Bundesgesetz
über die obligatorische Arbeitslosenversicherung
und die Insolvenzentschädigung
(Arbeitslosenversicherungsgesetz, AVIG)

vom 25. Juni 1982 (Stand am 1. Januar 2024)


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Art. 17 Pflichten des Versicherten und Kontrollvorschriften 70

1 Der Ver­si­cher­te, der Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen be­an­spru­chen will, muss mit Un­ter­stüt­zung des zu­stän­di­gen Ar­beitsam­tes al­les Zu­mut­ba­re un­ter­neh­men, um Ar­beits­lo­sig­keit zu ver­mei­den oder zu ver­kür­zen. Ins­be­son­de­re ist er ver­pflich­tet, Ar­beit zu su­chen, nö­ti­gen­falls auch aus­ser­halb sei­nes bis­he­ri­gen Be­ru­fes. Er muss sei­ne Be­mü­hun­gen nach­wei­sen kön­nen.

2 Die ver­si­cher­te Per­son muss sich mög­lichst früh­zei­tig, spä­tes­tens je­doch am ers­ten Tag, für den sie Ar­beits­lo­sen­ent­schä­di­gung be­an­sprucht, per­sön­lich zur Ar­beits­ver­mitt­lung an­mel­den und von da an die Kon­troll­vor­schrif­ten des Bun­des­ra­tes be­fol­gen.71

2bis Die An­mel­dung zur Ar­beits­ver­mitt­lung wird durch die zu­stän­di­gen Be­hör­den nach den Ar­ti­keln 85 und 85b be­ar­bei­tet.72

3 Der Ver­si­cher­te muss ei­ne ver­mit­tel­te zu­mut­ba­re Ar­beit an­neh­men. Er hat auf Wei­sung der zu­stän­di­gen Amts­stel­le:

a.73
an ar­beits­markt­li­chen Mass­nah­men teil­zu­neh­men, die sei­ne Ver­mitt­lungs­fä­hig­keit för­dern;
b.74
an Be­ra­tungs­ge­sprä­chen und In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen so­wie an Fach­be­ra­tungs­ge­sprä­chen nach Ab­satz 5 teil­zu­neh­men; und
c.
die Un­ter­la­gen für die Be­ur­tei­lung sei­ner Ver­mitt­lungs­fä­hig­keit oder der Zu­mut­bar­keit ei­ner Ar­beit zu lie­fern.

4 Der Bun­des­rat kann äl­te­re ver­si­cher­te Lang­zeit­ar­beits­lo­se teil­wei­se von den Ver­si­cher­ten­pflich­ten ent­bin­den.

5 Das Ar­beitsamt kann in Ein­zel­fäl­len ei­ne ver­si­cher­te Per­son ei­ner ge­eig­ne­ten öf­fent­li­chen oder ge­mein­nüt­zi­gen Ein­rich­tung zur be­ruf­li­chen, so­zia­len, mi­gra­ti­onss­pe­zi­fi­schen oder psy­cho­lo­gi­schen Fach­be­ra­tung zu­wei­sen, so­fern sich die­se Mass­nah­me auf­grund er­folg­ter Ab­klä­run­gen als sinn­voll er­weist. Die­se Ein­rich­tun­gen er­hal­ten da­für ei­ne von der Aus­gleichs­stel­le fest­zu­le­gen­de Ent­schä­di­gung.75

70Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1995, in Kraft seit 1. Jan. 1996 (AS 1996 273; BBl 1994 I 340).

71 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Ju­li 2021 (AS 2021 338; BBl 2019 4413).

72 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Ju­li 2021 (AS 2021 338; BBl 2019 4413).

73 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 22. März 2002, in Kraft seit 1. Ju­li 2003 (AS 2003 1728; BBl 2001 2245).

74 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 22. März 2002, in Kraft seit 1. Ju­li 2003 (AS 2003 1728; BBl 2001 2245).

75 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 6 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

BGE

147 V 342 (8C_721/2020) from 15. Juni 2021
Regeste: Art. 8 Abs. 1 lit. e, Art. 13 Abs. 1 und 3 AVIG; Art. 12 Abs. 2 lit. a AVIV; Beitragszeit vorzeitig Pensionierter. Die Rechtsprechung zur Beitragszeit bei einer vorzeitigen Pensionierung ist dahingehend zu ändern, dass neben den im Verordnungswortlaut genannten wirtschaftlichen Gründen auch die unverschuldete Entlassung einzubeziehen ist (E. 5.4 und 5.5).

150 V 198 (8C_438/2023) from 18. März 2024
Regeste: Art. 114 Abs. 5 BV; Art. 5 Abs. 1 lit. c und Art. 13 Abs. 2 und 3 ÜLG (in Kraft seit 1. Juli 2021); Überbrückungsleistungen für ältere Arbeitslose; Anspruchsvoraussetzungen für die Überbrückungsleistungen; Verzicht auf Vermögenswerte; Auslegung. Im Rahmen des Verzichts auf Vermögenswerte bezieht sich Art. 13 Abs. 2 ÜLG auf Fälle von Veräusserung, während Art. 13 Abs. 3 ÜLG den übermässigen Vermögensverbrauch betrifft (E. 7.2.3.2). Einfluss des Systems der Ergänzungsleistungen auf die Überbrückungsleistungen (E. 7.2.3.2) und abweichende Regelung für den übermässigen Vermögensverbrauch vor Entstehung des Anspruchs (E. 7.2.3.3). Zusammenfassung der Rechtsprechung im Bereich der Ergänzungsleistungen betreffend die Definition des Verzichts bei Veräusserungen (E. 7.2.3.4.1), den zu berücksichtigenden Zeitraum, die Mitwirkungspflicht des Gesuchstellers und die Folgen bei nicht begründetem aussergewöhnlichem Vermögensverbrauch (E. 7.2.3.4.2). Mit Blick auf den klaren Willen des Gesetzgebers, das System der Ergänzungsleistungen möglichst zu übernehmen, kann die in diesem Zusammenhang entwickelte Rechtsprechung grundsätzlich zur Interpretation der Bestimmungen über die Überbrückungsleistungen herangezogen werden; dies muss insbesondere für die im vorliegenden Fall aufgeworfenen Fragen zum Vermögensverzicht gelten, unter Vorbehalt der ausdrücklichen Regelung von Art. 13 Abs. 3 ÜLG zur Berücksichtigung eines übermässigen Vermögensverbrauchs in zeitlicher Hinsicht (E. 7.2.3.5).

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