Verordnung
der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht
über die Finanzmarktinfrastrukturen und
das Marktverhalten im Effekten- und Derivatehandel
(Finanzmarktinfrastrukturverordnung-FINMA, FinfraV-FINMA)

vom 3. Dezember 2015 (Stand am 1. Februar 2023)


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Art. 18 Kollektive Kapitalanlagen

(Art. 120 Abs. 1, 121, 123 Abs. 1 Fin­fraG)

1 Die Mel­de­pflich­ten nach Ar­ti­kel 120 Ab­satz 1 Fin­fraG sind für Be­tei­li­gun­gen ge­neh­mig­ter kol­lek­ti­ver Ka­pi­tal­an­la­gen ge­mä­ss dem Kol­lek­ti­v­an­la­gen­ge­setz vom 23. Ju­ni 2006 (KAG)22 durch den Be­wil­li­gungs­trä­ger23 (Art. 5 Abs. 1 i. V. m. Art. 2 Abs. 1 Bst. d FI­NIG, Art. 13 Abs. 2 a–d KAG so­wie Art. 15 Abs. 1 Bst. e i. V. m. Art. 120 Abs. 1 KAG) zu er­fül­len.24

2 Für die Er­fül­lung der Mel­de­pflicht gilt:

a.
Bei meh­re­ren kol­lek­ti­ven Ka­pi­tal­an­la­gen des­sel­ben Be­wil­li­gungs­trä­gers sind die Mel­de­pflich­ten ge­samt­haft zu er­fül­len so­wie je kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­ge, wenn die­se ein­zeln Grenz­wer­te er­rei­chen, über- oder un­ter­schrei­ten.
b.
Für Fonds­lei­tun­gen in ei­nem Kon­zern be­steht kei­ne Kon­so­li­die­rungs­pflicht mit dem Kon­zern.
c.
Bei ei­ner fremd­ver­wal­te­ten In­vest­ment­ge­sell­schaft mit va­ria­blem Ka­pi­tal (SI­CAV) hat die Fonds­lei­tung die Mel­de­pflich­ten für die­se zu er­fül­len.
d.
Je­des Teil­ver­mö­gen ei­ner of­fe­nen kol­lek­ti­ven Ka­pi­tal­an­la­ge mit Teil­ver­mö­gen gilt als ein­zel­ne kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­ge im Sin­ne von Ab­satz 1.

3 Bei nicht zum An­ge­bot ge­neh­mig­ten aus­län­di­schen kol­lek­ti­ven Ka­pi­tal­an­la­gen, die nicht von ei­nem Kon­zern ab­hän­gig sind, sind die Mel­de­pflich­ten ge­mä­ss Ar­ti­kel 120 Ab­satz 1 Fin­fraG durch die Fonds­lei­tung oder die Ge­sell­schaft zu er­fül­len. Für die Er­fül­lung der Mel­de­pflicht gilt Ab­satz 2.25

4 Bei nicht zum An­ge­bot ge­neh­mig­ten aus­län­di­schen kol­lek­ti­ven Ka­pi­tal­an­la­gen, die von ei­nem Kon­zern ab­hän­gig sind, wer­den die Mel­de­pflich­ten ge­mä­ss Ar­ti­kel 120 Ab­satz 1 Fin­fraG durch den Kon­zern er­füllt.26

5Die Un­ab­hän­gig­keit der Fonds­lei­tung oder der Ge­sell­schaft setzt na­ment­lich Fol­gen­des vor­aus:

a.
Per­so­nel­le Un­ab­hän­gig­keit: Die die Aus­übung des Stimm­rechts kon­trol­lie­ren­den Per­so­nen der Fonds­lei­tung oder der Ge­sell­schaft han­deln un­ab­hän­gig von der Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft und von Ge­sell­schaf­ten, die von ihr be­herrscht wer­den.
b.
Or­ga­ni­sa­to­ri­sche Un­ab­hän­gig­keit: Der Kon­zern ge­währ­leis­tet durch sei­ne Or­ga­ni­sa­ti­onss­truk­tu­ren, dass:
1.
die Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft und an­de­re Ge­sell­schaf­ten, die von ihr be­herrscht wer­den, nicht in Form von Wei­sun­gen oder in an­de­rer Wei­se auf die Stimm­rechts­aus­übung der Fonds­lei­tung oder der Ge­sell­schaft ein­wir­ken; und
2.
zwi­schen der Fonds­lei­tung oder der Ge­sell­schaft und der Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft oder an­de­ren Ge­sell­schaf­ten, die von ihr be­herrscht wer­den, kei­ne In­for­ma­tio­nen aus­ge­tauscht oder ver­brei­tet wer­den, die sich auf die Stimm­rechts­aus­übung aus­wir­ken kön­nen.

6 In den Fäl­len nach Ab­satz 3 muss der Kon­zern der zu­stän­di­gen Of­fen­le­gungs­stel­le fol­gen­de Do­ku­men­te vor­le­gen:

a.
ei­ne Lis­te mit den Na­men der Fonds­lei­tun­gen oder der Ge­sell­schaf­ten;
b.
ei­ne Er­klä­rung, wo­nach die An­for­de­run­gen an die Un­ab­hän­gig­keit nach Ab­satz 3 und 5 er­füllt und ein­ge­hal­ten wer­den.

7 Der Kon­zern muss der zu­stän­di­gen Of­fen­le­gungs­stel­le je­de Än­de­rung der Lis­te nach Ab­satz 6 Buch­sta­be a nach­lie­fern.

8 In den Fäl­len nach Ab­satz 3 kann die zu­stän­di­ge Of­fen­le­gungs­stel­le je­der­zeit wei­te­re Be­le­ge für die Er­fül­lung und Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen an die Un­ab­hän­gig­keit ver­lan­gen.

9 An­ga­ben über die Iden­ti­tät der An­le­ger und An­le­ge­rin­nen sind nicht er­for­der­lich.

22 SR 951.31

23 Weil es sich bei den Be­wil­li­gungs­trä­gern über­wie­gend um Ge­sell­schaf­ten han­delt, wird hier auf die Paar­form ver­zich­tet.

24 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 der V der FIN­MA vom 4. Nov. 2020 über die Fi­nan­z­in­sti­tu­te, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 5327).

25 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 der V der FIN­MA vom 4. Nov. 2020 über die Fi­nan­z­in­sti­tu­te, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 5327).

26 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 der V der FIN­MA vom 4. Nov. 2020 über die Fi­nan­z­in­sti­tu­te, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 5327).

BGE

148 II 444 (2C_546/2020) from 18. August 2022
Regeste: Art. 120 Abs. 1 und 3, Art. 123 Abs. 1 lit. a FinfraG und Art. 10 und 18 FinfraV-FINMA (in der bis am 31. Dezember 2020 in Kraft stehenden Fassung); Meldepflicht für Beteiligungen; Kollektive Kapitalanlagen. Art. 120 Abs. 1 FinfraG ist nicht auf den alleinigen wirtschaftlichen Berechtigten beschränkt, wie er in Art. 10 Abs. 1 FinfraV-FINMA definiert ist (E. 5). Bei kollektiven Kapitalanlagen kann sich die Meldepflicht demnach aus Art. 120 Abs. 1 FinfraG ergeben, wie dies Art. 18 FinfraV-FINMA vorsieht. Die FINMA hat beim Erlass dieser Vorschrift den Rahmen der ihr durch Art. 123 Abs. 1 lit. a FinfraG delegierten Kompetenz nicht überschritten (E. 6).

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