Asylgesetz
(AsylG)

vom 26. Juni 1998 (Stand am 22. November 2022)


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Art. 83 Einschränkungen der Sozialhilfeleistungen 220

1 So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen oder re­du­zier­te Leis­tun­gen nach Ar­ti­kel 82 Ab­satz 3 sind ganz oder teil­wei­se ab­zu­leh­nen, zu kür­zen oder zu ent­zie­hen, wenn die be­güns­tig­te Per­son:221

a.
sie durch un­wah­re oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben er­wirkt oder zu er­wir­ken ver­sucht hat;
b.
sich wei­gert, der zu­stän­di­gen Stel­le über ih­re wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se Aus­kunft zu er­tei­len, oder sie nicht er­mäch­tigt, Aus­künf­te ein­zu­ho­len;
c.
we­sent­li­che Än­de­run­gen ih­rer Ver­hält­nis­se nicht mel­det;
d.
es of­fen­sicht­lich un­ter­lässt, ih­re La­ge zu ver­bes­sern, na­ment­lich wenn sie ei­ne ihr zu­ge­wie­se­ne zu­mut­ba­re Ar­beit oder Un­ter­kunft nicht an­nimmt;
e.
oh­ne Ab­spra­che mit der zu­stän­di­gen Stel­le ein Ar­beits- oder Miet­ver­hält­nis auf­löst oder des­sen Auf­lö­sung ver­schul­det und da­mit ih­re La­ge ver­schlech­tert;
f.
die So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen miss­bräuch­lich ver­wen­det;
g.
sich trotz der An­dro­hung des Ent­zu­ges von So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen nicht an die An­ord­nung der zu­stän­di­gen Stel­le hält;
h.222
die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung ge­fähr­det;
i.223
straf­recht­lich ver­folgt oder ver­ur­teilt wor­den ist;
j.224
ih­re Mit­wir­kungs­pflicht schuld­haft grob ver­letzt, ins­be­son­de­re ih­re Iden­ti­tät nicht preis­gibt;
k.225
den An­ord­nun­gen von Mit­ar­bei­ten­den des Ver­fah­rens oder der Un­ter­brin­gungs­ein­rich­tun­gen nicht Fol­ge leis­tet und da­durch Ord­nung und Si­cher­heit ge­fähr­det.

1bis Ab­satz 1 gilt für Flücht­lin­ge nur un­ter dem Vor­be­halt, dass die Gleich­be­hand­lung mit der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung ge­währ­leis­tet ist.226

2 Un­recht­mäs­sig be­zo­ge­ne So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen sind voll­um­fäng­lich zu­rück­zu­er­stat­ten. Der zu­rück­zu­er­stat­ten­de Be­trag kann na­ment­lich von künf­ti­gen So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen ab­ge­zo­gen wer­den. Der Kan­ton setzt den Rück­er­stat­tungs­an­spruch durch. Ar­ti­kel 85 Ab­satz 3 ist an­wend­bar.227

220 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

221 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

222 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

223 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

224 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

225 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

226 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

227 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

BGE

130 I 82 () from 19. Februar 2004
Regeste: Art. 49 Abs. 1 BV; Art. 83 AsylG; Vorrang und Einhaltung des Bundesrechts; Kürzung von Fürsorgeleistungen für Asylsuchende. Zulässigkeit der staatsrechtlichen Beschwerde gegen die Änderung des zürcherischen Sozialhilfegesetzes; Legitimation einer politischen Partei verneint (E. 1). Auch Ausländer können sich auf den Grundsatz der derogatorischen Kraft des Bundesrechts berufen; Kognition; Inhalt und Tragweite des Grundsatzes (E. 2). Die in Art. 83 AsylG vorgenommene Aufzählung der Gründe, um Fürsorgeleistungen ganz oder teilweise ablehnen, kürzen oder entziehen zu können, ist nicht abschliessend. Die Kantone sind frei, zusätzliche Vorschriften im Dienste der Missbrauchsbekämpfung zu erlassen (E. 3). Die mit der Änderung des zürcherischen Sozialhilfegesetzes getroffene Regelung der Asylfürsorge verletzt den Grundsatz der derogatorischen Kraft des Bundesrechts nicht (E. 4).

135 I 119 (8C_681/2008) from 20. März 2009
Regeste: Art. 12 BV; Art. 82 Abs. 4 AsylG; Art. 4a Abs. 3 Sozialhilfegesetz des Kantons Waadt; Nothilfe an Asylsuchende, deren Gesuch durch Nichteintretensentscheid erledigt wird. Eine ausschliesslich als Naturalleistung für Unterkunft und Verpflegung erbrachte Nothilfe verstösst als solche nicht gegen das gemäss Art. 12 BV gewährleistete Grundrecht auf Hilfe in Notlagen. Berücksichtigung der persönlichen Umstände (E. 5 und 6). Frage offengelassen, ob, allenfalls nach einer gewissen Dauer der Nothilfe, zu den Naturalleistungen hinzu noch Geldleistungen (Taschengeld) auszurichten sind, weil im Hinblick auf die für den Beschwerdeführer bestehende Möglichkeit der Teilnahme an einem Beschäftigungsprogramm, für das zusätzlich eine Entschädigung entrichtet wird, den Anforderungen von Art. 12 BV Genüge getan ist (E. 7). Rechtswege bei der Anfechtung der konkreten Unterbringung in einer Sammelunterkunft (E. 8).

139 I 272 (8C_912/2012) from 22. November 2013
Regeste: Art. 7 und 12 BV; Art. 3 und 8 Ziff. 1 EMRK; Art. 86 Abs. 1 AuG; Art. 82 AsylG; Nothilfe für eine Person mit definitivem und vollziehbarem Rückweisungsentscheid. Für einen ledigen Mann guter Gesundheit steht die Tatsache, dass er die Nacht in einem Luftschutzraum des Zivilschutzes verbringen muss, den durch Art. 12 BV garantierten Minimalanforderungen nicht entgegen und verletzt insbesondere das Recht auf Achtung der Menschenwürde nicht (E. 3). Die mit der provisorischen Unterbringung in einem Luftschutzraum des Zivilschutzes verbundenen Unannehmlichkeiten erreichen die erforderliche Mindestschwere nicht, um unter Art. 3 EMRK zu fallen, welcher unmenschliche und erniedrigende Behandlung untersagt (E. 4). Angesichts der persönlichen und familiären Situation des Betroffenen gefährden sie auch weder dessen Privatleben noch stellen sie das Recht auf Achtung seiner Wohnung im Sinne von Art. 8 Ziff. 1 EMRK in Frage (E. 5).

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