Verordnung 1
zum Arbeitsgesetz
(ArGV 1)

vom 10. Mai 2000 (Stand am 10. März 2022)


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Art. 45 Obligatorische medizinische Untersuchung und Beratung 25

(Art. 6 Abs. 2 und 17c Abs. 2 und 3 ArG)

1 Die me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung und Be­ra­tung ist ob­li­ga­to­risch für Ju­gend­li­che, die dau­ernd oder re­gel­mäs­sig wie­der­keh­ren­de Nacht­ar­beit leis­ten, und für Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­neh­me­rin­nen, die dau­ernd oder re­gel­mäs­sig wie­der­keh­ren­de Nacht­ar­beit leis­ten und da­bei in er­höh­tem Aus­mass be­las­ten­de oder ge­fähr­li­che Tä­tig­kei­ten ver­rich­ten oder be­las­ten­den oder ge­fähr­li­chen Si­tua­tio­nen aus­ge­setzt sind. Be­las­ten­de und ge­fähr­li­che Tä­tig­kei­ten oder Si­tua­tio­nen sind:

a.
ge­hör­schä­di­gen­der Lärm, star­ke Er­schüt­te­run­gen und Ar­beit in Hit­ze oder in Käl­te;
b.
Luft­schad­stof­fe, wenn de­ren Kon­zen­tra­ti­on mehr als 50 Pro­zent der ma­xi­ma­len Ar­beits­platz-Kon­zen­tra­ti­on ge­sund­heits­ge­fähr­den­der Stof­fe ge­mä­ss den Richt­li­ni­en be­trägt, die die Schwei­ze­ri­sche Un­fall­ver­si­che­rungs­an­stalt ge­stützt auf Ar­ti­kel 50 Ab­satz 3 der Ver­ord­nung vom 19. De­zem­ber 198326 über die Un­fall­ver­hü­tung er­las­sen hat;
c.
aus­ser­or­dent­li­che phy­si­sche, psy­chi­sche und men­ta­le Be­las­tun­gen;
d.
Ar­beit als al­lein ar­bei­ten­de Per­son in ei­nem Be­trieb oder Be­triebs­teil;
e.
ver­län­ger­te Dau­er der Nacht­ar­beit und Nacht­ar­beit oh­ne Wech­sel mit Ta­ges­ar­beit.

2 Die me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung und Be­ra­tung er­folgt erst­mals vor An­tritt zu ei­ner in Ab­satz 1 ge­nann­ten Tä­tig­keit und da­nach al­le zwei Jah­re. Sie kann mit der ver­kehrs­me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chung nach Ar­ti­kel 27 der Ver­kehrs­zu­las­sungs­ver­ord­nung vom 27. Ok­to­ber 197627 ko­or­di­niert wer­den, wenn die­se die für die Be­ur­tei­lung der Eig­nung zur Nacht­ar­beit mass­ge­bli­chen Aspek­te be­rück­sich­tigt. In die­sem Fall kann der Ab­stand zwi­schen den ein­zel­nen me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chun­gen und Be­ra­tun­gen um bis zu ei­nem Jahr ver­län­gert wer­den.

3 Der un­ter­su­chen­de Arzt oder die un­ter­su­chen­de Ärz­tin teilt dem be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer oder der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­me­rin und dem Ar­beit­ge­ber die Schluss­fol­ge­run­gen hin­sicht­lich der Eig­nung oder Nicht­eig­nung mit.

4 Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die nach Fest­stel­lung des Arz­tes oder der Ärz­tin nicht ge­eig­net sind oder die sich nicht un­ter­su­chen las­sen, dür­fen für Ar­bei­ten nach Ab­satz 1 nicht in der Nacht ein­ge­setzt wer­den. Eig­net sich ein Ar­beit­neh­mer oder ei­ne Ar­beit­neh­me­rin nur be­dingt, so kann der un­ter­su­chen­de Arzt oder die un­ter­su­chen­de Ärz­tin die Be­schäf­ti­gung des be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers oder der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­me­rin ganz oder teil­wei­se in der Nacht an die Be­din­gung knüp­fen, dass der Be­trieb die als not­wen­dig er­ach­te­ten Mass­nah­men für die Er­hal­tung der Ge­sund­heit er­greift.

5 Bei be­ding­ter Eig­nung wer­den die un­ter­su­chen­den Ärz­te und Ärz­tin­nen von ih­rem ärzt­li­chen Be­rufs­ge­heim­nis ge­gen­über dem Ar­beit­ge­ber so­weit ent­bun­den, als der be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer oder die be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­me­rin, nach­dem sie oder er über das Er­geb­nis der Un­ter­su­chung in­for­miert wur­de, in die Wei­ter­lei­tung von In­for­ma­tio­nen ein­wil­ligt und es für das Tref­fen von Mass­nah­men im Be­trieb not­wen­dig ist.

25 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 18. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 4135).

26 SR 832.30

27 SR 741.51

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