Bundesverfassung
der Schweizerischen Eidgenossenschaft


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Art. 121 Gesetzgebung im Ausländer- und Asylbereich * 8586

1 Die Ge­setz­ge­bung über die Ein- und Aus­rei­se, den Auf­ent­halt und die Nie­der­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern so­wie über die Ge­wäh­rung von Asyl ist Sa­che des Bun­des.

2 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen aus der Schweiz aus­ge­wie­sen wer­den, wenn sie die Si­cher­heit des Lan­des ge­fähr­den.

3 Sie ver­lie­ren un­ab­hän­gig von ih­rem aus­län­der­recht­li­chen Sta­tus ihr Auf­ent­halts­recht so­wie al­le Rechts­an­sprü­che auf Auf­ent­halt in der Schweiz, wenn sie:

a.
we­gen ei­nes vor­sätz­li­chen Tö­tungs­de­likts, we­gen ei­ner Ver­ge­wal­ti­gung oder ei­nes an­de­ren schwe­ren Se­xual­de­likts, we­gen ei­nes an­de­ren Ge­walt­de­likts wie Raub, we­gen Men­schen­han­dels, Dro­gen­han­dels oder ei­nes Ein­bruchs­de­likts rechts­kräf­tig ver­ur­teilt wor­den sind; oder
b.
miss­bräuch­lich Leis­tun­gen der So­zi­al­ver­si­che­run­gen oder der So­zi­al­hil­fe be­zo­gen ha­ben.87

4 Der Ge­setz­ge­ber um­schreibt die Tat­be­stän­de nach Ab­satz 3 nä­her. Er kann sie um wei­te­re Tat­be­stän­de er­gän­zen.88

5 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die nach den Ab­sät­zen 3 und 4 ihr Auf­ent­halts­recht so­wie al­le Rechts­an­sprü­che auf Auf­ent­halt in der Schweiz ver­lie­ren, sind von der zu­stän­di­gen Be­hör­de aus der Schweiz aus­zu­wei­sen und mit ei­nem Ein­rei­se­ver­bot von 5–15 Jah­ren zu be­le­gen. Im Wie­der­ho­lungs­fall ist das Ein­rei­se­ver­bot auf 20 Jah­re an­zu­set­zen.89

6 Wer das Ein­rei­se­ver­bot miss­ach­tet oder sonst­wie il­le­gal in die Schweiz ein­reist, macht sich straf­bar. Der Ge­setz­ge­ber er­lässt die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen.90

85* Mit Über­gangs­be­stim­mung.

86 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 9. Fe­br. 2014 (BB vom 27. Sept. 2013, BRB vom 13. Mai 2014 – AS 2014 1391; BBl 2011 6269; 2012 3869; 2013 291, 7351; 2014 4117).

87 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010 (BB vom 18. Ju­ni 2010, BRB 17. März 2011 – AS 2011 1199; BBl 2008 1927; 2009 5097; 2010 4241; 2011 2771).

88 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010 (BB vom 18. Ju­ni 2010, BRB 17. März 2011 – AS 2011 1199; BBl 2008 1927; 2009 5097; 2010 4241; 2011 2771).

89 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010 (BB vom 18. Ju­ni 2010, BRB 17. März 2011 – AS 2011 1199; BBl 2008 1927; 2009 5097; 2010 4241; 2011 2771).

90 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010 (BB vom 18. Ju­ni 2010, BRB 17. März 2011 – AS 2011 1199; BBl 2008 1927; 2009 5097; 2010 4241; 2011 2771).

BGE

149 IV 273 (6B_1108/2021) from 27. April 2023
Regeste: Art. 148a Abs. 2 StGB; unrechtmässiger Bezug von Leistungen einer Sozialversicherung oder der Sozialhilfe; Eingrenzung des leichten Falls. Definition von abgestuften Erheblichkeitsschwellen für die Abgrenzung eines leichten Falls des unrechtmässigen Bezugs von Leistungen einer Sozialversicherung oder der Sozialhilfe (Art. 148a Abs. 2 StGB) vom Grundtatbestand (Art. 148a Abs. 1 StGB): Bei einem Deliktsbetrag unter Fr. 3'000.- ist stets von einem leichten Fall auszugehen. Bei einem Deliktsbetrag zwischen Fr. 3'000.- und Fr. 35'999.99 ist anhand der gesamten Tatumstände eine Einzelfallbeurteilung nach dem Ausmass des Verschuldens vorzunehmen. Bei einem Deliktsbetrag ab Fr. 36'000.- scheidet die Bejahung eines leichten Falls grundsätzlich aus, ausser es liegen im Sinne einer Ausnahme ausserordentliche, besonders gewichtige Umstände vor, die eine massive Verminderung des Verschuldens bewirken (E. 1.5). Anwendung dieser Grundsätze auf den konkreten Fall (E. 1.6).

149 IV 342 (6B_1445/2021) from 14. Juni 2023
Regeste: Art. 3 Abs. 2 JStG; Art. 66a ff. StGB; Landesverweisung von Übergangsstraftätern. Ein dem Erwachsenenstrafrecht unterstehendes Delikt eines jungen Straftäters kann eine Anlasstat für eine (nicht obligatorische) Landesverweisung darstellen, auch wenn dieser gleichzeitig für weitere Taten verurteilt wird, die er als Jugendlicher begangen hat (E. 2).

150 II 273 (2C_694/2022) from 21. Dezember 2023
Regeste: a Art. 120 Abs. 1 und 2 BGG; Art. 16 Abs. 1 und 5 SuG; Zulässigkeit der Beschwerde an das Bundesgericht gegen einen Entscheid betreffend eine öffentlich-rechtliche Streitigkeit zwischen einem Kanton und dem Bund. Zuständigkeit des Staatssekretariats für Migration (SEM) für den Erlass von Verfügungen bei Streitigkeiten über die vom Bund in Anwendung des Asylgesetzes an die Kantone ausgerichteten Pauschalabgeltungen. Das Bundesgericht beurteilt solche Streitigkeiten letztinstanzlich als Beschwerdeinstanz in Anwendung von Art. 120 Abs. 2 BGG (E. 1.1-1.3), unabhängig von den Voraussetzungen von Art. 83 und 89 BGG (E. 1.4).

150 IV 329 (6B_66/2024) from 5. Juni 2024
Regeste: Art. 291 Abs. 1 StGB; Art. 19a BetmG; Rückführungsrichtlinie 2008/115/EG; Art. 124a AIG; Verweisungsbruch; Strafart. Zusammenfassung der Rechtsprechung zur Rückführungsrichtlinie und zum Tatbestand des Verweisungsbruchs (E. 1.2). Art. 124a AIG findet, wie aus seinem Wortlaut hervorgeht, nur auf die Anordnung der Landesverweisung bzw. deren Vollzug Anwendung. Keine Anwendbarkeit dieser Bestimmung im Rahmen der Strafzumessung, insbesondere im Zusammenhang mit einer Verurteilung wegen Verweisungsbruchs (E. 1.3, 1.4 und 1.6.1-1.6.4).

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