Bundesgesetz
über die polizeilichen Informationssysteme
des Bundes
(BPI)


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Art. 8 Einschränkung des Auskunftsrechts beim System Bundesdelikte 17

1 Ver­langt ei­ne Per­son Aus­kunft dar­über, ob die Bun­des­kri­mi­nal­po­li­zei (BKP) Da­ten über sie im Sys­tem Bun­des­de­lik­te nach Ar­ti­kel 11 be­ar­bei­tet, so schiebt fed­pol die­se Aus­kunft auf:

a.
wenn und so­weit be­tref­fend der über sie be­ar­bei­te­ten Da­ten über­wie­gen­de, in den Ak­ten zu be­grün­den­de In­ter­es­sen der Straf­ver­fol­gung an ei­ner Ge­heim­hal­tung be­ste­hen; oder
b.
wenn über die ge­such­stel­len­de Per­son kei­ne Da­ten be­ar­bei­tet wer­den.

2 Fed­pol teilt der ge­such­stel­len­den Per­son den Auf­schub der Aus­kunft mit und weist sie dar­auf hin, dass sie das Recht hat, vom Eid­ge­nös­si­schen Da­ten­schutz- und Öf­fent­lich­keits­be­auf­trag­ten (EDÖB) zu ver­lan­gen, dass er prü­fe, ob all­fäl­li­ge Da­ten über sie recht­mäs­sig be­ar­bei­tet wer­den und ob über­wie­gen­de Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­sen den Auf­schub recht­fer­ti­gen.18

3 Der EDÖB führt die Prü­fung durch; er teilt der be­trof­fe­nen Per­son mit, dass ent­we­der kei­ne Da­ten über sie un­recht­mäs­sig be­ar­bei­tet wer­den oder dass er im Fal­le von Feh­lern bei der Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten oder be­tref­fend den Auf­schub der Aus­kunft ei­ne Un­ter­su­chung nach Ar­ti­kel 49 des DSG19 er­öff­net hat.20

4 Stellt der EDÖB21 Feh­ler bei der Da­ten­be­ar­bei­tung oder be­tref­fend den Auf­schub der Aus­kunft fest, so ord­net er an, dass fed­pol die­se be­hebt.

5 Die Mit­tei­lun­gen nach den Ab­sät­zen 2 und 3 lau­ten stets gleich und wer­den nicht be­grün­det. Die Mit­tei­lung nach Ab­satz 3 kann nicht an­ge­foch­ten wer­den.

6 So­bald das Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­se da­hin­ge­fal­len ist, spä­tes­tens aber nach Ab­lauf der Auf­be­wah­rungs­dau­er, er­teilt fed­pol der ge­such­stel­len­den Per­son Aus­kunft, so­fern dies nicht mit über­mäs­si­gem Auf­wand ver­bun­den ist. Per­so­nen, über die kei­ne Da­ten be­ar­bei­tet wur­den, in­for­miert fed­pol drei Jah­re nach Ein­gang ih­res Ge­suchs über die­se Tat­sa­che.

7 Legt ei­ne Per­son glaub­haft dar, dass ihr bei ei­nem Auf­schub der Aus­kunft ein er­heb­li­cher, nicht wie­der gut zu ma­chen­der Scha­den er­wächst, so kann der EDÖB an­ord­nen, dass fed­pol aus­nahms­wei­se so­fort Aus­kunft er­teilt, wenn und so­weit da­mit kei­ne Ge­fähr­dung der in­ne­ren oder der äus­se­ren Si­cher­heit ver­bun­den ist.

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 8 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).

18 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 30 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

19 SR 235.1

20 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 30 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

21 Aus­druck ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 30 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

BGE

138 I 6 (1C_289/2009) from 2. November 2011
Regeste: Recht auf Achtung des Privatlebens, Einsicht in Staatsschutzakten, indirektes Auskunftsrecht; Art. 8 und 13 EMRK, Art. 82 lit. a und Art. 83 lit. a BGG. Die Mitteilung des Abteilungspräsidenten des Bundesverwaltungsgerichts im Sinne von Art. 18 des Bundesgesetzes über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS) kann im vorliegenden Zusammenhang nach Art. 82 lit. a BGG angefochten werden (E. 1.2). In Anbetracht der gerichtlichen Überprüfung durch den EGMR kann im Bereich der inneren und äusseren Sicherheit gestützt auf Art. 83 lit. a BGG auf die Beschwerde eingetreten werden (E. 1.3.2). Hinweise zur Beschaffung und Bearbeitung von Informationen im Bereich des Staatsschutzes und zum indirekten Auskunftsrecht nach BWIS (E. 3). Recht auf Achtung des Privatlebens im Sinne von Art. 8 Ziff. 1 EMRK (E. 4.1); Anforderungen an Eingriffe nach Art. 8 Ziff. 2 EMRK in formeller und materieller Hinsicht (E. 4.2 und 4.3). Das BWIS stellt eine hinreichende Grundlage für die Beschaffung und Bearbeitung von Informationen und für den Aufschub der Einsicht in der Form des indirekten Auskunftsrechts dar (E. 5.2); es genügt den Bestimmtheitsanforderungen (E. 5.3), enthält Mechanismen zum Schutz der Grundrechte (E. 5.4), dient zulässigen Zwecken (E. 5.5) und erweist sich als verhältnismässig (E. 5.6). Recht auf wirksame Beschwerde im Sinne von Art. 13 EMRK (E. 6.1); Zulässigkeit von geheimer Überwachung und geheimer Aufbewahrung von Personendaten, Anforderungen an den Aufschub der Auskunft (E. 6.2). Die Ausgestaltung des indirekten Auskunftsrechts, die Beschränkung der Datenaufbewahrung und die parlamentarische Aufsicht stellen Mechanismen zum Schutz der Grundrechte dar (E. 7.1-7.3); Empfehlungen gegenüber den zuständigen Behörden im Rahmen der geheimen Überprüfung kommt verbindlicher Charakter zu (E. 7.4); Anforderungen an die Auskunftserteilung nach Dahinfallen der Geheimhaltungsinteressen (E. 7.5); gesamthaft hält die BWIS-Regelung vor Art. 13 EMRK stand; Rückweisung der Sache zu neuer Prüfung im Sinne der Erwägungen (E. 7.7).

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