Reglement
für das Bundesgericht
(BGerR)

vom 20. November 2006 (Stand am 1. Juli 2021)


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Art. 40 Bildung der Spruchkörper

(Art. 20 und 22 BGG)

1 Der Spruch­kör­per wird vom Prä­si­den­ten oder der Prä­si­den­tin der zu­stän­di­gen Ab­tei­lung oder durch das prä­si­die­ren­de Mit­glied im Sin­ne von Ar­ti­kel 27 Ab­satz 2 die­ses Re­gle­ments ge­bil­det.37

2 DerPrä­si­dent oder die Prä­si­den­tin oder das prä­si­die­ren­de Mit­glied be­rück­sich­tigt ne­ben den zwin­gen­den Be­stim­mun­gen na­ment­lich fol­gen­de Kri­te­ri­en und Um­stän­de:38

a.
Aus­ge­wo­gen­heit der Be­las­tung der Rich­ter und Rich­te­rin­nen; da­bei ist den funk­ti­ons­be­ding­ten Zu­satz­be­las­tun­gen (z. B. Bun­des­ge­richts­prä­si­di­um) Rech­nung zu tra­gen;
b.
Spra­che; da­bei soll so­weit mög­lich die Mut­ter­spra­che des Re­fe­ren­ten oder der Re­fe­ren­tin der Ver­fah­rens­spra­che ent­spre­chen;
c.
Mit­wir­kung von Mit­glie­dern bei­der­lei Ge­schlechts in Fäl­len, in de­nen es die Na­tur der Streit­sa­che als an­ge­zeigt er­schei­nen lässt;
d.
spe­zi­fi­sche Fach­kennt­nis­se in ei­nem be­stimm­ten Be­reich;
e.
Mit­wir­kung an frü­he­ren Ent­schei­den im glei­chen Sach­ge­biet;
f.
Ab­we­sen­hei­ten, ins­be­son­de­re Krank­heit, Fe­ri­en usw.

3 Ent­schei­det die Ab­tei­lung in Fün­fer­be­set­zung, so hat der Prä­si­dent oder die Prä­si­den­tin der Ab­tei­lung den Vor­sitz. Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 BGG bleibt vor­be­hal­ten.39

4 Kon­ne­xe Fäl­le wer­den in der Re­gel vom glei­chen Spruch­kör­per be­ur­teilt.

5 Hat ein Mit­glied ei­ner an­de­ren Ab­tei­lung mit­zu­wir­ken, so be­zeich­net der Prä­si­dent oder die Prä­si­den­tin der ur­tei­len­den Ab­tei­lung die­ses Mit­glied nach des­sen An­hö­rung und im Ein­ver­ständ­nis mit dem Prä­si­den­ten oder der Prä­si­den­ten der Ab­tei­lung, der es an­ge­hört.

37 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BGer vom 6. Mai 2021, in Kraft seit 1. Ju­li 2021 (AS 2021 327).

38 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BGer vom 6. Mai 2021, in Kraft seit 1. Ju­li 2021 (AS 2021 327).

39 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BGer vom 6. Mai 2021, in Kraft seit 1. Ju­li 2021 (AS 2021 327).

BGE

144 I 37 (6B_1356/2016) from 5. Januar 2018
Regeste: Anspruch auf ein auf Gesetz beruhendes Gericht; Zusammensetzung des Spruchkörpers; Art. 30 Abs. 1 BV und Art. 6 Ziff. 1 EMRK. Unter dem Aspekt des auf Gesetz beruhenden Gerichts verlangen Art. 30 Abs. 1 BV und Art. 6 Ziff. 1 EMRK einen justizförmigen, unabhängigen und unparteiischen Spruchkörper, der über Streitfragen auf der Grundlage des Rechts und in einem gesetzlich vorgesehenen Verfahren mit rechtstaatlichen Garantien entscheidet. Der Anspruch darauf, dass das Gericht richtig zusammengesetzt ist, schliesst ein gewisses Ermessen bei der Zusammensetzung des Spruchkörpers nicht aus, solange diese gesetzlich geregelt ist und auf im Voraus bestimmten, in jedem Einzelfall zu berücksichtigenden sachlichen, d.h. vernünftigen, einer sach- und zeitgerechten Fallerledigung dienenden Kriterien beruht. Die Regelung zur Besetzung des Spruchkörpers des Bundesgerichts gemäss Art. 32 BGG und Art. 40 Abs. 2-5 BGerR ist mit Art. 30 Abs. 1 BV und Art. 6 Ziff. 1 EMRK vereinbar (E. 2).

144 I 70 (1B_517/2017) from 13. März 2018
Regeste: Art. 30 Abs. 1 BV, Art. 6 Ziff. 1 EMRK; Bildung des Spruchkörpers in gerichtlichen Verfahren. Art. 30 Abs. 1 BV und Art. 6 Ziff. 1 EMRK verlangen, dass für die Spruchkörperbildung abstrakte Kriterien im Voraus und in transparenter Weise definiert werden. Das kann auch in Form einer gefestigten Praxis erfolgen. Ein gewisses Ermessen ist nicht ausgeschlossen; es muss jedoch nach sachlichen Kriterien gehandhabt werden. Unabdingbar ist, dass die Spruchkörperbildung im konkreten Fall als Akt der Selbstverwaltung der Justiz erscheint und insbesondere nicht dem Einfluss der Exekutive unterliegt (E. 4-6).

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