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Bundesgesetz
über das öffentliche Beschaffungswesen
(BöB)

vom 21. Juni 2019 (Stand am 1. Januar 2022)

Art. 21 Freihändiges Verfahren

1 Im frei­hän­di­gen Ver­fah­ren ver­gibt die Auf­trag­ge­be­rin einen öf­fent­li­chen Auf­trag di­rekt oh­ne Aus­schrei­bung. Die Auf­trag­ge­be­rin ist be­rech­tigt, Ver­gleich­sof­fer­ten ein­zu­ho­len und Ver­hand­lun­gen durch­zu­füh­ren.

2 Die Auf­trag­ge­be­rin kann einen Auf­trag un­ab­hän­gig vom Schwel­len­wert frei­hän­dig ver­ge­ben, wenn ei­ne der nach­ste­hen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt ist:

a.
Es ge­hen im of­fe­nen Ver­fah­ren, im se­lek­ti­ven Ver­fah­ren oder im Ein­la­dungs­ver­fah­ren kei­ne An­ge­bo­te oder kei­ne Teil­nah­mean­trä­ge ein, kein An­ge­bot ent­spricht den we­sent­li­chen An­for­de­run­gen der Aus­schrei­bung oder den tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen oder es er­füllt kei­ne An­bie­te­rin die Eig­nungs­kri­te­ri­en.
b.
Es be­ste­hen hin­rei­chen­de An­halts­punk­te, dass al­le im of­fe­nen Ver­fah­ren, im se­lek­ti­ven Ver­fah­ren oder im Ein­la­dungs­ver­fah­ren ein­ge­gan­ge­nen An­ge­bo­te auf ei­ner un­zu­läs­si­gen Wett­be­werb­sa­b­re­de be­ru­hen.
c.
Auf­grund der tech­ni­schen oder künst­le­ri­schen Be­son­der­hei­ten des Auf­trags oder aus Grün­den des Schut­zes geis­ti­gen Ei­gen­tums kommt nur ei­ne An­bie­te­rin in Fra­ge, und es gibt kei­ne an­ge­mes­se­ne Al­ter­na­ti­ve.
d.
Auf­grund un­vor­her­seh­ba­rer Er­eig­nis­se wird die Be­schaf­fung so dring­lich, dass selbst mit ver­kürz­ten Fris­ten kein of­fe­nes oder se­lek­ti­ves Ver­fah­ren und kein Ein­la­dungs­ver­fah­ren durch­ge­führt wer­den kann.
e.
Ein Wech­sel der An­bie­te­rin für Leis­tun­gen zur Er­set­zung, Er­gän­zung oder Er­wei­te­rung be­reits er­brach­ter Leis­tun­gen ist aus wirt­schaft­li­chen oder tech­ni­schen Grün­den nicht mög­lich, wür­de er­heb­li­che Schwie­rig­kei­ten be­rei­ten oder sub­stan­zi­el­le Mehr­kos­ten mit sich brin­gen.
f.
Die Auf­trag­ge­be­rin be­schafft Erst­an­fer­ti­gun­gen (Pro­to­ty­pen) oder neu­ar­ti­ge Leis­tun­gen, die auf ihr Ver­lan­gen im Rah­men ei­nes For­schungs-, Ver­suchs-, Stu­di­en- oder Neu­ent­wick­lungs­auf­trags her­ge­stellt oder ent­wi­ckelt wer­den.
g.
Die Auf­trag­ge­be­rin be­schafft Leis­tun­gen an Wa­ren­bör­sen.
h.
Die Auf­trag­ge­be­rin kann Leis­tun­gen im Rah­men ei­ner güns­ti­gen, zeit­lich be­fris­te­ten Ge­le­gen­heit zu ei­nem Preis be­schaf­fen, der er­heb­lich un­ter den üb­li­chen Prei­sen liegt (ins­be­son­de­re bei Li­qui­da­ti­ons­ver­käu­fen).
i.
Die Auf­trag­ge­be­rin ver­gibt den Fol­ge­auf­trag an die Ge­win­ne­rin ei­nes Pla­nungs- oder Ge­samt­leis­tungs­wett­be­werbs oder ei­nes Aus­wahl­ver­fah­rens zu Pla­nungs- oder Ge­samt­leis­tungs­stu­di­en; da­bei müs­sen die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sein:
1.
das vor­aus­ge­hen­de Ver­fah­ren wur­de in Über­ein­stim­mung mit den Grund­sät­zen des Ge­set­zes durch­ge­führt;
2.
die Lö­sungs­vor­schlä­ge wur­den von ei­nem un­ab­hän­gi­gen Ex­per­ten­gre­mi­um be­ur­teilt;
3.
die Auf­trag­ge­be­rin hat sich in der Aus­schrei­bung vor­be­hal­ten, den Fol­ge­auf­trag frei­hän­dig zu ver­ge­ben.

3 Die Auf­trag­ge­be­rin kann einen Auf­trag nach Ar­ti­kel 20 Ab­satz 3 frei­hän­dig ver­ge­ben, wenn das frei­hän­di­ge Ver­fah­ren von gros­ser Be­deu­tung ist:

a.
zum Er­halt von in­län­di­schen Un­ter­neh­men, die für die Lan­des­ver­tei­di­gung wich­tig sind; oder
b.
für die Wah­rung der öf­fent­li­chen In­ter­es­sen der Schweiz.

4 Sie er­stellt über je­den nach Mass­ga­be von Ab­satz 2 oder 3 ver­ge­be­nen Auf­trag ei­ne Do­ku­men­ta­ti­on mit fol­gen­dem In­halt:

a.
Na­me der Auf­trag­ge­be­rin und der be­rück­sich­tig­ten An­bie­te­rin;
b.
Art und Wert der be­schaff­ten Leis­tung;
c.
Er­klä­rung der Um­stän­de und Be­din­gun­gen, wel­che die An­wen­dung des frei­hän­di­gen Ver­fah­rens recht­fer­ti­gen.

5 Öf­fent­li­che Auf­trä­ge dür­fen nicht mit der Ab­sicht um­schrie­ben wer­den, dass von vorn­her­ein nur ei­ne be­stimm­te An­bie­te­rin für den Zu­schlag in Fra­ge kommt, ins­be­son­de­re auf­grund tech­ni­scher oder künst­le­ri­scher Be­son­der­hei­ten des Auf­trags (Abs. 2 Bst. c) oder im Fall der Er­set­zung, Er­gän­zung oder Er­wei­te­rung be­reits er­brach­ter Leis­tun­gen (Abs. 2 Bst. e).