85 Ausgestaltung der vorläufigen Aufnahme

1 Der Aus­weis für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen (Art. 41 Abs. 2) wird vom Auf­ent­halts­kan­ton zur Kon­trol­le für höchs­tens zwölf Mo­na­te aus­ge­stellt und un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 84 ver­län­gert.

2 Für die Ver­tei­lung der vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen ist Ar­ti­kel 27 AsylG257 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

3 Das Ge­such um einen Kan­tons­wech­sel ist von den vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen beim SEM ein­zu­rei­chen. Die­ses ent­schei­det un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 4 über den Kan­tons­wech­sel nach An­hö­rung der be­trof­fe­nen Kan­to­ne end­gül­tig.

4 Der Ent­scheid über den Kan­tons­wech­sel kann nur mit der Be­grün­dung an­ge­foch­ten wer­den, er ver­let­ze den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie.

5 Die vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen kön­nen ih­ren Wohn­ort im Ge­biet des bis­he­ri­gen oder des zu­ge­wie­se­nen Kan­tons frei wäh­len. Die kan­to­na­len Be­hör­den kön­nen vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen, die nicht als Flücht­lin­ge an­er­kannt wur­den und So­zi­al­hil­fe be­zie­hen, in­ner­halb des Kan­tons ei­nem Wohn­ort oder ei­ner Un­ter­kunft zu­wei­sen.258

6259

7 Ehe­gat­ten und le­di­ge Kin­der un­ter 18 Jah­ren von vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen und vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Flücht­lin­gen kön­nen frü­he­s­tens drei Jah­re nach An­ord­nung der vor­läu­fi­gen Auf­nah­me nach­ge­zo­gen und in die­se ein­ge­schlos­sen wer­den, wenn:

a.
sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung vor­han­den ist; und
c.
die Fa­mi­lie nicht auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen ist;
d.260
sie sich in der am Wohn­ort ge­spro­che­nen Lan­des­s­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen; und
e.261
die nach­zie­hen­de Per­son kei­ne jähr­li­chen Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem ELG262 be­zieht oder we­gen des Fa­mi­li­ennach­zugs be­zie­hen könn­te.

7bis Für die Er­tei­lung der vor­läu­fi­gen Auf­nah­me ist an­stel­le der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 7 Buch­sta­be d die An­mel­dung zu ei­nem Sprach­för­de­rungs­an­ge­bot aus­rei­chend.263

7ter Bei le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren fin­det die Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 7 Buch­sta­be d kei­ne An­wen­dung. Von die­ser Vor­aus­set­zung kann zu­dem ab­ge­wi­chen wer­den, wenn wich­ti­ge Grün­de nach Ar­ti­kel 49a Ab­satz 2 vor­lie­gen.264

8 Hat das SEM bei der Prü­fung des Nach­zugs nach Ab­satz 7 An­halts­punk­te da­für, dass ein Un­gül­tig­keits­grund nach Ar­ti­kel 105 Zif­fer 5 oder 6 ZGB265 vor­liegt, so mel­det es dies der nach Ar­ti­kel 106 ZGB zu­stän­di­gen Be­hör­de. Das Ge­such um Nach­zug wird bis zur Ent­schei­dung die­ser Be­hör­de sis­tiert. Er­hebt die Be­hör­de Kla­ge, so wird das Ge­such bis zum Vor­lie­gen des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils sis­tiert.266

257 SR 142.31

258 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

259 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

260 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

261 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

262 SR 831.30

263 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

264 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

265 SR 210

266 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

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