Bundesverfassung
der Schweizerischen Eidgenossenschaft

vom 18. April 1999 (Stand am 13. Februar 2022)


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Art. 196 Übergangsbestimmungen gemäss Bundesbeschluss vom
18. Dezember 1998 über eine neue Bundesverfassung
134

1. Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 84 (Al­pen­que­ren­der Tran­sit­ver­kehr)

Die Ver­la­ge­rung des Gü­ter­tran­sit­ver­kehrs auf die Schie­ne muss zehn Jah­re nach der An­nah­me der Volks­i­ni­tia­ti­ve zum Schutz des Al­pen­ge­bie­tes vor dem Tran­sit­ver­kehr ab­ge­schlos­sen sein.

2. Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 85 (Pau­scha­le Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be)

1 Der Bund er­hebt für die Be­nüt­zung der dem all­ge­mei­nen Ver­kehr ge­öff­ne­ten Stras­sen auf in- und aus­län­di­schen Mo­tor­fahr­zeu­gen und An­hän­gern mit ei­nem Ge­samt­ge­wicht von je über 3,5 t ei­ne jähr­li­che Ab­ga­be.

2 Die­se Ab­ga­be be­trägt:

Fr.

a.
für Last­wa­gen und Sat­tel­mo­tor­fahr­zeu­ge von
über 3,5 bis 12 t

650

über 12 bis 18 t

2000

über 18 bis 26 t

3000

über 26 t

4000

b.
für An­hän­ger von
über 3,5 bis 8 t

650

über 8 bis 10 t

1500

über 10 t

2000

c.
für Ge­sell­schafts­wa­gen

650

3 Die Ab­ga­be­sät­ze kön­nen in der Form ei­nes Bun­des­ge­set­zes an­ge­passt wer­den, so­fern die Stras­sen­ver­kehrs­kos­ten dies recht­fer­ti­gen.

4 Aus­ser­dem kann der Bun­des­rat die Ta­rif­ka­te­go­rie ab 12 t nach Ab­satz 2 auf dem Ver­ord­nungs­weg an all­fäl­li­ge Än­de­run­gen der Ge­wichts­ka­te­go­ri­en im Stras­sen­ver­kehrs­ge­setz vom 19. De­zem­ber 1958135 an­pas­sen.

5 Der Bun­des­rat be­stimmt für Fahr­zeu­ge, die nicht das gan­ze Jahr in der Schweiz im Ver­kehr ste­hen, ent­spre­chend ab­ge­stuf­te Ab­ga­be­sät­ze; er be­rück­sich­tigt den Er­he­bungs­auf­wand.

6 Der Bun­des­rat re­gelt den Voll­zug. Er kann für be­son­de­re Fahr­zeug­ka­te­go­ri­en die An­sät­ze im Sin­ne von Ab­satz 2 fest­le­gen, be­stimm­te Fahr­zeu­ge von der Ab­ga­be be­frei­en und Son­der­re­ge­lun­gen tref­fen, ins­be­son­de­re für Fahr­ten im Grenz­be­reich. Da­durch dür­fen im Aus­land im­ma­tri­ku­lier­te Fahr­zeu­ge nicht bes­ser ge­stellt wer­den als schwei­ze­ri­sche. Der Bun­des­rat kann für Über­tre­tun­gen Bus­sen vor­se­hen. Die Kan­to­ne zie­hen die Ab­ga­be für die im In­land im­ma­tri­ku­lier­ten Fahr­zeu­ge ein.

7 Auf dem Weg der Ge­setz­ge­bung kann ganz oder teil­wei­se auf die­se Ab­ga­be ver­zich­tet wer­den.

8 Die­se Be­stim­mung gilt bis zum In­kraft­tre­ten des Schwer­ver­kehrs­ab­ga­be­ge­set­zes vom 19. De­zem­ber 1997136.

3. Über­gangs­be­stim­mun­gen zu Art. 86 (Ver­wen­dung von Ab­ga­ben für Auf­ga­ben und Auf­wen­dun­gen im Zu­sam­men­hang mit dem Stras­sen­ver­kehr), Art. 87 (Ei­sen­bah­nen und wei­te­re Ver­kehrs­trä­ger) und Art. 87a (Ei­sen­bahnin­fra­struk­tur)137

1 Die Ei­sen­bahn­gross­pro­jek­te um­fas­sen die Neue Ei­sen­bahn-Al­pen­trans­ver­sa­le (NE­AT), BAHN 2000, den An­schluss der Ost- und West­schweiz an das eu­ro­päi­sche Ei­sen­bahn-Hoch­leis­tungs­netz so­wie die Ver­bes­se­rung des Lärm­schut­zes ent­lang der Ei­sen­bahn­stre­cken durch ak­ti­ve und pas­si­ve Mass­nah­men.

2 Bis zum Ab­schluss von Ver­zin­sung und Rück­zah­lung der Be­vor­schus­sung des Fonds nach Ar­ti­kel 87a Ab­satz 2 wer­den die Mit­tel nach Ar­ti­kel 86 Ab­satz 2 Buch­sta­be e statt dem Fonds nach Ar­ti­kel 86 Ab­satz 2 der Spe­zi­al­fi­nan­zie­rung Stras­sen­ver­kehr nach Ar­ti­kel 86 Ab­satz 4 gut­ge­schrie­ben.138

2bis Der Bun­des­rat kann die Mit­tel nach Ab­satz 2 bis zum 31. De­zem­ber 2018 zur Fi­nan­zie­rung der Ei­sen­bahnin­fra­struk­tur und an­sch­lies­send zur Ver­zin­sung und zur Rück­zah­lung der Be­vor­schus­sung des Fonds nach Ar­ti­kel 87a Ab­satz 2 ver­wen­den. Die Mit­tel be­rech­nen sich nach Ar­ti­kel 86 Ab­satz 2 Buch­sta­be e.139

2ter Der Pro­zent­satz nach Ar­ti­kel 86 Ab­satz 2 Buch­sta­be f gilt zwei Jah­re nach In­kraft­tre­ten die­ser Be­stim­mung. Da­vor be­trägt er 5 Pro­zent.140

3 Die Ei­sen­bahn­gross­pro­jek­te nach Ab­satz 1 wer­den über den Fonds nach Ar­ti­kel 87a Ab­satz 2 fi­nan­ziert.141

4 Die vier Ei­sen­bahn­gross­pro­jek­te ge­mä­ss Ab­satz 1 wer­den in der Form von Bun­des­ge­set­zen be­schlos­sen. Für je­des Gross­pro­jekt als Gan­zes sind Be­darf und Aus­füh­rungs­rei­fe nach­zu­wei­sen. Beim NE­AT-Pro­jekt bil­den die ein­zel­nen Bau­pha­sen Be­stand­teil des Bun­des­ge­set­zes. Die Bun­des­ver­samm­lung be­wil­ligt die er­for­der­li­chen Mit­tel mit Ver­pflich­tungs­kre­di­ten. Der Bun­des­rat ge­neh­migt die Bau­e­tap­pen und be­stimmt den Zeit­plan.

5 Die­se Be­stim­mung gilt bis zum Ab­schluss der Bau­ar­bei­ten und der Fi­nan­zie­rung (Rück­zah­lung der Be­vor­schus­sung) der in Ab­satz 1 er­wähn­ten Ei­sen­bahn­gross­pro­jek­te.

4. Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 90 (Kern­ener­gie)

Bis zum 23. Sep­tem­ber 2000 wer­den kei­ne Rah­men‑, Bau‑, In­be­trieb­nah­me- oder Be­triebs­be­wil­li­gun­gen für neue Ein­rich­tun­gen zur Er­zeu­gung von Kern­ener­gie er­teilt.

5. Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 95 (Pri­vat­wirt­schaft­li­che Er­werbs­tä­tig­keit)

Bis zum Er­lass ei­ner Bun­des­ge­setz­ge­bung sind die Kan­to­ne zur ge­gen­sei­ti­gen An­er­ken­nung von Aus­bil­dungs­ab­schlüs­sen ver­pflich­tet.

6. Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 102 (Lan­des­ver­sor­gung)

1 Der Bund stellt die Ver­sor­gung des Lan­des mit Brot­ge­trei­de und Back­mehl si­cher.

2 Die­se Über­gangs­be­stim­mung bleibt längs­tens bis zum 31. De­zem­ber 2003 in Kraft.

7. Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 103 (Struk­tur­po­li­tik)

Die Kan­to­ne kön­nen wäh­rend längs­tens zehn Jah­ren ab In­kraft­tre­ten der Ver­fas­sung be­ste­hen­de Re­ge­lun­gen bei­be­hal­ten, wel­che zur Si­che­rung der Exis­tenz be­deu­ten­der Tei­le ei­nes be­stimm­ten Zweigs des Gast­ge­wer­bes die Er­öff­nung von Be­trie­ben vom Be­dürf­nis ab­hän­gig ma­chen.

8.142 ...

9. Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 110 Abs. 3 (Bun­des­fei­er­tag)

1 Bis zum In­kraft­tre­ten der ge­än­der­ten Bun­des­ge­setz­ge­bung re­gelt der Bun­des­rat die Ein­zel­hei­ten.

2 Der Bun­des­fei­er­tag wird der Zahl der Fei­er­ta­ge nach Ar­ti­kel 18 Ab­satz 2 des Ar­beits­ge­set­zes vom 13. März 1964143 nicht an­ge­rech­net.

10.144 ...

11. Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 113 (Be­ruf­li­che Vor­sor­ge)

Ver­si­cher­te, die zur Ein­tritts­ge­ne­ra­ti­on ge­hö­ren und des­we­gen nicht über die vol­le Bei­trags­zeit ver­fü­gen, sol­len je nach Hö­he ih­res Ein­kom­mens in­nert 10 bis 20 Jah­ren nach In­kraft­tre­ten des Ge­set­zes den ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen Min­dest­schutz er­hal­ten.

12.145 ...

13.146 Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 128 (Dau­er der Steu­e­rer­he­bung)

Die Be­fug­nis zur Er­he­bung der di­rek­ten Bun­des­steu­er ist bis En­de 2035 be­fris­tet.

14.147 Über­gangs­be­stim­mung zu Art. 130 (Mehr­wert­steu­er)148

1 Die Be­fug­nis zur Er­he­bung der Mehr­wert­steu­er ist bis En­de 2035 be­fris­tet.149

2 Zur Si­che­rung der Fi­nan­zie­rung der In­va­li­den­ver­si­che­rung hebt der Bun­des­rat die Mehr­wert­steu­er­sät­ze vom 1. Ja­nu­ar 2011 bis 31. De­zem­ber 2017 wie folgt an: ...

3 Der Er­trag aus der An­he­bung nach Ab­satz 2 wird voll­um­fäng­lich dem Aus­gleichs­fonds der In­va­li­den­ver­si­che­rung zu­ge­wie­sen.150

4 Zur Si­che­rung der Fi­nan­zie­rung der Ei­sen­bahnin­fra­struk­tur hebt der Bun­des­rat die Steu­er­sät­ze nach Ar­ti­kel 25 des Mehr­wert­steu­er­ge­set­zes vom 12. Ju­ni 2009151 ab 1. Ja­nu­ar 2018 um 0,1 Pro­zent­punkt an, im Fall ei­ner Ver­län­ge­rung der Frist ge­mä­ss Ab­satz 1 bis längs­tens 31. De­zem­ber 2030.152

5 Der Er­trag aus der An­he­bung nach Ab­satz 4 wird voll­um­fäng­lich dem Fonds nach Ar­ti­kel 87a zu­ge­wie­sen.153

15.154 ...

16.155 ...

134 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 3. März 2002, in Kraft seit 3. März 2002 (BB vom 5. Okt. 2001, BRB vom 26. April 2002 – AS 2002 885; BBl 2000 2453, 200111835731, 2002 3690).

135 SR 741.01

136 SR 641.81

137 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065, 2016 7587, 2017 3387).

138 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065, 2016 7587, 2017 3387).

139 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065, 2016 7587, 2017 3387).

140 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 12. Fe­br. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (BB vom 30. Sept. 2016, BRB vom 10. Nov. 2016 – AS 20176731; BBl 2015 2065, 2016 7587, 2017 3387).

141 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (BB vom 20. Ju­ni 2013, BRB vom 13. Mai 2014, BRB vom 2. Ju­ni 2014, BRB vom 6. Ju­ni 2014 – AS 2015645; BBl 20106637, 2012 1577, 2013 47256518, 2014 41134117).

142 Art. 106 hat seit dem 11. März 2012 ei­ne neue Fas­sung.

143 SR 822.11

144 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291, 2003 6591, 2005951).

145 Art. 126 hat seit dem 2. Dez. 2001 ei­ne neue Fas­sung.

146 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 4. März 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (BB vom 16. Ju­ni 2017, BRB vom 13. Fe­br. 2019 – AS 2019 769; BBl 2016 6221, 2017 4205, 20182761).

147 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (BB vom 19. März 2004, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 2. Fe­br. 2006 – AS 2006 1057; BBl 2003 1531, 20041363, 2005 951).

148 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 27. Sept. 2009, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (BB vom 13. Ju­ni 2008 und vom 12. Ju­ni 2009, BRB vom 7. Sept. 2010 – AS 2010 3821; BBl 20054623, 2008 5241, 20094371437743798719).

149 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 4. März 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (BB vom 16. Ju­ni 2017, BRB vom 13. Fe­br. 2019 – AS 2019 769; BBl 2016 6221, 2017 4205, 20182761).

150 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 27. Sept. 2009, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (BB vom 13. Ju­ni 2008 und vom 12. Ju­ni 2009, BRB vom 7. Sept. 2010 – AS 2010 3821; BBl 20054623, 2008 5241, 20094371437743798719).

151 SR 641.20

152 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (BB vom 20. Ju­ni 2013, BRB vom 13. Mai 2014, BRB vom 2. Ju­ni 2014, BRB vom 6. Ju­ni 2014 – AS 2015645; BBl 20106637, 2012 1577, 2013 47256518, 2014 41134117).

153 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (BB vom 20. Ju­ni 2013, BRB vom 13. Mai 2014, BRB vom 2. Ju­ni 2014, BRB vom 6. Ju­ni 2014 – AS 2015645; BBl 20106637, 2012 1577, 2013 47256518, 2014 41134117).

154 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 4. März 2018, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2021 (BB vom 16. Ju­ni 2017, BRB vom 13. Fe­br. 2019 – AS 2019 769; BBl 2016 6221, 2017 4205, 20182761).

155 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2004, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (BB vom 3. Okt. 2003, BRB vom 26. Jan. 2005, BRB vom 7. Nov. 2007 – AS 20075765; BBl 2002 2291, 2003 6591, 2005951).

BGE

130 I 26 () from 27. November 2003
Regeste: Art. 2 FZA; Art. 8 EMRK; Art. 8, 9, 27, 94 Abs. 4, 95 Abs. 2, 191 und 196 Ziff. 5 BV; Art. 55a KVG; Zulassungsbeschränkung für Leistungserbringer zur Tätigkeit zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (Zulassungsstopp für Medizinalpersonal); Einführungsverordnung des Kantons Zürich. Legitimation des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärzte bzw. eines einzelnen Schweizer Arztes zur Rüge der Verletzung des Freizügigkeitsabkommens (E. 1.2). Die vom Bundesrat gestützt auf Art. 55a KVG erlassene und vom Regierungsrat des Kantons Zürich konkretisierte Einschränkung der Zulassung von Leistungserbringern zur Tätigkeit zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung verletzt - soweit dies gestützt auf Art. 191 BV geprüft werden kann (E. 2) - weder das Freizügigkeitsabkommen (E. 3) noch die Wirtschaftsfreiheit (E. 4-6), die Pflicht zur gegenseitigen Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen (E. 7), das Prinzip von Treu und Glauben (E. 8) oder das Recht auf Schutz des Privat- und Familienlebens (E. 9).

130 II 87 () from 29. Januar 2004
Regeste: Art. 4-8, 12 sowie 36 BGFA; Eintragung ins kantonale Anwaltsregister, Voraussetzung der anwaltlichen Unabhängigkeit. Gegen letztinstanzliche kantonale Beschlüsse über die Eintragung ins kantonale Anwaltsregister kann der Anwaltsverband des betreffenden Kantons Verwaltungsgerichtsbeschwerde erheben (E. 1). Anwaltstätigkeit im Monopolbereich fällt unter das Grundrecht der Wirtschaftsfreiheit; Verweigerung des Registereintrags (wegen fehlender Unabhängigkeit) tangiert dieses Grundrecht, was bei der Auslegung des Begriffs der Unabhängigkeit zu berücksichtigen ist (E. 3). Unabhängigkeit des Anwalts als weltweit anerkannte Berufspflicht, im Umfeld des (veränderten) Berufsbilds (E. 4.1). Inhalt der Unabhängigkeit (E. 4.2), bundesgerichtliche Rechtsprechung (E. 4.3) und Literatur (E. 4.4) zur Frage der Unabhängigkeit von Anwälten im Angestelltenverhältnis. Entstehungsgeschichte von Art. 8 Abs. 1 lit. d und Art. 8 Abs. 2 BGFA; bei angestellten Anwälten besteht Vermutung für Fehlen der Unabhängigkeit (E. 5.1), die widerlegbar ist (E. 5.2). Verhältnis der gesetzlichen Regelung zum Freizügigkeitsabkommen, keine Inländerdiskriminierung (E. 5.1.2). Voraussetzungen, unter denen ein angestellter Anwalt den Registereintrag beanspruchen kann; Pflicht zur Schaffung klarer Verhältnisse (E. 6). In casu hat der Anwalt ungenügende Angaben zu seinem Angestelltenverhältnis gemacht und die Vermutung des Fehlens der Unabhängigkeit nicht widerlegt (E. 7). Art. 36 BGFA entbindet gegebenenfalls von der Erfüllung der fachlichen, nicht aber der persönlichen Voraussetzungen; bei fehlender Unabhängigkeit kann die Eintragung ins Register nicht übergangsrechtlich beansprucht werden (E. 8).

130 V 185 () from 6. Mai 2004
Regeste: Art. 3d Abs. 1 lit. a ELG; Art. 8 ELKV: Vergütung von Kosten für den Zahnarzt. Unter den Begriff der Kosten für den Zahnarzt gemäss Art. 3d Abs. 1 lit. a ELG fallen grundsätzlich die Aufwendungen für alle zahnärztlichen Behandlungen. Diese sind zu vergüten, sofern die Voraussetzungen von Art. 8 ELKV (Einfachheit, Wirtschaftlichkeit, Zweckmässigkeit; gegebenenfalls Kostenvoranschlag) erfüllt sind. Für einen generellen Ausschluss zahnärztlicher Massnahmen, welche der Behandlung einer Allgemeinerkrankung dienen (vorliegend: Amalgamsanierung), besteht keine Grundlage (Erw. 4.3).

131 V 97 () from 21. März 2005
Regeste: Art. 112 BV; Art. 1 (in der bis Ende 2002 geltenden Fassung), 3 und 9 AHVG; Art. 17 und 20 Abs. 3 AHVV; Art. 2 Abs. 2 ZGB: Rechtsmissbräuchliche Geltendmachung der Versicherungspflicht in der Alters- und Hinterlassenenversicherung. An einer Kommanditgesellschaft sind mehrere hundert ausländische Anleger beteiligt, wobei die Beteiligung auch im Hinblick auf spätere Renten der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) erfolgt ist, da die Stellung als Kommanditär sozialversicherungsrechtlich eine selbstständige Erwerbstätigkeit darstellt. Weil hier der AHV die Funktion eines reinen Finanzanlageobjekts zugedacht ist, das unter Ausnutzung der versicherungstechnischen Solidarität eine möglichst grosse individuelle Rendite erwirtschaften soll, liegt Rechtsmissbrauch vor. Die Teilhaber können sich nicht auf das Recht zur Aufnahme in die AHV berufen. (Erw. 4.3)

131 V 263 () from 13. Juli 2005
Regeste: Art. 3d Abs. 1 lit. a und Abs. 4 ELG; Art. 8 Abs. 1 und 3 ELKV: Zahnbehandlungskosten. In gesetzeskonformer Auslegung von Art. 8 Abs. 3 Satz 2 ELKV kann bei Durchführung einer Zahnbehandlung ohne vorgängige Einreichung eines Kostenvoranschlages der Vergütungsanspruch nicht ohne weiteres auf maximal Fr. 3000.- beschränkt werden. Erbringt der Bezüger oder die Bezügerin von Ergänzungsleistungen den Beweis der für das Tatbestandsmerkmal der Einfachheit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmässigkeit der Massnahme erheblichen Tatsachen, sind die gesamten Kosten im Rahmen der verfügbaren Quote durch die Ergänzungsleistung zu übernehmen. (Erw. 5)

136 II 337 (2C_802/2009) from 19. April 2010
Regeste: Art. 85 BV; Art. 7 und 8 SVAG; Art. 14 SVAV (Fassung vom 12. September 2007); Erhebung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) gestützt auf den vom Bundesrat per 1. Januar 2008 erhöhten Abgabetarif. Rechtliche Grundlagen für die Erhebung der LSVA in Verfassung (E. 2.1), Gesetz (E. 2.2) und Verordnung (E. 2.3). Vereinbarkeit der streitigen Tariferhöhung (E. 3) mit dem Landverkehrsabkommen (E. 4.1); Verhältnis zwischen der Kostendeckungsvorgabe gemäss Art. 7 SVAG und der Delegationsnorm von Art. 8 SVAG (E. 4.2). Zulässige Mitberücksichtigung der vom Schwerverkehr bei den übrigen Verkehrsteilnehmern verursachten Stauzeitkosten als externe Kosten im Sinne der gesetzlichen Konzeption der LSVA (E. 5). Nicht zu beanstandende Berechnung der Kosten zulasten der Allgemeinheit bezüglich der Faktoren Klimakosten (E. 6.3) und Unfallkosten (E. 6.4) sowie des externen Nutzens des Schwerverkehrs (E. 6.5).

136 II 470 (2C_772/2009) from 31. August 2010
Regeste: a Art. 86 Abs. 2 BGG; Begriff des "oberen Gerichts" als unmittelbare Vorinstanz des Bundesgerichts. Die Rekurskommission der EDK und der GDK genügt den gesetzlichen Anforderungen an eine unmittelbare Vorinstanz des Bundesgerichts (E. 1.1).

142 II 182 (2C_76/2015, 2C_77/2015) from 24. Mai 2016
Regeste: a Art. 3, 5 Abs. 1, Art. 42 Abs. 1, Art. 127 Abs. 1, Art. 128 Abs. 4, Art. 164 Abs. 1 lit. d und Abs. 2, Art. 182 Abs. 1 und 2, Art. 190, Art. 196 Ziff. 13 BV; Art. 38, 160 und 216 Abs. 1 DBG 1990; Art. 68 Abs. 1 StHG 2000. Örtliche Zuständigkeit zur bundessteuerlichen Erfassung einer Kapitalleistung aus Vorsorge, wenn die steuerpflichtige Person nach der Fälligkeit der Leistung den Kanton gewechselt hat. Abgaberechtliches Legalitätsprinzip, insbesondere unter dem Gesichtspunkt des Gesetzes- und Tatbestandsvorbehalts. Vollzugsföderalismus im Bereich der direkten Bundessteuer (E. 2.2). Abgrenzung von Rechts- und Verwaltungsverordnung (E. 2.3). Den örtlich zuständigen Kanton trifft das "Pflichtrecht" zu Bezug und Veranlagung der direkten Bundessteuer. Im Fall von Kapitalleistungen aus Vorsorge ist gemäss Art. 216 Abs. 1 DBG 1990 die Sonderveranlagung vom Fälligkeitskanton vorzunehmen. Die Verwaltungsverordnung der ESTV, wonach in Wegzugsfällen der Wohnsitzkanton zuständig sein soll, verstösst gegen das Bundesrecht und bleibt daher unbeachtlich (E. 2.4).

143 V 9 (9C_459/2016) from 13. Januar 2017
Regeste: Art. 10 Abs. 2 lit. a ELG; Art. 25a Abs. 1 ELV i.V.m. Art. 39 Abs. 3 KVG; § 5 des schwyzerischen Gesetzes vom 28. März 2007 über Ergänzungsleistungen zur Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung; Art. 3 Abs. 1 lit. b und Art. 14 Abs. 1 Ingress und Abs. 6 ELG; Art. 190 BV; Heimtaxen. Art. 10 Abs. 2 lit. a ELG verpflichtet die Kantone nicht, die Tagestaxen auch bei anderen Einrichtungen als anerkannten Pflegeheimen nach Art. 39 Abs. 3 KVG so festzusetzen, dass die dort lebenden EL-Bezüger - in der Regel - nicht Sozialhilfe beantragen müssen. Diese eingeschränkte Tragweite von Art. 10 Abs. 2 lit. a ELG kann dazu führen, dass kein Anspruch auf eine jährliche Ergänzungsleistung besteht und als Folge davon grundsätzlich auch nicht auf Vergütung der Krankheits- und Behinderungskosten (E. 6.1 und 6.2). Dies kann dort der Fall sein, wo eine Tagestaxe die tatsächlichen Heimkosten (bei Weitem) nicht deckt. Von Verfassung wegen ist dies hinzunehmen (Art. 190 BV).

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