Bundesverfassung
der Schweizerischen Eidgenossenschaft


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Art. 119 Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie im Humanbereich

1 Der Mensch ist vor Miss­bräu­chen der Fort­pflan­zungs­me­di­zin und der Gen­tech­no­lo­gie ge­schützt.

2 Der Bund er­lässt Vor­schrif­ten über den Um­gang mit mensch­li­chem Keim- und Erb­gut. Er sorgt da­bei für den Schutz der Men­schen­wür­de, der Per­sön­lich­keit und der Fa­mi­lie und be­ach­tet ins­be­son­de­re fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Al­le Ar­ten des Klo­nens und Ein­grif­fe in das Erb­gut mensch­li­cher Keim­zel­len und Em­bryo­nen sind un­zu­läs­sig.
b.
Nicht­mensch­li­ches Keim- und Erb­gut darf nicht in mensch­li­ches Keim­gut ein­ge­bracht oder mit ihm ver­schmol­zen wer­den.
c.82
Die Ver­fah­ren der me­di­zi­nisch un­ter­stütz­ten Fort­pflan­zung dür­fen nur an­ge­wen­det wer­den, wenn die Un­frucht­bar­keit oder die Ge­fahr der Über­tra­gung ei­ner schwe­ren Krank­heit nicht an­ders be­ho­ben wer­den kann, nicht aber um beim Kind be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten her­bei­zu­füh­ren oder um For­schung zu be­trei­ben; die Be­fruch­tung mensch­li­cher Ei­zel­len aus­ser­halb des Kör­pers der Frau ist nur un­ter den vom Ge­setz fest­ge­leg­ten Be­din­gun­gen er­laubt; es dür­fen nur so vie­le mensch­li­che Ei­zel­len aus­ser­halb des Kör­pers der Frau zu Em­bryo­nen ent­wi­ckelt wer­den, als für die me­di­zi­nisch un­ter­stütz­te Fort­pflan­zung not­wen­dig sind.
d.
Die Em­bryo­nen­spen­de und al­le Ar­ten von Leihmut­ter­schaft sind un­zu­läs­sig.
e.
Mit mensch­li­chem Keim­gut und mit Er­zeug­nis­sen aus Em­bryo­nen darf kein Han­del ge­trie­ben wer­den.
f.
Das Erb­gut ei­ner Per­son darf nur un­ter­sucht, re­gis­triert oder of­fen­bart wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son zu­stimmt oder das Ge­setz es vor­schreibt.
g.
Je­de Per­son hat Zu­gang zu den Da­ten über ih­re Ab­stam­mung.

82 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 14. Ju­ni 2015, in Kraft seit 14. Ju­ni 2015 (BB vom 12. Dez. 2014, BRB vom 21. Aug. 2015 – AS 2015 2887; BBl 2013 5853; 2014 9675; 2015 6313).

BGE

127 I 6 () from 22. März 2001
Regeste: Medikamentöse Zwangsbehandlung in psychiatrischer Klinik während fürsorgerischen Freiheitsentzuges; Art. 7, 10, 13 und 36 BV, Art. 3 und 8 EMRK, Art. 7 UNO-Pakt II. Rechtsgrundlage für die zwangsweise Medikation, Gesetz des Kantons Basel-Stadt über die Behandlung und Einweisung psychisch kranker Personen (Psychiatriegesetz; E. 2a, 4 und 7a). Bedeutung der persönlichen Freiheit nach Art. 10 Abs. 2 BV im Vergleich mit dem früheren ungeschriebenen Grundrecht und speziellen Garantien in andern Verfassungsbestimmungen (E. 5a); Tragweite der Garantie der Menschenwürde nach Art. 7 BV (E. 5b); internationale Grundrechtsgewährleistungen im Zusammenhang mit der medikamentösen Zwangsbehandlung (E. 5c-f). Prüfung der Voraussetzungen für medikamentöse Behandlung nach Psychiatriegesetz hinsichtlich Urteilsunfähigkeit (E. 7b), mutmasslichem Willen (E. 7c) und dringender Notwendigkeit (E. 7d). Überwiegende Interessen zur Rechtfertigung von Zwangsbehandlungen (E. 8). Prüfung der Verhältnismässigkeit des Grundrechtseingriffes aufgrund des Psychiatriegesetzes (E. 9b und 9c) sowie anhand von Art. 36 BV (E. 9d).

128 I 63 () from 4. März 2002
Regeste: Persönliche Freiheit (Art. 10 BV, Art. 8 EMRK); Art. 7 Abs. 1 des UNO-Übereinkommens über die Rechte des Kindes (KRK). Anspruch auf Kenntnis der Abstammung: Der Anspruch, die leiblichen Eltern zu kennen und entsprechend die im Zivilstandsregister überdeckten Eintragungen einzusehen, steht dem volljährigen Adoptivkind unabhängig von einer Abwägung mit entgegenstehenden Interessen zu (E. 2-5).

128 II 259 () from 29. Mai 2002
Regeste: Art. 9, 10 Abs. 2 und 13 Abs. 2 BV; persönliche Freiheit, Anspruch auf Schutz vor Missbrauch persönlicher Daten; DNA-Profil im Strafverfahren. Zulässiges Rechtsmittel zur Anfechtung von Verfügungen betreffend Erstellung von DNA-Profilen und deren Bearbeitung im DNA-Profil-Informationssystem des Bundes (E. 1). Ausgestaltung des DNA-Profil-Informationssystems (E. 2). Eingriff in das Recht auf körperliche Integrität (Art. 10 Abs. 2 BV) bzw. in den Anspruch auf Schutz vor Missbrauch persönlicher Daten (informationelles Selbstbestimmungsrecht; Art. 13 Abs. 2 BV) durch Entnahme eines Wangenschleimhautabstrichs bzw. Erstellung und Bearbeitung eines DNA-Profils (E. 3.2 und 3.3); gesetzliche Grundlage für die Grundrechtseingriffe (E. 3.4); öffentliches Interesse (E. 3.5); Verhältnismässigkeit (E. 3.6); Kerngehalt (E. 3.7). Verfassungsrechtlicher Anspruch auf Vernichtung des Wangenschleimhautabstrichs sobald ein DNA-Profil erfolgreich erstellt worden ist (E. 4). Zuständigkeit nach basel-städtischem Recht (E. 5).

141 III 312 (5A_748/2014) from 21. Mai 2015
Regeste: Art. 8 EMRK; Art. 2, 3 und 7 KRK; Art. 119 Abs. 2 lit. d BV; Art. 27 Abs. 1 und Art. 32 IPRG; Eintragung ausländischer Entscheidungen und Urkunden in das Zivilstandsregister; Anerkennung eines Leihmutterschaftsurteils. Ein kalifornisches Vaterschaftsurteil, welches das mittels Leihmutterschaft begründete Kindesverhältnis zu eingetragenen Partnern feststellt, kann bei Umgehung des schweizerischen Leihmutterschaftsverbotes nur mit Bezug zum genetischen Elternteil anerkannt werden (E. 3-8).

141 III 328 (5A_443/2014) from 14. September 2015
Regeste: Art. 8 EMRK; Art. 2, 3 und 7 KRK; Art. 119 Abs. 2 lit. d BV; Art. 4 FMedG; Art. 27 Abs. 1, Art. 32 und 70 IPRG; Art. 45 Abs. 2 Ziff. 4 und Art. 252 Abs. 1 ZGB; Art. 7 und 8 ZStV; Anerkennung und Eintragung ausländischer Geburtsurkunden ins Personenstandsregister bei Leihmutterschaft; Ordre public. Eine kalifornische Geburtsurkunde kann nicht anerkannt werden, wenn die verurkundeten Kindesverhältnisse zu genetisch nicht verwandten Eltern in Umgehung des schweizerischen Leihmutterschaftsverbotes entstanden sind (E. 2-8).

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