Asylgesetz

vom 26. Juni 1998 (Stand am 1. Januar 2021)


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Art. 63 Widerruf

1Das SEM wi­der­ruft das Asyl oder ab­er­kennt die Flücht­lings­ei­gen­schaft:

a.
wenn die aus­län­di­sche Per­son das Asyl oder die Flücht­lings­ei­gen­schaft durch falsche An­ga­ben oder Ver­schwei­gen we­sent­li­cher Tat­sa­chen er­schli­chen hat;
b.
aus Grün­den nach Ar­ti­kel 1 Buch­sta­be C Zif­fern 1–6 der Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 19511.

1bisEs ab­er­kennt die Flücht­lings­ei­gen­schaft, wenn Flücht­lin­ge in ih­ren Hei­mat- oder Her­kunfts­staat rei­sen. Die Ab­er­ken­nung un­ter­bleibt, wenn die aus­län­di­sche Per­son glaub­haft macht, dass die Rei­se in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat auf­grund ei­nes Zwangs er­folg­te.2

2Das SEM wi­der­ruft das Asyl, wenn Flücht­lin­ge:

a.
die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ver­letzt ha­ben oder ge­fähr­den oder be­son­ders ver­werf­li­che straf­ba­re Hand­lun­gen be­gan­gen ha­ben;
b.
ein Rei­se­ver­bot nach Ar­ti­kel 59c Ab­satz 1 zwei­ter Satz AIG3 miss­ach­tet ha­ben.4

3Der Asyl­wi­der­ruf oder die Ab­er­ken­nung der Flücht­lings­ei­gen­schaft gilt ge­gen­über al­len eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Be­hör­den.

4Der Asyl­wi­der­ruf oder die Ab­er­ken­nung der Flücht­lings­ei­gen­schaft er­streckt sich nicht auf den Ehe­gat­ten und die Kin­der.5


1 SR 0.142.30
2 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).
3 SR 142.20
4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

BGE

130 III 410 () from 31. März 2004
Regeste: Entziehung der elterlichen Sorge für Kinder mit iranischer Staatsangehörigkeit und Flüchtlingsstatus; Art. 1, 2, 13 und 18 Abs. 2 des Übereinkommens über die Zuständigkeit der Behörden und das anzuwendende Recht auf dem Gebiet des Schutzes von Minderjährigen vom 5. Oktober 1961; Art. 8 Abs. 3 und 4 des Niederlassungsabkommens zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Kaiserreich Persien vom 25. April 1934; Art. 12 Abs. 1 des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28. Juli 1951. Das Minderjährigenschutzabkommen beeinträchtigt in Bezug auf das auf die Entziehung der elterlichen Sorge anwendbare Recht weder die Bestimmungen der Flüchtlingskonvention noch des schweizerisch-iranischen Niederlassungsabkommens, währenddem Art. 12 Abs. 1 der Flüchtlingskonvention dem an die Staatsangehörigkeit anknüpfenden Niederlassungsabkommen vorgeht (E. 3.1 und 3.2). Der Zivilrichter entscheidet unabhängig, wer als Flüchtling im Sinne der Flüchtlingskonvention zu gelten hat. Hat die zuständige Behörde hingegen Asyl gewährt, bindet diese Anerkennung als Flüchtling den Richter, weil damit ein Status begründet wurde, den alle schweizerischen Instanzen anzuerkennen haben (E. 3.3).

135 II 110 (2C_710/2008) from 16. Februar 2009
Regeste: Art. 1, 32 und 33 FK; Art. 10 Abs. 1 lit. a, Art. 11 und 14a-c ANAG; Art. 16 ANAV; Art. 5 und 63 ff. AsylG; Art. 83 AuG; Ausweisung eines anerkannten kambodschanischen Flüchtlings. Verhältnis zwischen ausländerrechtlicher Ausweisung, Widerruf des Asyls und vorläufiger Aufnahme (E. 2 und 3). Die Ausweisung eines anerkannten Flüchtlings, dessen Asyl widerrufen worden ist, rechtfertigt sich nur, wenn sie gestützt auf die gesamten wesentlichen Umstände verhältnismässig erscheint; dabei kann bloss die Prüfung von Aspekten, welche die Unzulässigkeit betreffen, in das Verfahren über die vorläufige Aufnahme verwiesen werden (E. 4.2). Die Ausweisung bzw. der Widerruf der Niederlassungsbewilligung trotz anerkanntem Flüchtlingsstatus setzt eine minimal konkretisierte und nicht lediglich rein abstrakte Wiederholungsgefahr voraus (E. 4.3).

139 II 65 (2C_184/2012) from 15. Dezember 2012
Regeste: Art. 33 der Genfer Flüchtlingskonvention; Art. 3 EMRK; Art. 25 Abs. 2 und 3 BV; Art. 5, 64 Abs. 1 lit. d und Art. 65 AsylG; Art. 62, 63 und 64 AuG; Koordination der die Anwesenheit in der Schweiz beendenden Verfahren gemäss AsylG und gemäss AuG. Die Rechtsprechung betreffend Art. 64 Abs. 1 lit. d AsylG in Verbindung mit Art. 10 ANAG bleibt unter der Herrschaft des AuG anwendbar. Die kantonalen Behörden können über die Nichtverlängerung oder den Widerruf einer von ihnen erteilten Anwesenheitsbewilligung entscheiden und sodann die Wegweisung verfügen und vollziehen, ohne dass vorgängig das Asyl widerrufen werden muss (E. 4). Beabsichtigt die kantonale Behörde, eine Aufenthalts- oder Niederlassungsbewilligung eines Ausländers, der über Asyl verfügt, nicht zu verlängern oder zu widerrufen und den Betroffenen in Anwendung von Art. 64 Abs. 1 lit. c AuG wegzuweisen, hat sie allerdings dafür zu sorgen, dass neben den Voraussetzungen gemäss Art. 62 ff. AuG auch die Erfordernisse nach Art. 65 AsylG beachtet sind (E. 5.1). Anwendungsvoraussetzung von Art. 65 AsylG (E. 5.2 und 5.3). Voraussetzungen für eine Abweichung vom Grundsatz des Non-Refoulement (E. 5.4). Anwendung im vorliegenden Fall (E. 6).

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