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Bundesgesetz
über den Allgemeinen Teil
des Sozialversicherungsrechts
(ATSG)

vom 6. Oktober 2000 (Stand am 18. Juni 2021)

Art. 43a Observation 29

1 Der Ver­si­che­rungs­trä­ger kann ei­ne ver­si­cher­te Per­son ver­deckt ob­ser­vie­ren und da­bei Bild- und Tonauf­zeich­nun­gen ma­chen und tech­ni­sche In­stru­men­te zur Stand­ort­be­stim­mung ein­set­zen, wenn:

a.
auf­grund kon­kre­ter An­halts­punk­te an­zu­neh­men ist, dass die ver­si­cher­te Per­son un­recht­mäs­sig Leis­tun­gen be­zieht oder zu er­hal­ten ver­sucht; und
b.
die Ab­klä­run­gen sonst aus­sichts­los wä­ren oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­den.

2 Für die An­ord­nung der Ob­ser­va­ti­on ist ei­ne Per­son mit Di­rek­ti­ons­funk­ti­on im fall­be­ar­bei­ten­den Be­reich oder im Be­reich Leis­tun­gen des Ver­si­che­rungs­trä­gers zu­stän­dig.

3 Der Ein­satz von tech­ni­schen In­stru­men­ten zur Stand­ort­be­stim­mung ist ge­neh­mi­gungs­pflich­tig.

4 Die ver­si­cher­te Per­son darf nur ob­ser­viert wer­den, wenn sie sich:

a.
an ei­nem all­ge­mein zu­gäng­li­chen Ort be­fin­det; oder
b.
an ei­nem Ort be­fin­det, der von ei­nem all­ge­mein zu­gäng­li­chen Ort aus frei ein­seh­bar ist.

5 Ei­ne Ob­ser­va­ti­on darf an höchs­tens 30 Ta­gen in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab dem ers­ten Ob­ser­va­ti­ons­tag statt­fin­den. Die­ser Zeit­raum kann um höchs­tens wei­te­re sechs Mo­na­te ver­län­gert wer­den, wenn hin­rei­chen­de Grün­de da­für be­ste­hen.

6 Der Ver­si­che­rungs­trä­ger kann ex­ter­ne Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten mit der Ob­ser­va­ti­on be­auf­tra­gen. Die­se un­ter­lie­gen der Schwei­ge­pflicht nach Ar­ti­kel 33 und dür­fen die ge­sam­mel­ten In­for­ma­tio­nen aus­sch­liess­lich im Rah­men ih­res Auf­trags ver­wen­den. Der Ver­si­che­rungs­trä­ger kann das Ma­te­ri­al ei­ner Ob­ser­va­ti­on, die von ei­nem an­de­ren Ver­si­che­rungs­trä­ger oder ei­nem Ver­si­che­rer nach dem Ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­setz vom 17. De­zem­ber 200430 selbst oder in de­ren Auf­trag durch­ge­führt wur­de, ver­wen­den, wenn bei der Ob­ser­va­ti­on die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ab­sät­zen 1–5 er­füllt wa­ren.

7 Spä­tes­tens vor Er­lass der Ver­fü­gung über die Leis­tung in­for­miert der Ver­si­che­rungs­trä­ger die be­trof­fe­ne Per­son über den Grund, die Art und die Dau­er der er­folg­ten Ob­ser­va­ti­on.

8 Konn­ten die An­halts­punk­te nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a durch die Ob­ser­va­ti­on nicht be­stä­tigt wer­den, so:

a.
er­lässt der Ver­si­che­rungs­trä­ger ei­ne Ver­fü­gung über den Grund, die Art und die Dau­er der er­folg­ten Ob­ser­va­ti­on;
b.
ver­nich­tet der Ver­si­che­rungs­trä­ger nach Rechts­kraft der Ver­fü­gung das Ob­ser­va­ti­ons­ma­te­ri­al, so­fern die ver­si­cher­te Per­son nicht aus­drück­lich be­an­tragt hat, dass das Ob­ser­va­ti­ons­ma­te­ri­al in den Ak­ten ver­bleibt.

9 Der Bun­des­rat re­gelt:

a.
das Ver­fah­ren zur Ein­sicht­nah­me des voll­stän­di­gen Ob­ser­va­ti­ons­ma­te­ri­als durch die ver­si­cher­te Per­son;
b.
die Auf­be­wah­rung und Ver­nich­tung des Ob­ser­va­ti­ons­ma­te­ri­als;
c.
die An­for­de­run­gen an die Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten, die mit der Ob­ser­va­ti­on be­auf­tragt wer­den.

29 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. März 2018 (Ge­setz­li­che Grund­la­ge für die Über­wa­­­chung von Ver­si­cher­ten), in Kraft seit 1. Okt. 2019 (AS 2019 2829; BBl 2017 74037421).

30 SR 961.01