Bundesgesetz
über die berufliche Alters-, Hinterlassenen-
und Invalidenvorsorge
(BVG)


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Art. 86a Datenbekanntgabe 339

1 So­fern kein über­wie­gen­des Pri­vat­in­ter­es­se ent­ge­gen­steht, dür­fen Da­ten im Ein­zel­fall und auf schrift­li­ches und be­grün­de­tes Ge­such hin be­kannt ge­ge­ben wer­den an:

a.
So­zi­al­hil­fe­be­hör­den, wenn sie für die Fest­set­zung, Än­de­rung oder Rück­for­de­rung von Leis­tun­gen be­zie­hungs­wei­se für die Ver­hin­de­rung un­ge­recht­fer­tig­ter Be­zü­ge er­for­der­lich sind;
abis.340
die vom kan­to­na­len Recht be­zeich­ne­te Fach­stel­le (Art. 40), wenn sie für die Ein­for­de­rung von aus­ste­hen­den oder die Si­che­rung zu­künf­ti­ger Un­ter­halts­zah­lun­gen er­for­der­lich sind;
b.
Zi­vil­ge­rich­te, wenn sie für die Be­ur­tei­lung ei­nes fa­mi­li­en- oder erbrecht­li­chen Streit­fal­les er­for­der­lich sind;
c.
Straf­ge­rich­te und Stra­fun­ter­su­chungs­be­hör­den, wenn sie für die Ab­klä­rung ei­nes Ver­bre­chens oder ei­nes Ver­ge­hens er­for­der­lich sind;
d.
Be­trei­bungs­äm­ter, nach den Ar­ti­keln 91, 163 und 222 des Bun­des­ge­set­zes vom 11. April 1889341 über Schuld­be­trei­bung und Kon­kurs;
e.
Steu­er­be­hör­den, wenn sie sich auf die Aus­rich­tung von Leis­tun­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge be­zie­hen und für die An­wen­dung der Steu­er­ge­set­ze er­for­der­lich sind;
f.342
die Kin­des- und Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­den nach Ar­ti­kel 448 Ab­satz 4 ZGB343;
g.344

2 So­fern kein über­wie­gen­des Pri­vat­in­ter­es­se ent­ge­gen­steht, dür­fen Da­ten be­kannt ge­ge­ben wer­den an:

a.
an­de­re mit der Durch­füh­rung so­wie der Kon­trol­le oder der Be­auf­sich­ti­gung der Durch­füh­rung die­ses Ge­set­zes be­trau­ten Or­ga­ne, wenn sie für die Er­fül­lung der ih­nen nach die­sem Ge­setz über­tra­ge­nen Auf­ga­ben er­for­der­lich sind;
b.
Or­ga­ne ei­ner an­de­ren So­zi­al­ver­si­che­rung, wenn sich ei­ne Pflicht zur Be­kannt­ga­be aus ei­nem Bun­des­ge­setz er­gibt;
bbis.345 Or­ga­ne ei­ner an­de­ren So­zi­al­ver­si­che­rung für die Zu­wei­sung oder Ve­ri­fi­zie­rung der AHV-Num­mer;
c.
die für die Quel­len­steu­er zu­stän­di­gen Be­hör­den, nach den Ar­ti­keln 88 und 100 des Bun­des­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 1990346 über die di­rek­te Bun­des­steu­er so­wie den ent­spre­chen­den kan­to­na­len Be­stim­mun­gen;
d.
Or­ga­ne der Bun­des­sta­tis­tik, nach dem Bun­des­sta­tis­tik­ge­setz vom 9. Ok­to­ber 1992347;
e.
Stra­fun­ter­su­chungs­be­hör­den, wenn es die An­zei­ge oder die Ab­wen­dung
ei­nes Ver­bre­chens er­for­dert;
f.348
die IV-Stel­le zur Frü­her­fas­sung nach Ar­ti­kel 3b IVG349 oder im Rah­men der in­ter­in­sti­tu­tio­nel­len Zu­sam­men­ar­beit nach Ar­ti­kel 68bis IVG und an die pri­va­ten Ver­si­che­rungs­ein­rich­tun­gen nach Ar­ti­kel 68bis Ab­satz 1 Buch­sta­be b IVG;
g.350
den Nach­rich­ten­dienst des Bun­des (NDB) oder die Si­cher­heits­or­ga­ne der Kan­to­ne zu­han­den des NDB, wenn ei­ne kon­kre­te Be­dro­hung der in­ne­ren oder äus­se­ren Si­cher­heit nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sep­tem­ber 2015351 ge­ge­ben ist.

3 Da­ten dür­fen auch der zu­stän­di­gen Steu­er­be­hör­de im Rah­men des Mel­de­ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 19 des Bun­des­ge­set­zes vom 13. Ok­to­ber 1965352 über die Ver­rech­nungs­steu­er be­kannt ge­ge­ben wer­den.

4 Da­ten, die von all­ge­mei­nem In­ter­es­se sind und sich auf die An­wen­dung die­ses Ge­set­zes be­zie­hen, dür­fen ver­öf­fent­licht wer­den. Die An­ony­mi­tät der Ver­si­cher­ten muss ge­wahrt blei­ben.

5 In den üb­ri­gen Fäl­len dür­fen Da­ten an Drit­te wie folgt be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
nicht per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten, so­fern die Be­kannt­ga­be ei­nem über­wie­gen­den In­ter­es­se ent­spricht;
b.
Per­so­nen­da­ten, so­fern die be­trof­fe­ne Per­son im Ein­zel­fall schrift­lich ein­ge­wil­ligt hat oder, wenn das Ein­ho­len der Ein­wil­li­gung nicht mög­lich ist, die­se nach den Um­stän­den als im In­ter­es­se des Ver­si­cher­ten vor­aus­ge­setzt wer­den darf.

6 Es dür­fen nur die Da­ten be­kannt ge­ge­ben wer­den, wel­che für den in Fra­ge ste­hen­den Zweck er­for­der­lich sind.

7 Der Bun­des­rat re­gelt die Mo­da­li­tä­ten der Be­kannt­ga­be und die In­for­ma­ti­on der be­trof­fe­nen Per­son.

8 Die Da­ten wer­den in der Re­gel schrift­lich und kos­ten­los be­kannt ge­ge­ben. Der Bun­des­rat kann die Er­he­bung ei­ner Ge­bühr vor­se­hen, wenn be­son­ders auf­wen­di­ge Ar­bei­ten er­for­der­lich sind.

339 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG von 23. Ju­ni 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2689; BBl 2000 255).

340Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2015 42995017, 2020 5; BBl 2014 529).

341 SR 281.1

342 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 27 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

343 SR 210

344 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 10 des BG vom 23. Dez. 2011 (AS 2012 3745; BBl 20075037, 2010 7841). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. II 16 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).

345 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 9 des BG vom 23. Ju­ni 2006 (Neue AHV-Ver­si­cher­ten-num­mer), in Kraft seit 1. Dez. 2007 (AS2007 5259; BBl 2006 501).

346 SR 642.11

347 SR 431.01

348 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 6. Okt. 2006 (5. IV-Re­vi­si­on), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 5129; BBl 2005 4459).

349 SR 831.20

350 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 10 des BG vom 23. Dez. 2011 (AS 2012 3745; BBl 20075037, 2010 7841). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 16 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).

351 SR 121

352 SR 642.21

BGE

148 II 16 (1C_336/2021) from 3. März 2022
Regeste: Art. 86 BVG; Art. 4 lit. a BGÖ; Art. 26 Abs. 4 des Genfer Öffentlichkeits- und Datenschutzgesetzes vom 5. Oktober 2001 (LIPAD/GE); Gesuch um Zugang zum Sitzungsprotokoll der Verwaltungskommission der Personalvorsorgekasse des Kantons Genf über die Herabsetzung des technischen Zinssatzes und die Änderung der Sterblichkeitstabelle. Durch das Inkrafttreten des BGÖ wurde die Tragweite der Schweigepflicht gemäss Art. 86 BVG bundesrechtlich eingeschränkt; es handelt sich dabei nicht um eine Spezialbestimmung im Sinne von Art. 4 lit. a BGÖ. Art. 86 BVG schützt nur noch geheime Informationen, die unter einen Ausnahmetatbestand nach Art. 7 und 8 BGÖ fallen (E. 3.2-3.4). Art. 86 BVG steht dem Zugang zu Dokumenten im Sinne des Genfer Rechts (Art. 26 Abs. 4 LIPAD/GE) nicht entgegen (E. 3.1 und 3.5).

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