Bundesgesetz
über die Ausländerinnen und Ausländer
und über die Integration
(Ausländer- und Integrationsgesetz, AIG)1

1 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Integration), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).


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Art. 81 Haftbedingungen 234

1 Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass ei­ne von der in­haf­tier­ten Aus­län­de­rin oder dem in­haf­tier­ten Aus­län­der be­zeich­ne­te Per­son in der Schweiz be­nach­rich­tigt wird. Die in­haf­tier­te Per­son kann mit ih­rer Rechts­ver­tre­te­rin oder ih­rem Rechts­ver­tre­ter so­wie mit Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen und Kon­su­l­ar­be­hör­den münd­lich und schrift­lich ver­keh­ren.

2 Die Haft ist in Haf­tein­rich­tun­gen zu voll­zie­hen, die dem Voll­zug der Vor-be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- und Durch­set­zungs­haft die­nen. Ist dies ins­be­son­de­re aus Ka­pa­zi­täts­grün­den in Aus­nah­me­fäl­len nicht mög­lich, so sind die in­haf­tier­ten Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der ge­son­dert von Per­so­nen in Un­ter­su­chungs­haft oder im Straf­voll­zug un­ter­zu­brin­gen.235

3 Den Be­dürf­nis­sen von Schutz­be­dürf­ti­gen, un­be­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen und Fa­mi­li­en mit Min­der­jäh­ri­gen ist bei der Aus­ge­stal­tung der Haft Rech­nung zu tra­gen.236

4 Zu­dem rich­ten sich die Haft­be­din­gun­gen:

a.
bei Rück­füh­run­gen in einen Dritt­staat: nach den Ar­ti­keln 16 Ab­satz 3 und 17 der Richt­li­nie 2008/115/EG237;
b.
bei Du­blin-Über­stel­lun­gen: nach Ar­ti­kel 28 Ab­satz 4 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013238;
c.239
nach Ar­ti­kel 37 des Über­ein­kom­mens vom 20. No­vem­ber 1989240 über die Rech­te des Kin­des.241

5 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann an­ord­nen, dass die Mög­lich­kei­ten ei­ner in­haf­tier­ten Aus­län­de­rin oder ei­nes in­haf­tier­ten Aus­län­ders ein­ge­schränkt wer­den, mit be­stimm­ten Per­so­nen oder Per­so­nen­grup­pen di­rekt oder über Dritt­per­so­nen in Kon­takt zu ste­hen, wenn:

a.
die be­tref­fen­de Per­son Er­kennt­nis­sen der Po­li­zei- oder Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den von Bund und Kan­to­nen zu­fol­ge ei­ne kon­kre­te Ge­fahr für die in­ne­re oder äus­se­re Si­cher­heit dar­stellt; und
b.
an­de­re Mass­nah­men er­folg­los ge­blie­ben sind oder nicht zur Ver­fü­gung ste­hen.242

6 Er­weist sich die Ein­schrän­kung nach Ab­satz 5 als nicht aus­rei­chend, um der Ge­fähr­dung der in­ne­ren oder äus­se­ren Si­cher­heit wirk­sam ent­ge­gen­zu­tre­ten, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de Ein­zel­haft an­ord­nen.243

234 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

235 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

236 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

237 Richt­li­nie 2008/115/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 16. Dez. 2008 über ge­mein­sa­me Nor­men und Ver­fah­ren in den Mit­glied­staa­ten zur Rück­füh­rung il­le­gal auf­häl­ti­ger Dritt­staats­an­ge­hö­ri­ger, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 348 vom 24.12.2008, S. 98.

238 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 64a Abs. 1.

239 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

240 SR 0.107

241 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

242 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

243 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

BGE

149 II 6 (2C_765/2022) from 13. Oktober 2022
Regeste: Art. 16 Abs. 1 der Richtlinie 2008/115/EG (Rückführungsrichtlinie); Art. 80 Abs. 4 und Art. 81 Abs. 2 AIG (Fassung gemäss Ziff. I des Bundesgesetzes vom 14. Dezember 2018 [Verfahrensregelungen und Informationssysteme], in Kraft seit 1. Juni 2019); Haftbedingungen für ausländerrechtlich festgehaltene Personen; Zugang zum Internet. Bestätigung der Rechtsprechung (BGE 146 II 201), wonach ausländerrechtliche Festhaltungen grundsätzlich in einer speziellen, nur zu diesem Zweck bestimmten Vollzugsanstalt zu erfolgen haben (E. 4.1). Die baulichen, organisatorischen und personellen Gegebenheiten der Vollzugsinstitution sollen den administrativen Charakter der Festhaltung zum Ausdruck bringen. Die mit der Festhaltung verbundenen Beschränkungen der Grundrechte dürfen hinsichtlich der Erforderlichkeit - besondere Situationen im Einzelfall vorbehalten - nicht weiter gehen, als dies für den Vollzug der Weg-, Aus- oder Landesverweisung nötig ist (E. 4.2). Konkrete bauliche, organisatorische und personelle Verhältnisse im Regionalgefängnis Moutier (E. 4.3). Die Haftbedingungen sind im konkreten Fall anzupassen, soweit der Beschwerdeführer über 18 Stunden in einer Zelle eingeschlossen ist (E. 5.1). Der Anspruch ausländerrechtlich inhaftierter Personen auf angemessene soziale Kontakte und Kontaktmöglichkeiten nach aussen umfasst eine - allenfalls zeitlich und örtlich beschränkte - Zugriffsmöglichkeit auf das Internet (E. 5.2). Die Verweigerung des Gebrauchs von privaten Mobiltelefonen ist mit Blick auf die konkrete Regelung im Regionalgefängnis Moutier nicht unverhältnismässig (E. 5.3).

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