Bundesgesetz über die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht

vom 22. Juni 2007 (Stand am 1. Januar 2020)


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Art. 43 Grenzüberschreitende Prüfungen

1Die FIN­MA kann zum Voll­zug der Fi­nanz­markt­ge­set­ze di­rek­te Prü­fun­gen bei Be­auf­sich­tig­ten im Aus­land sel­ber vor­neh­men oder durch Prüf­ge­sell­schaf­ten oder bei­ge­zo­ge­ne Prüf­be­auf­trag­te vor­neh­men las­sen.1

2Sie darf aus­län­di­schen Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­den di­rek­te Prü­fun­gen bei Be­auf­sich­tig­ten er­lau­ben, so­fern:

a.
die­se Be­hör­den im Rah­men der Her­kunfts­land­kon­trol­le für die Auf­sicht des ge­prüf­ten Be­auf­sich­tig­ten oder in ih­rem Ho­heits­ge­biet für die Be­auf­sich­ti­gung der Tä­tig­keit des ge­prüf­ten Be­auf­sich­tig­ten ver­ant­wort­lich sind; und
b.
die Vor­aus­set­zun­gen für die Amts­hil­fe nach Ar­ti­kel 42 Ab­satz 2 er­füllt sind.2

3Durch grenz­über­schrei­ten­de di­rek­te Prü­fun­gen dür­fen nur An­ga­ben er­ho­ben wer­den, die für die Auf­sichtstä­tig­keit der aus­län­di­schen Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­den not­wen­dig sind. Da­zu ge­hö­ren ins­be­son­de­re An­ga­ben dar­über, ob ein In­sti­tut kon­zern­weit:

a.
an­ge­mes­sen or­ga­ni­siert ist;
b.
die in sei­ner Ge­schäftstä­tig­keit ent­hal­te­nen Ri­si­ken an­ge­mes­sen er­fasst, be­grenzt und über­wacht;
c.
durch Per­so­nen ge­lei­tet wird, die Ge­währ für ei­ne ein­wand­freie Ge­schäftstä­tig­keit bie­ten;
d.
Ei­gen­mit­tel- und Ri­si­ko­ver­tei­lungs­vor­schrif­ten auf kon­so­li­dier­ter Ba­sis er­füllt; und
e.
sei­nen Be­richt­er­stat­tungs­pflich­ten ge­gen­über den Auf­sichts­be­hör­den kor­rekt nach­kommt.3

3bisSo­weit die aus­län­di­schen Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­den bei di­rek­ten Prü­fun­gen in der Schweiz In­for­ma­tio­nen ein­se­hen wol­len, die di­rekt oder in­di­rekt mit dem Ver­mö­gens­ver­wal­tungs-, Ef­fek­ten­han­dels- oder Ein­la­gen­ge­schäft für ein­zel­ne Kun­din­nen oder Kun­den zu­sam­men­hän­gen, er­hebt die FIN­MA die In­for­ma­tio­nen selbst und über­mit­telt sie den er­su­chen­den Be­hör­den. Glei­ches gilt für In­for­ma­tio­nen, die di­rekt oder in­di­rekt ein­zel­ne An­le­ge­rin­nen oder An­le­ger kol­lek­ti­ver Ka­pi­tal­an­la­gen be­tref­fen. Ar­ti­kel 42a fin­det An­wen­dung.4

3terDie FIN­MA kann der aus­län­di­schen Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­de, die für die kon­so­li­dier­te Auf­sicht des ge­prüf­ten Be­auf­sich­tig­ten ver­ant­wort­lich ist, für Zwe­cke nach Ab­satz 3 er­lau­ben, ei­ne be­schränk­te An­zahl ein­zel­ner Kun­den­dos­siers ein­zu­se­hen. Die Aus­wahl der Dos­siers muss zu­fäl­lig an­hand von im Vor­aus fest­ge­leg­ten Kri­te­ri­en er­fol­gen.5

4Die FIN­MA kann die aus­län­di­schen Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­den bei ih­ren di­rek­ten Prü­fun­gen in der Schweiz be­glei­ten oder durch ei­ne Prüf­ge­sell­schaft oder ei­ne Prüf­be­auf­trag­te oder einen Prü­fungs­be­auf­trag­ten be­glei­ten las­sen. Die be­trof­fe­nen Be­auf­sich­tig­ten kön­nen ei­ne Be­glei­tung ver­lan­gen.6

5Die nach schwei­ze­ri­schem Recht or­ga­ni­sier­ten Nie­der­las­sun­gen ha­ben den zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­den und der FIN­MA die zur Durch­füh­rung der di­rek­ten Prü­fun­gen oder der Amts­hil­fe durch die FIN­MA not­wen­di­gen Aus­künf­te zu er­tei­len und Ein­sicht in ih­re Bü­cher zu ge­wäh­ren.

6Als Nie­der­las­sun­gen gel­ten:

a.
Toch­ter­ge­sell­schaf­ten, Zweignie­der­las­sun­gen und Ver­tre­tun­gen von Be­auf­sich­tig­ten oder aus­län­di­schen In­sti­tu­ten; und
b.
an­de­re Un­ter­neh­mun­gen, so­weit ih­re Tä­tig­keit von ei­ner Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­de in die kon­so­li­dier­te Auf­sicht ein­be­zo­gen wird.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 13 des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5339; BBl 2014 7483).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 13 des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5339; BBl 2014 7483).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 13 des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5339; BBl 2014 7483).
4 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 13 des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5339; BBl 2014 7483).
5 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 13 des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5339; BBl 2014 7483).
6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 8 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Bün­de­lung der Auf­sicht über Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men und Prüf­ge­sell­schaf­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 4073; BBl 2013 6857).

BGE

142 IV 207 (1B_249/2015) from 30. Mai 2016
Regeste: Art. 6 Ziff. 1 EMRK; Art. 14 Ziff. 3 lit. g UNO-Pakt II; Art. 113 Abs. 1, Art. 170 Abs. 1, Art. 171, Art. 197 Abs. 1 lit. c und d, Art. 248 Abs. 1, Art. 264 Abs. 1 und Art. 265 Abs. 4 StPO; Art. 7 Abs. 2 GwG; Art. 47 BankG. Strafprozessualer "nemo tenetur"-Grundsatz. Entsiegelung eines sichergestellten bankinternen Memorandums, welches zuvor Gegenstand eines bankenaufsichtsrechtlichen Vorabklärungs- bzw. Auskunftsverfahrens gebildet hat. Untersuchungsrelevanz der versiegelten Unterlage und Verhältnismässigkeit der Entsiegelung (E. 7). Tragweite des Verbots des Selbstbelastungszwangs bei einer beschuldigten Bank. Gesetzliche Aufgabenverteilung und Koordination zwischen der FINMA und der Bundesanwaltschaft bei angezeigten Geldwäschereiverdachtsfällen. Die fragliche bankinterne Unterlage wurde aufgrund eines nicht strafbewehrten Auskunftsbegehrens der FINMA erstellt. Der "nemo tenetur"-Grundsatz steht insofern einer gesetzeskonformen strafprozessualen Sicherstellung einer Kopie der Unterlage bei der beschuldigten Bank nicht entgegen (E. 8). Die von der beschuldigten Bank angerufenen Geheimnisschutzinteressen bilden hier (auch im Lichte der gesetzlichen Selbstbelastungsprivilegien) ebenfalls kein Entsiegelungshindernis (E. 9-12).

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